Thesenpapier für mündliche Prüfung am - Medien

Seminarleiter: Prof. Dr. Matthias Kohring
Hauptseminar:
Medien- und Kommunikationswissenschaft
Philosophische Fakultät
Universität Mannheim
Thesenpapier für mündliche Prüfung am
Thema: Vertrauen aus der Perspektive der Prinzipal-Agent-Theorie
1) Eine Prinzipal-Agent-Beziehung beschreibt eine Beziehung, bei der ein Akteur
(Prinzipal) einem anderen Akteur(Agent) Handlungsverantwortung überträgt. Es
entsteht ein Abhängigkeitsverhältnis bei herrschender Informationsasymmetrie.
2) Vertrauen nimmt in Bezug auf die Prinzipal-Agent-Problematik eine Doppelrolle ein:
a. Vertrauen ist eine Lösungsalternative des PA-Problems.
b. Jede Vertrauensbeziehung ist eine Prinzipal-Agent-Beziehung.
3) Der Agent ist in seiner Entscheidung, Vertrauen zu honorieren oder zu enttäuschen
aufgrund psychologischen Drucks nicht völlig frei.
4) Vertrauen kann nicht beliebig mit anderen Kontrollmechanismen kombiniert werden,
denn die Intensivierung von Monitoring-Aktivitäten erhöht den Grenznutzen
opportunistischen Verhaltens (Durch das Wegfallen psychologischen Drucks).
5) Angewandt auf Vertrauen in Journalismus fungiert der Rezipient als Prinzipal und der
Journalist als Agent. Zur Analyse dieser Vertrauensbeziehung ist die PA-Theorie
allerdings nur begrenzt geeignet.
Kritik an der PA-Theorie zur Analyse von Vertrauensbeziehungen:
6) Die Honorierung oder die Enttäuschung von Vertrauen ist nicht nur von der Intention
des Agenten abhängig, sondern auch von vielen weiteren Aspekten (Fähigkeiten,
Zielkonflikte, usw.). Die PA-Theorie bezieht Vertrauen demnach ausschließlich auf
einen Teilbereich des Gesamtkonstrukts.
7) Obwohl die Neue Institutionenökonomik von begrenzter Rationalität des Menschen
ausgeht, wird Vertrauen letztendlich meist doch als rationale Entscheidung
klassifiziert. Wirtschaftswissenschaftliche Theorien können wegen ihrer
Grundannahmen das Konstrukt Vertrauen demnach nicht gänzlich erfassen.
Literatur:
Luhmann, N. (1989). Vertrauen. Ein Mechanismus der Reduktion sozialer Komplexität.
3., durchgesehene Auflage (1. Aufl. 1968). Stuttgart: Enke
Klaus, E. (2002). Vertrauen in Unternehmensnetzwerken: Eine interdisziplinäre Analyse.
Wiesbaden: DUV.
Krapp, M. (2000). Kooperation und Konkurrenz in Prinzipal-Agent-Beziehungen.
Wiesbaden: DUV.
Pieper, J. (2000). Vertrauen in Wertschöpfungspartnerschaften: Eine Analyse aus Sicht
der neuen Institutionenökonomie. Wiesbaden: DUV.
Ripperger, T. (1998). Ökonomik des Vertrauens: Analyse eines Organisationsprinzips.
Tübingen: Mohr Siebeck
Steininger, H. (2006). Ökonomie des Vertrauens: Analyse des Self-Pricing als
Erfolgskonzept. Saarbrücken: VDM.