Investment Insight - August 2016 Liebe Vertriebspartner, Risikoassets bleiben voll im (Aufwärts-)Trend. Die günstige Entwicklung der vergangenen Wochen speist sich aus mehreren Quellen. Zuvorderst ist die Hoffnung auf neue Geschenke aus dem Füllhorn der Geldpolitik zu nennen. Die britische Zentralbank hat bereits geliefert und ihr Anleihenkaufprogramm aufgestockt. Die Bank of Japan und die Europäische Zentralbank stehen gleichzeitig in den Startlöchern und haben für September Anpassungen ihres QE avisiert. Dass die Fed in die Gegenrichtung rudert, stört daher momentan nur bedingt – schließlich zeichnet sich in den USA kein nachhaltiger Straffungszyklus ab. Hinzu kommt, dass die globalen konjunkturellen Rahmenbedingungen durch das Brexit-Votum bislang nicht nennenswert beeinträchtigt worden sind. Konjunktur Die erste offizielle Schätzung für das US-BIP im 2. Quartal fiel allerdings auf der ganzen Linie enttäuschend aus. Gemäß dem BEA betrug das Wachstum lediglich 1,2% (annualisiert, im Vergleich zum Vorquartal). Der Konsensus hatte hingegen mit mehr als dem Doppelten gerechnet (2,5%). Mithin ist die Rückkehr zum Trendwachstum der vergangenen Jahre (2,2%) komplett ausgeblieben. Hinzu kommt, dass die beiden ohnehin schwachen Vorquartale nochmals nach unten korrigiert wurden. Im Ergebnis erreichte das durchschnittliche Wachstum seit Ende 2015 nicht einmal 1,0%. Ungeachtet der Enttäuschung über das BIP-Ergebnis des 2. Quartals hat sich am grundsätzlich positiven Konjunkturbild der USA jedoch nichts geändert. Zu einer gewissen Gelassenheit trägt bei, dass die Lagerkorrektur der wichtigste Bremsfaktor der vergangenen Quartale gewesen ist. Diese ist mittlerweile aber so weit fortgeschritten, dass eine Gegenbewegung überfällig ist. Mithin ist darin eine stille Reserve zu sehen, die sich in den kommenden Quartalen entladen sollte. 1.0 60 0.5 55 0.0 50 -0.5 45 -1.0 40 -1.5 35 -2.0 2000 Indexstand in % des BIP Im 2. Halbjahr dürften von der Lagerhaltung wieder positive Impulse auf das BIP-Wachstum ausgehen 30 2003 2006 2009 2012 2015 Lagerveränderung, in % des BIP (lS) ISM Einkaufsmanagerindex, 2 Quartale versetzt (rS) Quellen: BEA, ISM, BANTLEON 1/5 Deshalb bleiben wir für die 2. Jahreshälfte zuversichtlich. Diese Einschätzung wird durch die Frühindikatoren gestützt. Die Auftragskomponenten aller wichtigen Indices (ISM, Markt-PMI, Phili-Fed) sind im Juni/Juli gestiegen oder beschreiben zumindest einen Aufwärtstrend. Die Ordereingänge sollten sich folglich in den nächsten Monaten weiter festigen und damit auch die Investitionsnachfrage. Alles in allem halten wir an unserem optimistischen Wachstumsausblick für die USWirtschaft im 2. Halbjahr 2016 fest. Das BIP sollte dann endgültig auf einen höheren Expansionspfad zurückkehren. Wir rechnen mit Zuwächsen von durchschnittlich 3,0% (annualisierte Wachstumsraten). Auch die Fed zeigt sich weiterhin optimistisch für die Konjunkturperspektiven. Die Beschäftigungsgewinne im Juni bezeichnete die Notenbank als »stark« und sprach von einem generell »steigenden Auslastungsgrad« bei den Arbeitskräften. Vor allem aber hätten die kurzfristigen Risiken für die Wirtschaftsentwicklung abgenommen. Damit dürfte in erster Linie der bislang glimpfliche Ausgang des Brexits gemeint sein. Auch sonst zeichnete die Fed ein freundliches Bild (»Die Konsumausgaben sind kräftig gewachsen«). Einzig beim Thema Inflation blieb die Fed zurückhaltend und macht sich speziell über die niedrigen Inflationserwartungen sorgen. Alles in allem sind die jüngsten Aussagen der Fed kein Freibrief für die Fortsetzung des Leitzinserhöhungszyklus, sie haben jedoch dafür den Boden