BJV-Tipp zur Unfallverhütung Der Mais steht allerorts hoch, höchste Zeit also, sich Gedanken über die anstehenden Erntejagden zu machen. Denn einfach mit ein paar Jägern ein Feld zu umstellen genügt nicht. Die Erntejagd ist die am meisten unterschätzte Form der Gesellschaftsjagd bezüglich Sicherheit und Rechtskonformität. Maximilian Sedlmair hat für uns die wichtigsten Punkte zusammengestellt. 1. Kommunikation mit den Landwirten Ohne vorherige Absprache ist eine Erntejagd sinnlos. Wenn zum Beispiel erst bei Einbruch der Nacht die letzten Bahnen gemäht, gehäckselt oder gedroschen werden, bringt das Umstellen des Ackers keinen Erfolg. Weit im Vorhinein sollten mit den Landwirten des Revieres mögliche „Sauenschläge“ besprochen werden. Die Revierpächter sollten kundtun, wo sie beabsichtigen, während der Ernte eine Gesellschaftsjagd durchzuführen. 2. Unfallverhütung und Sicherheit Jede Form der Jagd mit mehr als vier Teilnehmern zählt als Gesellschaftsjagd. Folgende Anforderungen müssen deshalb erfüllt sein: Ein Jagdleiter muss bestimmt werden. Der Jagdleiter hat jeden Jäger in seinen Stand einzuweisen, auf mögliche Gefahren hinzuweisen und ihm gegebenenfalls die verwendeten Signale (Jagdhorn) mitzuteilen. Der Jagdleiter hat jedem Schützen Schuss- und Gefahrenbereiche aufzuzeigen. 28 9/2016 Es muss signalfarbene Bekleidung beziehungsweise Bekleidung, die den Teilnehmer farblich deutlich von seiner Umgebung abhebt, getragen werden. Waffen dürfen nur auf dem Stand geladen werden. Der Stand darf erst nach „Hahn in Ruh“ beziehungsweise nach vorheriger Information durch den Jagdleiter verlassen werden. Es darf nicht in den „Kessel“ geschossen werden. Ausnahme: Der Jagdleiter erlaubt es ausdrücklich, wenn er eine Gefährdung sicher ausschließen kann – was bei Erntejagden kaum möglich ist. 3. Kugelfang Der Kugelfang ist das heikelste Thema bei jeder Gesellschaftsjagd, besonders bei der Erntejagd. Allgemein gilt, dass eine Schussabgabe nur nach vorheriger Kontrolle und Herstellung von Sicherheit erfolgen darf. Als Kugelfang muss gewachsener Boden vorhanden sein, und man muss sich vergewissern, dass in der Richtung, in die man schießt, niemand joggt, fährt, reitet oder sich sonstwie aufhält. Die Themen Eintritts- beziehungsweise Auftreffwinkel und die Wirkung der Bodenbeschaffenheit wurden bereits ausführlich behandelt (s. JiB 10/2015). Jedem Planer einer Erntejagd sollte bewusst sein, dass bei am Boden stehenden Schützen die Wahrscheinlichkeit für einen ausreichenden Kugelfang äußerst gering ist. Es ist daher zu empfehlen, zur Vorbereitung einer Erntejagd Drückjagdstände mit ausreichender Höhe zu organisieren und passend aufzustellen. Dies hat folgende Vorteile: Der Schütze sieht von oben in den Maisschlag hinein, wodurch er sich früher auf ein Auswechseln der Sauen einstellen und dafür bereitmachen kann. D ie Schützen sehen sich untereinander, wodurch eine direkte Verständigung möglich wird. D ie Wahrscheinlichkeit eines adäquaten Kugelfanges steigt, was einige Schüsse erst möglich macht. 