Schattenblick Druckausgabe

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MA-Verlag
SPORT / BOXEN
Kommt es zum Kampf zwischen Klitschko und Joshua?
Vieldiskutierte Option mit hohen
Hürden
(SB) ­ Wladimir Klitschko hat seit
seiner Niederlage gegen Tyson
Fury im November 2015 nicht
mehr im Ring gestanden, da der
Brite die anberaumte Revanche
im Juli und Oktober jeweils aus
gesundheitlichen Gründen platzen ließ. Nie zuvor in seiner Profikarriere mußte der Ukrainer eine derart lange Pause einlegen
und da er inzwischen 40 Jahre alt
ist, wiegt eine solche Ungewißheit und Verzögerung doppelt
schwer ... (Seite 9)
IMPRESSUM
Elektronische Zeitung Schattenblick
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Elektronische Zeitung Schattenblick
Donnerstag, 29. September 2016
US-Wahlkampf
in der medialen Weltarena
Ein
Spektakel von hohem Unterhaltungswert, das den Vergleich mit
dem Super Bowl nicht zu scheuen braucht, sei das sogenannte
Fernsehduell zwischen den beiden Bewerbern um die US-Präsidentschaft, heißt es in Pressekommentaren. Das ist keineswegs abwertend gemeint, erfüllen die
häufig zitierten Boxmetaphern
vom Punktsieg oder Knockout
doch allemal den Zweck, der inhaltlichen Substanzlosigkeit die
Spuren einer persönlichen Kontroverse im Reality Show-Format
zu geben. Überhaupt zeichnet
sich journalistische Herrschaftshörigkeit gerne dadurch aus, daß
Kriege und Konflikte zwischen
Staaten wie sportliche Wettkämpfe kommentiert werden, als ob
das dabei vergossene Blut lediglich Requisite einer Inszenierung
sei.
(SB) 28. September 2016 ­
gesellschaftlicher Sinnerfüllung
auszuweisen, ist ein geradezu alchemistischer Akt ganz nach der
Art, einen Immobilienhai in das
soziale Gewissen der Nation zu
verwandeln. Es ist für Trump mithin kein großer Schritt von seiner
Rolle als Showmaster, der die
Kandidaten seiner Sendung als
Personal für die eigenen Unternehmen auf Herz und Nieren
prüft, ins Amt des höchsten Master of Celebration (MC) der
USA.
Auch dort fungiert der Staat als
Hauptausschuß seiner größten
Kapitale, und so stießen Hillary
Clintons Attacken, mit denen ihr
Kontrahent der unlauteren Geschäftsmoral überführt werden
sollte, ins Leere. Profit mit Subprime-Hypotheken zu machen,
deren Kollaps Millionen vor allem nichtweißer Arbeiterinnen
und Arbeiter das Dach über dem
Kopf und die Butter auf dem Brot
kostete, ist für den Unternehmer
Trump schlicht ein Beleg für geschäftliches Geschick. Das gilt
nicht minder für die legale Steuervermeidung, die für ihn nicht
einmal ein Kavaliersdelikt, sondern Schlüssel zum Erfolg ist.
Als langjähriger Moderator des
TV-Dauerbrenners The Apprentice, in der die Kandidaten im
Kampf um den Hauptpreis, einen
Arbeitsplatz, gegeneinander antreten, kennt sich Trump in diesem Metier bestens aus. Die wenig erstrebenswerte Not, sich mit
Lohnarbeit am Leben zu erhalten
und den Job im Normalfall eher Warum auch leugnen, daß der
gezwungenermaßen als mit Freu- staatlich organisierte Liberalisde zu verrichten, gar als Gipfel mus große Vorteile für diejenigen
Elektronische Zeitung Schattenblick
hat, die ihn zu nutzen wissen?
Sich amoralisch zu präsentieren
muß kein Nachteil sein im Amt
des Präsidenten eines Landes,
dessen Kriegführung Millionen
Menschen das Leben kostet, dessen Großkonzerne nichts auf den
Ruf kommen lassen, in puncto
Mangelproduktion, Landraub
und Naturzerstörung weltweit
führend zu sein, und dessen Politikerkaste als Unternehmertum
in eigener Sache auftritt, wenn es
seinen öffentlichen Einfluß mit
millionenschweren PR-Kampagnen und Werbeoffensiven regelrecht erkauft. Die Moral der
Herrschenden wird zur herrschenden Moral vor allem dadurch, daß die Kunst, sie zu manipulieren und zu hintergehen, zu
Recht als Ausweis höchster politischer Intelligenz verstanden
wird.
Sportlich geht es mithin in beiden Lagern des faktischen Zweiparteiensystems der Vereinigten
Staaten zu. Hillary Clintons hat
ihre Meriten als Außenministerin
wohlverdient, wie insbesondere
der Ruinenstaat Libyen belegt,
dessen Niedergang sie als Cheerleaderin eines Freiheitspathos
feierte, mit dem Machthaber
Gaddafi nicht nur bildlich gesprochen, sondern wortwörtlich
auf die Spitze eines Pfahles genommen wurde. Unvergessen die
Genugtuung ihrer Worte "Wir
kamen, wir sahen, er starb", und
wer hier Cäsarenwahn diagnostiziert, der weiß, mit wem er sich
besser nicht anlegt. Die Dame
hierzulande als wünschenswerte
US-Präsidentin anzupreisen
drückt selbst vor dem Hintergrund eines Trumps, der als größeres Übel [1] fast jede Barbarei
zur Petitesse relativiert, systematisch erzeugte Ignoranz aus.
