Psychologie und Denk-Muster für Entwicklungs

Psychologie und
Denk-Muster für
EntwicklungsBegleitung
 Richtungen der EntwicklungsBegleitung im Zusammenhang
 Systemdynamisch-dialektisches
Denken für Entwicklungs-Begleitung
 Psychologie der EntwicklungsBegleitung
Richtungen der Entwicklungs-Begleitung
im Zusammenhang (REB)
 Haupt-Psychotherapie-Richtungen
 Richtlinien-Verfahren oder nicht?
 Tiefenpsychologische Verfahren
 Verhaltenstherapeutische Verfahren
 Humanistische Verfahren
 Systemische Verfahren
 Akzente der Entwicklungs-Begleitung
 Matrix der Aufmerksamkeits-Bereiche
Haupt-Psychotherapie-Richtungen
Tiefenpsychologische Verfahren (TP)
IchPsychologie
(A. Freud,
Hartmann,
Ferenczi)
ObjektBeziehungsTheorie
(Klein,
Winnicott)
SelbstPsychologie
(Kohut)
BindungsTheorie
(Bowlby,
Ainsworth)
intersubjektive
und relationale
Psychologie
(Bauriedl u. a.)
PsychopharmakoTherapie
IndividualPsychologie (IP)
(Adler)
Paar
Integrative
Psychotherapie
(Petzold)
Gruppe
Team
Organisation
Logotherapie und
Existenz-Analyse
(Frankl)
psychologische
Psychotherapie
(Grawe)
Transaktions-Analyse
(Berne)
Rational-emotive
Verhaltens-Therapie
(REVT)
(Ellis)
Körper-Psychotherapie
(Reich, Gindler)
Psychodrama (Moreno)
und szenischdialogisches Vorgehen
Kognitive Therapie
(Beck)
Verhaltenstherapeutische Verfahren (VT)
Familie
Interpersonelle,
systemische
Therapie
Psychodynamische
Psychotherapien (PP)
(S. Freud)
Analytische
Psychologie (AP)
(Jung)
REB
Dialektischbehaviourale
Therapie
(Lineham)
SchemaTherapie
(Young)
Personenzentrierte
GesprächsTherapie (Rogers)
EFT
(Greenberg)
GestaltTherapie
(Perls)
Humanistische
Psychotherapie (HP)
Richtlinien-Verfahren oder nicht?
 Es werden vier psychotherapeutische Verfahrens-Familien
unterschieden:
1. tiefenpsychologsche Verfahren
2. Verfahren der Verhaltens-Therapie
3. Verfahren der systemischen Therapie
4. Verfahren der humanistischen Therapie
 In Deutschland sind die beiden ersten Verfahrens-Familien
als Richtlinien-Verfahren anerkannt.
Psychotherapie nach diesen Verfahren wird von der
Krankenkasse erstattet, wenn der Psychotherapeut oder die
Psychotherapeutin eine Kassen-Zulassung oder
Geleichwertiges vorzuweisen hat und beim Patienten eine
behandlungswürdige psychische Störung entsprechend
einem vorgegebenen Diagnose-Katalog (ICD 10
gegenwärtig) nachgewiesen werden kann.
REB
G
Tiefenpsychologische (TP) Verfahren
 Tiefen-Psychologie
 Psychodynamische Psychotherapie
 Analytische Psychotherapie
 Individualpsychologie
 Ich-Psychologie
 Selbst-Psychologie
 Objekt-Beziehungs-Theorie
 Bindungs-Theorie
REB
Tiefen-Psychologie
TP
Die tiefenpsychologischen Verfahren werden so genannt, weil in ihnen das
Unbewusste, unsere seelische Tiefe als Wirk-Instanz der Psyche anerkannt wird und
Methoden zur Aufdeckung unbewusster Persönlichkeits-Anteile verwendet werden wie
Traum-Deutung, freies Assoziieren, Umgang mit Versprechern und Deutung von
Symbolen.
 Als Ausgangs-Form gilt die Psychoanalyse Sigmund Freuds, die zu den
Psychodynamischen Psychotherapien (PP) gerechnet wird.
 Als interne Weiterentwicklungen der Psychoanalyse sind anzusehen
 die Ich-Psychologie (Anna Freud, Heinz Hartmann, Sandor Ferenczi)
 die Selbst-Psychologie (Heinz Kohut)
 die (Objekt-) Beziehungs-Theorie (Melanie Klein, Winnicott) und daraus abgeleitet
 die Bindungs-Theorie (Bowlby, Robertson, Ainsworth), die sich von der
Psychoanalyse entfernt und Elemente der Kognitiven Therapie (Beck) und der
systemischen Therapie in sich aufgenommen hat.
 die intersubjektive und Relationale Psychologie (Bauriedl u.a.)
 Abtrünnige Tiefen-Psychologen sind
 C. G. Jung mit seiner Analytischen Psychologie (AP) und
 A. Adler mit seiner Individual-Psychologie (IP).
G
Psychodynamische Psychotherapie (PP)
 Grundannahme 1
 Grundannahme 2
 Methoden
 Techniken 1
 Techniken 2
 Techniken 3
TP
Grundannahmen 1
 Eine zentrale theoretische Grundannahme der
psychodynamischen Psychotherapie ist, dass das
menschliche Denken, Handeln und Fühlen durch
unbewusste Prozesse entscheidend beeinflusst wird.
unbewusste
Prozesse
Denken
Psyche
Fühlen
bewusste
Prozesse
PP
Handeln
 Das psychodynamische Unbewusste wird
insbesondere durch frühkindliche und kindliche
Beziehungs-Erfahrungen geprägt.
 Diese wesentlichen Beziehungs-Erfahrungen führen
zu verinnerlichten und persönlichkeitstypischen
Verhaltens- und Erlebens-Mustern mit
 konflikthaften motivationalen Themen
(Konflikte entstehen, wenn gleichzeitig zwei sich
widersprechende Strebungen von vitaler
Bedeutung aktiv sind)
 individuellem Aufbau bzw. individueller
Verfügbarkeit struktureller psychischer Funktionen
 lebensgeschichtlich verankerten innerpsychischen
Regulierungs-Prozessen.
Grundannahmen 2
 Es werden die Ursachen eines auffälligen Verhaltens erforscht.
Über die Anfälligkeit für psychische Erkrankungen entscheiden sowohl der Umgang
mit allgemeinen Lebens-Themen wie
 persönliche Autonomie
 Kontrollierbarkeit sozialer Beziehungen
 Angewiesensein auf soziales Eingebundensein,
 Regulierung des Selbst-Wertes,
 Anerkennung und Geltung in der geschlechtlichen Identität
als auch die Art der traumatischen Erfahrungen.
 Weitere Krankheits-Ursache kann nach psychoanalytischer Persönlichkeits-Theorie
die mangelnde Verfügbarkeit über basale psychische (strukturelle) Funktionen sein,
wie z. B.
 Fähigkeit zur Selbst- und Objekt-Wahrnehmung,
 Fähigkeit zur Steuerung von Impulsen,
 Toleranz von Ambiguität.
 Die mangelnde Verfügbarkeit kann Folge sein
 früher bzw. anhaltender deprivierender und /oder traumatisierender LebensUmstände
 von Entwicklungs-Defiziten
 von biologischen Faktoren.
PP
Methoden
 Psychoanalyse
 Psychoanalytisch-interaktionelle
Psychotherapie
 Psychodynamische Fokaltherapie
 Psychodynamische Kurztherapie
 Supportive Psychotherapie
 Supportiv-expressive Psychotherapie
(SET)
 Übertragungsfokussierte Psychotherapie
 panikfokussierte psychodynamische
Psychotherapie
 Mentalisation Based Treatment
 Dynamic Deconstructive Psychotherapy
PP
 Cognitive analytic therapie (CAT) nach Toni
Ryle
 Psychodynamisch imaginative TraumaTherapie
 Intensive psychodynamische KurzzeitTherapie
 Mehrdimensionale psychodynamische
Trauma-Therapie
 Körperintegrierende tiefenpsychologische
Psychotherapie
 Katathym-imaginative Methoden (z. B.
katathym-imaginative Psychotherapie)
 Dynamische Psychotherapie
 Strukturbezogene Psychotherapie der
Persönlichkeits-Störung
 Niederfrequente Therapie in einer
längerfristigen, Halt gewährenden
therapeutischen Beziehung
 Conversational Model nach Hobson und
Meares
 Kognitiv-psychodynamische
Psychotherapie nach M. Horrowitz
 Niederfrequente Langzeit-Psychoanalyse
nach S. O. Hoffmann
Techniken1
PP
1. ein vorwiegend konfliktzentriertes Vorgehen mit Fokussierung der zentralen inneren
Konflikte
2. gezielte Bearbeitung struktureller Defizite
3. Nutzung erlebnisaktivierender Techniken zur Förderung der Bearbeitung der fokussierten
Konfliktthematik und/oder der strukturellen Defizite
4. Das therapeutische Beziehungs-Angebot kann je nach Indikation und Therapie-Ziel
variiert werden von aktiv-anleitend und unterstützend bis passiv-übertragungsfördernd
5. Systematische Gestaltung und Nutzung der therapeutischen Beziehung auch über
multimodale Techniken (Körper-Erleben, Imagination, Gestaltungen);
6. Anregung und Nutzung von Inszenierungen, eingebettet in ein psychodynamische
Gesamtkonzept (Rollen-Spiele)
7. Variation des Beziehungs-Angebots: Durch Steuerung des Beziehungs-Angebots wird
eine hinreichend veränderungswirksame Bearbeitungs-Tiefe erreicht und
aufrechterhalten
8. Nutzung regressiver Prozesse von fokussierter Regressions-Steuerung bis hin zur
Förderung und Intensivierung regressiver Prozesse. Zur Förderung regressiver Prozesse
kann auch eine höhere Sitzungs-Frequenz bzw. als Setting-Variante das Liegen
verwendet werden
9. Techniken der freien Assoziation (Alles erzählen, was in den Sinn kommt (inkl.
Meinungen und Kritik zum Therapeuten), egal ob passend oder unpassend, und
Deutung von Träumen und Fehlleistungen (um unbewusste Anteile ins Bewusstsein zu
holen) – dabei Einhaltung der Abstinenz-Regel durch Therapeuten (nicht urteilen)
Techniken 2
PP
10. Analyse (Deutung) der Übertragungs-Reaktionen (Bearbeitung überwiegend kindlicher
Konflikte mit Hilfe der Übertragung
Übertragungs-Neurose: Teile der infantil bedingten Neurose werden auf den
Therapeuten projiziert) und Gegenübertragungs-Reaktionen (Gefühle, die beim
Therapeuten durch Klient ausgelöst werden) in der Patient-Therapeut-Beziehung sowie
der aktuellen realen Beziehung des Patienten
11. Sorgfältige Beobachtung und systematische Handhabung der Therapeut-PatientInteraktion durch Nutzung des Übertragungs- und Gegenübertragungsgeschehens und
von Abwehr und Widerstand bei reflektierender Berücksichtigung des eigenen Anteils
des Therapeuten
12. Fokussierte Übertragungs- und Widerstands-Analyse mit einer Arbeit „in und mit“ der
Übertragung vorwiegend im „Hier und Jetzt“
13. Analyse (Deutung) von Abwehr und Widerstand (Widerstände sind Bestrebungen des
Patienten, die er dem Fortschreiten der Therapie entgegenstellt. Sie können sich äußern
im Zuspätkommen, dringenden unerwarteten Erledigungen, Schweigen bei der
Aufforderung zum Assoziieren, unentschuldigten Fernblieben von der Therapie)
14. Flexibler, reflektierter Umgang mit therapeutischer Neutralität unter strikter Wahrung der
Abstinenz
15. Der Zugang zu psychodynamischen Prozessen erfolgt auf sehr unterschiedlichen
Wegen. Neben den verbalen Kommunikations-Formen, der Technik der „Freien
Assoziation“ und den Inszenierungen werden z. B. auch kreative und
körperintegrierende Interventionen eingesetzt.
Techniken 3
PP
16. Entwicklungsfördernde, Ressourcen mobilisierende und handlungsaktivierende
Interventionen (besonders bei Patienten mit strukturellen Störungen und EntwicklungsDefiziten)
17. Selbst-Beobachtung
18. Nutzung von Selbst-Verbalisierungen zur Emotions- und Handlungs-Steuerung
19. Fokussierung der Emotions-Regulation und Emotions-Steuerung
20. Entspannungs-Techniken einschließlich progressiver Muskel-Relaxation, autogenem
Training, Atem-Training
21. Psycho-Edukation
22. Achtsamkeits-Übungen
23. Katharsis, d. h. emotionales Nacherleben vergangener verdrängter Situationen und
deren Auflösung durch nochmaliges Anschauen und Hineingehen
24. Einblicke in die eigene Gefühls-Welt - verdrängte Gefühle ans Tages-Licht holen
25. verschüttete Persönlichkeits-Anteile wieder zusammenfügen
26. Verwertung nachprüfbarer Informationen (echt oder Deckerinnerung)
27. Nutzung subjektiver Situations- und Erlebnis-Schilderungen (plus der dabei erlebten
Gefühle),
28. Nutzung der Gegenübertragungs-Gefühle des Analytikers (denen man nicht entspricht –
Abstinenz-Regel),
29. Zulassen und Einbeziehen der Reaktionen des Patienten auf Probe-Deutungen des
Analytikers (Patient akzeptiert oder berichtigt)
G
Analytische Psychotherapie (AP)
 Zuordnung
 Grundannahmen
 Methodik
TP
Zuordnung
 Analytische Psychologie (AP) oder auch Komplexe Psychologie ist eine
psychotherapeutische und psychologische Schule, die von Carl Gustav Jung
nach dem Bruch mit Sigmund Freud im Jahre 1913 gegründet wurde.
 Die Analytische Psychologie beschäftigt sich, ähnlich wie die Psychoanalyse,
mit den unbewussten Einflüssen auf die Psyche des Menschen.
Jung und seine Nachfolger haben insbesondere die symbolischen AusdrucksMöglichkeiten dieses Unbewussten hervorgehoben und versucht, diese
psychotherapeutisch zu nutzen.
 In Deutschland wird sie vertreten durch die Deutsche Gesellschaft für
Analytische Psychologie (DGAP), international durch die International
Association for Analytical Psychology (IAFAP).
 Die AP zählt zu den so genannten Einsichts- oder Klärungs-Therapien, die
darauf ausgelegt sind, der Rat suchenden Person Einsicht in sein psychisches Leiden zu vermitteln und durch diese Einsicht Veränderungen im
Handeln und Erleben zu ermöglichen.
 Auch wenn der Einsicht dabei eine große Rolle zugeschrieben wird, so kommt
doch der im Verlauf der Therapie entstehenden Beziehung sowie deren
Analyse eine wichtige Bedeutung zu, um den Prozess der
Auseinandersetzung sowohl einzuleiten als auch im Sinne des Patienten
voranzutreiben.
AP
Grundannahmen
 Eine der Grundannahmen der analytischen Psychologie ist, dass psychische
Störungen, ähnlich wie in der Psychoanalyse und der Individualpsychologie,
durch einen Konflikt zwischen Erfüllung und Abwehr des Triebes wie bei Sigmund
Freud sowie der Überkompensation von Minderwertigkeits-Gefühlen wie bei
Alfred Adler entstehen.
 Somit setzt auch die AP den Beginn einer psychischen Störung hauptsächlich in
der Kindheit an.
 Darüber hinaus kann der Beginn auch in der Mitte des Lebens liegen, wo im
Zuge des fortschreitenden Individuations-Prozesses neue Lebens-Ziele zu
Konflikten führen.
 Die AP sieht sich als prospektiv ausgerichtete Therapie, d. h. die Symptome
einer psychischen Krankheit sind nicht nur schädliche Warn-Zeichen, sondern
enthalten auch ein Streben auf etwas Positives hin.
 Daraus leiten sich auch die Methoden ab, die zur Heilung einer psychischen
Erkrankung führen sollen.
AP
Methodik
 Der Therapeut gewährt dem Patienten den Raum und unterstützt ihn
durch
 Traum-Analyse,
 Auseinandersetzung mit den Phänomenen von Übertragung und
Gegenübertragung sowie
 aktive Imagination,
damit verdrängte oder aus anderen Gründen unbewusste
Persönlichkeits-Anteile bewusst werden können.
 Die nachfolgende Auseinandersetzung kann dazu führen, dass die
Patienten diese in ihre Gesamtpersönlichkeit integrieren und in der
Folge für neue Handlungs- und Erlebens-Möglichkeiten offen werden.
 Die Beziehung zwischen Patient und Analytiker ist vor allem durch den
Passus der Dialektik und der Synthese geprägt.
 Der Analytiker bezieht den Patienten vermehrt ein und versucht mit ihm
eine Beziehung aufzubauen, die eine Begegnung ermöglicht, ohne die
Unterschiede in den Realitäten der Beziehung (Patient/Therapeut etc.)
zu verleugnen.
 Dies steht im Gegensatz zu den Methoden der Psychoanalyse, die (in
der klassischen Ausprägung) eine distanzierte Beziehung als Ideal der
Behandlung ansieht.
AP
G
Individualpsychologie (IP)
 Begriff
 Minderwertigkeit und Kompensation
 Individuum und Gemeinschaft
 Arbeit, Liebe und Gemeinschaft
 Erforschung der Persönlichkeit
 Erziehungs-Lehre
 Charakter-Kunde
 Psychopathologie
 Psychotherapie
TP
Begriff
 Als Individualpsychologie wird eine von Alfred Adler
begründete Schule der Tiefen-Psychologie bezeichnet.
 Umgangssprachlich meint der Terminus auch eine Abgrenzung
zur Sozial-Psychologie oder Massen-Psychologie.
 Adler nannte seine Lehre Individual-Psychologie, und meint
damit das unteilbare Ganze eines jeden Menschen.
Jeder Mensch ist ein „Unteilbares“, ein „Individuum“, Körper
und Psyche sind ganzheitlich zu sehen.
 Die Individual-Psychologie interpretiert den Einzelnen, wie die
Sozial-Psychologie, in einer wechselseitigen Abhängigkeit von
der Gesellschaft und als Teil sozialer Prozesse.
IP
Minderwertigkeit und Kompensation
 Mit seiner frühen Studie über die Minderwertigkeit von Organen (1907)
zeigte Adler den Zusammenhang zwischen Organ-Minderwertigkeit und
Lebens-Schicksal auf und legte damit die Grundlage für das
Verständnis von körperlicher und psychischer Kompensation,
Überkompensation und für die spätere Psychosomatik.
 Das beim menschlichen Säugling aufgrund seiner Hilflosigkeit
vorhandene Minderwertigkeits-Gefühl sah Adler als positiven Antrieb für
Wachstum und Entwicklung und er führte die Erziehbarkeit des
Menschen darauf zurück.
 Erst negative Faktoren in seiner Entwicklung verändern das positive
Minderwertigkeits-Gefühl zu einem entwicklungshemmenden
Minderwertigkeits-Komplex.
 Das überhöhte Geltungs-Streben oder der Wille zur Macht stellt nach
Adler bereits eine seelische Überkompensation eines verstärkt
erlebten Minderwertigkeits-Gefühls dar und gilt für ihn als seelische
Krankheits-Erscheinung.
IP
Individuum und Gemeinschaft
IP
 Die individualpsychologische Lehre ist von demokratischen Idealen und einem
humanistischen Sozialismus inspiriert und begreift den Menschen stets als soziales
Lebewesen.
 Für Adler war der Mensch eingebettet in die Gemeinschaft der Mitmenschen, aus
der sowohl die Fragen seines Lebens als auch die heilenden Antworten erwachsen.
 Die Höhe der Beitrags-Leistung eines Menschen zur allgemeinen Wohlfahrt, die Art
wie er seine Lebens-Fragen löst, war für Adler der Grad-Messer für seine psychische
Gesundheit.
 Lebens-Angst und Minderwertigkeits-Gefühl könnten nur durch eine tragfähige
zwischenmenschliche Beziehung überwunden werden.
 Adler sah die menschliche Persönlichkeit als unteilbares Ganzes, die als souveräne
und selbstbestimmende Macht, mit einem relativen Maß an Freiheit die LebensUmstände stilvoll verwertet ohne dabei biologisch oder durch ihr Milieu determiniert
zu sein.
 Alle Lebens-Äußerungen haben nicht kausalen, sondern finalen Charakter und sind
auf die Zukunft gerichtet.
 Adler nannte diese unbewusste Ausrichtung (unbewusste Fiktion) auf ein Ziel auch
Lebens-Stil, Lebens-Plan, Persönlichkeits-Ideal oder personale Finalität.
 Kultur, Kunst, Wissenschaft, Philosophie und Menschen-Würde sah er als Produkt
des evolutionären Vollkommenheits-Strebens des Menschen.
Arbeit, Liebe und Gemeinschaft
 Das Gemeinschafts-Gefühl bildet den Grundpfeiler der
Individualpsychologie, alle übrigen individualpsychologischen Begriffe
können nur im Zusammenhang mit ihm verstanden werden.
 Das Gemeinschafts-Gefühl hat seinen Ursprung in der frühen
Beziehung zwischen Mutter und Kind.
 Es wird in den ersten Lebens-Jahren geprägt und wird zum
unbewussten, relativ konstanten Persönlichkeits-Anteil.
Gemeinschaft
 Das Gemeinschafts-Gefühl ist zur Lösung der drei von Adler
genannten Lebens-Aufgaben Arbeit – Liebe – Gemeinschaft von
zentraler Bedeutung.
 Im wachsenden Gemeinschafts-Gefühl und mitmenschlicher
Verbundenheit sah Adler die Wurzel zur Förderung der Gesamtheit
und zur Verhinderung von vom Menschen gemachten Katastrophen.
 Adlers positives Menschen-Bild kommt im folgenden Zitat zum
Ausdruck:
„Der Mensch ist von Natur aus nicht böse.
Was auch ein Mensch an Verfehlungen begangen haben mag,
verführt durch seine irrtümliche Meinung vom Leben, es braucht ihn
nicht zu bedrücken; er kann sich ändern.
Er ist frei, glücklich zu sein und andere zu erfreuen.“
IP
Erforschung der Persönlichkeit
 Die Aufgabe der psychologischen Wissenschaft ist, dem Menschen den wahren
Sinn des Lebens aufzuzeigen, der nach Adler darin liegt, dass der Mensch einen
möglichst großen Einklang mit den Mitmenschen und der Umwelt anstrebt.
 Adlers Bestreben war, die Menschen-Kenntnis lehrbar und zum Allgemeingut zu
machen. Er wollte dem Einzelnen aufzeigen, wo er in seiner Beurteilung des
Mitmenschen gefehlt hat, weil Irrtümer in der Menschen-Kenntnis oft Ursache
für unsägliche Not und Verstrickungen sind.
Menschen-Kenntnis sollte nicht nur Theorie, sondern als Instrument der
gegenseitigen Hilfe in der Lebens-Praxis werden.
 Adler ging wie Freud von einer Deutbarkeit der ersten Kindheits-Erinnerungen
aus, aber nicht im Sinne der Freud'schen Verdrängungs-Theorie
(Deckerinnerungen), sondern abgeleitet aus seinem Begriff der Funktion von
Gedächtnis.
Nach Adler nimmt das Gedächtnis Eindrücke und Empfindungen subjektiv wahr
und verarbeitet sie als Bestätigung des früher gewählten Lebens-Stils.
Aus den frühen Kindheits-Erinnerungen soll deshalb der Individualpsychologe
Rückschlüsse auf den Lebens-Plan ziehen.
 Die psychotherapeutische Menschen-Kenntnis der Individualpsychologie soll
einerseits auf Intuition beruhen, zum anderen aber durch einen
wissenschaftlichen Leitfaden auf der Grundlage einer tiefgründigen Kenntnis
über die menschliche Natur abgestützt sein.
IP
Erziehungs-Lehre
 Für Adler war die erzieherische Praxis der wertvollste Prüfstein für jede
psychologische Theorie.
 Aufgrund seiner Neurosen-Lehre waren die Bedingungen bekannt, die in der
Kindheit seelische Fehlentwicklungen bewirkten und folgerichtig ergaben sich die
Grundsätze für die psychische Prophylaxe in der Erziehungs-Arbeit.
 Die individualpsychologische Erziehung zur Freiheit beinhaltet die planmäßige
Förderung von Selbstständigkeit, Mut, Verantwortungs- und GemeinschaftsGefühl.
 Als Ergebnis seines Studiums des nervösen Charakters führte Adler CharakterZüge und Intelligenz des Menschen auf seine Kindheits- und Jugend-Situation
zurück und lehnte deshalb die Annahme einer Vererbung seelischer Eigenart
grundsätzlich ab.
 Die Aufgabe der Erziehung fällt nach Adler in erster Linie der Familie zu.
Sie bietet das beste Milieu, in dem sich ein werdender Mensch entfalten kann.
Eine wichtige Entdeckung Adlers ist der Einfluss der Stellung in der GeschwisterReihe auf die spätere seelische Entwicklung.
 Adler erkennt in der traditionellen Erziehung vor allem zwei Fehlhaltungen – die
Verwöhnung und die Härte und Strenge –, die zur Quelle psychischer
Fehlentwicklungen werden.
 Der Erwachsene sollte Freund und Förderer des Heranwachsenden sein.
Fehlhaltungen müssen als Irrtümer, nicht als böser Wille aufgefasst werden.
IP
Charakter-Kunde
 Die Adlersche Charakter-Lehre ist bemüht, den Charakter als
Grundlage aller seelischen Reaktionen zu verstehen.
GeltungsStreben
 Die Charakter-Züge sind für den Menschen Leitlinien, auf
denen er sich im Leben mit einem Gemisch von GeltungsStreben und Gemeinschafts-Gefühl vorwärts bewegt.
CharakterZüge
 Adler hat das Phänomen des nervösen Charakters erstmals
grundsätzlich beleuchtet und ihm ein ganzes Buch (Der
nervöse Charakter 1912) gewidmet.
GemeinschaftsGefühl
 Das Minderwertigkeits-Gefühl findet sich im nervösen
Charakter in verschärfter Weise, als MinderwertigkeitsKomplex und führt zu Charakter-Ausprägungen wie Ehrgeiz
und Überempfindlichkeit.
 Bei dieser Entwicklung wird das Gemeinschafts-Gefühl zu
wenig ausgebildet, was sich in einer Vorsicht, einer zögernden
Attitüde gegenüber den Mitmenschen äußert.
 Adler beschreibt den nervösen Charakter als Übergang
zwischen Normal- und Neurosen-Psychologie.
IP
Psychopathologie
 In seiner Neurosen-Lehre beschreibt Adler die Neurose als eine
Weiterführung des nervösen Charakters unter verschlechterten
psychischen Bedingungen, wobei die neurotischen Symptome immer im
Rahmen der Gesamtpersönlichkeit verstanden werden.
 Für Adler manifestiert sich in der Neurose eine durch missliche KindheitsEinflüsse (Verzärtelung usw.) entstandene Lebens-Angst und
Pessimismus.
 Adler vertrat den Gesichtspunkt von der Einheit von Neurose und
Psychose, welche beide eine irrtümliche Antwort auf die Anforderungen
des Lebens darstellen.
 So wie Adler in der Neurose eine übersteigerte Form der Normalpsyche
sah, war für ihn die Psychose eine verschärfte Neurose.
 Deshalb war aus seiner Sicht die Psychose auch für die psychologische
Analyse zugänglich und er konnte von Fällen berichten, deren Heilung
ihm gelang.
IP
Psychotherapie
 Adler und seine Schüler leiteten aus der Neurosenlehre eine ErziehungsProphylaxe ab, die bald als psychologischen Pädagogik und KinderPsychotherapie weit herum bekannt wurde.
 1913 zeigten Adler und seine Schüler in Heilen und Bilden die Entwicklung der
Individualpsychologie in der Erziehungsarbeit auf.
 Nach dem Ersten Weltkrieg richtete Adler im Rahmen der Wiener Schul-Reform
dreißig Erziehungs-Beratungs-Stellen, die Vorläufer der child guidance clinics,
ein.
 Die Adler'sche Psychotherapie zeichnete sich durch eine aktive Wechselwirkung
in der Form eines psychologischen Gesprächs zwischen Therapeut und Patient
aus.
 Die Verantwortung für seine Heilung trug der Beratene, als Resultat seiner
Bemühungen und seiner inneren Wandlung.
 Adler entwickelte schon in der Zwischenkriegs-Zeit die ersten GruppenTherapien, in dem er Erziehungs-Beratung und Eltern-Schulung in Gruppen
durchführte.
Die Gruppe sollte den nervösen Menschen aus seiner Isolierung befreien und
ihm ein Gemeinschafts-Erlebnis vermitteln.
IP
G
Ich-Psychologie (Ich)
 Zur Idee des Ichs 1
 Zur Idee des Ichs 2
 Grafik zum Ich
 Das Ich und die Abwehr-Mechanismen
 Abwehr-Mechanismen
 Ich-Funktionen
 Ich-Funktionen nach Hartmann
 Ich-Funktionen nach Bellak und Meyers
TP
Zur Idee des Ichs 1
Ich
 Die Ich-Psychologie ist eine psychologische Theorie.
Sie ergänzt die klassische Psychoanalyse um Aspekte der IchEntwicklung, der Abwehrmechanismen sowie der Funktionen des
Ichs.
Anforderungen
der Realität
(RealitätsPrinzip)
Ich als Mittler
(KompromissBildung)
Triebe
Eros
Thanatos
 Als Begründer der Ich-Psychologie werden häufig Anna Freud
(Das Ich und die Abwehrmechanismen, 1936) und insbesondere
Heinz Hartmann (Ich-Psychologie und Anpassungsproblem, 1939)
genannt.
 Aber schon Sigmund Freud hat einige Aspekte der Ich-Psychologie
vorweggenommen.
 Sigmund Freud entwickelte die Trieb-Theorie, die Triebe letztlich
als die bestimmenden Kräfte in der Psyche ansah.
Seine Konflikt-Theorie beschreibt ursprünglich die Entstehung von
psychischen Störungen durch das gegensätzliche Wirken von
Trieben und Anforderungen der Realität (Realitäts-Prinzip), welche
das Ich auszugleichen habe.
 Hierbei nehme das Ich lediglich den Raum eines Mittlers zwischen
Trieb-Forderungen und Realität ein.
Eine Psychopathologie entstehe, wenn eine Kompromiss-Bildung
zwischen den Anforderungen des Antriebs und dessen Abwehr
misslinge.
Der Kompromiss zeige sich als Symptom
Zur Idee des Ichs 2
Ich
 Alfred Adler hatte in seinem Hauptwerk Über den nervösen Charakter,
erschienen 1912 kurz nach der Trennung von Freud, den Weg in Richtung
einer Ich-Psychologie eingeschlagen. Adlers Ich ist nicht hilflos zwischen
Trieben und Gewissen eingeklemmt, sondern ein scheinbar selbständiger,
mit einem Willen ausgestatteter Akteur. Für Adler ist das Ich die ganze
Psychologie – ohne weitere innere Instanzen. Diesem Ich geht es um
Anerkennung, sozialen Status und auch um aggressive Selbst-Behauptung.
Psyche
ÜberIch
Es
 Bedeutsam für die Entwicklung der psychoanalytischen Ich-Psychologie ist
Freuds Abkehr vom „ersten topischen Modell“, das die Psyche in Bewusst,
Vorbewusst und Unbewusst einteilt.
1923 entwirft er in Das Ich und das Es ein zweites topisches System, das
Strukturmodell der Psyche, das die seelische Struktur als Kräftespiel von
Es, Ich und Über-Ich beschreibt.
Umwelt
Ich
 Sándor Ferenczi schrieb 1913 den Aufsatz Entwicklungs-Stufen des
Wirklichkeits-Sinns, der als erste Arbeit zur Ich-Psychologie innerhalb der
Psychoanalyse gilt.
 Freud weist dem Ich nun zwei aktive Funktions-Komplexe zu:
 Die Auseinandersetzung mit der Umwelt und
 die Auseinandersetzung mit den intrapsychischen Instanzen des ÜberIchs und des Es.
Das Ich hat die Möglichkeit, Trieb-Impulse zu unterdrücken und sie in der
Phantasie zu befriedigen oder sie abzuwehren.
Grafik zum Ich
Ich
Das Ich und die Abwehr-Mechanismen
Ich
 Anna Freud beschreibt in Das Ich und die Abwehr-Mechanismen (1936)
einleitend die Abkehr von der gängigen Auffassung der Psychoanalyse
als reiner Tiefenpsychologie (Psychologie des Unbewussten) und
Rückbesinnung auf das ursprüngliche therapeutische Ziel der
„Wiederherstellung der Intaktheit des Ich“.
gewährleisten
das
Funktionieren
der Psyche
AbwehrMechanismen
verhindern die
Entwicklung
der
Persönlichkeit
 Abwehr-Mechanismen zielen darauf ab, negative Gedanken und Affekte
zu vermeiden. Sie haben eine besondere Stellung in der Ich-Psychologie.
Anna Freud gruppiert diese Mechanismen in Fortentwicklung der
Vorgaben ihres Vaters neu und formuliert sie in Hinsicht einer
Psychologie des Ichs um.
 Kern der psychoanalytischen Ich-Psychologie sind hier die kreativen
Abwehr-Leistungen des werdenden Ich gegen bedrohliche Eindrücke.
 Die sogenannten Abwehr-Mechanismen stellen eine wichtige Funktion
des kindlichen Ich dar und sind zunächst nicht als neurotisch oder
pathogen zu betrachten: Sie haben die Aufgabe, das Funktionieren der
Psyche zu gewährleisten. Dies ist besonders mit der Fähigkeit
verbunden, das Funktionieren des Ichs und seiner Funktionen
aufrechtzuerhalten.
Hierzu ist es notwendig, das Ich vor allzu heftigen Affekten zu schützen.
 Allerdings können die Abwehr-Mechanismen auch die Einsicht in
konflikthafte Zusammenhänge verwehren, da die Einsicht in diesen
Konflikt zu schmerzlich wäre. Dadurch kann die Entwicklung der
Persönlichkeit verhindert werden.
Abwehr-Mechanismen
Ich
 Verschiebung: Impulse und Affekte werden auf leichter erreichbare Objekte verschoben.
 Schutz-Behauptung: Faule Ausrede zur Konflikt-Vermeidung.
 Identifikation (Introjektion): Von anderen was übernehmen, um Konflikt zu vermeiden.
 Projektion: Bei anderen Dinge sehen, die man bei sich nicht wahrhaben will.
 Affekt-Isolierung: Situation und Gefühl werden voneinander getrennt.
 Verdrängung: Man weiß nicht mehr, dass da was war.
 Verleugnung: Nicht-Wahrhaben-Wollen: „Die lügen doch alle, wenn sie behaupten, dass…“
 Regression: Rückzug auf frühkindliche Verhaltenseisen, z. B. Rauchen
 Wendung ins Gegenteil/Reaktions-Bildung: Für Menschen, die man nicht mag, alles tun.
 Sublimierung: Trieb-Konflikt wird in gesellschaftlich erwünschte Bahnen gelenkt.
 Perversion: Normale genitale Sexualität wird ersetzt durch ritualisierte Inszenierungen
(suchtartiger Charakter – Festigung des instabilen Ich) als: Exhibitionismus, Voyeurismus,
Pädophilie, Sadismus/Masochismus, Internet-Sex-Sucht
 Konversion: Psychischer Konflikt wird in Körper-Störung übersetzt.
 Bei der Borderline-Störung (F60.31) herrschen sogenannte unreife Abwehr-Mechanismen
vor, wie z. B. Spaltung (Dissoziation).
Ich-Funktionen
Ich
 Das Hauptinteresse der Ich-Psychologie gilt dem, was eine Person tatsächlich tut,
sowie dem, was sie wünscht und fürchtet.
 Wichtige Aspekte der Ich-Psychologie wurden von Heinz Hartmann eingeführt.
Er beschrieb die gesunden Ich-Funktionen durch angeborene Potentiale des Ichs, die
sich in einer „konfliktfreien Ich-Sphäre“ entwickeln können.
 Durch die Einführung einer spezifischeren Theorie der Entwicklung des Ichs, die frei von
jeglichen Konflikten vonstatten geht, konnte die Aufmerksamkeit der Psychoanalyse weg
von der reinen Trieb-Psychologie hin zu einer Psychologie der EntwicklungsStörungen gelenkt werden.
Hartmanns Theorien schufen die Voraussetzungen, die zur Entwicklung der ObjektBeziehungs-Theorie und der Selbst-Psychologie notwendig waren.
 Die These, dass angeborene Ich-Funktionen existieren, die schon im Säuglings-Alter
vorhanden sind, schuf die Voraussetzung für die Kleinkind-Beobachtung von René A.
Spitz oder Margaret Mahler.
 Die Behandlungs-Technik der Psychoanalyse wurde hauptsächlich dahingehend
beeinflusst, dass die Autonomie-Entwicklung des Patienten im Vordergrund der
Behandlung steht.
 Nach Hartmann kann das Ich als System von Funktionen betrachtet werden.
Das Ich existiert demnach, da es ja nur eine konstruierte Instanz ist, die der
Vereinfachung der Erklärung der Psyche dient, nur wenn es funktioniert.
Dabei ist die wichtigste Funktion, sich selbst zu organisieren, d. h. die Funktionen
werden differenzierter und genauer durch die Erfahrungen im Laufe der Entwicklung.
Ich-Funktionen nach Hartmann
Ich
 Kognitive Funktionen:
Hierbei sind die wichtigsten die Wahrnehmung, das Denken, das Urteilen, das
Beurteilen, das Erinnern, das Überprüfen der Realität und das Aufrechterhalten der
Realitäts-Wahrnehmung.
 Vermittelnde Funktionen:
Hierbei vermittelt es zwischen dem Es und dem Über-Ich sowie der äußeren Realität.
Es passt also die Trieb-Wünsche und Trieb-Ansprüche an die gesellschaftlichen
Normen und Werte, Gebräuche und Rituale an.
Auch die verinnerlichten Normen und Werte des Über-Ichs sind in dem VermittlungsProzess einbegriffen.
 Angst-Entwicklung:
Hierbei entwickelt das Ich eine Sensibilität für beängstigende Signale.
Diese Signal-Angst entsteht, wenn Trieb-Impulse zu heftig werden und negative
Auswirkungen auf das Individuum haben können.
Auch Über-Ich Impulse können eine solche Angst auslösen, wenn das Über-Ich zu
streng entwickelt ist und von ihm strafende Impulse ausgehen.
In solchen Fällen werden Schutz-Mechanismen aktiviert.
 Schutz-Funktionen – Abwehr-Mechanismen:
Diese Funktionen dienen der innerpsychischen Steuerung.
Sie helfen unerträgliche Affekte, die mit Angst, Scham, Schuld oder MinderwertigkeitsGefühlen gekoppelt sind, zu vermeiden.
Diese Schutz-Funktionen sind bei allen Menschen vorzufinden, und dienen der
Aufrechterhaltung des psychischen Funktions-Niveaus.
Ich-Funktionen nach Bellak und Meyers 1
Ich
1. Realitäts-Prüfung:
Unterscheiden können zwischen inneren und äußeren Reizen und Bildern.
2. Urteilen:
Antizipieren können von Konsequenzen, logisch schlussfolgern, Ursache-WirkungZusammenhänge.
3. Realitäts-Sinn:
Reales Erleben von äußeren Ereignissen und denen des eigenen Körpers, und das
Erleben der Konstanz und der Kohärenz des eigenen Selbst, sowie das unterscheiden
können zwischen Selbst- und Objekt-Repräsentanzen.
4. Regulation und Kontrolle von Trieb-Impulsen und Affekten:
Hier wird der Grad der Unmittelbarkeit des Trieb- und Affekt-Ausdruckes bzw. der Grad
der Frustrations-Toleranz beschrieben, und wie hoch die Regulations- und KontrollFähigkeit im Gegensatz zum Ausagieren der Impulse ist.
5. Objekt-Beziehungen:
Hier wird der Grad der Objekt-Konstanz beschrieben, sowie der Grad und die Art der
Bezogenheit auf Andere.
Hierbei ist auch wichtig, inwieweit Menschen in ihren guten und negativen
Eigenschaften wahrgenommen werden können (Ambivalenz-Fähigkeit)
6. Denken:
Fähigkeit zum klaren Denken inklusive der Sprache, Konzentrations-Fähigkeit und des
Gedächtnisses
Ich-Funktionen nach Bellak und Meyers 2
7. Adaptive Regression im Dienste des Ichs:
Hier wird die Fähigkeit zu fantasieren und sich Tag-Träumen zu überlassen
beschreiben, sowie die Fähigkeit, sich wieder in einen normalen Realitäts-Bezug zu
bringen.
8. Defensives Funktionieren:
Grad der Abwehr von dysphorischen Affekten (alltäglichen Verstimmungen wie Angst,
und Depression), sowie die dazu verwendeten Abwehr-Mechanismen.
9. Stimulus-Schranke:
Ausmaß der Funktions-Bereitschaft gegenüber inneren und äußeren Reizen.
Hierbei weist ein rasches Überflutetwerden von inneren und äußeren Reizen auf eine
Einschränkung dieser Ich-Funktion hin.
10. Autonomes Funktionieren:
Hierzu gehören in Anlehnung an H. Hartmann Perzeption, Intention, Motilität,
Erinnerungs-Fähigkeit, Sprache, Affekt-Regulation, Kognition.
Hierbei ist eher das konfliktfreie Funktionieren der autonomen Funktionen im
Zusammenspiel gemeint.
11. Synthetisch-integrative Funktionen:
Fähigkeit, potentiell diskrepante oder widersprüchliche und nicht widersprüchliche
Erfahrungen zu integrieren.
12. Bewältigungs-Kompetenzen:
Subjektives Gefühl von Kompetenz und Übereinstimmung zwischen tatsächlicher
Leistung und Leistungs-Erwartung
Ich
G
Selbst-Psychologie (Sel)
 Entdeckung des Selbst 1
 Entdeckung des Selbst 2
 Selbst und Ich im Vergleich
 Selbst-Erkenntnis 1
 Selbst-Erkenntnis 2
TP
Entdeckung des Selbst 1
 Die Selbst-Psychologie ist eine psychoanalytische Theorie, die von Heinz Kohut in
den 1970-er Jahren begründet wurde.
Sie beschäftigt sich mit der Organisation und Aufrechterhaltung des Selbst in
Abhängigkeit zu den Objekten der Umwelt, also den bedeutendsten Personen für das
Individuum.
 Das Selbst wurde zuerst von dem psychoanalytischen Ich-Psychologen Heinz
Hartmann eingeführt.
Es ergänzt das Struktur-Modell der Psyche von Sigmund Freud.
Dieser stellte das Modell der Psyche bestehend aus Es, Ich und Über-Ich auf.
 In der Objekt-Beziehungs-Theorie und der Selbst-Psychologie wird das Selbst in
Beziehung zu einem Objekt verstanden, also das Selbst in Relation zu einer anderen
Person.
 Daniel N. Stern, ein bekannter Selbst-Psychologe und Säuglings-Forscher, schreibt
hierzu: „Auch wenn niemand recht weiß, was das Selbst eigentlich ist, haben wir doch
als Erwachsene ein sehr reales Selbst-Empfinden.“
 Das Selbst
 wird als einzelner, abgegrenzter, integrierter Körper wahrgenommen
 wird als Handlungs-Instanz (in der wir selbst handeln) gesehen
 empfindet unsere Gefühle
 erfasst unsere Absichten
 schmiedet unsere Pläne
 setzt unsere Erfahrungen in Sprache um und
 teilt unser persönliches Wissen mit.
Sel
Entdeckung des Selbst 2
Selbst
Ich
VermittlungsFunktion
Es
ÜberIch
soziale Umwelt
SelbstErkenntnis
Selbst-Definition
(psycho-soziale
Identität)
SelbstVerwirklichung
Sel
 Dass das Ich realitätsgerecht zwischen den Ansprüchen des
Es, des Über-Ich und der sozialen Umwelt zu vermitteln hat,
besagt, dass es orientiert ist an seinen eigenen psychischen
Fähigkeiten und Möglichkeiten und an den möglichen und
realen Gegebenheiten der Naturwelt und der Kulturwelt.
 Den Wissens-Erwerb über die eigenen psychischen
Fähigkeiten, Möglichkeiten und Realitäten und die
Möglichkeiten von Natur- und Kultur-Welt nennt man
Selbst-Erkenntnis:
Erkenne dich selbst! (Wahlspruch in der griechischen
Philosophie)
 Selbst-Erkenntnis ist also Voraussetzung nahezu jeder
glückenden Selbst-Verwirklichung. –
„Glück“ soll ganz allgemein bedeuten, dass ein Mensch am
Ende seines Lebens von sich sagen kann, sein Leben sei
ihm geglückt: sinnstiftend, produktiv, erfahrungsreich
gewesen.
 Das Ich benötigt also für seine Vermittlungs-Funktion
realitätsgerechte Vorstellungen über sich selbst, die »Selbst«
bzw. »Selbst-Repräsentanzen« heißen.
Aus den Selbst-Repräsentanzen bezieht ein Mensch seine
Selbst-Definition, seine psycho-soziale Identität.
Selbst und Ich im Vergleich
Sel
 Das Selbst ist im Gegensatz zum Ich eine übergreifende Instanz in der Persönlichkeit
(wird aber auch teilweise als ein Teil des Ichs beschrieben), die alle Instanzen wie
Über-Ich und Es sowie auch alle Objekte, also die Vorstellung von den nahestehenden
Personen einschließt. Seine Funktionen sind die
 Selbst-Wahrnehmung,
 Selbst-Steuerung,
 Kommunikation und
 Bindung.
 Das Selbst wird nur erfahrbar, indem es ein Gefühl des Wohlbefindens und des
Selbst-Wert-Gefühls vermittelt.
 Auf den ersten Blick scheint es, dass zwischen dem Ich und dem Selbst kaum
Unterschiede bestehen. Der Schein trügt aber.
 Denn das Selbst, als die strukturierten Bilder über sich selbst, ist nicht reflexionsund kritikfähig.
 Nur das Ich mit seinen Funktionen des Wahrnehmens, Denkens und des
Gedächtnisses vermag zu reflektieren und selbstkritisch zu sein.
 Die Ausbildung eines kritischen Selbst ist eine der Hauptfunktionen des Ich.
 Ein Selbst kann man dann kritisch nennen bzw. die Selbst-Repräsentanzen sind dann
vom Ich kritisch erfasst und ausgebildet worden, wenn sie die Grenzen des Selbst (der
Person) zureichend realistisch erfassen und dem Bewusstsein widerspiegeln können.
Dass man sich realistisch wahrnimmt, setzt Selbst-Erkenntnis voraus.
Selbst-Erkenntnis und Selbst-Verwirklichung 1
Anforderung
der Umwelt
SelbstVerwirklichung =
Werde, wer du
bist
Sel
 Selbst-Erkenntnis im tiefenpsychologischen Sinne ist die oft
demütigende und schmerzhafte Erkenntnis der realen Grenzen
des Selbst.
Schmerzhaft ist diese Erkenntnis, weil wir uns alle gerne
ungefährdeter, bedeutender, sicherer etc. sehen, als wir in
Wahrheit sind.
Diesen Sachverhalt bezeichnet man als Narzissmus.
 Erwachsene sollten
 ein realistisches Bild von sich haben – am besten eines,
das ihrer Realität am nächsten kommt.
 sich lieben und annehmen lernen so wie sie sind – und
nicht, wie ein unrealistisches Über-Ich - Ich-Ideal sie gerne
hätte.
 sich nicht kleiner sehen, als es ihren Möglichkeiten
entspricht, sonst können sie nicht der werden, der sie sein
könnten und sein sollten.
 Das uns selbst verwirklichende „Werde, der du bist“ (= von
deinen Fähigkeiten und Möglichkeiten her, von deinen WesensAnlagen und Wesens-Möglichkeiten her) ist zunächst scheinbar
ein Anspruch, der nur von der erzieherischen Umwelt einer
Person angetragen und durch Belohnungs- und BestrafungsMechanismen ins Über-Ich hinein sozialisiert wird.
Selbst-Erkenntnis und Selbst-Verwirklichung 2
Anforderung
der Umwelt
Sel
 Aber dieses „Werde-wer-du-Bist“ ist auch ein mehr oder weniger
unbewusster Anspruch aus dem Es:
Der psychosomatische Bewegungs-Drang,
der Neugierdrang (Wahrnehmungs-Interesse) und
Bestätigungs-Drang (Primär-Narzissmus) führen unbewusst – also
wie automatisch – dazu, sich zu erproben, zu behaupten und
Probleme lösen zu wollen.
 Das Ich muss jedoch die Handlungs-Impulse und HandlungsAnsprüche aus dem Es, dem Über-Ich und aus der sozialen Umwelt
Selbstkritisch und vor allem selbstkritisch prüfen und dann
Verwirklichung =
handlungsleitend einsetzen, sodass man sagen kann: „Werde, der du
Werde, wer du
bist“ ist ein Anspruch des ichfunktional gebildeten Gewissens.
bist
 Die Herausbildung des Selbst ist ein Vorgang der KompromissBildung, insofern das Ich bei der Selbst-Verwirklichung zwischen den
Ansprüchen des Es, des Über-Ich und des Sozialaußen (Feedback)
vermittelt.
Anspruch
des Es
 Das optimale Ziel der Kompromiss-Bildung ist die Findung eines
stabilen, d. h. konfliktfähigen Selbst: eines Selbst, das menschliches
Handeln in einem konflikthaften Leben lebensentfaltend
(konfliktauflösend und konfliktminimierend) zu organisieren vermag.
Diese Kompromiss-Bildung des Selbst ist mitunter ein schwer zu
lösendes Lebens-Problem.
Die Frage ‚Wer bin ich‘ stellt sich oft manifest als Sinn-Krise.
G
Objekt-Beziehungs-Theorie (OT)
 Objekte für das Kind
 Objekt-Beziehungen
 Bedürfnis nach Beziehungen 1
 Bedürfnis nach Beziehungen 2
TP
Objekte für das Kind
 Die Objekt-Beziehungs-Theorie ist eine ursprünglich auf Melanie Kleins
Arbeiten zurückgehende Weiterentwicklung der psychoanalytischen Theorie.
 Unter dem Begriff Objekt-Beziehungs-Theorie werden unterschiedliche Ansätze
zusammengefasst, denen gemeinsam ist, dass sie die zentrale Bedeutung
der frühen Mutter-Kind-Beziehung und der Vorstellungen des Kindes über
sich und seine Bezugspersonen für die spätere Beziehungs-Gestaltung und
für die Persönlichkeits-Entwicklung herausstellen.
 Ein weiteres gemeinsames Merkmal ist die Hervorhebung von Übertragung und
Gegenübertragung in der Anwendung des psychotherapeutischen Konzeptes.
 Der Begriff Objekt hat im psychoanalytischen Sprachgebrauch einen deutlichen
Wandel erfahren:
 In der orthodoxen Psychoanalyse gilt es als eine Person oder ein
Gegenstand, der eine Trieb-Regung aufheben kann (z. B. eine Person, die
sexuelle Befriedigung verschafft).
 In der Objekt-Beziehungs-Theorie bezeichnet der Begriff einen
reagierenden Partner, also eine Person, die auf die Äußerungen des
Subjekts eingeht.
Der Begriff erhält somit eine stark gefühlsbetonte Bedeutung und wird nur
noch sekundär als Ziel der Trieb-Regungen verstanden.
OT
Objekt-Beziehungen
 Objekt-Beziehung bezeichnet dabei die Beziehung des Subjektes zu seiner Welt.
Er bezeichnet die phantasierte bzw. vorgestellte Beziehung zu einer Person, die
durchaus von der realen Interaktion abweichen kann.
 Die Einführung und Anerkennung der Objekt-Beziehungs-Theorien ist eine der
bedeutendsten Entwicklungen innerhalb der Entwicklung der Psychoanalyse.
 Während die Psychoanalyse Freuds einen Schwerpunkt auf das Konzept der
Trieb-Theorie legte und den Menschen dadurch (tendenziell) als Einzelwesen
betrachtete, lenkte Melanie Klein die Aufmerksamkeit der Psychoanalyse
verstärkt auf die frühkindliche Entwicklung und die Auswirkungen der frühen
Beziehungen zu Bezugs-Personen.
 Sie folgte damit der Tradition ungarischer Psychoanalytiker wie Sándor Ferenczi
und Michael Balint.
 Klein vertrat den Gedanken, dass die Art und Weise, wie ein Mensch die Welt
wahrnimmt und mit welchen Erwartungen er an sie herantritt, durch seine
Beziehungen zu wichtigen frühen Bezugs-Personen („Objekten“) geprägt wird.
 Diese Objekte können, nach dem Prinzip der Idealisierung und Entwertung,
entweder geliebt oder gehasst werden.
OT
Bedürfnis nach Beziehungen 1
OT
 Zwischen Melanie Kleins objekttheoretischem Ansatz und der dominierenden Schule
Anna Freuds bildete sich eine weitere Strömung, die ideengeschichtlich zwischen diesen
beiden Polen zu verorten ist.
 Eine zentrale Rolle spielte die sogenannte „Britische Objekt-Beziehungs-Theorie“ um
William R. D. Fairbairn (1889-1964), Harry Guntrip (der Freuds Theorien als
biologistisch und inhuman kritisierte), John D. Sutherland und Donald Winnicott.
 Fairbairn stellte sich anders als Klein auch gegen Freuds dualistisches Trieb-Konzept
(Eros - Lust-Trieb, Thanatos - Todes-Trieb).
Die von ihm eingeleitete radikale Wendung vom Trieb zu Objekt-Beziehungen wurde
auch als „Kopernikanische Wende“ der psychoanalytischen Persönlichkeits-Forschung
bezeichnet.
 Auf Fairbairn bauten auch die Arbeiten von Daniel Stern und Otto F. Kernberg auf, die
ein angeborenes Bedürfnis nach Beziehung und Bindung als grundlegend sowohl für die
frühe Entwicklung als auch für die Therapie anerkennen.
 Im Zuge dieser Erkenntnis betonen sie die wichtige Bedeutung des BeziehungsGeschehens innerhalb der Therapie gegenüber der bloßen Deutung unbewusster
Inhalte, die noch bei Freud im Zentrum der psychoanalytischen Tätigkeit stand.
 Auch Donald W. Winnicott folgte Klein in ihren Annahmen, betonte aber, wie auch
Fairbairn, die realen Umwelt-Erfahrungen für die Entwicklung des Kindes gegenüber den
Projektionen und phantasiemäßigen „Besetzungen“, wie sie bei Freud noch im Zentrum
der Betrachtung stehen.
Bedürfnis nach Beziehungen 2
OT
 Eine bedeutende Stellung in Winnicotts Theorie nimmt dabei das sogenannte
Übergangs-Objekt ein, mit dessen Hilfe das Kind die Entwöhnung von der Mutter-Brust
und den Ausgang aus der engen symbiotischen Beziehung zur Mutter im Säuglings-Alter
verarbeitet und auffängt. Ein typisches Beispiel für ein Übergangs-Objekt ist ein
Kuscheltier oder eine Schmusedecke, die das Kind nicht mehr aus der Hand gibt.
 Heinz Kohut entwickelte Kleins Ansatz zur Selbst-Psychologie weiter.
Diese untersucht, inwieweit ein Mensch Selbst-Objekte (unterstützende Menschen,
wichtige Gegenstände) benötigt, um die psychische Funktions-Fähigkeit seines Selbst zu
bewahren bzw. überhaupt erst aufzubauen.
 Auch Theorien aus dem Gebiet der Ich-Psychologie (Joseph Sandler, EntwicklungsModell von Margaret Mahler, Jacobson u.a.) haben die Objekt-Beziehungs-Theorie stark
beeinflusst und werden ihr häufig zugerechnet.
 Die Ergebnisse moderner empirischer Säuglings-Forschung belegen nachträglich
wichtige Annahmen der Objekt-Beziehungs-Theorie. Eine Verbindung zwischen diesen
Theorien und der empirischen Forschung schafft auch die Bindungs-Theorie von John
Bowlby.
 Insgesamt stellt die Objekt-Beziehungs-Theorie innerhalb der psychoanalytischen
Theorie fast einen paradigmatischen Kurs-Wechsel dar.
 Michael Balint kritisierte die orthodoxe Psychoanalyse mit ihrer Fokussierung auf das
Phänomen der Triebe als eine „One-Body-Psychologie“.
 Mit der Hinwendung zur Erforschung der frühen Mutter-Kind-Interaktion wurde
demgegenüber eine Umkehrung oder mindestens bedeutsame Erweiterung der
Perspektive vollzogen.
G
Bindungs-Theorie (BT)
 Bindung
 Bindungs-Verhalten 1
 Bindungs-Verhalten 2
 inner working model
 Interaktion
 Entstehung der Bindungs-Beziehung
 Fremde Situation und Bindungs-Typen
 Bindungs-Typen
 Sichere Bindung
 Unsicher-vermeidende Bindung
 Unsicher-ambivalente Bindung
 Desorganisierte Bindung 1
 Desorganisierte Bindung 2
 Auswirkung der Bindungs-Erfahrungen
 Bindungs-Theorie und Entwicklungs-Begleitung
TP
Bindung
BT
 Die Bindungs-Theorie ist eine psychologische Theorie, die auf der Annahme beruht,
dass Menschen ein angeborenes Bedürfnis haben, enge und von intensiven Gefühlen
geprägte Beziehungen zu Mitmenschen aufzubauen. Sie wurde von dem britischen
Kinderpsychiater John Bowlby, dem schottischen Psychoanalytiker James Robertson
und der aus den USA stammenden Psychologin Mary Ainsworth entwickelt.
 Ihr Gegenstand ist der Aufbau und die Veränderung enger Beziehungen im Laufe des
Lebens.
 Die Bindungs-Theorie basiert auf einer emotionalen Sichtweise der frühen Mutter-KindBeziehung.
 Sie verbindet ethologisches (Verhaltens-Biologie), entwicklungspsychologisches,
psychoanalytisches und systemisches Denken.
 Eines der ursprünglichen Anliegen Bowlbys war es, eine wissenschaftliche Basis für
den psychoanalytischen Ansatz der Objekt-Beziehungs-Theorien herzustellen und
psychoanalytische Annahmen empirisch überprüfbar zu machen.
 Dabei entfernte er sich im Laufe seiner Forschungs-Arbeit von der Psychoanalyse.
 Die Bindungs-Theorie weist Verbindungen zur System-Theorie und zur kognitiven
Psychologie auf und hat einen großen Beitrag zur Familien-Therapie, kognitiven
Therapie sowie zur Psychoanalyse, Entwicklungs-Psychologie und zu den Grundlagen
der Pädagogik geleistet.
Bindungs-Verhalten 1
BT
 Bindung (engl.: attachment) ist die Bezeichnung für eine enge emotionale Beziehung
zwischen Menschen. Das Neugeborene entwickelt eine spezielle Beziehung zu seinen
Eltern oder anderen relevanten Bezugspersonen. Die Bindung veranlasst das Kleinkind,
im Falle objektiv vorhandener oder subjektiv erlebter Gefahr (Bedrohung, Angst,
Schmerz) Schutz und Beruhigung bei seinen Bezugs-Personen zu suchen und zu
erhalten.
Bezugs-Personen bzw. Bindungs-Personen sind die Erwachsenen oder älteren
Personen, mit welchen das Kind den intensivsten Kontakt in seinen ersten LebensMonaten hatte.
 Das Bindungs-Verhalten besteht aus verschiedenen beobachtbaren VerhaltensWeisen wie Lächeln, Schreien, Festklammern, Zur-Mutter-Krabbeln, Suchen der
Bezugsperson usw.
Diese Verhaltens-Weisen werden als ein Verhaltens-System beschrieben.
Es ist genetisch vorgeprägt und bei allen Primaten-Kindern zu finden, besonders beim
Menschen.
 Konkretes Bindungs-Verhalten wird bei Wunsch nach Nähe oder in „Alarm-Situationen“
aktiviert.
Letztere werden von emotionalem Stress begleitet, beispielsweise bei zu großer Distanz
zur Bezugs-Person, bei Unwohlsein, Schmerz und Angst.
Abgewiesene Bindungs-Wünsche verstärken bindungssuchendes Verhalten, das
ebenfalls bei Wiederkehr einer Bezugs-Person beobachtet werden kann.
Bindungs-Verhalten 2
BT
 Nähe zur Bindungs-Person mit Blick- und/oder körperlichem Kontakt über eine kurze
Zeit beenden i. d. R. bindungssuchendes Verhalten.
Das Kind fühlt sich sicher und kann neugieriges Explorations-Verhalten (ErkundungsVerhalten) zeigen.
Hierbei zeigt die häufige Rückversicherung durch Blick-Kontakt zur Bindungs-Person bei
jungen Kindern, wie wesentlich sichere Bindung für die Erforschung der Welt und die
spätere Aussteuerung beider Pole im Sinne gesunder Autonomie ist.
 Bindungs-Verhalten verändert sich im Laufe des Lebens.
Bei älteren Kindern und Erwachsenen ist das „ursprüngliche“, direkt beobachtbare
Bindungs- und Explorations-Verhalten im Sinne von Annäherung und Entfernung von
Bindungs-Personen nicht mehr so offensichtlich.
Dennoch hat die Forschung auf Basis der Bindungs-Theorie Zusammenhänge zwischen
frühem Bindungs-Verhalten und dem Verhalten älterer Kinder, Jugendlicher und
Erwachsener gefunden.
 Durch die individuellen Unterschiede in der Eltern-Kind-Interaktion in den ersten LebensJahren werden nach Bowlby die inner working models (engl. für „innere Wirkungs-/
Arbeits-Modelle“) gebildet.
Diese werden im Verlauf der Entwicklung in der Psyche eines Menschen relativ stabil
repräsentiert (also abgebildet).
inner working model
BT
 Das inner working model beinhaltet die individuellen frühen Bindungs-Erfahrungen
sowie die daraus abgeleiteten Erwartungen, die ein Kind gegenüber menschlichen
Beziehungen hegt.
Sie dienen dazu, das Verhalten der Bindungs-Person zu interpretieren und ihr
Verhalten vorherzusagen.
Nach der Entwicklung im ersten Lebens-Jahr werden die inner working models
zunehmend stabiler.
 Sie bilden sich zu Bindungs-Repräsentationen (Abbildungen) aus.
Während der Begriff der Bindungs-Repräsentanz eher auf die psychoanalytische
Tradition zurückgeführt werden kann, würden Kognitions-Psychologen hier eher von
Schemata, also Bindungs-Schemata sprechen.
 Wesentlich ist, dass die sich entwickelnden Bindungs-Typen aus der Eltern-KindBeziehung hervorgehen und somit eine zwischenmenschliche Qualität spiegeln, in die
das Verhalten beider Seiten einfließt.
Dabei ist für die spätere Bindungs-Qualität die Feinfühligkeit der Bezugs-Personen
entscheidend.
 Unter Feinfühligkeit wird situationsangemessenes und promptes Reagieren
erwachsener Bezugs-Personen auf die Äußerungen und Bedürfnisse des Säuglings
verstanden.
 Insofern ist das spätere Bindungs-Verhalten des Kindes weniger Spiegel-Bild
seines Temperaments oder Charakters, sondern primär Ausdruck der erlebten
Interaktion mit der Bezugs-Person.
Interaktion
BT
 Der Begriff Interaktion (synonym: Wechsel-Wirkung) ist eine Bezeichnung
zwischenmenschlichen wechselseitigen Verhaltens.
In der Sozialpsychologie steht der Begriff heute für jede Art der Wechsel-Wirkung oder
wechselseitigen Bedingtheit im sozialen Kontext.
 John Bowlby hatte den Interaktions-Begriff zuerst in seinem Aufsatz Über das Wesen
der Mutter-Kind-Bindung im Zusammenhang mit dem Sozialverhalten verwendet.
Der auf Basis der Bindungs-Theorie entstandenen empirischen Forschung ist es
gelungen, das zum Bindungs-Verhalten führende frühe Interaktions-Verhalten mittels des
„Fremde-Situations-Tests“zu operationalisieren und somit empirisch fassbar zu machen.
Dabei interessiert besonders die Feinfühligkeit seitens der Bezugs-Person, auf Seiten
des Kindes das sich entwickelnde Bindungs-Verhalten sowie der Zusammenhang
zwischen beidem.
 Bindungs-Verhalten entwickelt sich im ersten Lebens-Jahr. Bis zur sechsten LebensWoche kann hierbei die Bindungs-Person beinahe beliebig wechseln.
Dann entsteht – etwa gleichzeitig mit dem ersten personenbezogenen Lächeln – eine
zunehmend festere Bindung zu einer oder mehreren Personen (bspw. Mutter, Vater,
Geschwister oder Pflege-Mutter).
Sobald das Kind sich fortbewegen kann (Lokomotion), ist es ab dem siebten bis achten
Monat fähig, sich entweder aktiv in die Nähe der Bezugs-Person zu bewegen oder von
dieser weg die Umgebung selbstständig zu erkunden (Individuations-Phase).
Dies wird möglich auf Grund der jetzt wachsenden Objekt-Permanenz, welche dem Kind
die innere Vorstellung eines Objekts ermöglicht, ohne dass ein solches direkt anwesend
ist. Ab etwa dem dritten Lebens-Jahr versucht das Kind das Verhalten des anderen je
nach Situation zu beeinflussen.
Entstehung der Bindungs-Beziehung
 Der Neurobiologe und Psychologe Allan N. Schore sieht die
Entstehung der Bindung vor allem als Regulations-Prozess
zwischen der Mutter und ihrem Kleinkind an.
Er sieht die Entwicklung der rechten Hirn-Hälfte, die in den
ersten Lebens-Jahren dominant ist, als wichtigen
Entwicklungs-Bereich, der von Qualität der RegulationsProzesse von der Mutter beeinflusst wird.
 Hier sieht er vor allem die Entwicklung des orbitofrontalen
Kortex beeinflusst, der eine wichtige Steuerungs-Funktion von
Affekten und dem Verständnis von Interaktion, aber auch dem
Verständnis von Affekten, die von einem Gegenüber gezeigt
werden, einnimmt.
Für die Reifung dieser Gehirn-Regionen ist die frühe
Interaktion mit der Bezugs-Person bedeutsam.
 Die Responsivität, also die Reaktionen der Mutter auf ihr
Kind, sind entscheidend für die Entwicklung einer sicheren
oder unsicheren Bindung.
BT
Fremde Situation und Bindungs-Typen
BT
 Mary Ainsworth und ihre Kollegen entwickelten 1969 mit der sogenannten Fremden
Situation ein Setting zur Erforschung kindlicher Bindungs.Muster.
 Mary Ainsworth gelang es, individuelles kindliches Bindungs-Verhalten im Sinne von
Bowlbys Theorie in einer qualitativen Test-Situation beobachtbar zu machen.
Hierbei finden 11 bis 18 Monate alte Kinder die typischen Gegebenheiten in einer
annähernd natürlichen Situation vor, die nach Bowlbys Theorie sowohl Bindungs- als
auch exploratives Verhalten aktivieren.
 Wesentlich für die Analyse des Bindungs-Musters ist das Verhalten des Kindes bei Anbzw. Abwesenheit der Mutter sowie bei deren Rückkehr.
Dieses wird mittels Video-Kamera aufgezeichnet und hinsichtlich der Verhaltens- bzw.
Bewältigungs-Strategien des Kindes bei Trennungs-Stress analysiert.
Heute ist es möglich, die Bindung bis zu einem Alter von 5 Jahren durch das TestVerfahren zu bestimmen.
 Zunächst wurden lediglich drei Ausprägungen von Bindungs-Typen festgestellt, die sich
innerhalb der Interaktion mit der Bindungs-Person entwickeln können:
 sicher (B),
 unsicher-vermeidend (A) und
 unsicher-ambivalent (C).
 Später kam im Zuge der Untersuchung schwer vernachlässigter Kinder die
Kategorie desorganisiert (D) hinzu; das kindliche desorganisierte Verhalten konnte
mit der Unmöglichkeit, Bindungs-Verhalten aufzubauen, in Verbindung gebracht
werden.
Bindungs-Typen
Bindungs AbkürBeschreibung
-typen
zung
BT
Verhalten in der Testsituation
Sichere
B-Typ
Bindung
Sie sind kurzfristig irritiert und weinen ggf., wenn die
Bezugs-Person den Raum verlässt, lassen sich jedoch
Solche Kinder können Nähe und
von der Testerin trösten und beruhigen sich schnell
Distanz der Bezugs-Person
wieder; sie spielen im Raum auch mit der Testerin; laufen
angemessen regulieren.
der Bezugs-Person bei deren Wiederkehr entgegen und
begrüßen diese freudig.
Unsicher
vermeiA-Typ
dende
Bindung
Kinder zeigen eine
Pseudounabhängigkeit von
Sie wirken bei der Trennung von der Bezugs-Person
Bezugs-Person mit auffälligem
unbeeindruckt; sie spielen auffallend oft für sich allein; bei
Kontakt-Vermeidungs-Verhalten
der Wiederkehr der Bezugs-Person bemerken sie diese
und beschäftigen sich primär mit
kaum oder zeigen Ablehnung durch Ignorieren.
Spielzeug als StressKompensations-Strategie.
Unsicher
ambiC-Typ
valente
Bindung
Sie wirken bei der Trennung massiv verunsichert, weinen,
laufen zur Tür, schlagen gegen diese und sind durch die
Diese Kinder verhalten sich
Testerin kaum zu beruhigen. Bei Wiederkehr der Bezugswidersprüchlich-anhänglich
Person zeigen sie abwechselnd anklammerndes und
gegenüber der Bezugs-Person.
aggressiv-abweisendes Verhalten und sind nur schwer zu
beruhigen.
DesorganiD-Typ
sierte
Bindung
Die Kinder zeigen deutlich
desorientiertes, nicht auf eine
Bezugs-Person bezogenes
Verhalten.
Hauptmerkmal solcher Kinder sind bizarre VerhaltensWeisen wie Erstarren, Im-Kreis-Drehen, Schaukeln und
andere stereotype Bewegungen; daneben treten (seltener)
Mischformen der anderen Bindungs-Muster wie
beispielsweise gleichzeitiges intensives Suchen nach
Nähe und deren Ablehnung auf.
Sichere Bindung
BT
 Für die sichere Bindung hat sich die Bezeichnung B-Bindung etabliert.
 Sicher gebundene Kinder entwickeln aufgrund von elterlicher Feinfühligkeit eine große
Zuversicht in die Verfügbarkeit der Bindungs-Person.
Die Feinfühligkeit der Mütter ist gekennzeichnet durch die prompte Wahrnehmung der
kindlichen Signale, der richtigen Interpretation dieser und einer angemessenen sowie
prompten Reaktion auf diese Signale, die keine starke Frustration beim Kind hervorruft.
 Diese Kinder weinen durchaus innerhalb der Fremden Situation.
Sie zeigen die Gefühle deutlich, akzeptieren den Trost einer fremden Frau (einer zum
Test gehörenden Untersucherin) im Raum sogar zum Teil.
Obwohl die Trennung bei solchen Kindern also mit negativen Gefühlen verbunden ist,
vertrauen sie darauf, dass die Bindungs-Person sie im Bedarfs-Fall nicht im Stich
lassen oder in irgendeiner Weise falsch reagieren wird.
Die Bindungs-Person erfüllt in einer derartigen Bindung die Rolle eines „sicheren
Hafens“, der immer Schutz bieten wird, wenn das Kind dessen bedarf.
Die Kinder sind traurig, dass die Bindungs-Person nicht bei ihnen ist – und gehen
davon aus: „Sie kommt zurück.“
Erscheint die Bindungs-Person im Raum, freuen sich die Kinder.
Sie suchen Nähe und Kontakt, wenden sich kurz danach wieder der Exploration des
Raumes zu.
Unsicher-vermeidende Bindung
BT
 Kinder vom Typ A-Bindung reagieren scheinbar unbeeindruckt, wenn ihre BindungsPerson hinausgeht.
 Sie spielen, erkunden den Raum und sind auf den ersten Blick weder ängstlich noch
ärgerlich über das Fortgehen der Bindungs-Person.
Durch zusätzliche Untersuchung der physiologischen Reaktionen der Kinder während
der Situation wurde jedoch festgestellt, dass ihr Cortisol-Spiegel im Speichel beim
Fortgehen der Bindungs-Person höher ansteigt als der sicher gebundener Kinder,
welche ihrem Kummer Ausdruck verleihen – was auf Stress schließen lässt.
Auch ihr Herzschlag beschleunigt sich.
Kommt die Bindungs-Person zurück, wird sie ignoriert.
Die Kinder suchen eher die Nähe der fremden Person und meiden ihre eigentliche
Bindungs-Person.
 Unsicher-vermeidenden Kindern fehlt die Zuversicht bezüglich der Verfügbarkeit ihrer
Bindungs-Person.
Sie entwickeln die Erwartungs-Haltung, dass ihre Wünsche grundsätzlich auf
Ablehnung stoßen und ihnen kein Anspruch auf Liebe und Unterstützung zusteht.
Ein solches Bindungs-Muster ist bei Kindern zu beobachten, die häufig Zurückweisung
erfahren haben.
Die Kinder finden einen Ausweg aus der belastenden bedrohlichen Situation des immer
wieder Zurückgewiesen-Seins nur durch Beziehungs-Vermeidung.
Unsicher-ambivalente Bindung
BT
 Diese Bindungs-Form wird auch ängstlich-widerstrebende, resistente, ambivalente
Bindung oder auch C-Bindung genannt.
Kinder, die hier beschrieben werden, zeigen sich ängstlich und abhängig von ihrer
Bindungs-Person.
Geht die Bindungs-Person, reagieren die Kinder extrem belastet.
Eine fremde Frau wird ebenso gefürchtet wie der Raum selbst.
Schon bevor die Bindungs-Person hinausgeht, zeigen die Kinder Stress.
Da sie die ungewohnte Situation fürchten, wird ihr Bindungs-Verhalten schon von Beginn
an aktiviert.
 Die Kinder reagieren so auf das korrelierende Bindungs-Verhalten der Bezugs-Person: Die
Bindungs-Person reagiert für das Kind nicht zuverlässig, nachvollziehbar und
vorhersagbar.
Der ständige Wechsel von einmal feinfühligem, dann wieder abweisendem Verhalten
führt dazu, dass das Bindungs-System des Kindes ständig aktiviert sein muss. Es kann
schwer einschätzen, wie die Bindungs-Person in einer bestimmten Situation handeln oder
reagieren wird. Das Kind ist somit permanent damit beschäftigt, herauszufinden, in welcher
Stimmung sich die Bindungs-Person gerade befindet, was sie will und was sie braucht,
damit es sich entsprechend anpassen kann. Dies führt zu einer Einschränkung des
Neugier- und Erkundungs-Verhaltens des Kindes, welches sich nicht auf die Exploration
des Raumes konzentrieren kann.
 Die Kinder können keine positive Erwartungs-Haltung aufbauen, weil die Bindungs-Person
häufig nicht verfügbar ist – meist auch dann nicht, wenn sie in der Nähe ist.
Dementsprechend erwarten sie keinen positiven Ausgang der Situation und reagieren
extrem gestresst und ängstlich innerhalb der Fremden Situation.
Desorganisierte Bindung 1
BT
 Bei diesem Bindungs-Typ hat sich die Bezeichnung Desorganisierte Bindung oder DBindung etabliert. Der desorganisierte Bindungs-Typ wurde erst wesentlich später
festgestellt. Mary Main, die auch Erwachsene mit dem AAI (Adult Attachment Interview)
untersuchte, Judith Solomon und Berry Brazelton, führten die Klassifikation ein.
 Es gab immer auch Kinder, deren Verhalten sich nicht eindeutig in eine der drei
Hauptreaktions-Schemata einordnen ließen.
Ainsworth und auch nachfolgende Kollegen stuften solche Kinder meist innerhalb der
sicheren Kategorie ein, und einige wenige als vermeidend.
Einen großen Anteil dieser Kinder klassifizierte man, nach Einführung des 4. Bindungstyps
(der D-Bindung), schließlich als desorganisiert/desorientierten Bindungstyp.
 Kinder, deren Verhalten diesem Bindungs-Typ zugeordnet wird, zeigen äußerst
unerwartete, nicht zuzuordnende Verhaltensweisen. Dazu gehören Stereotypien und
unvollendete oder unvollständige Bewegungs-Muster. Desorganisiert gebundene Kinder
erschrecken oft, wenn ihre Eltern den Raum nach kurzer Trennung wieder betreten, und
zeigen eine Mischung von Strategien, wie unsicher-vermeidendes und unsicherwidersetzendes Verhalten. Einige der desorganisiert eingestuften Kinder schreien nach
ihren Bindungs-Personen nach der Trennung, entfernen sich aber bei der
Wiedervereinigung von ihnen. Andere reagieren wie gelähmt mit einem benommenen
Gesichts-Ausdruck für 30 Sekunden, und/oder drehen sich im Kreis und/oder lassen sich
auf den Boden fallen, wenn sie sich an den jeweiligen Eltern-Teil wenden. Wieder andere
desorganisierte Kleinkinder erscheinen ängstlich in der Fremden Situation mit
geängstigtem Gesichts-Ausdruck, hochgezogenen Schultern und/oder einem Einfrieren
aller Bewegungen.
Desorganisierte Bindung 2
BT
 Die Bindungs-Theorie geht davon aus, dass ein Kind auf jeden Fall eine Bindung zu
seiner Bindungs-Person aufbauen muss. Die Bindungs-Verhaltens-Weisen werden
aktiviert, sobald es Schutz und Unterstützung bedarf oder die Bindungs-Person nicht in
der Nähe ist. Allerdings konnte das Kind keine einheitliche Bindungs-Strategie
entwickeln, um Schutz und Trost zu bekommen: Wenn die Bindungs-Person – der
Mensch, der Schutz bieten soll – zugleich der Auslöser für das Bindungs-Verhalten ist,
somit selbst die Bedrohung darstellt, gerät das Kind in eine sogenannte Double BindSituation, aus der es für das Kind keinen Ausweg gibt.
 Eine andere Ursache für dieses Bindungs-Verhalten zeigt sich bei Kindern, deren
Bindungs-Personen unter den Folgen eigener Psychotraumata leiden.
Die traumatischen Erfahrungen zeigen sich den Kindern im verängstigten Verhalten
ihrer Bindungs-Personen. Die Angst, die sich im Gesicht einer Bindungs-Person
spiegelt, welche unter Intrusionen (hartnäckiges Eindringen von den traumatischen
Bildern und Gefühlen in die Gedanken/Vorstellungen) leidet, ist für ein Kind
erschreckend und aktiviert sein Bindungs-System. Die Quelle der Angst ist für das Kind
nicht nachvollziehbar. Die Bindungs-Person kann in einer solchen Situation zumeist
nicht adäquat auf die Versorgungs-Bedürfnisse ihres Kindes eingehen. So zeigten
manche Mütter beispielsweise das beinahe eine Minute lange Einfrieren aller
Bewegungen, oder zeigten sich durch neutrale Verhaltens-Weisen ihrer Kinder in Angst
versetzt. Das Kind erlebt schließlich die Welt ständig als einen bedrohlichen Ort,
dessen Schrecken sich in der Bezugs-Person widerspiegelt. Untersuchungen von
Ainsworth und Crittenden legen eine ähnliche Klassifizierung nahe, die sie als
ambivalent-vermeidend (A/C-Bindung) bzw. unstabil-vermeidend bezeichneten.
Auswirkung der Bindungs-Erfahrungen
BT
 Durch die Bindungs-Theorie konnten langfristige Effekte der frühen BindungspersonKind-Beziehung nachgewiesen werden.
Aus der Qualität der Bindung, die beim Fremde-Situations-Test bei den 12 bis 18
Monate alten Kindern festgestellt wurde, lassen sich einige zutreffende Vorhersagen
ableiten:
 Sicher gebundene Kinder zeigen später adäquateres Sozialverhalten im Kinder-Garten
und in der Schule, mehr Phantasie und positive Affekte beim freien Spiel, größere und
längere Aufmerksamkeit, höheres Selbst-Wert-Gefühl und weniger depressive
Symptome.
In anderen Studien zeigten sie sich offener und aufgeschlossener für neue
Sozialkontakte mit Erwachsenen und Gleichaltrigen, als vermeidende und oder
ambivalent gebundene Kinder.
Sicher gebundene Jungen zeigten mit sechs Jahren weniger psychopathologische
Merkmale als die unsicher gebundenen.
Auch könnten frühe Bindungs-Erfahrungen einen neurophysiologischen Einfluss
ausüben.
Hierbei konnte ein Einfluss von Bindungs-Erfahrungen auf die Ausbildung der
Rezeptoren des Hormons Oxytocin gefunden werden, welches wiederum das
Bindungs-Verhalten beeinflusst..
Bindungs-Theorie und
Entwicklungs-Begleitung
BT
 Bowlbys therapeutischer Ansatz für Erwachsene, die den Verlust einer wichtigen
Bindungs-Person zu beklagen hatten, unterschied sich deutlich von der klassischen
Psychoanalyse. Er bestand darin, den sich entwickelnden Trauer-Prozess mit den
auftauchenden ambivalenten Gefühlen im Beisein eines verständnisvollen
Psychotherapeuten zu durchleben. Bowlby sah auch den Therapeuten dabei als
Bindungs-Person. Allerdings wurde Bowlbys Ansatz bislang kaum in die Therapie
umgesetzt.
 Bowlby vermutete u. a., dass seine Beobachtung von Verhalten zu behavioristisch
waren, als dass sie von psychotherapeutischem Interesse wären.
Parallel zur Bindungs-Theorie entwickelte sich aber auch die psychoanalytische
Therapie weiter, indem sie sich von einer Ein-Personen-Therapie hin zu einer Therapie
entwickelte, die Gegenseitigkeits-Beziehungen nicht nur in der Entwicklung, sondern
auch in der Therapie als bedeutsam ansah.
Diese Sichtweise stützt sich auf die empirische Säuglings- und Kleinkind-Forschung
sowie auf die Psychotherapie-Forschung, die jeweils die Wechselseitigkeit in
menschlichen Beziehungen untersuchen.
 In einer Psychotherapie, die Erkenntnisse der Bindungs-Theorie einschließt, würde die
therapeutische Beziehung eine neue Bindungs-Erfahrung ermöglichen.
Durch die Bearbeitung von Beziehung, Veränderung der Affekte, der Kognitionen und
des Verhaltens können auch Objekt-Beziehungen verändert werden.
G
Verhaltenstherapeutische Verfahren (V)
 Verhaltens-Therapie
 Rational-emotive Verhaltens-Therapie
 Kognitive Therapie
 Schema-Therapie
 Dialektisch-behaviorale Therapie
REB
G
Verhaltens-Therapie (VT)
 Verhaltens-Therapie allgemein
 Techniken 1
 Techniken 2
 Techniken 3a
 Techniken 3b
 Techniken 4
V
Verhaltens-Therapie allgemein
VT
 Verhaltens-Therapie umfasst Therapie-Verfahren, die vorwiegend entwickelt worden
sind auf Basis der Lernpsychologie, der Sozialpsychologie, der klinisch-psychologischen
Psychopathologie-Forschung und der Neurowissenschaften.
 Unter den Begriff „Verhalten“ fallen dabei beobachtbare Verhaltensweisen sowie seit den
neunzehnhundertzachtziger Jahren auch kognitive, emotionale, motivationale und
physiologische Vorgänge, obwohl diese hauptsächlich durch Innensicht (Introspektion)
erfasst werden können. Introspektion war lange bei den Verhaltens-TherapieTheoretikern (Behaviouristen) verpönt, weil eigentlich nur mit beobachtbarem Material
gearbeitet werden sollte.
 Die Verfahren der Verhaltens-Therapie negieren unbewusste Persönlichkeits-Anteile und
befassen sich schwerpunktmäßig mit Fragen des Lernens und Verlernens (Entlernens,
Umlernens) von nützlichen und störenden Verhaltens-Weisen.
 Bei Verhaltens-Therapie handelt es sich um eine Gruppe von Interventions-Methoden,
die jeweils auf spezifische Modifikations-Ziele gerichtet sind. Dabei wird stets die Hilfe
zur Selbsthilfe für die Patienten betont. Es wird Wert auf ein systematisiertes Vorgehen
auf Grundlage prototypischer Bedingungs-Modelle und der sich darauf stützender
Behandlungs-Manuale gelegt.
 Verhaltens-Therapie
 ist symptomorientiert (mess- bzw. beschreibbares Verhalten oder Denk-Strukturen)
 arbeitet mit störenden Symptomen und fehlerhaften Gedanken-Gängen (kognitive VT) –
Erkennen und Verändern negativer Denk-Schemata
 betreibt lerntheoretisch fundierte Modifikation des Verhaltens, u. a. systematische
Desensibilisierung.
 führt Training sozialer Kompetenz durch
Techniken 1
VT
 Klassisches Konditionieren: Neutraler Reiz wurde auf eine angstbesetzte Situation
konditioniert, d. h. die Angst wurde auf den neutralen Reiz übertragen. Immer wird mit
physiologischen Reflexen gearbeitet. Als
 Gegenkonditionierung: angenehme bis neutrale Gefühle (z. B. Entspannung) beim Anblick
des Reizes
 positive Verstärkung, z. B. durch Token-Economy, Münzverstärkungsprogramm,
Biofeedback
 negative Verstärkung, Tabletten gegen Kopf-Schmerzen – durch Wegfall des Schmerzes
wird Einnahme der Tabletten verstärkt
 Diskriminations-Lernen, Reize in ihrer Wichtigkeit unterscheiden lernen
 Antizipations-Lernen: Wenn … dann …
 Bei Konditionierung höherer Ordnung werden klassische Konditionierungen (z. B. MäusePhobie) durch operante Konditionierungen (z. B. Vermeidung von Gängen in den Keller)
verstärkt.
 Verhaltens-Analyse (z. B. nach dem SORKC-Modell (auch SORCK-Modell, SORKModell oder SORC-Modell)
Dies Modell ist eine Erweiterung des operanten Konditionierens (S: Stimulus → R:
Reaktion → C: Konsequenz) nach Skinner von Kanfer um kognitive Elemente O
(Organismus) und K (Kontingenz = Übereinstimmung). Es ist ein Verhaltensmodell,
das fünf Bestimmungs-Stücke als Grundlage von Lern-Vorgängen beschreibt.
Das SORKC-Schema gilt in der Psychologie mittlerweile als Standard für die
Erklärung des Zustandekommens von pathopsychologischem Verhalten in
ätiologischer Hinsicht, aber auch des Ablaufs dieses Verhaltens in der konkreten
Situation.
Techniken 2
VT
 Kontingenz-Management als systematischer und kontrollierter Verstärker-Einsatz
(z. B. Management positiver Verstärkung, Selbst-Verstärkung, Token-Systeme, StimulusKontrolle, Veränderung in der äußeren Umgebung als Abbau von Belastungs-Faktoren,
Selbst-Bestrafungs-Techniken, Bestrafungs- und Aversions-Verfahren)
 Rückfall-Prävention und Rückfall-Management
 Modell-Darbietung
 Löschung
 Aktivierung, Aufbau positiver Aktivitäten, Tages-Strukturierung und Tages-Pläne
 Kommunikations-Training und Rollen-Spiele, Training sozialer Kompetenz,
Selbstsicherheits-Training, Training sozialer Skills, interpersonelles Problem-Lösen
 Konfrontations- und Expositions-Techniken
 massierte Reiz-Konfrontation in vivo und/oder in sensu (Reizüberflutung,
Expositionsbehandlung, flooding): überschwemmen mit neutralem Reiz, durch die Angst
hindurchgehen, wenn Patient gesund, hoch motiviert, einzelnes Symptom, effizienter als
Systematische Desensibilisierung
 graduierte Reiz-Konfrontation in vivo/Reaktions-Management und/oder in sensu
 systematische Desensibilisierung (insbesondere bei Phobien): langsam und dosiert mit dem
phobischem Objekt zusammen bringen, sich entspannen bei Angstreiz – Entspannen und Angst
gehen nicht zusammen, Entspannungs-Verfahren wie progressive Muskel-Relaxation nach
Jacobsen und Angst-Hierarchie –
 Konfrontation mit körperlichen Reizen (z. B. Hyperventilations-Test, „Reaktions-Konfrontation“)
 Reduzierung von Schonverhalten [z. B. bei Patienten mit somatoformen Störungen (F45)]
 Reaktions-Verhinderung [z. B. bei Patienten mit Zwangsstörungen (F42)]
 Sonstige Konfrontations-Techniken im Rahmen spezifizierter Behandlungs-Programme
(z. B. Körper-Bild-Expositionen, Sorgen-Exposition, „Shame-Attacking“, Rückfall-RisikoSituationen)
Techniken 3a
Habit-Reversal-Training (Das HRT beinhaltet das Erlernen adäquater SelbstWahrnehmung und Unterbrechung von Verhaltens-Ketten durch
konkurrierende Verhaltens-Weisen, Aufbau von Veränderungs-Motivation
sowie Maßnahmen zur Generalisierung der Fortschritte auf den Alltag.
Praktisches Vorgehen
1. Beschreibung des Problem-Verhaltens: Zuerst soll der Patient eine
adäquate Selbst-Wahrnehmung entwickeln, da der Ausführung der
Verhaltens-Gewohnheiten in der Regel keine Beachtung geschenkt wird.
Die Beobachtung des eigenen Verhaltens dient sowohl dazu, die
auslösenden und aufrechterhaltenden Bedingungen bestimmen zu
können, als auch den Klienten für frühe Anzeichen der VerhaltensGewohnheiten zu sensibilisieren, um Verhaltens-Ketten möglichst
frühzeitig unterbrechen zu können. Dies kann durch direkte VerhaltensBeobachtungen, systematische Protokollierung (z. B. in Form von
Tagebüchern) oder auch Video-Aufzeichnungen geschehen. Die Patienten
sollen für gewöhnlich die Häufigkeit, die Dauer und die RahmenBedingungen des Verhaltens aufzeichnen.
2. Aufbau von Veränderungs-Motivation: Im zweiten Schritt soll eine
Veränderungsmotivation aufgebaut werden, da ambivalente Einstellungen
oder Verschleierungsversuche des Problemverhaltens häufig auftreten.
Dies geschieht vor allem durch das Durchsprechen der negativen
Auswirkungen des Verhaltens und häufige Rückmeldung und Verstärkung
von Fortschritten.
VT
Techniken 3b
3. Competing Response Training: Die zentrale Komponente des HRT ist
das Competing Response Training (dt. Training inkompatibler
Reaktionen): Hier werden schließlich Verhaltens-Weisen eingeübt, die
mit dem Problem-Verhalten inkompatibel sind. Welche VerhaltensWeisen das sind, hängt vom Problem-Verhalten und dem sozialen
Kontext ab. Bei Nägelkauen wäre eine inkompatible oder konkurrierende
Verhaltens-Weise beispielsweise das Ballen der Hände zur Faust. Diese
Verhaltens-Weisen werden erst im Therapie-Setting eingeübt und sollen
dann auf den Alltag übertragen werden. Fortschritte und Probleme
werden in der Regel täglich besprochen, was auch telefonisch
geschehen kann. Wichtig ist häufige Verstärkung des erwünschten
Verhaltens, sowie der Anstrengungen und Fortschritte auf dem Weg
dorthin.
4. Generalisierungs-Training: Anschließend sollen die Fortschritte auf
viele verschiedene Situationen übertragen werden. Dies kann dadurch
geschehen, dass der Therapeut dem Patienten die Situationen bewusst
macht, in denen das Problem-Verhalten verstärkt auftritt, und der Patient
die Anwendung der konkurrierenden Verhaltens-Weisen in der
Vorstellung übt und anschließend auf die Realität überträgt.
VT
Techniken 4
VT
 Entspannungs- und körperbezogene Techniken
 Progressive Muskel-Relaxation (nach Jacobson)
 Angewandte Entspannung
 Atemtraining
 Entspannungs-Feedback
 Biofeedback
 Neurofeedback
 Psychoedukative und sonstige Techniken
 Psychoedukation (z. B. Teufels-Kreis der Angst, Entstehung und Aufrechterhaltung
von Psychosen)
 Kognitives Differenzierungs-Training
 Training der sozialen Wahrnehmung
 Achtsamkeits- und emotionsregulationsorientierte, euthyme
(stimmungsausgleichende) Verfahren
 Achtsamkeitsübungen
 akzeptanzbasierte Übungen (Wahrnehmung des Augenblicks)
 Üben von Fertigkeiten zur Stress-Toleranz
 Emotions-Regulations-Training
 Euthyme Verfahren (z. B. Genuss-Training)
 Ressourcen-Aktivierung
G
Rational-emotive Verhaltens-Therapie (REVT)
 Eine humanistische Psychotherapie 1
 Eine humanistische Psychotherapie 2
 ABCDE
V
Eine humanistische Psychotherapie 1
REVT
 Die Rational-Emotive Verhaltens-Therapie (REVT) gehört zu den psychologischen
Verfahren und ist sowohl gesprächs- als auch verhaltensorientiert.
 Sie gehört nach einem langen Entwicklungs-Prozess heutzutage zu der Gruppe der
Verhaltens-Therapien und speziell zu den kognitiven Verhaltens-Therapien.
 Mittelpunkt ist der Mensch als zielorientiertes und soziales Wesen, das daran leidet, von
blockierenden Einstellungen und Gefühlen an der Erreichung von Zielen gehindert zu
werden.
 Dabei wird durch Veranschaulichung veränderter Attributionen aufgezeigt, dass man
diesem Leiden nicht hilflos ausgeliefert ist, sondern dass mit Hilfe der eigenen geistigen
Kräfte gelernt werden kann, Gefühle und Verhalten aktiv zu verändern.
 Die Therapie setzt an (gegenwärtigen und vergangenen) Konflikten auf der Einstellungs-,
Gefühls- und Verhaltens-Ebene an.
 REVT ist eine umfassende, integrative, aktiv-direktive, philosophisch und empirisch
fundierte Psychotherapie, die auf die Lösung emotionaler Probleme und VerhaltensStörungen fokussiert, und die damit Menschen ermöglicht, ein zufriedeneres und
erfüllteres Leben zu führen. Durch die Begrifflichkeit rational und emotiv wird bereits
deutlich, dass es sich um eine emotionsfokussierte und erlebnisorientierte
Psychotherapie handelt.
 Auch wenn REVT heute (methodisch korrekt) unter die Verhaltens-Therapie subsumiert
wird, liegt die Betonung darauf, dass die REVT (wie z. B. die Gesprächs-Psychotherapie
und die Gestalt-Therapie) v. a. eine humanistische Psychotherapie ist.
Eine humanistische Psychotherapie 2
REVT
 Die Rational-Emotive Verhaltenstherapie (REVT, vormals RET) ist die älteste und erste
der heutigen Kognitiven Verhaltenstherapien, begründet 1955 von Albert Ellis.
Die RET entwickelte sich zwar unabhängig von der Kognitiven Verhaltens-Therapie
(KVT), ihre Ideen wurden jedoch etwa zehn Jahre später nach der „kognitiven Wende“
von der Verhaltens-Therapie aufgenommen.
 Die REVT-Methoden stellen heute neben Becks Kognitiver Therapie eine wichtige
Grundlage der KVT dar.
 Darüber hinaus verfügt die REVT aber in besonders ausgeprägtem Maße über einen
explizit formulierten philosophischen Hintergrund (Stoa, Epikureismus, Skeptizismus,
Existenzphilosophie, Konstruktivismus und Sprachphilosophie).
 Auch das originäre REVT-Konzept der Selbst- und Fremd-Akzeptanz unterscheidet sie
von anderen Formen der Kognitiven Verhaltens-Therapie (z. B. Multimodale Therapie
nach Arnold A. Lazarus oder Self-Management Therapie nach Frederick Kanfer),
wenngleich diese Grundhaltung der REVT auch von einigen Vertretern neuerer
Entwicklungen der KVT rezipiert wurde, so z. B. in der
 der Acceptance and Commitment Therapy (ACT) nach Hayes und
 der „Dialektisch-behavioralen Therapie“ nach Marsha Linehan.
 REVT ist ein ganzheitlicher handlungsorientierter humanistischer Psychotherapie-Ansatz
mit dem Ziel emotionalen Wachstums: die Klienten werden ermutigt, ihre Gefühle
bewusst zu erleben und auszudrücken, wobei der Zusammenhang von Denken, Fühlen
und Handeln betont wird.
ABCDE
REVT
G
Kognitive Therapie
V
nach Beck
 Die Kognitive Therapie wurde ursprünglich zur Behandlung von Depressionen
entwickelt. Ihre Wirksamkeit bei leichten und mittelschweren Depressionen ist gut
belegt.
 Therapie-Schritte:
 krankmachende, zumeist automatisch ablaufende Gedanken identifizieren
 Gedanken werden einer ausführlichen Überprüfung unterzogen (sokratischer
Dialog) Beim Sokratischen Dialog werden durch gezieltes Fragen und Gegenfragen
den Gesprächs-Partnern Freiheiten und Gestaltungs-Möglichkeiten bewusster.
Das Ziel ist es, den Gesprächs-Partner bestimmte Werte-Begriffe definieren und
reflektieren zu lassen, um danach zu leben.
 Kognitive Verhaltens-Techniken:
 Re-Attributierung:
Neubewertung der Ursachen einer Krankheit in Richtung auf Selbst-Verantwortung
((Kausal-) Attribuierung ist die Idee des Klienten, wodurch Krankheit verursacht ist –
meist Verantwortungs-Delegation)
 Eigeninstruktionen
sind Selbst-Motivationen (selbst Ziele setzen und sich Kontroll- und BelohnungsMechanismen überlegen)
 Gedanken-Stopp gegen unerwünschte Gedanken und sich aufdrängende
Verhaltens-Weisen
 Antizipation als Vorwegnahme von Ereignissen, Handlungen, Denk-Prozessen
aufgrund individueller Erwartungen
G
Schema-Therapie (ST)
 Entstehung
 Schemata
 Frühe maladaptive Schemata
 18 maladaptive Schemata
 Gültigkeit
 Bewältigungs-Reaktionen und -Stile 1
 Bewältigungs-Reaktionen und -Stile 2
 3 maladaptive Bewältigungs-Stile
 Schema-Modi
 10 Schema-Modi
 Therapie 1
 Therapie 2
 Reparenting 1
 Reparenting 2
 Reparenting 3
 Reparenting bei speziellen Problemlagen 1
 Reparenting bei speziellen Problemlagen 2
 Reparenting bei speziellen Problemlagen 3
V
Entstehung
ST
 Die Schema-Therapie wurde von Jeffrey E. Young aus der „kognitiven Therapie für
Persönlichkeits-Störungen“ nach A. Beck entwickelt.
 Young war jahrelang in der Gruppe um Beck tätig.
 Die Schema-Therapeut/-innen sind großenteils in der International Society for Schema
Therapy (ISST) zusammengeschlossen.
 Die Schema-Therapie geht davon aus, dass es bestimmte erlernte Grundschemata
gibt, die darauf abzielen, die seelischen Grundbedürfnisse zu befriedigen und hierzu
das Verhalten von Menschen steuern. Von Krankenkassen seit 2007 bezahlt.
 Die Schema-Therapie baut auf verschiedenen psychologischen und
psychotherapeutischen Ansätzen auf, u.a.:
 kognitive Therapie (Aaron T. Beck)
 Verhaltens-Therapie
 Stress-Verarbeitung
 Bindungs-Theorie (Bowlby)
 Gestalt-Therapie (Perls)
 klientenzentrierte Psychotherapie (Rogers)
 Transaktions-Analyse (Berne)
 Abwehr-Mechanismen (Psychoanalyse)
 Individualpsychologie (Adler)
Schemata
ST
 Das wohl meistverbreitete Konzept des Schemas in der Psychologie stammt von Jean
Piaget, der es seiner konstruktivistischen Erkenntnis-Theorie zu Grunde legte (schème
d’assimilation).
 Die Schema-Therapie ist ein Erklärungs- und Behandlungs-Modell für Patienten
insbesondere mit schweren Persönlichkeits-Störungen (F60) - aber auch andauernde
Persönlichkeits-Veränderung nach Extrembelastung (F62.0), schizotype Störung (F21),
anhaltende wahnhafte Störung (F22) und Dysthymia (F34.1).
 Sie geht davon aus, dass in der Kindheit und im Verlauf des Lebens Schemata erworben
werden, die weitgesteckte Muster aus Erinnerungen, Emotionen, Kognitionen und KörperEmpfindungen beinhalten und das Verhalten steuern.
 Diese Schemata können mit der eigenen Persönlichkeit unvereinbar sein, ihr
entgegenstehen und hinderlich, also ich-dyston sein.
 Der Schema-Begriff der Schema-Therapie darf jedoch nicht mit dem
tiefenpsychologischen Begriff „Konflikt-Schema“ aus den Psychodynamischen Psychotherapien verwechselt werden.
Dort beschreibt ein Konflikt-Schema im Gegensatz zum stabilen innerpsychischen
Schema der Schema-Therapie „kein umschriebenes stabiles Konflikt-Muster“, wie es bei
sog. strukturellen Störungen typisch ist.
 Schemata ähneln jedoch dem psychodynamischen Konzept des Introjekts, sind aber
umfassender konzipiert, indem die aus Normen und Werten resultierenden Emotionen
und Körper-Empfindungen sowie die daran geknüpften Erinnerungen in das Konzept
integriert wurden, womit auch gleichzeitig ihre Resistenz gegen Änderungen erklärt wird.
Frühe maladaptive Schemata
ST
 Young bezeichnet früh erworbenen hinderlichen Schemata als „frühe maladaptive
Schemata“. Dabei handelt es sich nach Young um „ein weitgestrecktes, umfassendes
Thema oder Muster, das aus Erinnerungen, Emotionen, Kognitionen und KörperEmpfindungen besteht, die sich auf den Betreffenden selbst und seine Kontakte zu
anderen Menschen beziehen, ein Muster, das in der Kindheit oder Adoleszenz entstanden
ist, im Laufe des weiteren Lebens stärker ausgeprägt wurde und stark dysfunktional ist.“
 Problematische (dysfunktionale) Verhaltens-Weisen entstehen dabei als Reaktion auf ein
Schema, sind jedoch selbst kein Teil des Schemas. Ein maladaptives Schema entsteht
durch schädliche Kindheits-Erlebnisse, die auf der Verletzung menschlicher
Grundbedürfnisse basieren.
Dabei werden traumatische Erlebnisse, die Erfahrung der Nichterfüllung wesentlicher
Grundbedürfnisse durch die frühen Bezugs-Personen, aber auch deren Übererfüllung
durch „Zuviel des Guten“ oder selektive Internalisierung bzw. Identifikation mit wichtigen
Bezugs-Personen unterschieden. Somit entstehen fast alle Schemata durch schädigende
(jedoch nicht unbedingt traumatische) Erlebnisse, die sich während der Kindheit und
Adoleszenz regelmäßig wiederholen und gemeinsam zur Ausprägung des Schemas
führen.
 Schemata werden aufrechterhalten aufgrund des menschlichen Strebens nach
Konsistenz. Obwohl es Leiden verursacht, fühlt sich das Schema aufgrund seiner
Vertrautheit „richtig" an. Dadurch fühlt man sich durch Ereignisse angezogen, die das
eigene Schema aktivieren. Darin überschneidet sich der Schema-Begriff der SchemaTherapie mit dem Begriff des unbewussten neurotischen Konflikts der psychodynamischen
Therapien, der sich in repetitiv-dysfunktionalem Beziehungs-Verhalten zeigt.
18 maladaptive Schemata
ST
Bisher wurden 18 maladaptive Schemata festgestellt, von denen meistens mehrere bei einem
Patienten auftreten, und die von Young fünf Schema-Domänen zugeordnet wurden:
1. Schema-Domäne Abgetrenntheit und Ablehnung (Disconnection and Rejection)
a.
b.
c.
d.
e.
Verlassenheit/Instabilität (Abandonment/Instability)
Misstrauen/Missbrauch (und Misshandlung) (Mistrust/Abuse)
Emotionale Entbehrung (Emotional Deprivation)
Unzulänglichkeit/Scham (Defectiveness/Shame)
Soziale Isolierung/Entfremdung (Social Isolation/Alienation)
2. Schema-Domäne Beeinträchtigung von Autonomie und Leistung (Impaired Autonomy
and Performance)
a.
b.
c.
d.
Abhängigkeit/Inkompetenz (Dependence/Incompetence)
Anfälligkeit für Schädigungen oder Krankheiten (Vulnerability to Harm or Illness)
Verstrickung/Unterentwickeltes Selbst (Enmeshment/Undeveloped Self)
Versagen (Failure)
3. Schema-Domäne Beeinträchtigungen im Umgang mit Begrenzungen (Impaired Limits)
a.
b.
Anspruchs-Haltung/Grandiosität (Entitlement/Grandiosity)
Unzureichende Selbst-Kontrolle/Selbst-Disziplin (Insufficient Self-Control/Self-Discipline)
4. Schema-Domäne Fremdbezogenheit (Other-Directedness)
a.
b.
c.
Unterwerfung (Subjugation)
Selbst-Aufopferung (Self-Sacrifice)
Streben nach Zustimmung und Anerkennung (Approval-Seeking/Recognition-Seeking)
5. Schema-Domäne Übertriebene Wachsamkeit und Gehemmtheit (Overvigilance and
Inhibition)
a.
b.
c.
d.
Negativität/Pessimismus
Emotionale Gehemmtheit (Emotional Inhibition)
Überhöhte Standards/übertrieben kritische Haltung (Unrelenting Standards/Hypercriticalness)
Bestrafen (Punitiveness)
Gültigkeit
 Bei den genannten Schemata unterscheidet Young zwischen
bedingungslos gültigen und bedingt gültigen Schemata, wobei
die bedingungslos gültigen Schemata im Allgemeinen
diejenigen sind, die am frühesten entstehen und am
zentralsten sind.
 Später entstehende Schemata sind dagegen bedingt gültig.
So entsteht z. B. das Schema Überhöhte Standards häufig als
Reaktion auf das Schema Unzulänglichkeit/Scham.
 Bedingt gültige Schemata sind:
 Unterwerfung (4a),
 Selbst-Aufopferung (4b),
 Streben nach Zustimmung und Anerkennung (4c),
 Emotionale Gehemmtheit (5b) und
 überhöhte Standards/übertrieben kritische Haltung (5c).
 Alle anderen Schemata aus der obigen Liste sind nach Young
bedingungslos gültig.
ST
Bewältigungs-Reaktionen und -Stile 1
 Schemata betreffen den Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen.
Ihre Entstehung bewirkt, dass der Mensch dem Schema entsprechende
Bewältigungs-Stile und Bewältigungs-Reaktionen entwickelt.
 Im Menschen entsteht beispielsweise das Schema der eigenen
„Unzulänglichkeit“, wenn er als Kind das Gefühl hatte, er sei es nicht wert,
geliebt zu werden.
Daraus entwickelt er als Erwachsener beispielsweise die BewältigungsReaktion, sich vor Liebe zu fürchten, weil er es kaum glauben kann, dass
man ihn schätzen kann
(Bewältigungs-Reaktion entsprechend einer Form der „Flucht“ im Rahmen
der drei Bewältigungs-Stile „Kampf“, „Erstarrung“ oder „Flucht“).
 Wurde der Mensch als Kind nicht zur Selbstständigkeit erzogen, so dass er
sich inkompetent fühlt, entsteht das Schema der „Abhängigkeit“.
Die entsprechende Bewältigungs-Reaktion könnte sein, sich als
Erwachsener vom Partner abhängig zu machen und dominieren zu lassen
(„Erdulden“/„Erstarrung“).
ST
Bewältigungs-Reaktionen und -Stile 2
 Wurde der Mensch als Kind durch inkonsequentes Verhalten der Eltern
verzogen und ihm keine Grenzen gesetzt, entsteht das Schema der
„Anspruchs-Haltung“.
Die daraus entwickelte Bewältigungs-Reaktion könnte sein, dass der
Mensch als Erwachsener schnell wütend wird, wenn er nicht bekommt,
was er will („Angriff“).
 Wurde der Mensch als Kind oftmals allein gelassen oder
zurückgewiesen, entsteht das Schema der „Verlassenheit“.
Die daraus entwickelte Bewältigungs-Reaktion könnte sein, dass der
Mensch als Erwachsener sich an andere Menschen anklammert, aus
Angst verlassen zu werden.
 Die Form des Bewältigungs-Stils und der Bewältigungs-Reaktion kann
sich manifestieren
 als Verhalten oder
 als Gedanke/ Kognition oder
 als Gefühl/Affekt.
 Bewältigungs-Reaktionen und Bewältigungs-Stile können sich für einen
Menschen in unterschiedlichen Lebens-Phasen und Lebens-Situationen
ändern, auch wenn das Schema bleibt.
Deshalb werden Schemata und Bewältigungs-Reaktionen voneinander
getrennt beschrieben.
ST
3 maladaptive Bewältigungs-Stile
Schema
BewältigungsStil
BewältigungsReaktion
ST
Young unterscheidet drei maladaptive Bewältigungs-Stile, die die
Betroffenen schon früh im Leben entwickeln, um sich den Schemata (und
den damit zusammenhängenden schwer erträglichen Gefühlen) anzupassen.
 Sich-Fügen: Die betroffene Person fügt sich in ihr Schema, übernimmt
die Rolle des „Kindes" und wählt z. B. Partner, die sie so behandeln, wie
es der verletzende Elternteil getan hat.
 Überkompensation: Die betroffene Person versucht, sich möglichst
entgegengesetzt zum Schema zu verhalten (z. B. beim Schema
'Unzulänglichkeit' der Versuch, Perfektion zu erreichen; beim Schema
„Unterwerfung“ der Versuch, andere zu unterwerfen).
 Vermeiden: Die betroffene Person versucht sich so zu verhalten, dass
ihr Schema möglichst nicht aktiviert wird (unterdrückt Gefühle, trinkt
Alkohol, sucht den Kick in immer neuer Erregung, entwickelt einen
Reinlichkeits-Zwang, vermeidet vertrauliche Beziehungen oder berufliche
Herausforderungen etc.).
Ein Bewältigungs-Stil eine Ansammlung von Bewältigungs-Reaktionen, die
ein Mensch anwendet, um sich zu fügen, zu überkompensieren oder zu
vermeiden.
Eine Bewältigungs-Reaktion ist ein bestimmtes Verhalten oder eine
Strategie (z. B. Bier trinken), die zu einem Bewältigungs-Stil gehört (z. B.
Vermeiden), der bei der Bewältigung eines bestimmten Schemas (z. B.
Verlassenheit) in einer bestimmten Situation (z. B. Streit mit der Freundin)
eingesetzt wird.
Schema-Modi
 Schema-Modi sind nach Young „Schemata oder SchemaOperationen, die bei einem Menschen in einem konkreten
Augenblick aktiv sind".
 Schema-Modi können funktional oder dysfunktional sein.
Dysfunktionale Schema-Modi sind „Teile des Selbst, die in mehr
oder minder starkem Maße von anderen Aspekten des Selbst
abgeschnitten" (dissoziiert) sind.
 Bei der Arbeit mit Patienten mit Borderline-Persönlichkeits-Störung
(F60.31) stellten Young und Mitarbeiter/-innen fest, dass bei
diesen eine unüberschaubar große Zahl von Schemata und
Bewältigungs-Reaktionen vorlagen, die zudem ständig wechselten.
 Das Konzept der Schema-Modi wurde daher entwickelt, um
ständig wechselnde Zustände zu erklären und mit diesen zu
arbeiten.
 Young beschreibt 10 Schema-Modi, die vier Kategorien
zugeordnet sind.
 In der Therapie können für die folgenden Benennungen auch
individuelle Namen gefunden werden, die vom Patienten als
besser passend empfunden werden.
ST
10 Schema-Modi
ST
 Kind-Modi:
1. verletzbares (auch: verlassenes, missbrauchtes, misshandeltes, Entbehrung
erlebendes, zurückgewiesenes) Kind
2. verärgertes Kind (ist wegen Nichterfüllung seiner Bedürfnisse verärgert;
handelt, ohne an die Folgen zu denken)
3. impulsives/undiszipliniertes Kind (handelt im Sinne seiner Wünsche, folgt
rücksichtslos seinen natürlichen Neigungen, ebenfalls ohne an die
Konsequenzen zu denken)
4. glückliches Kind (zentrale emotionale Bedürfnisse sind im Moment erfüllt)
 Dysfunktionale Bewältigung (entsprechend den drei Bewältigungs-Stilen):
5. bereitwillig Sich-Ergebender (unterwirft sich dem Schema, wird zum passiven,
hilflosen Kind, das anderen nachgibt)
6. Überkompensierender (wehrt sich, indem er andere schlecht behandelt oder
andere extreme Verhaltensweisen zeigt, um das Schema zu widerlegen)
7. distanzierter Beschützer (löst sich emotional vom Schema, praktiziert SuchtMittel-Missbrauch, meidet andere oder praktiziert andere Formen der Flucht)
 Dysfunktionale Eltern-Modi
8. strafender Elternteil (straft den Kind-Modus, weil dieser angeblich „böse" ist)
9. fordernder Elternteil (drängt das Kind ständig, übertrieben hohen
Anforderungen zu genügen)
10. gesunder Erwachsener (soll in der Therapie gestärkt werden)
Therapie 1
ST
 Um die vom Patienten gewünschte Veränderung in seinem Leben erreichen zu können,
müssen in einer ersten Phase der Einschätzung und Edukation die Schemata bzw. Modi
identifiziert werden, die bewirken, dass er bestimmte unerwünschte Verhaltensweisen
immer wieder ausführt.
Dabei wird der Patient über die Grundannahmen und das Vorgehen der Schema-Therapie
informiert, es erfolgt eine Einschätzung der aktuellen Probleme und eine ProblemAnamnese und der Therapie-Ziele. Mithilfe von Fragebögen werden die maladaptiven
Schemata identifiziert und im Gespräch mit dem Patienten überprüft. Dabei wird dieser
auch informiert über die Annahmen des Therapeuten. Dieser erstellt daraufhin ein FallKonzept. Als klärungsorientierter Bestandteil der Therapie ist es für den Patienten
bedeutsam, zu verstehen, wie es zur Entwicklung der einzelnen Schemata kam, um sie zu
verändern.
 Danach tritt die Therapie in die zweite Phase der Veränderung ein.
Für diesen Veränderungs-Prozess werden bestimmte Behandlungs-Strategien
angewendet, die erst durch auch erlebnis- und handlungsorientierte Anteile
verhaltensändernd wirksam werden.
 In den beiden Therapiephasen kommen fünf Interventions-Prinzipien zum Einsatz:
1.
2.
3.
4.
5.
Einschätzung und Edukation über Schemata,
Kognitive Interventionen,
Erlebnisbasierte Interventionen,
Unterbrechung maladaptiver Verhaltens-Muster, bei der auch mit Hilfe bewährter Methoden aus
Verhaltens-Therapie die Überwindung der unerwünschten Verhaltens-Muster erreicht werden soll.
Auch die Beziehung zwischen dem Therapeuten und dem Patienten wird als Mittel zur
Veränderung eingesetzt. Es dem Prozess der therapeutischen Beziehung eine zentrale
Bedeutung zu, durch den der Patient nachträglich seitens des Therapeuten begrenzt elterliche
Fürsorge erleben kann, die seine Kern-Bedürfnisse erkennt und erfüllt.
Therapie 2
ST
 Damit das unerwünschte Verhalten nicht automatisch wieder ausgeführt wird, erarbeitet
der Patient innerhalb der Therapie Wege, eine „innere Distanz“ zu seinen eingefahrenen
Verhaltensmustern herzustellen. Dazu erhält er den Auftrag, das eigene
Verhaltensrepertoire wertfrei aus einem Abstand zu beobachten und zu analysieren. Die
wertfreie Beobachtung soll Selbst-Erkenntnis und Verstehen der Ursachen der vom
Patienten unerwünschten Verhaltens-Weisen ermöglichen.
 Aus der Selbst-Erkenntnis heraus kann der Patient in der nächsten entsprechenden
Situation bewusster handeln, der „Falle alter Verhaltens-Muster“ entgehen und für diese
Situationen neue, von ihm erwünschte Handlungs-Muster entwerfen.
 Als Hilfs-Mittel für eine Distanzierung zu den eigenen Gefühlen, zum Verstehen der alten
sowie zum Erarbeiten der neuen Verhaltens-Muster, wird die therapeutische Spaltung/
Dissoziation eingesetzt.
Das ist eine therapeutisch erwünschte und bewusst herbeigeführte Aufspaltung in
verschiedene Aspekte der eigenen Persönlichkeit, die bildhaft vorstellbar/Imagination sind,
beispielsweise das Innere Kind in unterschiedlichen Erscheinungs-Formen/Modi wie:
verletztes, verärgertes, undiszipliniertes oder glückliches Kind.
 Das Ziel der therapeutischen Arbeit besteht darin, entsprechend dem Vorbild des
Therapeuten den Schema-Modus „gesunder Erwachsener“ zu verinnerlichen.
Mit dessen Hilfe soll der Patient zukünftig die Wirkung maladaptiver Schemata erkennen
und gesunde Verhaltens-Weisen entwickeln können, also erlernte Automatismen durch
zielgerichtete, bewusste und angemessene Handlungen ersetzen.
 Der zugehörige therapeutische Prozess arbeitet mit innerer Distanzierung, bewusster
Wahrnehmung, sehr detaillierter Betrachtung und Benennung der verschiedenen Aspekte
der Verhaltens-Grundmuster.
Reparenting 1
ST
 Innerhalb der Behandlung leitet der Therapeut Imaginationen an, und übernimmt
beispielsweise im imaginativen Rollenspiel einen Part der Eltern. Dabei bietet er dem
Patienten über das sogenannte „Reparenting“ die elterlichen Qualitäten an, die fehlten.
Je nach Problematik und bestehenden Schemata kann dies elterliche Fürsorge sein,
Stärkung des Vertrauens, Vermittlung von Stabilität, emotionale Zuwendung, Fördern der
Unabhängigkeit.
 Reparenting (englisch parents – Eltern; re- – wieder-) bzw. Neubeelterung oder
Wiederbeelterung oder Nachnährung:
Es beschreibt eine Haltung der Entwicklungs-Begleitung, die der Entwicklung suchenden
Person gezielt nachträgliche, elterliche Fürsorge zukommen lässt, die innerhalb des
Rahmens einer Entwicklungs-Begleit-Beziehung angemessen ist.
 Das Konzept der „Nachnährung“ als Alternative zu Freuds eher versagender
Nacherziehung stellte Sándor Ferenczi 1931 zu Freuds 75. Geburtstag in Wien vor.
Nach seiner Theorie sei es nicht die Übertragung, sondern das „Gegenmilieu“, das die
Heilung bringe. Anstatt der nötigen Zuwendung und Geborgenheit erlebten viele
Neurotiker eine Mischung aus Strenge und Sexualisierung in der Kindheit. „Solche
Neurotiker müsste man förmlich adoptieren und erstmalig der Segnungen einer normalen
Kinder-Stube teilhaftig werden lassen.“
 Das Reparenting ist ein Konzept der Integrativen Therapie und der Gestalt-Therapie, die
1969 von Hilarion Petzold im Konzept der progredierenden Analyse (spiralförmig
fortlaufende und sich rückbeziehende Analyse) entwickelt wurde. Es basiert auf
vorausgehenden Theorien von beispielsweise Ferenczi oder Michael Balint.
Reparenting 2
ST
 In den frühen und späteren Phasen menschlicher Entwicklung bilden sich innere
Haltungen heraus, die bei ungünstigem Verlauf zur Entstehung neurotischer
Konflikte und neurotischer Störungen führen.
 Mentzos nennt dies 1982 übereinander liegende Schichten von Abwehr-Systemen,
die den sogenannten „Zentralen Konflikt“ verdecken, wobei diese Abwehr-Systeme
häufig zu einem Problem werden.
 Die grundlegenden Konflikte, die zur notwendigen Entwicklung dieser
problematischen Abwehr-Mechanismen führten, sollen in einer Psychotherapie
wiederbelebt werden, um verarbeitet werden zu können.
 Die schädigende Wirkung der verinnerlichten elterlichen Bilder/Repräsentanzen
kann mittels einer korrektiven Atmosphäre zwischenmenschlichen Kontaktes
verändert werden, wobei das Reparenting eine mögliche Herangehensweise
darstellt.
 Bei der Behandlung von Defiziten stellt das Reparenting jene Beziehungs-Qualitäten
zur Verfügung, die zur Ausbildung einer starken Persönlichkeits-Struktur notwendig
gewesen wären.
 Die entwicklungsbegleitende Person hat die Aufgabe, das zu verkörpern, was vorher
gefehlt hat.
Reparenting 3
ST
 Die „Nachbeelterung“ als therapeutische Strategie ist eine schwierige GratWanderung, weil ein wirklicher Ersatz für die frühen und unbefriedigenden Eltern- und
Beziehungs-Erfahrungen nicht möglich ist.
 Die vergangene reale Lebens- und Entwicklungs-Geschichte des einzelnen Menschen
ist nicht veränderbar, jedoch die Auswirkungen, die sie auf seine heute möglichen
Beziehungen hat.
 Die verantwortungsvolle Einschätzung der Grenzen des Reparenting ist Aufgabe des
Therapeuten.
 Alle Formen der Zuwendung in Worten, Blicken oder Berührungen müssen innerhalb
des therapeutischen Rahmens liegen und dürfen keinerlei missbräuchlichen
Charakter annehmen.
 Es sind immer therapeutische, elterlich gefärbte Zuwendungen, die nicht egoistische
Wünsche des Therapeuten befriedigen dürfen und ebenso eventuelle missbräuchliche
Wünsche des Patienten ausgrenzen müssen.
 Dies ist speziell beim Reparenting in körper- und berührungs-orientierten
Psychotherapien, die ein großes Maß an Nähe voraussetzen, von wesentlicher
berufsethischer Bedeutung.
 Damit das Reparenting wirksam werden kann, muss es genau an die Problematik der
Rat suchenden Person angepasst werden. Wichtig ist dabei die Berücksichtigung des
jeweiligen Modus, in dem sich die Person gerade befindet, wann er den Modus
wechselt und ob mehrere Schemata parallel wirksam sind.
Reparenting bei speziellen Problem-Lagen 1
ST
maladaptives Sch. Erforderliche Atmosphäre für das Reparenting
Verlassenheit /
Der Therapeut bietet Stabilität und Struktur und unterstützt den Patienten dabei, stabile
Instabilität
Beziehungen im Alltags-Leben zu finden. Den Befürchtungen des Patienten, mit hoher
Wahrscheinlichkeit verlassen zu werden, setzt er eine realistische Einschätzung entgegen.
Der Patient soll lernen, vorübergehende Trennungen zu akzeptieren, ohne sich zu
verschließen oder sich selbstzerstörerisch zu verhalten.
Misstrauen /
Der Therapeut verhält sich vertrauenswürdig und aufrichtig und spricht den Patienten auf
Missbrauch
eventuelle negative Gefühle oder Erwartungen dem Therapeuten gegenüber an.
Emotionale
Therapeut schafft eine Atmosphäre emotionaler Wärme, Empathie und bemühten Helfens.
Entbehrung
Er verdeutlicht die Rechte des Patienten auf emotionale Bedürfnisse und deren
Befriedigung und ermutigt ihn, um die jeweils gebrauchte emotionale Zuwendung zu bitten.
Er unterstützt den Patienten dabei, Gefühle der Entbehrung auszudrücken, ohne aggressiv
zu werden oder sich in Schweigen zurückzuziehen.
Der Patient soll lernen, Entbehrungen zu ertragen und eigene Unvollkommenheit zu
akzeptieren.
Unzulänglichkeit / Therapeut demonstriert Akzeptanz und nicht-urteilendes Verhalten gegenüber dem
Scham
Patienten. Er unterstreicht, wie wichtig das Wohl des Patienten unabhängig von seinen
Mängeln ist, und macht ihm aufrichtige Komplimente, die der Realität entsprechen. Der
Therapeut steht selbst zur eigenen Unvollkommenheit und kann persönliche Schwächen
zugeben.
Soziale Isolierung/ Therapeut führt vor, inwieweit sich die Persönlichkeiten von Patient und ihm ähneln und in
Entfremdung
welchen Punkten sie sich unterscheiden, und verdeutlicht, dass trotzdem fruchtbare
Kommunikation möglich ist.
Abhängigkeit /
Therapeut wehrt die Versuche des Patienten ab, sich von ihm abhängig zu machen.
Inkompetenz
Er fordert selbstständige Entscheidungen, lobt aber auch explizit Fortschritte und gute
Einschätzungen des Patienten.
Reparenting bei speziellen Problem-Lagen 2
maladaptives Sch.
Anfälligkeit für
Schädigungen
oder Krankheiten
Verstrickung /
unterentwickeltes
Selbst
Verstrickung /
unterentwickeltes
Selbst
Versagen/
fehlendes
DurchhalteVermögen
AnspruchsHaltung /
Grandiosität
Selbstkontrolle
und -disziplin
unzureichend
Unterwerfung
ST
Erforderliche Atmosphäre für das Reparenting
Patient soll lernen, sich von allgemeinen Ängsten und Gefahren-Vorstellungen zu lösen.
Der Therapeut bringt sein Vertrauen zum Ausdruck, dass der Patient in der Lage sein wird,
angsterzeugende Situationen sowie gefürchtete Erkrankungen zu bewältigen.
Therapeut setzt eindeutige Grenzen, die ein angemessenes Verhältnis von Nähe und
Distanz ermöglichen. Er unterstützt den Patienten darin, ein Empfinden für die eigene
Unabhängigkeit zu entwickeln.
Therapeut setzt eindeutige Grenzen, die ein angemessenes Verhältnis von Nähe und
Distanz ermöglichen. Er unterstützt den Patienten darin, ein Empfinden für die eigene
Unabhängigkeit zu entwickeln.
Der Therapeut unterstützt den Patienten in dessen Bestreben nach schulischen,
akademischen und beruflichen Erfolgen. Der Patient soll mit Hilfe des Therapeuten
Bewältigungs-Strukturen aufbauen und Grenzen für sich selbst definieren.
Der Therapeut unterstützt die verletzbare Seite des Patienten, nicht die Anspruchs-Seite.
Der Patient soll lernen, seiner Anspruchs-Seite Grenzen zu setzen und sich um emotionale
Verbundenheit zu bemühen, statt nach Status oder Macht zu streben.
Therapeut setzt massiv Grenzen und lebt Selbst-Disziplin und angemessene SelbstKontrolle eindeutig vor. Er ermutigt und lobt den Patienten, wenn dieser die Fähigkeiten
allmählich selbst entwickelt.
Der Therapeut bezieht den Patienten in viele Entscheidungen bei der Gestaltung des
Therapie-Plans mit ein, wobei das Verhalten des Therapeuten möglichst wenig direktiv ist.
Der Therapeut weist den Patienten auf eventuelles ehrerbietiges oder rebellisches
Verhalten hin und fördert ihn dabei, eigenen Ärger angemessen auszudrücken.
Der Patient soll lernen, eigene, unabhängige Entscheidungen zu treffen.
Reparenting bei speziellen Problem-Lagen 3
ST
maladaptives Sch. Erforderliche Atmosphäre für das Reparenting
Selbstaufopferung Der Therapeut unterstützt den Patienten dabei, sich selbst angemessene Grenzen zu
setzen und sich für eigene Rechte und die Erfüllung eigener Bedürfnisse einzusetzen.
Negativität /
In konkreten Fragen vermeidet es der Therapeut, der negativen Einschätzung des
Pessimismus
Patienten eine eigene positive Einschätzung entgegenzusetzen. Vielmehr fordert der den
Patienten auf, sich nacheinander selbst in beide Rollen hinein zu versetzen. Ansonsten
zeigt der Therapeut gesunden Optimismus.
Emotionale
Der Therapeut ermutigt den Patienten zum spontanen Ausdruck von Gefühlen in der
Gehemmtheit
Sitzung und zeigt den angemessenen Ausdruck eigener Affekte.
Überhöhte
Der Therapeut lebt eine ausgewogene Einstellung zu Arbeit und Privatleben vor. Er
Standards /
bestärkt den Patienten im spielerischen Umgang mit den Dingen und dem Mut zur
Übertrieben
eigenen Unvollkommenheit.
kritische Haltung Der Patient soll lernen, sich selbst und andere weniger ernst und streng zu bewerten.
Bestrafen
Der Therapeut demonstriert eine vergebende Haltung sich selbst und dem Patienten
gegenüber, und zollt dem Patienten Anerkennung, wenn dieser anderen vergibt.
Streben nach
Der Therapeut hebt das Kern-Selbst des Patienten hervor und unterstützt den Patienten
Zustimmung und durch Wohlwollen und Wertschätzung. Der Patient soll lernen, sich von oberflächlichen
Anerkennung
Kriterien wie Status, äußerer Erscheinung oder Reichtum zu lösen.
G
Dialektisch-behaviorale Therapie (DBT)
nach Marsha Lineham
 Einordnung
 Innere Achtsamkeit
 Zwischenmenschliche Fertigkeiten
 Umgang mit Gefühlen
 Stress-Toleranz
 Selbst-Wert
V
Einordnung
 Die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) ist eine von der
amerikanischen Psychologin Marsha M. Linehan in den 1980er Jahren entwickelte Psychotherapie-Form zur Behandlung
von stark suizidalen Frauen und kommt heute zur Behandlung
der Borderline-Persönlichkeitsstörung (F60.31) zum Einsatz.
 Die DBT basiert auf der kognitiven Verhaltens-Therapie,
umfasst aber auch Elemente anderer Therapierichtungen
sowie fernöstliche Meditations-Techniken.
 Im Sinne der DBT betrachtet Dialektik scheinbare Gegensätze
in der Welt des Patienten, um sie aufzulösen und schrittweise
zu integrieren.
DBT
Innere Achtsamkeit
 Mit innerer Achtsamkeit werden dem Patienten Techniken vermittelt, sich
selbst besser zu spüren und wahrzunehmen und seiner Wahrnehmung zu
vertrauen.
 Er soll sich in einer Situation sicher fühlen können, ohne sie zu bewerten
oder entwerten zu müssen, und das rechte Maß finden, an der Situation
teilnehmen zu können oder Distanz zu ihr zu bewahren.
Hier fließen die Ansätze des Zen ein.
 Ziele sind,
 mehr Bewusstheit im Alltag zu gewinnen,
 mehr Steuerungs-Möglichkeiten über sich selbst zu bekommen und
 Gefühle und Verstand in Einklang zu bringen.
DBT
Zwischenmenschliche Fertigkeiten
DBT
 Das Modul Zwischenmenschliche Fertigkeiten soll dazu befähigen, Beziehungen zu
knüpfen und zu pflegen.
 Dabei geht es darum, in der Begegnung mit anderen abzuwägen, ob es in der jeweiligen
Situation wichtiger ist die Beziehung aufrechtzuerhalten, oder den eigenen Willen
durchzusetzen.
 Faktoren, die die Sozialkompetenz des betreffenden Teilnehmers beeinträchtigen,
werden herausgearbeitet, sowie Faktoren, die seine Kompetenz fördern.
Zu den jeweiligen Bereichen werden förderliche Selbst-Aussagen erarbeitet
(z. B. „Ich kann mir selbst vertrauen. Ich darf mich selbst achten. Ich bin es wert,
geachtet zu werden. Ich bin berechtigt, dafür zu sorgen, dass es mir gut geht.“)
 Es soll dem Menschen möglich werden, auf eigenen Wünschen, Zielen und Meinungen
bestehen zu können, ohne die Beziehung zum anderen zu gefährden, dabei von
anderen Menschen respektiert zu werden und die eigene Selbst-Achtung
aufrechtzuerhalten.
 Dieses Modul ist verwandt mit dem sozialen Kompetenz-Training. Es geht um die
Wahrnehmung der eigenen Bedürfnisse, deren Äußerung, Durchsetzung und
Abgrenzung gegenüber anderen. Soziale Selbstsicherheits-Strategien werden vermittelt
und entsprechende Verhaltens-Weisen trainiert, mit dem Ziel, die Kompetenz im
Umgang mit anderen zu stärken. Beispielsweise: „Wie kann ich fragen, wenn ich etwas
brauche. Wie kann ich nein sagen oder mich besser durchsetzen. Wie kann ich mit
Konflikten mit anderen Menschen angemessen und effektiv umgehen. Wie kann ich eine
Beziehung pflegen.“
Umgang mit Gefühlen
 Im Umgang mit Gefühlen lernen die Patienten ihre unterschiedlichen
Gefühle zu erkennen, zu benennen und ihre Bedeutung für ihr
Handeln zu begreifen.
 Gefühle sind Signale, die dem Menschen Orientierung geben,
beispielsweise darüber, ob ihn etwas gerade wütend macht, und es ist
wichtig auch unangenehme Gefühle auszudrücken.
 Besprochen und geübt werden Fertigkeiten wie Beobachten,
Beschreiben und Verstehen von Gefühlen, Verwundbarkeit verringern,
Schritte in Richtung angenehmer Gefühle tun, emotionales Leiden
loslassen.
 Ziel ist, Gefühle in ihren Bedeutungen und Auswirkungen verstehen
und akzeptieren zu lernen und das Vertrauen in die eigenen Gefühle
zu stärken.
DBT
Stress-Toleranz
 Bei der Stress-Toleranz ist der erste Schritt das Akzeptieren der
Tatsache, in dem Moment im Stress zu sein.
 Als Möglichkeit bleiben in diesen Momenten das Abstandnehmen
(innerlich einen Schritt zurücktreten), das Denken auf das Jetzt und die
nächsten Minuten zu beschränken, und der Einfluss eines starken
Sinnesreizes, um die Situation durchzustehen.
 Die Patienten lernen, Krisen auszuhalten und Spannung zu reduzieren
durch Techniken wie:
 sich durch starke sensorische Reize ablenken (z. B. Eis-Würfel),
 durch verschiedene Techniken „den Augenblick verbessern“,
 „Pro und Contra“ (welche Argumente sprechen für
selbstverletzendes Verhalten, welche dagegen),
 Akzeptieren der Realität,
 Atem-Übungen,
 „leichtes Lächeln“ und
 Achtsamkeits-Übungen.

