Landwirtschaftskammer NRW Münster, 05.09.2016 Referate Landbau und Pflanzenschutz Nevinghoff 40, 48147 Münster Redaktion: Tobias Schulze Bisping Seitenzahl: 4 Empfehlungen zum Pflanzenbau und Pflanzenschutz im Rheinland und in Westfalen‐Lippe Die Temperaturen steigen wieder auf über 25 °C an. Vorerst bleibt es trocken. Raps: Ausfallgetreide ausschalten Besonders auf pfluglos bestellten Rapsschlägen läuft jetzt vermehrt Ausfallgetreide auf welches mit dem jungen Raps um Wasser und Raum konkurriert. Sobald z.B. die Ausfallgerste mindestens zwei Blätter ausgebildet hat, kann mit einem FOP‐Mittel gearbeitet werden. Behandlungen auf einer weichen Wachsschicht im morgendlichen Tau sind von Vorteil. Möglich sind z.B. 0,6 l/ha Targa Super oder 0,6 l/ha Agil‐S oder 0,4 l/ha Gallant Super. Das Mittel Panarex ist trotz gleichen Wirkstoffes in der Wirkgeschwindigkeit deutlich langsamer. Dies sollte bei starker Konkurrenzsituation berücksichtigt werden. Gegen Quecke muss die Aufwandmenge von Targa Super auf 2,0 l/ha erhöht werden. Id.R. reicht eine Randbehandlung aus. Wo noch Kamille oder Mohn nachläuft, kann 0,2 l/ha Runway zugemischt werden. Auf Fuchsschwanzproblem‐Flächen wirken die oben genannten Gräsermittel aus der FOP‐Gruppe nicht mehr sicher. Hier muss mit 2,5 l/ha Focus Ultra + 1 l/ha Dash gearbeitet werden. Deutlich preiswerter als Focus Ultra + Dash ist Select 240 EC. Mit dem neuen Additiv Radiamix ist ein Einsatz auch wieder auf drainierten Flächen möglich. Es sollte mit voller Menge von 0,5 l/ha Select 240 EC + 1 l/ha Radiamix eingesetzt werden. Die schlechte Wirkung gegen Ausfallgetreide von Select Ultra kann durch die Zugabe von z.B. 0,3 l/ha Targa Super aufgefangen werden. Wichtig beim Select 240 EC ist, dass es noch ausreichend Vegetation für den Wirkstoffabbau bleibt. Behandlungen sollten im September abgeschlossen werden. Dagegen kann Focus Ultra + Dash auch in der Vegetationsruhe, auch bei Frost gespritzt werden. Rauken im Raps bekämpfen Abgesehen von Clomazone‐haltigen Mitteln, wirken die gängigen Bodenherbizide nicht gegen Rauken. Bei stärkerem Besatz, der sich oft an den Rändern der Flächen findet ist eine Behandlung mit Fox angeraten. Diese erfolgt optimaler Weise zum 2. bis 3. Blattstadium der Rauken mit 0,4‐0,6 l/ha Fox. Die Wirkung bzw. auch mögliche Ätzschäden am Raps sind stark von den Bedingungen abhängig. Nach einen sehr wüchsigen Phase (weiches Blattgewebe) und gleichzeitig sehr strahlungsreicher Witterung sind 0,4 l/ha einzusetzen. War das Wachstum gering bzw. bei eher bedeckter Witterung sind 0,6 l/ha erforderlich. In jedem Fall sollten nur trockene Bestände behandelt werden. Kombinationen mit Runway oder Effigo sind möglich. Die Fox Menge sollte dann um 20 % reduziert werden. Mischungen mit Gräsermitteln oder Fungiziden sind nicht möglich, auch ist ein Abstand von 7 Tagen zu entsprechenden Maßnahmen einzuhalten. Falsches Saatbeet auf Fuchsschwanzproblemstandorten Beim falschen Saatbeet wird der Acker frühzeitig saatfertig gemacht. Es wird praktisch gesät ohne Saatgut auszubringen. Das Saatbeet wird dem Ackerfuchsschwanz