Ausschreibungsunterlagen

 Berlin, 15.09.2016 Offenes Verfahren / Öffentliche Ausschreibung Vergabe eines Forschungsauftrags zur reprä‐
sentativen Ermittlung der Programmvielfalt im deutschen Fernsehen 2017‐2019 Kurzbezeichnung: „Kontinuierliche Fernseh‐
programmforschung der Medienanstalten 2017‐2019“ Die Medienanstalten sind die Aufsichtsinstitutionen des privaten Rundfunks in Deutschland. Als Anstalten des öffentlichen Rechts in den Bundesländern organisiert, verantworten sie die Zulassung und Beaufsichtigung privater Rundfunkveranstalter. Sie treffen die Lizenzentscheidungen, vergeben Übertragungskapazitäten und übernehmen die laufende Programmaufsicht (z. B. hinsichtlich Werbe‐ und Jugendschutzregelungen). In Fragen, die den Rundfunk im bundesweiten Kontext betreffen, arbeiten sie in der Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten unter der Dachmarke die medienanstalten zusammen. 1
Ausgangssituation Die kontinuierliche Fernsehprogrammforschung der Medienanstalten wird seit 1998 durchgeführt. Ausgangs‐ und Bezugspunkt der Programmanalysen sind die im deutschen und europäischen Rundfunkprogrammrecht formulierten Bestimmungen zur strukturellen und inhaltlichen Vielfalt von Fernsehprogrammen. Im Mittelpunkt des Projekts steht die Durchführung repräsentativer quantitativer Programmstruktur‐ und Programminhaltsanalysen der privaten Fernsehprogramme, die auf dem nationalen deutschen Zuschauermarkt am stärksten verbreitet sind: RTL, VOX und RTL II (RTL‐
Mediengruppe) sowie Sat.1, ProSieben und kabel eins (ProSiebenSat.1‐
Mediengruppe). Ihnen werden zum Vergleich die beiden Gesellschafter Landesanstalt für Kommunikation Baden‐Württemberg (LFK) Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) Medienanstalt Berlin‐Brandenburg (mabb) Bremische Landesmedienanstalt (brema) Medienanstalt Hamburg/Schleswig‐Holstein (MA HSH) Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR Hessen) Medienanstalt Mecklenburg‐Vorpommern (MMV) Niedersächsische Landesmedienanstalt (NLM) Landesanstalt für Medien Nordrhein‐Westfalen (LfM) Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland‐Pfalz (LMK) Landesmedienanstalt Saarland (LMS) Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) Medienanstalt Sachsen‐Anhalt (MSA) Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) reichweitenstärksten öffentlich‐rechtlichen Programme, ARD/Das Erste und ZDF, gegenübergestellt. Alle acht Programme haben den Status von Fernsehvollprogrammen. Hieraus ergeben sich besondere Anknüpfungen der Programmanalysen an die Bestimmungen des Rundfunkrechts, die sich auf diesen Programmtyp beziehen. 2
Projektziele  Ermittlung der strukturellen und inhaltlichen Programmvielfalt im deutschen Fernsehen – bezogen auf die Jahre 2017 und 2018  Durchführung von Analysen zur Qualität von Fernsehprogram‐
men aus der Perspektive des Rundfunkprogrammrechts  Durchführung von Analysen zu den Auswirkungen der Digitali‐
sierung und Konvergenz im Medienbereich auf den Fernsehpro‐
grammsektor  Durchführung von Analysen zur Relation zwischen linearen und non‐linearen Fernsehprogrammangeboten sowie zwischen dem Angebot und der Nutzung von Fernsehprogrammen 3
Aufgabenstellung 3.1
Leistungsbeschreibung 3.1.1
Inhaltliche Anforderungen Die kontinuierliche Fernsehprogrammforschung der Medienanstalten beinhaltet in Bezug auf die Programmjahre 2017 und 2018 zwei zentrale Aufgabenstellungen: (1) Zum einen sind Programmanalysen durchzuführen, die in Konzepti‐
on, Methode und Resultaten an die Befunde der kontinuierlichen Fern‐
sehprogrammforschung der Medienanstalten für die Jahre 1998 bis 2016 anschlussfähig sind, so dass die Kontinuität der Langzeitstudie gewahrt bleibt (Forschungsmodul 1). (2) Zum anderen soll der Horizont der Langzeitstudie durch Zusatzanaly‐