Seite 2
Die Angelegenheit als sportliches Unterhaltungsevent vom
Schlage eines Wrestlingturniers
zu nehmen, bei dem jeder weiß,
daß es sich bei den hochemotional ausgetragenen Fehden um
scripted reality handelt, und sich
trotzdem und gerade deshalb
amüsiert, heißt, zumindest nicht
zu verkennen, daß diese Inszenierung von Demokratie, auf die
Waage des ernstzunehmenden
Anspruchs auf politische Partizipation gelegt, eine Verhöhnung
ersten Ranges darstellt. Die in
der US-amerikanischen Eigentumsordnung herrschende Ungleichheit wird von der politischen Führung nicht nur nicht in
Frage gestellt, sie ist das Fundament administrativer Macht in
dieser Klassengesellschaft.
Wird über die Eignung, die exekutive Gewalt des Staates als
amtierender Commander-inChief innezuhaben, vor allem
anhand des Gesundheitszustands oder Intelligenzquotienten etwaiger Amtsbewerber entschieden, dann fügen sich die
darüber geführten Debatten bestens in die Scheinwelten TVaffiner Erregung. So feiert die
Personalisierung der Politik in
der Berichterstattung über dieses Ereignis auch hierzulande
Triumphe boulevardesker Unterhaltung, bei der dem Publikum das Lachen nur deshalb
nicht im Halse stecken bleibt,
weil es sich vom jähen Drohnen- oder Bombentod nicht bedroht fühlen muß. Nichts könnte besser dokumentieren, daß
die Verhältnisse diesseits des
Atlantiks nicht viel anders als in
den USA sind, wenn einer
Scharade wie dieser weltweite
Bedeutsamkeit zugeschrieben
wird.
www.schattenblick.de
Anmerkung:
[1] HEGEMONIE/1800: Die Logik des größeren Übels im Präsidentschaftswahlkampf der USA
(SB)
http://www.schattenblick.de/infopool/politik/kommen/hege1800.html
http://www.schattenblick.de/
infopool/politik/kommen/
prop1489.html
SCHACH - SPHINX
Quantité négligeable
(SB) ­ Als
François Andre Philidors Theoriewerk 1749 in Druck
gegeben wurde und schließlich
wie ein Lauffeuer die damalige
nicht sonderlich große Schachgemeinde überrannte, war man erstaunt darüber, daß der von sich
auch spielerisch Reden machende
Opernkomponist Mystik und Vernunft zu einem Theorem verdichtete. Philidor, ein ansonsten durch
und durch rationaler Mensch, erklärte nämlich den Bauern, vordem der Lächerlichkeit preisgegeben, zur Seele des Königlichen
Spiels. Man könnte nun in aller
Arglosigkeit die Vermutung hegen, er habe den blutigen Sturz
des französischen Königshauses
vorweggeahnt und so sein Büchlein gewissermaßen auf ein zeitgemäßes Gleis gestellt. Als Prophet des Schachspiels mag er
vielleicht noch durchgehen, vom
Räderwerk geschichtlicher Ereignisse wird er indes wenig verstanden haben, wiewohl die Anzeichen eines tiefschürfenden Wandels wohl auch in seiner Zeit laut
von den Wänden widerhallten.
Do, 29. September 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
Philidors Lehrmeinung über den
Wert der Bauern ist bis in die heutige Zeit nicht erschüttert worden,
wenngleich sie in einigen Punkten eine deutliche Revision erfuhr. So sieht man in der nach ihm
benannten Verteidigung heutzutage mit antiquiertem Wohlwollen
eher ein Relikt der schachlichen
Vorgeschichte. Doch ansonsten
hatte der französische Musikus
durchaus zukunftsweisend gedacht und erkannt, daß jedes Figurenspiel zuvörderst und nachhaltig von der jeweiligen Bauernstruktur belebt oder behindert
wird. Im Gegensatz zu den Ansichten der Schachspieler des 18.
Jahrhunderts waren für Philidor
die Bauern eben nicht eine 'quantité négligeable', deren Bedeutung
für die Partie also bestenfalls darin bestand, daß sie schleunigst geopfert wurden, um wichtige Angriffsstraßen zu öffnen. Daß Philidor alles andere als mystisch gedacht hat und worin er den eben
zum Opfervorstoß und Generalabtausch mit 1...d5-d4! Wie gut
er seinen Angriff vorbereitet hatte, sollst du nun herausfinden,
Wanderer!
Auflösung des letzten
Sphinx­Rätsels:
Torres - Aljechin
Sevilin 1922
nicht zu unterschätzenden Wert
der Bauern sah, erklärte er mit eigenen Worten durch eine recht
simple Erkenntnis: "Da es häufig
bedenklich ist, frühzeitig anzugreifen, soll man erst zum Angriff
übergehen, wenn die den Angriff
unterstützenden Bauern gut postiert sind. Ohne diese Vorbereitung sind Angriffe meist erfolglos." Im heutigen Rätsel der
Sphinx griff Meister Aljechin nun
Der Zufall als lachender Dritte
stellte sich auf Fischers Seite.
Herauskam dabei eine spritzige
Siegeskombination: 1.Dd2-c2?
