Aktueller Stand (30/08/2016)

Remich, den 30. August 2016
Aktuelle Hinweise zur Kirschessigfliege
Nachdem die Kirschessigfliege 2014 das erste Mal in Luxemburg aufgetreten ist, wird auch in diesem
Jahr in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum LIST ein großflächiges Monitoring an der
Luxemburger Mosel durchgeführt. Durch Auswertung von Köderfallen und Befallsbonituren an Beeren
wird ein möglicher Populationsaufbau beobachtet, um davon ausgehend den richtigen
Bekämpfungszeitraum festzulegen.
Aktueller Stand (30/08/2016)
Ein genereller Insektizideinsatz wird aktuell nicht empfohlen!
Die Kirschessigfliege ist in der 4. Monitoringwoche an 14 der 15 Monitoring-Standorte aufgetreten. Wie
aufgrund der trocken-heißen Witterung zu erwarten, ist die Flugaktivität im Vergleich zur Vorwoche
zurückgegangen.
Jedoch wurde in der aktuellen Woche erstmalig eine Eiablage an intakten Beeren der Rebsorten Pinotin,
Pinot Noir Précoce und Muscat Bleu festgestellt. An 11 der 15 Monitoringflächen konnten keine Eier der
KEF gefunden werden. Beobachtungen während der Bonitur auf Eiablage deuten an, dass sich die
abgelegten Eier, vermutlich aufgrund der Hitze, nicht vollständig entwickeln konnten.
Ein genereller Insektizideinsatz wird daher momentan nicht empfohlen.
Problemflächen in kurzen Abständen kontrollieren, mit Kaliwasserglas vorbeugend behandeln oder
durch Netze schützen. (Siehe untenstehend). Vor einem geplanten Insektizideinsatz sollte mit dem IVV
Rücksprache gehalten werden; die unten aufgeführten Auflagen des Insektizids sind unbedingt
einzuhalten.
Wir weisen darauf hin, dass der Pinot Noir NICHT zu den gefährdeten Sorten zählt; aus diesem Grund ist
ein Insektizideinsatz hier zu unterlassen!
Bitte nehmen Sie bei Verdacht auf Befall Kontakt mit dem Weinbauinstitut auf. Mareike Schultz Tel:23 612220 Email: [email protected]
Herkunft und Lebensweise:
Die Kirschessigfliege Drosophila suzukii stammt ursprünglich aus Asien. Sie gehört zu den Obst-, Essigoder Taufliegen. 2009 wurde ihr Auftreten erstmalig in Europa festgestellt.
Gemäßigtes Klima ist für den Lebenszyklus der Kirschessigfliege ideal, sie ist bereits ab 10° C aktiv. Ihr
Temperaturoptimum liegt zwischen 20-25° C.
Merkmale:
Die Kirschessigfliege hat rote Augen und einen gelb-bräunlich bis braunen Körper. Das Männchen hat
eine Größe von 2,6-2,8 mm und ist besonders gut an einem dunklen Fleck auf jeder Flügelspitze zu
erkennen. Das schwieriger zu erkennende Weibchen ist bis zu 3,4 mm groß und verfügt über einen
sägeartig gezahnten Eilegeapparat.
Schadbild:
Die Eiablage erfolgt ab einem Mostgewicht von ungefähr 55° Oe. Das Weibchen öffnet mit Hilfe seines
Sägeapparates die Beerenhaut und legt seine Eier ab, die an zwei typischen Atemschläuchen zu
erkennen sind. Sobald die Larve aus dem Ei geschlüpft ist, tritt an der Einstichstelle ein kleiner
Safttropfen aus. Beginnt die Larve zu fressen, wird dieser Safttropfen grösser. Nach kurzer Zeit sacken
die Beeren in sich zusammen. Die geöffnete Beerenhaut stellt eine ideale Eintrittspforte für
Sekundärbesiedler dar.
Schädigungen im Weinbau:
Zu den gefährdeten Rebsorten gehören rötlich und rot gefärbte frühreife Sorten. Vereinzelt wurden
auch Eiablagen in weißen Sorten festgestellt, dieser Befall war allerdings so gering, dass von ihm kein
wirtschaftlicher Schaden zu befürchten ist.
Zu den gefährdeten Sorten in Luxemburg gehören: Pinotin, Pinot Noir Précoce, Cabernet Dorsa, St.
Laurent, Dornfelder, Regent, Roter Elbling und auch Tafeltrauben.
Vorbeugende Maßnahmen
Durch gezielte Kulturmaßnahmen kann ein für die Kirschessigfliege ungünstiges Klima geschaffen
werden. Mit folgenden Maßnahmen kann einem potentiellen Befall im Vorfeld entgegen gewirkt
werden:
 Gut durchlüftete Laubwand → Schnelleres Abtrocknen und Besonnung der Trauben. An
freigestellten Trauben konnte eine stark verminderte Eiablage festgestellt werden. Gefährdete
Sorten sollten möglichst frei hängen.
 Optimaler Pflanzenschutz → Grundvoraussetzung, um jegliche Beschädigung zu vermeiden.
 Begrünung vor Reifebeginn kurz halten → Vermindert feuchte und schattige Bereiche, die für
die Kirschessigliege optimale Lebensbedingungen darstellen.
 Traubenhalbieren → Vor dem Umfärben vornehmen, dabei ist darauf zu achten die Beeren
möglichst nicht zu verletzen. Findet die Regulierung zu spät statt, kann der austretende Saft
Essigfliegen anlocken
 Ertragsreduzierung → Werden bereits reifende Traubenteile rausgeschnitten, müssen diese
unbedingt aus dem Weinberg entfernt werden.
