Netzausbau treibt Strompreise

DAS NACHRICHTENPORTAL RHEIN-NECKAR
ENERGIE:
Netzausbau treibt Strompreise
Von unserem Korrespondenten
Hannes Koch
Berlin. Die Kosten für die deutschen Stromnetze werden im kommenden Jahr steigen. Die Firma Tennet, in
deren Einzugsgebiet rund die Hälfte der deutschen Privathaushalte liegt, rechnet mit einem Anstieg pro
Privathaushalt von etwa 30 Euro pro Jahr. Insgesamt könnte der Strom dann bis zu 44 Euro jährlich teurer
werden, errechnete das Vergleichsportal Verivox aus Heidelberg.
Wie sich die Strompreise konkret entwickeln, hängt jedoch von der Geschäftspolitik der jeweiligen örtlichen
Stromversorger ab. Tennet betreibt die Höchstspannungsleitungen in einem Streifen von Schleswig-Holstein,
über Niedersachsen und Hessen bis nach Bayern. Die Kosten für den Stromtransport über weite Strecken
könnten 2017 um etwa 80 Prozent wachsen, teilte das Unternehmen mit.
Geringere Steigerung im Süden
Die Firma 50Hertz, die die Höchstspannungsleitungen in Ostdeutschland betreibt, gibt die entsprechende
Verteuerung für 2017 mit 45 Prozent an. Amprion in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz rechnet mit 12
Prozent. TransnetBW in Baden-Württemberg will die Netznutzungsentgelte ab 1. Oktober um fünf Prozent
erhöhen.
Dort wird die Preiserhöhung für die Endkunden also wesentlich geringer ausfallen als im Tennet-Gebiet. Die
großen Steigerungen bei Tennet und 50Hertz kommen daher, dass in diesen Verteilungsgebieten die Netze
besonders stark ausgebaut werden müssen.
Verivox hat die Preisentwicklung für Privathaushalte in den Tennet-Regionen insgesamt ermittelt. Neben den
zusätzlichen 30 Euro für die Überlandleitungen rechnen die Experten mit weiteren 34 Euro für die höhere
Umlage, mit der die erneuerbaren Energien gefördert werden (EEG-Umlage). Hinzu kommen sieben Euro
mehr Umsatzsteuer für den Privathaushalt.
Sicher ist derweil noch nicht, dass die vier Betreiber des Höchstspannungsnetzes ihre Preise wie gewünscht
erhöhen können. Denn die Bundesnetzagentur in Bonn gibt als Regulierungsbehörde eine Obergrenze vor.
,,Inwieweit die von Tennet angekündigten Steigerungen erforderlich sind, kann die Bundesnetzagentur noch
nicht abschließend bewerten", hieß es.
Als Grund für die höheren Kosten erklärte Tennet, man müsse in großem Umfang ,,Netzstabilisierung"
betreiben. Hintergrund ist, dass vor allem in Norddeutschland mehr und mehr Ökostrom produziert wird. Der
Zubau von Windparks an Land und auf dem Meer macht sich bemerkbar. Allerdings fehlt es noch an
ausreichenden Leitungen, um die Elektrizität in die Industriegebiete Süddeutschlands zu führen. Deswegen
müssen regelmäßig Windanlagen ab- und fossile Reservekraftwerke im Süden zugeschaltet werden.
Die Fachleute sprechen von ,,Redispatch". Dies verursacht die Zusatzausgaben. ,,Im vergangenen Jahr
betrugen die sogenannten Redispatch-Kosten etwa eine Milliarde Euro" bundesweit, sagte Fiete Wulff,
Sprecher der Netzagentur. ,,In unseren Prognosen gehen wir davon aus, dass diese Summe auf vier
Milliarden Euro in 2023 steigt." In den wachsenden Netzkosten ,,drückt sich der bislang unterbliebene oder zu
langsame Ausbau der Stromnetze aus", so Wulff.
Teure Erdkabel
Und wieso geht das nicht schneller? Diese Frage kann Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU)
Mit der Nutzung
dieser
sich
damit einverstanden,
wir Cookies
beantworten,
derWebseite
zeitweiseerklären
die PläneSie
zum
Trassenausbau
blockierte.dass
Er machte
sich die Kritik von
verwenden. » Mehr Informationen.
Bürgerinitiativen zu eigen, die gegen den Bau von Hochspannungsmasten opponierten.
OK
Nun soll ein Teil der Stromkabel unter die Erde verlegt werden, was den Ausbau verteuert. Unter anderem die
Bürgerproteste machen die Planungsverfahren zäh und langwierig. So rechnet die Netzagentur erst später
damit, dass die wichtigen Leitungen Süd-Link und Südost-Link in Betrieb gehen.
Aber es gibt auch gute Nachrichten: Die sogenannte Thüringer Strombrücke nach Bayern ist fast fertig, und
die ,,Windsammelschiene" von Mecklenburg nach Hamburg arbeitet.
© Mannheimer Morgen, Sonntag, 25.09.2016
Mit der Nutzung dieser Webseite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies
verwenden. » Mehr Informationen.
OK