Ein weiteres Ziel ist, zu lernen, unangenehme Ereignisse und Gefühle
zu ertragen, solange sich die Situation nicht verändern lässt („Radikale
Akzeptanz“).
DBT
Selbst-Wert
 Beim Modul Selbst-Wert soll der Betroffene erlernen, dass auch er
etwas wert ist.
 Die Haltung zu sich selbst soll verbessert werden, es soll erlernt
werden, auf sich zu achten, sich selbst zu lieben und sich um sich
selbst zu sorgen.
Ziel der Übung ist der Aufbau eines gesunden Selbst-Vertrauens und
Selbst-Akzeptanz.
 Die Patienten werden angeleitet, sich einen individuellen „NotfallKoffer“ einzurichten, in dem wichtige Hilfsmittel für Stress-ToleranzFertigkeiten aufbewahrt werden.
 Kärtchen, auf denen die hilfreichsten Fertigkeiten eingetragen sind,
sollten die Patienten bei sich tragen.
 Die Patienten erhalten außerdem Formulare, auf denen die gelernten
Fertigkeiten eingetragen sind, und protokollieren, welche Fertigkeiten
sie mit welchem Erfolg geübt haben.
DBT
G
Humanistische Verfahren (H)
 Hauptrichtungen
 Wachstum und Menschlichkeit
 Humanistische Psychotherapie
 Beziehungen und Methoden
 Personenzentrierte Gesprächs-Therapie
 Gestalt-Therapie
REB
Hauptrichtungen
 Von der Psychoanalyse sind Einflüsse zu verzeichnen zu Verfahren, die sich heute der
humanistischen Psychotherapie zurechnen wie
 die Transaktions-Analyse (E. Berne),
 die Körper-Psychotherapie (W. Reich, E. Gindler),
 das Psychodrama (J. Moreno) und
 die Gestalt-Therapie (F. und L. Perls, P. Goodman), die ihrerseits viele Elemente der
systemischen Therapie beinhaltet
 Ausgenommen sind
 die Logotherapie (V. Frankl) und
 die personenzentrierte Gesprächs-Therapie (C. Rogers)
 Die Integrative Psychotherapie (H. Petzold) vereint in sich Konzepte
 der ich-psychologisch orientierten Psychoanalyse,
 des Psychodrama,
 der Gestalt-Therapie und
 der allgemeinen Verhaltens-Therapie
 Drei E: Humanistische Psychotherapie versteht sich allgemein als
 experientiell, weil sie sich an der unmittelbaren Erfahrung orientiert,
 experimentell, weil der psychotherapeutische Prozess als Ergebnis kooperativer
Kreativität gesehen wird, und
 existentiell, weil Themen wie Fragen nach dem Sinn, Werten und Zielen einen
zentralen Stellen-Wert im therapeutischen Prozess einnehmen.
H
Wachstum und Menschlichkeit
H
 Die Humanistische Psychotherapie (HP) stellt das psychische Wachstum (im Sinne
persönlicher Weiterentwicklung und Ausdifferenzierung in sozialen Kontexten) durch
Aktivierung und Entfaltung spezifisch menschlicher Ressourcen (Potenziale) auf ein von
Sinn getragenes, selbstverwirklichendes, authentisches Leben hin in den Mittelpunkt.
 Der Mensch
 wird als Subjekt in seinen biologischen, biografischen, sozialen und ökologischen Bezogenheiten
und Bedingtheiten gesehen, dessen Erleben introspektiv bzw. intersubjektiv (selbstempathisch
bzw. empathisch) erfasst werden kann.
 ist fähig zu kreativem Wachstum und konstruktiver Veränderung.
 wird holistisch in seiner bio-psycho-kulto-sozialen Ganzheit gesehen.
 trägt die für die Befreiung aus psychischem Leid erforderlichen Ressourcen in sich. Diese werden
durch die Gestaltung der psychotherapeutischen Beziehung und durch psychotherapeutische
Interventionen aktiviert und können auf zu bewältigende Lebens-Probleme angewandt werden.
 In der Humanistische Psychotherapie steht im Mittelpunkt, was beim Menschen spezifisch
menschlich ist und damit eine Dimension über die animalisch, neurochemische Trieboder Reflexdeterminiertheit und auch über vergangene lebensgeschichtliche Prägungen
hinausgeht, insbesondere








