Ratsversammlung Beschlussvorlage Nr. VI-DS

Ratsversammlung
Beschlussvorlage Nr. VI-DS-02503
Status: öffentlich
Beratungsfolge:
Gremium
Termin
Zuständigkeit
Dienstberatung des Oberbürgermeisters
Fachausschuss Allgemeine Verwaltung
Fachausschuss Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Fachausschuss Finanzen
Fachausschuss Sport
Fachausschuss Stadtentwicklung und Bau
Ratsversammlung
21.09.2016
Beschlussfassung
Eingereicht von
Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport
Betreff
Sportprogramm 2024 für die Stadt Leipzig
Beschlussvorschlag:
1.
Das Sportprogramm 2024 wird mit seinen Zielstellungen für die Sport- und
Sportstättenentwicklungsplanung sowie seinen sportpolitischen Leitsätzen bestätigt.
Die gebotene Beachtung der sportpolitischen Leitsätze bei der Umsetzung konkreter
Maßnahmen stellt die wichtige soziale Funktion des Sports sicher. Ein Schwerpunkt der
Sportförderung in der Stadt Leipzig liegt auf Integration sowie Inklusion im Sinne
selbstbestimmter gleichberechtigter Teilhabe. Integrative Projekte von Sportvereinen für
sozial Benachteiligte, für und mit Menschen mit Behinderungen, für Migrantinnen und
Migranten, für Asylbewerberinnen und Asylbewerber, für Flüchtlinge sowie für
unterstützungsbedüftige Seniorinnen und Senioren werden besonders gefördert.
2.
Folgende Maßnahmen mit Auswirkungen auf den Ergebnishaushalt werden unter Vorbehalt
der Bestätigung der jeweiligen jährlichen Haushaltsansätze beschlossen:
2.1
Die entgeltfreie Bereitstellung von Nutzungszeiten in kommunalen Sportstätten (außer
Bäder) für den Kinder- und Jugendsport in Leipziger Sportvereinen und das Nutzungsfenster
für den Vereinssport in kommunalen Sportstätten (außer Bäder) werden in Abhängigkeit der
gültigen Entgelt- und Sportstättenvergabeordnung beibehalten (wochentags 17:15 - 21:45
Uhr und Wettkampfbetrieb an Wochenenden).
2.2
Die jährliche Anpassung des Haushaltsbudgets für die nicht investive Förderung der
Leipziger Sportvereine gemäß Sportförderungsrichtlinie an eine Pro-Kopf-Förderhöhe von
20 EUR im Jahr wird beibehalten.
2.3.1
Für die Absicherung eines lehrplangerechten Schulsports auf den an Sportvereine
verpachteten kommunalen Sportstätten beteiligt sich die Stadt Leipzig mit pauschal 20 EUR
pro Schüler/in und Jahr an den Pflege- und Bewirtschaftungskosten dieser Sportstätten.
2.3.2
Einmalig ab 2017 wird das zweckgebundene Budget für die Beteiligung der Stadt Leipzig an
der Verkehrssicherungspflicht an Bäumen auf verpachteten Sportstätten um 100.000 EUR
erhöht und dann dauerhaft fortgeschrieben.
2.3.3
Das Budget für die städtische Beteiligung an den Pflege- und Bewirtschaftungskosten
verpachteter Sportstätten für den Vereinssport wird jährlich der Zahl der Kinder und
Jugendlichen in den betreffenden Sportvereinen angeglichen.
2.4
Die Stadt Leipzig hält je drei Ausbildungs- und Arbeitsplätze in der Stadtverwaltung für
Leistungssportler/innen vor, die in Abstimmung mit dem Olympiastützpunkt Leipzig mit
geeigneten Bewerber/innen/n besetzt werden können und bei denen die Aufgabenerfüllung
nach Möglichkeit mit den Trainings- und Wettkampfterminen abgeglichen wird.
3.
Folgende Maßnahmen der Sportstättenentwicklung mit Auswirkungen auf den
Finanzhaushalt werden unter dem Vorbehalt der Bestätigung der jeweiligen jährlichen
Haushaltsansätze und der erfolgreichen Einwerbung entsprechender Fördermittel
beschlossen (im Bedarfsfall auf der Grundlage von Einzelbeschlüssen durch die gemäß
Hauptsatzung zuständigen Gremien):
3.1
Die Stadt Leipzig errichtet eine wettkampfgeeignete Dreifeldsporthalle für den Vereins- und
den Schulsport im Stadtbezirk Alt-West (ca. 5,2 Mio. EUR).
