Altmaier: „Auch in Zukunft gegen Dumping“ – Kanzleramtsminister

22.09.2016
Altmaier: „Auch in Zukunft gegen Dumping“ – Kanzleramtsminister
sichert Stahlindustrie Unterstützung zu
„Globale Krisen meistern – Zukunft nachhaltig sichern.“ Rund 300 Vertreter aus Politik,
Wirtschaft und Wissenschaft trafen sich zum Berliner Stahldialog am 21. September, um
über die Perspektiven der Stahlindustrie am Standort Deutschland zu diskutieren. Im
Mittelpunkt standen dabei die zentralen Herausforderungen für die Branche: Faire
Wettbewerbsbedingungen statt Dumping und mögliche zusätzliche Belastungen durch
drohende massive Verschärfungen beim EU-Emissionsrechtehandel nach 2020.
Veranstaltet wurde der Abend von der Wirtschaftsvereinigung Stahl.
„Wir achten sehr darauf, dass wir zu einer Lösung kommen, die erlaubt, dass auch in
Zukunft gegen Dumping vorgegangen werden kann“, machte Peter Altmaier, Chef des
Bundeskanzleramtes und Minister für besondere Aufgaben, in seiner Rede deutlich. Er
stellte weiter klar, dass Deutschland geschlossene Wertschöpfungsketten brauche und
daher ein vitales Interesse an der Zukunft der Stahlindustrie habe.
„Mit Veränderungsbereitschaft und nachhaltiger Modernisierung ist Deutschland ein starker
Stahlstandort. Die Zukunft hängt aber stärker als jemals zuvor von politischen
Entscheidungen ab. Es liegt in der Hand der Politik, für faire Wettbewerbsbedingungen bei
Handel und Klimaschutz zu sorgen“, betonte Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der
Wirtschaftsvereinigung Stahl. Dabei sei insbesondere die EU-Kommission gefordert. „Wenn
wir Schaden von der deutschen Industrie und insbesondere der Stahlindustrie abwenden
wollen, muss der Vorschlag der Europäischen Kommission zum Emissionshandel
grundlegend überarbeitet werden“, so Kerkhoff. Notwendig sei eine deutliche Erhöhung der
Zuteilungsmenge an die Industrie und damit auch an die Stahlbranche. Darüber hinaus
müssten aber auch die Benchmarks technisch und wirtschaftlich erreichbar ausgestaltet
sein, um Kosten für die effizientesten Anlagen zu verhindern.
In der anschließenden Podiumsdiskussion suchten Abgeordnete aller im Bundestag
vertretenen Fraktionen gemeinsam mit Frank Schulz, Vorsitzender der Geschäftsführung
von ArcelorMittal Germany, Antworten auf die aktuellen Herausforderungen für die
Stahlindustrie in Deutschland.
Matthias Heider MdB, Mitglied im Wirtschaftsausschuss und im Vorstand der CDU/CSUFraktion, betonte mit Blick auf China, dass die bisherigen Handelsschutzinstrumente
unzulänglich seien. Für Bernd Westphal MdB, Energie- und Wirtschaftspolitischer Sprecher
der SPD-Fraktion sollte die EU Bereiche ausklammern, in denen China nicht als
Marktwirtschaft anerkannt wird, um die Stahlindustrie weiter vor unfairer Konkurrenz zu
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bewahren. Beim Emissionsrechtehandel seien kostenlose Zuteilungen von Zertifikaten
wichtig, um die Grundstoffindustrie zu schützen.
Kerstin Andreae MdB, stellvertretende Vorsitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, sprach
sich für eine starke Stahlindustrie am Standort Deutschland aus und betonte, dass man sich
sehr biegen müsse, um China als Marktwirtschaft einzuordnen. So wichtig wie
Handelsschutz seien aber auch Innovationen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Klaus Ernst MdB, stellvertretender Fraktionsvorsitzender von DIE LINKE, vermisste
Engagement der öffentlichen Hand bei Investitionen in Infrastruktur. Damit könne der
Stahlindustrie wirksam geholfen werden.
Frank Schulz von ArcelorMittal stellte klar, dass kein Land den Status einer Marktwirtschaft
weniger verdiene als China. Bislang könne man keinen fundamentalen Wandel beim Abbau
von Kapazitäten feststellen. Damit Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft erhalten
bleiben, dürften der Stahlindustrie zudem keine zusätzlichen Kosten durch die Reform des
Emissionsrechtehandels aufgebürdet werden.
Der Berliner Stahldialog fand im Rahmen der „Woche der Industrie“ statt, einer
Aktionswoche des Bündnisses „Zukunft der Industrie“, zu dem sich 17 Partner aus Industrie,
Gewerkschaften, Arbeitgebern und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
(BMWi) zusammengeschlossen haben.