geebnet. Wir sehen uns jedenfalls in der Einschätzung bestätigt, dass dieses Jahr mindestens eine, wenn nicht zwei Leitzinserhöhungen umgesetzt werden. Während in den USA der konjunkturelle Aufschwung trotz des jüngsten Dämpfers in vollem Gange ist und das Wirtschaftswachstum in den vergangenen fünf Jahren immerhin bei durchschnittlich 2,2% lag, kämpft die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt – Japan – unverändert mit der Stagnation. Nachdem das japanische BIP Ende 2015 sogar geschrumpft war, hat sich die Lage in der ersten Jahreshälfte 2016 indes aufgehellt. Auf einen ordentlichen BIP-Zuwachs im 1. Quartal (+0,5% im Vergleich zum Vorquartal) dürfte auch im 2. Quartal ein solides Plus gefolgt sein (unsere Prognose +0,3%). Dies wird durch die jüngsten Industrieproduktionsdaten gestützt, die deutlich besser ausgefallen sind als gedacht und eine allmähliche Befreiung aus der Stagnation nahelegen. Ein gewisser Optimismus für das 2. Halbjahr 2016 ist damit angebracht. Dies gilt umso mehr, weil die Regierung ein großes Stimulierungspaket angekündigt hat. Eigentlich wurde erwartet, dass die Geldpolitik diesen staatlichen Stimulus flankieren würde und zwar bereits während der jüngsten Notenbanksitzung. Die Bank of Japan wandelte jedoch auf den Pfaden der EZB und der Bank of England und entschied sich erst einmal dafür, mit dem großen Wurf abzuwarten. Gar nichts zu tun, war indes auch keine Option. Die Währungshüter stockten deshalb immerhin ihr Aktien-ETF-Programm auf und verdoppelten das USD-Kreditprogramm. 2/5 Die Zurückhaltung der Bank of Japan ließ die Vermutung aufkommen, dass die Grenzen der japanischen Geldpolitik bereits erreicht seien. Notenbankchef Kuroda verneinte dies jedoch vehement und kündigte für die nächste Sitzung (20./21. September) eine umfassende Neubewertung der Geldpolitik an. Die Aussicht auf weitere Zinssenkungen und eine Ausweitung des QE-Programms bleiben damit erhalten. Das Expansionstempo der Eurozone hat sich im 2. Quartal erwartungsgemäß spürbar verlangsamt. Gemäß der ersten offiziellen Schätzung von Eurostat halbierte sich der BIP-Zuwachs im Vergleich zum 1. Quartal von 0,6% auf 0,3% (jeweils im Vergleich zum Vorquartal). In dieser Abkühlung spiegelt sich aber nicht der konjunkturelle Trend. Vielmehr wurde das 1. Quartal durch Sonderfaktoren (allen voran Wettereffekte) nach oben getrieben, die sich im 2. Quartal ins Gegenteil verkehrten. Die erste Jahreshälfte sollte daher zusammen betrachtet werden. Das Wachstumstempo lag demnach bei durchschnittlich gut 0,4% pro Quartal (oder 1,8% annualisiert). Der Brexit spielt bislang eine untergeordnete Rolle. Auch in den Geschäftsklimabarometern deutet nichts auf einen Schock hin. Im Gegenteil: Die befürchteten Einbrüche sind ausgeblieben. Stattdessen kam es zumeist zu Anstiegen oder bestenfalls kleineren Rücksetzern. Wenn man allerdings danach sucht, lassen sich durchaus Spuren des Brexits finden, so hat sich die Stimmung in der Industrie, die am stärksten vom EU-Austritt der Briten tangiert wird, leicht verschlechtert. Insbesondere der Fahrzeugbau zeigt sich besorgt. 