Sd3xf2! 2.Kg1xf2 Sf6-g4+
3.Kf2-g1 Sg4xe3 4.Dc2-d2
Se3xg2! 5.Kg1xg2 d5-d4
6.Se2xd4 La6-b7+ 7.Kg2-f1 Dd8d7! und Schwarz gab auf wegen
der tödlichen Drohung Dd7-h3+,
zum Beispiel 8.Dd2-f2 Dd7-h3+
9.Kf1-g1 Te8- e1+! 10.Td1xe1
Lg7xd4 nebst Matt.
http://www.schattenblick.de/
infopool/schach/schach/
sph05972.html
MEDIEN / FAKTEN / FILM
Internationale Presseagentur Pressenza ­ Büro Berlin
Premiere von "Jenseits von Rache" im IPB in Berlin
Nachricht aus der Redaktion Madrid vom 27. September 2016
der Technischen Universität Jenseits von Rache, ein Dokutag, den 2. Oktober, am Interna- Berlin [3] statt.
mentarfilm von Álvaro Orus und
tionalen Tag der Gewaltfreiheit
Luz Jahnen erzählt anhand von
wird der Dokumentarfilm Jen­ Álvaro Orus und Luz Jahnen, die persönlichen Geschichten "wie
seits von Rache [1], auf dem In- Produzenten des Films werden Rache unsere Gesellschaft und
ternationalen Kongress des Pe- anwesend sein.
unser Leben beherrscht". Er erace Bureau [2] uraufgeführt. Der
öffnet aber auch die MöglichKongress hat das Motto Disarm! Der Film wird gleichzeitig an ver- keit, den Weg der tiefen Versöh­ For a climate of Peace. Die schiedenen anderen Orten in nung zu wählen, als Grundlage
Premiere findet um 16.30 Uhr in mehreren Ländern gezeigt.
für eine persönliche Befreiung
Madrid ­ 27.09.2016. Am Sams-
Do, 29. September 2016
www.schattenblick.de
Seite 3
Elektronische Zeitung Schattenblick
und eine Gesellschaft mit weni- Jenseits von Rache ist ein nicht lin/congreso-noticias/
ger Gewalt.
kommerzieller Film, der durch [3] https://www.ipb2016.berSpenden von Menschen aus ver- lin/program/side-events/
Die Macher des Films möchten in schiedenen Ländern finanziert [4] https://www.youtudieser Veranstaltung "durch die wurde. Er wird zur gratis zur frei- be.com/channel/UCKUTHLlfEMu1oT_J55DQeYg
Stimmen der Frauen und Männer en Verfügung stehen.
ein kleines Sandkorn für ein Klima des Friedens" beitragen. Die Luz Jahnen und Álvaro Orus werMenschen im Film haben alle den am Kongress teilnehmen und Der Text steht unter der Lizenz
schmerzhafte Dinge erlebt, die ihr auch nach der Aufführung zu Ge- Creative Commons 4.0
http://creativecommons.org/liLeben gezeichnet haben. Sie sind sprächen bereit stehen.
censes/by/4.0/
sich bewusst wie Groll und Rache
sich in ihren Köpfen und in ihren Workshop: Jenseits von Rache /
*
Herzen fest gesetzt hat und ihr Beyond revenge [4]
Quelle:
Leben bestimmt. Sie haben jedoch den Weg der Versöhnung ge- Übersetzung aus dem Spanischen Internationale Presseagentur
Pressenza - Büro Berlin
wählt, sie haben sich mit den von Marita Simon
Johanna Heuveling
Menschen versöhnt, die ihnen soE-Mail: johanna.heuveviel Schmerzen zugefügt haben.
[email protected]
Oft wurden sie aber auch dafür Anmerkungen:
Internet: www.pressenza.com/de
von ihrer Umgebung kritisiert
und nicht verstanden.
[1] https://www.youtuhttp://www.schattenblick.de/
be.com/channel/UCKUTHLlfEinfopool/medien/fakten/
Der Dokumentarfilm zeigt oft Mu1oT_J55DQeYg
mfaf0020.html
sehr intime Aussagen und so kön- [2] https://www.ipb2016.bernen die Autoren das Thema Rache
in einem gesellschaftlichen und
historischen Kontext sehen. Sie
erforschen die Geschichte des
Westens, um herauszufinden, wie
MEDIEN / FAKTEN / FRAGEN
die Rache zu einer Institution
werden konnte und wie sie zu eiInternationale Presseagentur Pressenza ­ Büro Berlin
nem fundamentalen Teil unserer
Kultur geworden ist, sogar ein
Interview mit Álvaro Orus,
Teil der Kunst und der Religion.
Der Spanier Álvaro Orus hat bereits mehrere Dokumentarfilme
gedreht, einige davon befassen
sich eher mit gesellschaftlichen
Themen, andere hauptsächlich
mit "psychologischen", aber sie
alle haben einen humanistischen
Gesichtspunkt.
Regisseur des Dokumentarfilms "Jenseits von Rache"
von Gabriela Amaya, 28. September 2016
Berlin - 28.09.2016. Dieser Dokumentarfilm, der seine Premiere auf der Internationalen Friedenskonferenz in Berlin feiert,
wird unzweifelhaft ein neues und
fundamentales Element zum
Für den Produzenten Luz Jahnen Thema "Abrüstung - für ein Kliist es der erste Ausflug in die Welt ma des Friedens", das Motto diedes Films, nachdem er sich viele ses Kongresses, beitragen.
Jahre mit den Themen Gewalt,
Rache und Versöhnung beschäf- Wie bist du zu diesen ganzen Ge­
schichten, die mit Rache und dem
tigt hat.
Seite 4
www.schattenblick.de
Wunsch nach Versöhnung zu tun
haben, gekommen?
Das begann mit einer Arbeit von
Luz Jahnen, er hat sich mit diesem Thema beschäftigt und ausgehend von seinen Forschungen
hat er Workshops zu den Themen
Rache und Versöhnung organisiert. In den Workshops reflektieren die Teilnehmer ein Wochenende lang über das Thema Rache
Do, 29. September 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
in der Geschichte, der Gesellschaft und im eigenen Leben. So
ein Workshop fand im Studienund Reflexionspark Toledo statt,
wo ich mit den Leuten gesprochen, als sie herauskamen. Sie
waren begeistert und berührt und
ich hatte den Eindruck, dass die
Leute dort etwas Interessantes
entdeckt haben.