das Bedürfnis nach Sinn, das intentional, also zukunftsorientiert ist,
die Bewusstheit und das Gewahrsein,
die Fähigkeiten zur Introspektion und zu reflexivem Denken,
die existenzielle Wahl-Freiheit des menschlichen Willens, die die persönliche Verantwortung für
die eigenen Entscheidungen und ihre Folgen impliziert,
die Kreativität des Menschen zur schöpferischen Lebens-Gestaltung und zur Co-Kreation sozialer
Prozesse,
die Liebe, die die andere Person als Person meint,
das bewusste und aktive, engagierte Sich-Einsetzen für oder gegen,
das Sich-Auseinandersetzen mit bzw. das Ringen um etwas, das nicht auf Aggression im
biologischen Sinn reduziert werden kann.
Humanistische Psychotherapie
 Humanistische Psychotherapie (HP) als Kranken-Behandlung fokussiert auf dem nur
dem Menschen eigene Verschränkung von organismischen (somatischen) und
psychosozialen Prozessen mit der besonderen Perspektive einer
 selbstregulativen,
 sinnorientierten,
 intentional-motivierten,
 selbstverantwortlichen,
 auf die Zukunft ausgerichteten
Aktualisierung kreativer Potenziale in Adaptation (Anpassung) an diese
Gesamtgegebenheiten.
 Nosologisch gesehen, also unter dem Gesichtspunkt der Entstehung (Ätiologie) und
Klassifikation von Krankheiten, der Krankheits-Lehre, können diese
Gesamtgegebenheiten in der Entwicklung des Menschen auf
 materieller,
 somatischer,
 psychischer und
 interaktioneller
Ebene zur Herausbildung von Mustern in Lebens-Prozessen (wozu auch Erleben
und Verhalten gehören) geführt haben, die besonders für neue EntwicklungsAufgaben und Bedingungen nicht adaptiv sind, d. h. keine kreative, die LebensQualität sichernde und steigernde Neuausrichtung des Lebens ermöglichen.
H
Beziehungen und Methoden
 Die Methoden sind primär erlebens- und erfahrungs-zentriert einschließlich deren
Symbolisierung, wobei aber auch psychoedukative und übende Vorgehens-Weisen
im Rahmen der Grundorientierung der Humanistischen Psychotherapie einbezogen
werden können.
 Der Mensch wird als verkörpert gesehen. Daher ist die psychotherapeutische Arbeit
mit dem Körper (z. B. dem Körper-Erleben und/oder dem Körper-Ausdruck) ein
zentraler Aspekt der Humanistischen Psychotherapie.
 Zentral für die Humanistische Psychotherapie ist die Unterstützung von intensiven
selbstexplorativen Erfahrungen
 körperlicher,
 emotionaler,
 kognitiver und
 interaktiver
Prozesse im Rahmen einer spezifischen therapeutischen Beziehung (nach Rogers).
 Beziehungs-Gestaltung und das Spektrum therapeutischer Methoden der
Humanistischen Psychotherapie dienen dazu, dass
 die hinterfragend-verstehende Konfrontation der Patienten mit seinen eigenen
Sinn-, Wert- und Ziel-Vorstellungen in ihren Inkongruenzen ausgehalten werden
kann,
 ausgesparte, ungelebte Bereiche seiner Existenz seinem eigenverantwortlichen
Entscheidungs-Bereich wieder unterstellt werden und
 somit eine selbstregulative, ressourcenaktivierende Aktualisierung an die realen
Lebens-Bedingungen und Entwicklungs-Aufgaben möglich wird.
H
G
Personenzentrierte
Gesprächs-Psychotherapie (GT)
 Rogers
 Gendlins Focusing
H
Rogers
GT
 Psychische Störungen entstehen nach Rogers als Folge einer Inkongruenz zwischen
Selbst-Konzept und neuen Erfahrungen.
 Nach Rogers ist ein Vorgehen bei leichten psychischen Störungen und bei KrisenIntervention wirksam mit
 Ansprechen von Gefühlen (Verbalisierung emotionaler Erlebens-Inhalte - VEE),
 Förderung der Introspektion
 Akzeptanz/Wertschätzung/Wärme, die nicht an Bedingungen gebunden ist
(Respekt für Individualität und Einmaligkeit)
 Eingehen auf und Verstehen der Patienten (einfühlendes Verständnis, Empathie
versteht, ohne zu urteilen)
 Echtheit des Therapeuten (Authentizität als Vorbild-Funktion incl. Spannungen
und eigene Gefühle)
 Varianten:
 Ziel- und klärungsorientierte Gesprächs-Therapie,
 prozessorientierte Gesprächs-Therapie,
 gesprächspsychotherapeutische differentielle inkongruenzbezogene VorgehensWeisen (spezifisch störungsbezogen)
Gendlins Focusing
GT
 Focusing wurde im Rahmen der Klientenzentrierten Psychotherapie (Carl Rogers) seit den
sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts von Eugene T. Gendlin, Professor für
Philosophie und Psychologie an der Universität Chicago entwickelt und hat inzwischen
weltweite Verbreitung gefunden. Die erste englische Ausgabe erschien 1978. Seitdem
wurde Focusing von Gendlin und seinen Schülern auch für den Einsatz in der
psychotherapeutischen Praxis weiterentwickelt. Es ist eine Technik der Selbsthilfe bei der
Lösung persönlicher Probleme, wie der Untertitel seines Hauptwerkes lautet.
 Ausgangs-Punkt des Gendlinschen Entwurfs ist sein überraschendes und ernüchterndes
Eingeständnis, dass die eigentliche Arbeit nicht der Therapeut leistet, sondern der Klient.
Zu dieser Erkenntnis kam er durch die sorgfältige Beobachtung erfolgreicher Patienten.
Als gemeinsames Merkmal fiel ihm die Art und Weise auf, wie sie unabhängig vom
Therapeuten über ein Problem sprachen und sich dabei in immer neuer Hinwendung ihrer
körperlichen Empfindungen vergewisserten.
 Diese Rückkoppelung ist für Gendlin der Schlüssel zum Erfolg und bildet die Grundlage
des Focusing. Eine Folge dieses neuartigen Ansatzes ist die geänderte Rollen-Verteilung.
 Nach Gendlin besitzt der Klient bei der Lösung seiner persönlichen Probleme die alleinige
Autorität, die alleinige Kompetenz und das alleinige Wissen. Er ist sein eigener Therapeut.
Aus dem Klienten wird der Focuser, der den Prozess autonom beginnt, steuert, beendet.
 Der Therapeut wird zum Begleitenden. Ein Abhängigkeits-Verhältnis entsteht nicht.
Begleitender kann nach Gendlin jeder focusing-kundige Laie sein.
Die Begleitung im Focusing-Prozess muss lediglich darauf bedacht sein, "nicht im Weg zu
stehen", womit Gendlins wichtigste Regel genannt ist.
Jede Form von Störung durch ungebetene Kritik, Interpretation oder gar Intervention ist
ausgeschlossen. Analysen und Ratschläge gehören ebenso nicht zum Focusing
G
Gestalt-Therapie
 Wurzeln
 Gestalt-Begriff
 Gestalt-Begriff und Gestalt-Therapie
 Gewahrsein
 Das dialogische Prinzip
 Kontakt-Funktionen
 Ganzheit, Feld, Prozess
 4 zentrale Therapie-Methoden 1
 4 zentrale Therapie-Methoden 2
 Techniken
H
Wurzeln
Gestalt
 Die Gestalt-Therapie ist ein phänomenologisches, erfahrungs- und erlebnisorientiertes
psychotherapeutisches Verfahren mit dem Ziel der Stimmigkeit, der Integration und der
differenzierenden Reifung nach innen und außen. Sie gilt als hermeneutisch
ausgerichtete erlebensaktivierende Psychotherapie, die zur humanistischen
Psychologie gezählt wird.
 Begründer der Gestalt-Therapie sind Fritz Perls, Laura Perls und Paul Goodman.
 Die Gestalt-Therapie hat sich zu weiten Teilen aus der Psychoanalyse, deren Kritik und
aus einer Abgrenzung zu ihr entwickelt. So findet die Vorstellung von unbewussten,
mentalen Prozessen, die alle Psychotherapien begleitet, auch hier ihre Ausprägung.
Quellen der Entwicklung sind außerdem die Gestalt-Psychologie sowie das holistische,
phänomenologische und existenzielle Denken des 20. Jahrhunderts.
Diesen philosophischen und psychotherapeutischen Konzepten beigeordnet werden
weitere Konzepte wie
 Humanismus,
 Feld-Theorie (Kurt Lewin) und
 Organismische Theorie (Kurt Goldstein) sowie
 Ansätze wie der Konstruktivismus und die Kybernetik.
 Das Werk von Perls, Hefferline, Goodman Gestalttherapie bildet die theoretische
Grundlage der Gestalt-Therapie. Darin wird die Position der frühen Gestalt-Therapie
gegenüber der damaligen Psychologie und Psychoanalyse dargestellt, und ein eigenes
Profil wird entwickelt.
Hier wird deutlich, dass die Gestalt-Therapie einen deutlichen Bruch zur Psychoanalyse
vornimmt, der rechtfertigt, sie als eigenständige, unabhängige Therapierichtung zu
verstehen und sie nicht wie die Objekt-Beziehungs-Theorie oder Selbst-Psychologie
der Analyse unterzuordnen.
Gestalt-Begriff
Gestalt
 Der Gestalt-Begriff kommt aus dem deutschen Verb gestalten und meint das Formen
eines sinnvollen Ganzen.
Eng verbunden sind mit diesem Begriff die Wörter Sinn und Struktur, die beide
ebenfalls eine Gesamtheit beschreiben, die in sich kohärent ist.
Das Bilden von Gestalten entsteht auf einem sogenannten Hintergrund, von dem sich
die eigentliche Gestalt oder Figur abhebt.
Diesen Prozess beschreibt die Gestalt-Therapie analog zu der Erklärung der Bildung
von Wahrnehmung innerhalb der Gestaltpsychologie.
 Die Gestalt-Psychologien unterschiedlicher Richtung leiten sich historisch aus einer
einzigen Arbeit aus dem Jahre 1890 her, in der der Philosoph Christian von Ehrenfels
seine Erkenntnis berichtete, die Wahrnehmung enthalte Qualitäten, die sich nicht aus
der Anordnung einfacher Sinnes-Qualitäten ergeben. So sei die Melodie eine solche
Gestalt-Qualität, denn die Töne als Elemente der Melodie könnten durch ganz andere
Töne ersetzt werden, und es wäre dennoch dieselbe Melodie, wenn nur die
Anordnungs-Beziehung zwischen den Tönen erhalten bliebe.
 Wahrnehmung, soziales Leben, Eigenexistenz sind immer Ausdruck einer komplexen
Sinngebung.
Das „Ganze“ ist mehr bzw. anders als die Summe seiner Einzelelemente.
In diesem Punkt besteht die größte Differenz der Gestalt-Therapie zu den empiristisch
fundierten Therapien.
Dieser Punkt kann als der eigentliche Paradigmen-Wechsel benannt werden.
Gestalt-Begriff und Gestalt-Therapie
Gestalt
 Fritz und Lore Perls sahen in dem Begriff Gestalt den zentralen Grundgedanken
ihrer Therapie-Richtung wiedergegeben.
 Den Begriff Gestalt auf die Psychotherapie übertragen zu haben, ist das
Verdienst von Fritz und Laura Perls.
 Analog zur Gestalt-Bildung in der Wahrnehmung - die Gestalt formiert sich im
Vordergrund vor einem Hintergrund - geht die Gestalt-Therapie davon aus, dass
sich beim einzelnen Menschen das jeweils wichtigste Bedürfnis in den
Vordergrund des Bewusstseins rückt.
Dies wiederum wird als Figur/Grund-Geschehen bzw. Gestalt-Bildungs-Prozess
bezeichnet.
 In gestalttheoretischer Sprache ausgedrückt, taucht mit dem entstehenden
Bedürfnis eine offene Gestalt aus dem (Hinter-) Grund auf und wird im
Vordergrund zur Figur, und zwar solange, wie sie nicht geschlossen ist.
Die abgeschlossene Gestalt kann wieder in den Grund eintauchen und einer
neuen Gestalt Platz machen.
Dies versteht die Gestalt-Therapie als Fähigkeit des Organismus zur SelbstRegulierung.
Gewahrsein (awareness)
Gestalt
 Im Mittelpunkt des gestalttherapeutischen Vorgehens steht die Entwicklung und
Verfeinerung des Gewahrseins (deutsche Übersetzung oft auch: Bewusstheit; der
englische Begriff lautet „awareness“) aller gerade vorhandenen und zugänglichen
Gefühle, Empfindungen und Verhaltens-Weisen der Entwicklung suchenden Person.
Die Person soll dadurch in die Lage versetzt werden, ihre Kontakt-Störungen, die sie
daran hindern, mit seiner Umwelt in einen befriedigenden Austausch zu treten, als
solche zu erkennen und zu erleben.
Über die Reaktivierung emotionaler Bedürfnisse und die Wahrnehmung derselben soll
es den Rat-Suchenden ermöglicht werden, ihre Kontakt-Störung zu überwinden.
 Bewusstheit bzw. Gewahrsein kann sowohl eine absichtslose, aktive, innere Haltung
der Aufmerksamkeit/Achtsamkeit als auch eine mehr gerichtete Form der
Aufmerksamkeit/Achtsamkeit bezeichnen und sich auf alle Phänomene der
Wahrnehmung und des Erlebens richten.
Daraus folgt eines der wichtigsten Arbeits-Prinzipien der Gestalt-Therapie, das Prinzip
des Hier-und-Jetzt:
Die gegenwärtige Situation, auch die zwischen Klient und Therapeut, wird als der
entscheidende „Ort“ betrachtet, wo Veränderung geschieht.
Vergangenheit und Zukunft kommen auch in dieser gegenwärtigen Situation ins Spiel,
z. B. als Erinnerung oder als Planung.
 Methodisch geschieht die Förderung des Gewahrseins u. a. durch die direkte
Rückmeldung des Therapeuten oder durch den Einsatz von Übungen oder von
Experimenten, die aus der konkreten Therapie-Situation heraus entwickelt werden.
Das dialogische Prinzip
Gestalt
 Durch die direkte und konkrete Arbeit an aktuellen Situationen und an der Beziehung
zwischen Klient und Therapeut soll der Kontakt des Patienten zu sich selbst und zu
seiner Umwelt gefördert und unterstützt, sollen bestehende Kontakt-Störungen
überwunden werden.
Auf diese Weise werden die Selbst-Heilungs-Kräfte des Patienten freigelegt und neue
Einsichten, Erfahrungen und Verhaltens-Möglichkeiten erschlossen.
 Die Gestalt-Therapie betrachtet die Selbst-Heilungs-Kräfte als Teil der
organismischen Selbstregulation, also der Fähigkeit des Organismus, sich in
seiner Umgebung zu erhalten. Durch verschiedene Übungen und methodische
Grundhaltungen soll die Selbstregulation gefördert werden.
 Die therapeutische Beziehung in der Gestalt-Therapie – verstanden als Dialogische
Gestalt-Therapie – orientiert sich an den Grundsätzen der existentiellen BeziehungsPhilosophie Martin Bubers, der ‚dialogischen Haltung‘.
Buber unterscheidet zwischen dem Handeln aus einer sog. Ich-Es-Haltung
(„sachlich“, auf ein Objekt bezogen, auch wenn das Gegenüber ein Mensch ist) und
dem Handeln aus einer sog. Ich-Du-Haltung heraus, einer Hinwendung zum anderen
Menschen auf gleicher Ebene, bei der die Person in ihrer Einzigartigkeit
wertgeschätzt wird, ohne einen Zweck zu verfolgen.
Beide Haltungen stehen in einem Wechselverhältnis zueinander und werden je nach
Erfordernis der Situation gewählt. Diese Haltung, in der die Therapie-Situation als eine
besondere Begegnung im Sinne Bubers verstanden wird, die ein hohes Maß an
Authentizität und Wahrhaftigkeit erfordert, ist grundlegend für die Gestalt-Therapie.
Kontakt-Funktionen
Gestalt
 Zu den Kontakt-Funktionen gehören Projektion, Introjektion, Retroflektion und
Konfluenz. Diese Funktionen haben zwei Seiten:
 eine eher störungsschaffende, die auch als „Kontakt-Störungen“ oder als „KontaktUnterbrechungen“ begriffen wird, und
 eine „normale“, die u. a. zumindest zeitweise Problem-Lösungs-Charakter besitzt
oder schlichtweg Teil der organismischen Selbst-Regulierung ist.
 Insbesondere das Konzept der „Introjektion“ ist nicht identisch mit der
psychoanalytischen Definition.
Fritz und Laura Perls setzen die Assimilation der Introjektion entgegen.
Bei der Assimilation verwandelt der Organismus (als Gesamtheit von Körper, Geist und
Seele) Neues aus der Umwelt in Eigenes, das er zur Selbst-Erhaltung und zum
Wachstum benötigt. Dabei wird das Neue an der Kontakt-Grenze des Organismus mit
der Umwelt geprüft, „zerstört“ und umgewandelt, so dass es assimiliert werden kann.
Dazu ist positiv verstandene Aggression notwendig. Nicht-brauchbares Material wird
nicht übernommen. Fritz und Laura Perls sehen dies in Analogie zum „Kauen“ beim
Prozess der Nahrungs-Aufnahme.
 Bei der Introjektion wird das Neue aus der Umwelt ohne Prüfung und Umwandlung als
Ganzes in den Organismus aufgenommen, da an der Kontakt-Grenze u. a. die
Bewusstheit herabgesetzt ist oder völlig fehlt, und „aggressives“ Zerstören und
Überprüfen daraufhin, was für den Organismus sinnvoll ist und was nicht, nicht
geschieht. Das so entstandene Introjekt bleibt im Organismus ein Fremdkörper.
Dieser Prozess wird analog zum Saugen bzw. Schlucken bei der Nahrungs-Aufnahme
verstanden.
Ganzheit, Feld, Prozess
Gestalt
 Der ganzheitliche Ansatz der Gestalt-Therapie besteht nicht nur darin, den Menschen
(als Organismus) als untrennbare Einheit von Körper, Geist und Seele zu betrachten,
sondern er bezieht sich auch auf die Ganzheit des Organismus im Feld, d. h., dass das
Individuum nie isoliert von seiner Umgebung gesehen und verstanden werden kann.
Die Gestalttherapie spricht hier vom „Organismus-Umwelt-Feld“ als grundlegender
Kategorie.
 Zwischen Organismus und Umwelt befindet sich die „Kontakt-Grenze“, die sowohl
trennt als auch verbindet.
Genau genommen bewegt sie sich im konkreten Kontakt des Organismus mit der
Umwelt.
Kontakt und Kontakt-Grenze sind Prozesse, mit denen der Organismus, d. h. der
einzelne Mensch, im Austausch mit der Umwelt sich erhält, Neues assimiliert und
wächst.
 Im Kontakt fließen Bewusstheit/Gewahrsein, Bewegung, Handeln, Denken, Fühlen usw.
zusammen zur Orientierung im Feld.
 Auch das „Selbst“ wird in der Gestalt-Therapie als umfassender Prozess verstanden.
Perls, Hefferline und Goodman definieren es als „das System der ständig neuen
Kontakte“.
 Das „Ich“ stellt dabei nur eine Teil-Funktion des „Selbst“ dar: Es unterscheidet zwischen
„zu mir gehörend“ und „fremd“. Damit hebt sich die Gestalt-Therapie grundlegend von
der Psychoanalyse ab, die die Psyche eher als einen „Apparat“ begreift, mit dinghaften
Einzelteilen.
4 zentrale Therapie-Methoden 1
Gestalt
 Dialogisch: Eine Technik kann nur eine Form sein, in der die authentische, persönliche
Antwort des Therapeuten auf die momentane Situation seines Klienten ihren Ausdruck
findet. Da sich der Therapeut selbst als partnerschaftlichen Begleiter (und nicht als
Produzent der Veränderung seines Klienten) sieht, werden die Techniken mit dem
Klienten zusammen entwickelt oder diesem als Angebot und Vorschlag unterbreitet.
Außerdem machen die Therapeuten transparent, was sie mit einer bestimmten Technik
erreichen wollen, sie reflektieren die Techniken gemeinsam mit dem Klienten und
verändern die Techniken gegebenenfalls oder ziehen sie sogar zurück.
 Feldtheoretisch: Der Mensch befindet sich in einem kontinuierlichen Austausch mit
seiner Umwelt in Form einer ständigen wechselseitigen Anpassung.
Er kann nicht ohne sein jeweiliges Feld gedacht und verstanden werden, dessen Teil er
ist. Gestalttherapeutische Techniken haben die Aufgabe, den Klienten dabei zu
unterstützen, seine Anpassungs-Prozesse an sein jeweiliges (Um)- „Feld“ bzw. seine
Anpassungen des Umfelds an seine eigenen Bedürfnisse zu erforschen, indem sie ihm
helfen, seinen Blickwinkel immer wieder zu wechseln. Sie fördern die Bewusstwerdung
automatisierter Verhaltens-Muster, um den Klienten in die Lage zu versetzen, sich
bewusst für oder gegen eine bestimmte Verhaltens-Weise zu entscheiden, und
gegebenenfalls zu untersuchen, welche Art von innerer Unterstützung, welche inneren
oder äußeren Ressourcen er dafür benötigt, und wie er sie erhalten/lernen etc. kann.
4 zentrale Therapie-Methoden 2
Gestalt
 Phänomenologisch: In der Gestalt-Therapie gilt es für den Therapeuten, alle
Vorannahmen, Vermutungen und Erwartungen über den Gegenstand der Untersuchung
zurückzustellen, um sich unvoreingenommen und mit offenen Sinnen der Erfahrung
stellen zu können. Wahrnehmung und Beschreibung des offensichtlich Wahrnehmbaren
geht vor Interpretation oder Spekulation.
Gleichzeitig regen die Gestalt-Therapeuten auch ihre Klienten auf die eine oder andere
Weise immer wieder zum aufmerksamen und möglichst ganzheitlichen Wahrnehmen
und Erleben sowie zur Beschreibung der von Moment zu Moment ablaufenden
Prozesse an. Dieser Strategie liegt die Erfahrung zugrunde, dass Bewusstheit
(Achtsamkeit) per se heilsam sein kann.
 Existentialistisch: Gestalt-Therapie als existentialistische Methode:
Menschen sind – aus gestalttherapeutischer Sicht - verantwortlich dafür, wie sie die
Welt sehen (ihre Bedeutungs-Zuschreibungen) und wie sie darauf reagieren, wie sie
handeln (ihre Lebens-Führung), selbst wenn sie sie so sehen, als hätten sie keine
Verantwortung.
Dies bedeutet allerdings nicht, dass ein Mensch für alles verantwortlich ist oder sein
könnte. Ein großer Teil seines Umfelds ist durch ihn kaum oder gar nicht beeinflussbar.
Verantwortung stellt hier keine moralische Kategorie da, sondern weist lediglich
daraufhin, dass wir, ob wir wollen oder nicht, auf die „Forderungen“ des Feldes
antworten müssen, und dass unsere Antworten, unsere Entscheidungen und
Handlungen Konsequenzen haben, für die wir „verantwortlich“ sind. Diese
Verantwortlichkeit ist aus gestalttherapeutischer Sicht eine existentielle Tatsache.
Techniken
Gestalt
Die beschriebenen zentralen Methoden der Gestalttherapie müssen in allen Techniken zum
Ausdruck kommen. Es haben sich fünf verschiedene Typen von Techniken etabliert:
1. Übungen: Unter Übungen werden vorsätzlich hergestellte Situationen verstanden, die durch
bestimmte Vorgaben strukturiert sind. Übungen sollen die Bewusstheit der Beteiligten davon
fördern, wie sie sich im gegeben „Feld“ selbst gestalten, anstatt ihnen per Instruktion
vorzugeben, wie sie durch eifrige Bemühungen werden sollten. Sie fördern bewusstes
Wahrnehmen, Erleben und Handeln.
2. Experimente: Bei den Experimenten geht es um „ausprobieren“, „erleben“, und „erforschen“.
Ein Experiment ist z. B. die praktische Erfahrung einer neuen Situation oder Verhaltensweise
oder die Überprüfung einer Erfahrung. Im Unterschied zu einer Übung wird ein Experiment
speziell auf die Situation bzw. die Person zugeschnitten. Am Ende des Experiments steht
weder „richtig“ oder „falsch“ oder „gut“ oder „schlecht“, sondern neue, u. U. sehr bedeutsame
Information, und eine Lernerfahrung.
3. Hausaufgaben: Unter Hausaufgaben werden Experimente verstanden, deren Design zwar
während der Therapiesitzung von Therapeut und Klient gemeinsam entworfen wird, die jedoch
von den Klienten außerhalb des therapeutischen Settings durchgeführt werden sollen.
4. Situationsbezogene Interventionen: Die Mehrzahl gestalttherapeutischer Techniken besteht
in kurzen, auf die jeweilige Situation bezogenen Aussagen oder Fragen des Therapeuten
innerhalb des Dialogs mit dem Klienten. Diese Techniken lassen sich als Rückmeldungen
oder als Mitteilungen persönlicher Resonanzen, der persönlichen Reaktion oder des
Eindrucks des Therapeuten bezeichnen.
5. Medien und Modalitäten: Die gestalttherapeutischen Techniken bedienen sich jedoch nicht
ausschließlich des Mediums der Sprache. Auch das Medium des Körpers ist von
hervorragender Bedeutung. Dabei sind vielfältige Modalitäten möglich: Gestalt-Therapeuten
geben ihren Klienten z. B. häufig Rückmeldung über ihre Atmung, den Klang oder die
Lautstärke ihrer Stimme, ihre Körper-Bewegungen und -Haltungen oder fordern sie auf, ihrer
Körper-Wahrnehmung Beachtung zu schenken oder mit Körper-Ausdruck zu experimentieren.
G
Emotionsfokussierte Therapie (EFT)
Die Emotionsfokussierte Therapie entstand durch Integration von Gestalt- und
Gesprächs-Therapie.
Emotionsfokussierte Therapie
 sieht Emotionen als eine Quelle von Information, Orientierung, Bedeutung und
therapeutischer Veränderung.
 basiert auf aktuellsten Erkenntnissen der psychologischen und
neurowissenschaftlichen Emotions-Forschung sowie der Psychotherapie-Prozessund Ergebnis-Forschung.
 ist ein prozessorientiertes Verfahren. Sie integriert empathische BeziehungsGestaltung und prozessdirektive therapeutische Interventionen (z. B. Stuhl-Arbeit) zur
Verbesserung der emotionalen Verarbeitungs-Fähigkeit der Patienten.
 ist im therapeutische Vorgehen „markergeleitet“ - spezifische Marker (ProzessDiagnosen für das Vorliegen emotionaler Verarbeitungs-Probleme) zeigen
Therapeuten an, an welcher Stelle des Prozesses, welche therapeutischen
Interventionen am erfolgversprechendsten sind.
 unterscheidet verschiedene Typen emotionalen Erlebens, die ein jeweils
unterschiedliches therapeutisches Vorgehen erfordern. Am wichtigsten ist die
Unterscheidung zwischen primären und sekundären sowie zwischen adaptiven und
maladaptiven Emotionen.
 formuliert empirisch fundierte Prinzipien emotionaler Veränderung.
Im Zentrum stehen Akzeptanz von Emotionen und Emotionale Transformation
(Emotionen mit Emotionen verändern).
H
G
Psychodrama
H
 Psychodrama (von griechisch psyche „Seele“, und drama „Handlung, Vorgang“) ist eine
Methode der Psychotherapie, Beratung und Sozialforschung, entwickelt vom
österreichischen Arzt Jacob Levy Moreno (1890–1974).
 Ursprünglich konzipiert als handlungsorientierter Gegenentwurf zur Psychoanalyse von
Sigmund Freud hat sich der psychodramatische Ansatz weltweit vor allem als Methode
der Gruppen- und Einzel-Psychotherapie und Beratung etabliert und Einfluss auf
zahlreiche andere Psychotherapie-Schulen wie die Gestalt-Therapie, TransaktionsAnalyse oder Familien-Therapie genommen.
 Das Psychodrama entstand als „Therapie in der Gruppe, durch die Gruppe, für die
Gruppe und der Gruppe“[ aus dem Stegreif-Theater und war die erste Form der GruppenPsychotherapie.
 Der Klient (Protagonist) gestaltet als Hauptdarsteller des psychodramatischen Spiels im Hier
und Jetzt einer Psychodrama-Bühne sein therapeutisches Thema.
 Als Mitglied der Gruppe erhält der Protagonist mit deren Erlaubnis die Möglichkeit, seine eigene
Thematik oder diejenige der Gruppe mit der Unterstützung des Spielleiters und ausgewählten
Hilfs-Ichs zu bearbeiten.
 Die Zuschauer lassen sich vom Spiel des Protagonisten berühren, greifen mit Unterstützung des
Spiel-Leiters ein und geben zu guter Letzt wie alle anderen Mitspieler eine empathische und, wo
notwendig, kritische Rückmeldung. Allerdings kann es auch bei nicht oder kaum ins Spiel
integrierten Zuschauern zu einer heilsamen Erschütterung, einer Katharsis, kommen.
 Ziel des Psychodramas ist die Aktivierung und Integration von Spontaneität und
Kreativität. Konstruktives spontanes Handeln ist zustande gekommen, wenn der
Protagonist für eine neue oder bereits bekannte Situation eine neue und angemessene
Reaktion findet. Dieses Ziel wird auch für den Gruppen-Prozess als Ganzen angestrebt.
G
Logotherapeutisches und
existenzanalytisches Vorgehen (LE)
 Sinn-Suche im Sein
 Die Stellung des Geistigen 1
 Die Stellung des Geistigen 2
 Wille zum Sinn
 Begleit-Praxis
H
Sinn-Suche im Sein
LE
 Logotherapie (von griech. lógos „Sinn, Gehalt“ und therapeúein „pflegen, sorgen“) und
Existenz-Analyse (von lat. exsistere „hervor-, heraus- oder gegenübertreten, vorhanden
sein“ und griech. analysis „Zerlegung“ im Sinne von Untersuchung) bezeichnen als eng
miteinander verwobene Begriffe eine anthropologische Theorie und psychologische
Behandlungsform, deren Entstehung auf den österreichischen Neurologen, Psychiater
und Holocaust-Überlebenden Viktor E. Frankl (1905–1997) zurückgeht.
 Dieser begründete in den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts einen
eigenständigen Ansatz, der in besonderer Weise die geistige Dimension des Menschen
in den Blick nimmt und sein existenzielles Streben nach Sinn im Leben als dessen
primäre Motivationskraft betrachtet. Neben der Psychoanalyse Sigmund Freuds und der
Individualpsychologie Alfred Adlers wird die Logotherapie und Existenz-Analyse vielfach
auch als die „Dritte Wiener Schule der Psychotherapie“ bezeichnet.
 Paradigmatisch wird sie der Familie humanistisch-existenziell orientierter Verfahren
zugeordnet.
 Viktor Frankls originäres Konzept der Logotherapie und Existenz-Analyse umfasst eine
grundlegende Theorie über die Möglichkeiten und Bedingungen für ein
menschenwürdiges Dasein.
 Abgeleitet aus der Existenzphilosophie formulierte Viktor Frankl mit seiner Anthropologie
ein Existenz-Verständnis, das der besonderen Eigenart des Menschseins gerecht zu
werden versucht. So spezifiziert er das Wesen von Existenz dahingehend, dass diese
„eine Seinsart ist, und zwar das menschliche Sein, das dem Menschen arteigene Sein,
dessen Eigenart darin besteht, dass es sich beim Menschen nicht um ein faktisches,
sondern um ein fakultatives Sein handelt, nicht um ein Nun-einmal-so-und-nicht-anderssein-Müssen [...], vielmehr um ein Immer-auch-anders-werden-Können“.
Die Stellung des Geistigen 1
LE
 Die menschliche Existenz ist das einzige Sein, das nach dem Sinn konkreter Fakten und
ihres eigenen Seins fragt.
Diese spezifische Seins-Art des Menschen ist gekennzeichnet durch das
Zusammentreffen dreier voneinander verschiedener Seins-Aspekte, wonach der Mensch
1. physisch (leiblich),
2. psychisch (seelisch) und
3. geistig (noetisch) zugleich sei.
Alle drei Dimensionen menschlichen Daseins sind verwoben und stehen in einem
besonderen Verhältnis zueinander.
 Während die physische und die psychische Dimension in engem Zusammenhang stehen
(psychophysischer Parallelismus), kann sich der Mensch kraft seiner geistigen Dimension
über sein Psychophysikum erheben.
 So setzt sich der Mensch nicht aus den drei Seins-Aspekten zusammen, wohl aber setzt
sich das Geistige im Menschen mit dem Psychophysikum auseinander.
 Da die geistige Dimension von den anderen beiden verschieden und unabhängig ist, kann
nicht unmittelbar vom Zustand des Psychophysikums auf jenen des Geistigen
geschlossen werden.
 So muss beispielsweise etwas, das auf der leiblichen oder psychischen Ebene
entlastend oder lustvoll sein mag, nicht unbedingt auch auf der geistigen Ebene als
sinnvoll erfahren werden.
 Umgekehrt muss, was dem Menschen wert- und sinnvoll erscheint, ihm in
psychischer oder körperlicher Hinsicht nicht immer angenehm sein oder unmittelbare
Befriedigung erzeugen.
Die Stellung des Geistigen 2
LE
 Frankl ersann mit der Logotherapie und Existenz-Analyse somit einen Ansatz, der in
besonderer Weise auf die hervorgehobene Stellung der geistigen Dimension des
Menschen abzielt.
 Diese geistige Dimension erlaubt es dem Menschen,
 in Distanz zu sich selbst zu kommen (Selbst-Distanzierung) und
 dadurch der Welt in Freiheit und eigener Verantwortung offen gegenüber zu stehen
(Selbst-Transzendenz).
 Die existenzanalytische Anthropologie betrachtet den Menschen somit als grundsätzlich
entscheidungs- und willensfreies Wesen, das befähigt ist, sich gegenüber seinen
inneren und äußeren Bedingtheiten zu verhalten und über sich selbst hinaus auf Sinn
und Werte auszurichten.
Durch diese potentielle Willens-Freiheit und Eigenverantwortlichkeit ist der Mensch
aufgefordert, über sich selbst und seine eigene Begrenztheit hinaus zu gelangen:
 Zwar ist der Mensch nie frei von Bedingtheiten und Prägungen persönlicher,
typologischer, biologischer, sozialer und kultureller Art, doch innerhalb dieser
Gegebenheiten trifft er täglich auf unzählige Situationen, die ihn herausfordern, mit
ihnen in für ihn bestmöglicher Weise gestaltend umzugehen.
 Indem der existenzanalytische Ansatz weniger nach determinierenden Prägungen und
Anlagen, sondern vielmehr nach der Unmittelbarkeit im eigenen Erleben und der
Lebens-Gestaltung fragt, wird er dem (Aufforderungs-) Charakter gerecht, den das
Leben für den Menschen hat.
Wille zum Sinn
 Kann der Mensch seinen Willen zum Sinn in der Lebens-Praxis nicht zur
Geltung bringen, entstehen bedrückende Sinn- und Wertlosigkeits-Gefühle.
Die existentielle Frustrierung des Sinn-Bedürfnisses kann psychische
Erkrankungen auslösen oder verstärken.
 So spielt in der angewandten Logotherapie und Existenz-Analyse das
Herausheben der geistigen Dimension eine zentrale Rolle, etwa indem sie
dem leidenden Menschen existenzielle Handlungs- und Erlebens-Freiräume
gegenüber somatischen oder psychischen Erkrankungen aufzuschließen
versucht und ihm durch die Differenzierung von (psychophysischem)
Symptom und (geistiger) Person einen entscheidenden Teil seiner SelbstBestimmungs-Fähigkeit und Würde zurückgibt.
 Vor diesem Hintergrund meint die Existenz-Analyse stets eine Analyse „auf
Existenz hin“, nicht eine abstrakte Untersuchung von Existenz an sich,
sondern jener konkreten existenziellen Bedingungen, die zu einem
wertvollen und eigenverantworteten Leben führen.
 Durch die Rückbesinnung auf dieses eigene Welt-Erleben gibt Frankl der
Sinn-Frage eine kopernikanische Wendung, wonach es das Leben selbst ist,
das dem Menschen Fragen stellt. Nicht er hat zu fragen, er ist vielmehr der
vom Leben her Befragte, der dem Leben zu antworten, das Leben zu
verantworten hat.
LE
Begleit-Praxis
 In der Beratung und psychotherapeutischen Behandlung steht nach
existenzanalytischer Auffassung die Bewusstmachung und Stärkung des
Geistigen im Fokus, die den Menschen (wieder) befähigen soll, die
individuellen und einzigartigen Sinn-Möglichkeiten, die in jeder Situation
verborgen liegen, aufzuspüren und in sich und der ihn umgebenden Welt zur
Geltung zu bringen.).
 Die zentralen Behandlungs-Ziele des originären Ansatzes bestehen in der
Wiedererlangung eines sinn- und wertvoll empfundenen Lebens sowie im
sinnvollen Umgang mit Schuld, Leid und Erfahrungen unabänderlichen
Schicksals.
 Damit wird im Wesentlichen der Wille des Menschen zum Sinn aktiviert und
jene gesunden Anteile der menschlichen Persönlichkeit und seines Umfeldes
unterstützt, die zur Heilung und Linderung von Krankheits-Symptomen sowie
zur Sinn-Orientierung und Neuorganisation des Erlebens und Verhaltens
beitragen.
 Mittels der Techniken der Paradoxen Intention, der Dereflexion, der
Einstellungs-Modulation nach Lukas sowie des Sokratischen Dialogs als
grundlegende Gesprächsmethode sollen die intuitiven, sozialen, kognitiven
und kreativ-geistigen Fähigkeiten des Menschen beim Erkennen und
Umsetzen sinnvoller Lösungen in den jeweiligen konkreten Lebens-Situationen
gestärkt und entwickelt werden.
LE
G
Körperpsychotherapeutisches Vorgehen (KP)



















Entwicklung
Ausgewählte Methoden
Bioenergetik: Entwicklung
Bioenergetik: Charakter-Strukturen
Bioenergetik: schizoid und oral
Bioenergetik: narzisstisch und masochistisch
Bioenergetik: rigide
Bioenergetik: Grounding
Bioenergetik: Vorgehen
Biodynamik: Entstehung
Biodynamik: festgehaltene Gefühle
Hakomi 1
Hakomi 2
Konzentrative Bewegungs-Therapie 1
Konzentrative Bewegungs-Therapie 2
Konzentrative Bewegungs-Therapie 3
Konzentrative Bewegungs-Therapie 4
Funktionelle Entspannung 1
Funktionelle Entspannung 2
H
Entwicklung
KP
 Körper-Psychotherapie, gleichbedeutend mit „körperorientierter Psychotherapie“,
ist die Bezeichnung für unterschiedliche Psychotherapie-Methoden, die die psychischen
und körperlichen Dimensionen menschlichen Erlebens gleichwertig behandeln.
 Sie teilen die Annahme, dass Körper und Psyche eine nicht trennbare Einheit bilden.
Fast alle Körper-Psychotherapie-Methoden sind tiefenpsychologisch orientiert und nutzen
die Körper-Wahrnehmung als Möglichkeit, unbewusste psychische Prozesse aufzudecken,
also ins Bewusstsein zu bringen.
Körper-Psychotherapie-Methoden arbeiten erfahrungsorientiert, was bedeutet, dass das
momentane und vor allem körperlich empfundene Erleben während des TherapieProzesses im Fokus der Aufmerksamkeit steht.
 Die Ursprünge der Körper-Psychotherapie zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehen vor
allem auf die Psychoanalyse und die Reform-Bewegungen in Gymnastik und Tanz zurück.
 Aus den Reform-Bewegungen heraus hatte vor allem Elsa Gindler mit ihrem „Seminar für
Harmonische Körper-Ausbildung“ starken Einfluss auf die Körper-Therapie und die KörperPsychotherapie.
 Der stärkste Einfluss kam von Wilhelm Reich, einem Psychoanalytiker, den Sigmund Freud
vor allem wegen seiner Abkehr von der reinen „Rede-Kur“ aus der Internationalen
Psychoanalytischen Vereinigung ausschließen ließ. Reich legte mit seiner ab 1934
entwickelten Vegetotherapie einen Grundstein für die Körper-Psychotherapie.
 In der Folge wurden über 20 Körper-Psychotherapie-Schulen gegründet, die
unterschiedlich stark von der Psychoanalyse, der Körper-Therapie, der humanistischen
Psychologie, der Reform-Pädagogik, vom Ausdrucks-Tanz, vom Theater, von westlicher
und/oder östlicher Philosophie geprägt sind.
Ausgewählte Methoden
KP
 Vegetotherapie begründet von Wilhelm Reich; modifiziert von Ola Raknes, Björn
Blumenthal, Federico Navarro u. a.
 Biodynamische Psychologie und Körperarbeit von Gerda Boyesen
 Bioenergetische Analyse (auch: Bioenergetik) von Alexander Lowen
 Biosynthese von David Boadella
 Core Energetic Therapy von John C. Pierrakos
 Hakomi von Ron Kurtz
 Integrative Körperpsychotherapie (IBP) Jack Lee Rosenberg
 Klientenzentrierte Gesprächs- und Körperpsychotherapie GFK:
Integration von Gesprächs-Psychotherapie (Carl Rogers), Focusing (Eugene Gendlin) und
Körper-Psychotherapie (Wilhelm Reich und weitere körperorientierte Verfahren).
 Tiefenpsychologisch fundierte Körperpsychotherapie nach George Downing
 Bonding nach Dan Casriel
 Initiatische Therapie nach Karlfried Graf Dürckheim
 Formative Psychologie nach Stanley Keleman
 Integrative Bewegungstherapie nach Hilarion Petzold
 Psychoanalytische Tanztherapie nach Elaine von Siegel
 Funktionelle Entspannung nach Marianne Fuchs
 Konzentrative Bewegungstherapie nach Helmut Stolze
 Posturale Integration nach Jack Painter
 Analytische Körper-Psychotherapie
Bioenergetik: Entwicklung
KP
 Die bioenergetische Analyse ist ein körperpsychotherapeutisches Verfahren, das der USamerikanische Arzt Alexander Lowen ab 1947 entwickelte. Lowen war Patient und später
Schüler von Wilhelm Reich.

Die Bioenergetische Analyse beruht auf Bestandteilen der Psychoanalyse von Sigmund
Freud und der Charakter-Analyse Wilhelm Reichs (1933), sowie auf Lowens eigenen
Beobachtungen und Weiterentwicklungen.
 Reich geht in seiner „Charakter-Analyse“ bei der Differenzierung von Charakter-Typen
(der Begriff „Charakter“ ist heute weitgehend identisch mit dem Begriff der Persönlichkeit)
von der Voraussetzung aus, dass der Charakter seiner Grundfunktion nach in jeder Form
Panzerungen gegen die Reize der Außenwelt und die inneren verdrängten Triebe
darstellt.
Die äußere Form aber, in der diese Panzerung sichtbar wird, sei jeweils historisch
bestimmt.
 Reich und in seiner Nachfolge auch Lowen entwickelten Konzepte und Verfahren, um die
körperlichen Analogien seelischer Vorgänge („Haltungen“) sowohl diagnostisch als auch
therapeutisch nutzbar machen zu können.
 Die von Lowen vorgelegten Beschreibungen von Charakter-Strukturen sind ein Ansatz,
emotionale Einstellungen und die korrespondierenden körperlichen Spannungs-Mmuster
im Begriff der „Haltung“ zu erfassen und zu verstehen.
Bioenergetik: Charakter-Strukturen
KP
 Charakter-Strukturen stellen Bewältigungs-Formen und Sicherungs-Systeme dar, die das
Individuum notgedrungen zur Wahrung der eigenen Integrität im Spannungs-Feld der
eigenen Bedürfnisse und den Reaktionen seiner Umwelt bzw. seines Bezugs-Systems
entwickelt.
 Auf der körperlichen Ebene beinhaltet dies im Kern die Einschränkung der Lebendigkeit in
Form von chronischen Verspannungen, die den Atem und die Beweglichkeit
beeinträchtigen.
 Basis der Bioenergetischen Analyse ist das psychoanalytische Widerstands- und
Übertragungs-Modell (tiefenpsychologischer Ansatz).
Wie in der Psychoanalyse wird ein begleiteter und unterstützter Bewusstwerdungs-Prozess
als „heilsam“ verstanden, wobei dem körperlichen Bewegen, Fühlen und Wahrnehmen als
Basis der emotionalen Bewegung eine zentrale Rolle zukommt.
 Die Phänomene wie Haltung, muskuläre (Ver-) Spannung, Gefühls-Ausdruck in der
körperlichen Bewegung, Atmungs-Muster in Bezug auf ihre Funktion und Entstehung in der
Kindheit und inneres seelisches Erleben wurden von Lowen in fünf Charakter-StrukturTypen unterteilt.
 Die Charakter-Strukturen zeichnen sich aus durch
 typische Verhaltens-Weisen,
 typisches inneres seelisches Erleben,
 charakteristische körperliche Haltungs-Muster
 Die Charakter-Strukturen der bioenergetischen Analyse sind nicht immer deckungsgleich
mit den Persönlichkeits-Strukturen anderer zeitgenössischer psychologischer
Klassifikationen.
Sie sind ergänzt durch charakteristische leibliche Muster.
Bioenergetik: schizoid und oral
KP
Im Folgenden werden diese idealtypischen Strukturen dargestellt. Der konkrete Patient wird
niemals identisch mit diesen Strukturen sein. Sie können aber dem Therapeuten im
therapeutischen Prozess als eine diagnostische und therapeutische Orientierungslinie dienen:
1. Schizoide Charakter-Struktur:
Die schizoide Charakterstruktur kennzeichnet nach Lowen eine Tendenz zur Spaltung der
ganzheitlichen Funktion der Persönlichkeit – z. B. durch die Neigung, Denken und Fühlen
zu trennen.
Was der Schizoide denkt, scheint häufig keinen Zusammenhang damit zu haben, was er
fühlt, oder wie er sich verhält.
Der Schizoide zieht sich nach innen (insbesondere in den Kopf und ins Denken) zurück,
was mit einer Unterbrechung oder einem Verlust des Kontaktes zur Außenwelt oder zur
Realität einhergeht.
Die schizoide Persönlichkeit verfügt nur über ein begrenztes Selbst-Gefühl, ein schwaches
Ich und einen deutlich reduzierten Kontakt zum Körper und dessen Gefühlen.
Schizoide haben eine schwache Ich-Abgrenzung, sind dementsprechend (über)empfindlich
und meiden gefühlsbetonte Beziehungen.
2. Orale Charakter-Struktur:
Menschen mit einer oralen Struktur weisen nach Lowen viele Merkmale der oralen LebensPhase (Baby-Alter) auf:
Mangelnde Selbständigkeit, Neigung zum Anklammern an andere, verminderte
Aggressivität und die Erwartung, von anderen gehalten, gestützt und behütet zu werden.
Orale Menschen leiden unter innerer Leere und haben starke Sehnsuchts-Gefühle.
Sie leiden oft unter starken Schwankungen der Stimmungs-Lage.
In der kompensierten Form verhalten sich diese Menschen übertrieben selbständig.
Bioenergetik: narzisstisch und masochistisch
KP
3. Psychopathische bzw. narzisstische Charakter-Struktur:
Lowen beschreibt als typisches Merkmal der psychopathischen Struktur das Leugnen
von Gefühlen, besonders sexueller Gefühle.
Der psychopathische Charakter strebt nach Macht und möchte andere Menschen
steuern oder beherrschen.
Als Mittel setzt er dabei Druck oder Manipulation (Verführung) ein.
Diese Menschen sind auffallend bemüht, „alles unter Kontrolle“ zu haben.
Meist verdrängen, leugnen und kompensieren sie ihre Erlebnisse von Machtlosigkeit und
Hilflosigkeit, durch die sie sich latent bedroht fühlen.
4. Masochistische Charakter-Struktur:
Menschen mit dieser Struktur leiden unter erheblichen Minderwertigkeits-Gefühlen,
geben sich anspruchslos, verhalten sich unterwürfig und sind um Anpassung und
Unterordnung bemüht.
Sie zeigen jedoch eine starke latente trotzige und beharrliche passive Abwehr, die sie
bei genügend starkem äußerem Druck offenbaren.
Im Inneren hegt der masochistische Charakter Hass-, Negativismus- und
Überlegenheits-Gefühle.
Eine starke Muskelstruktur dämmt die drohende emotionale Explosion ein. SelbstDurchsetzung und Aggression sind bei diesem Charakter-Typus stark gehemmt.
Stattdessen herrschen Klagen und Jammern in der Außendarstellung und die Tendenz
zur Übernahme von Opfer-Rollen vor.
Bioenergetik: rigide
KP
5. Rigide Charakter-Struktur:
Rigidität ist nach Lowen gekennzeichnet durch eine steife, unnahbare Haltung, die im
Wesentlichen durch Verletzungen des gegengeschlechtlichen Eltern-Teils verursacht
werden.
Der Begriff der Rigidität bezieht sich bei Lowen entwicklungspsychologisch auf die ödipale
Konflikt-Situation des Kindes.
Der rigide Charakter ist ständig auf der Hut, nicht verletzt zu werden.
Er hat die Hoffnung, durch Leistungs-Orientierung die Liebe und Anerkennung seiner
Umgebung zu gewinnen und zu sichern.
Rigide Menschen sind kompetitiv, willensbetont und widerstandsfreudig.
Varianten des rigiden Charakters sind der phallische und der hysterische Charakter.
a. Phallisch:
Das Verhalten ist kämpferisch, rivalisierend-dominant und mitunter aggressivverletzend.
Dies geht besonders auch in die erotische Beziehungs-Gestaltung ein.
b. Hysterisch:
Das Seelen-Leben und Verhalten dieser Menschen ist emotional übertrieben,
Aufmerksamkeit erheischend und dramatisierend.
Sie neigen zu übersteigerten gefühlsmäßigen Reaktionen, deren Aufruhr sich im
vegetativen Körper-Geschehen widerspiegelt.
Sie sexualisieren den Kontakt bei gleichzeitiger Abwehr gegen tiefes Sich-Einlassen.
Bioenergetik: Grounding
KP
 Ein zentrales Konzept in der Bioenergetischen Analyse ist das „Erden” oder
„Grounding”.
Lowen begann in den 50-er Jahren des letzten Jahrhunderts mit seinen Patienten im
Stehen körperlich zu arbeiten.
Das hatte es bis dahin im psychotherapeutischen Kontext noch nicht gegeben.
 Grounding wird verstanden als
 das Stehen und der aufrechte Gang im Schwere-Feld der Erde
(Kontakt zum Boden, Stand-Festigkeit und Eigenständigkeit)
 Fühlkontakt mit allen Bereichen der eigenen Körperlichkeit, als Verwurzelung in
der Wahrnehmung des Körper-Selbst
 Verbundenheit mit der eigenen Geschichte, Verstehen der eigenen Biografie
 Fähigkeit, Beziehungen einzugehen und aufrechtzuerhalten
 Fähigkeit, Selbst-Entgrenzungen durchzustehen
(spirituelle Dimension, Transzendenz)
 Voraussetzung für Containment (emotionale Halte-Kraft) und ErregungsAbleitung in den Boden (als Voraussetzung für eine lebendige Sexualität).
Bioenergetik: Vorgehen
 Bei der Durcharbeitung der Konflikte und der charakteristischen Grundproblematik
gehen verbale Aufarbeitung und körperliche Interventionen Hand in Hand, ergänzen
und bedingen sich gegenseitig.
 In diesem Kontext versteht der Therapeut auch das Übertragungs-Angebot des
Patienten und achtet auf seine Gegenübertragungs-Gefühle.

Bestandteile körperlicher Interventionen sind:
 „Vertiefung der Atmung“,
 „Anregung unwillkürlicher Körper-Bewegungen“,
 „Arbeit am emotional verbundenen stimmlichen Ausdruck“ sowie
 Belebung des allgemeinen Energie-Niveaus zur Vertiefung der emotionalen
Fühl- und Ausdrucks-Toleranz.
 In der direkten Körper-Arbeit wird der blockierende Charakter der eigenen
körperlich-seelischen „Lebens-Haltung“ bewusst sowie die in ihm gebundenen
Emotionen, die abgewehrt werden mussten.
Häufig werden Erinnerungen wach, die in einem ursächlichen Zusammenhang mit
den abgewehrten Emotionen stehen.
 In der sprachlichen Aufarbeitung geht es um die Verknüpfung der Erfahrungen auf
der körperlichen Ebene mit den seelisch-geistigen „Haltungen“ und um eine
Integration der nun lebendig gewordenen Persönlichkeits-Bereiche.
Der Prozess geschieht behutsam und kann den Weg zu einer befriedigenderen
Lebens-Gestaltung, zu mehr Lebens-Freude, Genuss und Kreativität öffnen.
KP
Biodynamik: Entstehung
KP
 Die Biodynamik ist eine körperpsychotherapeutische Methode (Körperorientierte
Psychotherapie), die ihre Wurzeln hat in der Vegetotherapie Wilhelm Reichs, der
Physiotherapie Aadel Bülow-Hansens, der Humanistischen Psychologie sowie Ansätzen
Carl Gustav Jungs.
 Begründet wurde sie von Gerda Boyesen. Eine Weiterentwicklung erfolgte unter anderem
durch Ebba und Mona Lisa Boyesen, die Töchter von Gerda Boyesen, die auch
Therapeuten ausbilden. Die von Gerda Boyesen in ihrer letzten Lebens-Dekade praktizierte Version biodynamischer Psychotherapie beruht auf einer Kombination von
haltungsverändernden Massagen und Vegetotherapie.
 Ziel der Biodynamik ist es, den Menschen durch Abbau neurotischer Muster zu
intensiverem Erleben zu verhelfen.
Statt durch Angst entstandene Halte-Muster soll sein Leben, Handeln und Fühlen vom
Fluss der Libido bestimmt werden, die Ausdruck des Lebendigen in jedem von uns ist.
Dabei ist die therapeutische Haltung die, dass der Klient Selbst-Heilungs-Kräfte besitzt, die
durch die Interventionen angestoßen und im Verlauf des Prozesses unterstützt werden.
 Die These Trennung von Körper und Psyche wird in der Biodynamik nicht vertreten.
Stattdessen wird über die Ansätze der Psychosomatik hinaus die Annahme vertreten, dass
Gefühle verkörpert werden, d. h. eine vom Körper und von körperlichen Empfindungen
losgelöste Psyche nicht existiert.
Mit therapeutischen Interventionen in Form von Berührung, Arbeit mit Bild-Material und
Gespräch wird versucht, die aus alten Erfahrungen heraus blockierte Lebens-Energie
wieder ins Fließen zu bringen.
Biodynamik: festgehaltene Gefühle
KP
 Nach Meinung der Biodynamik werden in muskulären Verspannungen, im Bindegewebe
oder auf der Knochen-Haut-Ebene Gefühle gehalten, die nicht zum Ausdruck kommen
durften.
Sie sollen behutsam unter Respektierung des Widerstands gelöst und entweder
„ausgedrückt“ oder „verdaut“ werden.
 Das Ausdrücken kann durch Regressions-Prozesse hindurch gehen, in denen die meist
frühkindlichen Erlebnisse erneut durchlebt und bislang Unausgedrücktes endlich heraus
gelassen wird.
Wobei sich die Beschreibung von dem Nicht-zum-Ausdruck-kommen-Gedurften nicht auf
objektiv messbare Kriterien bezieht, sondern auf die vom Klienten erlebte Situation.
 Da es sich um Therapie handelt, sind dies in der Regel Situationen in der Kindheit, in
denen sich der Klient gegenüber seinen Eltern machtlos fühlte und aus Angst vor Strafe
oder aus dem Wunsch nach Anerkennung heraus seine Impulse unterdrückte.
Der Begriff Lebens-Energie bezieht sich auf die Kraft, die aus dem Es zum Ausdruck
dieser Gefühle und Handlungs-Impulse drängt.
 Der in der Biodynamik begangene Weg, statt durch Ausagieren die gehaltenen Gefühle zu
„verdauen", wird von Biodynamik-Therapeuten als „Psychoperistaltik“ bezeichnet. In
diesem Prozess soll emotionaler Stress, wie z. B. unausgedrückte Gefühle, durch das
Verdauungs-System und den Darm verarbeitet werden.
In der Arbeit am Klienten soll der Zusammenhang zwischen den Massage-Bewegungen
des Therapeuten und der „Antwort“ des Darms des Klienten über die Psychoperistaltik mit
einem Stethoskop mit verfolgt werden.
Hakomi 1
KP
 Hakomi ist eine körper- und erfahrungsorientierte Psychotherapie-Methode.
Sie wurde in den 1970er Jahren von Ron Kurtz (1934 – 2011) entwickelt, der dabei von
Wilhelm Reich und Alexander Lowen entwickelte Körper-Psychotherapie-Methoden in
eine eigene Methode integrierte.
 Das Wort „Hakomi“ stammt aus der Sprache der Hopi-Indianer und bedeutet „Der, der
du bist“ oder in der Frageform „Wer bist du?“.
Es umschreibt den Kern der Hakomi-Methode: die Erforschung der Selbst-Organisation
und der Gestaltung von Erfahrungen.
 Die Hakomi-Methode kombiniert Psychotherapie und systemische Theorie mit östlicher
Philosophie und körperzentrierten Techniken.
Kurtz verbindet in Hakomi fünf Prinzipien:
innere Achtsamkeit, Einheit, Gewalt-Freiheit, Selbst-Organisation und die Körper-GeistEinheit.
 Das Prinzip der Achtsamkeit ist das klare, unabgelenkte Beobachten dessen, was im
Augenblick der jeweils gegenwärtigen Erfahrung (einer äußeren oder inneren) wirklich
vor sich geht (…) ohne bewertend Stellung zu nehmen.
Hakomi wendet den Bewusstseins-Zustand der Achtsamkeit direkt in der
therapeutischen Arbeit an und vertieft dadurch die gegenwärtige Erfahrung auf den
verschiedenen Ebenen des Erlebens – körperlich, emotional und mit allen Sinnen.
Hakomi 2
KP
 Das Prinzip der Einheit geht von der Vernetztheit aller Dinge aus und lehnt sich dabei an
die Theorie der komplexen adaptiven Systeme an. In der Hakomi-Methode schlägt sich
dies in einer grundsätzlich systemischen Sicht-Weise nieder, sowohl die Innenwelt des
Klienten als auch die therapeutische Beziehung betreffend.
 Im Prinzip der Gewalt-Freiheit gelten bei Kurtz auch subtilere Formen wie Manipulation,
Suggestion, Drängen und Konfrontation als Gewalt. Ron Kurtz hat spezielle Techniken
entwickelt, um gewaltfrei mit Widerständen und inneren Barrieren zu arbeiten. Er geht
dabei davon aus, dass die Gewalt-Freiheit Vertrauen bildet und Sicherheit schafft, so dass
ein tieferer Zugang zu den geschützten inneren Bereichen möglich wird. Gleichzeitig wird
auf diese Weise auch für den Therapeuten das Arbeiten leichter und anstrengungsloser.
 Das Prinzip der Selbst-Organisation (Organizität) postuliert, dass jedem lebenden
System die Fähigkeit zur Selbst-Heilung innewohnt. Der Therapeut versucht, diesen
Prozessen zu folgen, statt sich an ihren eigenen Vorstellungen zu orientieren und
bestimmte Ziele anzusteuern, und günstige Bedingungen dafür zu schaffen, dass die
achtsam beobachtete Innenwelt des Klienten selbst die Richtung vorgibt, in die sie sich
bewegen will, um überholte Limitierungen zu lösen und neue, erweiternde Erfahrungen zu
machen.
 Das Prinzip der Körper-Geist-Einheit betont die Untrennbarkeit von Körper und Geist.
So können über den Körper vor allem Ebenen und prägende Erfahrungen, die nicht mental
bewusst sind, zugänglich gemacht werden. Die Annahme, dass der Mensch ein
Organismus ist, in dem alle geistigen, seelischen und körperlichen Prozesse untrennbar
miteinander verbunden sind, spielt in allen Körper-Psychotherapie-Methoden eine
grundlegende Rolle und erfährt durch neuere neurobiologische Forschungs-Ergebnisse,
z. B. von Antonio R. Damasio, L. Cozolino und G. Hüther (Embodyment), Unterstützung.
Konzentrative Bewegungs-Therapie 1
KP
 Die Konzentrative Bewegungstherapie (KBT) ist eine körperorientierte
psychotherapeutische Methode und wurde von dem Psychotherapeuten Helmuth Stolze
begründet.
In ihr werden Wahrnehmung und Bewegung als Grundlage des Handelns, Fühlens und
Denkens genutzt.
Im konzentrativen Sich-Bewegen, Sich-Wahrnehmen werden Erinnerungen reaktiviert, die
im Laufe des Lebens ihren Körper-Ausdruck in Haltung und Verhalten gefunden haben.
 Außerdem kann im Umgang mit Objekten (z. B. Tücher, Steine, Stäbe, oder auch
Menschen) neben der realen Erfahrung auch ein symbolischer Bedeutungsgehalt erlebbar
werden.
 Vor dem Hintergrund entwicklungs- und tiefenpsychologischer Denk-Modelle ermöglicht
das anschließende Gespräch den Erfahrungs-Austausch und die Reflexion der leiblichen
Erfahrung. Ergebnisse sind differenziertere Wahrnehmung, klarere Unterscheidung von
funktionalen und dysfunktionalen Verhaltens-Mustern und darauf aufbauend Veränderung
und Entwicklung.