sen erweitert werden, die aktuellen Entwicklungen auf der Angebots‐ und Nutzungsseite Rechnung tragen (Forschungsmodul 2) Neben klassi‐
schen TV‐Inhalten kommen hier auch sonstige Bewegtbildformate in Betracht. Forschungsmodul 1 Die Grundlagen der Langzeitstudie (Anknüpfung an das Rundfunkpro‐
grammrecht, Analysekonzept, Programmaufzeichnung und ‐
archivierung, Erhebungsmethode/Codebuch und Datenanaly‐
se/Ergebnisausweisung) sind in zahlreichen Beiträgen zu den Pro‐
2/8 grammberichten der Medienanstalten sowie in den Stichprobenberich‐
ten zur Studie dokumentiert.1 Ihre zentralen Merkmale sind:  Grundgesamtheit: linear ausgestrahlte Fernsehprogrammange‐
bote von RTL, VOX und RTL II; Sat.1, ProSieben und kabel eins sowie ARD/Das Erste und ZDF  Auswahlverfahren: auf Jahresrepräsentativität abzielendes Stichprobenverfahren  Programmaufzeichnung: Die Analysen werden an digital aufge‐
zeichneten Programmstichproben durchgeführt. Die Programm‐
stichproben werden archiviert.  Erhebungsmethode: quantitative programmstrukturanalytische Erhebungen auf Sendungsebene (Programmstrukturanalyse) sowie – im Bereich fernsehpublizistischer Formate – programm‐
inhaltsanalytische Erhebungen auf Beitragsebene (Programmin‐
haltsanalyse).  Datenanalyse/Ergebnisausweisung: auf Programmjahre bezoge‐
ner Querschnittvergleich und Langzeitanalysen der untersuch‐
ten Fernsehprogramme, Senderfamilien und Programmsysteme auf Sendungs‐ und Beitragsebene. Aufgrund der Teilung der Gesamtstudie in zwei Forschungsmodule wird insbes. aus forschungsökonomischen Gründen davon ausgegangen, dass in der aktuellen Projektphase im Forschungsmodul 1 gegenüber der bisherigen Konzeption der Langzeitstudie Änderungen auf der Ebene des Auswahlverfahrens (eventuell Reduzierung der Stichprobenbasis) und auf der Ebene der Erhebungsmethode (eventuell Reduzierung des Variablensets) erforderlich sein könnten. Diese ggf. erforderlichen Än‐
derungen sind im Rahmen der Bewerbung besonders zu erläutern. Forschungsmodul 2 Parallel zur Fortschreibung der kontinuierlichen Fernsehprogrammfor‐
schung der Medienanstalten wird erwartet, dass das Projekt – begin‐
nend mit der hier ausgeschriebenen Projektphase – für neue pro‐
grammbezogene Fragestellungen und Untersuchungsperspektiven geöffnet wird. Durch die Erweiterung um – ggf. explorativ angelegte – Zusatzanalysen soll auf aktuelle Entwicklungen auf der Angebots‐ und Nutzungsseite und entsprechende Forschungsbedarfe des Auftragge‐
bers dynamischer reagiert werden können. Für das Projektjahr 2017 soll folgende Forschungsfrage bearbeitet wer‐
den: "How to catch the millennials? – Was machen deutsche TV‐
Anbieter, um die jugendliche Zielgruppe auch online zu erreichen?" 1
Vgl. dazu die Hinweise zu diesem Forschungsprojekt auf der Homepa‐
ge der Medienanstalten [URL: http://www.die‐
medienanstalten.de/themen/fernsehen/tv‐programmforschung.html], insbe‐
sondere die dort eingestellte Liste einschlägiger Publikationen. 3/8 Folgende Fragestellungen könnten dabei untersucht werden: Welche Online‐Formate in Ergänzung zum linearen Programm werden angebo‐
ten? Welche Kooperationen mit anderen Online‐Angeboten werden eingegangen? Welche neuen Formate entstehen (z. B. E‐Sport)? Wie unterscheiden sich diese von den TV‐Formaten? Wie verändern sich die TV‐Formate durch die Verlängerung ins Netz? Untersuchungsgegen‐
stand könnten beispielsweise das Angebot RTL 2 You, aber auch das junge Angebot von ARD und ZDF sein. Es wird erwartet, dass die Bewer‐
ber dieser Forschungsfrage entsprechend eine Studie für das For‐
schungsmodul 2 konzipieren. Hierfür ist eine Projektskizze als Teil der Bewerbung einzureichen, die nach Möglichkeit auch anschlussfähig an das Forschungsmodul 1 sein sollte. Ab dem Projektjahr 2018 wird die konkrete Fragestellung auf der Basis der Ergebnisse des Trendscouting‐Projekts festgelegt, das die Medien‐