Dann habe ich mit Luz gesprochen und er meinte, er habe überlegt daraus eine Doku zu machen,
die vor allem die Erfahrungen und
die Erkenntnisse, die sich in den
Workshops ergeben, an viel mehr
Leute und in einem viel kürzeren
Zeitraum vermitteln könnte.
Für uns war ein wichtiges Kriterium für den Film nicht nur eine
Idee zu vermitteln, sondern ganz
besonders auch eine Erfahrung.
Jemand, der den Film sieht, soll
sich der Rache in sich selbst und
in den anderen um ihn herum bewusst werden. Wir kamen darauf,
dass die Teilnehmer an den Workshops, die ja zu wichtigen Erkenntnissen gelangten, dies in Interviews vermitteln könnten.
In deinen Dokus wählst du fast
immer das Interviewformat, um
deine Geschichten zu erzählen ...
Ich glaube die meisten Menschen sind es müde zu hören,
was sie zu tun oder zu denken
haben. Vielleicht ist es besser,
Beispiele aus dem wirklichen
Leben zu sehen, Leute wie wir,
die uns zeigen, auf welche Probleme sie gestoßen sind und was
sie getan haben, was sie gelernt
haben. Ich glaube das führt zu
einer echten Reflexion und das
kann uns Möglichkeiten öffnen
für Dinge, die wir wirklich tun
können.
Do, 29. September 2016
In meinen drei letzten Dokumentarfilmen liegt die Kraft der Botschaft sicherlich in dem, was die
befragten Menschen sagen.
Diese drei letzten Arbeiten stehen
mit existentiellen Themen in Ver­
bindung. Hat das etwas mit dei­
nem Leben zu tun?
Sehr viel. Schmerz oder auch Rache denke ich sind Themen, die
uns alle tief berühren. Meine Idee
bei diesen Produktionen liegt darin, dass sie der Ausdruck einer inneren Arbeit der jeweiligen Person sind. Ich glaube, dass in
Wirklichkeit alle Personen, die irgendwie, sei es als Musiker oder
als Spezialist, an diesem Projekt
teilgenommen haben, in dem jeweiligen Thema weiterkommen.
Das drücken sie unterschiedlich
aus und die Doku ist die Gesamtheit all dieser Ausdrucksformen.
mit unseren eigenen Erfahrungen
auf und wir begleiten den Befragten auf seinem Weg, bis wir den
Ausgang finden und die Situation
verändern. Wenn es auch manchmal um sehr harte Themen geht,
so ist doch die Stimmung im allgemeinen und besonders am Ende, leicht und hoffnungsvoll.
Das sind "heikle" Themen, mit
denen ihr da in den Interviews zu
tun habt, die Befragten legen ih­
re Seele bloß. Man gewinnt den
Eindruck, das Öffentlich machen
wirkt heilend.
Wir hatten das Glück, sehr mutige
Menschen gefunden zu haben, die
von Dingen berichten, über die man
normalerweise nicht spricht. Aber
diese Hemmschwelle, die sich im
Alltag ergibt, verhindert sehr oft,
dass wir uns mit Dingen beschäftigen, die wirklich wichtig sind. Die
Befragten überwinden diese BarIn all deinen Projekten gibt es ­ riere und allein die Tatsache darman könnte sagen ­ einen Ein­ über zu sprechen, tut ihnen gut, das
gang, den Rahmen für die Hand­ sagen sie jedenfalls. Ein wichtiger
lung, einen Kern und ein positives Punkt ist auch, dass man einer ErEnde oder eine positive Antwort, fahrung einen Sinn verleiht, die eidie das jeweilige Problem über­ gentlich negativ ist. Da man es aber
windet. Das alles wird erzählt an­ in eine Lehre verwandelt, wird es
hand des Lebens der Hauptdar­ auch noch nützlich für andere. Das
steller.
hilft das ganze zu integrieren, das
Leiden, was ursprünglich damit
Ja diese Handlung ist die innere verbunden war, verschwindet.
Ordnung für die Doku. Dieses immer wieder auftauchende Modell Besonders die Frauen erzählen
wurde von den "Geleiteten Erfah- ohne große Schwierigkeiten ...
rungen" von Silo inspiriert. Durch
den Rahmen der Geschichte kon- Ja genau. Wir mussten manchmal
zentriert der Kern die gesamte sogar "positiv diskriminieren",
dramatische Erfahrung. Wir ha- damit nicht nur Frauen berichten
ben versucht, verschiedene Fälle und auch Männern die Möglichzu zeigen und eine Folge daraus keit geben, sich auszudrücken
ist, das wir fast alle einen Befrag- und mitzumachen.
ten finden, mit dem wir uns auf
eine oder andere Art identifizie- Viele Befragte kommen aus La­
ren. Da wir uns mit ihm identifi- teinamerika. Gibt es da einen be­
zieren, nehmen wir Verbindung stimmten Grund?
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Seite 5
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Das kommt daher, dass Luz viele
Workshops dort gemacht hat. Einige Leute aus Chile waren sofort
begeistert von dem Projekt und
haben uns einige Interviews geschickt. Als wir die Aufnahmen
sahen, wurde uns klar, dass sie
sehr bewegend waren und vermittelten, was wir vermitteln wollten. Ich glaube das war ein wichtiger Schritt im Projekt.
listen... es kommen dann nach
und nach immer mehr freiwillige
Leute zu einem gemeinsamen
Projekt zusammen. Wir hoffen
auch, dass es nach der Veröffentlichung noch mehr werden. Ich
glaube, es ist besser ehrenamtlich
zu arbeiten, wenn man einen gewissen Geist erwecken möchte,
was in einem kommerziellen
Rahmen nicht so gut möglich ist.