Die KBT wurde aus der individuellen Bewegungs-Arbeit Elsa Gindlers (1885-1961)
heraus entwickelt.
Die Abwendung von gymnastischen Übungen hin zur Eigenwahrnehmung war dabei
wesentlich.
„Werden sie erfahrbereit.“
Gertrud Heller und dann Helmuth Stolze begannen damit, Leiblichkeit und Bewegung in
der Arbeit mit psychisch Kranken einzusetzen.
Konzentrative Bewegungs-Therapie 2
 Die KBT basiert auf entwicklungs-, tiefenpsychologischen und lerntheoretischen
Denkmodellen.
 Ein wichtiger Bestandteil des theoretischen Hintergrundes ist der Gestalt-Kreis
Viktor v. Weizsäckers, den Helmut Stolze in Beziehung zur KBT setzte und 1972
vorstellte.
In seinem Modell gibt es zwei Gestalt- und Regelkreise:
 den des Averbalen (bewegen - wahrnehmen) und
 den des Verbalen (denken - sprechen).
Beide sind wiederum Teil eines umfassenden Begreifens als Verbindung des
Individuums mit seiner Umwelt.
 Ein weiteres Element der theoretischen Grundlage sind
entwicklungspsychologische Ansätze von Erik Erikson, Margaret Mahler und
Jean Piaget.
Zum Beispiel beschreibt Piaget, wie bei einem Kind aus sensomotorischen
Erfahrungen bestimmte Verhaltens-Muster entstehen, die durch Wiederholung zu
einem bestimmten Schema weiterentwickelt werden.
 Andere entwicklungspsychologische Phasen, die eine Rolle in der KBT-Arbeit
spielen, sind Symbolisierung, Abstrahierung, Trennung und Individuation.
Die Ergebnisse der neueren Säuglings-, Bindungs-, neurobiologischen und TraumaForschung bestätigen diese Grundannahmen.
Die KBT ermöglicht über Erfahrungs-Angebote, die sich auf bestimmte
Entwicklungs-Phasen beziehen, Nachreifungs-Prozesse und das Entwickeln neuen
Verhaltens.
KP
Konzentrative Bewegungs-Therapie 3
KP
 Zu Beginn einer KBT-Sitzung greift die entwicklungsbegleitende Person die aktuelle
Situation auf: sprachliche Mitteilungen, Stimmungen, Körper-Haltungen der Entwicklung
suchenden Personen und ihre eigenen Reaktionen.
Diese setzt sie um in ein Angebot, indem sie Anregungen zum Experimentieren und
Erleben gibt, z. B. Wahrnehmen des Raums, auf verschiedene Arten gehen, KörperGrenze abklopfen, Gestalten einer Szene mit Gegenständen, Berührung durch
Gegenstände oder Berührungs-Dialog mit der Therapeutin.
Jede Situation kann für ein Angebot genutzt werden und sollte Erfahrungs-Spielräume
ermöglichen.
 Angebote in der KBT können folgende Ziele haben:
 Anregung von Selbst- und Körper-Wahrnehmung,
 Bewusst-Werden der eigenen Befindlichkeit,
 Bearbeiten von inneren und äußeren Konflikten,
 Klärung von Beziehungs-Situationen,
 Wahrnehmen von Gefühlen und Impulsen,
 Erkennen von unterschiedlichen inneren Verfasstheiten/Strebungen.
 Die darauf folgende verbale Bearbeitung dient der Klärung, Verdeutlichung,
Differenzierung und Integration der Erfahrungen.
 Eine zentrale Vorgehens-Weise ist die konzentrative Wahrnehmung im aktuellen Tun
und Erleben. In der KBT wird dieses Tun und Erleben als Bewegung verstanden.
 Mit der Konzentration auf das Leibliche gewinnen wir Zugang zum unbewussten
Gedächtnis. Ihm zugeordnet ist das Leib-Gedächtnis, das alle Erfahrungen,
insbesondere die Beziehungs-Erfahrungen speichert.
Konzentrative Bewegungs-Therapie 4
KP
 Durch die konzentrative Hinwendung auf den eigenen Körper können Erinnerungen
bewusst werden, die sich in Haltung, Bewegung und Verhalten ausdrücken. Mit jeder
Belebung der Wahrnehmung wird gleichzeitig eine innere Bewegung ausgelöst.
 Im gegenwärtigen Tun können durch Bewegungs-Abläufe (gewohnte Tätigkeiten,
wie z. B. Gehen, Greifen, Stehen, Liegen) alte Erfahrungen bewusst, Automatismen
unterbrochen und neue Erlebens-Inhalte ermöglicht werden.
 Die innere Beteiligung ermöglicht eine affektive Erlebens-Ebene, wodurch neue
Verhaltens-Weisen leichter erlernt und integriert werden. Dies zeigen Ergebnisse der
Lern-Forschung, wonach emotional getönte Inhalte am besten behalten werden.
 Durch Angebote, die einen Handlungs-Raum eröffnen, können diese neuen ErlebensInhalte erprobt und durch Wiederholung vertieft werden.
Das geschilderte körperorientierte Erleben ermöglicht es dem Klienten, gesunde Anteile
von Störungen zu unterscheiden und zu verstehen. Damit werden Themen für die
psychotherapeutische Bearbeitung zugänglich und die Zielfindung wird erleichtert.
 Ein wesentlicher Bestandteil der KBT-Arbeit ist das Einbeziehen von Gegenständen.
Dabei dienen Gegenstände als Realobjekte, als Hilfsmittel zum Aufbau der SelbstWahrnehmung, als Symbol, als Mittel zur szenischen Gestaltung, als Gestaltung des
Körper-Bildes, als Objekt zur Beziehungs-Gestaltung zwischen Zweien oder Mehreren
und als Übergangs-Objekt, das den Klienten zur Unterstützung und Weiterführung eines
inneren Prozesses mit nach Hause gegeben wird.
 Ein weiterer Fokus im therapeutischen Prozess ist die Gestaltung der Interaktion
zwischen KlientIn bzw. Gruppenmitgliedern untereinander und zur TherapeutIn.
Funktionelle Entspannung 1
KP
 Die Funktionelle Entspannung (FE) ist eine von der deutschen Gymnastik-Lehrerin
Marianne Fuchs entwickelte tiefenpsychologisch fundierte Körper-Psychotherapie.
 Die Entspannung soll in dieser psychodynamischen Methode unter anderem die
Aufgabe haben, den Zugang zu bis dahin unbewussten, verdrängten Erfahrungen zu
erleichtern und zu ermöglichen.
 Theorie: Die Funktionelle Entspannung ist tiefenpsychologisch fundiert und kann als
praktische Umsetzung des Satzes von Sigmund Freud gelten, wonach „das
Unterbewusstsein zum Körper hin offen ist“.
 In der FE sollen durch spezielle minimale Bewegungen einzelner Gelenke und
bewusstes Atmen Prozesse auf der körperlichen Ebene ausgelöst werden, die sich auf
die Psyche auswirken und innere Blockaden lösen.
 Es gibt keine festgelegten Übungen, sondern diese werden individuell mit dem Patienten
entwickelt.
 Durch das Erlangen eines natürlichen Atem-Rhythmus und dadurch, dass der Patient,
darin unterstützt von den Therapeuten, lernt in Ruhe auszuatmen - Fuchs nennt dieses
den Atmen loslassen - soll sich die Entspannung einstellen.
 Diese Entspannung soll keine Tiefen-Entspannung sein wie z. B. das Autogene Training.
Entspannen soll sich der Patient für die Dauer der Ausatmung, um so seinen Körper
spüren zu können, soll aber andererseits auch offen und wach für den Dialog mit seinen
Therapeuten bleiben.
 Ziel der Bewegungs-Anregungen durch den Therapeuten ist eine Verfeinerung der
Wahrnehmung körperlicher Funktionen und damit auch der Selbst-Wahrnehmung.
Funktionelle Entspannung 2
KP
 Nach Aussagen von Befürwortern der Methode soll durch eine Differenzierung der
Sinnes-Wahrnehmung ein Zugang zu den behandelten Störungen geschaffen werden.
 Dadurch können angeblich vorsprachliche Lebens-Erfahrungen des Menschen
wiederbelebt und vergessene Erinnerungen aus der frühen Kindheit ins Bewusstsein
geholt werden.
 Die Vertreter dieser Methode betonen aber, dass die Wirkung der FE nicht von der
Aufdeckung vergessener Erinnerungen abhänge.
 Durchführung: Die FE wird in Einzelbehandlung durchgeführt.
Zu Beginn liegt der Patient dabei auf dem Rücken und der Therapeut legt seine Hände
auf den Brust-Korb, um den Atem des Patienten zu erspüren und bei Bedarf auch in der
Ausatmung zu unterstützen.
 Der Therapeut lässt dann den Patienten in verschiedene Bereiche seines Körpers kleine
Bewegungen in der Ausatmung durchführen, um so Blockaden und Anspannungen auf
die Spur zu kommen und zu lösen.
 Geeignet ist die FE bei Psychosomatischen Erkrankungen, aber auch bei Depressionen
(F32 – F34), Angsterkrankungen (F40 und F41), Zwangsstörungen (F42) und
Schlafstörungen (F51).
Auch bei Somatischen Erkrankung wie Asthma und unterstützend bei BandscheibenVorfällen kann sie eingesetzt werden. Fuchs berichtet auch von erfolgreichen
Anwendungen bei Stottern (F98.5) und Schnarchen.
 Auch für Kinder und Kleinkinder ist die FE geeignet. Bei Kleinkindern werden die Eltern
entsprechend in der Durchführung geschult.
G
Transaktions-Analyse (TA)
 Entstehung und Entwicklung 1
 Entstehung und Entwicklung 2
 Entstehung und Entwicklung 3
 Mittel und Ziele
 Grundgedanken
 Allgemeine Techniken
 Struktur-Modell der Ich-Zustände
 5 Lebens-Einstellungen
TA
Entstehung und Entwicklung 1
TA
 Die Transaktions-Analyse (TA) ist eine psychologische Theorie der menschlichen
Persönlichkeitsstruktur.
Die Theorie wurde Mitte des 20. Jahrhunderts vom amerikanischen Psychiater Eric
Berne (1910–1970) begründet, und sie wird bis heute weiterentwickelt.
 Die Transaktions-Analyse erhebt den Anspruch, anschauliche psychologische Konzepte
zur Verfügung zu stellen, mit denen Menschen ihre erlebte Wirklichkeit reflektieren,
analysieren und verändern können.
 Der Mensch erlebt sich immer in Bezug zu seiner Umwelt, selbst im Rückzug (von ihr).
Die Umwelt erlebt sich immer auf den Menschen bezogen.
Die Beschreibung der Dynamik dieser gegenseitigen Bezogenheit stellt den Kern der
Transaktions-Analyse dar. Sie vereinigt demnach in ihren Konzepten
tiefenpsychologische, beziehungsorientierte und systemische Aspekte des
menschlichen Miteinanders.
 Schon zu Lebzeiten Bernes setzten verschiedene Transaktions-Analytiker in ihrer Arbeit
unterschiedliche Schwerpunkte, die auch die weitere Entwicklung der TransaktionsAnalyse beeinflusst haben.
Neuere Entwicklungen fußen z. B. auf
 Mary und Robert Goulding (Neuentscheidungs-Therapie),
 Jacqui Lee Schiff (Neubeelterung),
 Fanita English (Ersatz-Gefühle; Episkript),
 Richard G. Erskine (Integrative Psychotherapie),
 William F. Cornell (Beziehungsorientierte Transaktions-Analyse) und
 Bernd Schmid (Systemische Transaktions-Analyse).
Entstehung und Entwicklung 2
TA
 Eric Berne entwickelte die Transaktions-Analyse aus der Beobachtung
zwischenmenschlicher Kommunikation heraus.
Diese von ihm als Transaktionen benannten Vorgänge setzte er dann mit von
Patienten berichteten inneren Prozessen in Beziehung.
 Eine Transaktion beschreibt stattfindende Kommunikation: das bewusste und
unbewusste Austausch-Geschehen zwischen Menschen und ihrer Umwelt, sowohl
verbal als auch nonverbal.
Kommunikations-Abläufe werden in Transaktionen differenziert und dadurch für den
Betrachter verstehbar und beeinflussbar bzw. veränderbar.
 Komplexe Abläufe stereotyper Transaktions-Muster werden in der TransaktionsAnalyse als Spiele bezeichnet (z. B. ein immer wieder ähnlich ablaufender EheStreit). Sie stellen damit fixierte und einschränkende Muster des sozialen
Miteinanders dar, denen Eric Berne sehr große Aufmerksamkeit widmete.
 Als Psychiater bezog Berne seine Theorie-Entwicklung ursprünglich auf
psychotherapeutische Kontexte. Auf dem Weg zur Heilung standen anfangs für ihn
die Einsicht des Patienten in dessen psychische Strukturen und die sich daraus
ergebenden Transaktionen und Spiele im Vordergrund. Aus dieser Einsicht heraus
sollte es dem Patienten durch Veränderung seines Verhaltens und seiner DenkStrukturen gelingen, Autonomie zu erlangen.
Dazu entwickelte er sehr treffende und leistungsfähige Modelle, anhand derer er sich
mit dem Patienten über dessen Strukturen und Schwierigkeiten besprach.
Mit der Zeit und der weiteren Entwicklung der Transaktions-Analyse verschob sich
dann der Schwerpunkt dieser kognitiven Herangehensweise, so dass das zeitgemäße
Arbeiten im Kontext der Transaktions-Analyse bedeutet, neue Sicht- und ErlebensWeisen der Welt ganzheitlich zu entwickeln.
Entstehung und Entwicklung 3
TA
 Die Vorstellung, dass die Kraft, das Potenzial und die Verantwortung für die Heilung im
Patienten liegen, stellte in der Mitte des letzten Jahrhunderts einen Paradigmenwechsel
in der Behandlung − auch schwerer psychischer Störungen − dar.
 Aus dieser Grundannahme geht direkt die zentrale Stellung des Vertrags in der Arbeit
von Transaktions-Analytikern hervor.
 Das bedeutet, dass der Patient die Ziele der gemeinsamen Arbeit definiert, indem er im
Gespräch mit dem Transaktions-Analytiker klärt, was er verändern wird und was dabei
die Aufgabe des Außenstehenden ist.
 Auch wenn Transaktions-Analytiker heute meist ganz andere Zugänge in der Arbeit mit
Klienten nutzen - weg von der klassischen kognitiv-verhaltensorientierten hin zu
emotional beziehungs- und prozessorientierten, so ist und bleibt der Vertrag Dreh- und
Angel-Punkt der professionellen Orientierung.
Er ist auch Ausdruck der hohen Bedeutung der ethischen Prinzipien in der
Transaktionsanalyse.
 Die unterschiedlichen theoretischen Konzepte der Transaktions-Analyse stellen meist
unterschiedliche Schwerpunkte in den Fokus.
 Heutzutage beziehen sich transaktionsanalytische Konzepte und Modelle auf alle
Bereiche des sozialen Miteinanders, so dass Transaktions-Analyse in den vier
Anwendungs-Feldern Psychotherapie, Beratung, Organisations-Entwicklung und
Pädagogik/ Erwachsenen-Bildung gelehrt und ausgeübt wird.
 Transaktions-Analyse wird vor einem wissenschaftlichen Hintergrund und mit
wissenschaftlicher Begleitung ständig weiterentwickelt.
Mittel und Ziele
TA
 Die Transaktions-Analyse soll mit dem Mittel der Kommunikation Möglichkeiten zur
Interpretation und Gestaltung von Realitäts-Wahrnehmung, Interaktionen und des
eigenen Lebens-Weges eröffnen.
 Sie stellt dazu eine Theorie der Persönlichkeit und eine Beschreibung kommunikativer
Abläufe in unterschiedlichen Kontexten zur Verfügung und bietet Modelle zum
Beobachten, Beschreiben, Verstehen und Verändern bzw. Entwickeln der
Persönlichkeit und der Beziehungen zwischen Individuen und sozialen Systemen.
 Sie umfasst damit Konzepte





zur Persönlichkeits-Analyse,
zur Beziehungs-Analyse,
zur Gruppen-Dynamik und Gruppen-Analyse und
zur Analyse und Steuerung von sozialen Systemen sowie
Methoden der Einflussnahme auf die Gestaltung von als sinnvoll erachteter Veränderungen im
interaktiven Bereich.
 Ziel-Vorstellung der Transaktions-Analyse ist eine integrierte, autonome Persönlichkeit
mit der Fähigkeit, sich in einem sozialen Gefüge selbstbewusst, respektvoll, achtsam,
rücksichtsvoll und beitragend zu bewegen.
 Transaktions-Analytiker/-innen sollen mit ihren Klienten im Bewusstsein der
Gleichwürdigkeit und Gleichwertigkeit kooperieren, um gemeinsam Leben freudvoll zu
gestalten.
 Dazu verabschieden die Ethik-Komitees der internationalen TA-Gesellschaften
verpflichtende ethische Prinzipien, die auch Bestandteil der Aus- und Weiterbildung in
Transaktions-Analyse sind.
Grundgedanken
TA
 Wenn Menschen mit Hilfe der Grundgedanken der Transaktions-Analyse auf soziale
Interaktionen oder einzelne Persönlichkeiten schauen, dann gelten hierfür diese
Annahmen:
 Jeder Mensch hat die Fähigkeit, zu denken und Probleme zu lösen.
 Jeder Mensch ist in all seinen Schattierungen und in seiner Ganzheit in Ordnung.
 Jeder Mensch ist in der Lage, Verantwortung für sein Leben und dessen
Gestaltung zu übernehmen.
Er verfügt dazu über die Fähigkeit der bewussten Wahrnehmung und Steuerung
seiner mentalen, emotionalen und sensorischen Vorgänge und der sich daraus
ergebenden Handlungen bzw. sozialen Interaktionen.
 Jeder Mensch wird als fähig angesehen, sein Lebens-Konzept (oder LebensGestaltungs-Muster) schöpferisch, zuträglich und konstruktiv zu gestalten.
 Zudem ist es jedem Menschen möglich, durch Nutzen seiner ihm innewohnenden
Ressourcen autonome Entscheidungen für sich und andere zu fällen.
Dazu benutzt er seine Fähigkeit zur Bewusstmachung der momentanen
Gegebenheiten, seine Fähigkeit, aus einer Bandbreite verschiedener energetischer
Zustände auszuwählen und die Fähigkeit zu echtem emotionalen Kontakt mit
anderen Menschen.
 Für Transaktions-Analytiker hat Autonomie im Sinne von Selbst-Bestimmung,
Spontanität und Bezogenheits-Fähigkeit auf die Welt höchsten Stellen-Wert.
Allgemeine Techniken
TA
Die hier angesprochenen Konzepte zu den Transaktionen, den Spielen, den Verträgen und
der psychischen Struktur sind vier Beispiele aus einer großen Anzahl weiterer
theoretischer Modelle, deren Darstellung an dieser Stelle den Rahmen sprengen würde.
Allgemeine Techniken sind
 Struktur- und Transaktions-Analyse samt Enttrübungs-Arbeit (Erkennen des Alsob-Charakters der Eltern- und Kind-Positionen)
 Spiel- bzw. Racket-Analyse
 Skript-Analyse: Skript ist ein Drehbuch, ein Lebens-Plan oder ein unbewusstes
Programm, nach dem ein Individuum lebt.
Die bevorzugten Transaktionen und psychologischen Spiele einer Person sind
Ausdruck ihrer Skripte. Diese enthalten persönliche Haltungen, Wert-Maßstäbe und
Aussagen über das Selbst-Wert-Gefühl. Sie bestimmen die Möglichkeiten der Person,
sich zu entfalten und Konflikte zu bewältigen. Durch die Analyse der Skripten können
diese bewusst gemacht und unter Umständen verändert werden.
Zu den Bestandteilen des Skriptes gehören sowohl offene als auch subtile
Indoktrinationen durch die Eltern. Markante Transaktionen (Botschaften) sind „werde
nicht erwachsen“ oder auch „sei ein Versager“. Die Handlungs-Anweisungen erfolgen
durch Vormachen, direktes oder nonverbales Anleiten, oder über Lebens-Regeln.
Es entstehen „Lieblings-Gefühle“. So kann Traurigkeit zu einem „Lieblings-Gefühl“
werden, wenn das Kind immer dann „gestreichelt“ wird, wenn es traurig ist.
Struktur-Modell der Ich-Zustände
TA
 Eric Berne beobachtete, dass ein und derselbe Mensch zu unterschiedlichen
Zeiten qualitativ unterschiedliche Erlebens- oder Ich-Zustände aktivieren kann.
Solche Erlebens-Zustände sind jeweils durch ein zusammenhängendes Muster
von Denk-, Fühl- und Verhaltens-Weisen charakterisiert.
El
 Die prinzipiell unendlich vielen Erlebens-Zustände eines Menschen können
grundsätzlich in drei Kategorien eingeteilt werden:
1.
Er
2.
3.
K
Wir können abgespeichertes Erleben von früher erneut aktivieren, der Zustand wird
dann Kindheits-Ich-Zustand genannt.
Kreieren wir einen neuen Erlebens-Zustand, der sich in angemessener Weise voll und
ganz auf das Hier und Jetzt bezieht, so wird dieser als Erwachsenen-Ich-Zustand
bezeichnet.
Wenn wir uns auf eine Art und Weise erleben, die wir im Denken, Fühlen und Verhalten
von anderen übernommen haben, so ist das ein Eltern-Ich-Zustand.
 Mit dem Struktur-Modell der Ich-Zustände werden die individuellen internen
Energie-Besetzungen von Menschen beschrieben und eingeordnet.
Die Ich-Zustände als Persönlichkeits-Anteile stellen Muster des Erlebens und
Handelns dar, wie sie im Hier und Jetzt wahrgenommen werden.
Allerdings aktivieren wir oft stereotype und teils weniger geeignete ReaktionsMuster in Rückwirkung auf unbewusste Erinnerungen früheren BeziehungsErlebens.
 Mit Hilfe der Transaktions-Analyse sollen auf die gegenwärtige Situation
angemessene und selbstbestimmte Denk-, Fühl- und Verhaltens-Muster
entwickelt werden, dort wo diese alten Muster den Lebens-Fluss so stark
einschränken, dass unnötiges Leiden entsteht.
5 Lebens-Einstellungen
TA
Fünf Lebens-Einstellungen: Typische, wiederkehrende Transaktions-Muster (RollenSpiele) sind Manifestationen eines schon in der Kindheit geprägten Lebens-Planes
(Skript), der sich durch den Hunger nach Zuwendung in Abhängigkeit vom FamilienStreichel-Muster entwickelt. Berne kategorisiert vier Lebens-Einstellungen, die sich auf
dieser Basis entwickeln können, die fünfte entwickelte Fanita English:
Lebens-Einstellungen
Auswirkungen
Ich bin okay - du bist okay
(prä-/postnatal):
Urvertrauen.
Ich bin nicht okay - du bist okay
(1. Lebensjahr):
Das Kind fühlt sich hilflos. Wird diese Haltung beibehalten,
kommt es zu einem mangelndem Selbst-Wert-Gefühl.
Ich bin nicht okay - du bist nicht okay Nach einer Phase der intensiven Pflege wird das Kind mit
Strafen oder Verboten konfrontiert. Wird dieser Zustand
(2. Lebensjahr):
beibehalten, wird die Entwicklung des Erwachsenen-Ich hier
gestört. Die Folgen sind Abgestumpftheit und Mutlosigkeit.
Ich bin okay - du bist nicht okay
(möglich ab 2. Lebensjahr):
Ich bin okay - du bist okay
(realistisch):
Entsteht nur bei fortdauernder Deprivation und Misshandlung.
Folge ist ein "Selbst-Streicheln"; arrogante, selbstgefällige
Haltungen, Schwierigkeiten bei der Akzeptanz sozialer
Normen.
Gelten und gelten lassen.
G
Integrative Therapie
 Die Integrative Therapie ist ein Psychotherapie-Verfahren, das von Hilarion G.
Petzold, Johanna Sieper und Mitarbeitern seit den 1960-er Jahren entwickelt wurde.
 In ihr sind unterschiedliche methodische Ansätze integriert, wie
 Psychodrama,
 die Gestalt-Therapie,
 die aktive Psychoanalyse nach dem ungarischen Psychoanalytiker Sándor
Ferenczi sowie
 Ansätze der Verhaltens-Therapie,
 der Körper-Therapie,
 Neuropsychologie und Neuromotorik von Alexander Lurija und Nikolai Bernstein.
 Die wichtigsten Philosophen, die die Entwicklung der Integrativen Therapie
beeinflussten sind
 Maurice Merleau-Ponty,
 Gabriel Marcel,
 Paul Ricoeur,
 Michel Foucault und
 Hermann Schmitz.
 Die Integrative Bewegungs-Therapie ist als eigenständiges Körper-PsychotherapieVerfahren Teil der integrativen Therapie.
H
G
Systemische Verfahren (S)
 Allgemein
 Familien-Begleitung
 Methodik
 Verhalten der Begleitenden
REB
Allgemein
 Bei systemischem Vorgehen in der Entwicklungs-Begleitung liegt der Fokus auf
dem sozialen Kontext psychischer Störungen liegt.
Dabei werden zusätzlich zu einem oder mehreren Rat suchenden Personen
(„Indexpatienten“) weitere Mitglieder des für die Rat-Suchenden bedeutsamen
sozialen Systems einbezogen.
 Systemische Entwicklungs-Begleitung arbeitet mit dem sozialen Feld und
fokussiert auf die Interaktionen zwischen Mitgliedern des sozialen Systems
(Paar, Familie, Gruppen, Gemeinschaft, Institution) und deren weitere soziale
Umwelt.
 Die systemische Entwicklungs-Begleitung betrachtet wechselseitige
intrapsychische (kognitiv-emotive) und biologisch-somatische Prozesse sowie
interpersonelle Zusammenhänge von Individuen und Gruppen als wesentliche
Aspekte von Systemen.
 Die Elemente der jeweiligen Systeme und ihre wechselseitigen Beziehungen
sind die Grundlage für die Diagnostik und Therapie von psychischen
Erkrankungen und interpersonalen Störungen.
 Integrative Ansätze mit wesentlichen Anleihen bei anderen Therapie-Verfahren
werden dann als systemisch bezeichnet, wenn zumindest die Hälfte der
Interventionen systemisch einzuordnen sind.
S
Familien-Begleitung
 Es wird besonders auf die sozialen Bezüge einer Unterstützung suchenden Person
(„Indexpatient“) fokussiert.
Symptome werden auf unterschiedlichen Systemebenen (somatisch, kognitivemotiv und interaktiv) betrachtet.
Sie resultieren aus sozialen Bezügen bzw. werden durch diese unterhalten und
beeinflussen sie gleichzeitig („Zirkularität“).
 Dazu sind insbesondere die Beziehungs-Regeln und Beziehungs-Muster
bedeutsam, die sich in „repetitiven Interaktions-Schleifen“ äußern.
 Da die Familie ein wichtiges Bezugs-System für den Erwerb und die
Aufrechterhaltung sowohl von gesunden als auch pathologischen Strukturen der
Interaktion darstellt, wird systemische Entwicklungs-Begleitung häufig im FamilienSetting umgesetzt.
 Die Familie wiederum steht im Zusammenhang mit Strukturen auf kognitivemotiver und somatischer Prozess-Ebene.
 Somit hat die Systemische Therapie einen gegebenen Schwerpunkt in der
Behandlung von Kindern und Jugendlichen, die in existenzieller Abhängigkeit von
ihren Bezugs-Personen stehen.
S
Methodik
 Interventionen sind methodisch so gestaltet, dass durch Beeinflussung der
Kommunikations-Muster vor allem zirkuläre zwischenmenschliche Interaktionen
verändert werden sollen.
 Es wird davon ausgegangen, dass durch Veränderung kommunikativer Prozesse
krankheitsrelevante Änderungen im kognitiven, affektiven, Verhaltens- und ggf.
biologischen System der Individuen angeregt werden.
 Die eingesetzten Techniken sind meist durch Problem-Aktualisierung und
Handlungs-Orientierung gekennzeichnet.
 Unterschieden werden
 strukturelle Methoden (Joining, Enactment, Verändern von Koalitionen etc.),
 strategische Methoden (positives Umdeuten/“reframing“ von SymptomVerhalten, Symptom-Verschreibungen),
 symbolisch-metaphorische Methoden (Genogramm und Familien-Skulptur
für die Darstellungen komplexer familiärer und nichtfamiliärer Beziehungen),
 zirkuläre Methoden (systemisches Fragen, Entwicklung von Hypothesen,
Bemühen um Neutralität, paradoxe Interventionen),
 lösungsorientierte Methoden (z. B. „Wunderfrage“) und
 dialogische Methoden („reflecting team“, offener Dialog zur Dekonstruktion
narrativ hergestellter Wirklichkeiten)
S
Verhalten der Begleitenden
 Das Verhalten der Entwicklungs-Begleitenden wird hinsichtlich
der Beziehungs-Gestaltung zu einzelnen Mitgliedern des
Systems
 als respektvoll - bei gleichzeitiger „Respektlosigkeit“
gegenüber pathogenen Ideen – sowie
 als neutral und „allparteilich“ charakterisiert.
 Die Grundhaltung beinhaltet eine unterstellte Autonomie der
Mitglieder eines Systems und eine hohe Selbst-Verantwortung.
 Es wird davon ausgegangen, dass sich Veränderung oft selbst
aus den ungenutzten Ressourcen des Systems einstellt, so
dass Interventionen und Ratschläge nur sehr sparsam gegeben
werden.
 Über Interventionen soll das System angeregt werden, durch
das In-Frage-Stellen der eigenen Gesetzmäßigkeiten einen
neuen Zustand zu erreichen.
Dadurch kann sich auch das Verhalten des „Indexpatienten“ auf
einem „gesünderen“ Niveau stabilisieren.
S
G
Ergänzende Verfahren (E)
 Autogenes Training 1
 Autogenes Training 2
 Autogenes Training: Grundstufe 1
 Autogenes Training: Grundstufe 2
 Autogenes Training: Grundstufe 3
 Progressive Muskel-Relaxation
 Hypnotherapie 1
 Hypnotherapie 2
 Hypnotherapie 3
 Psychopharmakotherapie
 Psychopharmakotherapie: Antipsychotika 1
 Psychopharmakotherapie: Antipsychotika 2
 Psychopharmakotherapie: Antidepressiva 1
 Psychopharmakotherapie: Antidepressiva 2
 Psychopharmakotherapie: Phasen-Prophylaktika 1
 Psychopharmakotherapie: Phasen-Prophylaktika 2
 Psychopharmakotherapie: Hypnotika
 Psychopharmakotherapie: Weckamine
REB
G
Autogenes Training 1
E
 Autogenes Training ist eine auf Autosuggestion basierende Entspannungstechnik. Es
wurde vom Berliner Psychiater Johannes Heinrich Schultz aus der Hypnose entwickelt,
1926 erstmals vorgestellt und 1932 in seinem Buch Das autogene Training publiziert.
Heute ist das autogene Training eine weit verbreitete und – beispielsweise in Österreich
sogar gesetzlich – anerkannte Psychotherapiemethode.
 Das autogene Training entstand aus Beobachtungen, die Schultz im Rahmen seiner
Hypnoseforschung machte.
 Schultz nannte sein Verfahren „konzentrative Selbstentspannung“, und diese
Entspannung der Muskulatur war die Grundlage seiner Psychotherapiemethode. Die
Ruhe entsteht Schultz zufolge durch die Muskelentspannung und die dem Gehirn in
dieser Form mitgeteilte Meldung: „In der Peripherie herrscht Ruhe“. Innerhalb der
psychotherapeutischen Verfahren ist das autogene Training somit dem Bereich der
Körpertherapie zuzuordnen, weil der Ausgangspunkt und die Grundlage die zunächst
nur körperlichen Veränderungen der Muskel- und Gefäßspannung sind.
 Gleichzeitig kann das autogene Training als Selbsthypnose aufgefasst werden. Denn
beim autogenen Training versetzt sich der Übende durch Autosuggestion selbst in den
„umgeschalteten“ Zustand. Unter Umschaltung versteht Schultz den Wechsel vom
normalen Wachzustand in einen veränderten, hypnotischen Bewusstseinszustand.
Diese Umschaltung wird – außer vor dem Schlafengehen – nach jedem Training wieder
aufgehoben (im Fachjargon: „zurückgenommen“).
Autogenes Training 2
E
 Das autogene Training wird in drei Stufen gegliedert:
 Die Grundstufe (früher als Unterstufe bezeichnet): Ihre Techniken wenden sich an
das vegetative Nervensystem.
 Die Mittelstufe: Ihre Methoden bezwecken die Beeinflussung des Verhaltens durch
formelhafte Vorsatzbildung.
 Die Oberstufe: Ihre Methoden erschließen unbewusste Bereiche des
Trainierenden.
 Die Anwendungs-Bereiche des autogenen Trainings bestehen für gesunde Menschen
vor allem im Sport, in der Manager-Schulung, in der Vorbeugung gegen BurnoutSyndrom und im Bereich des Lernens. Gesunde Menschen nutzen vor allem die
Techniken der Grundstufe und der Mittelstufe.
 Medizinische Indikationen für das autogene Training sind klassischerweise Neurosen,
phobische Störungen und psychosomatische Erkrankungen, zum Beispiel Flug- und
Platz-Angst, Magen-Geschwüre und Begleit-Therapien bei Krebs-Erkrankungen.
Autogenes Training: Grundstufe 1
E
 Die Grundstufe besteht aus sechs Übungen:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Erleben der Schwere
Erleben der Wärme
Herzregulierung
Atmungs-Regulierung
Bauch-Wärme
Stirn-Kühlung
 Jede dieser Übungen basiert auf der Suggestion eines ruhigen Körper-Zustandes.
Die Wirksamkeit der Technik beruht auf der Annahme, dass der ruhige Körper-Zustand
die Beruhigung des psychischen Zustandes hervorrufen kann, umgekehrt also zur
bekannten Erfahrung, dass eine innere Erregung körperliche Spannungen auslöst.
 Die Suggestionen erfolgen in einfachen, kurzen Sätzen. Die einzelnen Übungen dauern
zwischen 3 und 15 Minuten. Sie können zunächst durch einen Trainer oder durch einen
Tonträger angeleitet werden. Ziel ist die Verinnerlichung der Übungen und somit letztlich
die Herbeiführung der Entspannung ohne Hilfsperson oder technisches Hilfsmittel.

Das autogene Training wird meistens in Gruppen-, seltener in Einzelsitzungen, unter
Anleitung eines Arztes, Psychologen oder eines anderen AT-Trainers innerhalb von 6 bis
8 Wochen erlernt. Möglich ist aber auch das Selbststudium mit Hilfe von Büchern oder
Tonträgern. Erfahrungsgemäß fällt das Erlernen der Methode in der Gruppe unter
professioneller Anleitung einfacher im Vergleich zum Selbststudium und wurde schon seit
Schultz empfohlen. Während der Übung soll die Körper-Haltung für den Trainierenden
bequem sein. Man sollte wenigstens einmal täglich liegend und einmal täglich sitzend
trainieren.
Autogenes Training: Grundstufe 2
 Geübt wird möglichst dreimal täglich. Der Übende soll sich bei den Übungen
grundsätzlich wohl fühlen, eine angenehme Stellung einnehmen, kann gegebenenfalls
seine Haltung auch verändern. Geübt werden soll wenigstens einmal täglich im Liegen
und einmal täglich im Sitzen. Wie der Übende sich den Inhalt der Formeln am besten
vorstellt, muss er individuell herausfinden. Wichtig ist, dass die Formeln immer im
gleichen Wortlaut benützt werden, damit eine Konditionierung zustande kommt.
 Schwere-Übung J. H. Schultz: „Ist der Aufgabensatz ›Ich bin ganz ruhig‹ in
entsprechender Weise verstanden, so wird er nicht etwa geübt, sondern wir geben
unseren Versuchspersonen als erste Übungsaufgabe die Formel: ›der Arm ist ganz
schwer‹“. Die erste Übungs-Formel lautet daher konkret, zusammen mit der
Bezeichnung des Arms: „Der rechte Arm ist ganz schwer.“ oder auch „Der dominante
Arm ist ganz schwer.“, um Linkshänder gleich zu behandeln wie Rechtshänder. Dann
folgt die Suggestion der Schwere beim anderen Arm. Die Verbreitung der Schwere auf
den ganzen Körper wird nicht explizit geübt, stattdessen entsteht sie allmählich von
selbst. Man nennt dies die Generalisierung.
Nach geschätzten fünf bis sieben Wiederholungen der auf einzelne Körperbereiche
bezogenen Entspannungsformel folgt als „Zielvorstellung“ die allgemeine Ruheformel:
„Ich bin ganz ruhig.“
 Wärme-Übung Die Formel lautet zum Beispiel: „Beide Arme sind ganz warm.“ Meist
werden dann diese und die vorhergehende Übung zusammengezogen zu einer
Gesamtübung: „Beide Arme sind ganz schwer und ganz warm.“
 Herz-Übung Wenn nicht medizinische Gründe eine andere Formel verlangen, wird als
Nächstes das Herz angesprochen: „Das Herz schlägt ruhig und kräftig.“
E
Autogenes Training: Grundstufe 3
E
 Atem-Übung Das Ziel der Atemübung ist es, die Atmung der natürlichen Steuerung zu
überlassen. Die Formel für die ersten Wochen lautet: „Die Atmung ist ruhig und
gleichmäßig.“ Später kann die Formel – semantisch etwas eigenwillig – auch lauten: „Es
atmet mich.“
 Bauch-Wärme Die Original-Formel lautet: „Das Sonnen-Geflecht ist strömend warm.“
Die Formel kann durch „Der Bauch ist strömend warm.“ ersetzt werden.
 Stirn-Kühle Die Stirn-Formel hat mentale Klarheit zum Ziel: „Die Stirn ist angenehm kühl.“
Übende, die zu Migräne oder anderen Kopf-Schmerzen neigen, müssen die Stirn-Formel
mit einem Arzt besprechen und können zum Beispiel die Ausweich-Formel „Der Kopf ist
frei und leicht.“ verwenden.
 Das Beenden Wichtiger als konkrete Trainings-Erfolge, ist das Erlernen des sogenannten
„Zurücknehmens“. Das Zurücknehmen läuft folgendermaßen ab: Zuerst werden die
Fäuste geballt. Dann schlägt man sich mit den fest geballten Fäusten mit kräftiger
Muskelanstrengung auf die Schultern und lässt die Arme dann locker in die Ausgangslage
fallen. Dies geschieht drei- oder fünfmal. Beim letzten Mal lässt man die geballten Fäuste
oben, macht eine kurze Pause, atmet ruckartig tief ein, reißt dann gleichzeitig die Augen
und die Fäuste auf und gibt einen kurzen, explosionsartigen Laut von sich. Fühlt sich der
Trainierende daraufhin noch nicht frisch, wird der Vorgang wiederholt. Vor dem
Schlafengehen, wo meist die dritte Übung stattfindet, wird nicht zurückgenommen.
Stattdessen dreht sich die trainierende Person zur Seite und schläft ein.
 Das Protokoll Ein wichtiger Bestandteil des autogenen Trainings ist das Protokoll.
Einmal täglich sollte der Übende aufschreiben, was er bei den drei Übungen erlebt hat.
Das Befassen mit dem Erlebten ist eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg des
Trainings, sowohl im Rahmen einer Therapie als auch im Rahmen des Trainings eines
gesunden Menschen im Sinne einer allgemeinen Lebens-Hilfe.
G
Progressive Muskel-Relaxation
E
 Bei der progressiven Muskel-Entspannung (auch: progressive Muskel-Relaxation
(kurz: PMR), progressive Relaxation (kurz: PR) oder Tiefen-Muskel-Entspannung) nach
Edmund Jacobson handelt es sich um ein Verfahren, bei dem durch die willentliche
und bewusste An- und Entspannung bestimmter Muskel-Gruppen ein Zustand tiefer
Entspannung des ganzen Körpers erreicht werden soll.
 Dabei werden nacheinander die einzelnen Muskel-Partien in einer bestimmten
Reihenfolge zunächst angespannt, die Muskel-Spannung wird kurz gehalten, und
anschließend wird die Spannung gelöst.
 Die Konzentration der Person wird dabei auf den Wechsel zwischen Anspannung und
Entspannung gerichtet und auf die Empfindungen, die mit diesen unterschiedlichen
Zuständen einhergehen.
 Ziel des Verfahrens ist eine Senkung der Muskel-Spannung unter das normale Niveau
aufgrund einer verbesserten Körper-Wahrnehmung. Mit der Zeit soll die Person lernen,
muskuläre Entspannung herbeizuführen, wann immer sie dies möchte. Zudem sollen
durch die Entspannung der Muskulatur auch andere Zeichen körperlicher Unruhe oder
Erregung reduziert werden können wie beispielsweise Herzklopfen, Schwitzen oder
Zittern.
 Darüber hinaus können Muskel-Verspannungen aufgespürt und gelockert und damit
Schmerz-Zustände verringert werden.
G
Hypnotherapie 1
E
nach Milton Erikson
 Hypnose ist ein sehr altes Verfahren, das in vielen Kulturen für Heil-Zwecke verwendet
wird. Gleichzeitig ist es eine moderne Heilmethode, die wissenschaftlich gut untersucht
ist. In der Hypnose wird eine Trance eingeleitet, um Zugang zu unbewussten
Ressourcen zu finden. Hypnose gründet sich auf die menschliche Fähigkeit, die
Aufmerksamkeit zu konzentrieren und nach innen zu richten, um sie auf unbewusste
Stärken und vergessene Fähigkeiten zu orientieren. In der modernen Hypnose ist die
Patientin nicht passiv ausgeliefert, sondern ihr unbewusstes Wissen über die Lösung der
Problematik steuert den therapeutischen Prozess. Damit bedeutet Hypnose immer eine
aktive Beteiligung des Patienten, der sich bewusst oder unbewusst mit den
Hintergründen und Bedingungen seiner Probleme oder Symptome auseinandersetzt.
 Hypnose ist keine passiv empfangene Heilung durch Eingebungen des Hypnotiseurs an
das Unbewusste des Patienten, sondern der Patient arbeitet selbstverantwortlich an den
für ihn wichtigen Themen.
 Es ist ein Mythos, dass Patienten während der Hypnose nicht mitbekommen, was
geschieht oder Inhalte preisgeben, die sie nicht erzählen wollen. Vielmehr behält die
Patientin die Kontrolle über das Geschehen.
 Hypnose ist nicht Schlaf, sondern innere Aktivität bei äußerer Entspannung. Hypnose ist
kein Mittel zur objektiven Wahrheitsfindung, weil im menschlichen Bewusstsein
Erinnerung und Neubewertung von Erfahrungen vermischt werden.
Hypnotherapie 2
E
 Hypnose ist bei vielen unterschiedlichen Krankheits-Bildern eine nachgewiesen
wirkungsvolle Heilmethode, z.B. Warzenbehandlung, Auflösung von Ängsten,
Bewältigung von Traumata (schweren Kindheitserfahrungen). Hypnose wird angewendet
bei sämtlichen Krankheitsbildern, für die Psychotherapie indiziert ist, z. B.





generalisierte Angst, spezifische Angst (z.B. Angst vor dem Zahnarzt, Spritzen, Prüfungen),
Depressionen,
Stottern oder Redeangst,
Raucher-Entwöhnung, Veränderung des Ess-Verhaltens,
sexuelle Probleme.
 Hilfreich ist Hypnose-Therapie bei der Veränderung von Symptomen, die durch das
bewusste Denken nicht leicht zu verstehen sind, wie z.B. psychosomatische Störungen,
z. B. Migräne, Reizdarm-Syndrom, Tinnitus oder ungewollte Kinderlosigkeit.
 Hypnose-Therapie wird systematisch eingesetzt in der Schmerz-Bewältigung, bei
Operationen und in der Geburts-Vorbereitung.
Auch viele Symptome von Kindern und Jugendlichen werden mit Hypnose behandelt, z.
B. Bettnässen.
 Wie bei allen Therapie-Verfahren hängt die Wirksamkeit der Hypnose von den
besonderen Bedingungen des Einzelfalls ab.
 Sollte eine bestimmte Therapeutin nicht die gewünschte Spezialisierung aufweisen, so
wird sie in der Regel dennoch erfolgreich behandeln könnte, da oft bestimmte
Grundprobleme mit den konkreten Symptomen verknüpft sind. Eine erfolgreiche
Behandlung der Grundprobleme führt häufig auch zu einer Veränderung der
spezifischen Symptome. Natürlich kann eine Patientin die Therapeutin zu Beginn nach
ihren Erfahrungen mit der speziellen Symptomatik befragen.
Hypnotherapie 3
E
 Hypnose wird nicht angewendet bei PatientInnen, die unter einer akuten Psychose
leiden, z. B. Wahn-Vorstellungen haben, oder akut suchtmittelabhängig sind.
PatientInnen, die Schwierigkeiten haben, sich in der normalen Alltags-Welt
zurechtzufinden oder dazu neigen, sich häufig in „andere Sphären“ zu begeben, werden
eher davon profitieren zu lernen, mit der äußeren Wirklichkeit umzugehen, als über
Hypnose einen Rückzug in ihre innere Welt zu verstärken.
 Auch für PatientInnen, die dazu neigen, Kontakte und Konflikte mit anderen Menschen
zu vermeiden, könnte es hilfreicher sein zu lernen, leichter mit anderen Menschen
umzugehen, als sich in Hypnose auf die Beziehung mit sich selbst zurückzuziehen.
 Jede Hypnose-Therapie setzt eine therapeutische Vertrauens-Beziehung voraus.
Dann ist für die meisten Menschen die Erfahrung einer hypnotischen Trance etwas sehr
Angenehmes.
 In der Einleitungs-Phase hilft die Therapeutin der Patientin, die Aufmerksamkeit zu
konzentrieren und nach innen zu lenken, um einen Trance-Zustand zu erreichen.
Im weiteren therapeutischen Prozess bietet die Therapeutin vielfältige Hilfsmittel an, die
der Patientin ermöglichen, auf einer anderen Bewusstseins-Ebene LösungsMöglichkeiten für ihr Problem zu finden. Dies kann z. B. über das Vermitteln
bedeutungsvoller Geschichten und Symbole geschehen, über das Erfahren besonderer
Erinnerungen oder indem neue Verknüpfungen von Gedanken zu neuen Erkenntnissen
führen. Dabei kann die Patientin sagen und zeigen, was sie erlebt und was ihr wichtig ist
und damit die Richtung der Behandlung bestimmen, so dass sich während der Trance
eine intensive Kooperation zwischen Therapeutin und Patientin entwickelt.
 Nach jeder Trance erfolgt eine behutsame und gründliche Reorientierung, in der die
Patientin sich wieder für ihre aktuelle, alltägliche Lebens-Welt öffnet.
G
Psychopharmakotherapie (PT)
Psychopharmaka beeinflussen zentralnervöse Regulationen und
verändern auf diesem Wege psychische Funktionen
hochpotente wirken
eher antipsychotisch,
niederpotente wirken
eher sedierend
Antipsychotika (Neuroleptika)
bei Schizophrenie, akuter
Manie, Depression mit Wahn,
wahnhafter Störung
Beeinflussung des
DopaminStoffwechsels
(RezeptorBlockade)
Weckamine (Psychostimulanzien/
Amphetamine, z. B. Ritalin) bei ADHS,
Hypersomnie, Narkolepsie
Phasen-Prophylaktika (Lithium, Carbamazepin
auch als Antiepileptikum) bei bipolarer Störung,
schizoaffektiven Psychosen
Hypnotika (Sedativa, Narkotika je nach
Dosierung) bei Schlaf-Störungen, Ängsten
Tranquilizer (Anxiolytika, z. B. Benzodiazepine
wie Valium) bei Ängsten, Unruhe, suizidale
Krisen, Schlaf-Störungen
antriebsdämpfend
oder
antriebssteigernd
und stimmungsaufhellend
Antidepressiva (Thymoleptika)
bei Depression, Angst, PanikStörungen, Sozial- und
Agoraphobie, Anorexie,
Bulemie, Entzugs-Syndromen,
Zwang, chronischen SchmerzZuständen
Beeinflussung des
Serotonin- und
NoradrenalinStoffwechsels
(Anregung)
E
Psychopharmakotherapie: Antipsychotika 1
PT
 Medikamente (Neuroleptika):
Wirken auf Neurotransmitter Dopamin (Rezeptor-Blockade)
 Haldol (Haloperidol wurde 1958 entdeckt)
 Riperidon (hochpotent): Hochpotente wirken stark antipsychotisch und wenig sedierend
 Atosil (niederpotent): Niederpotente wirken weniger antipsychotisch und stärker sedierend
 Wirk-Spektrum: Symptome psychotischer Erkrankungen wie





Halluzinationen,
Wahn,
Ich-Störungen als Beeinflussungs-Erleben,
Katatonie
Indikations-Bereich:








Schizophrenien (F20),
schizoaffektive Störungen (F25),
Manien mit psychotischen Symptomen (F30.2 und F31.2)) und
schwere depressiven Episoden mit psychotischen Symptomen (F31.5 (bipolar) und F32.3
(unipolar) und
schwere depressive Episode bei rezidivierender depressiver Störung (F33.3)
wahnhafte Störungen (F22 bis F24),
organische Psychosyndrome als organische Halluzinose (F06.0), organische katatone Störung
(F06.1) und organische wahnhafte Störung (F06.2)
Erregungs-Zustände
 Kontraindikation: Intoxikationen mit Alkohol
Psychopharmakotherapie: Antipsychotika 2
PT
 Wichtigste Nebenwirkungen: Schwitzen, Mundtrockenheit, Tachykardie, Müdigkeit und
Konzentrationsschwäche, Obstipation, Gewichtszunahme, Störungen von Libido und
Potenz, allergische Reaktionen
Häufigste extrapyramidal-motorische Nebenwirkungen (insb. bei hochpotenten) –
viele behandelbar mit dem Anti-Parkinson-Mittel (Akineton)
 Frühdyskinesen (akut auftretende Blickkrämpfe (Tics, Zuckungen) und Zungenschlundkrämpfe)
 Parkinson-Syndrom (Parkinsonoid): Parkinson-Trias aus Tremor (auch Lippentremor =
Mümmeln), Rigor und Stupor
 Akathisie (motorische Unruhe) bzw. Tasikinesie: Nach Monaten und Jahren zu quälender Sitzund Bewegungsunruhe (Dosisreduktion)
 Spätdyskinesen: Tics und Schaukel-Bewegungen (irreversible Komplikationen einer LangzeitBehandlung)
 Malignes neuroleptisches Syndrom: sehr seltene, lebensbedrohliche Nebenwirkung mit Rigor,
Stupor und Fieber (Neuroleptika sofort absetzen)
 Weitere Komplikationen:







Delire (F05),
pharmakogene Depressionen,
Exantheme,
Thrombosen,
Störungen der Leberfunktion,
Trübungen der Linse und Hornhaut,
Pigmentveränderungen der Netzhaut

 Absetzen: Ausschleichend, kein Abhängigkeitspotenzial, regelmäßige Blutbildkontrollen
Psychopharmakotherapie: Antidepressiva 1
PT
 Indikation:
 Endogene Depression (F33.2 und F33.3.) und organischen affektiven Störungen (F06.3),
aber auch sekundär in Kombination mit Psychotherapie (primär)
 bei psychogener Depression [Dysthymia (F34.1)],
 bei schweren Angst- und Panik-Störungen (F40 und F41), speziell Agoraphobie (F40.0) und
soziale Phobie (F40.1) sowie bei organischen Angst-Störungen (F06.4) und
 bei Zwangs-Störungen (F42),
 bei anhaltender somatoformer Schmerz-Störung (F45.4),
 bei Anorexie (F50.0), Bulemie (F50.2) und nichtorganischen Schlaf-Störungen (F51),
 bei Entzugs-Syndromen (F10.4 bis F18.4)
 Neurotransmitter
Störungen in Neurotransmitter-System (Neurotransmitter leiten die Reize an den
Synapsen weiter) wirken entscheidend bei der Entstehung affektiver Erkrankungen mit.
Alle Antidepressiva nehmen Einfluss auf die Neurotransmitter-Systeme (z. B. Adrenalin,
Noradrenalin, Serotonin) im zentralen Nerven-System.
 Kontraindikation: Leber- und Nieren-Schäden, Herz-Schäden, Schwangerschaft,
Alkohol und Drogen
 Medikamente:
 trizyklisch, tetrazyklisch, MAO-Hemmer und SSRI (selektive Serotonin-WiederaufnahmeHemmer), z. B. als Citalopram, Paroxetin, Sertralin) mit den Nebenwirkungen: Übelkeit,
Erbrechen, innere Unruhe
 Prorak, Desipramin, Desiflu, Imapramin (1959 entdeckt)
 3 Grundtypen:
 dämpfend
 neutral
 antriebssteigernd (Vorsicht vor Suizid)
Psychopharmakotherapie: Antidepressiva 2
PT
 Wirkung:
 mit 1 - 2 Wochen Latenz (konstanter Plasma-Spiegel ist erforderlich):
 Stimmung aufhellend und
 Antrieb steigernd/normalisierend (Vorsicht, wenn Antriebs-Steigerung der Stimmungs-Aufhellung
voran geht – Suizid-Gefahr - deshalb zu Anfang auch Kombination mit einem Neuroleptikum)
 Alle Medikamente, die auch aufs Gehirn wirken, interferieren mit Antidepressiva, aber auch mit
Alkohol, so auch Johannis-Kraut (wirkt auch auf Neurotransmitter).
 Nebenwirkungen auf (seltener = s): zu Beginn der Behandlung besonders störend,
überwiegend an den ersten Behandlungstagen, deshalb einschleichen (auch
ausschleichen):
 Organe
 Haut als Schwitzen, allergische Hautreaktion (s)
 Leber
 Auge als Akkomodations-Störungen
 Vegetativum
 Atmung,
 Verdauung als Mundtrockenheit, Obstipation (Verstopfung) und Störungen beim
Wasserlassen (Miktions-Störungen),
 Kreislauf-Probleme und Herz-Rhythmus-Störungen, Tachykardie, Hypotonie, Schwindel
 Temperament,
 Müdigkeit
 Pupillen-Erweiterung (Mydriasis) mit Seh-Störungen,
 Schwitzen,
 Gehirn und Hormone als Gewichts-Zunahme, Minderung von Libido und Potenz (s),
Amenorrhoe (s)
 Gehirn und Motorik als feinschlägiger Tremor
 Gehirn und Psyche als Hypomanien (s), schizophrenieähnliche Zustände (s), Verwirrtheit (s),
Delire (s)
Psychopharmakotherapie: Phasen-Prophylaktika 1
PT
 Medikamente: Lithiumsalze (erstmals 1949), Carbamazepin (Antiepileptikum)
 Wirkung: rezidivprophylaktisch bei affektiven Psychosen im Zusammenhang mit
Serotonin, bei sorgfältiger Dosierung wegen geringer therapeutischer Breite in
Verbindung mit regelmäßigen Blutkontrollen - Kontrolle min. 2 Mal die Woche
(Serumspiegel – Lithiumpass, damit nicht Medikamente verordnet werden, die den
Lithium-Pegel im Blut beeinflussen) meist gut verträglich (kaum Nebenwirkungen), wirkt
sedativ (bei Manikern), aber nicht einschläfernd
Wirkungs-Eintritt nach mindestens einer Woche, manchmal auch erst nach Monaten
 Indikation: Prophylaxe




unipolar manischer Episoden (F30),
unipolar depressiver Episoden (F32),
manisch-depressiver (bipolarer) Episoden (F31) und
schizoaffektiver Störungen (F25)
 Absolute Kontraindikation: Herz-, Kreislauf- und Nieren-Leiden, Krankheiten mit
kochsalzarmer Diät, erstes Schwangerschafts-Drittel, Vorsicht vor Wasser-Verlust durch
Schwitzen und Durchfall, weil dadurch Lithium-Konzentration zu hoch wird
Psychopharmakotherapie: Phasen-Prophylaktika 2
PT
 Nebenwirkungen: hat horrende Nebenwirkungen (aber besser verträglich als Neuroleptika)
wie




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


feiner Tremor,
leichte Koordinations-Störungen,
Durst,
Nieren-Schäden,
reversibler Diabetes Insipidus (starkes Wasser-Ausscheiden /Polyurie – Vasopressin-Mangel),
häufig erhebliche Gewichts-Zunahme (bei 20%),
Ödeme überall am Körper,
Hyperthyreose mit Struma (Vergrößerung der Schilddrüse/Kropf) –
möglicherweise auch Teratogen (Fehlbildungen beim Embryo bewirkend),
Seltener:
Magen-Darm-Störungen (ist gut magenverträglich),
Schwindel,
Akne,
Schuppenflechte,
Haar-Ausfall,
bei Überdosierung:
Koma,
Nierenversagen,
Probleme im Magen-Darm-Trakt
Lithium-Intoxikation durch Dehydration und Kochsalz-Mangel:
Schläfrigkeit,
Schwindel,
Erbrechen,
Durchfall –
Rigor,
Krampf-Anfälle –
sehr hohe Lithium-Spiegel führen zu Bewusstlosigkeit und Tod.
 Carbamazepin verliert nach 3 bis 4 Jahren seine Wirkung, darum nicht für Langzeittherapie.
 Nebenwirkungen: Schwindel, Müdigkeit, Übelkeit, Haarausfall, Sehstörungen, allergische
Hautreaktion, Leber-Schädigung
 Beide einschleichend einsetzen und ausschleichend (über ein Jahr) absetzen.
Psychopharmakotherapie: Hypnotika
PT
 Medikamente (Tranquilizer, Anxiolytika, Sedativa):
Benzodiazepine mit Wirkstoff Diazepan (Valium), Tavor, auch niederpotente
Neuroleptika, Antidepressiva, Beta-Blocker, und als pflanzliche Sedativa Hopfen,
Baldrian
 Indikation: Angst, Unruhe, Anspannung, Erregungs-Zustände, suizidale Krisen, SchlafStörungen und Epilepsien
 Abhängigkeits-Potenzial (nach 3 Wochen) – auf keinen Fall vier Monate überschreiten
 Gut verträglich
 Nebenwirkungen: Müdigkeit, Schwindel, Konzentrations-Minderung, GedächtnisStörungen, Sexual-Störungen, Gewichts-Zunahme, Magen-Darm-Beschwerden,
allergische Hautreaktionen und paradoxe Unruhe
Psychopharmakotherapie: Weckamine
 Medikamente: Von Amphetaminen abgeleitet, z. B. als Ritalin (Methylphenidat)
 Wirkung: antriebssteigernd, anregend
 Indikation: bei hyperkinetischem Syndrom bei Kindern (ADHS - paradox),
Hypersomnie, Narkolepsie (Schlaf-Attacken),
 Nebenwirkungen: Tachykardie, Schlaf-Störungen, Hypertonie, Kopf-Schmerzen,
Appetitlosigkeit
 Nach längerer Anwendung: paranoid-halluzinatorische Psychosen
PT
Akzente der Entwicklungs-Begleitung
Leib –
Verhalten –
Verhalten –
funktional:
isoliert
rationalemotiv:
interaktivemotional:
z. B. Hata-Yoga,
Chigong, ThaiChi,
Eutonie, Embodiment
Leib –
strukturell:
z. B. Psychodrama
(Moreno),
Gestalt-Therapie
(Perls),
GesprächsPsychotherapie
(Rogers),
z. B. VerhaltensTherapie,
Rational-Emotive
Therapie (Ellis)
z. B. Rolfing,
Kum-Nye (Tulku),
myofiascial release
Leib –
strukturfunktional:
z. B.
CranioSacralTherapie,
Feldenkrais,
Eutonie
Verstand –
REB
Verstand –
Systeme:
Lernen:
z. B. Dynamische
Systemtheorie
(Wilber),
systemischanalytische Therapie
(Fürstenau)
z. B. Lern-Psychologie,
Hirn-Forschung
(Damasio, Hüther),
Kompetenz-Didaktik
Beziehung –
Dialog:
Integrations-Perspektive
z. B. Integrale Psychotherapie (Wilber),
Integrative Psychotherapie (Petzold),
Schema-Therapie (Young)
Psychologische Psychotherapie (Grawe)
z. B. TransaktionsAnalyse (Berne),
Kollusionen (Willi),
Individual-Psychologie
(Adler), BindungsTheorie (Bowlby),
KommunikationsPsychologie (Bateson,
Watzlawik)
Beziehung –
Team:
Leib –
strukturfunktional und
psychisch:
z. B. Bioenergetik
(Reich//Lowen),
Sensory Awareness
(Gindler/Selver)
Existenz –
Existenz –
Existenz –
unbewusstsymbolisch:
existenzialistisch:
transpersonal:
z. B. Psychoanalyse
(Freud), Analytische
Psychologie (Jung)
z. B. Sartre, Camus,
Heidegger, Yalom,
Logotherapie (Frankl)
z. B. holotropes Atmen
(Grof), Hypnotherapie
(Ericson) PoesieTherapie,
Neoschamanismus
z. B. Gruppen-Dynamik,
TZI (Cohn),
Familien-Therapie
(Satir)
Beziehung –
Organisation:
z. B. Senge, Kline,
Saunders
Matrix der Aufmerksamkeits-Bereiche
Erleben
Wünsche/Bedürfnisse/Motive/Ziele;
Wahrnehmen inkl. Körper-Empfindungen;
Gefühle/Affekte/Emotionen/Stimmungen;
Intellekt/Denken/Gedanken incl. Bilder
Verhalten und Handlungen
Tun (Aktivität/Aggressivität) und
Unterlassen (Abstellen/Vermeidung)
Beziehungen und Bezogenheit
Ahnen-Reihe und Herkunfts-Familie;
Interaktionen, Rückkopplungen;
soziale und ökologische Systeme;
wechselseitige Abhängigkeiten
Mitwelt-Kontext
Kultur/Subkultur und Sprache;
Menschen- und Welt-Bild;
Normen- und Werte-System;
Religion und Philosophie;
Wirtschaft, Politik und Gesellschaft;
Geschichte und Utopien
REB
Vergangenheit
Gegenwart
Zukunft
Was war?
Wie kam es
dazu?
Was wirkt nach?
Was ist?
Was zeigt sich?
Wie geht es mir
damit?
Was wird sein?
Welche Optionen/
Möglichkeiten habe
ich/ will ich erwerben?
Systemdynamisch-dialektisches Denken
(SD) für Entwicklungs-Begleitung
 Neues Denken für Entwicklungs-Begleitung 1
 Neues Denken für Erntwicklungs-Begleitung 2
 Menschen-Bild
 Raum und Zeit
 Komplexität und Chaos
 Chaos und Neuordnung
 Kontext und Prozess
 Zirkulär-dynamische Prozess-Betrachtung
 Handlungs-Spielräume und –Alternativen
 Kooperations-Prinzipien
 Regeln zur Prozess-Steuerung
 Menschen-Bild aus systemischer Sicht
 Holons und Holarchien
 Eigenschaften lebender Systeme
 Dialektisch-integratives Denken
Neues Denken für Entwicklungs-Begleitung 1
SD
1. Die Welt einschließlich der Menschen systemdynamisch, also in ihren sich zeitlich
wandelnden räumlichen, funktionalen und sozialen Beziehungen und Wechsel-Wirkungen
zu betrachten, ist für mich die bedeutendste geistige Revolution der Neuzeit.
2. Die Welt wird von uns nicht mehr allein analytisch-atomistisch in beliebig zu trennenden
Einheiten wahrgenommen, sondern wir werden uns zugleich der Ganzheitlichkeit, der
Bezogenheit und Beziehungen, der Relationen, der verbindenden, sich permanent im
Wandel befindlichen Ströme von Energie, Materie und Information bewusst.
3. Lebewesen werden in diesen Strömungs-Prozessen als dynamische, sich selbst
organisierende, teilautonome Materie-Energie-Informations-Muster im Netz-Werk der
globalen und kosmischen Lebens- und Evolutions-Prozesse wahrgenommen.
4. Systemdynamisches Denken ist gekennzeichnet durch die Fähigkeit, organismische
Entwicklungen und sozial-kommunikative Situationen im Rahmen bestimmbarer
organisatorischer Zusammenhänge in Lern- und Entwicklungs-Prozessen von einzelnen
Personen, Teams, Institutionen und letztlich der Menschheit prozesshaft,
kontextbewusst, mehrperspektivisch und dialektisch-integrativ zu deuten.
5. Systemdynamisches Denken fördert eine umfassende, realistische Einschätzung
und damit die Möglichkeit zu gezielter Beeinflussung intrapsychischer, kommunikativsozialer, gemeinschaftlicher, gesellschaftlicher und ökologischer Prozesse.
6. Mit Hilfe dieses Bewusstseins können linear-mechanistische Konzepte von EntwicklungsVorgängen (z. B. Nürnberger-Trichter-Bewusstsein, Mehr-vom-Gleichen-Konzept, lineares
Hochrechnungs-Konzept von Entwicklungs-Prognosen) transformiert werden hin zu einem
zirkulär-prozessualen Verständnis von psychischen und sozialen Prozessen.
Neues Denken für Entwicklungs-Begleitung 2
SD
7. Festgefahrene Rückkopplungs-Prozesse (destruktiv fixierte Problem-Kreis-Läufe,
destruktive Entwicklungs-Spiralen, Teufels-Kreise, erstarrte Wiederholungs-Muster:
„Bisher haben wir immer.“ „Es ist alternativlos.“ „Nur so.“) werden ersetzt durch
zukunftsoffene, Ressourcen fördernde Experimente („Ab jetzt experimentieren wir
gut vorbereitet damit, ob und wie es möglich wird, dass ...“), durch positive,
konstruktive Entwicklungs-Spiralen, durch sich selbst beschleunigende Lern-Prozesse.
8. Systemdynamisches Denken meint,
 seine Aufmerksamkeit auf die Beziehungen und Bezüge im Wandel, in ihrer
Dynamik zu richten und zugleich
 unterschiedliche Kontext-Dimensionen, Zusammenhänge, Wechsel-Wirkungen
und Rückkopplungen (kurz- und langfristig) in Personen sowie zwischen Personen
und Sach-Verhalten zu erfassen.
9. System-dynamische Denken erfordert,
 Teilganze (Holons) sowohl als Ganzheiten als auch mit ihren dazugehörigen
Teilen zu erfassen,
 die Qualität von Ganzheiten und Teilen zu unterscheiden,
 das Entwicklungs-Zusammenspiel, die Koevolution von unterschiedlichen
Teilganzen zu erfassen und aus all dem
 ein Verständnis für Teilganze und deren Zusammenwirken im größeren
Ganzen zu entwickeln.
Menschen-Bild
System-Aspekt
Dynamik-Aspekt
Kognitives und vor allem emotionales, ethisches und soziales Anerkennen von
allgemeinen und anthropologischen Erkenntnissen:
1. Alles ist mit allem verbunden.
1. Alles fließt, befindet sich in einem
2. Menschen sind bio-öko-psychoständigen Prozess von Werden und
kulto-soziale Wesen.
Vergehen, von Chaos und Ordnung.
3. Institutionen (Gemeinschaften,
2. Denken, Gefühle und Bedürfnisse
Organisationen, Unternehmen) sind
von Menschen sind situations- und
lebende soziale Systeme und
zugleich kontextabhängig variabel
bestehen aus Einzelmenschen wie
und einem ständigen Wandlungsaus Teams.
Prozess unterworfen.
4. Menschen sind ein Organismus3. In den Menschen bildet sich ein
Mitwelt-Feld.
generationsübergreifendes
Erfahrungs-Feld ab.
SD
Raum und Zeit
System-Aspekt
Dynamik-Aspekt
Bewusstes bewegen in den Daseins-Dimensionen von
Raum:
Zeit:
1. Raum-Ordnung durch Grenzen
1. Gesetze der Evolution
(Differenzierung) und
(Zufall und Bewährung)
Zusammenschlüsse (Integration) - 2. Entwicklungs-Linien (Trends) in
Region, Nation, Kontinent, Erde,
der Geschichte als Wirtschafts-,
Weltall
Herrschafts-, Geistes-, Kultur- und
2. Raum-Charakteristika: Geologie,
Technologie-Geschichte
Biologie (Fauna, Flora),
3. Möglichkeiten zur Mitgestaltung
Siedlungs- und Wirtschaftsder nahen und fernen Zukunft
Geographie, Ethnologie (Sprache
durch physikalische und mentale
und Kultur),
(geistige) Energien, z. B. als
3. Konstruktion und Ausdehnung der
intentionale Ausrichtung (Wollen)
Materie: Subatomar, Atome,
und gemeinschaftliche Visionen
Moleküle, Zellen, Organe,
4. Unterscheidung subjektiver und
Organismen und Organismusobjektiver Zeit-Erfahrungen
Umwelt-Feldern als Bio- oder
5. Zeit als Dimension des Raumes
Ökotope, im Kontext der Evolution
des Kosmos...
SD
Komplexität und Chaos
System-Aspekt
Dynamik-Aspekt
Akzeptanz (Anerkennung und Umsetzung in Handeln) von
Komplexität
durch gewohnheitsmäßigen
Perspektiv-Wechsel
1. von der Mikro- (Nähe) auf die
Meso- (Halb-Distanz) und
Makro-Ebene (Distanz) und
umgekehrt (Holons und
Kontextualisierung),
2. von der Sukzessivität zur
Parallelität (Koevolution),
3. von einer Interessen-Position zur
anderen und zur Erkundung und
Herstellung (Werte-Konsens)
eines Gesamt-Interesses (WirPosition),
4. von einem Wissenschafts-Gebiet
zum anderen (Interdisziplinarität)
Chaos
durch ein gefühlsgegründetes
Verständnis von
1. Evolution (Entwicklung) als
ständige Auflösung und
Neuorganisation zu größerer
Komplexität,
2. Prozessualität (Gegenwärtigkeit)
als einzige Form der erlebbaren
Realität
3. unterschiedlichen WandlungsGeschwindigkeiten in der
inneren und äußeren Welt und
unseres Bemühens zur
Synchronisation
4. Nichtlinearität von Ursache und
Wirkung (z. B. großer Aufwand
und kleine Wirkung, kleiner
Aufwand und große Wirkung)
SD
Chaos und Neuordnung
SD
Chaos-Phasen werden als Durchgangs-Phasen zu einer potentiellen Neuordnung eines
Systems (als Ordnungs-Dynamik) betrachtet. Diese Betrachtung ist verbunden mit einer
nicht-linearen prozessorientierten Denk-Weise, die man als Chaos-Bereitschaft und ChaosFähigkeit bezeichnen könnte.
 In dieser Denk-Weise sind Paradoxien - das Nebeneinanderexistieren von Polaritäten - ,
sind Konflikte, Turbulenzen und Verwirrung (Pertubation), Angst und Widerstand,
Instabilität und Umbrüche, Unstimmigkeiten, Fehler und Mängel nicht mehr nur StörGrößen, sondern Signale und Herausforderungen für die Möglichkeit oder Notwendigkeit
einer vorübergehenden oder dauerhaften Neuordnung eines Systems.
 Chaos wird so zur Chance und damit zum Nährboden für Entwicklung.
 Wer sich auf die Komplexität und Dynamik eines Systems einlässt, wer im realen
Prozess des Daseins steht, wird wahrscheinlich mehr von der Wirklichkeit wahrnehmen
und kann entsprechend realitätsangemessener planen und handeln.
 Wenn man im Einklang mit dem Chaos, mit der überwiegenden Unbestimmtheit der
Daseins-Prozesse ist, erreicht man zumeist eher das Bedürfnis-, Situations- und
Zukunfts-Angemessene.
 Menschen mit Chaos-Kompetenz, z. B. mit Ambiguitäts-Toleranz und Seins-Vertrauen,
 lassen Menschen gewähren, statt zu durch Fremdkontrollen und Vorplanungen bis
ins Detail hinein zu blockieren, zu behindern, aus der Verantwortung zu entlassen.
 fördern Selbst-Organisation und Selbst-Steuerung und die kooperative Entwicklung
von Qualitäts-Kriterien vor dem Hintergrund von denkstrukturierenden und
handlungsleitenden Visionen.
Kontext und Prozess
System-Aspekt
Dynamik-Aspekt
Ausweitung des Bewusstseins und der Bewusstheit von
Kontexten durch:
1. Untersuchung der
hierarchischen und parallelen
Vernetzung von
Teilkomponenten eines
Systems,
2. qualitative Unterscheidung der
über-, unter- und
nebengeordneten KontextDimensionen
3. Einordnung von Teil-Systemen
in übergeordnete Systeme und
Beachtung der Teil-GanzesDialektik
Prozessen durch:
1. Untersuchung der ProzessBeschleuniger und der
Entwicklungs-Widerstände,
2. qualitative Unterscheidung und
entwicklungsfördernde
Abstimmung kurz-, mittel- und
langfristiger HandlungsPerspektiven
3. Prognose der (Aus-) Wirkungen
unterschiedlicher ZeitPerspektiven auf die Dynamik
des Systems
SD
Zirkulär-dynamische Prozess-Betrachtung
SD
Bei dieser Art der Betrachtung wird im jeweiligen Handlungs-Feld bestimmt
 wie die dynamische Balance wesentlicher an Gleichgewichts-Prozessen beteiligter
Qualitäts-Aspekte oder Kontroll-Parameter unterstützt werden kann,
 welche Störungen in die (Lern-) Prozesse hineinwirken und wie (Lern-) Widerstände
überwunden werden können durch Entschleunigung, Metakommunikation und
Möglichkeit zu risikogemindertem Probe-Handeln,
 welche Abfolge und zeitlichen Dichte im Aufbau von Entwicklungs-Voraussetzungen für
einen Entwicklungs-Schritt oder Entwicklungs-Sprung angemessen ist,
 welche Rückkoppelungen und Regel-Dynamiken (dargestellt in Form von RegelKreisen) permanent im Feld wirken oder zeitweise in das Feld hineinwirken,
 durch welche Interaktions-Muster das Zusammenwirken der Menschen in
Entwicklungs-Prozessen strukturiert wird,
 was die jeweiligen Elemente eines Regel-Kreises sind, wie sie einander beeinflussen,
 in welcher Abfolge und Weise die Handlungs-, Wahrnehmungs- und EinschätzungsEntscheidungen wirksam werden.
 welche forcierenden oder bremsenden Regel-Kreise wie miteinander verflochten sind
(dargestellt als Berührung mehrerer Regel-Kreise),
 wie sich zeitliche Verzögerungen oder Beschleunigungen auf die Regel-Dynamik
auswirken,
 wie sich Eingriffe in die Regel-Kreise kurz-, mittel- oder langfristig - möglicherweise
unterschiedlich – auswirken und
 wie sich Eingriffe in die Regel-Kreise individuell bis gesellschaftlich, regional bis global
auswirken.
Handlungs-Spiel-Räume und -Alternativen
SD
 Haupteinfluss-Größen (Hebel-Wirkungen) werden zur wirksamen Veränderung des
System-Zustandes in eine gewünschte Richtung bestimmt.
 Es wird untersucht, wie die sozial-psychologischen Einfluss-Faktoren in einem
psychischen und sozialen System top-down und bottom-up zusammenwirken.
 Es werden die geistig-kulturellen Kontext-Bedingungen (vergangenen, gegenwärtigen
und beabsichtigten) im Verhältnis zu den organisatorisch-technischen KontextBedingungen gewichtetet und deren jeweilige Eigengesetzlichkeit berücksichtigt.
 Entwicklungen werden beeinflusst durch systematische Einbeziehung qualitativ
unterschiedlicher
 Kontext-Dimensionen (z. B. intrapsychisch, interpersonell, teambezogen,
gemeinschaftsbezogen, regional, national, global) und
 Kontext-Perspektiven (z. B. Psychologie, Soziologie, Biologie, Wirtschaft, Ökologie,
Politik, Kultur).
 Es werden die Entstehungs- und vor allem Entscheidungs-Hintergründe (MachtStrukturen und Wert-Kriterien) von sozialen, ökonomischen und ökologischen Zuständen
und deren Verflechtungen untersucht,
 die möglicherweise zur Veränderungen sozialer und wirtschaftlicher Ordnungen
(Neuordnung, Evolution, Wandlungs-Erfahrung und Revolution) beitragen könnten,
 die zur Stagnationen von Entwicklungen beitrugen (obwohl unerträgliche Verhältnisse
für eine Mehrheit erfahrbar sind) und
 die zum Niedergang und zur Vernichtung von Kulturen, Öko- und WirtschaftsSystemen (Interessen-Gruppen und Ignoranz) beitrugen.
Kooperations-Prinzipien
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
SD
Es wird grundsätzlich vorab ein System-Überblick erarbeitet (Wechsel-Wirkungen,
Netzwerke, Zusammenhänge, Sicht-Weisen) und eine Versöhnung des Speziellen mit
dem Allgemeinen in beide Richtungen angestrebt.
Als längerfristige Richtungs-Geber werden Visionen beharrlich verfolgt, während die
Wege, die kurz- und mittelfristigen Etappen-Ziele recht flexibel gegangen werden (Dies
entspricht dem Prinzip der Variabilität auf der Basis von Solidität und hoher Qualität.).
Es wird Erlaubnis für Unterschied und Abweichungen, für Nonkonformismus und
Widerspruch gegeben (Konflikt-Bereitschaft) und erst in einem zweiten Schritt wird nach
Übereinstimmungen und Gemeinsamkeiten, nach Kohäsion und Konsens gesucht
(Harmonie-Bereitschaft).
Unterschiedliche Sicht-Weisen und Interessen-Positionen erlebensbezogen
einzunehmen, wird zum Standard.
Es wird immer die Prozess-Dynamik durch Simulation kurz-, mittel- und langfristiger
Entscheidungs-Auswirkungen von Eingriffen in das System betrachtet, wobei weder
kurzfristige Maßnahmen die Verwirklichung von langfristigen Visionen noch längerfristige
Festlegungen die Spontaneität der kurzfristigen Reaktion auf neue oder veränderte
Situationen und Bedürfnisse verhindern dürfen.
Es werden die nützlichen Einfluss-Faktoren (Hebel) herausgearbeitet.
In der Kooperation zur Befriedigung von Bedürfnissen geht es nicht darum, vorgegebene
Ordnungen einzuhalten, sondern die Ordnungs-Prinzipien und die Planungs-Vorgaben
ständig an die sich wandelnden Bedingungen und Bedürfnisse anzupassen.
Regeln zur Prozess-Steuerung
SD
 Verzögerungen zwischen korrigierenden Aktionen und Zustands- (Wieder-)
Herstellung in einem Prozess, also die spezielle Trägheit eines Systems, werden
sorgfältig beachtet.
 Es werden sowohl die begrenzenden Bedingungen für Wachstums-Prozesse
reduziert als auch die Wachstums-Prozesse direkt forciert.
 Man konzentriert sich auf langfristige und grundsätzliche Problem-Lösungen, anstatt
sich mit kurzfristig-symptomatischen Lösungen zu begnügen, auch wenn diese sich
im gegenwärtigen Zustand noch als wirksam erweisen, z. B. ist es zumeist sinnvoller,
Menschen einmalig und gründlich die Fähigkeit zur Selbst-Unterstützung
beizubringen als ihnen immer wieder zu helfen, weil sie sich selbst nicht unterstützen
können, auch wenn die einzelne Hilfsaktion schnell und wirksam abgewickelt wird.
Man arbeitet also rechtzeitig - möglicherweise antizyklisch - sorgfältig und beharrlich
daran, die Hintergrunds-Bedingungen für dauerhaft erfolgreiches Handeln auf hohem
Qualitäts-Niveau zu sichern.
 Man revidiert bei Schwierigkeiten auf dem Weg zum gewünschten Zustand nicht die
Vision, sondern gibt sich mehr Zeit oder beschreitet neue Wege.
 Man wandelt destruktive Konkurrenz-Situationen (entweder du oder ich) in
Situationen friedlicher Koexistenz (sowohl du als auch ich).
 Man entkoppelt oder beseitigt Situationen, in denen der Erfolg des einen
Menschen/Teams notwendigerweise zum Misserfolg des anderen/der Teams beiträgt.
Menschen-Bild (MB) aus systemischer Sicht
 Thesen 1 bis 5
 Thesen 6 bis 10
 Mensch als Organismus-Mitwelt-Feld
 Geist, Gehirn, Körper und Mitwelt
 Beeinflussungs-Kontexte und Wesens-Bestandteile
 Mensch als Teil im Ganzen
 Mensch als System in Systemen
 Gemeinsamkeit und Unterschiedlichkeit gleichwertig beachten
SD
Thesen 1- 5
1.
Wir Menschen sind teilautonome lebende Systeme.
Wir können uns zwar meist frei bewegen, sind aber mit jedem Atem-Zug
abhängig von der uns umgebenden oder zugeführten Atem-Luft, mit jedem
Bissen angewiesen auf das System der Agrar-Wirtschaft einschließlich seiner
Alternativen.
2.
Wir Menschen sind biologische und bewusstseinsfähige und damit
selbstregulierungs- und selbstwandlungsfähige (autopoietische) wie
mitweltwandlungsfähige (allopoietische) Systeme.
3.
Wir Menschen leben in, mit und von lebenden Systemen, aber auch von
„unbelebter“ Natur (z. B. kann der Mensch ohne Mineralien, Metalle, SpurenElemente nicht leben).
4.
Die uns umschließenden sozio-politischen, ökologisch-klimatischen,
ökonomisch-politischen und kulturellen Systeme wirken - uns teils
durchdringend - auf uns ein:
 einerseits förderlich (Entwicklung begünstigend),
 andererseits hinderlich (Entwicklung erschwerend bis verunmöglichend).
5.
Wir als einzelne Menschen wirken aktiv (durch Tun) oder passiv (durch
Unterlassen) förderlich oder hinderlich auf diese Systeme ein.
MB
Thesen 6 - 10
6.
Wir Menschen sind als Organismus-Mitwelt-Felder, als bio-öko-psycho-kultosoziale Einheiten handelnde, interagierende Prozess-Wesen.
7.
Die leibliche, gedankliche, gefühlsmäßige und handlungsbezogene
Verleugnung dieser realen Feldhaftigkeit, Kontext-Bezogenheit,
Prozesshaftigkeit und permanenten Handlung als Tun oder Unterlassen, als
Ruhe oder Aktivität führt zur Entfremdung von uns selbst und von der
natürlichen, sozialen und kulturellen Mitwelt.
8.
Unabhängigkeit ist eine Illusion.
Unsere Verbindung mit allem und allen, unsere Liebe als konstruktiven
Ausdruck dieser Verbindung ignorierend, stören wir uns und andere
einschließlich der Mitwelt in ihrer Entwicklung einschließlich der schrittweisen
(ökologische Katastrophe) oder sofortigen Vernichtung (Atom-Krieg) unserer
Existenz-Grundlagen als Menschheit.
9.
Selbst- und Mitwelt-Entfremdung führt zu ökologischen und politischen Krisen
(z. B. Migration, Kriege) und psychosozialen Störungen, die sich wiederum in
der individuellen Existenz negativ leibseelisch auswirken.
10. Wahl- und Entscheidungs-Freiheit gewinnen wir dadurch, dass wir die
System-Dynamik unseres Lebens kognitiv und emotional einschließlich der
damit vermachten Möglichkeiten und Grenzen anerkennen.
MB
Mensch als Organismus-Mitwelt-Feld
MB
Aspekte aus dem Mitwelt-Feld
Tiere,
Pflanzen,
Mineralien,
Wasser
Mund,
Magen,
Darm,
Zelle
Wir sind die Nahrung,
die wir zu uns
nehmen.
Man ist,
was man isst.
Atem-Luft,
Sauerstoff,
Schad-Stoffe
Lunge,
HerzKreislauf,
Zelle
Wir sind die Luft,
die wir atmen.
Kultur,
Denk-Weisen und
–Inhalte,
Werte,
Visionen
Atmosphäre/
Gefühls-Klima,
Gefühls-Angebote,
Gefühls-Resonanz
Introjektion
(schlucken)
und Abwehr
(mechanisch)
oder
Assimilation
(zerkauen)
Introjektion
und Abwehr
oder
Assimilation
Wir sind die
Gedanken, mit
denen wir uns
identifizieren.
Wir sind die
Gefühle, mit denen
wir uns
identifizieren.
Geist, Gehirn, Körper und Mitwelt
MB
 Obwohl wir viele komplexe Wechsel-Wirkungen zwischen Körper und
Gehirn kennen, werden beide in der Regel immer noch als Einheiten
aufgefasst, die nach Aufbau und Struktur getrennt sind.
 Der Vorstellung, dass der ganze Organismus und nicht nur das Gehirn
oder der Körper allein mit der Umwelt interagiert, begegnet man mit
erheblicher Skepsis, wenn man sie überhaupt zur Kenntnis nimmt.
 Die physiologischen Operationen, die wir Geist nennen, entstammen
der Gesamtheit der strukturellen und funktionellen Organisation im
Organismus-Mitwelt-Feld und nicht dem Gehirn allein.
so oder so = ?
Geist/Bewusstsein
Handeln
Mitwelt
Organismus
Gehirn
Körper
(im engeren Sinne)
 Geistige Phänomene lassen sich nur dann ganz verstehen, wenn wir
die Wechsel-Wirkung des Organismus mit seiner interpersonalen und
natürlichen Mitwelt einbeziehen.
 Dass die Mitwelt zum Teil erst aus der Aktivität des Organismus
entsteht, unterstreicht nur, wie komplex die Wechsel-Wirkungen sind,
die wir berücksichtigen müssen. Die meisten Interaktionen mit der
Umgebung finden statt,
weil der Organismus sie braucht, um die Homöostase (das
überlebensnotwendige funktionelle Gleichgewicht) aufrechtzuerhalten.
 Fortwährend wirkt der Organismus auf seine Umgebung ein (Handeln
und Exploration waren zuerst da), so dass er günstige
Voraussetzungen für Interaktionen schaffen kann, die er zum
Überleben braucht. (Damasio)
Beeinflussungs-Kontexte und
Wesens-Bestandteile
MB
Sozio-politische, ökologisch-klimatische, ökonomische und
kulturelle Systeme – regional bis global
biologisches Wesen
(Säugetier, Leiblichkeit,
Nahrung, Hormone
etc.)
ökologisches
Wesen
(mitwelt-abhängig
und mitweltverantwortlich)
soziales Wesen
(Politik,
Wirtschaft,
Kooperation,
Liebe)
kulturelles Wesen
(sprach- und
kreativgestaltungsfähig)
psychisches
Wesen
(bewusstseinsfähig*)
* Wahrnehmung der Gedanken, Gefühle, Leib-Empfindungen, Bedürfnisse
Mensch als Teil im Ganzen
MB
Lebende Systeme entwickeln ihre Anpassungs-Fähigkeit und Intelligenz durch die ständig
größer werdende Öffnung für Ströme von Materie, Energie und Information.
Das Einzelne, z. B. ein Mensch, wird nicht nur als ein isoliertes und isolierbares Phänomen
mit seinen Fähigkeiten zur Selbst-Erhaltung durch Selbst-Organisation (Autopoiese)
betrachtet. Sondern der Mensch wird auch betrachtet
 in seiner Allverbundenheit, also in seiner Vernetzung und Verflechtung mit allen und
allem, letztendlich - in Dimensionen der Großräumigkeit und Langfristigkeit betrachtet mit der Menschheit und der globalen Mitwelt,
 in seinen vielfältigen Beziehungen und Bezügen (zu anderen Menschen, zur Natur
und zur zivilisatorischen Ding-Welt), in denen bestimmte Erfahrungen gewonnen
werden, mit denen der Mensch handelnd (als Tätigwerden oder durch Untätigkeit,
bewusst oder unbewusst) in die ihn mitgestaltende soziale und natürliche Mitwelt
eingreift,
 im Hinblick auf das, was sich hintergründig und wie unsichtbar zwischen den
Personen, anderen Lebewesen abspielt (Sozial-Klima, Entwicklungs-Prozesse,
Beziehungs-Atmosphäre, Institutionen-“Kultur“, Intermediär-Raum, BegegnungsGefühl),
 in seiner Prozesshaftigkeit, also im Hinblick auf das, was sich hintergründig und wie
unsichtbar zwischen Einzel-Situationen und separaten Ereignissen abspielt
(Prozess-Qualität als subjektives Zeit-Erleben von Bremsen und Beschleunigen,
Attraktoren und Sabotagen, Fortschritten und Rückschritten, Erfolgen und Misserfolgen,
Motivierendem und Demotivierendem, Chaos und Neuordnung)
Mensch als System in Systemen
MB
Der Mensch wird betrachtet
a) in seinen Wirkungs- und Regulations-Kreisen, Resonanz- und RückkoppelungsBezügen (Kybernetik, Rekursivität, Rückmeldungen/Feedback,
Planungen/Absprachen/Vereinbarungen, Abstimmungen/Einschwingen/Bahnung,
Gemeinsamkeiten, kooperativ/konsensual gewonnene Entscheidungen)
b) in seinen unentrinnbaren Rahmen-Bedingungen (psychisch, biologischmedizinisch, ökologisch, sozial, ökonomisch, politisch, kulturell),
also als psycho-bio-öko-kulto-soziale Einheit,
c) in seiner Feldhaftigkeit (z. B. Mensch als Organismus-Mitwelt-Feld, als Person in
ihrem Herkunfts-, Politik-, Wirtschafts-, Kultur-Feld),
d) in seinen stets nur subjektiv erlebten „objektiven“ räumlichen Lebens-Kontexten
(geografisch, klimatisch – regional bis global)
e) in seinen zeitlichen Lebens-Kontexten (geschichtlich, evolutionär, was die
Vergangenheit betrifft) sowie im Hinblick auf die Zukunft in seinen Möglichkeitsund Wahrscheinlichkeits-Räumen
f)
in seinen wechselseitigen Abhängigkeiten als soziales und naturhaftes Wesen
(Interdependenz, Koevolution, Allopoiese, Resonanz, Zugehörigkeit, AnschlussFähigkeit), zugleich in seinen Freiheits-Graden als Einzel-Existenz (Autonomie,
Selbst-Regulation, Autopoiese) und im dynamischen Wechsel-Spiel von Autonomie
und Interdependenz (dynamische Balance als Entwicklungs-Herausforderung).
Gemeinsamkeit und Unterschiedlichkeit
gleichwertig beachten
MB
 Das größere Ganze der lebenden Systeme besteht nicht aus vielen gleichen, sondern
im Wesentlichen aus vielen ungleichen Teilen.
Je gleicher die Teile sind, desto geringer ist die innere Intelligenz eines Systems.
Das dynamische, sich selbst organisierende Ganze lebt von der inneren Vielfalt, vom
Reichtum der Varianz und von der Freiheit und Lebendigkeit seiner Teile.
 Die Wahrscheinlichkeit der Emergenz aus Übersummativität, dass also das Ganze
mehr und damit anders wird als die Summe seiner Teile (Synergie), wächst im Prozess
 der Differenzierung (Jede Person wird immer mehr sie selbst einschließlich ihrer besonderen
Begabungen.) und zugleich
 der Integration (Jede Person lernt, sich zugleich auf das Abenteuer kreativer, auf
wechselseitiger Unterstützung beruhender Gemeinsamkeit einzulassen.).