3.2
Die Stadt Leipzig unterstützt die Sportbäder Leipzig GmbH im Rahmen derer finanziellen
Leistungsfähigkeit bei dem Vorhaben, bis 2020 eine neue 25-Meter-Schwimmhalle
zu errichten. Darüber hinaus ist es Zielstellung der Stadt Leipzig, die Sportbäder Leipzig
GmbH auch nach 2020 beim weiteren Abbau des Versorgungsdefizits der Leipziger
Bevölkerung mit Schwimmhallenfläche zu unterstützen.
3.3
Die Turnhalle Leplaystraße 13 wird komplett saniert (ca. 4,3 Mio. EUR).
3.4
Das jährliche Budget für die Förderung von Bauvorhaben der Sportvereine auf gepachteten
kommunalen Sportstätten gemäß Sportförderungsrichtlinie wird auf dem Niveau des Jahres
2016 fortgeschrieben (800.000 EUR).
3.5
Zur Förderung von Sport und Bewegung im öffentlichen Raum saniert bzw. modernisiert die
Stadt Leipzig schrittweise die kommunalen Bike- und Skateparks mit herausgehobener
Bedeutung. Des Weiteren saniert bzw. modernisiert die Stadt Leipzig schrittweise die
frei zugänglichen kommunalen Bolzplätze und Spielfelder und schafft geeignete
Möglichkeiten für Fitness- und Bewegungsübungen im Freien. Die Mittel dafür werden aus
der Erhöhung des Zuschussbudget für das Amt für Sport auf 2,0 Mio. EUR finanziert.
Prüfung der Übereinstimmung mit den strategischen Zielen:
Hinweis: Finanzielle Auswirkungen
Finanzielle Auswirkungen
nein
X
wenn ja,
Kostengünstigere Alternativen geprüft
nein
X
ja, Ergebnis siehe Anlage zur
Begründung
Folgen bei Ablehnung
nein
X
ja, Erläuterung siehe Anlage zur
Begründung
Handelt es sich um eine Investition (damit aktivierungspflichtig)?
nein
Im Haushalt wirksam
Ergebnishaushalt
von
bis
Höhe in EUR
wo veranschlagt
2017
2017
70.000 (Pkt. 2.2)
246.000 (2.3.1)
100.000 (2.3.2)
5.200 (2.3.3)
1.100.42.1.0.01
1.100.42.4.1.01
1.100.42.4.1.01
1.100.42.4.1.01
2018
2018
70.000 (Pkt. 2.2)
55.000 (2.2)
246.000 (2.3.1)
4.000 (2.3.1)
100.000 (2.3.2)
5.200 (2.3.3)
5.200 (2.3.3)
1.100.42.1.0.01
1.100.42.1.0.01
1.100.42.4.1.01
1.100.42.4.1.01
1.100.42.4.1.01
1.100.42.4.1.01
1.100.42.4.1.01
2017
2017
2020
2024
2,6 Mio (Pkt. 3.1)
2,15 Mio (3.3)
7.xxxxxxx.705
7.xxxxxxx.705
2017
2017
2017
2024
2024
2024
5,2 Mio (Pkt. 3.1)
7.xxxxxxx.700
7.xxxxxxx.700
4,3 Mio (3.3)
jährl. 150.000 (3.5) 7.xxxxxxx.700
Erträge
Aufwendungen
Finanzhaushalt
Einzahlungen
Auszahlungen
Entstehen Folgekosten oder Einsparungen?
Folgekosten Einsparungen wirksam
Zu Lasten anderer OE
ja, Erläuterung siehe Anlage zur
Begründung
X
nein
von
bis
Ja, sind in jeweiligen Einzelvorlagen zu
beziffern
Höhe in EUR
(jährlich)
wo veranschlagt
Ergeb. HH Erträge
Ergeb. HH Aufwand
Nach Durchführung
der Maßnahme zu
erwarten
Ergeb. HH Erträge
Ergeb. HH Aufwand (ohne
Abschreibungen)
Ergeb. HH Aufwand aus
jährl. Abschreibungen
Auswirkungen auf den Stellenplan
Beantragte Stellenerweiterung: - für Leistungssporter/innen
- Hallenwarte für Hallenneubau
nein
Vorgesehener Stellenabbau:
X
wenn ja,
Beteiligung Personalrat
X
nein
ja,
Sachverhalt:
Das „Sportprogramm 2024“ für die Stadt Leipzig setzt als aktuelle strategische Fachplanung
Leipzigs kurz- und mittelfristige Sport- und Sportstättenleitplanungen fort („Sportprogramm 2005“
RBII-904/97; „Sportprogramm 2015“ RBIV-1682/09). Beiden Planungsinstrumenten liegen
umfängliche Analysen zu Effekten bisheriger Förderinstrumente sowie zu inhaltlichen Entwicklungen
und Trends von lokalem Sport und Bewegung in sowie außerhalb der Organisationsform Verein
zugrunde. Daraus abgeleitet werden sportarten- und bewegungsbezogene Infrastrukturbedarfe.