An diesem Projekt haben viele Men­
Übersetzung aus dem Spanischen
schen sich ehrenamtlich beteiligt.
von Marita Simon
Der Text steht unter der Lizenz
Creative Commons 4.0
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
Quelle:
*
Internationale Presseagentur
Pressenza - Büro Berlin
Johanna Heuveling
E-Mail: [email protected]
Internet: www.pressenza.com/de
http://www.schattenblick.de/
infopool/medien/fakten/
mfain054.html
Da muss man die Arbeit der Musiker Florent und Mara hervorheben, die mit ihren Überlegungen Über die Autorin
und ihren eigenen Erfahrungen
beigetragen haben. Dann natür- Gabriela Amaya koordiniert das
lich die Kameraleute, die Spezia- Pressenza-Büro in Madrid.
MEDIEN / FAKTEN / FRAGEN
Internationale Presseagentur Pressenza ­ Büro Berlin
Interview mit Luz Jahnen, Produzent des Dokumentarfilms "Jenseits von Rache"
von Gabriela Amaya, 28. September 2016
"Eine Kultur persönlicher Ver­
söhnung und eine Justiz, die
nicht rächend ist ... sind sehr re­
volutionär"
Berlin ­ 28.09.2016. Luz Jahnen,
deutscher Produzent dieses Dokumentarfilms, versteht sich als Humanist und Forscher, der die Notwendigkeit hervorhebt, dieses auf
der Rache basierende System zu
überwinden: "... wenn wir zu einer Kultur gelangen wollen, die
sich aufdie Versöhnung stützt, als
Form, unsere Konflikte zu lösen."
Du hattest die Studie "Rache, Ge­
walt und Versöhnung" veröffent­
Seite 6
licht und danach in verschiedenen
Ländern Workshops zu diesem
Thema organisiert. Und nun pro­
duzierst du diesen Dokumentar­
film "Jenseits der Rache". Sieht
so aus, als hättest Du Dir dieses
Thema zur Priorität gemacht ...
Gewissermassen, Ja. In dem Sinne, dass dies, was mir mit Blick
auf die unmittelbare und mittelfristige Zukunft vor allem Sorgen
macht, die Gewalt ist. Die aktuelle Situation und der menschliche
Zukunftshorizont scheinen mir
sehr düster angesichts der Gegebenheiten und der Bedrohung
durch Gewalt aller Art. Und da
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die Welt der politisch und ökonomisch Mächtigen sich als unfähig
erweist, neue Wege zur Überwindung der Gewalt einzuschlagen,
bedarf es - so denke ich - der Initiative seitens Einzelner, von
Gruppen und der ganzen Bevölkerung, um neue Antworten auf
die alte aber heute brennend drängende Frage zu finden: wie
schafft es der Mensch, das Zusammenleben und das menschliche Projekt ohne Gewalt weiterzuentwickeln? Nun, dieser Film
versteht sich als Beitrag zu diesem Projekt. Und ich bin sehr
dankbar, in Alvaro Orus, einem
Freund aus Madrid, den DokuDo, 29. September 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
mentarfilmer gefunden zu haben,
der mit seiner Erfahrung als Regisseur diverser Dokumentarfilme,
seinem eigenen Interesse am Thema und seiner Arbeitsweise, diesen
Film erst möglich gemacht hat.
Bemerkenswert finden wir, dass
der Film bereits in dieser Woche in
sieben verschiedenen Ländern gezeigt wird, und wir schon jetzt über
eine spanische, englische und
deutsche Version verfügen. Das alles ohne irgendwelchen professioDie Premiere findet in Berlin beim nellen Verleih oder Ähnliches. Es
IPB­Kongress statt, einer Konfe­ liegt wohl daran, dass es von Anrenz, die unter dem Motto "Abrü­ fang eine Produktion mit internasten! Für ein Klima des Friedens" tionalem und freiwilligem Charak[1] steht. Scheint kein Zufall zu ter war und das Interesse bei
sein, dass die Premiere gerade Freunden in verschiedenen Ländort und in Berlin stattfindet?
dern geweckt hat ... Also ich denke, der Film ist bereits dabei, seiJa und Nein. Seit Januar haben wir nen Weg zu finden.
mit Alvaro an diesem Projekt gearbeitet, und - dank der Tatsache, Viele Autoren, aber auch Initiati­
dass Alvaro seine Planungen gut ven und Bewegungen sagen, solan­
einhält, im Gegensatz zu mir ... - ge es keine wirkliche Versöhnung
wir konnten absehen, dass wir bis zwischen den Menschen und Völ­
zu dieser Weltkonferenz des Inter- kern gibt, kann auch keine wirkli­
national Peace Bureaus fertig wer- che Kultur des Friedens entstehen
den würden. Uns erschien das ide- ...
al: diesen Film vor rund 1.000
Friedensaktivisten aus aller Welt Mmmmhhh ... mir scheint, man
zum ersten Mal zu zeigen. Genau müsse die Bedingung, die du da
das richtige Publikum, um einen nennst, umdrehen. Eine Kultur
Dokumentarfilm zu zeigen, der wirklichen "inneren Friedens"
von der persönlichen und sozialen wird sich ganz gewiss in einem anÜberwindung von Rache und Ge- deren Umgang der Menschen unwalt handelt. Da dieser Film aus- tereinander und der Völker ausserdem eine Produktion ohne jeg- drücken. Mit "innerem Frieden"
liche Unterstützung aus Staats- beziehe ich mich auf die Fähigkeit,
oder Kulturfonds ist, sondern aus die Wunden und Verletzungen, die
der Zusammenarbeit von etwa 40 mir andere zugefügt haben, zu heiLeuten verschiedener Länder, die len. Wo sind diese schmerzhaften
mit Interviews, Kompositionen Ereignisse? Und wo schmerzen
und Musik, Sprechern und Über- sie? In meinem Gedächtnis! Also
setzungen mitgewirkt haben, oder jeglicher Einsatz für Frieden und
indem sie uns ihre Wohnung auf Versöhnung beginnt - glaube ich Reisen zur Verfügung gestellt ha- mit einer sehr persönlichen Halben, passt das doch sehr gut zu ei- tung und Bereitschaft, die geschenem Publikum internationaler Ak- henen und momentanen Konflikte
tivisten, die - teilweise schon viele sehr bewusst und eben nicht inJahre - mit ihrem freiwilligen En- stinktiv anzugehen. Der Versuch,
gagement für eine Kultur des Frie- tief in mir zu verstehen, was gedens kämpfen. Wir hoffen, dass schehen ist und warum es geschewir gerade sie mit diesem letztlich hen ist. Ich habe keinen Zweifel
hoffnungsvollen Film in ihrer Ar- daran, dass von da aus ein anderer
beit unterstützen können.