Das Gemeinsame im Ganzen kann erst lebendig werden, kann erst emergieren
(hervorbrechen, aus dem Noch-Nicht hervortreten) wenn neben den wertgeschätzten
und praktizierten Gemeinsamkeiten die inneren Unterschiede, die Einzigartigkeiten
und Besonderheiten volle Anerkennung und Entfaltung finden.
Darin liegt das Paradox der Individuation: Je mehr ich werde, wer und was ich bin,
desto mehr kann ich zum teilhabenden und kokreativen Teil des Ganzen werden.
 Beim Aufbau von kooperativen Lebens-, Lern- und Arbeits-Strukturen, die notwendig
sind, um die Menschheit aus Krieg, Diktatur und Mitwelt-Zerstörung hinauszuführen,
geht es darum, dass jede Person ihre eigenen Fähigkeiten und Stärken kultiviert und sie
großzügig und freimütig mit anderen teilt.
Holons und Holarchien (HO)
 Holons (Teilganze) und Holarchie (Schachtelung)
 Beispiel für Holarchie, für Kontext-Einbettungen
 Holons und Holarchie: Bedeutung fürs Denken
 Vier Grundvermögen der Holons (Oberfläche)
 Vier Grundvermögen der Holons (Tiefe)
 Vier Grundvermögen der Holons
 Vier Grundvermögen: Bedeutung fürs Denken
 Emergenz (Übersummativität) in der Holarchie
 Emergenz: Bedeutung fürs Denken
 Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit in der Holarchie
 Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit: Bedeutung fürs Denken
 Vier Dimensionen der Holons
 Vier Dimensionen: Bedeutung fürs Denken
 Vier Dimensionen: Salutogenese und Pathogenese
 Koevolution der Holons
 Koevolution: Bedeutung fürs Denken
 Evolution der Holarchien
 Evolution: Bedeutung fürs Denken
SD
Holons (Teilganze) und Holarchie (Schachtelung)
 Wirklichkeit insgesamt ist nicht aus
Dingen oder Prozessen
zusammengesetzt, sondern aus
Holons.
Holon
Holon
 Die Wirklichkeit ist nicht aus Ganzen
(holistische Welt-Sicht) oder aus
Teilen (atomistische Welt-Sicht)
zusammen-gesetzt, sondern aus
Holons (Teilganzen).
Holon
 Diese Holons sind zu einer Holarchie
zusammengesetzt, die aufwärts und
abwärts endlos („transfinit“)
weitergeht und weitergehen muss.
n
 Die Welt besteht aus Holons in
Holons in Holons oder aus Kontexten
in Kontexten in Kontexten.
Bedeutung ist kontextgebunden,
aber Kontext ist ungebunden,
grenzenlos.
Holon
Holon
Holon
Holon
Holon
Holon
Holon
Holon
Holon
Holon
Holon
Holon
Holon
Holon
Holon
Holon
Holon
HO
Beispiel für Holarchie, für Kontext-Einbettungen
Galaxie im Kosmos
Sonnen-System
Natur/Ökologie und Welt
Kultur-Kreis
Nation und Gesellschaft
Region und heimatliches Mitwelt-Feld
Gemeinde und Gemeinschaft
Partner/-innen, Freunde und Bekannte
Herkunfts-Familie
Individueller Leib als Geist-Körper
Körper
Organe
Gewebe
Zellen
Moleküle
Atom-“Teilchen“
Subatomare Muster
HO
Holons und Holarchie:
Bedeutung fürs Denken
 Der Holon-Begriff ist deshalb für neues Denken so brauchbar, weil er
Menschen dazu führen kann, gezielter über den Zusammenhang von Ganzen
und Teilen nachzudenken.
 Systemdynamisches Denken erfordert ein ständiges Gleiten in den KontextDimensionen, aufwärts beispielsweise von den Interaktionen zwischen
einzelnen Personen zu Interaktionen in Team, in der Gemeinschaft und in der
Gesellschaft hin zu den globalen Rahmen-Bedingungen für wirtschaftlichen
und gesellschaftlichen Wandel oder abwärts von wirtschaftlichen und
politischen Entscheidungen zu den Handlungs-Zwängen und verbleibenden
Spiel-Räumen von Gemeinschaften, Gruppen, Familien und Einzelpersonen,
z. B. als Anpassung an den Markt.
 Interpretationen von sozial-kommunikativen Prozessen sind immer
kontextgebunden.
Deshalb sollten grundsätzlich den Kontext einbeziehende EntwicklungsKonzepte verwendet werden.
HO
Vier Grundvermögen der Holons
(Oberfläche)
An Holons sind vier Grundvermögen zu erkennen:
 Einerseits wirken in der Horizontalen (Oberflächen-Struktur) zwei entgegengesetzte
Tendenzen von
 Selbst-Erhaltung (Autopoiese) als Ganzheits-Aspekt oder Agenz und
 Selbst-Anpassung (Allopoiese) als Teil-Aspekt oder Kommunion.
Selbst-Erhaltung
(Autopoiese)
als Ganzheits-Aspekt
(Agenz)
Selbst-Anpassung
(Allopoiese)
als Teil-Aspekt
(Kommunion)
 Diese Tendenzen machen die Oberflächen-Struktur eines Holons aus.
 Eine Veränderung in der Oberflächen-Struktur wird als Translation bezeichnet.
HO
Vier Grundvermögen der Holons
(Tiefe)
 Andererseits wirkt in der Vertikalen
(Holarchie, Tiefen-Struktur) die
Spannung zwischen
 Selbst-Transzendenz (SelbstTransformation) als AufwärtsBewegung, als Vermögen des
Systems, über das Gegebene
hinauszugreifen und Neuartiges
hervor-zubringen (Neubildung =
Emergenz) und
 Selbst-Auflösung als
Zusammenbruchs des Systems
durch Rückkehr auf die
niedrigere Holarchie-Ebene
 Veränderungen in der Tiefen-Struktur
werden als Trans-Formationen
bezeichnet.
Selbst-Transzendenz
(Selbst-Transformation,
Transformation =
Veränderung in der TiefenStruktur)
als Vermögen des Systems,
Neuartiges hervorzubringen
(Neubildung = Emergenz)
Selbst-Auflösung
als Zusammenbruch des
Systems
(z. B. weil ein
untergeordnetes Holon
zerstört ist)
mit Rückkehr auf die
niedrigere Holarchie-Ebene
HO
Vier Grundvermögen der Holons
HO
 Dabei stehen die vier Grundvermögen so zueinander in Beziehung - diese Beziehung
wird Transkription genannt -,
 dass eine dynamische Balance von
Agenz (Selbst-Erhaltung, Einmaligkeit, Besonderheit, Autonomie) und
Kommunion (Selbst-Anpassung, Verbundenheit, Bezogenheit, Interdependenz)
eine Transformation und
 dass umgekehrt eine Einseitigkeit der Translation (pathologische Agenz oder
Kommunion) den Zusammenbruch des höheren Holons wahrscheinlicher macht.
Selbst-Erhaltung
(Autopoiese)
als Ganzheits-Aspekt
(Agenz)
Selbst-Anpassung
(Allopoiese)
als Teil-Aspekt
(Kommunion)
 Eine dynamische Balance von Selbst-Erhaltungs- und Selbst-Anpassungs-Tendenzen
macht eine Transformation des jeweiligen Systems wahrscheinlicher.
 Einseitigkeiten dieser Tendenzen machen den Zusammenbruch des Systems
wahrscheinlicher.
Vier Grundvermögen:
Bedeutung fürs Denken
HO
 Bei der Entwicklung von Einzelpersonen, Partnerschaften, Familien und Teams ist
darauf zu achten, dass sowohl die Einzelpersonen (die ICHs) mit ihren
Besonderheiten und Unterschiedlichkeiten vorkommen dürfen und mögen als auch
eine tragfähige Gemeinsamkeit als Partnerschaft, Familie oder Lern- und ArbeitsGruppe (das WIR) in Werten und Handlungs-Richtungen hergestellt wird.
 Da Menschen in den existentiellen Grundkonflikt von Selbst-Erhaltung (Autonomie Agenz) und Selbst-Anpassung (Interdependenz - Kommunion) hineingeboren sind,
besteht immer wieder die Tendenz, diesen Konflikt unbalanciert zu lösen:
Entweder wählen Menschen den Weg der Freiheit (Distanz) und vernachlässigen
den Aspekt der Geborgenheit (Nähe) oder umgekehrt.
 Diese Einseitigkeiten in der Konflikt-Lösung führen zu neurotischen Fixierungen und
damit zum Entwicklungs-Stillstand, was bei Menschen als Lern- und Sozial-Wesen
einem Zusammenbruch gleichkommt.
 Transformations-Prozesse gelingen dann am ehesten, wenn man
 sich selbst befähigt, andere dabei unterstützt und Unterstützung anderer zulässt,
die kreative innere Mitte immer wieder neu zu finden und
 die Bereitschaft bei sich und anderen fördert, Paradoxien, Spannungen,
Widersprüche, Krisen, Sack-Gassen, Konflikte als Lern- und EntwicklungsChancen zu nutzen.
Emergenz (Übersummativität)
in der Holarchie
 Holons emergieren (entwickeln Neues) holarchisch.
 Holons können also neue, bislang unbekannte Möglichkeiten entfalten,
wenn sie in einen größeren Zusammenhang eingebettet werden, indem sich die
ihnen innewohnenden Entwicklungs-Chancen entfalten können.
 Alles Niedrigere ist im Höheren, aber nicht umgekehrt,
z. B. enthalten Teams einzelne Menschen, aber nicht umgekehrt.
 Das Höhere umfängt das Niedrigere und alle Entwicklung ist zugleich Einbindung.
 Systeme haben fast immer die Eigentümlichkeit, dass die charakteristischen Züge
des neuen Ganzen nicht aus der Kenntnis der einzelnen Komponenten abgeleitet
werden können.
 Dieses Auftauchen neuer Züge an Holons in jeder nächsthöheren Holarchie-Ebene
nennt man Emergenz.
 Jedes emergierende Holon transzendiert (eröffnet neue Möglichkeiten) und
inkorporiert seine(n) Vorläufer.
 Selbsttranszendente Emergenz bringt immer etwas Überraschendes mit sich, das
nicht vorhersagbar ist.
 Geht jedoch die Selbst-Transzendenz (und damit die Kreativität) eines Holons
gegen Null, dann wird sein künftiges Verhalten immer präziser absehbar, und
rekonstruierende Wissenschaft wird zu voraussagender.
HO
Emergenz:
Bedeutung fürs Denken
HO
 Jede Sozial-Ordnung (Partnerschaft, Familie, Gruppe, Gemeinschaft, Gesellschaft)
entwickelt sich weiter, wenn sich deren Mitglieder als experimenteller Sozial-Verband
verstehen, in dem sich alle darum bemühen, Bedingungen für die Möglichkeit zu schaffen,
dass Selbst-Transzendenz eines Systems erleichtert wird.
 Partnerschaft, familiäres Zusammenleben, Team-Kooperation, GemeinschaftsEntwicklung und Zusammenschluss in Netz-Werken ist immer mit Unwägbarkeiten
verbunden.
 Es werden immer nur Wahrscheinlichkeiten für Entwicklungen bereitet.
 Je präziser ein Prozess geplant und festgelegt wird, desto weniger wird gelernt im Sinne
transformatorischer, Emergenz ermöglichender Lern-Prozesse.
Diese Unbestimmtheit und Unbestimmbarkeit erfordern eine Entwicklungs- oder LernOrganisation von Ergebnis-Offenheit, rollender Neuplanung, spiraligem CurriculumAufbau, fortwährender Störungs-Bearbeitung, Eigen-Verantwortlichkeit und SelbstSteuerung der Beteiligten.
 Kreativität kann sich planvoll nur in offenen Entwicklungs-Prozessen entwickeln.
 Intra- und interpersonale Entwicklung erfordert Freiräume zur kreativ-experimentellen
Neugestaltung von Wirklichkeit (in den einzelnen Köpfen und in den gemeinsamen
Entwicklungs-Bereichen).
 Entwicklung geschieht im Spannungs-feld von Differenzierung und Integration:
Zu viel Differenzierung verhindert Entwicklung (Explosion) genauso wie zu viel Integration
(Implosion).
Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit
in der Holarchie
Das niedrigere Holon setzt die Möglichkeiten des höheren und das höhere setzt die
Wahrscheinlichkeiten des niedrigeren.
 Wahrscheinlichkeit:
Unter den vielen möglichen Ereignis-Mustern werden manche wahrscheinlicher,
je nachdem welche Ordnungs-Funktion das übergeordnete Holon ausübt.
Die Unbestimmtheit, die jedes Holon für sich allein zeigen würde, wird also
strukturiert.
 Möglichkeit:
Das niedrigere Holon setzt die Möglichkeiten des höheren.
Es gibt ihm einen Rahmen vor, innerhalb dessen es wirken muss, auf das es
aber nicht beschränkt ist.
Systeme niedrigerer Ebenen können die Evolution höherer Systeme
ermöglichen oder verhindern.
Zerstört man irgendeine Holon-Art, vernichtet man damit alle höheren Holons,
aber kein niedrigeres.
Niedrigere Holons können aber nicht die Natur höherer bestimmen.
Es bleibt immer ein Bereich qualitativer Unbestimmtheit.
HO
Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit:
Bedeutung fürs Denken
HO
 Der Grundsatz von Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit ist bei allen Eingriffen in ein
System zu beachten.
 Unter der Annahme der Gültigkeit dieses Holon-Prinzips kann ein Prozess am besten
gesteuert werden durch Veränderungen auf den nächsthöheren Holon-Ebenen.
 Will man also Einfluss nehmen auf das Verhalten eines Gruppen-Mitglieds, ist es
günstig, derart auf die Situation der Kooperation in dem Team des Gruppen-Mitglieds
einzuwirken, indem man das Lern- und Kommunikations-Milieu in der Gemeinschaft
top-down zielführend neu organisiert.
 Der längere Hebel ist zumeist der wirksamere.
 Ergänzt werden müssen in einer lebendigen Partnerschaft und Familie sowie in einer
wirksam lernenden Gruppe und Gemeinschaft allgemeine Bemühungen zur
Reversibilität (z. B. wie ich so du) und Analogisierung (z. B. wie oben so unten) der
Kommunikations-Strukturen und der Lern-Organisation durch spezielle Konstruktionen
zur Kompetenz-Förderung für jedes einzelne Mitglied einer Partnerschaft, Familie,
Gruppe oder Gemeinschaft.
 Zwei gruppendynamische Grundsätze ergänzen sich:
 Eine lebendige Partnerschaft und Familie, eine wirksame Gruppe oder
Gemeinschaft ist mehr als die Summe ihrer Mitglieder (Übersummativität) und
 jedes Mitglied - auch und gerade das schwächste - bestimmt die Qualität der
Gruppe entscheidend mit.
Vier Dimensionen der Holons
HO
 Die Existenz jedes Holons spielt sich in vier Dimensionen ab:
Intention
innen
individuell
Verhalten
außen
individuell
Kultur
innen
sozial
Struktur-Funktion
außen
sozial
 intentionaler innerer individueller Aspekt
(Ich-Sprache, subjektiv, introspektiv, bewusstheitsbegleitetes Handeln)
 verhaltensbezogener äußerer individueller Aspekt
(Es-Sprache, erklärend, monologisch, empirisch-analytisch)
 kultureller innerer sozialer Aspekt
(Wir-Sprache, verstehend, dialogisch, hermeneutisch)
 struktur-funktionaler äußerer sozialer Aspekt
(Es-Sprache)
 Deshalb kann und muss jedes Holon unter den vier Gesichts-Punkten der Intention, des
Verhaltens, der kulturellen und sozialen Einbindung betrachtet werden.
Vier Dimensionen:
Bedeutung fürs Denken
 Bei Planung und Revision von kooperativen Entwicklungs-Prozessen
müssen diese vier Aspekte bezogen auf jede einzelne Person und auf jede
spezifische Lern-Gruppe und jedes Arbeits-Team bezogen werden.
 Diese Erkenntnis wir in unterschiedlichen Handlungs-Modellen zur
Gruppen-Dynamik umgesetzt:
 z. B. müssen nach dem Modell der Themenzentrierten Interaktion die
Situation des Einzelnen (ICH) – seine Gedanken und sein Verhalten –
in Beziehung gesetzt werden zur Situation der Gruppe (WIR) und des
Kontextes (GLOBE) – zu den kulturellen und institutionellen RahmenBedingungen.
 z. B. wird einem anderen Gruppen-Entwicklungs-Modell zufolge
sowohl die individuelle Identität und Unterschiedlichkeit (Differenz) als
auch die gemeinsamen Standpunkt-Bestimmungen und Zielsetzungen
(Lokomotion) und Gemeinsamkeiten (Kohärenz) gefördert.
HO
Vier Dimensionen:
Salutogenese und Pathogenese
salutogenetische Bedingungen
(Ressourcen, Kraft-Quellen, Resilienz,
attraktive Entwicklungs-Anreize)
individuell
gesellschaftlich
Innenwelt
Psyche:
Wie bleibe und werde
ich seelisch gesund?
Was kann ich tun?
Was können andere
für mich tun?
Kultur:
Welche Werte und
welche Arten ihrer
Weitergabe fördern
unsere leibseelische
Gesundheit?
Außenwelt
Biologie (Soma):
Sozial-Strukturen:
Wie bleibe oder
Welche Art von
werde ich körperlich
politisch-sozialen
gesund?
Einrichtungen und
Was kann ich für mich Beziehungen fördern
tun?
unsere leibseelische
Was können andere
Gesundheit?
für mich tun?
HO
pathogenetische Bedingungen
(Störungen, Belastungen, Vulnerabilität,
entwicklungs-einschränkende Bedingungen)
individuell
gesellschaftlich
Psyche:
Kultur:
Wie werde und bleibe
Welche Kulturich seelisch krank?
Traditionen (Werte,
Was habe ich dazu
Gebote, Verbote/Tabus)
getan?
schädigen unsere
Was haben andere dazu
leibseelische
getan?
Gesundheit?
Biologie (Soma):
Wie werde und bleibe
ich körperlich krank?
Was habe ich dazu
getan?
Was haben andere dazu
getan?
Sozial-Strukturen:
Welche Art von
wirtschaftlichen und
politisch-sozialen
Einrichtungen und
Beziehungen
schädigen unsere
leibseelische
Gesundheit?
Koevolution der Holons
Gemeinschaft B
Gemeinschaft C
Gemeinschaft A
Team 1
Person a
Person b
Team 2
Person c
Team 3
 Holons existieren bei ihrer
Entwicklung in einem
Geflecht von Beziehungen
zu anderen Holons
derselben Ebene
struktureller Organisation
und bleiben von diesem
Beziehungs-Geflecht
abhängig.
 Entsprechend koevolvieren
Holarchien, wobei Mikro und
Makro auf allen Ebenen in
Beziehung und Austausch
miteinander stehen.
 Veränderungen vollziehen
sich immer in Kontexten, so
dass alles EvolutionsDenken immer ökologisches
– einbeziehendes und
zusammenhangstiftendes Denken ist.
HO
Koevolution:
Bedeutung fürs Denken
SozialKompetenz
EmotionalKompetenz
DenkKompetenz
LernKompetenz
SozialKompetenz
EmotionalKompetenz
LernKompetenz
DenkKompetenz
HO
 Wenn man Lern- und andere Entwicklungs-Prozesse
steuern oder zumindest mit beeinflussen will, ist es
sinnvoll, qualitativ unterschiedliche Bereiche aufeinander
abgestimmt neu zu organisieren.
 Dies gilt für persönliche Entwicklung (z. B. KompetenzBereiche, Fähigkeiten von Entwicklungs-Begleitenden)
oder
 für Organisations-Entwicklung (z. B. die EntwicklungsBereiche von Gemeinschaften).
 Die Tendenz der Systeme zu Koevolution wird genutzt,
wenn Linearität (z. B. traditionelle Ablauf-Pläne) durch
Parallelität (z. B. Spiral-Konzepte) ergänzt wird.
 Die Spirale steht für einen fortschreitenden EntwicklungsProzess, in dem von Stufe zu Stufe, also mit jedem SpiralDurchgang, die Koevolutions-Bereiche als Bereiche mit
besonderer Erlebens-Qualität
 sich ausdifferenzieren (wachsende Sensibilität und
Komplexität) und
 in integrierende Wechsel-Wirkungen
(Übersummativität, Synergie, Emergenz) zueinander
treten.
Evolution der Holarchien
 Evolution hat Richtung als zunehmende Komplexität:
Evolution ist Ausdruck der Entfaltung differenzierter Ordnung.
Komplexität entsteht also aus gegenseitiger Durchdringung von Prozessen der
Detaillierung (Differenzierung) und Integration (Verbindung).
 Evolution hat zunehmende Differenzierung und Integration:
 Differenzierung ist notwendig für die Neuartigkeit und Vielgestaltigkeit,
 Integration führt die Vielheit in eine (neue) Einheit über.
 Jeder kreative Prozess verbindet diese gegenläufigen Tendenzen zu einem
Differenzierungs-Integrations-Ganzen.
 Evolution hat zunehmende Organisation/Strukturierung:
Evolution schreitet von einfacheren zu komplexeren System-Typen und von
niedrigeren zu höheren Organisations-Stufen fort.
 Evolution hat zunehmende relative Autonomie:
Ein Holon ist relativ autonom gegenüber seinen untergeordneten und relativ
gehorsamspflichtig gegenüber seinen übergeordneten Holons.
 Evolution hat zunehmendes Telos (Ziel-Ausrichtung):
Entwicklung ist kein zielloses Umherspringen, sondern führt irgendwo hin.
Weil Organismen sich planmäßig entfalten und Psyche irgendwo hin unterwegs ist,
kann sie auch stecken bleiben - der Weg kann voller Frustrationen, EntwicklungsHemmungen und Fixierungen sein.
HO
Evolution:
Bedeutung fürs Denken
HO
 In produktiven, wirksamen Entwicklungs-Prozessen werden sich integrative,
zusammenhangstiftende Phasen, Aufgaben, Aufträge und Projekte mit
differenzierenden, Einzel- und Besonderheiten in den Vordergrund stellenden
Entwicklungs-Phasen abwechseln.
 Produktives, wirksames Vorgehen berücksichtigt also die Dialektik von Integration und
Detaillierung, um Komplexitäts-Bewusstsein als Voraussetzung für HandlungsKompetenz zu ermöglichen, denn Praxis ist immer komplex.
 Entwicklung einer Einzelperson, Partnerschaft, Familie, Gruppe oder Gemeinschaft ist
umso eher möglich, wenn Bereiche innerhalb der sozialen Organisation, z. B. die
Familien-Mitglieder oder Teams in einer Gemeinschaft, eine Teilautonomie erhalten.
Diese Autonomie wird jedoch nur dann produktiv wirksam, wenn gleichzeitig die
Kohärenz-Kräfte durch Beteiligung an Familien- und Gemeinschafts-Entscheidungen
und Transparenz der Entscheidungs-Prozesse geweckt werden.
 Je bekannter die Richtung ist, in der sich eine Partnerschaft, Familie, Gruppe oder
Gemeinschaft entwickeln will (Wert-Vorstellungen, Wünsche, Hoffnungen,
Sehnsüchte, Bedürfnis-Berücksichtigung, Vision, Leit-Bild, Ziele, Qualitäts-Kriterien),
desto intensiver und ausgerichteter kann der Entwicklungs-Prozess verlaufen.
 Widerstände gegen Entwicklung sind wichtige Signale, die nicht nur als Ablehnung
von Entwicklungen gedeutet werden dürfen, sondern als Ausdruck des verlorenen
Gleichgewichtes, als Ausdruck der Angst vor instabiler Ungewissheit.
Eigenschaften lebender Systeme (LS)



















Übersichts-Grafik
Autonomie
Störbarkeit 1
Störbarkeit 2
Autonomie und Störbarkeit
Struktur-Determiniertheit
Struktur-Determiniertheit und Störungen
Operationale Geschlossenheit
Nicht-Steuerbarkeit
Attraktoren
Dissipative Strukturen, Attraktoren, SelbstOrganisation 1
Dissipative Strukturen, Attraktoren, SelbstOrganisation 2
Rückkopplungs-Prozesse
Kontroll-Parameter, Versklavung und Emergenz
Emergenz und Versklavung
Konzept des Attraktors
Kontext-Abhängigkeit
Kontext-Bewusstsein
Veränderung der Mitwelt-Faktoren
SD
Übersichts-Grafik
LS
Lebende Organismen, psychische Systeme und soziale
Systeme können aus systemtheoretischer Sicht als
selbstorganisierende (autopoietische) dynamische Systeme
klassifiziert werden.
Diese Systeme sind
autonom
prinzipiell nicht
steuerbar
kontextabhängig
Lebende
Systeme
mit Attraktoren
versehen
operational und
organisatorisch
geschlossen
störbar durch MitweltEinflüsse
strukturdeterminiert
Autonomie
Einheit von
Sein
Handeln
strukturelle
Koppelung
Organismus
Mitwelt
 Autonomie der Systeme bedeutet, dass keines
der sich selbst organisierenden, in zyklischen
Prozessen sich immer wieder selbst
erschaffenden (autopoietischen) Systeme weder die Psyche noch der Organismus und
auch nicht das Kommunikations-System - von
Ereignissen in den jeweiligen Mitwelten im
Sinne einer geradlinigen Ursache-WirkungsBeziehung determiniert werden kann.
Weil Lebewesen sich selbst erzeugen, bilden
bei ihnen Sein und Tun eine Einheit.
 Autonom heißt nicht, dass diese Systeme von
der Mitwelt unabhängig sind, sondern dass ihre
Ziele sich von denen der physikalischen Umwelt
unterscheiden und systemintern definiert sind.
Es gibt zugleich eine strukturelle Koppelung
zwischen Organismus und Mitwelt.
LS
Störbarkeit 1
Mitwelt
(Kontext)
Störung
(Pertubation)
Veränderung
System
(Einheit)
LS
 Veränderungen in der Mitwelt sind als relativ unspezifische
Störungen, als Pertubationen, zu betrachten, welche von dem
jeweils gestörten System kompensiert werden müssen.
 Wie das System auf solche Störungen reagiert, sagt mehr über das
System und seine Strukturen als über die Natur der Störung aus.
 Alle Entwicklungs-Prozesse und Veränderungen selbstorganisierter
Systeme lassen sich als Umbau ihrer Strukturen – materiellkörperlich und emotional-geistig - beschreiben, durch die derartige
Störungen ausgeglichen und abgewehrt werden und ihre Integrität
erhalten bliebt.
 Die Pertubation ist also stets ambivalent zu bewerten: Sie ist
Störung (im alltäglichen Sprach-Gebrauch verstanden) und
Anregung zur Weiterentwicklung zugleich.
 Entweder es gelingt, die Pertubationen zu bewältigen, dann geht
das Leben weiter. Oder aber es gelingt nicht,
 dann stirbt das lebende System,
 die Selbst-Organisation (Autopoiese) endet,
 die Strukturen und Grenzen lösen sich auf und
 die Komponenten dissoziieren (trennen sich voneinander,
verlieren ihre Koppelung).
Störbarkeit 2
Mitwelt
(Kontext)
Störung
Veränderung
System
(Einheit)
 Im Zusammenhang der neueren System-Theorien dient
der Begriff der Störung zur Beschreibung einer
bestimmten Form der Interaktion, des Zusammenspiels
zwischen System (Einheit) und Mitwelt (Kontext).
 Störungen sind nach diesem Konzept etwas ganz
Unvermeidliches und daher weder prinzipiell negativ noch
positiv zu bewerten.
 Sie werden als Voraussetzung für alle StrukturVeränderungen (Anpassungs-Leistungen)
selbstorganisierender (autopoietischer) Systeme
betrachtet.
 Die Interaktions-Geschichte selbstorganisierender
Systeme ist eine Geschichte bewältigter Störungen:
 ohne Störung keine Veränderung,
 ohne Störung keine Entwicklung,
 ohne Störung aber auch keine Fehlentwicklung und
keine Notwendigkeit der Korrektur von Fehlern.
 Man könnte also statt von Störungen auch von
Anregungen sprechen, um eine positiv bewertete,
entwicklungs-fördernde Wirkung von Umwelt-Ereignissen
auf solche selbstorganisierten Systeme zu beschreiben.
LS
Autonomie und Störbarkeit
Mitwelt
Interaktions-Partner
lebendes,
sich selbst
organisierendes
(autopoietisches)
System
LS
 Ein autonomes System kann von den
Bedingungen seiner Umwelt oder besser
Mitwelt lediglich „gestört“ (pertubiert)
werden.
Ungleichgewicht
Störung
 Was immer in der Mitwelt als „Störung“
(Pertubation) wirkt, es kann das sich selbst
regulierende (autopoietische) System nur
aus dem Gleichgewicht bringen, eine Krise
auslösen und im Extremfall für seine
Desintegration, seine Zerstörung sorgen.
Krise
Störung
 Die Reaktion auf diese Störungen folgt einer
dem System eigenen inneren Logik.
Desintegration
(Zerstörung)
Störung
 Mitwelt und Interaktions-Partner begrenzen
lediglich den Freiraum, innerhalb dessen
solche Systeme störungsfrei funktionieren.
Struktur-Determiniertheit
äußere Ereignisse
interne Struktur des
Menschen und
Vorgänge im Inneren
Erfahrungen
Werte
Intentionen
Gefühle
Hormone
Empfindungen
beobachtbares
Verhalten
Struktur-Determiniertheit von
Systemen meint:
 Ihr Verhalten wird nicht im Sinne
einer geradlinigen UrsacheWirkungs-Beziehung durch
äußere Ereignisse bestimmt und
festgelegt.
 Sondern ihr Verhalten wird
bestimmt durch ihre aktuelle
interne Struktur, z. B. von
welchen Erfahrungen, Werten,
Gefühlen und Hormonen ein
Mensch zurzeit gesteuert wird.
 Das außerhalb ihrer Grenze in
ihrer Mitwelt beobachtbare
Verhalten ist durch Vorgänge in
ihrem Inneren begründet.
LS
Struktur-Determiniertheit und Störungen
Die Entwicklung und Umorganisation solch
strukturdeterminierter Systeme wie der Psyche lässt
sich schematisiert wie folgt darstellen:
Muster und
Gewohnheiten (altes
Gleichgewicht)
Neuorganisation
neues Gleichgewicht
Kompensation der Störung
Störung
Ungleichgewicht
(alte Muster
funktionieren nicht
mehr)
LS
 Sie verhalten sich so lange entsprechend der
Logik ihrer internen Organisation, bleiben
beispielsweise in alten Mustern und Gewohnheiten
gefangen, bis sie so gestört werden, dass sie ihr
Gleichgewicht verlieren und die alten Muster, die
bisherigen Anpassungs-Leistungen nicht mehr
funktionieren.
 Dann organisieren sich ihre internen Strukturen
neu (z. B. durch Aufnahme von Nahrung oder
durch Lernen neuer Muster und Gewohnheiten),
bis die Störung kompensiert ist und sich erneut
irgendeine Form des Gleichgewichts etabliert.
 Gelingt es dem System nicht, ein neues
Gleichgewicht zu finden, so verliert es seine
Integrität, wird psychosomatisch krank oder löst
sich auf und stirbt.
Operationale Geschlossenheit
von außen betrachtete
scheinbare (trügerische)
Statik der Strukturen
dynamische
Prozesse (NetzWerke der
Interaktionen)
im Inneren zur
Aufrechterhaltung
der Eigenarten
 Beobachtende eines lebenden Systems sind mit
scheinbar statischen Strukturen konfrontiert, die
das Ergebnis dynamischer Prozesse sind.
 Diese Organisations-Form dynamischer Systeme
wird von System-Theoretikern operationelle oder
organisatorische Schließung genannt.
 Eine organisatorisch geschlossene Einheit ist als
eine zusammengesetzte Einheit durch ein NetzWerk von Interaktionen von Komponenten
definiert, die
 durch ihre Interaktionen rekursiv (in
Rückkoppelungs-Kreisen) das Netz-Werk der
Interaktionen regenerieren, das sie
produzierte, und
 das Netz-Werk als Einheit in dem Raum
realisieren, in welchem die Komponenten
existieren, indem sie die Grenzen der Einheit
als eine Unterscheidung vom Hintergrund
konstituieren und spezifizieren.
LS
Nicht-Steuerbarkeit
Psyche
 Das Problem, die Herausforderung der Politiker/innen und Entwicklungs-Begleitenden als
Lehrende, Leitende, Erziehende und PsychoTherapierende besteht darin, dass niemand direkt
und zielgerichtet in die Psyche eine anderen
Menschen einwirken (intervenieren) kann.
gezielte
Einwirkung
 Die prinzipielle Nicht-Steuerbarkeit solch
autonomer Systeme ist es, was Regieren,
Erziehen, Leiten und Kurieren letztendlich zu
„unmöglichen“ Berufen macht.
 Wer immer aufgrund seiner beruflichen Funktionen
vor der Aufgabe steht, das Verhalten anderer
Menschen oder soziale Prozesse zielgerichtet
beeinflussen zu sollen, muss mit der paradoxen
Situation zurechtkommen, die Verantwortung für
das Verhalten von Systemen zu tragen, die ganz
offensichtlich nur in sehr begrenztem Maße
steuerbar sind.
LS
Attraktoren
 Auch die Entwicklung und
Aufrechterhaltung psychischer und
sozialer Strukturen lässt sich als
Resultat operationaler Schließung
erklären.
Attraktoren =
EigenWerte,
EigenStruktur,
stabile
Muster
 Sie erhalten ihre Grenzen und ihre
Integrität als Einheit durch Prozesse,
deren Ausgangs-Punkt und Ergebnis
vom Beobachter als identisch beurteilt
werden.
 Diese Systeme reorganisieren ihren
Eigen-Wert, ihre Eigen-Struktur oder ihr
Eigen-Verhalten.
 Solche stabilen Werte oder Muster
werden auch als „Attraktoren“
bezeichnet.
LS
Dissipative Strukturen, Attraktoren,
Selbst-Organisation 1
LS
 Damit ein System zu neuen, stabilen Ordnungs-Zuständen kommen kann, muss ihm
ständig Energie (bei psychischen Systemen auch Information) zugeführt werden.
Sonst sind prinzipiell keine dynamischen Gleichgewichts-Zustände fern von
stationären Gleichgewichts-Zuständen möglich.
 Solche Ordnungs-Zustände werden als dissipative Strukturen bezeichnet.
Sie verbrauchen ständig systemexterne Energie, ohne deren dauernden Zustrom der
dynamische Gleichgewichts-Zustand zusammenbrechen würde.
 Alle Lebens-Prozesse sind aus dieser Perspektive dissipative Strukturen.
Das Aufhören des Energie-Bezuges aus der systemexternen Umgebung führt zum
Zusammenbrechen der vielen im Organismus aufrechterhaltenen dynamischen
Gleichgewichte und bedeutet den Übergang vom Leben zum Tod.
 Das Entstehen neuer Ordnungs-Muster (Attraktoren) durch Selbst-Organisation
braucht bestimmte Bedingungen. Es gibt
 relativ feststehende Bedingungen (Constraints), die für das Entstehen bestimmter OrdnungsZustände erforderlich sind, und
 variable Kontroll-Parameter, über deren Beeinflussung man unter sonst feststehenden
Bedingungen man ein bestimmtes Phänomen hervorrufen kann.
Ein Attraktor ist wegen seiner Bedingungs-Abhängigkeit ein transaktionales Konzept.
 Selbst-Organisation meint, dass sich ein Ordnungs-Zustand aus bestimmten AusgangsBedingungen heraus von selbst herausbildet, ohne dass irgendein Plan dazu Pate
gestanden hat.
Dissipative Strukturen, Attraktoren,
Selbst-Organisation 2
LS
 Ordnungs-Zustände entstehen aus positiven Rückkopplungs-Prozessen, wobei aus
minimalen Ausgangs-Unterschieden weitreichende Effekte entstehen können.
 Die wesentliche Eigenschaft dissipativer Strukturen ist, dass sie komplexer werden und
sich höher organisieren, indem sie Energie aufnehmen und Entropie „dissipieren“, was
meint, Lärm, Verwirrung und Unordnung aufzuheben und umzuwandeln.
 Alle dissipativen Strukturen haben drei Grundeigenschaften:
1. Eine dissipative Struktur muss Energie aufnehmen und muss daher für ihre Umwelt
offen sein. Leben existiert immer in einem Kontext. Menschen sind organisierte
gestaltete Systeme. Menschen sind lebende System und müssen daher wesentlich
als komplexe Kombinationen von dissipativen Strukturen funktionieren.
Man kann eine Person nicht verstehen, ohne ihre Mitwelt zu verstehen.
2. Eine weitere Eigenschaft dissipativer Strukturen ist die, dass sie mit einem starken
Ungleichgewicht arbeiten müssen. Ungleichgewicht wirkt wie eine sprudelnde Quelle.
Wir Menschen unterliegen z. B. der Spannung und dem Ungleichgewicht der
aufrechten Haltung. Damit Leben existieren kann, muss es Spannung geben.
Sie hält uns ein wenig wacher, ein wenig aufmerksamer, ein wenig fähiger. Aufgrund
der Energie, die diesem Ungleichgewicht innewohnt, können wir uns sehr schnell
bewegen und umdrehen.
3. §. Schließlich und am wichtigsten sind dissipative Strukturen dank ihrer
autopoietischen Komponente selbstorganisierend und selbstreproduzierend.
Die Schlüssel-Elemente der Strukturen kreieren und rekreieren sich selbst.
Rückkopplungs-Prozesse
LS
 Wenn man eine Metall-Platte, auf der sich gleichmäßig verteilter Staub befindet,
durch Beschallung mit einer bestimmten Frequenz in gleichmäßige Vibrationen
(Kontroll-Parameter) versetzt, bilden sich mit der Zeit „von selbst“ kleine StaubHäufchen.
 Als Ausgangs-Punkt war der Staub, makroskopisch gesehen, gleichverteilt.
Aber mikroskopisch war er an einigen Stellen ein wenig dicker als an den etwas
dünneren Stellen. Es sammeln sich Staub-Partikel von den dünneren Schichten
an bestimmten Stellen, weil dort wegen der Dämpfung durch die dickere Schicht
die Partikel nicht so hoch und weit springen.
 Aus minimalen Anfangs-Unterschieden ist durch Selbst-Verstärkung dieser
Unterschiede allmählich eine im Detail nicht voraussagbare neue Ordnung
entstanden.
 Die Häufchen, die mit der Zeit entstehen, sind also das Ergebnis eines positiven
Rückkopplungs-Prozesses.
 Wenn sich erst einmal Staub-Häufchen gebildet haben und der Raum zwischen
ihnen fast leer ist, ist makroskopisch gesehen ein stabiler Zustand, ein
dynamisches Gleichgewicht erreicht, der durch negative Rückkopplung
aufrechterhalten wird. Mikroskopisch gesehen verlieren die Staub-Häufchen zwar
ständig Partikel, die vom Rand davonspringen, aber diese Verluste werden aus
dem fast leeren Zwischenraum ausgeglichen.
 Diese Staub-Häufchen als Ordnungs-Muster werden auch Attraktoren genannt,
zu denen es sich durch positive Rückkopplung hin entwickelt.
Kontroll-Parameter, Versklavung und Emergenz
Synergie
PartikelBeschaffenheit
Zusammenwirken der
KontrollParameter
Vibration der
Platte
 Es sind also die Beschaffenheit des einzelnen Staub-Partikels (seine
Masse und seine Lage) und die Vibration, die so zusammenwirken,
dass die Attraktoren, die Staub-Häufchen, entstehen.
 Diese Einflüsse, die gemeinsam zum Entstehen des neuen
Ordnungs-Musters führen, nennt man Kontroll-Parameter eines
System-Zustandes.
 Wenn man das Zusammenwirken der Kontroll-Parameter ändert, hat
das Auswirkungen auf die entstehenden Ordnungs-Muster.
Die Lehre vom Zusammenwirken vieler Prozesse in komplexen
Systemen wird Synergetik genannt.
 Im Zuge des positiven Rückkopplungs-Prozesses, der durch
Zusammenwirken mehrerer Kontroll-Parameter ausgelöst wird,
werden immer weitere Teile des Systems in den Einfluss-Bereich des
Attraktor einbezogen.
Für diese Einbeziehung wird der plastische Ausdruck Versklavung
benutzt.
 Das Entstehen neuer Ordnungs-Muster, die aus den AusgangsEigenschaften nicht vorauszusehen gewesen wären, die sich aber
durch positive und negative Rückkopplung aus den AusgangsEmergenz
Eigenschaften ergeben, wird als Emergenz bezeichnet.
In dem Beispiel sind die Staub-Häufchen solche emergenten
Phänomene.
Versklavung
LS
Emergenz und Versklavung
Ordner / Attraktoren
Versklavung
Emergenz
komplexes System
LS
 Phylogenetisch ist jede höherer RegulationsEbene mit ihrer neuen Wahrnehmungs-Qualität
und den zugeordneten VerhaltensMöglichkeiten eine Emergenz dieser Prozesse,
die auf den unteren Ebenen stattfinden.
 Mit Emergenz ist gemeint, dass aus dem
Zusammenwirken der Prozesse auf der einen
Ebene eine neue Qualität der Wahrnehmungsund Verhaltens-Möglichkeiten und damit eine
qualitativ neuen Regulations-Ebene entsteht.
 Andererseits bestimmen ber die höheren
Regulations-Ebenen die Prozesse auf den in
der Hierarchie niedrigeren Regulations-Ebenen.
 Sie geben erwünschte Wahrnehmungen vor
und aktivieren bestimmte VerhaltensBereitschaften.
 Alle Prozesse auf den unteren RegulationsEbenen werden diesen top-down vorgegebenen
Soll-Werten untergeordnet.
Kontroll-Parameter
 Man benutzt in der Synergetik dafür den
Ausdruck „Versklavung“.
Konzept des Attraktors
LS
 Zustände, die ein System annimmt, hängen von den KontrollParametern und systeminternen Rückkopplungs-Prozessen ab.
Demonstration:
1.
2.
3.
4.
Beide Zeigefinger ausgestreckt nach oben halten, während die anderen Finger
gekrümmt sind.
Einen der beiden Zeigefinger beugen und den anderen gestreckt lassen.
Den getreckten Zeigefinger beugen und den gebeugten strecken.
Langsam ohne Mühe diese Gegenbewegung (im Sinne eines BewegungsAttraktors) weiterführen.
Die Beuge- und Streck-Geschwindigkeit ist der Kontroll-Parameter.
Kontroll-Parameter verändern.
Schneller und immer schneller werden.
a.
5.
b.
 Unter dem Einfluss des Kontroll-Parameters Geschwindigkeit hat
sich ein neues Ordnungs-Muster (ein neuer Attraktor) etabliert.
Auch wir stehen also unter dem Einfluss von Kontroll-Parametern und
entwickeln dabei neue Ordnungs-Muster (beidseitig gleichförmige
Bewegung) unserer Aktivität.
 Potenzial-Landschaft:
a.
c.
b.
c.
Ein stabiler Attraktor (gegenläufige Finger-Bewegung) wird durch eine
Kugel in einem tiefen steilen Tal dargestellt.
Abnehmende Stabilität des Attraktors durch Geschwindigkeits-Zunahme.
Die Kugel rollt aus dem nunmehr flachen Tal in das nächste tiefere Tal.
Das neue Tal wird für die Kugel zum Attraktor (parallele Finger-Bewegung).
Kontext-Abhängigkeit
LS
 Alle Ereignisse – soziale wie technische oder
naturwissenschaftliche – finden in bestimmten
Kontexten, in einem relationalen Geflecht oder NetzWerk von Beziehungen und Bezügen (WechselWirkungen) statt, durch die die jeweils besondere
Bedeutung und Wirkung der Situation bestimmt wird.
 Durch Kontext-Vertiefung und Kontext-Verbreiterung
gelangen Menschen
Ereignis
EinflussFaktor
 weg von der Ebene der durch monokausale
Bewusstseins-Fesselung hervorgebrachten
trivialen Lösungen in Lehr-Lern- und ArbeitsProzessen,
z. B. „Wer dabei erwischt wurde, dass er einen
Fehler gemacht hat, muss Fehler eben in Zukunft
besser vertuschen oder andere dafür
verantwortlich machen.“
 hin zu bedeutsameren und wirksameren Wegen
und Ergebnissen,
z. B. in einer fehlertoleranten Lern- und ArbeitsKultur werden Fehler als willkommener Anlass für
Verbesserungs-Prozesse gesehen.
Kontext-Bewusstsein
LS
Man erweitert sein Bewusstsein von der Bedeutung
und Wirkung von Kontexten (EinbettungsZusammenhängen), indem man
1. qualitativ unterscheidet zwischen
 übergeordneten Kontext-Dimensionen und
 untergeordneten Kontext-Dimensionen,
also einerseits auf- und absteigende, also
vertikale (holarchische) Teil-Komponenten eines
Systems untersucht und einbezieht, sowie
 nebengeordneten (gemeinsam sich miteinander
entwickelnden) Kontext-Dimensionen, also
andererseits parallele, horizontale (koevolutionäre)
Vernetzungen von Teil-Komponenten eines Systems
untersucht und einbezieht.
2. die Teil-Ganzes-Dialektik (die Wirkweise von Holons)
beachtet, also
 Teil-Systeme in übergeordnete Systeme
einordnet und von dort her beeinflusst
 innerhalb eines Systems die FunktionsTüchtigkeit und Ko-Evolution der Teil-Systeme
beachtet.
Veränderung der Mitwelt-Faktoren
Veränderung des Ökonomie-Feldes
Veränderung des
Kultur-Feldes
Kultur-Feldes
Veränderung des
Interaktions-Modus
Veränderung des
Sozial-Feldes
Veränderung des
Körper-Feldes
Selbst-Veränderung
wird
wahrscheinlicher
durch
LS
 Aufgrund der operationellen Geschlossenheit
der Psyche können Interventionen immer nur
indirekt über die Veränderung von MitweltFaktoren, die wahrscheinlich die Psyche
beeinflussen, ihre Wirkung erzielen.
 Man kann also Mitwelt-Bedingungen schaffen,
die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass das
System Psyche sich selbst verändert.
 Selbst-Veränderung wird erleichtert durch
 Beeinflussung biologisch-organischer
Prozesse
(Körper-Feld),
 Wechsel der sozialen Bezugs-Gruppen
(Sozial-Feld)
 Veränderung der Spiel-Regeln für
Kommunikation
(Interaktions-Modus)
 Werte-Veränderung
(Kultur-Feld)
 Veränderung der Wirtschafts-Ordnung
(Ökonomie-Feld)
Dialektisch-integratives Denken (diD)
 Eine psychologische Relativitäts-Theorie ist…
 Eine dialektisch-emanzipatorische Beziehungs-Theorie
 Dialektik von Polarität und Integration
 Drei Blick-Weisen auf Sozial-Beziehungen
 Bedeutung des schöpferischen Null-Punktes,
der kreativen Mitte für Psychosozial-Entwicklung
 Polaritäten
SD
Eine psychologische „Relativitäts-Theorie“ ist…
diD
Nicht dualistisch
sondern dialektisch
absolut, isoliert, einseitig und
dekontextualisiert
relational, bezogen, wechselseitig und
kontextgebunden
Ergebnisse und dauerhafte Zustände
Verläufe, Prozesse, Bewegungen und
momentane Zustände
Festlegung auf eine Seite der Polarität, auf
eine personale Position:
„ich oder du“
Aufrechterhaltung der dialektischen oder
Ambivalenz-Spannung zwischen den Polen:
„ich und du“
Verhalten losgelöst vom Erleben
Erleben (Gefühle, Leib-Empfindungen und
Gedanken), das Verhalten einschließend
Handlung incl. Sprach-Handlung
(Gesagtes) als Tatsachen
Bedeutung der Handlung incl. der Worte
(Gemeintes) für die Beteiligten
„Objektivität“ – die begleitende Person
(Therapeut, Diagnostiker) steht scheinbar
außerhalb und ist unbeteiligt
Inter-Subjektivität – die begleitende Person ist
eingeschlossen in den Interaktions-Prozess
und beteiligt
Intrapsychisch: Verdrängung einer Seite
Intrapsychisch: Ambivalenz-Spannung
der Ambivalenz bei gleichzeitiger Projektion aushalten und kreativ verarbeiten
auf andere
Verschmelzung und Kampf
Getrenntsein und dialogische Kommunikation
Eine dialektisch-emanzipatorische
Beziehungs-Theorie…
* Eine Kritik
an der
Gesellschaft
ohne selbstkritische
Reflexion der
eigenen
Beteiligung
an den
kritisierten
Phänomenen
bleibt ebenso
fruchtlos wie
eine Psychotherapie, in
der Therapierende nur
die RatSuchenden
beurteilen
und kritisieren
und nicht ihre
Eigenbeteiligung an der
gemeinsamen
Szene kritisch
mit untersuchen und
verändern.
diD
1. betrachtet Prozesse, Sachverhalte, Ereignisse, Beziehungs-Geschehen
 immer mindestens von zwei Seiten (Zusammenführung der Polaritäten) und
 besonders das Dazwischen, die Bezogenheit in einer Inter-Aktion
2. wird auf der Beziehungs-Erlebens-Ebene definiert, damit
 die Prozesse in einer Person (intrapsychisch) auf die Prozesse mit anderen
(interpsychisch) bezogen werden können,
 die (symbolische) Bedeutung eines Verhaltens in der aktuellen Beziehung
untersucht werden kann,
 das unbewusste Geschehen einbezogen ist und
 eine dialektische, wechselseitige Sicht-Weise garantiert ist.
3. erfasst pathologische und nicht-pathologische Phänomene in einer
übergreifenden Sicht-Weise, damit
 jedes Verhalten oder Erleben im Rahmen der Beziehung gesehen wird und
 keine Etikettierung pathologischer Phänomene erfolgen muss.
4. bezieht als eine dialektische Theorie über die Therapeut-Patient-Beziehung
die Therapierenden als Subjekt (diejenigen, die handeln) und Objekt
(diejenigen, auf die eingewirkt wird) dieser Beziehung ein*, damit
 die volle Relativität hergestellt ist,
 das Zusammenspiel von Übertragung und Gegenübertragung betrachtet
werden kann und
 untersucht werden kann, inwieweit zwischen beiden manipulative BeziehungsWeisen stattfinden.
Dialektik von Polarität und Integration
Denken in dynamischen Systemen und integrativ-dialektisches Denken
verbinden sich in der Betrachtung der Dialektik von Polarität und
Integration, von Teil und Ganzem, unter anderem als
 Bestimmung eines kontextabhängigen Indifferenz-Punktes zwischen
existentiellen und interessenbedingten Polaritäten verbunden mit
 Ersatz oder Ergänzung ausschließender Entweder-oder-Denk-Muster durch
einschließende Sowohl-als-auch-Denk-Weisen,
 Verständnis von Holons als Teil/Ganzes-Einheiten in Kontexten und als
Kontexte für andere Holons,
 Verständnis des gestaltpsychologischen Prinzips der Übersummativität,
demzufolge das Ganze mehr und anders ist als die Summe seiner Teile.
 das Verständnis für Synergie (für konstruktives Zusammenwirken) und für
Emergenz (für Entfaltung von etwas Neuem aus dem Zusammenwirken)
verbunden mit der Fähigkeit, Übersummativität in einem System zu
erkennen und herzustellen
diD
Drei Blick-Weisen auf Sozial-Beziehungen
Gemeinsamkeits-Blick
auch
Wir sind alle auch Menschen
Wir als Teil der Menschheit
Wir als Teil der Mitwelt
Wir mit männlichen und
weiblichen Anteilen
Unterschieds-Blick
oder / aber / dagegen / statt
Ich bin als Individuum so, aber
du bist in vielem anders.
Ich dagegen in Einmaligkeit als
einzigartiger Mensch…
Ich als Mann oder als Frau
Integrations-Blick
und / sowohl… als auch… / zugleich
Ich als Individuum und als Mensch Teil der Menschheit und Mitwelt
Ich als einmaliger Mann zugleich ein Mensch mit männlichen und weiblichen
Anteilen
Ich sowohl eine besondere Frau als auch ein Mensch mit weiblichen und
männlichen Anteilen
diD
Bedeutung des schöpferischen Null-Punktes,
der kreativen Mitte für Psychosozial-Entwicklung
diD
Begleitung bei psychosozialer Entwicklung ist anders als traditionelle Leistungs-Förderung
nicht auf einseitige Höchstleistungen ausgerichtet, sondern auf eine Integration und damit
Entpolarisierung der Persönlichkeit.
Es gilt also, Extrem-Positionen und Einseitigkeiten zu verlassen, zu überwinden und durch
experimentelle dynamische Balance seine innere Mitte, Stimmigkeit, Glaubwürdigkeit,
Integrität, sein Kohärenz-Gefühl zu finden.
Entwicklung selbst spielt sich in folgendem Entwicklungs-Quadrat (Helbing) ab:
Identität
(Stabilität)
Veränderung
(Labilität)
Erstarrung
Auflösung
Extreme
Überwinden von destruktiver Polarität in Beziehungen erfordert ein stetes Streben
nach Balance zwischen zwei (oder mehreren) Polen eines intrapsychischen oder
sozialen (interpsychischen) Entwicklungs-Konfliktes.
Polaritäten (P)
 Erhaltung und Entfaltung
 Eigenständigkeit und Gemeinschaftlichkeit
 Fühlen und Denken
 Teil und Ganzes
 Spiritualität und Pragmatismus
 Öffentlichkeit und Intimität
 Einfluss-Möglichkeiten und Einfluss-Grenzen
 Aufbruch und Stabilität
diD
Erhaltung und Entfaltung
P
konstruktiver* Pol A
integrierendes Und
konstruktiver* Pol B
z. B. Erhaltung
Statik/Stabilität/Identität/
gleichbleibende Qualität/
Wissen und Können/
gefunden haben
z. B. Erhaltung, was
gut und nützlich ist,
und Veränderung,
wenn etwas schädlich
zu werden droht oder
etwas dadurch besser
zu werden verspricht /
Beweislast dafür bei
Erneuerern und
Erhaltern
z. B. Entfaltung/
Dynamik/Wandel/Neues/
veränderte oder neu
geschaffene Qualität/
zweifeln/lernen/suchen
destruktiver* Extrempol A
z. B. VeränderungsUnwilligkeit und –
Unfähigkeit/ fehlende
Experimentier-Bereitschaft/
Übersicherheit/
Dogmatismus/Hochrechnung
und Verallgemeinerung
(nie, immer, man)
Status- und Macht-Geilheit/
Ideologie/Prinzipien/
Starr-Konservativismus
(Bewahrung aus Prinzip)
statt
statt
destruktiver* Extrempol B
z. B. ungesteuertchaotisches und anomischregelloses Verhalten/
Unzuverlässigkeit/
Untersicherheit/
Unsicherheit/
Haltlosigkeit/
Verwirrung/
Beliebigkeit/
Mangel an VerantwortungsBereitschaft
* Ob konstruktiv oder destruktiv ist immer nur vor dem Hintergrund bestimmter (und hoffentlich transparenter und konsensualer)
Wert-Orientierungen zu bestimmen. Es gilt, richtungsweisende Wert-Kriterien gemeinschaftlich zu erarbeiten.
Eigenständigkeit und Gemeinschaftlichkeit
konstruktiver* Pol A
integrierendes Und
konstruktiver* Pol B
z. B. Eigenständigkeit/
Autonomie / Freiheit /
Rückzug /
Selbst-Besinnung /
Entwicklung eines SelbstGefühls / Akzeptanz der
Unterschiedlichkeit und
Besonderheit
z. B. Einbeziehung
von MinderheitenPositionen /
Herausarbeiten von
KonsensEntscheidungen /
Loyalität und Verzicht
auf SabotageStrategien / Einheit in
der
Unterschiedlichkeit
z. B. Gemeinschaftlichkeit /
Interdependenz /
Geborgenheit /
Einbeziehung /
Entwicklung eines WirGefühls
destruktiver* Extrempol A
z. B. Rückzug in die soziale
Isolation / Verlassenheit /
Einsamkeit / Egoismus /
Egozentrismus /
merkwürdige, wunderliche
bis dissoziale VerhaltensWeisen /
gewaltsame InteressenDurchsetzung /
Kriminalität
statt
statt
P
destruktiver* Extrempol B
z. B. Konformismus /
Kollektivismus /
Konventionalität /
masochistisches Dienen /
sinnloses aufopfern für
andere /
Dank erwarten und
einfordern /
anpasste bis unterwürfige
Verhaltens-Weisen /
Diskriminierung
Andersdenkender
* Ob konstruktiv oder destruktiv ist immer nur vor dem Hintergrund bestimmter (und hoffentlich transparenter und konsensualer)
Wert-Orientierungen zu bestimmen. Es gilt, richtungsweisende Wert-Kriterien gemeinschaftlich zu erarbeiten.
P
Fühlen und Denken
konstruktiver* Pol A
integrierendes Und
konstruktiver Pol B
z. B. Fühlen/Emotionalität/
Selbst- und FremdEinfühlung zur Erfassung der
Motivations-, Bedürfnis- und
Gefühls-Lage
z. B. Fühldenken/
Herstellung einer
inneren Stimmigkeit
• zwischen Denken
und Fühlen,
• zwischen WertGespür und
HandlungsEntscheidung,
• zwischen Wissen
und Wollen
z. B. Denken/Rationalität/
Folgerichtigkeit bei
Argumentation und Planung
für ein wirksames
(effizientes und effektives)
gemeinsames Vorgehen
destruktiver* Extrempol A
z. B. Gefühls-Inflation/
Gefühls-Hörigkeit/
Gefühls-Kult/
Unfähigkeit, Echt-Gefühle
und Ersatz-Gefühle
auseinanderhalten zu
können/
Konfluenz (Ich-Verlust im
Mitgefühl)
statt
statt
destruktiver Extrempol B
z. B. Logik-Kult aus
Gefühls-Unfähigkeit/
Rationalisierung und
Intellektualisierung als
Abwehr-Mechanismen für
bedrohliche Situationen/
Emotions-Armut und –Kälte/
Emotions-Bekämpfung
* Ob konstruktiv oder destruktiv ist immer nur vor dem Hintergrund bestimmter (und hoffentlich transparenter und konsensualer)
Wert-Orientierungen zu bestimmen. Es gilt, richtungsweisende Wert-Kriterien gemeinschaftlich zu erarbeiten.
P
Teil und Ganzes
konstruktiver* Pol A
integrierendes Und
konstruktiver Pol B
z. B. Teil-Aspekte beachten/
Differenzierung/
Blick auf Einzelheiten und
Besonderheiten
z. B. Teilganze
beachten/ Lernen und
Entwicklung als
permanenten Prozess
von Differenzierung
und Integration
erkennen
z. B. das Ganze beachten/
Integration/
Blick auf Zusammenhänge,
Verbindungen
destruktiver* Extrempol A
destruktiver Extrempol B
z. B. Detail-Verhaftetheit bis
Detail-Verliebtheit (vor lauter
Bäumen den Wald nicht
sehen) /
Denk-Störung: kaum
Zusammenhänge erkennen
können
z. B.
Dogmatismus/Ideologie/
Verallgemeinern als AbwehrMechanismus
Denk-Störung:
Zusammenhänge sehen, wo
keine sind
statt
statt
* Ob konstruktiv oder destruktiv ist immer nur vor dem Hintergrund bestimmter (und hoffentlich transparenter und konsensualer)
Wert-Orientierungen zu bestimmen. Es gilt, richtungsweisende Wert-Kriterien gemeinschaftlich zu erarbeiten.
Spiritualität und Pragmatismus
P
konstruktiver* Pol A
integrierendes Und
konstruktiver Pol B
z. B. Spiritualität / Blick auf
das Schöne und Gute /
Einbeziehung dessen, was
wir noch nicht wissen oder
nie genau wissen werden/
Beschäftigung mit den
letzten, tiefen,
unbeantwortbaren Fragen /
Glaube und Zweifel
z. B. nach der
Erleuchtung kommt
die Montags-Wäsche /
wertgeleitetes
umsichtiges Handeln /
Tun und Unterlassen
mit Blick auf Mitwelt,
Menschheit und
Zukunft
z. B. Pragmatismus /
Handlungs-Bereitschaft und
Handlungs-Fähigkeit /
anpacken und gestalten
können / nutzbringende
Weiterentwicklung der
sozialen, ökonomischen,
ökologischen und kulturellen
Bedingungen
destruktiver* Extrempol A
z. B. Verwechslung von
Glauben und Wissen /
Abgehobenheit / WeltFremdheit / Realitäts-Verlust/
Verharren in kindlichmagisch-pseudospiritueller
Irrationalität (präbewusst)
destruktiver Extrempol B
statt
statt
z. B. Handeln ohne WertOrientierung, ohne
Zukunfts- und Global-Plan
und ohne Beteiligung der
Betroffenen / welt- und
menschheits-zerstörendes
Tun oder Unterlassen
* Ob konstruktiv oder destruktiv ist immer nur vor dem Hintergrund bestimmter (und hoffentlich transparenter und konsensualer)
Wert-Orientierungen zu bestimmen. Es gilt, richtungsweisende Wert-Kriterien gemeinschaftlich zu erarbeiten.
Öffentlichkeit und Intimität
P
konstruktiver* Pol A
integrierendes Und
konstruktiver Pol B
z. B. Öffentlichkeit /
Absprache und KonsensBildung über RahmenBedingungen des
Zusammenlebens und der
Kooperation / Bereitschaft
zur Konstruktion eines
gemeinsamen WerteHintergrundes / einander
unterstützen und begleiten
z. B. Berücksichtigung
von Einzel- und
MinderheitenPositionen in
EntscheidungsProzessen /
Das Private ist auch
das Politische.
z. B. Intimität / Respekt vor
der Besonderheit und
Andersartigkeit jedes
Menschen / Achtung der
Gefühle, Bedürfnisse und
Wünsche / Erlauben von
Rückzug und Für-Sich-Sein/
Freiheit in Einzigartigkeit/
einen Schutz-Raum bieten
destruktiver* Extrempol A
z. B. kontrollieren /
verfolgen, verbannen und
vernichten von
Andersdenkenden und
Anderslebenden / Pranger
destruktiver Extrempol B
statt
statt
z. B. Individualismus /
Egozentrismus /
anomisches (Regeln verund missachtendes)
Verhalten / Dissozialität
* Ob konstruktiv oder destruktiv ist immer nur vor dem Hintergrund bestimmter (und hoffentlich transparenter und konsensualer)
Wert-Orientierungen zu bestimmen. Es gilt, richtungsweisende Wert-Kriterien gemeinschaftlich zu erarbeiten.
Einfluss-Möglichkeiten und Einfluss-Grenzen
P
konstruktiver* Pol A
integrierendes Und
konstruktiver Pol B
z. B. mutig EinflussMöglichkeiten anerkennen/
individuelle und kooperative
Gestaltungs-Macht
annehmen und nutzen/
in der Experten-Position
Gestaltungs- und LeitungsVerantwortung begrenzt
übernehmen
z. B.
begrenzten Einfluss
erkennen und nutzen/
bescheiden in der
Macht und
selbstbewusst in der
Ohnmacht
z. B. Einfluss-Grenzen
demütig anerkennen/
Bescheidenheit / loslassen /
zulassen, dass Expert/innen auf ihr Fach-Gebiet
begrenzt unter bestimmten
Bedingung entscheiden
dürfen
destruktiver Extrempol B
destruktiver* Extrempol A
z. B. Macht-Missbrauch /
Anordnen und zwingen trotz
fehlender Fähigkeit und
Legitimation / herrschen und
unterdrücken / AllmachtsVorstellungen / Sadismus
statt
statt
z. B. Flucht in die
Ohnmacht/ sich klein
machen/ mit Schwäche und
Hilflosigkeit kokettieren /
sich unterdrücken lassen
ohne Gegenwehr /
Masochismus
* Ob konstruktiv oder destruktiv ist immer nur vor dem Hintergrund bestimmter (und hoffentlich transparenter und konsensualer)
Wert-Orientierungen zu bestimmen. Es gilt, richtungsweisende Wert-Kriterien gemeinschaftlich zu erarbeiten.
Aufbruch und Stabilität
konstruktiver Pol B
konstruktiver* Pol A
z. B. Wandlungs-Offenheit;
sich öffnen für neue
Möglichkeiten, Sicht-Weisen
und Entwicklungen; neue
Erfahrungen, Eindrücke,
Erlebnisse zulassen;
wissbegierig,
experimentierfreudig und
vielfältig interessiert sein;
gesellschaftliche Normen
hinterfragen
P
integrierendes Und
z. B.
Wertgeleitete
Offenheit für
Neuschaffung und
Erhalt von
Wesentlichem,
Sinnbringendem,
Nützlichem und
Heilsamem
z. B. Stabilität durch
verbindliche Absprachen und
(auch schriftliche)
Festlegungen; gute alte Muster,
Ordnungen, Strukturen, Regeln,
Konventionen und
Gewohnheiten bewahren;
Freude am konstruktiven
Bestehenden; ruhiges,
bodenständiges Leben in
hinreichend festen Bahnen
destruktiver* Extrempol A
destruktiver Extrempol B
z. B. das Neue zum Kult
erheben, dem Fortschritt
hinterher jagen, sich dem
Mode-Diktat ausliefern; in
Dauer-Rebellion und
permanente Innovation
verfallen
z. B. Erstarrung in Traditionen;
Abwehr von Neuem und
Fremdem; Verteidigung des
Bestehenden, weil es besteht;
Erhalt überholter Werte und
Ordnungen um jeden Preis
statt
statt
* Ob konstruktiv oder destruktiv ist immer nur vor dem Hintergrund bestimmter (und hoffentlich transparenter und konsensualer)
Wert-Orientierungen zu bestimmen. Es gilt, richtungsweisende Wert-Kriterien gemeinschaftlich zu erarbeiten.
Psychologie der
Entwicklungs-Begleitung (PEB)
G
Mit diesem Text-Teil beziehe ich mich auf das Buch von Klaus Grawe:
„Psychologische Therapie“ von 2000 (2. korrigierte Auflage)
 Kern-Fragen zur Entwicklungs-Begleitung 1
 Kern-Fragen zur Entwicklungs-Begleitung 2
 Klärungs-Themen
 Konzept einer psychologischen Entwicklungs-Begleitung
 Kompetenz und Funktionen von Entwicklungs-Begleitenden
 Was macht eine kompetente Entwicklungs-Begleit-Person aus?
 Wirkung von Entwicklungs-Begleitung: drei Kompetenzen
 Perspektiven-Vielfalt
 Integration von Klärungs- und Realisierungs-Vorgehen
 Zusammenspiel bewusster und unbewusster Prozesse
 Wirk-Faktoren und Wirk-Prinzipien in der Entwicklungs-Begleitung
PEB
1. Was kann eine Psychologie, definiert als Wissenschaft vom Erleben
und Verhalten und den ihnen zugrundeliegenden Prozessen, zur
Optimierung von Konzepten und Prozessen der EntwicklungsBegleitung (Psychotherapie, Beratung, Coaching, Lehre etc.)
beitragen?
Motivation
2. Was sind psychische Prozesse und wie entwickeln und verändern sie
sich?
3. Wie können wir uns psychisches Geschehen als Zusammenwirken
von Motivationen (Wollen), Körper-Empfindungen, Emotionen
(Fühlen), Wahrnehmungen, Kognitionen (Denken) und Handeln
vorstellen?
Verhalten
4. In welcher Weise stehen Menschen zu ihrer Umgebung in Beziehung
und wie kommt es überhaupt zur Wahrnehmung der Umgebung?
unbewusste
Prozesse
5. In welcher Beziehung stehen
bewusste
Prozesse
Wahrnehmung
Kern-Fragen zur Entwicklungs-Begleitung 1
Erleben
 Verhalten (Einwirkung auf Umgebung) und Erleben (Aufnahme
der Umgebung und des Selbst) zueinander,
 bewusste, explizite Prozessen und die verschiedenen Arten von
unbewussten Prozessen, u. a. der neuronalen, hormonellen und
immunologischen Prozesse, der impliziten Lern-Prozesse, der
psychischen Vermeidungs- und Abwehr-Prozesse, zueinander
sowie zum Verhalten und Erleben?
Kern-Fragen zur Entwicklungs-Begleitung 2
Es geht bei der
Beantwortung der
Fragen darum,
die Gesamtheit der in
der Philosophie,
Psychologie, Medizin/
Psychiatrie,
Anthropologie und
Neurobiologie
erarbeiteten
Erkenntnisse
sowie der in der
Psychotherapie,
Gruppendynamik,
Pädagogik und
Didaktik
entwickelten
praktischen
Möglichkeiten der
Einflussnahme zum
Wohle der
Unterstützung und
Entwicklung
suchenden und
brauchenden
Menschen zu nutzen.
PEB
6. Wie kommt es zu Störungen dieses Zusammenwirkens und dieser
Beziehungen und zur Entstehung psychischer Störungen?
7. Wie kann man die psychischen Prozesse einschließlich ihrer
Störungen von außen dauerhaft und konstruktiv beeinflussen?
8. Welche Bedeutung haben interpersonale Beziehungen für das
Verständnis psychischer Störungen?
9. Kann man zu therapeutischen Zwecken direkt auf unbewusste
Prozesse einwirken ohne Umweg über das Bewusstsein?
10. Welche Möglichkeiten hat ein Mensch, solche unbewussten
Prozesse bei sich selbst und bei anderen zu erkennen?
11. Kann man bewusst auf eigene unbewusste Prozesse einwirken?
Wenn ja, wie?
12. Wie können Entwicklungs-Begleitende die Entwicklung suchenden
Personen dabei unterstützen, bewusste Kontrolle über unbewusste
Prozesse zu gewinnen?
13. Geben mein Vorgehen als Entwicklung-Begleit-Person und die
Situation der Entwicklungs-Begleitung insgesamt den Entwicklung
suchenden Personen die Möglichkeit, positive Wahrnehmungen
und Erfahrungen in Richtung auf die Befriedigung ihrer Bedürfnisse
(Kontrolle, Lust-Gewinn, Bindung, Selbst-Wert-Erhöhung) zu
machen?
Klärungs-Themen
Welche Bedeutung haben folgende Themen für Entwicklungs-Begleitung und
wie hängen sie zusammen?
Zustandekommen von
Veränderungen im
Verhalten/
Handeln als
Tun und
Unterlassen
Erleben als LeibEmpfinden, Fühlen
und Denken im Hierund-Jetzt
EntwicklungsBegleitung
Selbst-WertGefühl
Welche Theorie- und Wissens-Bestände sind vereinbar miteinander und
ergänzen sich wechselseitig?
PEB
Konzept einer psychologischen
Entwicklungs-Begleitung
Entwicklung
Differenzierung
Integration
grundlagenwissensschaftliche
Psychologie
psychologische
Psychotherapie
PsychotherapieForschung
PEB
 Entwicklung geschieht in Phasen der Differenzierung und Integration.
 Psychotherapie hat eine lange Phase der Differenzierung hinter sich,
hat immer mehr Therapie-Konzeptionen und Therapie-Methoden
hervorgebracht. Diese Vielfalt hat einen Grad erreicht, an dem sie
dysfunktional geworden ist. Der Differenzierungs-Grad ruft nach
Integration.
 Entwicklungs-Begleitung u. a. als Psychotherapie braucht eine neue
theoretische Grundlage, die in ihrer Reichweite über die Grenzen der
einzelnen Therapie-Ansätze hinausgeht, um das erreichte
Differenzierungs-Niveau produktiv nutzen zu können.
Diese neue theoretische Grundlage soll die bisherigen Grundlagen der
therapeutischen Ansätze nicht integrieren, sondern ablösen.
 Psychologische Psychotherapie und Entwicklungs-Begleitung ist nicht
abschließend definiert.
Sie ist immer in Entwicklung begriffen, weil sie definiert ist durch den
engen Bezug auf den Forschungs-Gegenstand
klinische
 der grundlagenwissenschaftlichen Psychologe,
Pscho der Psychotherapie-Forschung und
logie/
 der klinischen Psychologie/Psychiatrie.
Psychiatrie  Fügt man „Psycho“-Therapie „logos“ hinzu, den Stand der Wissenschaft,
sollte sie gefeit sein gegen therapieschulartige Verkrustungen.
Kompetenz und Funktionen
von Entwicklungs-Begleitenden
allgemein
empirisch
fundierte
WirkPrinzipien
biologische
Parameter
Störung
PersönlichkeitsMerkmale
LebensSituation
störungsspezifisch
Kenntnis
psychischen
Funktionierens
EntwicklungsGeschichte
PEB
 Entwicklungs-Begleitende sollten grundsätzlich ihr Vorgehen aus
einer guten Kenntnis des allgemeinen und störungsspezifischen
psychischen Funktionierens heraus sowie auf der Grundlage
empirisch fundierter allgemeiner und störungsspezifischer
Wirk-Prinzipien planen.
 Zu den individuellen Besonderheiten einer Unterstützung und
Entwicklung suchenden Person gehören neben den besonderen
Ressourcen (Stärken, Lebens-Erfahrungen, Begabungen,
Persönlichkeits-Merkmalen, Wert-Haltungen etc.) auch die
spezifischen Störungen seines Seelen-Lebens.
 Deshalb muss eine personenorientierte statt methodenorientierte
Entwicklungs-Begleitung immer zugleich auch störungsspezifisch
sein, allerdings ohne die Person damit auf ihre Störungen zu
reduzieren und ohne allein die Störungen „zu beseitigen“.
Es geht darum, mit der Eigendynamik psychischer Störungen
hinreichend vertraut zu sein, um die Rat-Suchenden bei der
Unterbrechung dieser Eigendynamik unterstützen zu können.
 Dabei muss jede psychische Störung vor dem Hintergrund
einer besonderen psychosozialen Konstellation verstanden
werden, in die Entwicklungs-Geschichte, Lebens-Situation,
Persönlichkeits-Merkmale sowie biologische Rahmen-Bedingungen
der Person eingehen.
Was macht eine kompetente
Entwicklungs-Begleit-Person aus
Entwicklungs-Begleitende sollten
1. ressourcenorientiert wahrnehmen, denken und handeln lernen
2. prozessorientiert wahrnehmen, denken und handeln lernen
3. zu Beziehungs-Expert/-innen werden
4. zu Störungs-Expert/-innen werden
5. zu Expert/-innen für die motivationale Dynamik des psychischen
Geschehens werden
6. bewältigungs- und klärungsorientiert intervenieren können
7. die Möglichkeiten verschiedener interpersonaler Settings
nutzen lernen
8. Lernen, ihr Vorgehen von einem Fall-Verständnis abzuleiten und
zu begründen
9. mehrdimensional wahrnehmen, denken und handeln lernen
PEB
Motivation
Wirkung von Entwicklungs-Begleitung:
drei Kompetenzen
Kompetenz der
Psycholog/-innen
und Didaktiker/innen
Kompetenz der
Praktizierenden
Kompetenz der
WirkungsForschenden
PEB
 Eine psychologisch fundierte Entwicklungs-Begleitung meint
Heilen mit psychologisch begründeten seelischen Mitteln.
 Was sich als geeignet erwiesen hat, seelische Prozesse wirksam
zu verändern, gehört zu den potenziellen Mitteln einer
psychologischen Entwicklungs-Begleitung als Coaching,
Bildungs-Förderung, Beratung oder Psychotherapie.
 Psychologisch fundiert ist eine Entwicklungs-Begleitung dann,
wenn man nicht nur weiß, dass sie wirkt, sondern auch weiß, wie
sie wirkt.
 Man braucht drei Kompetenzen, um die Wirkungs-Weise von
Entwicklungs-Begleitung zu verstehen und dieses Verständnis für
Begleitung zu nutzen:
1. die Kompetenz der Praktizierenden von EntwicklungsBegleitung
2. die Kompetenz der Wirkung von Psychotherapie, GruppenDynamik und Pädagogik Erforschenden
3. die Kompetenz der grundlagenwissenschaftlichen
Psycholog/-innen und Didaktiker/-innen
 Nur aus einem sich gegenseitig befruchtenden Austausch dieser
drei Kompetenz-Bereiche kann eine psychologisch fundierte
Entwicklungs-Begleitung entstehen.
Perspektiven-Vielfalt
PEB
Störungs-Perspektive, z. B. des ICD
Es ergeben sich störungsspezifische Ordnungs-Muster im Sinne von psychopathologischen Syndromen
BeziehungsPerspektive
Es werden
interpersonale
OrdnungsMuster therapeutischen
Handelns, also
die Beachtung
zwischenmenschlichen
Verhaltens
nahegelegt.
Für Entwicklungs-Begleitung
relevant sind diese perspektivenspezifischen
Bedeutungs-Welten nur, wenn eine
Verbindung zu einem allgemein als relevant
akzeptierten Bewertungs-Kriterium außerhalb
dieser Wirklichkeits-Konstruktionen
hergestellt wird und wenn sich zwischen den
Ordnungs-Mustern auf Seiten der
Entwicklung suchenden Personen und denen
therapeutischen Handelns überzufällige,
wiederholbare Zusammenhänge oder
Gesetzmäßigkeiten zeigen.
Konfliktdynamische
Perspektive
Unbewusste
OrdnungsMuster aus
Wünschen,
Befürchtungen
und AbwehrMechanismen
schälen sich
heraus.
Problemlöse-Perspektive
Ressourcen-Perspektive
Das therapeutische Handeln richtet sich auf
verbesserte Intentions-Realisierung und HandlungsKontrolle aus
Die Interventionen orientieren sich an den intraund interpsychischen Potenzialen der Rat
suchenden Personen.
Entscheidungen über die Priorität von Perspektiven müssen personenabhängig getroffen
werden. Personen können wesentlich wirkungsvoller begleitet, bestehende therapeutische
Möglichkeiten können in Betracht gezogen und ausgeschöpft werden, wenn Begleitende sich in
diesen Perspektiven auskennen und geschickt darin agieren können.
Integration von Klärungs- und RealisierungsVorgehen (K+R)
 Klärungs- und/oder Bewältigungs-Orientierung
 Eigendynamik psychischer Störungen am
Beispiel der Agoraphobie
 Handlungs-Phasen-Modell
 Nutzung aller Handlungs-Phasen
PEB
Klärungs- und/oder Bewältigungs-Orientierung
K+R
Klärungs- und Persönlichkeits-Orientierung Bewältigungs-, Störungs-, Problem(vorintentionale Realitäts-Orientierung und Lösungs-Orientierung (nachintentionale
Intentions-Veränderung)
Realisierungs-Orientierung)
 Besserung des allgemeinen physischen,
psychischen und sozialen Wohlbefindens
durch motivationale Klärung
 Besserung der Symptomatik durch
zielgerichtete Interventionen im
Handlungs-Bereich
 Beispiele:
 Beispiele:




