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Das Fachmagazin für junge Zahnmediziner
Tag des Kaffees: „Das Gute in der Bohne“
Monia Geitz · Samstag den 1. Oktober 2016
Welche Auswirkungen hat Kaffee auf unser Gehirn? Erhöht der braune
Muntermacher tatsächlich den Blutdruck? Hilft er gegen Müdigkeit? Und hilft
er uns durch lange Lern- und Arbeitsphasen? Viele Fragen und noch mehr
widersprüchliche Antworten drehen sich um das Lieblingsgetränk der
Deutschen. Doch was stimmt nun? Expertin Karen Nieder klärt im Interview
anlässlich des Tags des Kaffees auf.
Geht fast immer: Kaffee hat viele positive Auswirkungen auf den Körper. Foto:
Shutterstock/Comaniciu Dan
Die Pharmazeutin Karen Nieber, emeritierte Professorin der Universität
Leipzig, befasst sich seit vielen Jahren mit diesem Thema. Erst kürzlich hat sie wieder
in der „Pharmazeutischen Zeitung“ über „Das Gute in der Bohne“ geschrieben
und dafür mehrere wissenschaftliche Studien zur Wirkung des Kaffees
ausgewertet. Anlässlich des deutschlandweiten Tags des Kaffees am 1. Oktober
beantwortet sie die wichtigsten Fragen.
? Frau Prof. Nieber, Sie haben aktuelle Studien zum Streitthema Kaffeegenuss bei
Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausgewertet. Was ist Ihr Fazit?
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Prof. Karen Nieber: Kaffee erhöht den Blutdruck kurzzeitig. Das ist gut, wenn wir
morgens in Gang kommen wollen. Aber die Wirkung geht schnell wieder zurück – vor
allem bei Menschen, die Kaffee gewöhnt sind. Es gibt umfangreiche Studien, die
besagen, dass regelmäßiger Kaffeegenuss bei gesunden Menschen dauerhaft keinen
Einfluss auf Blutdruck und Infarktrisiko hat. Vorsichtig sollten nur ältere
Menschen sein, die bereits an Bluthochdruck leiden. Sie sollten nicht mehr als eine
Tasse täglich trinken.
? Wie ist das bei Schwangeren?
Nieber: Alkohol ist in der Schwangerschaft strikt verboten. Das gilt für Kaffee nicht.
Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat eindeutig
erklärt, dass Schwangere Kaffee in Maßen trinken können, jedoch nicht mehr als 200
Milligramm Koffein pro Tag. Das sind etwa drei Tassen. Übrigens dürfen auch
Schulkinder und Jugendliche zwischen zehn und 18 Jahren ganz ohne Bedenken
Kaffee trinken: Man sagt täglich etwa drei Milligramm pro Kilogramm
Körpergewicht Coffein, dazu zählt allerdings auch der Koffeingehalt in Softdrinks.
Diabetiker, Asthmatiker und Sportler profitieren vom Kaffee.
? Auf wen wirkt sich Kaffeegenuss gesundheitsfördernd aus?
Nieber: Diabetiker, Asthmatiker, Patienten mit Lebererkrankung und auch
Sportler profitieren vom Kaffee. Viele Ausdauersportler trinken vor dem Wettkampf
ein bis drei Tassen, weil Kaffee den Kreislauf anregt, die Durchblutung der
Muskulatur fördert und dadurch bei Muskelschmerzen hilft. Da braucht man oft
kein Schmerzmittel mehr. Ob Kaffee auch den langfristigen Trainingseffekt steigert,
ist bislang nicht geklärt.
Zwei bis drei Tassen pro Tag haben einen positiven Effekt
? Wie viele Tassen täglich sind für einen gesunden Menschen empfehlenswert?
Nieber: Zwei bis drei Tassen pro Tag haben einen positiven Effekt. Das gilt aber
auch für entkoffeinierten Kaffee. Nicht nur das Koffein hat Auswirkungen auf den
Körper, auch andere Inhaltsstoffe wie beispielsweise Chlorogensäure. Kaffee ist
ein Naturprodukt und keine Monosubstanz. Die verschiedenen Inhaltsstoffe bringen
einen Synergieeffekt. Sie wirken an verschiedenen Stellen des Körpers. Man spricht
auch von einem Multi-Target-Effekt. Die Mischung macht’s also.
? Und wie viel Kaffee trinken Sie täglich?
Nieber: Ich trinke drei bis vier Tassen am Tag – mit Milch. Da ist die Magenreizung
geringer als bei schwarzem Kaffee.
Dieser Beitrag wurde publiziert am Samstag den 1. Oktober 2016 um 06:00
in der Kategorie: Aktuelles.
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