bereitet. Es soll möglichst viel Ungras zum Auflauf gebracht werden. Dies wir 2‐3 Tage vor der Saat mit Glyphosat abgetötet. Die Saat wird dann mit möglichst wenig Bodenbewegung eingebracht. Die vorgezogene Saatbeetbereitung hat auch den Vorteil, dass die Bodenherbizide auf dem abgesetzten Saatbeet bessere Wirkungsbedingungen vorfinden. Der Nachteil liegt in der Gefahr, dass die Flächen nach ergiebigen Niederschlägen nicht mehr ausreichend abtrocknen. Wird das Verfahren angewandt sollten sichere Glyphosatmengen zum Einsatz kommen. Auf Normalstandorten sind dies 1000 g/ha. Auf absoluten Problemstandorten sollten 1800 g/ha eingesetzt werden. Zudem empfiehlt sich jeweils die Zugabe von 2,5 kg SSA (gesackte Ware) je 100 Liter Wasser. Mais ‐ der Maiszünslerbefall wird sichtbar Die Schäden des Maiszünslers sind mittlerweile sichtbar. Momentan sind keine chemischen oder biologischen Maßnahmen mehr möglich. Der Pflanzenschutzdienst führt bis Ende September zusätzliche Befallserhebungen durch, um die Ausbreitung des Maiszünslers nachzuhalten. Zu finden sind Fraßschäden an den Blättern, Bohrmehl in den Blattachseln und abknickende Fahnen aufgrund des Larvenfraßes in den Stängeln. Abgeknickte Fahnen fallen zuerst auf Im Innern der Maisstängel minieren Ab Mitte September erreichen die Larven die Larven den Stängelgrund (Fotos Dr. A. Dissemond) Die Larven orientieren sich in ihrer Bohrrichtung nach unten, um den Stängelgrund zu erreichen. Dort überwintern sie. Daher kommen zur und nach der Ernte mechanische Maßnahmen (tief ernten, zusätzlich die Stoppeln schlegeln, gründliche Einarbeitung in den Boden) in Frage. Es dürfen keine größeren Stängelreste auf der Bodenoberfläche verbleiben. Darin würden die Larven überwintern und sich im Frühjahr ab Ende Mai verpuppen. Die ab Ende Juni/Anfang Juli schlüpfenden Falter fliegen zur Eiablage in die Maisbestände. Winterraps – Auf den Schwarzen Kohltriebrüssler achten Der Schwarze Kohltriebrüssler (Ceutorhynchus picitarsis) ist ein naher Verwandter des Gefleckten Kohltriebrüsslers (Ceutorhynchus quadridens), hat aber als Kühlbrüter einen anderen Lebenszyklus. Er besiedelt den Raps schon im Herbst, nicht wie die anderen Rüssler erst im Frühjahr. Der 2 ‐ 3,5 mm lange Käfer hat rote Füße, glänzt schwarz und hat an der Unterseite helle Schuppen. Der etwa gleich große Gefleckte Kohltriebrüssler ist dagegen bräunlich und weist einen hellen Fleck auf dem vorderen Rückenteil auf. Gefleckter KTR Schwarzer KTR Schwarzer KTR Gefleckter KTR (Fotos B. Stanke) Die Larve des Schwarzen Kohltriebrüsslers ist 4 bis 5 mm lang, weiß und beinlos. Die Kopfkapsel der Larve ist erst dunkelbraun und wird mit zunehmendem Alter hellgelb. Die manchmal gleichzeitig in der Pflanze auftretenden Larven des Rapserdflohs haben eine dunkle Kopfkapsel und sechs Beine. (Foto U.Hakl) Die Larven verlassen Mitte April die Pflanze und verpuppen sich im Boden. Ab Juni schlüpfen die neuen Käfer. Nach der Sommerruhe suchen sie ab Mitte September wieder neue Rapsfelder oder Rübsen sowie wilde Kohlpflanzen auf. Der Schwarze Kohltriebrüssler fliegt ab Mitte