4. Benötigte Schützen Für eine Erntejagd sollte man sich lange im Voraus Gedanken machen, welche Schützen teilnehmen sollen. Ungeeignet sind: Foto: LJV RLP, G. Klein Erntejagden – nur von oben! Bitte beachten Sie die BJVGrundsätze zur Bewegungsjagd. Sie sind zu finden auf der BJV-Homepage unter www.jagd-bayern.de, Menüpunkt „Jagdpraxis“, „Grunds. zur Bewegungsjagd“. Für jede Erntejagd muss ein qualifizierter Ersthelfer vor Ort sein, so wie es die UVV für alle Formen der Gesellschaftsjagd vorschreibt. Zudem sollten die nächstgelegenen Rettungspunkte bekannt sein. Es sollten gemäß Gesetz ausreichend brauchbare Hunde zur Verfügung stehen. Mindestens jedoch muss ein Nachsuchengespann verfügbar sein, da eine zeitnahe adäquate Nachsuche durch ein geeignetes und geprüftes Gespann gesetzlich vorgeschrieben ist. 7. Klare Kommunikation mit dem Ernteteam Die Verständigung mit dem Ernteteam während der Jagd entscheidet über Erfolg und Misserfolg. Art und Tempo des Erntens, die Ecken, an denen zuerst viel abgeerntet wird, und der Bereich, der als letztes noch steht, haben direkten Einfluss auf das Auswechseln des Wildes. © 2016 Für die Erntejagd ist jede Jagdeinrichtung geeignet, die die Sicherheitsaspekte der UVV Jagd erfüllt und den Schützen auf eine Abschusshöhe von mindestens drei bis vier Metern bringt. Die Abschusshöhe ist die Höhe vom Boden bis zur Laufmündung im Anschlag. Das heißt, bei einer Körpergröße von 1,80 Metern und einer daraus folgenden Abschusshöhe im Anschlag von circa 1,70 Metern sollte der Schütze auf einer Erhöhung von mindestens etwa zwei Metern stehen. Dies entspricht in etwa den allgemein am Markt angebotenen Drückjagdständen. Als Faustformel kann man sich merken: Ein Jäger am Boden mit Abschusshöhe von 1,70 Metern 6. Ersthelfer und Hunde Präzisionswerkzeug Blaser Carbon BiPod Maximilian Sedlmair ist hauptberuflich Rettungsassistent beim Roten Kreuz und Inhaber der Firma Forst- & Jagdmanagement Sedlmair. Er bejagt eine Eigenjagd in Fürstenfeldbruck und ist bestätigter Nachsuchenführer. Maximale Stabilität für den perfekten Schuss auf große Distanz. Ultraleicht, dank der Kombination aus hochfestem Carbon und Flugzeugaluminium. Der magnetische Vorderschaftabschluss ermöglicht eine äußerst schnelle, einfache und geräuschlose Montage. Die perfekte Nachrüstlösung für die Blaser R8 Professional Success. 9/2016 29 BRANDMARK 5. Benötigte Jagdeinrichtungen erreicht den „sicheren“ Aufprallwinkel von zehn Grad (s. JiB 10/2015) nach circa zehn Metern. Das heißt, jeder zusätzliche Meter Abschusshöhe ermöglicht es dem Jäger, im ebenen Gelände 5,50 Meter weiter zu schießen. Abgabe von Waffen nur an Inhaber einer Erwerbserlaubnis. Jäger mit locker sitzendem Finger, die schnell einmal vom Jagdfieber gepackt werden. Jungjäger ohne ausreichende Erfahrung auf Bewegungsjagden. Jäger, die keine passende Ausrüstung haben (Repetierer oder Halbautomat mit Reflex-, Rotpunkt- oder Drückjagdvisierung). Jäger, die auf Grund von Alter oder körperlicher Gebrechen nicht in der Lage sind, die zeitliche Herausforderung einer Erntejagd zu überstehen. Allgemein lässt sich eine sinnvolle Anzahl an Schützen aus der Höhe der genutzten Jagdeinrichtungen ableiten. Habe ich circa drei Meter Standhöhe und somit eine Abschusshöhe von circa 4,7 Metern, ist es sinnvoll, alle 45 bis 50 Meter eine Jagdeinrichtung aufzustellen und zu besetzen. Außerdem sollten die Bereiche mit der kürzesten Distanz zum nächsten Einstand stärker abgesetzt werden als die Bereiche zum offenen Feld.
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