anstalten mit einem universitären Partner durchführen. Die daraus ent‐
wickelten aktuellen Forschungsthemen sollen nach frühzeitiger Abspra‐
che zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer in das Forschungsmodul 2 eingebunden werden. Relevante Forschungskomplexe, von denen dann jeweils pro Jahr einer bearbeitet werden soll, können bspw. sein: 

Aktuelle Veränderungen im Medienbereich im Zuge von Digitali‐
sierung und Medienkonvergenz. Aus der Perspektive der Fern‐
sehprogrammforschung könnten vor allem der non‐linear nutz‐
bare Content (Stichwort: Videostreaming) bzw. die Ausspielwe‐
ge und Plattformen, die der nicht‐linearen Verbreitung von In‐
halten von Interesse sein. Relevant bliebe dabei auch die Relati‐
on zwischen linearen und non‐linearen Fernsehangeboten. Das Programmumfeld der acht reichweitenstärksten Fernseh‐
vollprogramme. Aufgrund der zunehmenden Programmkonkur‐
renz auf dem deutschen Fernsehmarkt sind die Reichweiten die‐
ser acht Programme langsam, aber kontinuierlich zurückgegan‐
gen. Insofern könnte sich der Blick auf die Programmkonkurrenz und hier insbesondere auf aktuell erfolgreiche Spartenpro‐
gramme lohnen, die auf spezifische Zielgruppen und Fern‐
sehnutzungsmotive ausgerichtet sind. 
Komplementär zur Erfassung von Fernsehprogrammangeboten stellt sich auch die Frage nach deren Nutzung und Verbreitung. Aus der Perspektive der Medienaufsicht wäre daher auch eine systematische Gegenüberstellung der Angebots‐ und Nut‐
zungsstrukturen von Fernsehprogrammen von Interesse. 
Schließlich sind auch Sonderauswertungen bzw. Fallstudien zu programminhaltlichen Fragen von Interesse, die bspw. auf die Berichterstattung zu aktuellen gesellschaftspolitischen Fragen oder Angebote für spezifische Zielgruppen bezogen sein kön‐
nen. 4/8 3.1.2
Projektberichte / Publikationen Zur Dokumentation der methodischen Grundlagen sowie der Ergebnisse der Forschungsarbeiten sind folgende Berichtsformen vorgesehen: 


jährliche Berichte über den Stand der Forschungsarbeiten, nach Abschluss der Forschungsarbeiten zu jeder der vier Teil‐
studien eine Forschungsdokumentation (Problemstellung, Kon‐
zeption, Methode und zentrale Befunde), die auf die Website der Medienanstalten gestellt wird sowie auf die Ergebnisse der Teilstudien bezogene Beiträge in Publika‐
tionen der Medienanstalten (Programmbericht). 3.1.3
Projektmanagement Die Angaben zum geplanten Projektmanagement sollten Angaben zu folgenden Punkten enthalten:  Projektsteuerung und Aufgabenverteilung  Datenmanagement‐ und Kommunikationsprozesse  Aufzeichnungs‐ und Datenarchivierung  Integriertes Qualitätsmanagement 3.2
Angestrebter Projektverlauf Eingang der Angebote bis 27. Oktober 2016 Projektbeginn Projektende Januar 2017 Juli 2019 Auswahlverfahren 4
4.1
Inhalt des Angebotes Neben der Bewerbererklärung gemäß § 6 Abs. 5 VOL/A (s. Anlage 1), muss das Angebot (a) Angaben zur Methodik, (b) Referenzen zum Nachweis der Leistungsfähigkeit des Auftragnehmers und (c) einen fina‐
len Brutto‐Preis enthalten. Um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wird folgende Gliederung vorgegeben: a) Methodik  Beschreibung der angebotenen Leistung anhand der Inhalte aus der Leistungsbeschreibung unter 3.1  Grobe Zeitplanung b) Referenzen 5/8 

Referenzen des Unternehmens und beteiligter Unternehmen inkl. entsprechender Nachweise Benennung und Referenzen des Projektteams c) Preis  Preis (Gesamtpreis [brutto] sowie jeweils gesonderte Kalkulati‐
on von Forschungsmodul 1 und Forschungsmodul 2) Das Angebot soll eine detaillierte Kostenkalkulation (orientiert an den Aufgaben in der genannten Leistungsbeschreibung) beinhalten. Im Kos‐