Gesprächs-Psychotherapie
Gestalt-Therapie
Prozess-Erfahrungs-Ansatz
Psychoanalyse
 Verhaltens-Therapie, z. B. als ExpositionsTherapie
 Hypnotherapie
 Entspannungs-Verfahren
 Stärkung des Realisierungs-Willens
 Hinterfragung der Gefühl-, Wunsch- und
Bedürfnislosigkeit und Klärung der Konflikte  Erwerb/Training von Fähigkeiten samt
zwischen Wünschen und Befürchtungen
Erweiterung des Verhaltens-Repertoires
zur Verwirklichung der Intention/Ziele
 Erkennen von und abwägen und wählen
(Handlungs-Orientierung)
zwischen Alternativen
 Eine Therapie, die nicht auf die Behandlung  Eine realisierungsorientierte Therapie
kann weitreichende Intentionsder vorherrschenden Symptomatik
Veränderungen und Einsichten bewirken,
ausgerichtet ist, kann auch zu sehr
wie sie bei klärungsorientierten Therapien
deutlichen Symptom- und Befindlichkeitsangestrebt werden.
Verbesserungen führen, die denen einer
störungsspezifischen Behandlung kaum
nachstehen.
Eigendynamik psychischer Störungen am
Beispiel der Agoraphobie
K+R
 Der Entwicklung einer Agoraphobie geht meist das Erleben einer Serie von Panik-Anfällen
voraus, wobei dies Erleben ein sehr unangenehmer Zustand ist, den man mit Recht
fürchten kann.
 Das Erleben beginnt mit physiologischen Sensationen (Leib-Empfindungen), die in sich
schon sehr unangenehm sein können, aber für sich allein noch keine Panik auslösen
müssen wie Schwindel, Herzklopfen und das Gefühl, keine Luft mehr zu kriegen.
 Die Person fürchtet sich künftig vor solchen Zuständen und beginnt alles zu tun, was
dazu beitragen kann, sie zu vermeiden.
 Die Person interpretiert künftig schon Gefühle mittlerer Angst als Vorboten einer PanikAttacke und reagiert darauf so mit starker Angst, dass der gefürchtete Panik-Anfall fast mit
Sicherheit eintritt.
 Solche das Schlimmste befürchtende Kognitionen kommen bei Agoraphobikern viel
häufiger vor als bei normalen Personen.
 So geraten die Personen in einen Teufels-Kreis (negative Rückkoppelungs-Schleife), bei
dem sich selbst erfüllende Prophezeiungen eine störungsspezifische Rolle spielen.
 Es geht darum, die katastrophisierenden Kognitionen durch realitätsgerechtere zu
ersetzen und die übermäßige Aufmerksamkeit auf Leib-Empfindungen herabzusetzen.
physiologische
Sensationen
interpretiert als
Angst-Vorboten
Befürchtung einer
Panik-Attacke
Reaktion mit
starker Angst
PanikAnfall
Handlungs-Phasen-Modell
K+R
Das Handlungs-Phasen-Modell beschreibt den Prozess
vom Wünschen über das Wählen zum Wollen und Tun
Stärkung der
Wünschbarkeit in
Richtung Tun
(z. B. über
die WunderFrage) und
Unterlassen
(Was, wenn
nicht?) und
um Klärung
der Realisierbarkeit
Die Stärke
des Wollens
ergibt sich
aus dem
Produkt von
Wünschbarkeit (Wert)
und Realisierbarkeit
(Erwartung)
Wünschen und
Befürchten
Alternativen,
Abwägung
und Wahl/
Zielsetzung
präaktionale
Phase mit
Erwerb
notwendiger
Fähigkeiten
zur
Realisierung
Hier geht es
um IntentionsRealisierung,
also um den
Kontroll-Modus
der HandlungsOrientierung
als VerwirklichungsBereitschaft
Handeln als
Tun und als
Unterlassen,
z. B. als
Unterlassen
von Vermeidungen
Motivation aus
Evaluation
Intentions-Deaktivierung
Hier geht um
Konflikte in Hinblick
auf Widersprüche
zwischen sowie
Erlaubnis und
Ausdruck von
Bedürfnissen, vor
allem der, die nur
oder besser in
interaktionellen
Kontexten zu
befriedigen sind,
einschließlich der
dazugehörigen
Gefühle
Volition als
Handeln
Intentions-Initiierung
Volition als
Entscheiden
Intentions-Bildung
prozessuale
Motivation
Intentions-Klärung
inhaltliche
Motivation
Die Art der
BewältigungsErfahrung
hat erheblichen
Einfluss auf die
künftige
IntentionsBildung
Bewerten:
erfolgreich?
nützlich?
Problem
gelöst?
mehr Wohlbefinden?
weniger
Symptome?
Nutzung aller Handlungs-Phasen
K+R
Wahrscheinlich kann einem großen Teil derjenigen Rat und Unterstützung suchenden
Personen, die bei verschiedenen Therapie-Methoden jetzt noch keinen guten
Entwicklungs-Fortschritt oder Therapie-Erfolg erreichen, besser geholfen werden,
wenn Entwicklungs-Begleitende regelmäßig das gesamte Spektrum des HandlungsPhasen-Modells – von ihrem äußersten linken bis zum äußersten rechten Rand – im Auge
hätten und alle darin enthaltenen therapeutischen Möglichkeiten nutzten.
Wünschen
und
Befürchten
Alternativen,
Abwägung
und Wahl/
Zielsetzung
Klärungs-Orientierung mit der
Perspektive: Intentions-Veränderung
präaktionale
Phase mit
Erwerb
notwendiger
Fähigkeiten
zur
Realisierung
Handeln als
Tun und als
Unterlassen,
z. B. als
Unterlassen
von Vermeidungen
Bewerten:
erfolgreich?
nützlich?
Problem
gelöst?
mehr Wohlbefinden?
weniger
Symptome?
Bewältigungs-Orientierung mit der Perspektive:
Intentions-Realisierung
Es geht darum, situations- und personengerecht flexibel von einem bewältigungsorientierten Vorgehen auf ein klärungs-orientiertes Vorgehen umschalten zu können und
umgekehrt.
Zusammenspiel bewusster und
unbewusster Prozesse (buP)
 Wahrnehmung, Lernen, Gedächtnis
 Bewusste und unbewusste Prozesse
 Rationales und intuitives Erleben
 Eisberg-Modell
 Selbst und Selbst-Bild
 Wahrnehmen und Verhalten regulieren
 Wahrnehmung und Ziele
 Annäherungs- und Vermeidungs-Intentionen
 Unbewusste simultan-parallele Prozesse
 System-Ebene als Ebene des Selbst
 Konsistenz oder Konflikt
PEB
Wahrnehmung, Lernen, Gedächtnis (WLG)
 Wahrnehmung und Gedächtnis 1
 Wahrnehmung und Gedächtnis 2
 Wahrnehmung und Gedächtnis 3
 Keine Wahrnehmung ohne Erwartung
 Erinnerung als Konstruktions-Prozess
 Formen des Langzeit-Gedächtnisses
 Explizites und implizites Gedächtnis
 Implizites Wahrnehmen und Lernen
 Lernen und Gefühle
 Lernen und Ziele
buP
Wahrnehmung und Gedächtnis 1
WLG
 Durch Bahnung der Verbindungen in räumlich
verteilten neuronalen Netzen entstehen
Wahrnehmungs- und Handlungs-Bereitschaften.
 Die leichtere Aktivierbarkeit eines u. a. durch
Synchronizität zusammengebundenen ErregungsMusters können wir als Gedächtnis bezeichnen.
 Gedächtnis ist die Summe aller Erwartungen.
ErregungsMuster
im
Gedächtnis
tatsächliche
UmgebungsBedingungen
tatsächlich
entstehende
Wahrnehmung
 Wahrnehmung wird aufgrund des als Gedächtnis-Inhalt
bereitliegenden Erregungs-Musters „konstruiert“
(konstruktivistische Sicht der Wahrnehmung),
wobei die tatsächlichen Umgebungs-Bedingungen
gemeinsam mit vorgebahnten Erregungs-Mustern auf die
tatsächlich entstehende Wahrnehmung Einfluss nehmen.
 Diese neuronal vorgebahnten ErregungsBereitschaften wären das, was von Piaget als Schema
bezeichnet wurde.
 Der Konstruktions-Prozess der Wahrnehmung, in den
zusätzlich die durch die Sinne gemeldeten
tatsächlichen Umgebungs-Bedingungen eingehen,
wäre das, was Piaget mit Assimilation meinte.
Wahrnehmung und Gedächtnis 2
tatsächliche
UmgebungsBedingungen
tatsächlich
entstehende
Wahrnehmung
Innenwelt
=
Außenwelt
WLG
 Je leichter wir Wahrnehmungen auf der Grundlage unseres
Gedächtnisses aktiv konstruieren, umso mehr erscheint uns das
Wahrnehmungs-Objekt unmittelbar gegeben, als etwas, das in der
Umwelt vorhanden ist und durch unsere Sinnes-Organe in uns
einströmt.
Diese Paradoxie durchzieht unser Seelen-Leben auf allen seinen
Stufen.
 Je selbstverständlicher wir unsere übergeordneten Intentionen an
die Umgebung herantragen, desto mehr neigen wir dazu, diese als
Anforderungen seitens der Umgebung wahrzunehmen.
 Unsere Sinnes-Organe blenden vieles aus, was in der
Außenwelt passiert.
Umgekehrt enthält unsere Wahrnehmungs-Welt auch ihrem
Inhalt nach sehr vieles, was keinerlei Entsprechung in der
Außenwelt hat.
Insbesondere gehören hierzu
 das Farb- und Perspektiven-Sehen,
 alle Kategorien und Begriffe, mit denen wir die Welt – bewusst
oder unbewusst – ordnen,
 alles Bedeutungshafte in unserer Wahrnehmung (die
Ereignisse in der Umwelt sind an sich bedeutungslos),
 Aufmerksamkeit, Bewusstsein, Ich-Identität, Vorstellungen,
Denken und Sprache.
Wir wenden diese hochkomplexen Konstrukte auf die Welt an.
Sie sind ihr aber nicht entnommen.
Wahrnehmung und Gedächtnis 3
Phylogenetische Konstruktion der menschlichen
Mechanismen als Gedächtnis im weiteren Sinne
(epi-) genetisches oder
Stammes-HerkunftsGedächtnis
Gedächtnis im
engeren Sinne als
Ergebnis von Lernen –
frühkindlich und im
Erwachsenen-Alter
2 Stufen der
Wahrnehmung
vorbewusste
Verarbeitung
fokale
Aufmerksamkeit
WLG
 Das Gedächtnis ist das Bindungs-System für die
Einheit der Wahrnehmung, ist damit unser wichtigstes
Sinnes-Organ.
 Dies gilt für alle Wahrnehmungs-Inhalte, die nicht bereits
durch Konstruktion der Sinnes-Organe und der
phylogenetisch, also bei der Art-Entwicklung erworbenen
Mechanismen zusammengefügt werden (auch dies ist eine
Art Gedächtnis), sondern deren Zusammengehören
frühkindlich oder im Erwachsenen-Alter erlernt werden
muss.
 In das Gedächtnis geht das Ergreifen der Welt durch
Handeln, die erlebte Koinzidenz und Folgerichtigkeit von
Ereignissen als „Erfahrung“ ein (einschließlich
stammesgeschichtlicher Erfahrung).
 Mindestens zwei Stufen der Wahrnehmung sind zu
unterscheiden:
 eine präattentive (vorbewusste) Verarbeitung der ReizEinwirkungen ohne die Qualität bewusster
Aufmerksamkeit, z. B. im Schlaf, und
 eine wesentlich seltenere Phase der fokalen
Aufmerksamkeit, die im Sinne einer „figuralen
Synthese“ den bewusst wahrgenommenen Inhalt
erzeugt.
Keine Wahrnehmung ohne Erwartung
WLG
Es gibt zwei große Quellen der Information:
1. was wir uns während unseres Lebens aneignen.
Wir formen unsere lebensgeschichtlichen Erfahrungen unentwegt in Erwartungen um,
die wir wiederum an die Umgebung herantragen.
Lebensgeschichtlich erworbene Postulate sind Software-Erwartungen, d. h. sie
können umprogrammiert werden.
Mit psychologischen Mitteln verändert werden kann nur dieses Gedächtnis im engeren
Sinne.
2. was durch (epi-) genetische Vererbung erworben ist.
Das implizite Wissen – wobei hier eine weiter Begriff von Wissen einschließlich der
Bedürfnisse und des darauf bezogenen Bewertungs-Systems, der Emotionen,
gemeint ist und sich nicht nur auf kognitive Vorgänge bezieht – unseres Organismus
reicht weit über das Wissen hinaus, was wir auf seiner Grundlage erwerben.
Auch unsere Bedürfnisse sind Erwartungen an die Umgebung im Dienste der
Erhaltung und Reproduktion des Organismus.
Die Beschaffenheit unseres Körpers, seiner Organe, unseres Nerven-Systems ist gewissermaßen
eine Erwartung an oder Hypothese über die Umwelt, die durch Selektion beantwortet wird.
Der Organismus kann als ganzer als implizite Theorie über die Welt angesehen werden.
In der Evolutions-Geschichte sind der heutigen impliziten Welt-Theorie des menschlichen
Organismus Abermillionen Theorien vorausgegangen.
Die Funktions-Weise unseres Nerven-Systems kann als eine Erwartung an die Umwelt, als ein
Satz von Annahmen darüber angesehen werden,
 wie die Welt beschaffen ist,
 was von ihr zu erwarten ist und
 was in ihr erreicht werden kann.
Erinnerung als Konstruktions-Prozess
WLG
 Erinnerung ist als aktiver Konstruktions-Prozess aufzufassen.
Sie ist kein getreues Abbild dessen, was gewesen ist, sondern ein
Produkt aus dem, was ursprünglich einmal wahrgenommen wurde
und den Einflüssen der aktuellen Situation, in der die Erinnerung
stattfindet.
subjektive
Interpretation damals
tatsächliches
Geschehen
 Was eine Unterstützung und Entwicklung suchende Person über ihre
Lebens-Geschichte sagt, wäre als dreifache Transformation des
ursprünglichen Geschehens anzusehen:
1. Das Geschehen wäre transformiert durch seine subjektive
Interpretation zum damaligen Zeitpunkt, die nicht mit dem
„objektiven“ Geschehen übereinstimmen muss.
2. Das Geschehen wäre beeinflusst durch die Funktion, die der
gegenwärtige Bericht im Rahmen ihrer Selbst-Darstellung der
begleitenden Person gegenüber hat.
3. Das Geschehen wäre transformiert durch die Beeinflussung der
Erinnerung durch den gegenwärtigen Kontext.
 Was über Erinnerungen gesagt ist, gilt für Kognitionen ganz
allgemein.
Sie sind nur zum Teil Widerspiegelungen dessen, was ist oder war.
Sie sind gleichzeitig Interpretationen im Sinne der aktuellen
Intentionen und sie steuern das Verhalten im Sinne dieser
Intentionen.
Formen des Langzeit-Gedächtnisses (LG)
WLG
 Einflüsse auf das Gedächtnis beeinflussen die Grundlage für Erleben und Verhalten.
 Statt von Gedächtnis-Prozessen könnte man auch von Lern-Prozessen sprechen.
ArbeitsGedächtnis
LangzeitGedächtnis
Das Miteinander von bewussten und unbewussten
Prozessen und die Verknüpfung von perzeptuellen und
konzeptionellen Gedächtnis-Spuren ist nicht nur die Grundlage
des Entscheidens, sondern des höheren Lernens überhaupt.
assoziatives
Lernen
nicht-assoziatives
Lernen
Habituation:
Reaktion wird
schwächer
Sensibilisierung:
Reaktion wird
stärker
Es gilt, implizitunbewusste und
konzeptuellbewusste
psychische
Prozesse in
einheitlicher
Sicht-Weise zu
verbinden.
nicht-deklarativ / implizit / perzeptuell /
automatisch/ unbewusst, d. h. nicht mit
bewusstem Erinnern verbunden/
assoziative Reaktions-Funktionen
deklarativ / explizit /
konzeptionell / bewusst /
Erinnerung nicht
modalitäts-spezifisch
episodisch:
Biografie
retrospektiv:
vergangene
Ereignisse
semantisch:
Fakten
prospektiv:
Behalten von
Plänen
und
Absichten
prozedurales
Lernen
Fertigkeiten
(skills)
implizites
RegelLernen
Priming/
Bahnung
konzeptionell /
bewusst
perzeptuell /
unbewusst
Konditionieren
klassisch
operant:
belohnen und
bestrafen
Wir müssen davon ausgehen, dass ein komplexer Einfluss wie
die Entwicklungs-Begleitung immer Auswirkungen auf mehrere
Gedächtnis-Arten gleichzeitig hat und dass dabei ablaufende
Prozesse sich gegenseitig beeinflussen.
Explizites und implizites Gedächtnis
WLG
Explizites Gedächtnis
Implizites Gedächtnis
 Es werden Bedeutungen gespeichert
 Perzeptuelle Repräsentationen, präattentive
unabhängig von der Sinnes-Modalität,
Wahrnehmungen, also solche, für die nie
durch die sie aufgenommen wurden.
bewusste Inhalte gebildet wurden, können
Ein geschrieben gelernter Inhalt wird,
nur „bottom up“ und nicht „top down“, also
z. B. auch durch Hören wiedererkannt.
nicht intentional aktiviert werden.
 Die Erinnerungs-Leistung hängt vor allem  Sie sind dauerhaft und bei entsprechender
von der Verarbeitungs-Tiefe beim
datengetriebener Reaktivierung auch noch
Einprägen ab, z. B. behält man einen Text
lange Zeit verhaltenswirksam.
besser, wenn man ihn gut verstanden,
Diese Gedächtnis-Spuren sind an die
d. h. mit vorhandenen Gedächtnis-Inhalten
Sensorik des jeweiligen Sinnes-Systems
in Beziehung gesetzt hat.
gebunden, in der die Reiz-Reaktions Es werden bevorzugt solche Inhalte
Koppelung stattgefunden hat, deshalb
erinnert, die bei ihrer Einprägung mit
modalitätsspezifisch und kaum transferabel.
einem ähnlichen motivationalen und
 Alle Inhalte des impliziten Gedächtnisses und
emotionalen Zustand verbunden waren
damit die Grundalgen des Großteils
(zustandsabhängiges Lernen oder
unbewusster Prozesse können also nur
Kontext-Sensitivität), z. B. werden in
prozessual aktiviert und reaktiviert werden,
gehobener Stimmung Inhalte leichter
aber nicht über inhaltliche Thematisierung.
erinnert, die man bei gehobener Stimmung  Wenn Inhalte des perzeptuellen
aufgenommen hat.
Gedächtnisses bottom-up prozessual
Das macht den Wert der dialogischen
reaktiviert wurden, können darüber
Inszenierungen unter Einbeziehung des
konzeptionelle Inhalte gebildet werden.
Leib-Erlebens aus (Biodrama).
Der umgekehrte Weg ist nicht möglich.
Implizites Wahrnehmen und Lernen
WLG
 Implizite Gedächtnis-Inhalte nehmen Einfluss auf unsere
Wahrnehmungen, unsere Emotionen und unser
Verhalten, aber sie können nicht in komplexere Denk- und
Bereitschaften
Planungs-Prozesse einbezogen werden und deshalb auch
zu emotionalen
nicht - wie die Inhalte des konzeptionellen Gedächtnisses Reaktionen
willentlich genutzt werden.
impli Implizites Lernen ist nicht Lernen zweitrangiger oder
zites
nebensächlicher Art. In mancher Hinsicht ist das implizite
Lernen
Lernen dem konzeptionellen Lernen überlegen. Seine
von
simultane Verarbeitungs-Kapazität ist viel größer und es ist
weniger störanfällig.
 Die Tatsache, dass Menschen, die von psychischen
Störungen betroffen sind, auf das ihre Störung
charakterisierende Erleben und Verhalten in der Regel
keinen intentionalen Einfluss nehmen können, spricht dafür,
Lernen hängt nicht nur von
dass das implizite Gedächtnis als Grundlage dieser
Reiz-Einwirkungen aus der
Störungen eine wesentliche Rolle spielt.
Umgebung ab, sondern von der
Dies hat erhebliche Konsequenzen für EntwicklungsLern-Bereitschaft, d. h. von den
Begleitung.
vorgebahnten neuronalen
Erregungs-Mustern.
 Um Kontrolle über implizite Prozesse zu bekommen,
Was uns interessiert, nehmen
müssen sie erst modalitätsspezifisch aktiviert und in diesem
wir mühelos in unser
aktivierten Zustand zum Gegenstand bewusster
Gedächtnis auf.
Aufmerksamkeit werden.
Was uns langweilt, müssen wir
Es ist also nicht so, dass keine Kontrolle über diese
vielfach wiederholen, bis es
Zustände möglich ist, aber die Kontrolle muss einen Umweg
Gedächtnis-Besitz wird.
über eine vorherige prozessuale Aktivierung nehmen.
Lernen und Gefühle
Assoziationen
wiederkehrende
Wahrnehmungen
Bereitschaft für
bestimmte
Emotionen
ähnliche
Wahrnehmungen
WLG
 Mit emotionalen Attraktoren sind solche emotionalen Zustände
gemeint, die zusätzlich zu den zielorientierten Intentionen einen
bestimmenden Einfluss auf das psychische Geschehen nehmen.
 Beim Lernen – jedenfalls beim Lernen unter natürlichen LebensBedingungen – spielen Gefühle eine sehr wichtige Rolle sowohl im
Hinblick auf das Bereitmachen für oder die Abwehr von neuen LernErfahrungen als auch im Hinblick auf den Erwerb von GefühlsReaktionen selbst. Auch die Bereitschaften für bestimmte Gefühle sind
Teil des Gedächtnisses.
 Emotionen sind stete Begleiter des psychischen Geschehens.
Sie haben eine wichtige Funktion als Korrelat, als ergänzende
Wechselbeziehung von Inkongruenz-Signalen, von Diskrepanzen
zwischen Intentionen und Wahrnehmungen beim Verfolgen von
Intentionen, wenn also – in der Sprache der Kontroll-Theorie –
bestimmte Soll-Werte nicht eingehalten werden.
 Wechselseitige Aufschaukelungs-Prozesse von Wahrnehmungen und
Emotionen liegen mit großer Wahrscheinlichkeit psychischen Störungen
wie Ängsten und Depressionen zugrunde.
 Wenn eine emotionale Reaktions-Bereitschaft sehr stark vorgebahnt ist,
reichen kleine Ereignisse aus, um den betreffenden emotionalen Zustand
hervorzurufen. Dieser Zustand hat wegen der positiven RückkoppelungsProzesse eine sich selbst aufrechterhaltende und verstärkende Tendenz.
Lernen und Ziele
WLG
 Lernen ist normalerweise in einen motivationalen Kontext eingebettet und findet
einer selbstbestimmten Eigenaktivität des Individuums statt.
Entwicklungs-Begleitung hat diese Tatsache durch kooperative, angebotsoffene und
emanzipatorische Konzeption der Entwicklungs-Prozesse zu berücksichtigen.
 Psychische Aktivität ist immer von Zielen bestimmt.
Auch Lernen, also das Umorganisieren und Bilden neuer Gedächtnis-Inhalte beim
komplexeren Lernen erfolgt immer unter dem Einfluss und im Dienste von Zielen.
Komplexes Lernen ist das Entstehen neuer, komplexerer neuronaler Erregungs-Muster.
Ziele und Ziel-Kriterien kann man sich als neuronale Erregungs-Muster, also als Schemata
vorstellen.
 Durch „Emergenz“ neuer, komplexerer neuronaler Erregungs-Muster entstehen neue
Qualitäten des psychischen Funktionierens.
Erregungs-Muster höherer Ordnung, also Meta-Kognitionen, können die Muster niedrigerer
Ordnung einbinden. Diese arbeiten nach ihrer Etablierung auf den Erregungs-Mustern, aus
deren kombinierter Aktivität sie entstanden sind und binden diese in einen neuen
Zusammenhang ein.
 Ein großer Teil dessen, was in Entwicklungs-Begleitung gelernt wird, ist dieser
komplexeren Form des Lernens zuzurechnen, die immer einen Bezug auf Ziele des
betreffenden Individuums hat.
 Wird Entwicklungs-Begleitung in einem abstrakten Sinne als Verändern von GedächtnisInhalten, dann gehören zu den Gedächtnis-Inhalten auch die Ziele des Individuums und die
Relationen der Ziele zu den von ihnen bestimmten Prozessen.
Wegen ihrer zentralen funktionalen Rolle im psychischen Geschehen muss jede
Intervention darin die jeweils aktivierten Ziele berücksichtigen.
Bewusste und unbewusste Prozesse
buP
 Sobald man außer einem bewussten auch einen nicht bewussten Funktions-Modus
der psychischen Aktivität annimmt,
braucht man Konzepte über das Verhältnis der Funktions-Modi zueinander.
 Das Zusammenspiel von unbewussten oder impliziten und bewussten oder expliziten
psychischen Prozessen hat größte Bedeutung
 sowohl für das Verständnis psychischer und psychosomatischere Störungen
 als auch für das Verständnis der Prozesse, die während einer EntwicklungsBegleitung ablaufen.
bewusster, expliziter
Funktions-Modus
Verhältnis
Bewusste Prozesse
 explizit (Gedächtnis-Forschung)
 attentiv/bewusst (Wahrnehmungs-Forschung)
 digital-verbal (Kommunikations-Forschung)
 konzeptuelle Interpretations-Funktion
unbewusster, impliziter
Funktions-Modus
Unbewusste Prozesse
 implizit
 präattentiv/vorbewusst
 analog-nonverbal
 assoziative Reaktions-Funktion
Rationales und intuitives Erleben
Rationales System
 analytisch
 logisch (begründungsorientiert)
(Was ist einsehbar?)
 Verhaltens-Regelung über bewusste
Bewertung von Ereignissen
 Die Realität wird in abstrakte
Symbole (Wörter und Zahlen) gefasst
 Langsamerer Vorgang: an der
zurückliegenden Aktion orientiert
 Schnelle Veränderung mit der
Geschwindigkeit von Gedanken
 Lernen aus symbolischer Abbildung
der Erfahrungen
 Höher differenziert und integriert
 Aktiv und bewusst erkundet:
Wir kontrollieren unsere Gedanken.
 Erfordert Rechtfertigung durch Logik
in Verbindung mit Offensichtlichkeit
buP
Intuitives Erlebens-System
 ganzheitlich
 emotional (lust- oder unlustorientiert)
(Was fühlt sich gut an?)
 Verhaltens-Regelung über „Schwingungen“
aus früheren Erfahrungen
 Die Realität wird in konkrete Bilder und
Metaphern gefasst
 Schneller Vorgang: an der gegenwärtigen
Aktion orientiert
 Nur langsame Veränderung durch oft
wiederholte Erfahrungen – direkt oder indirekt
 Erfahrungs-Lernen
 Grob differenziert und integriert
 Vorbewusst und passiv erlebt:
Wir sind von Gefühlen in Besitz genommen.
 Offensichtlich gültig:
Zu erleben heißt zu glauben
Eisberg-Modell
buP
Das rationale System kann vom Konkreten
abstrahieren, sich von den Situationen lösen und
damit verzögertes, genaues Planen ermöglichen.
explizitrationalbewusste
Prozesse
Beide Systeme sind
gleichzeitig aktiv.
implizitvorbewusste
Prozesse
unbewusste Prozesse
Man kann beide
Systeme kombinieren.
Das implizite System
 ist in einer ganzheitlichen Weise auf konkrete
Situationen und Erfahrungen bezogen
 ermöglicht auf einfachem Niveau ohne viel
Aufwand ein sehr schnelles, aber dafür nicht
genaues Reagieren
 ist auf höherem Niveau (je größer die Erfahrungen
in einem Bereich sind) eine Quelle intuitiver
Weisheit und Kreativität
Selbst und Selbst-Bild
Selbst
Selbst-Bild
Das Selbst-Bild
 ist Teil des
konzeptuellen
Systems.
Es ist das,
was die
Person glaubt
zu sein, was
sie über sich
denkt.
 schöpft aus
den im
konzeptuellen
Gedächtnis
verfügbaren
Inhalten.
buP
 Das Selbst ist die persönliche Realitäts-Theorie, die Theorie über
die Welt, die sich phylogenetisch im Laufe der Evolution und
ontogenetisch als Erfahrungen des Individuums im Gedächtnis
herausgebildet hat.
Das Selbst ist die Theorie eines Menschen darüber, was er tun muss
und tun kann, um in der Welt, in der er lebt, die Bedürfnisse zu
erfüllen, die jedem durch seine Eigenart als Mensch vorgegeben sind.
 Bestandteile dieser Theorie sind grundlegende deskriptive und
motivationale Postulate, die aus emotional bedeutsamen LebensErfahrungen abgeleitet wurden. Das Selbst ist also die Summe der
Überzeugungen eines Menschen, die ihn selbst und die Welt betreffen,
und seiner motivationalen Schemata.
 Die motivationalen Schemata, die ein Mensch entwickelt, sind seine
implizite Theorie darüber, was er tun muss, um seinen Bedürfnissen
gerecht zu werden. Diese motivationalen Schemata sind ein Produkt
aus den Bedürfnissen und der Beschaffenheit der Lebens-Umgebung,
in die ein Kind hineingeboren wurde.
 Mit dem Selbst als Realitäts-Theorie ist das implizite Gedächtnis
gemeint. Das implizite Selbst ist dem Selbst-Bild vorgeordnet.
Das Selbst muss nicht mit dem Selbst-Bild übereinstimmen.
 Es ist in der Entwicklungs-Begleitung wichtig, sich auf die Veränderung
des impliziten Selbst der Rat suchenden Person auszurichten und
nicht so sehr darauf, was sie über sich denkt.
Wahrnehmen und Verhalten regulieren
buP
Was wir wahrnehmen, ist wesentlich davon bestimmt, was wir an die Umgebung herantragen.
9. Regulations-Ebene: System – Konsistenz- oder Stimmigkeits-Erwartungen des Selbst
werden vorgegeben, die durch Verhalten erfüllt werden sollen
Verhalten will
eine von
Zielen
bestimmte
WahrnehmungsQualität
herstellen.
Darum wird
der sensorische Input
mit der
erwarteten
Wahrnehmung
verglichen.
8. Regulations-Ebene: Prinzip - intentionale oder Vermeidungs-Schemata, LeitMotive, Lebens-Skripte, Glaubens-Sätze, z. B. Sei ein netter Mensch
7. Regulations-Ebene: Programm (Integration der Signale zu bewussten
Handlungs-Programmen), z. B. Biete deinen Gästen etwas zu trinken an
6. Regulations-Ebene: Beziehung (zwischen wahrgenommenen
Sachverhalten), z. B. Fülle Kaffee-Pulver in die Kaffee-Maschine
5. Regulations-Ebene: Sequenz (Invarianz: zeitliche Reihenfolge),
z. B. Fülle den Messlöffel mit Kaffee-Pulver
4. Regulations-Ebene: Veränderung (Bewegungs-Wahrnehmung),
z. B. Tauche den Messlöffel in die Kaffee-Dose
Analyse des
sensorischen
Inputs
sensorischer
Input
3. Regulations-Ebene: Konfiguration/Muster (invariante Beziehungen
zwischen Empfindungen), z. B. Hand soll den Messlöffel umfassen
2. Regulations-Ebene: Empfindung (Transformation der IntensitätsSignale in Wahrnehmungs-Qualität), z. B. Greifen
Effekt auf
Umwelt
1. Regulations-Ebene: Intensitäts-Signale (mehrere neuronale
Signale), z. B. Muskel-Anspannungen
Wahrnehmung und Ziele
buP
 Die gesamt psychische Aktivität ist darauf
ausgerichtet, Ist-Soll-Diskrepanzen zu verringern
oder zu vermeiden.
Realität
Ziele
Wahrnehmung
 Die gesamte psychische Aktivität ist darauf
ausgerichtet, Wahrnehmungen im Sinne bestimmter
Ziele herbeizuführen.
 Wir leben in einer von uns selbst erzeugten Welt.
Eine andere Welt gibt es für uns nicht.
Es gibt zwar eine von unserer Existenz unabhängige
Welt mit physikalischen und chemischen
Gesetzmäßigkeiten.
Aber wir leben in einer Erfahrungs-Welt, die unsere
Signal-Verarbeitung aus den physikalischen und
chemischen Einwirkungen auf unseres Sinnes-Organe
macht.
 Die in der Hierarchie unteren Regulations-Ebenen
sind einerseits Voraussetzung für die höheren
Regulations-Ebenen.
Diese Beziehung, dass die Prozesse auf der höheren
Ebene diejenigen auf der unteren Ebene voraussetzen,
gilt auch aktualgenetisch.
Annäherungs- und VermeidungsIntentionen
9. System
8. Prinzip
7. Programm
6. Beziehung
5. Sequenz
4. Veränderung
3. Konfiguration
2. Empfindung
1. Intensität
buP
 Meistens werden Handlungen auf der Programm-Ebene identifiziert.
 Trotzdem kann man auf die Frage, warum oder wozu man das tut, was
man gerade auf der Programm-Ebene identifiziert hat, oft auf Anhieb
beantworten. Man hat ein Konzept dieser übergeordneten Intention und
kann sie sich ins Bewusstsein rufen.
Dies gilt für Intentionen, die darauf ausgerichtet sind, bestimmte
Wahrnehmungen herbeizuführen, also für Annäherungs-Intentionen,
die vor allem unter der Ressourcen-Perspektive wichtig sind.
 Unter der Problem-Perspektive sind solche Intentionen relevanter, die
darauf ausgerichtet sind, Wahrnehmungen von bestimmter Art zu
vermeiden, also die Vermeidungs-Intentionen.
Vermeidungs-Intentionen sorgen dafür, dass sich die Aufmerksamkeit
nicht auf das Vermiedene und auf das Vermeiden richtet.
Da Bewusstsein das Ergebnis von Bewusstheit ist, fehlen BewusstseinsInhalte für Kontroll-Prozesse, von denen die bewusste Aufmerksamkeit
immer aktiv abgelenkt wurde. Die Vermeidungs-Bedeutungen können
nicht gedacht werden. Es erfolgt keine zutreffende Identifizierung des
eigenen Verhaltens im Sinne dieser Vermeidungs-Intentionen. Damit fehlt
die Voraussetzung für eine bewusste Kontrolle des VermeidungsVerhaltens.
RessourcenPerspektive
AnnäherungsIntentionen
VermeidungsIntentionen
ProblemPerspektive
Unbewusste simultan-parallele Prozesse
Konflikte?
A
B
C
9
9
9
8
8
8
7
7
7
6
6
6
5
5
5
4
4
4
3
3
3
2
2
2
1
1
1
buP
 Im Bewusstsein ist grundsätzlich nur ein kleiner Teil davon repräsentiert,
was prozessual gerade geschieht:
Warum tut man das, was man tut?
Die Prozesse sind darauf ausgerichtet, Wahrnehmungen im Sinne
bestimmter Ziele herzustellen, und zwar immer mehrerer Ziele
gleichzeitig.
Erleben und Verhalten eines Menschen ist also grundsätzlich
jederzeit von mehreren Intentionen (A,B und C) bestimmt.
 Realisierung neuer Intentionen heißt Verhaltens-Änderung.
Wenn eine Intention bewusst verfolgt wird, befindet sie sich in einem
„privilegierten“ Status der Verhaltens-Kontrolle zur IntentionsRealisierung.
Das heißt aber nicht, dass alle anderen gleichzeitig aktivierten
Intentionen überhaupt nicht realisiert werden.
Sie fließen nur in einem anderem Modus der Verhaltens-Kontrolle in das
Verhalten ein.
 Es laufen also mehr oder weniger bewusste Handlungs-Prozesse
simultan-parallel, die auch im Konflikt miteinander stehen und sich
gegenseitig behindern können.
Unbewusste Konflikte lassen sich auf der Grundlage eines SystemModells mit hierarchisch-sequenzieller und simultan-paralleler
Organisation der ablaufenden Prozesse besser konzipieren als in einem
Modell, in dem nur eine isoliert Handlungs betrachtet wird.
System-Ebene als Ebene des Selbst
9. System
8. Prinzip
7. Programm
6. Beziehung
5. Sequenz
4. Veränderung
3. Konfiguration
2. Empfindung
1. Intensität
buP
 Man kann höchste Regulations-Ebene „System“ auch als Selbst des
Individuums bezeichnen.
Auf höchster Ebene ist das psychische Funktionieren darauf ausgerichtet,
 Wahrnehmungen im Sinne eines bestimmten Selbst herbeizuführen und
 Wahrnehmungen zu vermeiden, die mit den Vorgaben des Selbst
unvereinbar (inkonsistent) sind.
 Eine der wichtigsten Vorgaben des Selbst ist ein Mindestmaß an
Übereinstimmung (Vereinbarkeit, Konsistenz) der jeweiligen Intentionen.
Intentionen, die in scharfem Konflikt miteinander stehen, erzeugen auf
höchster Regulations-Ebene ein starkes Abweichungs- oder InkongruenzSignal, das man auch als Alarm-Signal ansehen kann.
Es liegt nahe, dass auch die bewusste Aufmerksamkeit im Dienste dieses
vorrangigen Selbst-Zieles eingesetzt wird: Es wird vermeiden, Konflikte
bewusst wahrzunehmen.
 Da die gesamte psychische Organisation darauf ausgerichtet ist, solche
Konflikte oder Diskrepanzen oder Inkonsistenzen zu verringern bzw. zu
vermeiden, ist, wenn sich die Diskrepanz durch „Bewusstseins-Druck“ zu
vergrößern droht, mit verstärktem Vermeiden zu rechnen, d. h. auch mit
einer Abwehr des Bewusstwerdens. Dies entspricht dem Vorgang des
Widerstandes (Psychoanalyse).
 Echte Veränderung ist nur durch interne Reorganisation des Systems selbst,
der intrinsischen Referenz-Größen, d. h. der Selbst-Identität, möglich und
kann nicht gegen die Ziele eines Individuums erfolgen.
Konsistenz oder Konflikt
9. System
8. Prinzip
7. Programm
6. Beziehung
5. Sequenz
4. Veränderung
3. Konfiguration
2. Empfindung
1. Intensität
buP
 Bei einer solchen System-Betrachtung wird einsichtig, wieso intentionale
Konflikte - also Intentionen, die logisch unvereinbar sind, aber gleichzeitig
auf Realisierung dringen - auf höchster Regulations-Ebene so weitreichende
negative Auswirkungen auf das psychische Geschehen haben können.
 Auf der System-Ebene ist der Aspekt, der vorrangig reguliert werden
muss, die Vereinbarkeit oder Konsistenz der ablaufenden Prozesse.
Wesentliches Merkmal eines Systems ist ja seine Ganzheitlichkeit.
Da leuchtet es ein, dass ein Mindestmaß an Konsistenz gewahrt sein muss,
damit das System funktionieren kann.
Konflikte sind das Gegenteil von Konsistenz. Sie gefährden und
beeinträchtigen daher das Funktionieren des Gesamtsystems.
 Die Auswirkungen auf das Erleben und Verhalten erfolgen auf allen
Regulations-Ebenen über das Inkongruenz-Signal.
 Daraus wird auch der Zusammenhang zwischen Konflikten und psychischen
Störungen einsichtig.
Die dauerhaft veränderten Emotionen, die bei den meisten psychischen
Störungen eine so große Rolle spielen, sind ein Korrelat der andauernden
Inkonsistenz-Signale auf höchster System-Ebene, die eine unmittelbare
systemeigene Rückmeldung der Konflikte darstellen.
 Zur Überwindung eines Konfliktes müssen mindestens drei Ziele
aktiviert werden, nämlich die beiden im Konflikt miteinander
stehenden Ziele und ein weiteres, vom dem die Volitions-Stärke für
Hingucken und Aushalten kommt.
Modelle des psychischen Geschehens (MpG)
 Vier-Ebenen-Modell psychischen Geschehens
 Entwicklungs-Raum
 Entwicklung und/oder Veränderung
 Was meint Entwicklung?
 System-Ebene: Konsistenz-Prinzip
 Bedürfnis-Ebene
 Schemata, Attraktoren und Psyche
 Gesamt-Modell psychischen Geschehens
PEB
Vier-Ebenen-Modell psychischen Geschehens
MpG
Entwicklungs-Raum
System-Ebene
Rückmeldung
über Konsistenz
Streben nach
Konsistenz
Bedürfnis-Ebene
KontrollBedürfnis
Lust-Gewinn/
Unlust-Vermeidung
BindungsBedürfnis
Selbst-WertErhöhung
Streben nach
Bedürfnis-Befriedigung
Rückmeldung
über BedürfnisBefriedigung
Ebene motivationaler Schemata/Attraktoren
intentionale
Schemata
Rückmeldung über
Realisierung
KonfliktSchemata
VermeidungsSchemata
Übersetzung in Verhalten
in Raum und Zeit
Realisierungs-Ebene
Bottom-upAktivierung
motivationaler
Schemata
Entwicklungs-Raum
psychisches
System mit
BedürfnisSpannungen
motivationale
Schemata/
Attraktoren
zum
SpannungsAbbau
Umwelt,
durch den
BedürfnisFilter erlebt
als
EntwicklungsRaum
MpG
 Nach der dynamischen System-Theorie ist das psychische System auf
ständigen Austausch von Materie, Energie und Information mit der
Umgebung angewiesen.
Sonst sind prinzipiell keine dynamischen Gleichgewichte (siehe Konzept
der dissipativen Strukturen) fern von stationären GleichgewichtsZuständen (Entropie) möglich.
 Die Bedürfnisse eines Menschen stehen über die motivationalen
Schemata in ständiger Wechselwirkung mit der Umgebung, die
ihrerseits Anforderungen an das Individuum stellt.
Diese Anforderungen gewinnen ihre Bedeutung aber im Hinblick auf die
motivationalen Schemata oder Attraktoren der Person.
 Umwelt existiert für den Menschen nicht als objektive Realität, sondern
als bewusstseins- und damit auch bedürfnisgefilterte Wirklichkeit.
Dieser Sachverhalt ist von Lewin in seiner Feld-Theorie prägnant gefasst
worden mit seinem Konzept des Lebens-Raums als Umwelt aus
subjektiven Bedeutungen, aus Valenzen (Wertigkeiten) oder
Spannungs-Zuständen, die Aufforderungs-Charakter zu bestimmten
Handlungen in Bezug auf die Bedürfnisse haben.
Handlungs-Ziele haben demnach den Charakter von QuasiBedürfnissen.
 Wenn wir uns ein System als prinzipiell in Entwicklung vorstellen, wäre
es treffender, statt von einem Lebens-Raum von einem um die ZeitDimension ergänzten Entwicklungs-Raum zu sprechen.
Entwicklung und/oder Veränderung
MpG
Grundlage für die Veränderung und Entwicklung psychischer Prozesse sind neben von
außen, unabhängig vom Verhalten des Systems einwirkenden einschränkenden, oder
ermöglichenden Bedingungen (constraints) vor allem die wechselseitigen Rückkopplungen
innerhalb des Systems selbst, also die Wechselwirkung zwischen Ordnungs-Parametern
(constraints) und Kontroll-Parametern.
Was man als Ordnungs- oder als Kontroll-Parameter ansieht, hängt von der Perspektive ab.
Ein psychischer Attraktor kann gleichzeitig eine einschränkende oder ermöglichende
Bedingung für andere über-, neben- oder untergeordnete Attraktoren sein.
Entwicklung
Veränderung
 Entwicklung bedeutet, dass ein neuer Ordnungs-Zustand
des Systems etabliert wird.
Dies setzt voraus, dass im Gedächtnis kein Attraktor
vorhanden ist, der geeignet ist, den jeweiligen SpannungsZustand abzubauen.
Veränderung findet statt,
wenn ein bereits im
Gedächtnis vorhandener
Attraktor aktiviert wird,
wenn also
entsprechende
neuronale ErregungsBereitschaften bestehen,
die geeignet sind, den
jeweiligen SpannungsZustand zu reduzieren.
 In diesem „Schwebe-Zustand“ (das Alte funktioniert nicht
mehr und das Neue ist noch nicht da) wird aus den
natürlichen Fluktuationen des Systems ein Zustand
ausgewählt und durch positive Rückkopplungen verstärkt,
der den Spannungs-Zustand reduziert.
Es werden neue Nerven-Verbindungen gebahnt.
Was meint Entwicklung?
MpG
 Sehr wichtig für Entwicklungs-Begleitung ist die Einsicht, dass Entwicklung nur einen
Zeit-Pfeil kennt: den nach vorn von der Gegenwart in die Zukunft. Eine Veränderung
von Attraktoren ist nur von der Gegenwart zur Zukunft hin möglich, nicht von der
Vergangenheit in die Gegenwart.
Entwicklung weist von der Gegenwart in Richtung Zukunft
 Unser Gedächtnis ermöglicht uns in beschränktem Maße, Bilder aus der Vergangenheit
in die Gegenwart zu transportieren.
Aber der Transport geschieht mit den Mitteln des heutigen psychischen Funktionierens,
unter dem Einfluss der heutigen Motive, Wahrnehmungs- und Denk-Kategorien usw.
Die Vergangenheit wirkt über zweierlei Weise in der Gegenwart:
1.
2.
Prozessual dadurch, dass gegenwärtige Erregungs-Bereitschaften ein Niederschlag
vergangener Erfahrungen sind.
Inhaltlich dadurch, dass vergangene Ereignisse in symbolischer Form im konzeptuellen
Gedächtnis gespeichert sein können. Über sie gibt es einen Zugang zu damaligen Emotionen.
 Ein Zurück auf die Stufe damaligen Funktionierens ist nicht möglich, weil GedächtnisSpuren der Vergangenheit mit neuen neuronalen Bahnungen überschrieben wurden.
Die Vergangenheit wurde zwar nicht ausradiert, aber auf der Grundlage der früheren
haben sich neue neuronale Verbindungen entwickelt.
 Aktivierung neuronaler Erregungs-Muster ist nur in der Gegenwart möglich.
Es können nur heute bestehende neuronale Erregungs-Bereitschaften aktiviert werden,
nicht jedoch diejenigen, die ehemals das psychische Funktionieren bestimmt haben.
 Ohne reale neue Erfahrungen, die die bestehenden synaptischen VerbindungsGewichte ändern, kann keine Entwicklung erwartet werden.
System-Ebene: Konsistenz-Prinzip (KP)
 Selektions-Kriterien
 Konsistenz-Prinzip
 Konsistenz, Inkonsistenz und Gesundheit
 Konsistenz-Gefährdung durch…
 Mechanismen zur Konsistenz-Herstellung
MpG
Selektions-Kriterien
KP
 Neue Ordnungs-Zustände von Systemen werden nach bestimmten
Kriterien selektioniert.
Zum Beispiel werden neue biologische Ordnungs-Zustände nach Kriterien der
Überlebens-Fähigkeit (Selbst-Erhaltung) und der Reproduktions-Fähigkeit (ArtErhaltung) selektioniert.
 Wie es in einem Öko-System viele verschiedene koexistierende, sich
wechselseitig voraussetzende und beeinflussende Ordnungs-Zustände –
Pflanzen und Tiere – gibt, gibt es in einem Organismus viele sich
wechselseitig voraussetzende und beeinflussende Ordnungs-Zustände:
den Herz-Schlag, die Nieren-Funktion, Bewegungs-Koordination usw.
Auch diese Ordnungs-Zustände sind in der Phylogenese und zu einem
geringen Teil in der Ontogenese selektioniert worden.
Ein sehr wichtiger Teil des Organismus ist bei höheren Lebewesen das
Nerven-System.
 Selektion im Bereich der neuronalen Erregungs-Muster findet
ebenso wie auf der Ebene von Ökosystemen nach vorgegebenen
Werten statt.
Diese Werte sind die Grund-Bedürfnisse und das KonsistenzPrinzip.
 Die individuumspezifischen Mittel zur Befriedigung der
Grundbedürfnisse sind die jeweiligen motivationalen Schemata.
 Psychische Aktivität ist darauf ausgerichtet, mit den Ziel-Komponenten
der motivationalen Schemata kongruente Erfahrungen herbeizuführen.
Konsistenz-Prinzip
Streben nach Konsistenz
bzw. nach InkonsistenzReduktion oder Abbau von
Bedürfnis-Spannungen mit
Hilfe motivationaler
Schemata
extern:
(Außenanpassung)
Streben nach
Kongruenz
bzw. nach
InkongruenzReduktion
intern:
(Binnenregulation)
Streben nach
Konkordanz
bzw. nach
DiskordanzReduktion
motivationales Schema oder
motivationaler Attraktor
FähigkeitsAspekt
MotivationsAspekt
KP
 Das Streben nach Konsistenz bzw. nach Reduktion
von Inkonsistenz stellt das Grundprinzip des
psychischen Geschehens dar.
 Psychische Ordnungs-Muster, die InkonsistenzSpannungen wirksam reduzieren, werden in der
ontogenetischen Entwicklung selektioniert.
 Wenn neuronale Erregungs-Muster nach dem
Konsistenz-Prinzip selektioniert werden, hat das
immer einen Fähigkeits- und einen
motivationalen Aspekt.
 Wozu man motiviert ist, kann nur dann selektioniert
werden, wenn es auch gekonnt wurde, weil sonst
nichts sattgefunden hat, was hätte selektioniert
werden können.
Motivationale Schemata, die tatsächlich existieren,
haben also immer auch einen Fähigkeits-Aspekt.
 Konsistenz als externe Abstimmung wird als
Kongruenz bezeichnet.
 Sie unterscheidet sich von interner Konsistenz,
die man auch als Konkordanz bezeichnen könnte.
Konsistenz
Konsistenz,
Kongruenz,
Konkordanz,
Kohärenz
Inkonsistenz,
Inkongruenz,
Diskordanz,
Dissonanz,
Konflikt,
Dissoziation
KP
 Die Forderung nach Konsistenz der psychischen Prozesse ist aus der SystemPerspektive die grundlegende Forderung an die psychische Aktivität.
Konsistenz ist ein grundlegendes Erfordernis des Funktionierens von
Systemen.
 Die psychischen Prozesse sind drauf ausgerichtet, die Grundbedürfnisse eines
Menschen (Kontrolle, Bindung, Lust, Selbst-Wert-Erhöhung) gleichzeitig
möglichst gut zu befriedigen.
 Wenn dies verschiedenen nach Bedürfnis-Befriedigung strebenden Prozesse
im Menschen sich nicht zuwiderlaufen, sich nicht gegenseitig hemmen oder
vereiteln, sind sie konsistent miteinander.
 Konsistenz ist kein Motiv des Individuums im eigentlichen Sinne und kann nicht
mit den anderen Bedürfnissen gleichgestellt werden, sondern ist als das am
weitesten übergeordnete Prinzip des psychischen Geschehens anzusehen.
 Konsistenz ist ein kontinuierlich aktiv hergestelltes Merkmal unseres
Bewusstseins, und zwar simultane Konsistenz und Kohärenz über die Zeit.
Unsere neuronale Aktivität ist darauf ausgerichtet, dass sie,
 Konsistenz oder Konkordanz dessen herstellt, was sich gleichzeitig im Bewusstsein
befindet. Dies ist in der Psychologie, seit Festinger seine „kognitive DissonanzTheorie“ formulierte, immer wieder untersucht und bestätigt worden.
 wenn sie darin nicht massiv behindert wird, Kohärenz im Bewusstsein über die Zeit
herstellt.
 Dissonanz, Konflikt und Dissoziation bilden den Gegenpol von Konsistenz.
Nähert sich die psychische Aktivität zu stark diesem Gegenpol an,
droht eine System-Desorganisation oder ein System-Zusammenbruch.
Konsistenz, Inkonsistenz und Gesundheit
Erinnerungen
Wahrnehmungen
Inkonsistenzen
affektive
Impulse
Schemata
KP
 Inkonsistenzen zwischen Wahrnehmungen, Erinnerungen,
affektiven Impulsen und bestehenden Schemata können für
einen Menschen buchstäblich unerträglich werden.
 Seelisch sehr gesunde, glückliche Menschen unterscheiden
sich von anderen dadurch,
 dass sie in ihren Grundbedürfnissen wenig verletzt
wurden und deshalb gut entwickelte intentionale
Schemata um ihre Grundbedürfnisse herum entwickelt
haben und
 dass sie ihre Bedürfnisse in Übereinstimmung
miteinander, also in konsistenter Weise befriedigen
können.
Definiert man menschliches Glück aus der KonsistenzPerspektive, dann wäre dies ein Zustand, mit sich und der
Welt eins zu sein.
 Geringe Konsistenz der von den motivationalen Schemata
eines Menschen bestimmten Prozesse geht immer auf Kosten
einer wirksamen Bedürfnis-Befriedigung.
Ein hohes Ausmaß an Inkonsistenz bedeutet seelisches
Leiden und menschliches Unglück.
Kranke, gestörte, in ihrem physischen und/oder psychischen
Wohlergehen beeinträchtigte Menschen sind Personen, deren
Selbst-Regulations-Prozesse Inkonsistenzen aufweisen.
Konsistenz-Gefährdung durch…
KP
 Inkongruente Wahrnehmungen:
Der Mensch macht Wahrnehmungen in der Realität, die in so grober und
andauernder Weise gegenüber wichtigen Schemata abweichen und gegen damit
verbundene Grundüberzeugungen verstoßen, dass sie nicht an die bestehenden
Erinnerungen und Erwartungen assimiliert werden können.
Die fortwährende Diskrepanz führt zu einem andauernden Inkongruenz-Signal,
dessen Erlebens-Äquivalent z. B. Angst sein kann.
 Schema-Konflikte:
Die zweite Möglichkeit der Konsistenz-Gefährdung ist die, dass mehrere
motivationale Schemata gleichzeitig aktiviert werden, deren gleichzeitige
Realisierung sich gegenseitig ausschließt.
Angesichts dessen, dass permanent mindestens vier Grundbedürfnisse
gleichzeitig befriedigt werden wollen, stellt die gleichzeitige Aktivierung mehrerer
motivationaler Schemata im Seelen-Leben den Normalfall dar.
 Annäherungs-Annäherung-Konflikte als gleichzeitige Aktivierung mehrere
intentionaler Schemata gehören zu den vergleichsweise leichter lösbaren
Konflikten.
 Eine stärkere Belastung der Konsistenz-Anforderungen stellen die
Annäherungs-Vermeidungs-Konflikte (Konflikt-Schemata) und erst recht die
Vermeidungs-Vermeidungs-Konflikte dar. Wenn man gelichzeitig etwas will
und nicht will, liegt ein klarer Verstoß gegen das Konsistenz-Gebot vor.
Mechanismen zur Konsistenz-Herstellung
KP
1. Mechanismen zur Reduktion kognitiver Dissonanzen:
 Im Falle einer kognitiven Dissonanz bemüht sich eine Person darum, diese zu verringern oder zu
beseitigen und meidet zugleich Gelegenheiten, in denen sich die Dissonanz-Erfahrung verstärken
könnte.
 Kognitive Dissonanzen können verringert werden, indem neue Denk-Muster und Überzeugungen
ergänzt oder alte verändert werden.
 Ändert man bestehende Denkweisen, verringert sich die Dissonanz, wenn der neue Inhalt dafür
sorgt, dass sie weniger im Widerspruch zu anderen Überzeugungen stehen oder die alten DenkWeisen ihre Wichtigkeit verlieren.
2. Konstruktive Problem-Bewältigungs-Mechanismen (Coping-Strategien).
 Es gibt Menschen, denen es gelingt, viele Ziele gleichzeitig wirksam zu verfolgen.
 Je mehr Ziele man zur Befriedigung der einzelnen Grundbedürfnisse entwickelt hat, desto mehr
Möglichkeiten zu ihrer Realisierung hat man, denn um die Ziele entwickeln sich ja gleichzeitig
Erfahrungen und Fähigkeiten zu ihrer Realisierung.
 Je höher die Flexibilität, desto mehr können Bedürfnisse im Sinnes eines Sowohl-als-Auch statt
im Sinne eines Entweder-Oder befriedigt werden.
 Die Unterdrückung im Moment nicht passender Bedürfnis-Impulse, die Retroflexion, kann als eine
konstruktive Form der Verdrängung angesehen werden.
3. Defensive, vermeidende, schützende Mechanismen:
 Eine naheliegende Möglichkeit der Konsistenz-Sicherung besteht in der Abspaltung von Teilen der
Erfahrung aus dem bewussten Erleben.
 Vermeiden der Bewusstheit oder des Bewusstwerdens.
 Abwehr-Mechanismen als Verdrängung, Isolierung, Verleugnung, Rationalisierung, Projektion,
Reaktionsbildung, Intellektualisierung, Ungeschehenmachen, Sublimierung u. v. a. m.
 Was verdrängt ist, bleibt aktiviert und nimmt im impliziten Funktions-Modus, nun der bewussten
Kontrolle entzogen, weiterhin Einfluss auf Erleben und Verhalten der Menschen.
Bedürfnis-Ebene (BE)
 4 Kern-Bedürfnisse im Zusammenhang
 Beispiel: Essens-Situation
 Intentionale und Vermeidungs-Schemata
 Unterscheidung von Ziel und Bedürfnis
 Bedürfnis nach Kontrolle 1
 Bedürfnis nach Kontrolle 2
 Bedürfnis nach 3
 Bedürfnis nach Lust-Gewinn und Unlust-Vermeidung 1
 Bedürfnis nach Lust-Gewinn und Unlust-Vermeidung 2
 Bindungs-Bedürfnis 1
 Bindungs-Bedürfnis 2
 Bindungs-Bedürfnis 3
 Bedürfnis nach Selbst-Wert-Erhöhung 1
 Bedürfnis nach Selbst-Wert-Erhöhung 2
 Selbst-Wert-Schutz und -Förderung
MpG
4 Kern-Bedürfnisse im Zusammenhang
 Es geht darum, die Bedürfnis-Komplexe herauszudestillieren, die einzeln und in ihren
wechselseitigen Bezügen gesehen bedeutsam für Entwicklungs-Begleitung sind.
 Man kann menschliches Verhalten in den meisten Fällen nicht angemessen verstehen,
wenn man nicht anerkennt, dass nicht nur einem Bedürfnis, sondern gleichzeitig allen
Bedürfnissen Rechnung getragen werden muss.
Man muss also jeweils die Gesamtbilanz im Auge haben.
So kann das Befriedigen oder der Schutz des einen Bedürfnisses auf Kosten eines
anderen viel zum Verständnis psychischer Störungen beitragen.
 Die folgend dargestellten Bedürfnis-Komplexe werden als gleichberechtigt angesehen.
Kontrolle als
Orientierung,
Exploration
und Verstehen
Vermeiden von
Kontroll-Verlust,
Ohnmacht und HilfWirkungslosigkeit
LustGewinn,
LebensFreude
Vermeiden von Unlust,
Schmerz, Enttäuschung und anderen
negativen Gefühlen
Bindung als
Beziehung,
Liebe und
Zugehörigkeit
Vermeiden von
Isolation, Ausschluss,
Nicht-Beachtung und
Einsamkeit
Selbst-WertErhöhung und
Selbst-WertSchutz
Vermeiden von SelbstWert-Beschädigung,
Herabsetzung und
Scham
Konsistenz als Grundprinzip des psychischen Funktionierens
BE
Beispiel: Essens-Situation
BE
Stellen wir uns ein gemeinsames Abendessen mit Arbeits-Kollegen und
Partner/Partnerin in einem Lokal vor.
Kontrolle
Selbst-WertErhöhung
sichere
Beziehung
Lustgewinn
 Kontroll-Schemata werden bereits bei der Wahl der Plätze aktiviert, aber
auch im weiteren Verlauf bei der Wahl der Speisen und Getränke, bei der
Beeinflussung der Gesprächs-Themen und Kontrolle der Gesprächs-Anteile,
bei der Entscheidung darüber, wann und wie der Anlass beendet wird.
 Gleichzeitig sind Schemata aktiviert, die nach Selbst-Wert-Erhöhung und
Selbst-Wert-Schutz streben. Das n schon bei der frage beginnen, was man
zu diesem Anlass anzieht. Und die Aktivierung der Selbst-Wert-Schemata
durchzieht den ganzen Abend: Wie stelle ich mich den anderen dar? Wie
schneide ich im Vergleich ab? Ist das, was ich sage, genügend interessant?
Gehen die anderen darauf ein? Werde ich überhaupt beachtet? Werde ich
immer übergangen? Kann ich die anderen beeindrucken?
 Auch das Bedürfnis nach einer sicheren Beziehung bzw. die darum
entwickelten Schemata sind aktiviert. Wie fühle ich mich gegenüber meinem
Partner? Unterstützt er mich? Kann ich mich auf ihn verlassen? Besteht ein
Band zwischen ihm und mir? Kann ich ihm einen sicheren Rückhalt geben?
Kann er sich von mir geschützt und unterstützt fühlen? Stehe ich in einem
inneren Kontakt mit ihm?
 Schließlich sind da noch die auf Lustgewinn ausgerichteten Schemata, die
vielleicht schon die Wahl des Feinschmecker-Lokals bestimmt haben, die
Durchsicht der Weinkarte bestimmen, die Auswahl der Speisen usw.
Intentionale und Vermeidung-Schemata
BE
Motivationale Schemata sind erfahrungsgegründete Hypothesen einer Person darüber,
wie unter besonderen Bedingungen das jeweilige Bedürfnis befriedigt werden kann
(intentionale Schemata) oder die Nicht-Befriedigung des Bedürfnisses samt der damit
verbundenen aversiven Gefühle verhindert werden kann (Vermeidungs-Schemata).
Intentionale
Schemata
Das „AusführungsOrgan“ der
Bedürfnisse sind
die zu seiner
Erfüllung
entwickelten
intentionalen
Schemata.
Sie haben nicht
nur den
Bedürfnissen,
sondern auch der
Umgebung
Rechnung zu
tragen.
Vermeidungs-Schemata
 Jeder vergebliche Versuch der Bedürfnis-Befriedigung eines
Menschen, durch sein Verhalten in oder von der Umgebung
bedürfnisbefriedigende Reaktionen zu bewirken muss unter der
Voraussetzung eines zielorientierten Funktionierens der Psyche zu
negativen Gefühlen, z. B. zur Enttäuschung, führen.
 Menschen haben jedoch das Bedürfnis nach Vermeidung von Unlust,
wozu auch die negativen Gefühle zählen.
 Statt der intentionalen Schemata werden solche Schemata
entwickelt, die das Erleiden von Enttäuschung des jeweiligen
Bedürfnisses verhindern sollen.
 Für das jeweilige Bedürfnis relevante Situationen lösen daher nach
einiger Zeit keine im Verhalten mehr erkennbaren AnnäherungsReaktionen aus. Sondern sie aktivieren die Vermeidungs-Schemata.
 Unter dem Einfluss von Vermeidungs-Schemata sieht es dann so
aus, als sei das Verhalten aktiv auf die Herbeiführung eines Zieles,
eines Soll-Zustandes ausgerichtet, das eigentlich mit dem GrundBedürfnis unvereinbar ist.
Unterscheidung von Ziel und Bedürfnis
BE
 Bedürfnisse entsprechen Spannungs-Zuständen, die nach einem
Spannungs-Ausgleich streben. Ohne Erfahrungen haben Bedürfnisse
keine Ziele.
Die
VermeidungsSchemata
repräsentierenden
ErregungsMuster sind
stark
ausgeprägt
 Etwas zu erzielen meint, etwas handelnd – durch Tun oder Unterlassen,
durch Aktivität und Passivität - unter Berücksichtigung der förderlichen und
hinderlichen Umgebungs-Bedingungen zu erreichen.
Ziele sind immer auf etwas, also umgebungsbezogen, wobei auch der
eigene Körper mit zur Umgebung zählt.
Das gilt selbst dann, wenn die Ziele schematisiert sind, also außerhalb des
expliziten Bewusstseins ablaufen.
Die schematisierten Ziel-Komponenten motivationaler Schemata sind
Invarianten (feststehende Größen) aus konkreten Erfahrungen.
 Wenn ein Mensch das Ziel entwickelt, sich z. B. vor Abwertungen und
Enttäuschungen zu schützen, und dies Ziel nur glaubt dadurch erreichen
zu können, dass er sich selbst abwertet, dann heißt das nicht, dass er kein
Intentionale
Bedürfnis nach Selbst-Wert-Erhöhung hat.
Schemata
Er hat nur keine umgebungsbezogenen Ziele zur Realisierung seines
können sich
nicht entwickeln
Bedürfnisses entwickelt.
 Ziele in Richtung Selbst-Wert-Erhöhung hätten sich als Invarianten
(intentionale Schemata) aus positiven bedürfniserfüllenden Erfahrungen
herausbilden können.
Je seltener und schwächer jedoch positive Erfahrungen, desto eher wird
die psychische Aktivität von Vermeidungs-Zielen bestimmt.
Bedürfnis nach Kontrolle 1
Einsicht/
Verstehen/
Erkenntnis
Orientierung/
Überblick/
Durchblick/
Durchschaubarkeit
Selbst- und WeltVerständnis
Wissen
Denk-Fähigkeit/
Logik/Vernunft
Selbst-Wirksamkeit/
Einfluss
Planbarkeit/
Vorhersagbarkeit/
Verlässlichkeit
Entfaltung
EntscheidungsFreiheit
Impuls- und
GefühlsKontrolle
HandlungsFähigkeit/
Können
Exploration/
Erkundung/
Erforschung
Irritation
Verunsicherung
KontrollVerlust
Hilflosigkeit
Wirkungslosigkeit
Ohnmacht
Vertrauen
Vermeidung
Hingabe
Verwirrung
Chaos
Verzweiflung
LeistungsKraft/Stärke
Selbst-Verwirklichung
Autonomie/
SelbstBehauptung
Bewusstheit/
kritisches
Bewusstsein
BE
Selbst-Disziplin
Kontrollierbarkeit/
Sicherheit/Ordnung
Schwäche
HandlungsUnfähigkeit
Ausgeliefert-Sein
Loslassen
Bedürfnis nach Kontrolle 2
BE
 Der Mensch hat das Bedürfnis zu verstehen und das Gefühl der Orientierung im Dasein
und der Kontrolle über sein Leben zu haben.
 Das Konstrukt der Kontroll-Überzeugungen bezieht sich auf folgende Fragen:
 Inwieweit macht das Leben einen Sinn?
 Besteht Voraussehbarkeit und Kontroll-Möglichkeit im Leben?
 Lohnt es sich, sich einzusetzen und zu engagieren?
 Ein Kontroll-Grundbedürfnis kann von Kontroll-Bedürfnissen unterschieden werden.
 Das Kontroll-Grundbedürfnis ist angeboren, äußert sich jedoch in konkreten Zusammenhängen.
 Es materialisiert sich im Laufe der Sozialisation in bestimmten Inhalten und Zielen als eine
Vielzahl von Kontroll-Bedürfnissen, bindet sich an bestimmte Szenarien und wird dadurch
vervielfältigt und spezifisch.
 Das Kontroll-Streben besteht darin, das Verhalten so einzurichten, dass Regulierbarkeit
im Lebens-Raum erhalten bleibt und man sich aktiv im Sinne seiner Ziele verhalten kann.
Es geht bei der Befriedigung des Kontroll-Bedürfnisses darum, sich vorbereitend einen
möglichst großen Handlungs-Spielraum zu erhalten, möglichst viele HandlungsAlternativen in subjektiv wichtigen Wert-Bereichen bereitzustellen.
 Positive Kontroll-Erfahrungen, also die Erfahrung, dass man mit dem eigenen Verhalten
erfolgreich Wirkungen im Sinne bestimmter Ziele herbeiführen konnte, führt zu positiven
Kontroll-Überzeugungen oder Selbst-Wirksamkeits-Erwartungen. Das Kontroll-Bedürfnis
bezieht sich also auf den Kompetenz-Aspekt der psychischen Aktivität.
 Etwas nicht im Sinne eigener Ziele kontrollieren zu können, was einem sehr wichtig ist,
stellt eine schwerwiegende Verletzung dieses Grundbedürfnisses dar. Psychische
Störungen haben also immer mit einer Verletzung des Kontroll-Bedürfnisses zu tun.
Bedürfnis nach Kontrolle 3
Stress-Toleranz und
Stress-Resistenz
positive
Auswirkungen
der
KontrollÜberzeugungen
auf
BE
 Verstehen ist in den meisten Fällen die Voraussetzung für
eine wirksame Handlungs-Kontrolle.
 Es kommt für eine heilsame Auswirkung auf das KontrollBedürfnis ausschließlich darauf an, dass die Rat suchende
Person das Gefühl hat (internale Kontroll-Überzeugungen), dass
sie nun besser versteht, aber nicht auf den Inhalt des Verstehens.
 Jedes kleine Besser-Verstehen ist eine positive Erfahrung in
Richtung auf das Kontroll-Bedürfnis.
 Am besten wäre es unter dem Aspekt des Kontroll-Bedürfnisses
natürlich, wenn die Rat suchende Person sowohl die Erfahrung
macht, dass sie besser versteht als auch die, dass sie tatsächlich
besser Kontrolle ausüben kann, indem sie ihr Problem besser
beherrscht oder bewältigt. Beides zusammen hat eine kumulative
Wirkung.
 Hohe Kontroll-Erwartungen haben einen ausgesprochen
protektiven Wert und sind ein wichtiger Bestandteil seelischer
Gesundheit.
BindungsBedürfnis
Konflikt
KontrollBedürfnis
 Die Tatsache, aversive Ereignisse nicht kontrollieren zu
können, wir oft als unangenehmer erlebt als die Ereignisse
selbst.
Wer z. B. Ablehnungen und Enttäuschungen sehr fürchtet, führt diese
mit seinem Verhallten lieber selbst herbei, als sich „schutzlos“, also
ohne Kontrolle darüber, Situationen auszusetzen, in denen er
abgewiesen oder enttäuscht werden könnte.
Bedürfnis nach Lust-Gewinn und
Vitalität
Unlust-Vermeidung 1
Lust
Lebens-Freude
Lachen/Heiterkeit/
Humor
Engagement/
Begeisterung
Wohlbefinden/
Behaglichkeit
Genuss-Fähigkeit/
Empfänglichkeit
Sexualität/
Erotik
Sinnlichkeit/
Sinnes-Freude
BE
Entfaltung
Hingabe an
eine Aufgabe/
Flow-Erleben
Gelassenheit/
Ruhe/Muße/
Beschaulichkeit
Entspannung/Erholung
nach Anspannung
Schmerz
Druck
Verspannung
Enttäuschung
Langeweile
GlücksErlaubnis
Angst
Schönheit/
Ästhetik
Anstrengung
Traurigkeit
Vermeidung
Wut/
Ärger
Leichtigkeit
BedürfnisBefriedigung
Hoffnung/
Zuversicht
Abbau leiblicher,
seelischer und sozialer
Bedürfnis-Spannung
BedürfnisSpannungen
BefriedigungsMangel/Defizit
Frustration
Unlust
Bedürfnis nach Lust-Gewinn und
Unlust-Vermeidung 2
Optimismus =
positive
Erwartungen
Ziele und
Fähigkeiten
Bestätigung
der
Erwartungen
Unlust
BE
 Lust und Unlust sind von Anfang an und bleiben lebenslang das wichtigste
Feedback zur Ausbildung umweltangepassten Verhaltens.
 Dass es sich bei dem Bedürfnis nach Lust-Gewinn und Unlust-Vermeidung
um ein angeborenes Bedürfnis handelt, kann man daran erkennen, dass
das affektive Reaktions-System diese beiden Erlebens-Qualitäten von
vornherein vorgesehen hat.
 Je nach den Erfahrungen, die ein Mensch in seiner Kindheit in dieser
Hinsicht macht, wird er die Umgebung eher als Quelle von positiven oder
negativen Erfahrungen sehen.
Es entwickelt sich eine eher optimistische oder pessimistische
Grundüberzeugung oder Lebens-Einstellung.
 Wer durch frühkindliche Lebens-Erfahrungen zum Optimisten geworden
ist, also glaubt, dass die Welt überwiegend gut ist und eine Quelle von
Freude sein kann, hat in der Regel gleichzeitig mit seinen positiven
Erwartungen auch die Ziele und Fähigkeiten erworben, mit denen er selbst
dazu beitragen kann, dass diese Erwartungen weiterhin bestätigt werden.
 Das Bedürfnis, aversive Emotionen wie Angst, Schmerz, Enttäuschung
und Traurigkeit zu vermeiden, spielt bei der Ausbildung von VermeidungsSchemata wie bei allen psychischen Störungen eine entscheidende Rolle.
Aversive Gefühle entstehen vor allem dann, wenn die anderen
Grundbedürfnisse verletzt werden.
Bindungs-Bedürfnis 1
Allverbundenheit/
umfassende Liebe
Liebe als Lieben und
Geliebt-Werden
Bindung
Akzeptanz/
Annahme
Geborgenheit
Beziehung/
Partnerschaft
Halt
Beachtung
Entfaltung
Mitteilung (mir
anderen teilen)
Interesse
an sich und
an anderen
Zuwendung/
Zuneigung
Interaktion/
Kommunikation/
Verständigung
Respekt/
Toleranz
soziale
Isolation
Nähe
Zugehörigkeit/
Bezogenheit
Zusammensein
BE
EinbezogenSein/Teilhabe
Verantwortung
Einfühlung/
Mitgefühl/
Empathie/
Verständnis
Einsamkeit
Ausschluss
Nicht-Beachtung
AbgelehntWerden
Zurückweisung
Vermeidung
Haltlosigkeit
VerlassenWerden
Misstrauen
Bindungs-Bedürfnis 2
BE
 Um das Grundbedürfnis nach Nähe zu wenigen Bezugs-Personen entwickeln sich
motivationale Schemata, die lebenslang das Beziehungs-Verhalten eines Menschen
bestimmen.
 Die Art der Partner-Beziehung, die jemand später sucht und herstellt, hängt maßgeblich
von den Beziehungs-Erfahrungen mit seinen ersten Bezugs-Personen ab, die ihren
Niederschlag in seinen Beziehungs-Schemata finden.
 Diese Bindungs-Muster werden, lange bevor sich der verbale Code entwickelt, ins
implizite Gedächtnis aufgenommen. Die gesamte Bindungs-Regulation findet also im
impliziten Funktions-Modus statt. Das Bindungs-System hängt über Emotionen und das
limbische System eng mit körperlichen Vorgängen zusammen.
Auf der impliziten Beziehungs-Ebene entscheidet sich, ob es gelingt, die intentionalen
oder vermeidenden Schemata so zu aktivieren, dass Entwicklung im gewünschten Sinne
möglich wird.
 Das starke Überwiegen von Vermeidung (z. B. von Nähe, von Konflikten) in BeziehungsSituationen verhindert die Entwicklung motivationaler Schemata, die befriedigende
Beziehungen herstellen können.
 Ungünstige Beziehungs-Schemata entwickeln sich dann, wenn
 entweder die Erreichbarkeit einer Bezugs-Person nicht gegeben ist
 oder von Seiten der Bezugs-Person mangelnde Feinfühligkeit* besteht.
* Feinfühligkeit: 1. Reaktionen und Verhalten des Säuglings wahrnehmen 2. Sie aus der Sicht des
Säuglings interpretieren. 3. Prompt auf das Verhalten des Säuglings reagieren. 4.Dem EntwicklungsStand angemessen reagieren.
Bindungs-Bedürfnis 3
BE
 Abweisung des Bindungs-Bedürfnisses führt zur unsicher-vermeidenden emotionalen
Entfremdung des Kindes von der Bindungs-Person.
Unvorhersagbarkeit des Verhaltens der Bindungs-Person führt zur übermäßigen
Abhängigkeit von dieser und zu unsicher-ambivalenten Bindungs-Mustern.
Angst vor Zulassen
Verlassen- von
werden
Nähe
sichere Bindung
VerhaltensVorhersagbarkeit
Zulassen
von UmweltErkundung
nein
ja
ja
ja
unsicher-vermeidende B.
ja
nein
ja
ja
unsicher-ambivalente B.
ja
ja
nein
nein
 Jedes der unsicheren Bindungs-Muster entsteht aus Verletzung des
Grundbedürfnisses nach Bindung.
In der Verletzung des Bedürfnisses nach einer auf die eigenen Bedürfnisse
bezogenen, Sicherheit und Schutz gebenden nahen Beziehung, liegt mit großer
Wahrscheinlichkeit einer der wichtigsten Nährböden für die Entwicklung psychischer
Störungen.
Psychische Störungen gehen also fast immer mit unsicheren Bindungen einher.
 Alle anderen als das sichere Bindungs-Muster führen dazu, dass das Bedürfnis nach
einer nahen Beziehung nicht optimal befriedigt wird.
Bedürfnis nach Selbst-Wert-Erhöhung 1
Selbst-WertErhöhung
BE
Stolz
Geltung
Selbst-WertSchutz
Bedeutsamkeit
positives
Selbst-WertGefühl
Lob
Sinn
Selbst-WertSchätzung
WertSchätzung
durch andere
Entfaltung
SelbstAnerkennung
Mitbestimmung/
kreative
(Mit-) Gestaltung
Anerkennung
durch andere
(Be-) Achtung
durch andere
Selbst(Be-) Achtung
Entwicklung/
Fortschritt
Tadel
Herabsetzung
Erfüllung
Erfolg/
Erreichen/
Verwirklichen
von Zielen/
Visionen
Verachtung
Selbst-WertBeschädigung
Entwertung
Diffamierung
Vermeidung
Strafe
Beschämung
Scham
Bedürfnis nach Selbst-Wert-Erhöhung 2
Seelisch Gesunde neigen
zur Selbst-Wert-Erhöhung
mit der Tendenz, sich etwas
übertrieben positiver zu
sehen und zu beurteilen als
andere, wobei jedoch diese
Illusionen im Sinne einer
sich selbst erfüllenden
Prophezeiung zu realen
positiven Wirkungen führen.
 Alfred Adler sah das Streben nach Überwindung eines
Minderwertigkeits-Gefühls als wichtigste Motivations-Quelle des
Menschen an.
 Warum haben dann so viele Menschen ein schlechtes SelbstWert-Gefühl und werten sich solche Personen sehr oft auch noch
selbst ab und wählen sich Interaktions-Partner, die sie abwerten
bzw. ziehen sich von solchen zurück, die sich positiv bewerten?
KonsistenzPrinzips
Kontroll-Bedürfnisses
Lust-Bedürfnisses als
Schmerz-Vermeidung
BindungsBedürfnisses
Schlechtes
Selbst-WertGefühl als
vorwegnehmend
schützende
VermeidungsStrategie im
Dienste des
BE
 Welchen Vers soll sich ein kleines Kind darauf machen, dass die
Beziehung zu ihrer primären Bezugs-Person schlecht ist? (Frustration
des Bindungs-Bedürfnisses)
 Es gibt zwei Denk-Alternativen: Ich bin gut und die Mutter ist schlecht
oder ich bin schlecht und die Mutter ist gut.
 Für ein kleines Kind, das ganz von seiner Mutter abhängig ist, ist die
erste Alternative die weitaus schlimmere.
 Das Kind ist der Mutter ausgeliefert ohne die Hoffnung, dass es selbst
etwas zur Besserung der Situation tun könnte. (Frustration des
Kontroll-Bedürfnisses)
 Das Kind sucht den Grund für die schlechte Beziehung im eigenen
Verhalten: Ich bin es nicht wert, dass ich besser behandelt werden.
(Frustration des Bedürfnisses nach Selbst-Wert-Erhöhung bei
Befriedigung des Kontroll-Bedürfnisses)
 Das einen unsicher-vermeidenden Bindungs-Stil entwickelnde Kind
bereitet der Mutter wenig Freude und wird von ihr beschimpft.
 Über Identifizierungs-Lernen internalisiert das Kind diesen Umgang
mit sich selbst und entwickelt mit der Zeit ein stabil negatives SelbstBild und Selbst-Wert-Gefühl.
Selbst-Wert-Schutz und -Förderung
 Psychische gestört zu sein, stellt eine Kränkung des Selbst-Wert-Gefühls dar.
Die meisten Menschen schämen sich, zu einem Psychiater oder Psychotherapeuten
gehen zu müssen.
Eine psychische Störung wird in der Regel als persönliches Versagen angesehen.
Sie stellt für die meisten Menschen einen Makel dar, den sie am liebsten verbergen.
 Über Probleme zu berichten, mit denen man nicht fertig wird, ist das Gegenteil einer
selbstwerterhöhenden Erfahrung.
Man muss als entwicklungsbegleitende Person grundsätzlich davon ausgehen, dass
das Selbst-Wert-Bedürfnis der Rat suchenden Personen schlecht erfüllt und akut
aktiviert ist.
 Die Einstellung, vor anderen etwas verbergen zu müssen, das man selbst als
persönliches Versagen und Schmach erlebt, ist inkongruent mit dem Bedürfnis nach
Selbst-Wert-Erhöhung.
 Das Verbergen der psychischen Störung, solange es möglich ist, dient dem SelbstWert-Schutz.
 In der Entwicklung-Begleitung geht es darum, den Rat suchenden Personen viele
Gelegenheiten zu geben, sich im Sinne ihrer Stärken und positiven Intentionen zu
verhalten.
Je mehr Entwicklungs-Begleitende prozessual deren Ressourcen aktivieren, desto
mehr Gelegenheiten zu selbstwerterhöhenden Wahrnehmungen erhalten die RatSuchenden.
BE
Schemata, Attraktoren und Psyche (S+P)
 Synonyme
 Schema-Begriff 1
 Schema-Begriff 2
 Der Bereich des Psychischen 1
 Der Bereich des Psychischen 2
 Der Bereich des Psychischen 3
 Schemata als Bereitschaften
 Schema-Theorie und Vorgehens-Weisen
 Begriffs-Nutzen: Attraktor
 Attraktoren
 Zusammenwirken der Attraktoren
 emotionale Schemata und Attraktoren
 Motivationale Schemata und Attraktoren
 Störungs-Attraktoren
 Interpersonale Attraktoren
WLG
Synonyme
neuronale ErregungsBereitschaft,
neuronale Erregungs-Muster
neuronale Gruppe
Ein neuronales ErregungsMuster kann gleichzeitig als ein
Attraktor bezeichnet werden, als
ein bestimmter OrdnungsZustand der neuronalen Aktivität.
dynamische
System-Theorie
NeuroBiologie
Die Begriffe neuronale
Erregungs-Bereitschaft und
Schema oder neuronales
Erregungs-Muster und
aktiviertes Schema können
weitgehend austauschbar
benutzt werden.
S+P
Perspektive
EntwicklungsPsychologie
Handlung
Verhalten
emotional
Wahrnehmung
Schema
motivational
Körper
Selbst
Attraktor,
dynamischer
Ordnungs-Zustand
Schema-Begriff 1
S+P
 Piaget hatte die Erkenntnis, dass die (kognitiven) innerpsychischen Schemata oder
Programme typische Funktions-Systeme im Sinn des heutigen System-Begriffs
darstellen.
Schemata entstehen auf der Basis von angeborenen Reflexen fortlaufend „aus der
Aktion“, das heißt aus wiederholten, konkreten Handlungen in bestimmtem Kontext.
 Die Aktion passt sich dabei den spezifischen Umwelt-Anforderungen immer besser an,
indem sie sich über zirkuläre, assimilatorisch-akkommodatorische Prozesse
ausbalanciert, automatisiert und dann zunehmend verinnerlicht oder „vergeistigt“.
 Unter Assimilation versteht Piaget den Einbau von sogenannten „Störungen“, das heißt von
neuer Information in das bereits bestehende internale Operations-Schema.
 Unter Akkommodation wird die Anpassung der Schemata an die Umwelt verstanden.
 Für Ciompi erweist sich das, was wir Psyche nennen, als eine komplex verschachtelte
Hierarchie von verinnerlichten, aufgrund von Erfahrung erworbenen und dann ständig
weiter differenzierten Denk-, Fühl- und Verhaltens-Programmen, operationalen
Schemata oder Bezugs-Systemen im Dienste der Autopoiese, also der SelbstOrganisation des Systems, mit je einem affektiv-motorischen und einem kognitiven Pol.
Fühlen, Denken und Verhalten sind darin zu einem untrennbaren Ganzen verschmolzen.
Jedes Schema oder Bezugs-System ist nicht nur durch eine ganz bestimmte
Konstellation von kognitiven Daten und Relationen, sondern gleichzeitig durch eine
Skala von positiven und negativen Affekten wie Lust oder Unlust, Freude, Angst, Abwehr
etc. in jeweils spezifischer Mischung und Schattierung charakterisiert.
Schema-Begriff 2
S+P
 Ordnungs-Mustern der psychischen Aktivität liegen in cell asemblies oder neuronalen
Gruppen organisierte Erregungs-Muster zugrunde.
Je besser die Erregungs-Bereitschaften durch differentielle Verstärkung gebahnt und
zusammengebunden wurden, umso mehr werden sie von einer bloßen Annahme zu
einem ziemlich gut bestätigten Bestandteil einer individuellen Theorie der Realität.
 Die gebräuchlichste Bezeichnung für lebensgeschichtlich erworbene SoftwareErwartungen oder Reaktions-Bereitschaften ist der Begriff Schema.
Ein Schema umfasst motivationale, kognitive, emotionale und relationale Aspekte.
 Schemata
 liegen fast allen Aspekten der psychischen Aktivität mehr oder weniger direkt zugrunde
einschließlich unserer inhaltlichen Wahrnehmungen als Erwartungen an die Umwelt.
 sind Bereitschaften zu regulierenden Prozessen (Regel-Kreisen) auf Basis bestimmter
neuronaler Erregungs-Muster.
 sind grundlegende Organisations-Einheit der psychischen Aktivität.
 sind implizite Erwartungen des Individuums an die Welt oder über die Welt.
 sind die wichtigsten Grundlagen der zwischenmenschlichen Beziehungs-Gestaltung.
 entsprechen Hypothesen und Postulaten, die an die Umgebung herangetragen werden.
 Wenn wir uns die Schemata als hierarchisch organisiert vorstellen (siehe KontrollEbenen), ist die Zusammenfassung der Erwartungen in dem am weitesten
übergeordneten Schema, dem Selbst-Schema, ist in einem gewissen Sinne als
implizite Theorie des Individuums über die Realität aufzufassen.
In diesem Sinne wäre das Selbst eine Realitäts-Theorie.
Der Bereich des Psychischen 1
S+P
 Es kann der psychische Bereich im engeren und im weiteren Sinne
unterschieden werden.
 Im Unterschied zu neuronalen Prozessen und zum beobachtbaren
Psyche im
äußeren Verhalten umfasst der Bereich des Psychischen im engeren
weiteren Sinn:
Sinne alle Phänomene wie Leib-Empfindungen, Gefühle (Affekte,
Sozial- und
Emotionen, Stimmungen), Gedanken (Vorstellungen, innere Bilder) etc.,
Kommunikationsdie gegebenenfalls in unserem Bewusstsein erscheinen können, aber
Verhalten,
Zivilisation
direkt einzig der Selbst-Beobachtung, der Introspektion zugänglich sind,
und Kultur
also nie in üblicher Weise „objektiviert“ werden können.
Der Bereich des Psychischen im engeren Sinne kann als ein funktionell
Psyche im
in sich geschlossenes „inneres Universum“, das heißt als eine ganz nach
engeren
eigenen Gesetzen organisierte und äquilibrierte* Seins-Einheit (Entität)
Sinn:
Empfindungen,
aufgefasst werden.
Gefühle,
 Im weiteren Sinne umfasst der psychische Bereich alle FolgeGedanken etc.
Erscheinungen der Psyche, darunter soziale Verhaltens-Weisen,
Kommunikations- und Organisations-Formen sowie geistige,
zivilisatorische, technische und künstlerische Produkte aller Art.
* Äquilibration (von lat. aequus „gleich, gerade (gerichtet)“ und libra „Waage“) bezeichnet allgemein die
Aufhebung des inneren Spannungs-Zustandes eines Organismus oder eines Systems auf seine Umwelt
durch diesen selbst (Selbst-Regulierung, Autopoiese). Diese Regulation wird erreicht durch Organisation
(Koordination) und/oder Adaptation (Anpassung) bzw. Assimilation und Akkommodation.
Der Bereich des Psychischen 2
Invarianz
Abstraktion
Differenzierung
Varianz
Ein System ist ein
aus einer Anzahl von
Einzel-Elemente
zusammengesetztes
Gebilde, deren wichtigste
drei Eigenschaften die
der Totalität,
der Selbst-Regulation und
der Transformierbarkeit
(Differenzierung als
Einführung von immer
mehr Varianz in eine
gegebene Invarianz) sind.
S+P
 Psychisch-geistige Phänomene sind unscharf von biologischinstinktiven und chemischen Regulations-Systemen bei Tieren
und Tier-Staaten abgegrenzt.
Erst mit zunehmender Differenzierung des zerebralen
Apparates treten in vorher voll automatisierten Abläufen immer
mehr Freiheits-Grade auf.
 Das Phänomen des „Zusammenzugs“ oder der „Verdichtung
von Information“ ist entscheidend für die Entwicklung der
„Psyche“ im menschlichen Sinne.
Informationsverdichtenden Prozesse von zunehmender
Komplexität lassen sich nachweisen in einer ununterbrochenen
Folge von den einfachsten „Zusammenzügen“ eines primitiven
Nerven-Systems bis zu den höchsten Abstraktionen, zu
denen der menschliche Geist fähig ist.
 Man kann den Prozess der Auswahl irgendwelcher
gemeinsamen Aspekte aus dem Gesamtgeschehen auch als
„Auszug von Invarianz“ begreifen, der das eigentliche Wesen
der Abstraktion (lat. abtrahere = abziehen, ausziehen,
zusammenziehen) ausmacht.
Der Abstraktions-Vorgang besteht immer wieder im Auffinden
von versteckten Gemeinsamkeiten (Invarianz) aus einem
zunächst ganz regellos erscheinenden Durcheinander von
disparaten, getrennten Einheiten (Varianz).
Der Bereich des Psychischen 3
chemische
Regulation
instinktgeleitete
Regulation
psychische
Regulation
geistige
Regulation
samt
Einbindung
in Politik und
Kultur
S+P
 Mit zunehmender Komplexität der zerebralen Informations-VerarbeitungsSysteme durch die Hinter- und Nebeneinander-Schaltung von mehreren
Neuronen (Nerven-Zellen) mit unterschiedlichen Reaktions-Eigenschaften
kommen Summations-Effekte im Sinne des „Auszugs der Invarianz“ zustande.
Zum Beispiel leiten mehrere hintereinandergeschaltete Neuronen Reize erst
dann weiter, wenn sie gleichzeitig von mehreren mit ihnen verbundenen NervenZellen erregt werden.
Sensorische „Informationen“ oder Ereignisse, Ereignis-Zusammenhänge werden
somit auf diese Weise fortlaufend verdichtet oder abstrahiert.
 In selben Maße, wie solche Verdichtungen geschehen, entsteht deshalb etwas,
das wir zumindest in einem weiten Sinne als „psychisch“ und schließlich sogar
eindeutig als „geistig“ bezeichnen müssen.
Es bleibt nur noch ein Schatten, ein „Destillat“, buchstäblich ein „Geist“ des ursprünglich
konkreten Geschehens, beispielsweise von bestimmten bildhaft konfigurierten Licht-Reizen
auf der Retina übrig. Dieser „Schatten“ nun stellt in seinem Wesen etwas typisch Abstraktes
und damit „Geistiges“, nämlich ein relationelles Gebilde dar. Es handelt sich um eine
immaterielle Gestalt und Ganzheit, die dann ihrerseits mit weiteren solche Ganzheiten
verglichen und in Beziehung gesetzt werden kann.
Derartige internale Prozesse aber bezeichnen wir beim Menschen als Denken.
 Das Geistige ist demnach im Unterschied zu konkreten materiellen Ereignissen
selber charakterisiert durch ein Verhältnis zwischen solchen Ereignissen, ein
immateriell-abstraktes Gefüge von Beziehungen oder ein relationelles Gebilde.
Schemata als Bereitschaften
S+P
Schemata sind stark vorgebahnte Bereitschaften zu bestimmten neuronalen ErregungsMustern.
HandlungsBereitschaften
Bereitschaften zu bestimmten
emotionalen Reaktionen
Bereitschaften zu
bestimmten Motivationen
WahrnehmungsBereitschaften
Schemata
Ziel-VerwirklichungsBereitschaften
DenkBereitschaften
VorstellungsBereitschaften
ErinnerungsBereitschaften
 Wenn man Entwicklungs-Begleitung als Veränderung neuronaler ErregungsBereitschaften versteht, ist klar, dass einmalige Einsichten nicht Grundlage
andauernder Veränderungen des Erlebens und Verhaltens sein können.
 Es müssen all die Wahrnehmungs-, Handlungs- und emotionalen ReaktionsBereitschaften, die bisher mit den dafür relevanten Situationen verbunden waren,
umorganisiert, d. h. in ein neues stabiles, von einem neuen Ziel bestimmtes
Erregungs-Muster (Schema) eingebunden werden.
 Eine wichtige Aufgabe der Begleitenden ist es, die Entwicklung-Suchenden dabei zu
unterstützen, möglichst viele reale Erfahrungen zu machen, die sie an das neu
entstehende Schema assimilieren kann.
Schema-Theorie und Vorgehens-Weisen
S+P
 In der Schema-Therapie hat sich als kognitiver Therapie-Ansatz im BewusstseinGrad der zu verändernden Konflikte dem der psychodynamischen Therapien
angenähert.
 Es geht dabei um die Veränderung lebensgeschichtlich früherworbener
fehlangepasster Schemata, die so sehr die Welt- und Selbst-Sicht der Rat
suchenden Personen bestimmen, das diese sie kaum in Frage stellen kann,
sondern als selbstverständliche Gegebenheit nimmt.
 In diesem kognitiven Therapie-Ansatz gibt es auch insofern eine Annäherung an
psychodynamische Therapien, als der Therapie-Beziehung eine wichtige
Funktion für die prozessuale Aktivierung der problemrelevanten Schemata der
Rat suchenden Personen zugemessen wird.
 Wir haben aus dem schematheoretischen Ansatz eine
 eine kognitiv-behaviorale Konsequenz (s.o. Young mit der Schema-Therapie),
 eine humanistische Konsequenz (Greenberg und Sachse) und
 eine psychodynamische Konsequenz (Horowitz).
 Es lassen sich aus einer weitgehend gleichen theoretischen Grundlage offensichtlich
mehrere verschiedene Wege begründen, Veränderungen herbeizuführen.
Diese stehen nicht in einem Ausschluss-, sondern in einem Ergänzungs-Verhältnis
zueinander.
Ohne ein Verständnis der Wirkweise der verschiedenen Therapie-Formen aus einer
einheitlichen theoretischen Perspektive wird es nicht zu einer optimalen Nutzung des
insgesamt bereits vorhandenen therapeutischen Potenzials kommen.
Begriffs-Nutzen: Attraktor
 Attraktor ist ein abstrakter Oberbegriff, der auf Systeme jeder Art angewendet
werden kann, wenn diese bestimmte formale Kriterien erfüllen.
 Wir können von Attraktoren auch im Zusammenhang mit zwischenmenschlichen
Systemen sprechen.
Wir bewegen uns dann auf der System-Ebene oberhalb von neuronalen Netzen
und oberhalb von Individuen.
So kann der Begriff interpersonaler Attraktor sinnvoll sein für die Konzeption
zwischenmenschlicher Beziehungs-Muster.
 Weil zwischenmenschliche Beziehungs-Muster für die Entwicklungs-Begleitung
eine so große Rolle spielen, bietet das Konzept des Attraktors den Vorteil, dass
man innerhalb derselben Denk-Welt bleiben kann, wenn man von
intrapsychischen und interpsychischen oder interpersonalen Abläufen spricht.
 Die Vorstellungs-Welt, die der Begriff Attraktor eröffnet, hat gerade für den
Veränderungs-Aspekt in der Entwicklungs-Begleitung ihre besonderen Vorzüge.
 Wir können mit der Begriffs-Welt der dynamischen System-Theorie alle
Phänomene der Entwicklungs-Begleitung abdecken, weil wir es immer mit
dynamischen Systemen zu tun haben.
Wenn wir über intrapsychische Abläufe sprechen, wird es oft vorteilhafter sein,
von neuronalen Erregungs-Mustern zu sprechen, weil sich mit diesem Ausdruck
konkretere Vorstellungen über psychische Aktivität verbinden.
S+P
Attraktoren
S+P
 Der Begriff Attraktor beinhaltet den Begriff des Übergangs in neue
Qualitäten des Funktionierens. Er zeigt,
motivationale
Attraktoren
emotionale
Attraktoren
StörungsAttraktoren
interpersonale
Attraktoren
 wie kontinuierliche Veränderungen zu plötzlichem qualitativem Wandel
führen können,
 wie neue Zustände einen beherrschenden Einfluss auf das Funktionieren
eines Systems nehmen können,
 wie überhaupt qualitativ Neues aus schon Vorhandenem ganz anderer
Qualität entstehen kann (Emergenz),
 wie plötzliche Übergänge im System-Verhalten erklärt werden können usw.
 Attraktor meint, dass sich durch positive Rückkopplung in der Regel
blitzschnell ein Prozess bestimmter Qualität etabliert, der dann einen
bestimmten Teil des Funktionierens bestimmt.
Diesem Prozess bestimmter Qualität liegt ein neuronales ErregungsMuster zugrunde.
Je besser ein neuronales Erregungs-Muster gebahnt ist, desto stabiler
ist der Attraktor.
 Das bedeutet, dass im seelischen Geschehen zu jedem Zeit-Punkt
sehr viel Attraktoren aktiviert sind, die wechselseitig füreinander
Constraints (feststehende, teils einschränkende, teils ermöglichende
Bedingungen) und Kontroll-Parameter (steuernde, die jeweils
besondere Qualität erzeugende Einflüsse) darstellen.
 Für Entwicklungs-Begleitung sind motivationale, emotionale,
interpersonale und Störungs-Attraktoren die relevantesten.
Zusammenwirken der Attraktoren
Kontrolle
Bindung/Kontakt
Bedürfnis-Spannung
Lust-Gewinn
S+P
Selbst-Wert-Erhöhung
Reduktion
Einschränkende Bedingungen
(constraints) sowie interne und
externe Kontroll-Parameter
motivationale
Attraktoren
emotionale
Attraktoren
Einschränkende Bedingungen
(constraints) sowie interne und
externe Kontroll-Parameter
interpersonale
Attraktoren
Prozesse im impliziten
Funktions-Modus
Konsistenz-Filter
Bewusstes Wahrnehmen,
Denken, Handeln und Fühlen
Störungs-Attraktoren nehmen
Einfluss auf alle Kontroll-Parameter
der anderen Attraktoren
Konflikt
Vermeidung
Konflikt- und Vermeidungs-Attraktoren tragen am
meisten zur Entwicklung von Inkonsistenzen bei
Einschränkende Bedingungen
(constraints) sowie interne und
externe Kontroll-Parameter
Das Bewusstsein ist
zugleich Produkt der
Attraktoren und einer
ihrer mächtigsten
Kontroll-Parameter
Intention
Die Attraktoren bestimmen direkt die Prozesse,
die im impliziten Funktions-Modus ablaufen
InkonsistenzSpannung
Eine hohe InkonsistenzSpannung ist der Nährboden
für die Entwicklung von
Störungs-Attraktoren
Reduktion
StörungsAttraktoren
Einschränkende Bedingungen
(constraints) sowie interne und
externe Kontroll-Parameter
emotionale Schemata und Attraktoren (AS)
 Affektive Regulations-Mechanismen
 Affekte, Emotionen, Gefühle
 Emotionale Schemata
 Emotionen, Ziele und Motivationen
 Emotionen als Umgebungs-Bezüge
 Emotionen als Bewertungen von Transaktionen
 Kognitiv-motivational-emotionales System
 Störungs-Macht emotionaler Attraktoren
 Veränderung von Emotionen 1
 Emotional, rational und die
Bedeutung nonverbaler Kommunikation
 Veränderung von Emotionen 2
 Motivation, Bewertung und Gefühle
 Sechs Einfluss-Faktoren auf Gefühle bei
Entwicklungs-Begleitung
S+P
Affektive Regulations-Mechanismen
AS
 Phylogenetisch und ontogenetisch gibt es eine affektiv bestimmte VerhaltensSteuerung, lange bevor sich etwas entwickelt hat, was man als Kognition bezeichnen
könnte.
Affektive Regulations-Mechanismen sind Teil unseres ererbten artspezifischen
Gedächtnisses.
 Aus psychobiologischer Perspektive haben die angeborenen affektive RegulationsMechanismen eine wichtige Überlebens-Funktion sowohl für das Individuum als auch
für die Art.
 Individuell führen angeborene affektive Regulations-Mechanismen dazu, dass das
psychische Geschehen ohne jede Verzögerung und ohne jedes Nachdenken auf
bestimmte überlebenswichtige Ziele ausgerichtet wird.
 Im Zusammenleben mit den Art-Genossen dient das mit den grundlegenden
Affekten fest verbundenen Ausdrucks-Verhalten der sozialen InteraktionsRegulation. Affektive Signale lösen bei der Umgebung bestimmtes, auf die
jeweiligen Bedürfnisse bezogenes Verhalten aus.
 Zu den interkulturell invarianten affektiven Ausdrucks- und Reaktions-Bereitschaften,
die als primäre Emotionen bezeichnet werden, gehören
Freude
Traurigkeit/
Niedergeschlagenheit/
Kummer/ Sorge
Überraschung/
Schrecken
Ärger/ Wut/ Zorn
Ekel/ Abscheu
Schmerz/ Leid/
Qual
Angst/ Furcht
Affekte, Emotionen, Gefühle
AS
 In diesen affektiven Regulations-Systemen findet eine direktere Signal-Übermittlung
und –Verarbeitung statt als bei symbolischer Informations-Verarbeitung im Neocortex.
Bedeutungen müssen nicht semantisch entschlüsselt werden, sondern sind unmittelbar
gegeben. Signale, die einen dieser Regulations-Kreise aktivieren, führen unmittelbar zu
bestimmten Handlungs-Bereitschaften, noch ehe Zeit für eine kognitive Bewertung der
Situation war.
 Diese ohne Beteiligung höherer kognitiver Prozesse, ohne bewusste InformationsVerarbeitung ausgelösten psychischen Reaktionen können als Affekte bezeichnet
werden im Unterschied von anderen Emotionen. Gefühle sind gekennzeichnet als
bewusstes Erleben eines bestimmten Gefühls.
 Die automatisch ausgelösten Affekte ergreifen Besitz vom Bewusstsein und richten die
gesamte psychische Aktivität in eine bestimmte Richtung aus, z. B. als Flucht (weg von)
oder Angriff (hin zu).
 Affekte haben drei klar erkennbare Funktionen:
1. Sie bewerten die gegenwärtige Beziehung des Individuums mit seiner Umgebung
in Hinblick auf die Erfüllung oder Gefährdung angeborener Bedürfnisse.
2. Sie motivieren zu bestimmten Verhaltens-Weisen, wie z. B. Flucht oder Angriff,
und energetisieren diese.
3. Sie haben eine Kommunikations-Funktion in der sozialen Interaktion.
Mit Modifikationen gelten diese Funktionen auch für die komplexeren Emotionen.
 Entwicklungs-Beeinflussung zwischen Kognitionen und Emotionen erfolgt
wechselseitig, d. h. dass die Emotionen, die unter Anpassungs-Druck entstehen,
auch als Motor für kognitive Entwicklung wirken.
Emotionale Schemata
 Andere Emotionen wie
Dankbarkeit
Ablehnung/
Verachtung
Zustimmung/
Interesse
Stolz
Neid/ Missgunst/
Eifersucht
Schuld/
Reue
Scham/
Verlegenheit
AS
Neugier/ Erwartung/
Erforschungs-Lust
Sehnsucht
Hoffnung
werden zwar auch in den meisten Kulturen in übereinstimmender Weise ausgedrückt,
aber sie werden zu den sekundären Emotionen gezählt, weil in sie schon komplexere
kognitive Bewertungen eingehen.
 Unsere emotionalen Reaktions-Möglichkeiten im Erwachsene-Alter und auch schon im
frühen Kindes-Alter sind durch die sich neu entwickelnden kognitiven Möglichkeiten
wesentlich vielfältiger und komplexer als die angeborenen Affekte.
 Emotionale Schemata können als Inhalte eines impliziten emotionalen
Gedächtnisses betrachtet werden.
 Das Bewusstsein hat keinen Zugriff auf diese Schemata.
 Sie werden bottom-up automatisch durch relevante auslösende Bedingungen aktiviert und
nehmen dann Einfluss auf Erleben und Verhalten.
 Phobien wären in diesem Sinne als emotionale Schemata anzusehen.
 Dass konditionierte Ängste oft über Monate und Jahre persistieren und außerordentlich resistent
gegenüber Änderungen durch bewusste Einsichten sind, könnte daran liegen, dass das implizite
Emotions-Gedächtnis durch Hirn-Strukturen vermittelt wird (Limbisches System, speziell die
Amygdala), die unabhängig vom deklarativen Wissens-Gedächtnis operieren.
Emotionen, Ziele und Motivationen
motivationaler
Attraktor
emotionaler
Attraktor
AS
 Emotionen stellen eine ständige Bewertung des psychischen Geschehens im
Hinblick darauf, wie dieses mit den motivationalen Schemata übereinstimmt,
sowie der momentanen Individuums-Umgebungs-Beziehung im Hinblick auf
aktivierte Ziele dar. Emotionen sind damit Attraktoren eigener Art.
 Jede Emotion entspricht damit einem transaktionalen Bezug des Individuums
zu seiner Umgebung.
Dass ein Individuum sich in diesem Bezug zu seiner Umwelt erlebt, ist das
Ziele sind
Ergebnis eines Bewertungs-Prozesses.
erwünschte
Bezüge des  Die positive oder negative Erlebens-Qualität der Emotion ergibt sich daraus,
Individuums
ob der Individuums-Umgebungs-Bezug eine Erfüllung oder Nichterfüllung
zu seiner
eines Wunsches oder Zieles bedeutet.
Umwelt.
 Wenn sich Ziele differenzieren, differenzieren sich auch die Emotionen.
Bewusstheit
ZielDifferenzierung
Emotion
Kognition
 Wenn auch kognitive Prozesse wie Ziel-Differenzierung und Bewusstheit bei
der Entstehung und Veränderung von Gefühlen eine entscheidende Rolle
spielen, heißt es nicht, dass es sich dabei immer um bewusste Prozesse
handelt.
 Wann immer man also bei jemandem eine starke Emotion bemerkt, heißt
das, das gerade ein wichtiges Ziel von ihm berührt worden ist.
Diese Erkenntnis kann in der Entwicklungs-Begleitung als Hilfsmittel
eingesetzt werden, um Zugang zu den von den Entwicklung suchenden
Personen selbst nicht bewussten Wünschen und Befürchtungen zu finden:
Welches Ziel wird berührt, wenn diese Emotion erlebt wird?
Emotionen als Umgebungs-Bezüge
AS
Emotion
Kern-Beziehungs-Thema
Ärger/Wut
Einen erniedrigenden, entwürdigenden Angriff gegen mich (Selbst-Achtung oder Ansehen
verletzt) und das Meine abwehren wollen
Angst
Einem unbestimmten, existenziell bedrohlichen Schrecken ausgeliefert sein
Furcht
Einer unmittelbaren, konkreten und überwältigenden Gefahr gegenüberstehen
Schuld
Einen moralischen Imperativ oder ein Tabu verletzt, ein Gebot oder Verbot überschritten haben
Scham
Versagt haben, abgewichen sein gegenüber perfektionistischen Anforderungen des Ich-Ideals
Trauer
Einen scheinbaren oder realen unwiederbringlichen Verlust erlitten haben
Neid
Selbst haben wollen, was jemand anderes als Kompetenz oder Besitz zur Verfügung hat
Eifersucht
Einer dritten Person verübeln, dass man die Zuneigung einer geliebten oder begehrten Person
verloren hat oder dass die Zuneigung bedroht scheint
Ekel/
Abscheu
Ein ungenießbares Objekt oder eine unerträgliche Idee (metaphorisch gesehen) aufnehmen
(wollen, müssen) oder ihr zu nahe sein
Freude
Einen deutlichen Fortschritt in Richtung auf das Erreichen eines bedeutsamen Zieles machen
Stolz
Seine Ich-Identität stärken, indem man sich wertgeschätzte Objekte oder Leistungen zu eigen
macht, entweder der eigenen oder von jemanden aus der Gruppe, mit der man sich identifiziert
Erleichterung
Eine störende, belastende Bedingung, die nicht mit den eigenen Zielen vereinbar war, hat sich
zum Bessern gewandelt oder in Nichts aufgelöst
Hoffnung
Sich vor dem Schlimmsten fürchten und sich zugleich nach Besserung sehnen
Liebe
Sich nach Zuneigung sehnen oder an dieser teilhaben (nicht notwendig wechselseitig)
Mitleid
Bewegt sein durch das Leiden anderer Person mit dem Wunsch zu helfen
Emotionen als Bewertungen von Transaktionen
AS
 Die drei Komponenten der primären Bewertung beziehen sich auf den motivationalen
Aspekt der Emotions-Entstehung:
1. Ziel-Relevanz: Relevanz der Ziele für die Transaktion eines Individuums.
2. Ziel-Kongruenz bzw. –Inkongruenz: Transaktionen, die als Annäherung an die
Ziele empfunden werden, lösen positive Gefühle aus. Transaktionen, die wichtigen
Ziele entgegenlaufen oder diese vereiteln, lösen negative Gefühle aus.
3. Art der Ich-Beteiligung: Welche persönlich wichtigen Werte sind betroffen?