Das „Sportprogramm 2024“ beinhaltet alle Formen von Sport und Bewegung, ausgenommen die bei
Dritten wie zum Beispiel bei privaten Anbietern und in Bildungseinrichtungen. Es legt das Sport- und
Bewegungsverhalten von ca. 400 Tausend Leipzigerinnen und Leipzigern zugrunde, denn drei
Viertel sind gemäß aktueller Umfragen sport- oder zumindest bewegungsaktiv (repräsentative
Umfrage zur Aktivitätsquote aus dem Herbst 2014). Das „Sportprogramm 2024“ ist deshalb sehr
umfangreich.
Dabei beleuchten die Planungsinstrumente Sport- und Sportstättenleitplanung die Herausforderung
einer nachhaltig wachsenden Stadt Leipzig, deren Einwohnerzahl schon heute auf die 570.000
zusteuert und im Jahr 2030 bei gleichbleibendem Bevölkerungszuwachs die 700.000er Marke
erreichen könnte. Würde rein rechnerisch von einem gleichbleibenden Organisationsgrad an
Sportvereinsmitgliedern (Stichtag 31.12.2015: 16,3 %) bei 700.000 Einwohner/innen ausgegangen,
wären im Jahr 2030 über 114.000 Leipziger/innen in Sportvereinen organisiert. Diese Höhe an
Mitgliederbestand prognostiziert das „Sportprogramm 2024“ jedoch in Auswertung bisheriger, also
faktischer Entwicklungen bereits für das Jahr 2024, denn der Organisationsgrad im Leipziger
Vereinssport steigert sich kontinuierlich insbesondere in den gesellschafts- wie kommunalpolitisch
herausgehobenen Zielgruppen Kinder/Jugendliche (familienfreundliche Stadt, Querschnittsthema
gesunde Stadt) sowie Senioren/innen (Querschnittsthema gesunde Stadt).
Allein schon dieses quantitative Wachstum löst infrastrukturelle Folgen für bestehende und
erforderliche neue Infrastruktur aus. Fläche für öffentliche Nutzung in der sich verdichtenden Stadt
Leipzig ist eine Schlüsselressource und wird in ihrer Bedeutung drastisch zunehmen. Deshalb
orientiert diese Masterplanung für Sport und Bewegung primär auf werterhaltende und verbessernde Bestandspflege sowie auf nutzungskombinierte Sporthallen (Schul- und Vereinssport)
- auch als ein Instrument für integrierende Stadtteilentwicklung, für Vielfalt, soziale Teilhabe und
Inklusion (Quartiersnahe Kultur-, Sport- und Freiraumangebote).
Wenn die aktuelle Schulentwicklungsplanung im Zeitraum von 2016 bis 2021 von 910 Klassen mehr
in Grund- und Oberschulen sowie in Gymnasien ausgeht, ist eine solche nutzergerechte
Infrastrukturplanung und -umsetzung ein Gebot wirtschaftlichen Handelns und kommunaler
Stadtentwicklungspolitik. Sie sichert effektive Nutzung in den Stadt- und Ortsteilen und wertet die
Stadt- und Ortsteile funktional wie sozial auf.
Ebenso von Bedeutung ist eine strategische Liegenschaftspolitik, die ÖPNV-angebundene
Standorte für unabweisbare Sport-Neubaubedarfe, für nachgefragte bestehende öffentliche
Bewegungsräume sowie Flächen für neue bedarfsgerecht sichert. Dabei wird es der Kommune
obliegen, den bereits heute schon hohen und weiter wachsenden Nutzungsdruck auf den
öffentlichen Raum zu kanalisieren.
Im „Sportprogramm 2024“ abgeleitete Handlungserfordernisse stehen insofern inhaltlich im Einklang
mit den strategischen Planungen des „Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes“ (INSEK) und
dessen „Fachkonzept Sport“ (FK Sport). Das INSEK mit seinem FK Sport wird noch stärker auf
soziodemographische Entwicklungen (Schwerpunkt Kinder/Jugendliche als Kriterium der
Familienfreundlichkeit, Senior/innen, Behinderte) , damit auf besondere Zielgruppen und auf die
innerstädtische „Verteilungsgerechtigkeit“ von Sport- und Bewegungsangeboten ausgerichtet sein.