tenplan sollen die beschriebenen Aufgaben auf der Basis von Tages‐ oder Stundensätzen ausgewiesen werden. Der Auftragnehmer verpflichtet sich, für maximal vier Koordinierungs‐ bzw. Informationsgespräche vor Ort zur Verfügung zu stehen. Soweit sich aus diesen Verpflichtungen Reisekosten ergeben, sollte die Kosten‐
kalkulation im Angebot die Kosten für die Teilnahme berücksichtigen. Eine gesonderte Vergütung von Reisekosten kann allenfalls dann erfol‐
gen, wenn im gegenseitigen Einvernehmen mehr als vier solcher Ge‐
spräche vereinbart werden. 4.2
Budget Der Auftraggeber sieht für das Projekt einen Betrag in Höhe von maxi‐
mal EUR 280.000,‐ brutto vor. Jedes Angebot mit einem höheren Preis wird automatisch vom Bewerbungsverfahren ausgeschlossen. Die Bewerber sind verpflichtet, ihr Angebot mindestens 6 Monate nach Ende der Bewerbungsfrist aufrecht zu erhalten. Der Auftraggeber plant – vorbehaltlich der entsprechenden haushalts‐
rechtlichen Beschlüsse – den Forschungsvertrag gegebenenfalls im Ver‐
handlungsverfahren und zu vergleichbaren Bedingungen einmal um zwei Jahre zu verlängern. In diesem Fall werden voraussichtlich die Stichprobenziehungen Frühjahr und Herbst 2019 sowie Frühjahr und Herbst 2020 Projektbestandteile. 4.3
Entscheidungskriterien Der Auftraggeber entscheidet sich für das wirtschaftlich günstigste An‐
gebot auf der Basis folgender Kriterien: 6/8 Kriterium a) Methodik 
Schlüssigkeit der Leistungsbeschreibung 
Nachvollziehbarkeit der Umsetzungsschritte 
Stichhaltigkeit etwaiger Änderungsvorschläge b) Referenzen und Nachweise 
Allgemeine Qualität des Auftragnehmers 
Relevanz und Ausmaß der nachgewiesenen Referenzprojekte 
Qualität des vorgeschlagenen Projektteams c) Projektmanagement 
Struktur der Projektsteuerung und Aufgaben‐
verteilung 
Nachvollziehbarkeit der eingesetzten Res‐
sourcen d) Verständnis des Auftragsgegenstands Maximal‐
punkte‐
anzahl Mindest‐
punkte‐
anzahl 50 30 20 12 20 12 10 6 100 60 Angebote, die in einer der vier Kategorien die Mindestpunktezahl nicht erreichen, werden als qualitativ ungeeignet eingestuft und vom Bewer‐
bungsverfahren ausgeschlossen. Maßgeblich für die Vergabeentscheidung ist ein Qualitätswert, der den angebotenen Preis und die erreichte Punkteanzahl in ein Verhältnis von 30 zu 70 setzt und nach folgender Formel berechnet wird: Qualitätswert = (Günstigstes Angebot / angebotener Preis)*30 + (Punkteanzahl / 100)*70 Das Angebot mit dem höchsten Qualitätswert erhält den Zuschlag. 4.4
Zahlung Die Zahlung erfolgt nach Rechnungslegung durch den Auftragnehmer. Die detaillierten Zahlungsmodalitäten werden im noch zu schließenden Werkvertrag festgelegt. 5
Angebotsabgabe Das Ende der Abgabefrist für Angebote ist Donnerstag, der 27. Oktober 2016, 10:00 Uhr. 7/8 Angebote, die nicht bis zu dieser Uhrzeit in der Gemeinsamen Ge‐
schäftsstelle eingetroffen sind, werden nicht berücksichtigt. Sollte diese Vergabe Ihr Interesse finden, übersenden Sie Ihr Angebot in einem verschlossenen Umschlag bitte fristgerecht an: die medienanstalten – ALM GbR Gemeinsame Geschäftsstelle Friedrichstr. 60 10117 Berlin Der Umschlag muss zwingend die Aufschrift „Poststelle nicht öffnen – Angebot „Kontinuierliche Fernsehprogrammforschung der Medienan‐
stalten 2017‐2019“ enthalten. Eventuelle Rückfragen richten Sie bitte an regulierung@die‐
medienanstalten.de. Wir weisen darauf hin, dass Fragen zum Inhalt der Ausschreibung aus‐
schließlich schriftlich bis spätestens 20. Oktober 2016 einzureichen sind und die entsprechenden Antworten von der Gemeinsamen Geschäfts‐
stelle in anonymisierter Form auf der Website der Medienanstalten veröffentlicht werden. die medienanstalten Gemeinsame Geschäftsstelle Friedrichstraße 60 10117 Berlin Telefon: +49 (0)30 2064690‐0 Mail: info@die‐medienanstalten.de www.die‐medienanstalten.de 8/8