Umgang mit den anderen MenDo, 29. September 2016
www.schattenblick.de
schen entstehen wird. Das würde
heissen, etwas mehr auf ein wirkliches geistiges Gleichgewicht zu
achten. Damit will ich ganz und
gar nicht sagen, wir sollten darauf
verzichten, von den Mächtigen
einzufordern, sie sollen auf ihre
Gewalt verzichten, mit der sie so
viel Leid, Elend, Armut und Angst
schaffen! Nein! Die Stimme der
Bevölkerung mit der Forderung
nach Frieden und einem Ende der
Gewalt müsste viel lauter und stärker werden! Aber - von wo aus
handeln wir für Frieden und Überwindung der Gewalt? Wenn du
mich fragst, dann aus unserem Inneren heraus; aus einem besseren
Umgang mit uns selbst und mit den
Anderen.
Darüberhinaus ist das, was für das
persönliche Gedächtnis nützlich
ist, vielleicht genauso gesund für
das kollektive Gedächtnis. Es lohnt
sich, da mal einen Blick drauf zu
werfen; einen Blick, der nicht von
Schuldgefühlen getrübt ist, aber
auch nichts verfälscht. Da treffen
wir, beim Blick in die Vergangenheit, neben den beeindruckenden
Schritten der menschlichen Entwicklung, auch sehr, sehr viel Geschehnisse äusserster Gewalt. So
gewalttätig, dass wir Mühe haben,
es zu verstehen oder es als Teil unserer Geschichte zu integrieren. Da
bräuchten wir nur einen Blick auf
die Genozide der letzten 20 Jahre
und jene der letzten zwei Jahrhunderte zu werfen. Das fällt uns so
schwer, dass sowohl Regierungen
wie Völker sich weigern, das Geschehene zu akzeptieren, weil es
ihr kollektives Gedächtnis befleckt. Aber ich nenne dir ein anderes Beispiel: wie schwer fällt es
uns immer noch, unsere kannibalische Vergangenheit als Spezies
zu verstehen und zu akzeptieren!
Klar, es ist viel angenehmer, ein
Seite 7
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Violinkonzert von Mozart zu hören. Aber ... wenn wir die
menschliche Gewalt überwinden
wollen - und daran führt kein Weg
vorbei, und ich halte es auch für
möglich - wäre es nicht schlecht,
wenn wir uns klar machen, woher
wir kommen, um mit Klarheit zu
verstehen, dass wir, angesichts
der Krise des menschlichen Zusammenlebens heute, den Gang
ein bisschen beschleunigen müssen, um entschlossen eine Kultur
der Gewaltlosigkeit aufzubauen,
eine Kultur der Versöhnung. Es
bleibt zu hoffen, dass sich die jungen Generationen für diese Veränderung interessieren.
Woher kommt Dein Interesse,
Dich mit der Rache und der Ge­
walt auseinanderzusetzen?
Ich wurde in einem Land geboren, von dem aus 20, 25 Jahre vor
meiner Geburt, ein Genozid an
Millionen Menschen organisiert
und durchgeführt wurde - der Holocaust. Aufgewachsen in einem
Westdeutschland, in welchem weder die Familien noch die Schulen über diese Vergangenheit
sprechen wollten, habe ich mit 15
zum ersten Mal Filmaufnahmen
der Konzentrationslager gesehen.
Bis auf den heutigen Tag habe ich
für das Gesehene nicht die passenden Worte. Allerdings kann
ich dir sagen, dass diese Bilder
die Grenzen meiner naiven Vorstellungskraft gesprengt haben.
Dass Menschen in der Lage sind,
so etwas anderen Menschen anzutun... war weit, weit über dem,
was ich für möglich gehalten hätte. Die menschliche Gewalt zu
verstehen und Wege zu ihrer
Überwindung zu finden, wurde
damals zu einer tiefen Notwendigkeit, um Sinn im Leben zu finden. Und, klar, es dauerte damals
Seite 8
nur Tage, bis ich Gandhi und King
fand, begann all ihre Ideen zu lesen und in meiner Umgebung das
anzuwenden, was ich verstanden
hatte. Und es dauerte auch nicht
viele Jahre, bis ich auf Silo stiess,
diesen Argentinier, der sein profundes Wissen vom Menschen
mit dem Aufruf zur Aktiven Gewaltlosigkeit und dem gerechten
Widerstand gegen jegliche Gewalt und Diskriminierung verband.
stellt. Und die Angst zu nehmen,
dass sich so etwas in jedwedem
Moment wiederholen kann. Aber
das heisst nicht notwendigerweise, dass diese Anerkennung zur
vollständigen Versöhnung mit
dem Erlebten führt.
Eine Kultur persönlicher Versöhnung und eine Justiz, die keine
Rachejustiz ist, sind - angesichts
der heutigen Lage - sehr revolutionär. Sie passen nicht in das
heutige System, welches auf der
Gewalt gründet.
