Artikel in Gemeindenachrichten Nr. 37/2016 Flüchtlingshilfe Bammental Hier stimmt das Motto „Wir schaffen was!“ Seit zwei Wochen herrscht Leben in der Flüchtlingsunterkunft im Bammentaler Teil der Kriegsmühle: Fünfundsiebzig überwiegend junge Männer aus Gambia, Pakistan und Afghanistan, die monatelang mit über hundert anderen in einer Industriehalle in Leimen gelebt hatten, bezogen Ende August ihr neues Domizil. Jeweils zu dritt bewohnen sie nun einen Container; außerdem gibt es in der Anlage noch Küchen- und Sanitärcontainer, einen Gemeinschaftsraum und ein Büro für das Sozialarbeiterteam des RNK und die Hausmeister. Mit der Ankunft der Männer hat für die Bammentaler Flüchtlingshilfe nach einer langen Vorbereitungsphase die ganz konkrete Arbeit begonnen. Gleich zur Begrüßung bekam jeder Flüchtling eine Stofftasche mit einem Bammentaler Ortsplan, Schreibutensilien, etwas Süßem und einem Apfel, alles Spenden von Einzelpersonen und Herrn Kunka (Edeka), worüber die Männer sich sichtlich gefreut haben. Seitdem bieten Helferinnen und Helfer Spaziergänge oder Radtouren durch den Ort an, um den Neu-Bammentalern die Orientierung zu erleichtern. Zusammen mit den Flüchtlingen werden gespendete Fahrräder repariert und anschließend zu einem geringen Preis verliehen. Unterstützung gibt es auch bei der Vorbereitung auf die Anhörung im Asylverfahren, die den meisten der Männer noch bevorsteht, sowie bei der Suche nach einer Praktikums- oder Arbeitsstelle. Letzteres gilt nur für einige wenige, die bereits in Leimen gearbeitet haben und vor allem über hinreichende Sprachkenntnisse verfügen. Generell dürfen Flüchtlinge, die sich seit mehr als drei Monaten in der Bundesrepublik aufhalten, zu normalen tariflichen Bedingungen arbeiten, sofern ein Arbeitgeber ihnen eine entsprechende Stelle anbietet. Das Einkommen wird dann auf die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz (AsylblG) angerechnet. Außerdem haben sie die Möglichkeit, bei Gemeinde oder Kreis, den Kirchen oder Vereinen einen 1 €-Job mit bis zu 100 Stunden monatlich anzunehmen. Ein großes Hindernis für die Aufnahme einer Arbeit ist allerdings die oft nur mangelhafte Kenntnis der deutschen Sprache. Daher werden Ehrenamtliche der Flüchtlingshilfe den offiziellen Sprachunterricht der VHS unterstützen und ergänzen und, wo nötig, auch Alphabetisierungsunterricht erteilen. Der Erfolg dieses Unterrichts, für den die evangelische Gemeinde freundlicherweise einen Raum zur Verfügung stellt, zeigt sich übrigens bei einigen schon länger in Bammental ansässigen Flüchtlingen, die allmählich von der Alphabetisierung zum Erwerb der deutschen Sprache übergehen können! Zusätzlich bieten die Ehrenamtlichen in täglich wechselnder Besetzung „offene Deutschstunden“ oder einfach Gespräche im Gemeinschaftsraum der Flüchtlingsunterkunft an. Eine wichtige Aufgabe sieht die Flüchtlingshilfe in der Vermittlung von Kontaktmöglichkeiten zwischen den Neu- und Alt-Bammentalern. Hier kam ein willkommener Impuls von den Freizeitkickern des FC-Bammental unter Leitung von Reinhard Wüst und Jochen Fortner, die inzwischen schon einige Fußballbegeisterte unter den Flüchtlingen in ihre Mannschaften aufgenommen haben. Für die nötige Ausrüstung mit Trikots und Fußballschuhen sorgten dankenswerterweise Kathrin Flick und Uwe Ulzenheimer von der Hansi Flick Sport- und Freizeit GmbH, die ihre Spende auf dem Fußballplatz übergaben und auf diese Weise gleich sehen konnten, welche Freude sie damit bei den Männern auslösten. Da neben Fußball und Volleyball auch Kickboxen hoch im Kurs steht, hat Hartmut Grimm von Kickboxgrimm in Reilsheim seine Zusammenarbeit zugesagt. Im Übrigen sind alle Bammentaler Vereine eingeladen, entweder über die Flüchtlingshilfe oder auf direktem Weg Kontakt zu den Flüchtlingen aufzunehmen. Am 17.9., dem Freiwilligentag im Rhein-Neckar-Kreis, werden sich Flüchtlinge in Begleitung von ehrenamtlichen Helfern an den Bammentaler Projekten beteiligen und zusammen mit Einheimischen Kindergartenstühle und Weihnachtsmarkthütten wieder auf Vordermann bringen. Als weitere Begegnungsmöglichkeit zwischen den „neuen“ und „alten“ Bammentalerinnen und Bammentalern ist das sogenannte „Intercafè“ gedacht, das jeden Freitagnachmittag von 15 – 18 Uhr im Familienzentrum stattfinden soll. Hier besteht Gelegenheit, zwanglos miteinander ins Gespräch zu kommen, Ängste und Vorurteile abzubauen, Fremdes zu verstehen und Gemeinsames zu entdecken. Neben den Flüchtlingen werden immer auch Ehrenamtliche für Fragen und Anregungen zur Verfügung stehen. Eröffnet wird das Intercafé am Freitag, 23. September um 15 Uhr. Der Eintritt ist frei, Getränke und Snacks sind, wie im Familienzentrum üblich, gegen geringe Spende erhältlich. An dieser Stelle möchte die Flüchtlingshilfe Bammental sich auch im Namen der Flüchtlinge bei all jenen bedanken, die ihre Arbeit bisher schon mit Geld- oder Sachspenden unterstützt haben. Und natürlich sind die Ehrenamtlichen nach wie vor für Spenden dankbar. Besonders gebraucht werden zur Zeit: weiterhin (Herren)Fahrräder, eine wetterfeste Tischtennisplatte nebst Schlägern, ein Volleyballnetz und Bälle, Fernseher mit Receiver (Scart DVB) und ein Bollerwagen oder Fahrradanhänger für größere Einkäufe. Willkommen ist auch Mithilfe bei der Fahrradreparatur oder Fernsehinstallation. Interessierte können sich gerne unter 06223-5155 (AB) oder [email protected] melden. Die Mitglieder der Flüchtlingshilfe Bammental sind sich bewusst, dass die plötzliche Anwesenheit von 75 jungen Männern aus anderen Kulturkreisen zunächst Befremden, Unsicherheit und Angst auslösen kann. Ihre Aufgabe sehen sie deshalb nicht nur in der Unterstützung der Flüchtlinge selbst, sondern auch im Werben um Neugier, Offenheit und (vor allem in der ersten Zeit) ein wenig Geduld bei der Bammentaler Bevölkerung. Je mehr Gelegenheiten zur Begegnung wahrgenommen werden, desto schneller können diffuse Ängste verschwinden. Die Homepage http://www.fluechtlingshilfebammental.de/ informiert über die Arbeit der Flüchtlingshilfe und bietet verschiedene Mailadressen, an die man seine Fragen, gerne aber auch das Angebot der Mitarbeit richten kann. (gm)
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