Es schlussfolgert gesamtstädtische und kleinräumige Handlungserfordernisse im Rahmen der
integrierten Stadtentwicklung.
In Leipzig gibt es eine Vielfalt an unterschiedlichen Lebensentwürfen und Zuwanderern aus
verschiedensten Kulturen. Für ein stabiles Miteinander bedarf es einer aktiven Integrationspolitik, die
Mitwirkung und auch Mitsprache bietet - gerade für die vielen Flüchtlinge, die die Stadt derzeit und
künftig erreichen und hier eine neue Heimat suchen. Die Stadt Leipzig hat ein nachhaltiges
Interesse, dass der selbstverwaltete Sport seinen Beitrag zur Integration von Asylbewerbern/innen
leistet.
Bereits im „Sportprogramm 2015“ (RBIV-1682/09) war die Thematik Integration aufgenommen. In
der hier vorgelegten Masterplanung für den Zeitraum 2016 bis 2024 wird diese Thematik - den
verstärkten Herausforderungen angemessen – in den Leitlinien definiert, durchgängig betrachtet und
mit konkreten Erwartungen, Maßnahmen und Zielen untersetzt. Dabei setzt die Stadt Leipzig
hauptsächlich auf vorhandene Strukturen, denn in der Willkommens- und Aufnahmekultur spielen
die Sportvereine als lebendiges Sozialsystem, als institutionelle Garanten, als zivilgesellschaftliche
Gruppe und als Schule der Demokratie eine zentrale Rolle. Sie können sehr frühzeitig soziales
Zusammenleben in ethnisch/religiös/sozial/generationsgemischten Gruppen sowie in Quartieren
erzeugen. Der
Freizeit-und Breitensport an der Basis verfügt hier über ein enormes
Leistungspotenzial und Sozialkapital.
Obgleich das „Sportprogramm 2024“ kein separates Programm für Flüchtlinge und Asylbewerber im
Bereich des Sports darstellt, leitet es doch angesichts der Herausforderungen und auch
Gestaltungsmöglichkeiten, vor denen der organisierte Sport in Deutschland und damit auch in
Leipzig steht, strukturelle Unterstützungsbedarfe für die gewachsene und weiter wachsende
Integrationsrolle des Freizeit- und Breitensports ab – im Einklang mit infrastruktureller Stabilisierung.
Die Stadt Leipzig will dadurch dem organisierten Sport in Umsetzung seines Selbstverständnisses
als auch der eigenen kommunalpolitischen Erwartung noch besser gerecht werden.
Damit Integration durch Leipziger Sportvereine vornehmlich innerhalb der Ohnehin-Angebote noch
kontinuierlicher erfolgen kann, benötigen die Vereine vermehrtes ehrenamtliches Engagement. Das
bedeutet beispielsweise mehr langfristig planbare Unterstützung, um zusätzliche Ressourcen und
Strukturen zu schaffen (Übungsleiter, Betreuer, Übersetzer etc.), aber auch verstärkte Vermittlung
interkultureller/inklusiver Kompetenzen innerhalb des Fortbildungssystems von Sportverbänden. Der
lokale Sport wird dadurch unmittelbar befähigt, kommunalpolitische Strategieziele aus dem INSEK
wie „Lebensqualität“ und „soziale Stabilität“ mit umzusetzen.
Die Zielstellungen des Sportprogramms orientieren sich an den minimalen Bedarfen (z.B. Neubau
von einer Dreifeldsporthalle, obwohl eigentlich mehr Sporthallenfläche benötigt wird); kostengünstige
Alternativen gibt es deshalb nicht. Bei einer Ablehnung der Zielstellung, die Maßnahmen aus
Leipzigs Sport- und Sportstättenentwicklungsplanung umzusetzen, werden sich u.a. aufgrund des
prognostizierten Bevölkerungswachstums die Bedingungen für Sport und Bewegung in Leipzig
verschlechtern.
Damit
wird
auch
die
soziale
Rolle
des
Sports
geschwächt.
Wie auch beim „Sportprogramm 2015“ für die Stadt Leipzig wird der Stand der Umsetzung der
Maßnahmen des „Sportprogramms 2024“ jährlich evaluiert.
Anlagen:
Anlage 1:
„Sportprogramm 2024“ mit den Anlagen:
Anlage 2:
Prüfkatalog strategische Ziele
- Sportentwicklungsplanung
- Sportstättenentwicklungsplanung
- Anlagen