Glaubst Du, es ist möglich sich zu
versöhnen, ohne dass erst einmal
Recht über die Schuldigen ge­ Wozu dient es, sich zu versöhnen?
sprochen wird?
Ja. Ich glaube, das sind zwei
durchaus verschiedene Dinge.
Mich mit dem zu versöhnen, was
mir passiert ist, bedeutet mich mit
Erinnerung zu versöhnen. Eine
sehr persönliche, innerliche
Handlung. Ein Gutteil des Dokumentarfilms handelt davon, und
ich glaube, er erklärt es gut.
Zuerst einmal dient es mir zweifellos, den inneren Frieden zu finden in Bezug auf die Wunden, die
mir "das Leben" zugefügt hat.
Statt gefesselt an die Kompensation meines erlittenen Leids und
den Verletzungen zu leben, mich
der Fülle des Lebens und der inneren Freiheit zu öffnen. Vitale
Energie frei zu setzen!
Die Rechtsprechung über die
Schuldigen, die Justiz - wenn sie
mehr als eine verkleidete Rache
sein will - kann zwei Funktionen
haben: das Ergreifen von
Massnahmen, um zu verhindern,
dass der Schuldige seine Handlungen wiederholt und, darüberhinaus, das kollektive Gedächtnis
über die gewalttätigen, aber versteckten und heimlichen, Taten
aufzuklären.
Nicht mehr an den rächenden
Verhaltensweisen festzuhalten
und sich für einen versöhnlichen
Umgang mit sich selber und den
Anderen zu entscheiden, bedeutet
letztlich eine ganz andere geistige Richtung einzuschlagen: eine
konstruktive Ausrichtung, positiv,
zugunsten von allen. Das wäre ein
sehr nützlicher Beitrag für die
Entwicklung einer neuen und gewaltlosen menschlichen Kultur.
Das macht viel Sinn. Und ist ein
Ja, in diesem Sinne kann die Ju- sehr, sehr inspirierender Weg.
stiz dazu beitragen, dass die Schädigungen, welche die Opfer er- Hast Du Frieden gefunden, als
fahren haben, anerkannt werden. Du mit irreparablen Verletzungen
Die Ohnmacht, welche die Opfer konfrontiert warst?
in jenen Situationen erlitten haben, anzuerkennen durch die Tat- Ich habe mich mit Verletzungen
sache, dass sich "die Gesell- aussöhnen können, die mir sehr
schaft" öffentlich auf deine Seite weh getan haben und die mit für
www.schattenblick.de
Do, 29. September 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
Quelle:
mich wichtigen Situationen und Über die Autorin
Beziehungen zu tun hatten, die Gabriela Amaya koordiniert das Internationale Presseagentur
Pressenza - Büro Berlin
sich nicht wiederherstellen lassen Pressenza-Büro in Madrid.
Johanna Heuveling
"als wäre nichts geschehen".
E-Mail: johanna.heuveAnmerkung:
Es hat mich sehr berührt, wie ei- [1] https://www.ipb2016.berlin/ [email protected]
Internet: www.pressenza.com/de
nige der Gesprächspartner in diesem Film, genau das beschrieben Der Text steht unter der Lizenz
http://www.schattenblick.de/
haben, was du gerade fragst.
Creative Commons 4.0
infopool/medien/fakten/
http://creativecommons.org/limfain055.html
Um auf den Film zurück zu kom­ censes/by/4.0/
men und Aspekte von dem, was
Du in dem Prozess der Versöh­
nung beschrieben hast: einige der
Interviewten sprechen von dem
Scheitern ihres Lebens, dem Leid,
welches ihnen widerfahren ist und
von dem tiefen Bedürfnis, sich aus
dieser Situation zu befreien ...
Ich denke, es sind sehr persönliche Situationen, in denen die mechanischen Antworten nicht mehr
genügen, sondern erschöpft sind;
man lebt wie in einer ewigen
Wiederholung, weit entfernt von
der ersehnten Empfindung innerlich zu lernen und zu wachsen,
mit neuem Verständnis und guten
und interessanten Erfahrungen.
Viele von uns kennen Lebenssituationen, glaube ich, in denen
sich das Leben in graue Wiederholung verwandelt hat, mit einer
Empfindung, fast als wäre man
eingesperrt. Dies irgendwann
klar und ohne Beschönigung zu
sehen, ist ein bisschen hart und
man kann das als Scheitern erleben. Aber da es etwas ist, was dir
erlaubt, viele Dinge zu verstehen
und eine tiefgreifende Erneuerung deines Lebens zu erleben,
also dann: Willkommen das
Scheitern! Mir scheint, einige der
Interviewten haben so etwas erfahren. Aber, besser sie erzählen
das selbst ...
Übersetzung aus dem Spanischen
von Luz Jahnen
Do, 29. September 2016
SPORT / BOXEN / MELDUNG
Kommt es zum Kampf zwischen Klitschko und Joshua?
Vieldiskutierte Option mit hohen Hürden
(SB) 28. September 2016 ­ Wladi-
mir Klitschko hat seit seiner Niederlage gegen Tyson Fury im November 2015 nicht mehr im Ring
gestanden, da der Brite die anberaumte Revanche im Juli und Oktober jeweils aus gesundheitlichen
Gründen platzen ließ. Nie zuvor in
seiner Profikarriere mußte der
Ukrainer eine derart lange Pause
einlegen und da er inzwischen 40
Jahre alt ist, wiegt eine solche Ungewißheit und Verzögerung doppelt schwer. Da Fury zur Begründung seiner jüngsten Absage eine
depressive Störung geltend macht,
ist nicht abzusehen, ob der bei ihrem ersten Aufeinandertreffen vertraglich vereinbarte Rückkampf jemals stattfinden wird.