Selbst-Achtung und Ansehen: Wie stehe ich vor mir selbst und anderen da?
Moralische Werte
Ich-Ideale: Wie möchte ich gern sein?
Lebens-Sinn: Was gibt meinem Leben Sinn?
Wohlergehen anderer Personen: Wie sind Personen betroffen, die mir etwas bedeuten?
Individuelle Lebens-Ziele: Was will ich erreichen?
 Die drei Komponenten der sekundären Bewertung beziehen sich vor allem auf den
Bewältigungs-Aspekt und den Kontext der Transaktionen:
1. Zuschreibung von Verantwortlichkeit: Wer hat die Schuld an einen negativ
bewerteten Ereignis (Ärger)? Wem kommt der Verdienst für ein positiv bewertetes
Geschehen zu (Freude oder Stolz bei Selbst-Zuschreibung)?
2. Einschätzung des Bewältigungs- (Coping-) Potenzials sowie Kontroll- und
Selbst-Wirksamkeits-Erwartungen : Wie schätze ich meine Möglichkeiten ein,
mich gegenüber der Situation zu verhalten?
3. Zukunfts- oder Ergebnis-Erwartungen: Es geht um eine längere Zeit-Perspektive
der Transaktions-Veränderungen und um die Einbeziehung der nachfolgenden
Verhältnisse in der Umgebung, was Bedeutung hat für die allgemeinen BesserungsErwartungen.
Kognitiv-motivational-emotionales System
AS
nach Lazarus
Persönlichkeit
Ziel-Festlegungen
Glaubens-Sätze
Wissen
NeubewertungsProzess
SituationsBedingungen
SituationsDeutungen
Bewertungs-Prozess einhergehend
mit dem Erleben einer bestimmten
Gefühls-Qualität
Bewertungs-Ergebnis
Handlungs-Tendenzen:
ziel- und emotionsbestimmt
GefühlsErleben
physiologische
Reaktionen
Umwandlung
in Aktion
emotionsorientierte Bewältigung
BewältigungsProzess
situations- und problemorientierte Bewältigung
Störungs-Macht emotionaler Attraktoren
 Funktional autonom gewordenen emotionale Attraktoren können im
Zusammenleben mit anderen Menschen Problem verursachen.
 Es ist offensichtlich, dass etliche psychische Störungen vor allem dadurch
gekennzeichnet sind, dass sich bestimmte Emotionen gewissermaßen
verselbstständigt haben.
Das trifft auf Angst-Störungen, Depressionen und Borderline-PersönlichkeitsStörungen zu.
 Wenn man als Entwicklungs-Begleitende mit solchen Attraktoren zu tun hat,
geht es vor allem darum, die Kontroll-Parameter dieses emotionalen
Attraktors herauszufinden.
Entwicklungs-Begleitung muss anstreben,
 die Bedingungen zu verändern, die den emotionalen Kontroll-Parameter
gegenwärtig aktivieren und aufrechterhalten, oder aber
 sie unter die Selbst-Kontrolle der Rat suchenden Personen zu bringen.
Das würde erfordern, dass
 bereits vorhandene Kontroll-Parameter stärker gebahnt oder
 neue emotionale Attraktoren bei den Rat-Suchenden etabliert werden, die
die bisherigen Kontroll-Parameter überschreiben.
Insgesamt gelten für den Umgang mit emotionalen Attraktoren ähnliche
Überlegungen wie für die Destabilisierung von Störungs-Attraktoren.
AS
Veränderung von Emotionen 1
AS
 Es wird gezielt versucht, problematische Bewertungen herauszuarbeiten und sie
durch neue zu ersetzen, die nicht mehr zu denselben heftigen negativen Emotionen
führen.
Bei jedem negativen Gedanken kann man in einem „sokratischen Dialog“ unter
anderem folgende Fragen stellen:
 Hilft mir dieser Gedanke, mich so zu fühlen/zu verhalten, wie ich will?
 Entspricht dieser Gedanke den Tatsachen? Ist er realistisch? Ist er logisch? Wo
ist der Beweis dafür, dass es so ist? Welche Daten sprechen dafür/dagegen?
 Was würde ich einem guten Freund/einer guten Freundin raten, der/die so denkt?
 Emotionale Bewertungen, weil sie auf Erwartungen beruhen, können am besten durch
reale Erfahrungen verändert werden.
In der Verhaltens-Therapie richtet sich das Vorgehen oft auf beide Bewältigungs(Coping-) Komponenten aus, nämlich auf die emotions- und situationsorientierte
Bewältigung.
 Was Rat suchende Menschen mit ihrem Gesicht ausdrücken, ist ihren
bewusstseinsnahen Intentionen und Emotionen in der Regel näher als das, was sie
über ihre sonstigen nonverbalen Kanäle ausdrückt.
Aus der Art, wie ein Mensch etwas sagt und aus seiner Körper-Sprache erfahren wir
mehr über Emotionen, die der Person bewusstseinsferner sind.
Das gilt für den unteren Teil des Körpers noch mehr als für den oberen.
Entwicklungsbegleitende sollten deshalb ausdrücklich auf Körper-Sprache und
Sprechweise (Prosodie) achten, um den Rat-Suchenden zu helfen, Zugang zu ihren
unbewussten Anteilen zu finden.
Emotional, rational und die
Bedeutung nonverbaler Kommunikation
AS
rechte Hirn-Hälfte
linke Hirn-Hälfte
 nonverbal
 verbal
 analoge Kommunikation
 digitale Kommunikation
 emotional
 rational
 synthetisch, ganzheitlich-intuitiv
 analytisch
 implizit-perzeptuelles Gedächtnis
 explizit-konzeptionelles Gedächtnis
 eher unbewusst
 eher bewusst
 assoziative Reaktions-Funktionen
 Interpretations-Funktionen
 Zugang über Beobachtung
nonverbaler Signale
 Zugang über (sokratisches) Gespräch
und (Abfolge-) Logik-Abklärungen
 Entwicklungs-Begleitende sollten mit dem Oberkörper zur Rat suchenden Person
hingeneigt sitzen, die Arme offen, die Hände locker im Schoß und, während die RatSuchende spricht, immer wieder mit dem Kopf nicken.
Eigene Äußerungen sollten durch lebhafte Gestik unterstrichen werden.
Die Beine sollten eher offen als übereinandergeschlagen sein.
 Der Tonfall der Stimme sollte warm und empathisch, professionell und kompetent,
optimistisch und fürsorglich sowie echt und ehrlich klingen.
Veränderung von Emotionen 2
 Für die Veränderungs-Möglichkeiten der Wahrnehmungs-, Verhaltens- und
emotionalen Reaktions-Bereitschaften als Grundlagen für die BeziehungsRegulation gilt das gleich wie für die übrigen Inhalte des impliziten Gedächtnisses:
Sie können nur verändert werden, wenn sie zuvor bottom-up aktiviert wurden.
In aktiviertem Zustand können sie entweder durch nicht bestätigende
Wahrnehmungen verändert oder zum Gegenstand der bewussten Aufmerksamkeit
und darüber schrittweise unter bewusste Kontrolle gebracht werden, um sie dann
vielleicht später einmal in veränderter Form wieder zu automatisieren.
 Entwicklungs-Begleitende müssen vor allem prozessual wahrnehmen, denken und
handeln lernen, wenn sie das Wirk-Potenzial der Begleit-Methoden ausschöpfen
wollen.
 Durch Reden allein kann man jedenfalls das Beziehungs-Verhalten eines
Menschen nicht dauerhaft verändern.
Im verbalen Funktions-Modus gewinnt man zu vielen Inhalten des impliziten,
emotionalen Gedächtnisses, die es zu verändern gilt, gerade keinen Zugang oder
schwerer Zugang als über den impliziten, analogen Kommunikations-Kanal.
Dennoch bleibt das Gespräch für Entwicklungs-Begleitung ebenso unverzichtbar
wie der konzeptionelle Funktions-Modus für das psychische Funktionieren.
 Die besondere Stärke des psychischen Funktionierens scheint darin zu bestehen,
dass die implizit-unbewussten und die explizit-unbewussten Prozess im engen
Austausch miteinander stehen und arbeitsteilig im Hinblick auf die Ziele des
Individuums zusammenarbeiten.
AS
Motivation, Bewertung und Gefühle
AS
Stufe 1: Keine Bewertung relevanter Inhalte erkennbar – Die Person beschäftigt sich nicht mit
der Bearbeitung von Themen, die für die Lösung seiner Probleme bedeutsam sind.
Stufe 2: Intellektualisierung – Die Person versucht, Erklärungen für ihre Probleme zu finden, die
aber keinen Bezug zu ihren Gefühlen haben. Leitfrage: Wie kann ich X erklären?
Stufe 3: Bericht – Die Person kann eigene problematische Verhaltensweisen oder Emotionen
beschreiben. Leitfragen: Was hat sich konkret ereignet? Wie ist das Problem beschaffen?
Stufe 4: Bewertung – Die Person kann zu bestimmten berichteten Inhalten Bewertungen ohne
Benennung der eigenen Anteile (X ist blöd) entwickeln.
Leitfrage: Was ist der Wert oder Unwert eines Inhalts-Bereiches?
Stufe 5: Persönliche Bewertung – Die Person erkennt die Bewertungen als ihre eigenen
(Ich finde X ist blöd). Leitfrage: Wie bewerte ich den Inhalts-Bereich?
Stufe 6: Persönliche Bedeutung – Die Person beschäftigt sich mit den affektiven
Konsequenzen seiner affektiven Verarbeitung. Leitfrage: Welche Gefühle, Stimmungen oder
„gefühlten Bedeutungen“ löst der Inhalt in mir aus?
Stufe 7: Erkennen und Benennen relevanter Bedeutungs-Strukturen
(Repräsentations-Bildung) – Die Person wendet auf dieser Stufe seine Aufmerksamkeit
den für die jeweilige Empfindung relevanten affektiven Schemata oder Motiven zu und
arbeitet daran, diese zu repräsentieren, bewusst zu machen etc.
Leitfrage: Was lässt mich in Bezug auf diesen Inhalt in dieser Weise fühlen?
Stufe 8: Integration – Die Person erkennt Zusammenhänge zwischen diesem
Schema und anderen Wissens-Beständen.
Leitfragen: Finde ich bei mir Verbindungen zwischen der neu repräsentierten
Bedeutung und anderen Bedeutungs-Aspekten?
Zu welchen Veränderungen führen die neuen Erkenntnisse?
Sechs Einfluss-Faktoren auf Gefühle
bei Entwicklungs-Begleitung
nach Greenberg et al.
1. Eine Entwicklungs-Begleit-Beziehung, in der sich dien Rat suchende Person
aufgehoben fühlen kann.
2. Rat-Suchende richten ihre Aufmerksamkeit auf ihre inneren Erfahrungen, die sie im
Moment wirklich erleben, nicht darauf, was sie verbal berichten.
3. Das emotionale Schema wird stimuliert und aktiviert durch Bottom-up-Aktivierung
episodischer und emotionaler Gedächtnis-Inhalte mit nonverbalen Übungen, die
einen Zugang zu impliziten Gedächtnis-Inhalten eröffnen.
4. Ermunterung der Rat-Suchenden, sich realen Angst-Situationen auszusetzen, die
sie zuvor vermieden haben, um ihnen neue Erfahrungen zu verschaffen, auf die sie
ihre bewusste Aufmerksamkeit richten, um so eine Umstrukturierung von
Erwartungen in Gang zu bringen.
5. Es werden während der Entwicklungs-Begleitung Situationen hergestellt, in denen
die Rat suchende Person sich in einer neuen Weise verhält, wie etwa Gefühle
ausdrückt, die sie bisher noch nie zum Ausdruck gebracht hat.
6. Die Rat suchende Person kann korrigierende Erfahrungen bezüglich emotionaler
und motivationaler Schemata in der Hier-und-jetzt-Interaktion mit der begleitenden
Person machen, wenn solche Schemata in der Begleit-Situation aktiviert werden.
AS
Motivationale Schemata und Attraktoren (MS)




