60 60 40 40 20 20 0 0 -20 -20 -40 -40 IFO-Geschäftserwartungen -60 Indexstand Indexstand Im Fahrzeugbau ist ein Brexit-Effekt zu erkennen -60 -80 -80 2005 2007 Chemie 2009 2011 Maschinenbau 2013 2015 2017 Fahrzeugbau Quellen: IFO, BANTLEON 3/5 Damit ist zumindest nicht das eingetreten, was viele befürchtet haben: eine allgemeine Verunsicherung in der gesamten Währungsunion. Der primäre Belastungsfaktor bleibt somit die rückläufige Exportnachfrage aus Großbritannien, die sich unserer Meinung nach erst im Schlussquartal stärker bemerkbar machen wird. Finanzmärkte: Auch wenn die konjunkturellen Vorgaben durchweg positiv sind, heißt das nicht, dass die Aktienmarktwelt vollkommen in Ordnung ist. Im Gegenteil: Das jüngste Stakkato an Terrorattacken in Europa könnte ein Vorbote für sehr viel gefährlichere Anschläge sein. Auch das von starken Spannungen gekennzeichnete geopolitische Umfeld (China/Russland/Japan/Nato) birgt erhebliche Risiken. In Italien steht zudem im Oktober die Volksabstimmung über die Senatsreform an, mit der Ministerpräsident Renzi sein politisches Schicksal verknüpft hat. In den jüngsten Umfragen liegen die Gegner vorne. Die eurokritische Fünf-Sterne-Bewegung könnte somit zum großen Sieger dieses Urnengangs werden. Die Folge wären ernsthafte Diskussionen über einen Austritt Italiens aus der Währungsunion. Ungünstiger könnten die Vorgaben für die im Jahr 2017 anstehenden Wahlen in Frankreich (Mai) und Deutschland (Herbst) kaum sein. Davor steht indes im November 2016 noch die Wahl des nächsten US-Präsidenten an. Nicht auszudenken, wenn die Kandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, über (die vielen) Sünden der Vergangenheit stürzen und damit unfreiwillig Donald Trump zum Sieg verhelfen würde. So groß der Unterhaltungswert wäre, so enorm wäre der Schaden, der für die Wirtschafts- und Finanzmarktaussichten entstehen dürfte. Was folgt daraus für die Asset Allocation? Wir erachten das Finanzmarktumfeld einerseits als konstruktiv für Risikoassets, sehen uns dabei aber zugleich mit ungewöhnlich vielen Unwägbarkeiten konfrontiert. Unsere »Lösung« könnte man mit »kontrollierte Offensive« umschreiben: Wir wollen einerseits am Ertragspotential der Aktienmärkte partizipieren, ebenso wie am Spreadeinengungspotential der Anleihenmärkte. Unser nächstes Kursziel für den DAX beträgt nach wie vor 11.000 Punkte, die Risikoprämien von Unternehmensanleihen und Staatsanleihen der Peripherie sollten die Tiefstände des vorigen Jahres ins Visier nehmen. Entsprechend offensiv sind wir dort investiert. 4/5 Wegen der vielen Gefahrenherde halten wir aber eine Absicherung der Risikobestände über gleichzeitige Positionen in deutschen Bundesanleihen (oder USTreasuries) für unerlässlich – trotz des Risikos zwischenzeitlich steigender Zinsen. Mittelfristig gehen wir ohnehin davon aus, dass die Renditetiefstände langer Laufzeiten noch vor uns liegen und hier somit noch Kurspotential besteht. Außerdem war in Stressphasen zuletzt stets auf die negative Korrelation zwischen Risikoassets und den sicheren Häfen Verlass. Herzliche Grüße Dr. Harald Preißler, Stephan Kuhnke und Jörg Schubert ___________________________________________________ BANTLEON AG | Kapitalverwaltungsgesellschaft Karl-Wiechert-Allee 1A | D-30625 Hannover Telefon +49.511.288 798-0 | [email protected] Rechtlicher Hinweis: Die hier gegebenen Kommentare, Analysen und Meinungen dienen nur zu Informationszwecken und stellen weder eine Anlageberatung noch eine Empfehlung oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Anlageinstrumenten dar. Die dargestellten Informationen stützen sich auf Berichte und Auswertungen öffentlich zugänglicher Quellen. Obwohl die BANTLEON BANK AG der Auffassung ist, dass die Angaben auf verlässlichen Quellen beruhen, kann sie für die Qualität, Richtigkeit, Aktualität oder Vollständigkeit der Informationen keine Gewährleistung übernehmen. Eine Haftung für Schäden irgendwelcher Art, die sich aus der Nutzung dieser Informationen ergeben, wird ausgeschlossen. Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine Rückschlüsse auf die zukünftige Wertentwicklung zu. 5/5
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