Wie lange Tyson Fury unter diesen
Umständen Weltmeister bleiben
darf, ohne seine Titel zu verteidigen, hängt von den beteiligten Verbänden ab. Möglicherweise verliert er die Gürtel am grünen Tisch
oder wird zum "Champion im Ruwww.schattenblick.de
hestand" erklärt, wie dies das
World Boxing Council des öfteren
praktiziert hat, das freilich in diesem Falle nicht beteiligt ist, da der
US-Amerikaner Deontay Wilder
den WBC-Titel innehat.
In den zurückliegende Tagen haben der Brite Dillian Whyte und
der Kubaner Luis Ortiz angeboten,
sich anstelle Furys mit Klitschko
zu messen. Als weitaus interessanteste Option steht jedoch der Name Anthony Joshua im Raum, zumal ein Kampf gegen den IBFWeltmeister für den Ukrainer die
Gelegenheit eröffnen würde, sich
zumindest einen seiner früheren
Titel zurückzuholen. [1]
Da Klitschkos Auftritt in Manchester am 29. Oktober ins Wasser fällt
und Joshua in derselben Arena am
26. November seinen nächsten
Kampf bestreiten will und dafür
noch einen Gegner sucht, drängt
sich dieses Duell für die Kommentatoren geradezu auf. Daß diese
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Elektronische Zeitung Schattenblick
Erwägung mehr als bloße Spekulation sein könnte, schließt Eddie
Hearns Reaktion auf die kurierenden Mutmaßungen zumindest nicht
aus. Wie Joshuas Promoter in den
sozialen Medien mitteilt, habe er
Kontakt mit Klitschkos Team aufgenommen und würde diesen
Kampfliebend gern aufdie Beine
stellen.
Natürlich kostet Hearn diese Antwort und selbst ein Vorgespräch mit
dem Lager des Ukrainers nichts, da
er jederzeit die Kürze der verbliebenen Zeit als Hinderungsgrund
anführen kann. Von der Hand zu
weisen wäre das natürlich insofern
nicht, als ein Kampfdieser Größenordnung für gewöhnlich eine sehr
viele längere Vorbereitung und
komplizierte Verhandlungen erfordert, in denen die Parteien um die
Konditionen der Austragung wie
insbesondere die Börse der beiden
Boxer ringen.
ist Anthony Joshua zum Weltmeister aufgestiegen, während der
Ukrainer entthront wurde und gegenüber früheren Auftritten nachgelassen hat. Daher wären die KarJoshua hatte Klitschko vor dessen ten in diesem Kampf ohnehin neu
Kampf gegen Kubrat Pulew im gemischt. [3]
Jahr 2014 als Sparringspartner ausgeholfen und soll dabei eine gute Anmerkungen:
Figur gemacht haben. Da über die [1] http://www.boxingVorgänge im Trainingslager stets news24.com/2016/09/klitschko-taabsolutes Stillschweigen verein- ke-fight-soon/#more-218180
bart und auch vertraglich festge- [2] http://www.espn.com/blog/danlegt ist, könnte es sich bei der Ein- rafael/post/_/id/16809/joshuaschätzung, wie gut oder schlecht klitschko-in-november-its-possible
Klitschko damals mit dem jungen [3] http://www.boxingBriten zurechtgekommen ist, um news24.com/2016/09/joshua-vsbloße Spekulation handeln. Seither klitschko-possible/#more-218153
türlich auch die beteiligten Verbände, die ihre eigenen Interessen verfolgen und die Vor- und Nachteile
gründlich abwägen werden. [2]
__I n h a l t___Ausgabe 1962 / Donnerstag, den 29. September 2016__
1 POLITIK: US-Wahlkampf in der medialen Weltarena
2 SCHACH-SPHINX: Quantité négligeable
3 MEDIEN: Premiere von "Jenseits von Rache" im IPB in Berlin (Pressen za)
4 MEDIEN: Álvaro Orus, Regisseur des Dokumentarfilms ... (Pressenza)
Klitschko hätte sicher nichts dage- 6 MEDIEN: Luz Jahnen, Produzent des Dokumentarfilms (Pressenza)
gen, seinen früheren Sparringspart- 9 BOXEN: Kommt es zum Kampf zwischen Klitschko und Joshua?
ner vor die Fäuste zu bekommen, 10 DIENSTE - WETTER: Und morgen, den 29. September 2016
wenngleich dieser stärker als Fury
einzuschätzen ist. Einziger Hinderungsgrund aus Sicht des Ukrainers
DIENSTE / WETTER / AUSSICHTEN
könnte die Erwägung sein, bei eiUnd morgen, den 29. September 2016
nem der Verbände einen Titelkampf
gegen einen schwächeren Gegner
+++ Vorhersage für den 29.09.2016 bis zum 30.09.2016 +++
zu bekommen. Kompliziert wären
allerdings die Fernsehrechte, da
Klitschkos Auftritte von RTL kostenlos und Joshuas Kämpfe von
Sky Box Office im Pay-TV ausgestrahlt werden. Zudem ist der
Zeit für Regen, Sturm und Kohl,
Ukrainer vertraglich mit dem USdas wird schon gemütlich sein,
Sender HBO verbunden, während
Jean-Luc fühlt sich richtig wohl,
Joshua hinsichtlich der Übertraauch ganz ohne Sonnenschein.
gung in den USA mit Showtime zusammenarbeitet. Unter diesen Umständen mutet eine rasche Einigung
in den nächsten Wochen sehr unwahrscheinlich an. Ein maßgebli© 2016 by Schattenblick
ches Wort mitzureden haben naSeite 10
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Do, 29. September 2016