 Hygienemaßnahmen → Bei auftretendem Befall müssen die befallenen Trauben entfernt und
vernichtet werden. Die Entsorgung darf nicht im Weinberg oder in Weinbergsnähe erfolgen.
Wenn möglich sollten befallene Trauben unter Folienabdeckung dem Sonnenlicht ausgesetzt
werden (Solarisationsverfahren). Erst danach können die Trauben kompostiert werden.
 Rebbestand beobachten → Gefährdete Anlagen sollten ab ca. 20% verfärbter Beeren/Traube
auf Eiablagen überprüft werden. Die Eiablage erkennt man mit Hilfe einer Lupe (10-fache
Vergrößerung) an den weißen Atemschläuchen, die aus dem Ei herausragen. Für ein
aussagekräftiges Ergebnis sollten mindestens 50 Beeren aus der gefährdeten Anlage überprüft
werden.
Direkte Bekämpfung:
Für die Bekämpfung der Kirschessigfliege ist das Insektizid BOOMERANG mit dem Wirkstoff Spinosad
zugelassen. Aufgrund der schnellen Vermehrungsrate und der hohen Anzahl an Wirtspflanzen lässt sich
der Populationsaufbau durch den Einsatz von Insektiziden kaum regulieren. Der Einsatz eines
Insektizides darf erst nach dem Verfärben der Beeren und einem nachgewiesenen Befall in Form von
Eiablage geschehen. Bitte bedenken Sie, dass eine vorgezogene Lese nach dem Einsatz eines Insektizides
aufgrund der Wartezeit nicht möglich ist.
Der mehrfache Einsatz des zugelassenen Insektizides Boomerang wirkt sich negativ auf Bienen und
Nützlinge aus.
Durch die genannten präventiven kulturtechnischen Maßnahmen sind gute Ergebnisse zu erzielen, sie
stellen eine umweltschonende Alternative zu einem Insektizideinsatz dar.
BOOMERANG (0,8L/ha) mit dem Wirkstoff Spinosad; bis zu drei Behandlungen/Jahr
Im Rahmen der Landschaftspflegeprämie darf es nur ein Mal/Jahr eingesetzt werden.
Zu beachten ist die Wartezeit von 14 Tagen
Eigenschaften des Insektizids BOOMERANG:
 Fraß- und Kontaktwirkung
 Behandlung der gesamten Laubwand erforderlich
 Maximal 3 Behandlungen im Abstand von 7 Tagen bei Sichtbarwerden der ersten Symptome
→Im Rahmen der Landschaftspflegeprämie nur 1 Behandlung!
 Das Mittel ist bienengefährlich (B1), es darf nicht an blühenden Beständen und an Pflanzen
angewandt werden, die von Bienen angeflogen werden (Honigtau, beschädigte Beeren…)
Blühende Pflanzen müssen vor dem Einsatz abgemulcht werden!
 Der Einsatzzeitpunkt muss auf die Abendstunden gelegt werden, wenn der Bienenflug bereits
beendet ist.
 Bei bereits austretendem Saft der Beeren dürfen keine bienengefährlichen Mittel eingesetzt
werden
 Das Mittel ist nicht regen- und UV-stabil und hat eine Dauerwirkung von max. 6-7 Tagen.
Neben dem Einsatz von Insektiziden besteht die Möglichkeit Anlagen in denen in den Vorjahren bereits
Befall aufgetreten ist mit Kaliwasserglas zu behandeln oder durch Netze zu schützen:
Bitte nehmen Sie vor dem Einsatz bienen-gefährlicher Mittel (BOOMERANG) Kontakt mit ansässigen
Imkern auf.
Kaliwasserglas: 1-3 mal in wöchentlichem Abstand in die Traubenzone (z.B.: POTTASOL 0,8 – max. 1 %
+ Netzmittel). Durch die Applikation von Kaliwasserglas werden Epidermis und Cuticula verhärtet,
wodurch die Eiablage erschwert werden soll. Genaue Ergebnisse zu der Wirksamkeit liegen derzeit noch
nicht vor. Bei Einsatz von Kaliwasserglas bitte ein Kontrollfenster zur Wirksamkeitsprüfung belassen.
ACHTUNG! Kaliwasserglas ist nicht mischbar mit Mycosin-Vin, Backpulver und Xentari WG
Netze: Für einen wirksamen Schutz müssen die Netze nach der letzten Pflanzenschutzmittelbehandlung
vor dem Verfärben der Trauben in Höhe der Traubenzone installiert werden. Weitere Informationen
erhalten Sie über das Weinbauinstitut.
Bitte wenden Sie sich bei Verdacht auf Befall bei Frau Mareike Schultz Tel 23 612 220
[email protected]
Informieren Sie im Vorfeld eines Insektizideinsatzes einen Berater des Weinbauinstituts
Abb. 1: KEF mit den charakteristischen schwarzen Punkten an den Flügeln (Foto: R. Mannes)
Abb. 2: Beeren mit Nadelstichen der KEF und austretendem Beerensaft (Foto: R. Mannes)
Bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an das Weinbauinstitut-Abteilung Weinbau:
 Mareike Schultz Tel:23 612-220 Email: [email protected]
 Robert Mannes Tel: 22 612-226 Email: [email protected]
Mitgeteilt durch das Weinbauinstitut, Abteilung Weinbau