September zum Reifungsfraß in die frisch aufgelaufenen Rapsfelder. Je nach Temperatur beginnt der Käfer etwa 4 Wochen später die Eiablage, die bei milden Temperaturen während des ganzen Winters erfolgen kann. Er legt jeweils mehrere Eier in Gruppen an die Oberseite der Blattstielbasis. Von dort bohren und fressen sich die Larven während der folgenden Herbst‐ und Wintermonate bis zum Vegetationspunkt der Rapspflanze vor. Die befallenen Rapspflanzen kümmern im Frühjahr und bilden mehrere Seitentriebe. Der Haupttrieb stirbt meist vollständig ab. Die buschartigen, mehrtriebigen Rapspflanzen blühen später in der Vegetation und reifen ungleichmäßig ab. Zur Überwachung der Flugaktivität ab Aussaat des Rapses Gelbschalen aufstellen und regelmäßig auf Käfer kontrollieren. Vorläufiger Bekämpfungsrichtwert: 10 Rüssler in einer Gelbschale innerhalb von drei Tagen. Der Insektizideinsatz sollte vor der Eiablage ab Mitte Oktober erfolgen. Zu frühe Behandlungen erfassen einen möglichen Neuzuflug nicht. Möglich sind Präparate mit der Indikation „beißende Insekten", wie z.B. Bulldock, Cyperkill, Decis forte, Fastac ME, Fury 10 EW, Karate Zeon, Mavrik, Nexide, Sparviero, Sumicidin Alpha EC, Trafo WG sowie deren Vertriebserweiterungen. Zuckerrüben ‐ Flächen erneut auf Blattkrankheiten kontrollieren Der Befall mit pilzlichen Blattflecken war in diesem Jahr trotz des frühen Befallsbeginns meist gut zu regulieren. Vor allem bei Cercospora trat ein deutlich stärkerer Befall als in den Vorjahren auf. Zum jetzigen Zeitpunkt entscheidet neben der Befallshäufigkeit (45 % befallene Blätter) auch die Befallsstärke ‐ zerstörte Blattfläche ‐ über eine Behandlung. Eine zersörte Blattfläche von 1 ‐ 2 % kann dabei ohne weiteres hingenommen werden. Da die Standzeit der Rüben teilweise nur noch wenige Wochen beträgt spielen zum jetzigen Zeitpunkt die pilzlichen Blattflecken für die Ertragsbildung eine immer geringer werdende Rolle. Daher gilt, keine weitere Behandlung auf Frührodungsflächen durchführen. Für Rodetermine etwa ab Mitte Oktober ist eine zweite Behandlung nur dann überlegenswert, wenn neben der Befallshäufigkeit (45%) auch die Befallsstärke deutlich über 1 % liegt. Der Einsatz von teuren Strobilurin‐Azolkombinationen ist nicht mehr notwendig, da hierdurch keine Vorteile gegenüber einer reinen Azolbehandlung zu erwarten sind. Wartezeit bei allen Azolen 28 Tage. Keine unnötigen Pflanzenschutzmaßnahmen durchführen! Zuckerrüben – 3. Proberodung zeigt stabilen Ertragsfortschritt Die 3. Proberodung in der 33. KW zeigt einen durchschnittlichen Rübenertrag von 67,9 t/ha bei einem Zuckergehalt von 16,75 % und erzielt damit einen Zuckerertrag von 11,36 t/ha. Der aktuelle Zuckerertrag liegt damit leicht unter dem guten 5‐jährigen Schnitt. Durch die trocken‐ heiße Witterung in den letzten beiden Wochen ist der Zuckergehalt stark angestiegen, während sich der Massezuwachs nur unterdurchschnittlich entwickeln konnte. Für den weiteren Ertragszuwachs sind flächendeckend dringend Niederschläge notwendig. (Fotos: Ch. Heinrichs)
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