Wer bin ich? Wer sind wir selbst?
Wünschen, wollen und befürchten
Psyche als Zusammenwirken neuronaler Prozesse
Motivationale Klärung
Motivationale Schemata als Regel-Kreise
Differenzierung motivationaler Schemata
Bedürfnisse und motivationale Schemata
Intentionale oder Annährungs-Schemata
Intentionale und Vermeidungs-Schemata
Das Phänomen: Vermeidungs-Schema 1
Das Phänomen: Vermeidungs-Schema 2
Wirkung von Vermeidung
Funktionen der bewussten Kognition
Widerstand gegen Bewusstmachung von Vermeidungs-Zielen
Konflikt-Schemata
Konflikte und korrektive emotionale Erfahrungen
Konflikte und korrektive rationale Erfahrungen
Interpersonale und motivationale Konflikte
Intentionale und Vermeidungs-Schemata 1
Intentionale und Vermeidungs-Schemata 2
S+P
Wer bin ich? Wer sind wir selbst?
MS
 Bei bewusster Realisierung werden aus Wünschen konkrete Ziele und Absichten und
aus Intentionen Pläne und Handlungen. Das Ziel-Setzen, das Planen, das Entschieden
und Handeln erleben wir als von uns selbst bestimmt. Eine wichtige Konstituente
unseres Ich-Gefühls ist das Bewusstsein, dass ich Urheber meiner Handlungen und
Kognitionen bin. Ich hebe den Finger an meiner rechten Hand. Ich lenke meine
Aufmerksamkeit auf den Bildschirm.
 Aber wer bin ich? Wer sind wir selbst?
Können wir selbst auch über unsere Wünsche und Befürchtungen bestimmen?
 Zumindest unsere Wahrnehmungen, Erinnerungen und Emotionen sind zu einem
wesentlichen Teil von uns selbst bestimmt und nicht nur durch äußere Gegebenheiten.
Emotionen zum Beispiel sind von unseren Zielen und Bewertungen bestimmt.
„Die“ Wirklichkeit ist also „in Wirklichkeit“ zu einem wesentlichen Teil eine von uns selbst
im Sinne unserer neuronalen Bereitschaften hergestellte Wirklichkeit.
Dazu gehören vor allem auch motivationale Bereitschaften.
 Unser Erleben, unsere subjektive Wirklichkeit ist eine zielgeleitete Interpretation
der „objektiven“, d. h. von uns unabhängigen Realität.
Für diesen Eigenanteil ist unser Ich-Erleben oder Ich-Gefühl blind.
 Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, dass das, was wir als unser Ich
erleben, das zentrale Steuerungs-Organ unseres Lebens und Seelen-Lebens ist.
Unser Erleben ist eine emergente Qualität aus der Gesamtheit der neuronalen
Prozesse, die in uns ablaufen.
Unser Ich ist nicht der Überwacher und Herrscher über diese neuronalen
Prozesse, sondern ihr Produkt.
Wünschen, wollen und befürchten
bewusst
unbewusst
Wunsch
Befürchtung
bewusst
unbewusst
Intentionen
ErlebensQualität des
Wünschens
ErlebensQualität des
Wollens
ErlebensQualität der
Bewusstheit
unbewusst,
d. h. keine
ErlebensQualität
MS
 Wenn wir etwas wünschen oder befürchten, dann
liegen dem neuronale Prozesse mit bestimmten
funktionalen Charakteristiken zugrunde.
 Wenn diese Wünsche oder Befürchtungen
gleichzeitig noch mit der Erlebens-Qualität der
Bewusstheit verbunden sind, sind neuronale
Prozess mit anderen funktionalen Charakteristiken
aktiviert, als wenn das Wünschen und Befürchten
unbewusst bleibt.
Es ist nach dieser Betrachtungs-Weise ganz
selbstverständlich, dass es Wünsche und
Befürchtungen geben kann, die nicht bewusst sind
oder werden.
 Intentionen als diejenigen neuronalen Prozesse, die
der übrigen neuronalen Aktivität eine bestimmte
Ausrichtung geben und die das daraus resultierende
Verhalten energetisieren, können mit der ErlebensQualität des bloßen Wünschens, aber auch mit der
Erlebens-Qualität des Wollens verbunden und sie
können bewusst oder nicht bewusst sein.
Wenn intentionale Erregungs-Muster aktiviert sind,
wirken sie sich per definitionem auf das psychische
Geschehen aus – ob bewusst oder unbewusst.
Psyche als Zusammenwirken
neuronaler Prozesse
MS
 Alle psychischen Phänomene ergeben sich aus dem Zusammenwirken neuronaler
Prozesse mit bestimmten funktionalen Charakteristiken.
Unser Gefühl des überwachenden und steuernden Ich ist eine von diesen Prozessen
hervorgebrachte Erlebens-Qualität.
Aber diese Erlebens-Qualität gibt die tatsächlichen Bestimmungs-Verhältnisse im
psychischen Geschehen ebenso verzerrt wieder wie unser Wahrnehmungs-Erleben die
tatsächlichen funktionalen Charakteristiken des Wahrnehmungs-Prozesses.
 Ebenso wie es nach dieser Konzeption nicht „das“ Ich oder „das“ Bewusstsein als
zentrale Steuerungs-Instanz gibt, gibt es auch nicht „das“ Unbewusste.
 Unbewussten Prozessen wird eine sehr wichtige Rolle zuerkannt, aber es gibt
überhaupt keine Instanzen, sondern nur funktionale Charakteristiken mit
bestimmten neuronalen Grundlagen.
 Dabei wird der Gleichzeitigkeit vieler psychischer Prozesse eine hohe Bedeutung
zugemessen, die weitreichende Folgen für die gesamte Sichtweise des psychischen
Geschehens hat.
 Aus der Gleichzeitigkeit ergibt sich die große Bedeutung nicht bewusster Vorgänge,
denn es gehört zur besonderen Qualität des Bewusstseins, dass nur wenig darin
gleichzeitig Platz hat.
 Und es ergibt sich eine wesentlich andere Auffassung von der Stellung des
Bewusstseins im psychischen Geschehen.
motivationale Klärung
Positive
Erwartungen
x
WertÜbereinstimmung
=
MS
 Erwartung-mal-Wert-Theorie: Willkürliches Verhalten lässt sich
aus dem Produkt der mit dem betreffenden Verhalten und seinen
Folgen verbundenen Erwartungen und den damit verbundenen
Werten (Bewertungen, Wünschbarkeiten) voraussagen.
 Für die Festlegung auf bestimmte Ziele, das Fassen von Absichten
und den Entschluss, sie zu verwirklichen, ist ein bestimmter Modus
der Handlungs-Kontrolle erforderlich, den Kuhl als HandlungsOrientierung bezeichnet.
MotivationsStärke
 Handlungs-Orientierung ist demnach vor allem durch die
Herausbildung, Aufrechterhaltung und Durchführung fester
Intentionen und Vorsätze gekennzeichnet.
KontrollModus der
HandlungsOrientierung
 Dieser Handlungs-Orientierung steht der Kontroll-Modus der LageOrientierung gegenüber, der hauptsächlich durch eine fortwährende
Beschäftigung mit dem eigenen Zustand gekennzeichnet ist.
 Beispiel im Zusammenhang mit Agoraphobie:
wahrscheinliche
Besserung
der
Symptome
Je stärker die Motivation einer Unterstützung suchenden Person ist, sich von der
Phobie zu befreien (positive Erwartungen) und wieder zu dem imstande zu
sein, was sie bisher wegen ihrer Angst vermieden hat (Wert-Übereinstimmung),
und je fester die Intention und Selbst-Verpflichtung dazu ist, sich der Angst
auszusetzen (Kontroll-Modus der Handlungs-Orientierung), desto eher wie
sie das tun und damit das zur Besserung beitragen, was sie willentlich
(willkürlich) dazu beitragen kann.
Motivationale Schemata als Regel-Kreise
MS
 Von Anfang an ist unser Verhalten von Intentionen bestimmt.
Wir sind von Natur aus so gemacht, dass wir eine Intention zur Bindung, zum In-KontaktSein mit einer oder ganz wenigen vertrauten Personen mit zur Welt bringen.
 Ein Neugeborenes ist bereits in der Lage, die Stimme seiner Mutter zu erkennen und hat
für sie eine Vorliebe.
 Es gibt also bereits im Alter von drei Tagen ein rudimentäres Wahrnehmungs-Schema, das
neuronal durch eine bereits gebahnte Erregungs-Bereitschaft repräsentiert ist.
 Das Neugeborene hat auch gelernt, mit welchem Verhalten es die Wahrnehmung herbeiführen
kann (schnelleres Saugen). Es existiert also auch schon ein rudimentäres Handlungs-Schema.
 Das Verhalten ist darauf ausgerichtet, Wahrnehmung im Sinne eines bestimmten Zieles (Stimme
der Mutter) herzustellen. Wir haben es hier also mit einem voll ausgebildeten Regel-Kreis zu tun.
 „Im Kontakt mit der Mutter sein“ – was nicht unbedingt die biologische Mutter und auch
nicht weiblich sein muss – bleibt über viele Jahre hinweg eine wichtige MotivationsQuelle für das Kind.
Säugling
(3 Tage
alt)
Intention/Ziel/
Vorliebe:
Mutters Stimme
hören wollen
HandlungsSchema
WahrnehmungsSchema
langsam
saugen
fremde
Stimme
schnell
saugen
Stimme der
Mutter
Regel-Kreis = motivationales Schema
Differenzierung motivationaler Schemata
motivationales
Schema
motivationale
Bereitschaften
(Intentionen)
WahrnehmungsBereitschaften
HandlungsBereitschaften
emotionale
ReaktionsBereitschaften
fühlen
Motivation
MS
 Der größte Teil der Entwicklung motivationaler Schemata spielt
sich zunächst nonverbal ab und wird Teil des impliziten
Gedächtnisses.
 Diese im Gedächtnis niedergelegten frühkindlichen Erfahrungen sind daher
mit den erste später entwickelten Codes wie dem Verbalen prinzipiell nicht
abrufbar, wie es für Inhalte des impliziten Gedächtnisses allgemein gilt.
 Sie können aber bottom-up aktiviert werden und spielen auf diese Weise in
der späteren Beziehungs-Gestaltung eines Menschen eine sehr wichtige
Rolle, für die wir allerdings kein Bewusstsein haben.
 Ob wir uns zu einem Menschen spontan hingezogen fühlen, wird
wahrscheinlich durch unbewusste Bottom-up-Aktivierungen solcher sehr früh
angelegten motivational-interpersonalen Schemata bestimmt.
 Differenziert sich ein motivationales Schema aus, entwickeln sich alle
seine Komponenten weiter wie Wahrnehmungs-, Handlungs- und
emotionale Reaktions-Bereitschaften sowie motivationale Bereitschaften
als Intentionen.
 Intentionen verbinden diese Teile zu einer Funktions-Einheit.
 Die Intentionen repräsentierenden neuronalen ErregungsMuster haben die besondere Funktions-Charakteristik, dass
sie anderen Erregungs-Mustern ihren Rhythmus aufzwingen
können.
 Das macht ihre bestimmende Funktion in der psychischen Aktivität
aus.
 Intentionalität ist vielleicht die wichtigste Grundqualität des
psychischen Geschehens.
Bedürfnisse und motivationale Schemata
LebensGeschichte
motivationale
Schemata
Individuum
erwünschte Bezüge
Umgebung
Motivationale
Schemata sind
intentionale
Bereitschaften,
die aus
lebensgeschichtlich
erworbenen
Bahnungen
entstanden sind.
MS
 Motivationale Schemata entwickeln sich zunächst um grundlegende
Bedürfnisse herum, die jeder Mensch mit auf die Welt bringt.
 Der Wortstamm „movere = bewegen“ bringt das Wesentliche dieser
Schemata treffend zum Ausdruck.
 Sie bewegen das psychische Geschehen, bringen es in Richtung auf
bestimmte Ziele in Gang.
 Ziele sind die erwünschten Individuums-Umgebungs-Bezüge, deren
Erreichen oder Annäherung mit positiven, deren Ausblieben oder
Behinderung von negativen Emotionen begleitet ist.
 Bedürfnisse nehmen also nicht in abstrakter Form auf das psychische
Geschehen Einfluss, sondern über motivationale Schemata, deren
Ziel-Komponenten von allem Anfang durch bestimmte Bezüge zur
Umgebung definiert sind, die lebensgeschichtlich erfahren wurden.
 Ein Lebens-Lauf wird am stärksten von den motivationalen Schemata
dieses Menschen bestimmt, denn diese bestimmen in jedem
Augenblick, was ein Mensch tut, denkt und fühlt.
 Natürlich wird das Glück oder Unglück eines Menschen auch davon
bestimmt, was ihm widerfährt, ohne dass er Kontrolle darüber hat.
 Aber der Hauptanwendungs-Bereich von Entwicklungs-Begleitung liegt
dort, wo Menschen gegebene Glück-Möglichkeiten wegen ihrer
motivationalen Schemata nicht wahrnehmen oder durch ihre
motivationalen Schemata ihr Unglück selbst erzeugen.
Intentionale oder Annäherungs-Schemata
MS
 Reich ausgestattete motivationale Schemata sind die Grundlage einer guten
seelischen Gesundheit.
 Die motivationalen Schemata, die sich um die Grundbedürfnisse (Kontrolle, Lust,
Bindung, Selbst-Wert) herum entwickeln, sind darauf ausgerichtet, etwas anzustreben,
herzustellen, herbeizuführen oder sich einem erwünschten Zustand anzunähern.
Sie sind durch eine positive Tendenz „hin zu etwas“ gekennzeichnet.
Wir können deshalb intentionale Schemata auch als Annäherungs-Schemata
bezeichnen.
 Intentionale Schemata bestehen aus einer Anspruchs- und einer Fähigkeits-Komponente.
Intentionale
Schemata
Anspruchs-Niveau
(SollVorstellungen)
bezüglich des
Ausmaßes der
BedürfnisBefriedigung
Fähigkeiten zur Bedürfnis-Realisierung
groß
gering
hoch
Ausrichtung des Lebens auf
die Realisierung positiver
Intentionen;
hohes Glücks-Potenzial und
große Chance auf ein
sinnhaftes und erfülltes
Leben durch gezielte und
ausdauernde Aktivitäten
Gefühl der Überforderung,
weil wegen Verwöhnung
nicht gelernt wurde, sich für
seine Interessen aktiv
einzusetzen;
negative Emotionen werden
zur Hauptdeterminante des
psychischen Geschehens
niedrig
Gefühl der Unterforderung in
einem wenig erfüllten Leben;
Neigung zur Depression
Flaches, langweiliges Leben
ohne viel Höhen und Tiefen
Intentionale und Vermeidungs-Schemata
motivationale
Schemata als
VermeidungsSchemata
intentionale
Schemata
Intentionale
Schemata
kommen den
Sternen gleich.
VermeidungsSchemata
sind wie
Schwarze
Löcher.
MS
 Häufig besteht das Problem der Rat suchenden Personen nicht nur
darin, dass ihre intentionalen Schemata zu gering entwickelt sind,
sondern auch darin, dass die Bedürfnis-Befriedigung durch die
Aktivität von Vermeidungs-Schemata behindert wird.
 Die „Weg-von-Reaktion“ gehört ebenso zur Grundausstattung
des Menschen wie die „Hin-zu-Intention“.
Die psychische Aktivität ist darauf ausgerichtet,
Wahrnehmungen im Sinne von Zielen herbeizuführen und
Abweichungen von Zielen zu vermeiden.
Die psychische Aktivität wird gleichzeitig von annähernden und
vermeidenden Tendenzen bestimmt.
 Vermeidungs-Schemata, Emotionen und Handlungs-Tendenzen:
 Furcht, Ekel, Verachtung gehören zu den primären,
angeborenen Affekten und sind mit einer „Weg-von-HandlungsTendenz“ verbunden.
 Flucht, Abwehr, Vermeidung sind überlebenswichtige
Bestandteile des Repertoires jedes lebenden Organismus.
 Man vermeidet alles, was aversive Empfindungen auslöst.
 So vermeidet man auch Ist-Soll-Inkongruenzen, da diese mit
negativen Emotionen verbunden sind.
 Das Vermeidungs-Ziel und die negative Emotion sind mit der Zeit
assoziativ so eng miteinander verbunden, dass sie funktional
dieselbe Bedeutung haben.
Das Phänomen: Vermeidungs-Schema 1
VermeidungsSchemata
MS
 Kennzeichnend für Vermeidungs-Schemata ist, dass der gefürchtete
Umgebungs-Bezug und die damit verbundene Emotion in der Regel
nicht erlebt werden.
Was nicht erlebt wird, kann nicht intentional gefördert werden.
 Der Einfluss eines Vermeidungs-Schemas betrifft nicht nur das
Verhalten, sondern auch das Erleben.
Neuronale Erregungs-Muster, die mit der Ziel-Komponente dieses
Schemas nicht vereinbar sind, werden aktiv gehemmt statt gebahnt.
unbewusst,
Dazu gehören neben Gefühlen auch Gedanken (Kognitionen).
bewusst,
explizites
Gedächtnis
implizites
Gedächtnis  Ein ausgebautes Vermeidungs-Schema hat die Auswirkung, dass
diesbezügliche Erlebens-Bestandteile, also Wahrnehmungen,
Erinnerungen, Gedanken und Gefühle nicht bewusst erlebt werden.
Vermeidungs Vermeidungs-Schemata können bewusst repräsentiert sein, z. B. als
Schemata
Vorkehrungen gegen potenzielle Gefahren. Die Aufmerksamkeit kann
schränken den
gezielt in den Dienst des Vermeidungs-Zieles gestellt werden.
Erfahrungs-Raum
des Individuums  Bei Vermeidungs-Schemata, die nicht bewusst repräsentiert sind, weil
ein und
sie Teil des impliziten Gedächtnisses sind, kann die bewusste
behindern damit
Aufmerksamkeit nicht in den Dienst des Vermeidungs-Zieles gestellt
die Entwicklung
werden.
positiver
 Die Vermeidung betrifft auch die Bewusstwerdung des Vermiedenen.
intentionaler
Das Bewusstwerden wäre mit schmerzhaften Gefühlen verbunden.
Schemata.
Und diese negativen Gefühle werden ebenfalls vermieden.
Das Phänomen: Vermeidungs-Schema 2
MS
 Wegen des Bedürfnisses nach Kontrolle können Vermeidungs-Strategien einen immer
mehr vorwegnehmenden Charakter annehmen.
Wenn Vermeiden schon bei antizipierten möglichen Verletzungen, Enttäuschungen oder
anderen negativen Gefühlen zu einer habituellen Reaktions-Weise wird, schränken sich
die Bereiche, in denen die betreffende Person sich zielorientiert, nach BedürfnisBefriedigung strebend, verhält immer mehr ein.
 Damit wird aber das jeweilige Bedürfnis, dessen Verletzung vermeiden wird, nicht
weniger wichtig. Das Gegenteil ist der Fall.
Für jemanden, für den Versagen etwas so Schreckliches ist, dass er alles tut, um es zu
vermeiden, ist Leistung offensichtlich überaus wichtig.
Wenn aber Leistungs-Situationen wegen der Gefahr des Versagens vermeiden werden,
gibt es keine realen Befriedigungen des Leistungs-Bedürfnisses mehr.
Eine der wichtigsten Möglichkeiten, selbstwerterhöhende Erfahrungen zu machen, wird
beschnitten.
 Mit der Zeit muss ein Überhand nehmendes Vermeiden daher zu immer stärkeren
Inkongruenzen zwischen Wünschen und realen Erfahrungen führen.
 Die Bedeutung des Wunsches wird immer stärker, aber auch die Angst vor seiner
Verletzung.
 Das Vermeiden wird immer Sinne einer positiven Rückkoppelung noch ausgeprägter.
 Wer einmal angefangen hat zu vermeiden, befindet sich in der Gefahr, immer
wahrscheinlicher zu vermeiden, bis sich das Vermeiden schließlich automatisiert und
vollkommen unbewusst erfolgt.
Wirkung von Vermeidung
MS
 Die Wirkung motivationaler Vermeidungs-Schemata kommt nicht nur in der Verhinderung
von Bewusstsein für etwas, also in der Verdrängung zum Ausdruck.
Sie wirkt sich auch auf das sonstige Verhalten der betreffenden Person aus.
Sie vermeidet (bewusst oder unbewusst), sich bestimmten Erfahrungen auszusetzen,
weil sie befürchtet (bewusst oder unbewusst), sie könne dabei in ihren Bedürfnissen
(Kontrolle, Lust-Gewinn/Unlust-Vermeidung, Bindung, Selbst-Wert-Erhöhung) verletzt
werden.
 Vermeidung hat die Wirkung, dass sich die dem Vermeidungs-Verhalten
zugrundeliegenden neuronalen Erregungs-Muster perpetuieren, weil sie nicht mit neuen
Erfahrungen überschrieben werden.
 Wer durch reale Erfahrungen der Vergangenheit oder durch Identifikations-Lernen
Vermeidungs-Muster herausgebildet hat, testet in der Regel nicht mehr aus, ob die realen
Beziehungs-Verhältnisse in den gegenwärtigen Lebens-Bedingungen das Vermeiden
immer noch nötig machen.
 Wenn die gegenwärtigen Bedingungen ganz andere, positive Erfahrungen möglich
machen würden, werden durch das Vermeiden eigentlich gegebene GlücksMöglichkeiten im Sinne positiver motivationaler Schemata nicht wahrgenommen.
Diese intentionalen Schemata werden durch die betreffenden Vermeidungs-Schemata in
ihrer Entwicklung blockiert. Sie werden jeweils nur ansatzweise aktiviert, um gleich darauf
durch die Aktivität des Vermeidungs-Schemas gehemmt zu werden.
 Korrektive Erfahrungen sind das Ergebnis eines riskanten Tests.
Sie erfordern die Aktivierung eines intentionalen Schemas über die Schwelle hinaus, ab
der bisher die Aktivität des entsprechenden Vermeidungs-Schemas überwog.
Funktionen der bewussten Kognitionen
Bewusste
Kognitionen
RepräsentationsFunktion
InterpretationsFunktion
SteuerungsFunktion
Steuerung
wenig wirksam
RepräsentationsFunktion
InterpretationsFunktion
Steuerung
wirksam
InterpretationsFunktion
RepräsentationsFunktion
MS
 Bewusste Kognitionen haben eine mehrfache Funktion im
psychischen Geschehen:
1. Repräsentations-Funktion: Durch spezifische Interessen
gefilterte Wiedergabe-Funktion für das, was ist und
geschieht, im Dienste motivationaler Bereitschaften.
2. Interpretations-Funktion: Bewusste Kognitionen sind
auch immer Wahrnehmungen im Dienste bestimmter Ziele,
sind also intentionsgeleitete Interpretationen des
Wiedergegeben.
3. Steuerungs-Funktion: Je größer der interpretierende
(fantasierende) gegenüber dem wiedergebenden
(realitätsbezogenen) Anteil der Kognition ist, desto weniger
wirksam ist die Handlungs-Kontrolle des Individuums in der
entsprechenden Situation, weil die Steuerungs-Funktion
von Prämissen ausgeht, die nicht mit der „objektiven“
Realität übereinstimmen.
 Eine wesentliche Funktion von Entwicklungs-Begleitung
sollte darum darin bestehen, darauf hinzuarbeiten, dass
die Kognitionen der Rat suchenden Person die
tatsächlichen Determinanten seines Tuns und Erlebens
zutreffend repräsentieren.
Dies ist die Voraussetzung für eine wirksame HandlungsKontrolle im Dienste förderlicher Entwicklungs-Ziele.
Widerstand gegen Bewusstmachung von
Vermeidungs-Zielen
Aufmerksamkeit
VermeidungsZiele
Widerstand
MS
 Die Veränderung von entwicklungshemmenden Vermeidungs-Schemata
spielt in der Entwicklungs-Begleitung eine zentrale Rolle.
 Die Lenkung der bewussten Aufmerksamkeit auf die ablaufenden
Prozesse widerspricht unter Umständen ganz direkt den VermeidungsZielen und muss daher gegen den „Widerstand“ dieser VermeidungsTendenzen erfolgen.
Dieser Widerstand entspricht dem Grundgesetz der psychischen
Aktivität, dass sie darauf ausgerichtet ist, Wahrnehmungen im Dienste
von Annäherungs- und Vermeidungs-Zielen herzustellen.
 Wer versucht, Wahrnehmungen herbeizuführen, die diesem
Grundgesetz widersprechen, löst zwangsläufig
 negative Emotionen aus und
 verstärkte psychische Aktivität im Dienste der aktivierten Vermeidungs-Ziele.
VermeidungsTendenzen
konkurrierende
AnnäherungsIntentionen
RessourcenAktivierung
 Darum ist es wichtig, mit den Vermeidungs-Tendenzen konkurrierende
Annäherungs-Intentionen durch Ressourcen-Aktivierung so stark wie
möglich zu machen (Vermeidungen schwächen, Intentionen stärken).
 Abschwächung von Vermeidungs-Schemata kann sowohl durch
klärungs- als auch durch bewältigungsorientierte Verfahren
herbeigeführt werden.
 Bewältigungs-Orientierung ist eher dann angezeigt, wenn die VermeidungsIntention bewusst ist.
 Klärungs-Orientierung ist dann angezeigt, wenn die funktionale Bedeutung
eines Vermeidungs-Schemas der Rat suchenden Person zunächst noch nicht
klar ist, wenn sie also noch kein Bewusstsein dafür hat, wo, wie und in
welchem Ausmaß ihr Erleben und Verhalten von solchen VermeidungsIntentionen bestimmt ist.
Konflikt-Schemata
Konflikt-Schemata sind zum
größten Teil unbewusst.
MS
 Annäherungs- und Vermeidungs-Schemata können so
eng miteinander verschränkt sein, dass sie als
funktionale Einheit betrachtet werden können.
Eine solche funktionale Einheit kann man als KonfliktSchema bezeichnen.
 Beispiel für ein Konflikt-Schema:
intentionale
Komponente
VermeidungsKomponente
aktivierende Einflüsse durch
äußere und innere Situationen
Wut-Gefühle,
wenn UnabhängigkeitsIntentionen
nicht
verfolgt
werden
SchuldGefühle,
wenn UnabhängigkeitsIntentionen
verfolgt
werden
aktivierende Einflüsse
hemmende Einflüsse
 Einer Rat suchenden Person wurden als Kind bei
Unabhängigkeits-Bestrebungen durch ihre Eltern SchuldGefühle vermittelt (Du darfst uns nicht allein lassen.).
 Wegen der Schuld-Gefühle werden Wahrnehmungen im Sinne
der Unabhängigkeits-Intention immer seltener.
 Inkongruenz-Signale bezüglich des Unabhängigkeits-Zieles
führen zum verstärkten Auftauchen von UnabhängigkeitsWünschen.
 Durch die Inkongruenz-Bewertung werden negative Gefühle
ausgelöst, z. B. Wut auf die Eltern.
 Durch Wut wird die mit Schuld-Gefühlen verbundene
Vermeidungs-Intention aktiviert.
 Je stärker bestimmte Situationen die neuronalen Muster der
intentionalen Komponente aktiviert werden, desto stärker
werden diese ihrerseits die Vermeidungs-Komponente samt
Schuld-Gefühlen aktivieren.
 Ein Konflikt-Schema kommt damit einer „neuronalen
Schaukel“ gleich, aus der es kein Entkommen zu geben
scheint.
Konflikt zwischen
Intention und Vermeidung
 Wird die intentionale Komponente eines KonfliktSchemas aktiviert, aktiviert sie ihrerseits die
Vermeidungs-Komponente.
Diese wirkt dann hemmend auf die intentionale
Komponente zurück.
Intentionale
Komponente
StörungsAttraktoren
VermeidungsKomponente
KonfliktSchema
MS
 Die beiden Komponenten behindern sich
gegenseitig in ihrer Aktivität. Es kommt zu einer
Diskordanz-Spannung (Spannung aus interner
Inkonsistenz).
 Wird die gesamt Diskordanz im psychischen
Geschehen zu hoch, wird das psychische
Geschehen nicht mehr von eindeutigen
motivationalen Ordnungs-Mustern bestimmt, weil
sich diese gegenseitig behindern.
 Es kommt zu Fluktuationen auf hohem SpannungsNiveau, die die Entwicklung neuer OrdnungsMuster, z. B. von Störungs-Attraktoren,
begünstigen, die nicht auf die Befriedigung von
Bedürfnissen ausgerichtet sind.
Vermeidungs-Komponente im Konflikt-Schema
Intentionale
Komponente
VermeidungsKomponente
KonfliktSchema
MS
 Von der Vermeidungs-Komponente eines Konflikt-Schemas gehen
drei negative Einflüsse aus. Vermeidung kann verhindern,
1. dass sich die Rat suchende Person Situationen aussetzt, in denen
sie korrektive Erfahrungen machen könnte.
2. dass bei Rat-Suchenden ein zutreffendes Bewusstsein für die
funktionalen Zusammenhänge entsteht, die sie in die Lage versetzen
könnte, willentlich gezielt darauf Einfluss zu nehmen.
3. dass es zu einer Veränderung der motivationalen Kontroll-Parameter
des Störungs-Attraktors kommt. Vor allem die VermeidungsKomponente ist als eine aufrechterhaltende Bedingung für die
Störung in Rechnung zu stellen.
 Die Aktivität der Vermeidungs-Komponente kann durch zwei
Einflüsse gehemmt werden:
1. Die Rat suchende Person kann sich in Eigeninitiative oder mit
Unterstützung durch bewältigungsorientierte Interventionen der
Begleitenden forciert Situationen aussetzen, die das Potenzial für
korrektive Erfahrungen in sich bergen. Diese würden in mit der
intentionalen Komponente kongruenten Erfahrungen bestehen und
diese Komponente zuungunsten der Vermeidungs-Komponente
aktivieren und stärken.
2. Es wird als Ergebnis von Eigenbemühungen der Rat-Suchenden
oder durch bewusstseinschaffende, klärungsorientierte
Interventionen der Begleitenden ein Bewusstsein für die
problemrelevanten Zusammenhänge geschaffen.
Konflikte und korrektive emotionale Erfahrungen
Seite der
EntwicklungsBegleitung
positive Ziele
und Wünsche
TestSituation
Befürchtungen/
pathogene
GlaubensSätze
SchuldGefühle der
Rat suchenden
Person
WP
 Ein zutreffendes Verständnis der Konflikt-Dynamik einer Rat suchenden
Person könnte eine über die eigentliche Klärungs-Arbeit
hinausreichende Bedeutung haben.
 Eine Rat suchende Person kommt einerseits mit Zielen in die
Entwicklungs-Begleitung, die ihrer Selbst-Verwirklichung dienen.
 Diesen positiven Zielen stehen aber Befürchtungen, pathogene
Glaubens-Sätze, Abwehr-Muster, einschränkende Einschärfungen,
Tabus und Verbote gegenüber, die das Erreichen der Ziele behindern.
Diese pathogenen Glaubens-Sätze sind oft mit Schuld-Gefühlen
verbunden.
 In der Entwicklungs-Begleit-Beziehung entwickelt die Rat suchende
Person den Wunsch, im Sinne seiner Ziele angenommen zu werden
und „testet“ daher die Begleit-Person, ob diese in dieser Hinsicht
vertrauenswürdig sei, d. h. die Rat suchende Person verhält sich im
Sinne ihrer Befürchtungen, um zu sehen, wie die Begleit-Person darauf
reagiert. Besteht die Begleit-Person den Test, indem sie nicht im Sinne
der Befürchtungen, sondern im Sinne der Wünsche reagiert, kommt es
Test für Test zur Entkräftung der Befürchtungen und damit zu einer
zunehmend vertrauensvollen Begleit-Beziehung.
 Diese meist unterhalb der Bewusstseins-Schwelle der Rat suchenden
Personen erfolgende Entkräftung ihrer Befürchtungen kann man als
korrektive emotionale Erfahrung ansehen.
Konflikte und korrektive rationale Erfahrungen
WP
 Vorgehens-Schritte:
1. Es wird in strukturierter Weise ein Problem identifiziert. Im Fall der kognitiven
Therapien sind dies dem Verhalten und den Gefühlen zugrundeliegende implizite
Annahmen (irrationale Leitsätze, Glaubens-Sätze, automatisierte Gedanken), die die
Ereignisse interpretieren, Gefühle auslösen und Verhalten steuern.
2. Es werden Ziele definiert, durch deren Erreichen das jeweilige Problem behoben
sein wird. Dies sind alternative, rationalere, funktionalere Gedanken, die Verhalten
im Sinne positiver Intentionen unterstützen und zur Invalidierung problematischer
Emotionen, also ebenfalls zu korrektiven emotionalen Erfahrungen beitragen sollen.
3. Es werden Schritte zum Erreichen dieser Ziele durchgeführt.
 Die impliziten Annahmen oder Erwartungen werden also einer empirischen und
rationalen Überprüfung unterzogen, sowohl in Gesprächs-Form, z. B. im Sinne eines
„sokratischen Dialogs“, als auch in Form von Überprüfungen auf der Ebene des
unmittelbaren Erlebens und Verhaltens (prozessuale Aktivierung, reale Austestung),
indem sich die Personen den Situationen aussetzen, in denen ihre Befürchtungen
aktualisiert werden.
 Überprüft werden Ergebnis-Erwartungen zu dem, was passieren wird, wenn die Person etwas
Bestimmtes tut. Werden sich Bezugs-Personen wirklich dauerhaft von ihr anwenden, wenn sie
ihnen gegenüber auch einmal Nein sagt, Forderungen stellt oder Ärger-Gefühle äußert?
 Überprüft werden Selbst-Wirksamkeits-Erwartungen: Ist eine bevorstehende Anforderung z. B.
wirklich unerträglich und nicht zu bewältigen oder ist die Situation zu bewältigen – vielleicht mit
Vorbereitung?
 Überprüft werden Reaktions-Erwartungen: Wird es die Person wirklich nicht aushalten können,
wenn sich einige Personen abwenden, falls sie ihre wirklichen Gefühle zum Ausdruck bringt?
Wird sie sich dann wirklich völlig allein, ungeliebt und wertlos fühlen?
Interpersonale und motivationale Konflikte
WP
 Alle Aussagen über unbewusste motivationale Konflikte sind eigentlich Aussagen
über internalisierte Beziehungs-Muster, die sich in den gegenwärtigen Beziehungen
der Rat suchenden Person – auch gegenüber Entwicklungs-Begleitenden – wiederholen.
Es handelt sich bei Konflikten also um Repräsentationen von Beziehungs-Mustern, die
sich wiederum in realen Beziehungs-Mustern manifestieren. Es kann heute kein Zweifel
mehr daran bestehen, dass zwischenmenschliche Beziehungen und ihre Spuren im
Gedächtnis der wichtigste Nährboden für psychische Störungen sind.
Es ist unwahrscheinlich, dass ein therapeutischer Ansatz sich als optimal erweisen
könnte, der der interpersonalen Dimension des seelischen Geschehens nicht große
Bedeutung zumisst und sie angemessen ausarbeitet.
 Motivationale, intrapsychische und interpsychische Konflikte gehören zum
innersten Wesen des Mensch-Seins. Sie haben nicht nur für die Psychotherapie eine
Bedeutung, sondern für das ganze Verständnis des Menschen an sich. Konflikte haben
auch nicht nur eine negative Bedeutung, sondern sie sind für die Entwicklung zum reifen,
erwachsenen Individuum absolut unverzichtbar
 Konflikte sind so wichtig für die psychischen Gesundheit, dass sie alle EntwicklungsBegleitende angehen. Intrapsychische Konflikte sind eine erhebliche Quelle von Stress
und spielen bei der Entwicklung vieler psychischer, aber auch anderer GesundheitsStörungen eine Rolle.
 Im Verhältnis zur wahrscheinlichen Relevanz motivationaler Konflikte für EntwicklungsBegleitung ist die empirisch-wissenschaftliche Beschäftigung damit bisher rudimentär.
Aber eine Psychologie ohne Vorstellungen über motivationale Konflikte kann keine
vollständige Psychologie sein.
Intentionale und Vermeidungs-Schemata 1
Intentionale Ziele
WP
Vermeidungs-Ziele
1. Abschneiden im Vergleich zu anderen
Herausragen: überlegen, perfekt, begehrt sein, etwas
gelten
Schlecht abschneiden: unterlegen sein, sich
blamieren, Makel zeigen, sich festlegen
2. Eigenschaften und Ressourcen
Vorteilhafte Eigenschaften haben: offen,
selbstsicher sein, geistige Fähigkeiten haben
3. Übergeordnete Standards
Einem Standard entsprechen:
tüchtig, gefällig sein, sich anpassen
Gegen einen Standard verstoßen:
schuldig sein, bestraft werden
4. Identität und Selbst-Wert
Gutes Selbst-Gefühl haben: wissen, wer man ist und
was man kann, sich für wertvoll halten
Sich für gewöhnlich halten/sich abwerten:
gewöhnlich sein
5. Selbst-Verwirklichung
Sich verwirklichen: Bedürfnisse befriedigen, sich
entwickeln, höhere Ordnung suchen
6. Lust-Gewinn und Unlust-Vermeidung
Gute Gefühle haben: glücklich sein, genießen, etwas
erleben, sich körperlich wohlfühlen
Unangenehme Gefühle/Empfindungen
ertragen: Schmerzen ertragen
7. Kontrolle
Sich unter Kontrolle haben: Situationen im Griff haben,
verstehen
Kontrolle über sich verlieren: machtlos sein,
nicht verstehen
Intentionale und Vermeidungs-Schemata 2
Intentionale Ziele
WP
Vermeidungs-Ziele
8. Aufgaben-Bewältigung
Aufgabe bewältigen: gut funktionieren, kompetent
sein, etwas leisten
Scheitern: nicht genügen, inkompetent sein,
versagen
9. Autonomie
Autonom sein: unabhängig sein, sich selbst
behaupten
Autonomie verlieren: abhängig sein, von anderen
bestimmt werden
10. Geben
Für andere da sein: unterstützen, beschützen,
kooperieren
Schlecht für andere sein: anderen zur Last fallen
11. Beziehungen
Positive Beziehungen haben: liebevolle,
verlässliche, intime Beziehungen und soziales
Netzwerk haben
Beziehungen gefährden oder verlieren: streiten,
verlassen werden, einsam sein
12. Beistand
Beistand erhalten: unterstützt, beschützt werden
Vernachlässigt werden: nicht unterstützt werden,
nicht genug Zuwendung erhalten
13. Rückmeldung
Positive Rückmeldung erhalten: anerkannt,
bestätigt, angenommen, gemocht werden
Negative Rückmeldung erhalten: nicht anerkannt,
kritisiert, abgelehnt werden
14. Verletzung und Missbrauch
Verletzt und missbraucht werden
Störungs-Attraktoren (SA)
 Psychische Störungen als Störungs-Attraktoren
 Entwicklung psychischer Störungen
 Vom Konflikt zur Krankheit
 Von der Bedürfnis-Verletzung zur Störung
 Beeinflussung von Störungs-Attraktoren
 Störung und Inkonsistenz-Spannung
S+P
Psychische Störungen als Störungs-Attraktoren
Die Phänomene der Emergenz, Versklavung und funktionalen Autonomie können
mit dem Attraktor-Konzept besonders prägnant gefasst werden.
Das spricht dafür, psychische Störungen als eine eigene Art von psychischen
Attraktoren zu konzipieren.
 Psychische Störungen sind keine Varianten der normalen psychischen Aktivität.
Es handelt sich um die Emergenz, um das Hervortreten von qualitativ
andersartigen Zuständen des psychischen Geschehens.
 Wenn sich eine psychische Störung entwickelt und etabliert hat, versklavt sie
einen guten Teil des Seelen-Lebens des betreffenden Menschen.
Die Störung führt gewissermaßen ein Eigenleben neben den bewusst verfolgten
Zielen der betreffenden Person. Sie breitet sich im Seelen-Leben aus. Sie ist nicht
gewollt, sondern wird von der Person als außerhalb ihrer Kontrolle erlebt.
 Funktionale Autonomie bedeutet, dass sich ein Attraktor vom EntstehungsZusammenhang löst, also die Bedingungen, die zur Entwicklung einer psychischen
Störung führen, nicht dieselben sein müssen, die die Störung später
aufrechterhalten.
Diese funktionale Autonomie wird schmerzhaft als Kontroll-Verlust erlebt.
Nachdem sich das neue neuronale Erregungs-Muster stabil etabliert hat, braucht
es für seine weitere Existenz nicht mehr die Verstärkung durch SpannungsReduktion. Es ist durch positive Rückkopplung funktional autonom geworden und
kann nun über seine einzelnen Komponenten aktiviert werden.
SA
Entwicklung psychischer Störungen
SA
 Ob sich bei einem Menschen eine bestimmte psychische Störung entwickelt, hängt
einerseits von längerfristig bestehenden vorgebahnten Bereitschaften dazu, von den
Risiko-Faktoren ab.
Menschen können vorgebahnte Bereitschaften zu verschiedenen psychischen
Störungen durch Herkunft oder Sozialisation in sich tragen.
Die psychische Störung, die sich entwickelt hat, kann selbst den Nährboden für
Störungs-Anfälligkeit bereiten in Form einer erhöhten Inkonsistenz im psychischen
Geschehen. Dafür spricht die hohe Komorbiditäts-Rate psychischer Störungen.
 Andererseits ist dazu ein akuter Spannungs-Zustand, eine erhöhte Inkonsistenz im
psychischen Geschehen erforderlich, der aus den Variationen (Fluktuationen) der
psychischen Aktivität eine geeignete selektioniert und differenziell verstärkt.
Die besondere Konstellation von Fluktuation und bestehender Inkonsistenz-Spannung
kann im Leben dieses Menschen
 einmalig sein (Makro-Trauma) oder
 kleinere Inkonsistenz-Spannungen (Mikro-Traumata), die nicht erfolgreich durch
zielorientiertes Verhalten im Sinne eines motivationalen Attraktors reduziert wurden,
können sich oft wiederholt haben, bis sie stabil gebahnt worden sind.
 Gerade bei einmaligen Konstellationen ist es müßig, nachträglich den „Ursachen“ der
psychischen Störung nachzugehen.
Sie hat historisch eine Rolle gespielt. Aber dafür, ob sie während der EntwicklungsBegleitung besonders beachtet werden soll, ist allein die Frage entscheidend, ob die
ehemalige Konstellation heute noch eine funktionale Bedeutung für die
Aufrechterhaltung der Störung hat.
Vom Konflikt zur Krankheit
Konflikt
Intention zur
Reduzierung
eines durch
Bedürfnisse
oder
Attraktoren
erzeugten
SpannungsZustandes
Vermeidung
des
SpannungsZustandes
und der
damit
verbundenen
negativen
Emotionen
Dies bewirkt erst einmal eine höhere
Konsistenz im psychischen
Geschehen mit zwei einigermaßen
konsistenten Einheiten
Das
Bewusstsein
wird durch
Verdrängung
vor
Inkonsistenz
geschützt
StörungsAttraktoren
sorgen in
ihrem
AktivitätsBereich für
Konsistenz
Vermeidung
führt zu einer
Dissoziation
(Abspaltung,
Verdrängung)
im
psychischen
Geschehen.
BedürfnisBefriedigung
samt
Wohlbefinden
werden dadurch
schwer
beeinträchtigt.
Ein immer
größerer Teil der
psychischen
Aktivität wird vom
neu gebildeten
Störungs-Attraktor
bestimmt, also
versklavt.
Die
Komponenten
des Konfliktes
sind der Person
deshalb nicht
oder nur
teilweise
bewusst.
SA
Der Person steht
ihr bewusst
gesteuertes
Verhalten zur
Überwindung des
Konfliktes, zur
Herstellung von
Konsistenz nicht
voll zur Verfügung.
KrankenStatus und
TherapieNotwendigkeit
Das führt zu einem
gesamthaft
erhöhten
InkonsistenzNiveau.
Ein
StörungsAttraktor
entsteht.
Die Reduktion
dieser häufigeren
und heftigeren
Inkonsistenzen
verstärkt ein neues
Ordnungs-Muster
differentiell und
bindet es
zusammen.
Von der Bedürfnis-Verletzung zur Störung
SA
Bestimmte Grundbedürfnisse werden verletzt – meist durch eine frühkindliche Lebens-Konstellation, aber
auch später im Leben durch traumatisierende Erfahrungen. Es entstehen Inkonsistenz-Spannungen.
Es entwickeln sich Strategien zur Vermeidung weiterer Verletzungen. Traumatische Erfahrungen werden
entweder im Dienste des Konsistenz-Prinzips oder im Dienste der Schmerz-Vermeidung aus dem
Bewusstsein ferngehalten, also verdrängt.
Die um die verletzten Grundbedürfnisse herum entwickelten intentionalen Schemata und VermeidungsSchemata bestimmen danach das Erleben und Verhalten überwiegend im impliziten Funktions-Modus.
Bewusst gesteuerte Prozesse sind auf andere
Ziele ausgerichtet, also nicht mehr zielorientiert
abgestimmt. Es kommt damit zu einer
Dissoziation der im impliziten und bewussten
Funktions-Modus ablaufenden Prozesse.
Auf der VerhaltensEbene ist die
wirksame
Realisierung der
Grundbedürfnisse
behindert, was zu
negativen Emotionen
und schlechtem
Befinden führt.
Zusätzlich können auch die im impliziten FunktionsModus simultan-parallel ablaufenden Prozesse
untereinander dissoziiert sein, dies geschieht umso
mehr, je mehr die psychische Aktivität insgesamt
von Vermeidungs-Schemata bestimmt wird.
Auf der Ebene der inneren Regulations-Prozesse kommt es über die
Dissoziation zur Dysregulation.
Von der Dysregulation kommt es zur Entwicklung von Störungen.
Die Art der Störung hängt davon ab, welche Regulations-Prozesse von der
Dissoziation betroffen sind. Die Ordnungs-Muster der Störungen entwickeln
ihre Eigendynamik und sind nicht mehr auf Bedürfnis-Befriedigung
ausgerichtet
Beeinflussung von Störungs-Attraktoren
SA
 Entstehende Psychische Störungen sind als neue Erlebens- und Verhaltens-Möglichkeiten
zu betrachten, stellen neue Ordnungs-Zustände der psychischen Aktivität dar.
 Psychische Störungen haben sich einstmals herausgebildet, weil sie ein geeignetes Mittel
waren, bestimmte Bedürfnis-Spannungen abzubauen.
Sonst wären sie als Ordnungs-Zustände nicht ausgewählt worden.
 Psychische Störungen können also als emergente neue Qualitäten des psychischen
Funktionierens und somit als Attraktoren angesehen werden.
 Der im Gedächtnis in Form von Erregungs-Bereitschaften gespeicherte Attraktor löst sich
von seinen Entstehungs-Bedingungen und wird funktional autonom.
Psychische Störungen sind in ihrer Existenz also nicht mehr von den ursprünglichen
Entstehungs-Bedingungen abhängig. Als funktional autonome Attraktoren können
psychische Störungen auf verschiedenste Weisen aktiviert werden.
 Die gegenwärtigen Aktivierungs-Möglichkeiten sind als die entscheidenden
Kontroll-Parameter eines Attraktors anzusehen.
 Die Kontroll-Parameter psychischer Störungen sind also in der Gegenwart zu suchen.
Es muss also auf die gegenwärtigen Bedingungen Einfluss genommen werden, will man
das System von dem gestörten in einen anderen Ordnungs-Zustand bringen.
 Die Therapie psychischer Störungen erfordert daher eine gegenwartsbezogenen
störungsspezifische Beeinflussung.
 Es geht darum, Menschen vom versklavenden Einfluss eine Störungs-Attraktors zu
befreien.
Störungen und Inkonsistenz-Spannungen
 Inkonsistenz-Spannung stellt einen wesentlichen aktuellen
Kontroll-Parameter für die Aufrechterhaltung einer Störung dar.
 Deshalb sollten Entwicklungs-Begleitende nach aktuellen
Konflikten und Dissoziationen bei den Rat Suchenden Personen
Ausschau halten, nicht um die Entstehung der Störung zu
erklären, sondern um sie als mögliche aktuelle KontrollParameter zu berücksichtigen.
 Entwicklungs-Begleitung beschränkt sich nicht auf das
Wegmachen von Störungen, sondern trägt auch einem nicht in
diagnostischen Kategorien fassbaren menschlichen Unglück
Rechnung, somit es mit den Mitteln der Entwicklungs-Begleitung
zugänglich erscheint.
 Eine Verringerung von Inkonsistenzen im psychischen
Geschehen, die einer Rat suchenden Person Möglichkeiten zu
einer besseren Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse versperren,
kann als ein Entwicklungs-Ziel von eigenem Wert angesehen
werden.
SA
Interpersonale Attraktoren (IA)
 Bindung und interpersonale Attraktoren
 Wohlbefinden und Beziehungs-Erfahrungen
S+P
Bindung und interpersonale Attraktoren
 Der Mensch ist seinem Wesen nach auf andere bezogen.
Das drückt sich unter anderem in seinem Grundbedürfnis nach Bindung aus.
 Die Beziehungs-Muster, die sich in den Beziehungen zu ihren primären BezugsPersonen entwickeln, sind zwar auch von der Rat suchenden Person mitbestimmt,
aber mindestens ebenso stark von den Bezugs-Personen.
Bei einem sehr kleinen Kind ist es eher so, dass seine motivationalen Attraktoren
ein Spiegel der Beziehungs-Muster zu seinen primären Bezugs-Personen sind als
umgekehrt.
 Wenn diese Beziehungs-Muster aber erste einmal internalisiert und zu stabilen
motivationalen Attraktoren geworden sind, trägt die Rat suchende Person sie an
ihre neu aufgenommenen Beziehungen heran.
Das gilt für beide Beziehungs-Partner in gleicher Weise.
Keiner der beiden kann die Beziehungs-Abläufe allein bestimmen, sondern in der
Interaktion zwischen beiden entwickeln sich ein oder mehrere BeziehungsAttraktoren.
 Beziehungs-Attraktoren sind Beziehungs-Abläufe, die sich immer in ähnlicher
Weise wiederholen.
 Änderung der Beziehungs-Abläufe bedeuten ein Überschreiben vorhandener
Erregungs-Bereitschaften mit neuen Erfahrungen, so dass es weniger
wahrscheinlich ist, dass der interpersonale Attraktor weiterhin das BeziehungsVerhalten versklavt.
IA
Wohlbefinden und Beziehungs-Erfahrungen
IA
 Positive Bindungs-Muster sind durch folgende Merkmale gekennzeichnet, die
Entwicklungs-Begleitende für ihren Umgang mit Rat suchenden Personen konstruktiv
nutzen können. Entwicklungs-Begleitende können
a. feinfühlig auf die Rat-Suchenden eingehen,
b. sich sensibel für ihre Regungen zeigen,
c. sie nonverbal begleiten, indem sie das, was die Rat suchende Person berichtet, mit
ihrer Mimik kommentieren
d. für die Rat-Suchenden da sein, ohne sie zu dominieren,
e. mit Tonfall, Körper-Haltung und Mimik Wärme und Engagement ausstrahlen,
f. verständnisvoll gewährend sein, aber auch gleichzeitig führend und strukturierend,
wenn die Rat suchende Person Unterstützung braucht.
 Feinfühliges Eingehen der Entwicklungs-Begleitenden auf die Entwicklung suchenden
Personen bedeutet für letztere, dass sei mit ihrem Verhalten Wirkungen im Sinne ihrer
motivationalen Schemata erzeugen.
Entwicklungs-Begleitende verhalten sich gezielt so, das die Ent5wicklung suchenden
Personen Erfahrungen im Sinne wichtiger motivationaler Schemata machen, die sie in
ihrem realen Leben sonst nicht erfolgreich realisieren können (komplementäre
Beziehungs-Gestaltung).
 Es kennzeichnet eine gute Bindungs-Beziehung und damit eine gute Beziehungs bei der
Entwicklungs-Begleitung gleichermaßen, dass sie gleichzeitig Geborgenheit und
Autonomie gewähren. Es wird also eine Fülle positiver Erfahrungen im Hinblick auf die
Grundbedürfnisse nach Kontrolle (Autonomie) und nach Bindung (Geborgenheit)
vermittelt.
Gesamtmodell psychischen Geschehens
Das Selbst
Bedürfnisse und
Bedürfnis-Stärke
emotionaler
Zustand
nein
Rückmeldung über
Bedürfnis-Befriedigung
motivationale
Schemata
Konsistent mit
Bewusstsein?
ja
Implizites
Wahrnehmen und
Verhalten
assimilierende
Rückmeldung
nein
Aufmerksamkeit
darauf
ausgerichtet?
ja
Austausch mit
der Realität
Bewusstes
Wahrnehmen,
Denken und Handeln
Austausch mit
der Realität
Realisierungs-Ebene
akkomodierende
Rückmeldung
Summe aus dem Austausch mit
der Realität über längere Zeit
Ich-Gefühl
mit Überzeugungen als
kurzfristiger Effekt (state)
SelbstBild
+
WeltBild
längerfristiger,
habitueller Effekt (trait)
PEB
Wirk-Faktoren und Wirk-Prinzipien (WP)
in der Entwicklungs-Begleitung
 Wirkungsrelevante Aspekte
 Systematik von Perspektiven-Kombinationen
 Wirk-Faktoren
 Gesamtmodell der Wirkungs-Weise
 Wirk-Komponenten im Zusammenhang 1
 Wirk-Komponenten im Zusammenhang 2
 1. Inkonsistenz-Reduktion durch Ressourcen-Aktivierung
 2. Inkonsistenz-Reduktion durch Veränderung motivationaler Schemata 1
 2. Inkonsistenz-Reduktion durch Veränderung motivationaler Schemata 2
 2. Inkonsistenz-Reduktion durch Veränderung motivationaler Schemata 3
 2. Inkonsistenz-Reduktion durch Veränderung motivationaler Schemata 4
 3. Destabilisierung von Störungs-Attraktoren durch problemspezifische
Interventionen 1
 3. Destabilisierung von Störungs-Attraktoren durch problemspezifische
Interventionen 2
PEB
Wirkungsrelevante Aspekte (WA)
Bewertungs-Dimension
Ressourcen-Perspektive
Problem-Perspektive
System-Dimension
intrapersonale Perspektive
interpersonale Perspektive
Kommunikations-Dimension (Funktions-Modus)
impliziter Funktions-Modus
nonverbale Kommunikation
bewusster Funktions-Modus
inhaltliche Kommunikation
Bedeutungs-Dimension
motivationale Perspektive
potenziale Perspektive
Veränderungs-Dimension
Zustands-Perspektive
Veränderungs-Perspektive
WP
Bewertungs-Dimension (BD):
Problem- und Ressourcen-Perspektive


















Problem-Perspektive
Problem-Aktualisierung
Ressourcen-Perspektive
Aktivierung von Ressourcen
Funktion der Ressourcen-Aktivierung
Ressourcen und Wünschbarkeit
Ressourcen und Realisierbarkeit
Ressourcen-Aktivierung und Entwicklungs-Begleit-Beziehung
Ressourcen-Aktivierung und Problem-Bewältigung
Ressourcen-Aktivierung und Induktion von Besserungs-Erwartungen
Induktion positiver Besserungs-Erwartungen
Besserungs-Erwartung als Selbst-Wirksamkeits-Erwartung
Rückkopplungs-Prozesse
Erwartungen als
Ressourcen-Aktivierung (Grafik)
Wirk-Prinzipien im Zusammenhang
Prozessuale Aktivierung
Prozess zum Inhalt machen
WA
Problem-Perspektive
Erleben
motivationales
Problem
ProblemAnalyse
RealisierungsProblem
Verhalten
BD
 Die Problem-Perspektive einzunehmen, ist bedeutsam für die
inhaltliche Planung, für das Was der Veränderung: Was soll geändert
werden?
 In der Psychotherapie wird fast alles aus einer Problem-Perspektive
betrachtet. Für das Verständnis der Problematik einer Unterstützung
suchenden Person ist die Einnahme einer Problem-Perspektive natürlich,
notwendig und angemessen.
 In einer Problem-Analyse muss man z. B. feststellen, ob es sich um ein
Realisierungs-Problem oder um ein motivationales Problem handelt
oder um beides.
 Ein motivationales Problem läge dann vor, wenn intentionale nicht die
Voraussetzungen dafür gegeben sind, dass sich das EntwicklungsVorgehen auf die Realisierung einer eindeutigen Intention ausrichten
kann. In diesem Fall müsste das Vorgehen einen eindeutig
intentionsverändernden Schwerpunkt haben.
 Soll die Entwicklungs-Begleitung einen Realisierungs-Schwerpunkt
haben, so spielt für den weiteren Prozess die Art des Problems oder
der Störung eine wichtige Rolle.
 Wenn man jedoch glaubt, man können aus der Problem-Perspektive heraus
auch die Veränderung von Problemen konzipieren, so irrt man sich.
Will man Veränderung aus der Problem-Perspektive heraus betreiben, geht
man von dem Irrtum aus, dass die Therapierenden die UnterstützungSuchenden verändern.
Problem-Aktualisierung
WP
 Entwicklungs-Begleitung als Psychotherapie, Lebens-Beratung und Coaching ist ein
institutionalisierter Rahmen dafür, die Aufmerksamkeit auf sich selbst zurückzuwenden,
auf das, was man tut, wie man es tut und warum man es tut.
 Für die Beeinflussung der gegenwärtigen Lage sind allein die gegenwärtigen
funktionalen Bedingungen wichtig.
 Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit hat ihr Ziel in der Zukunft.
 Man wird klugerweise fragen, wie es zu einer Störung gekommen ist, aber nicht mit
der Erwartung, dass sich mit einer Beschäftigung mit den Ursachen die Störung
aufhebt.
 Diese Reduktion auf Ursachen würde der Tatsache nicht gerecht, dass inzwischen
neue neuronale Verbindungen angelegt wurden, die nun eigenständig (funktionelle
Autonomie) auf vielen Wegen aktiviert werden können, nicht nur auf dem Weg, aus
dem sie entstanden sind.
 Aus der Aufmerksamkeit für etwas, das bisher nicht Gegenstand der
Aufmerksamkeit war, entsteht neuen Bewusstsein.
 Sowohl bei realisierungsorientierten als auch bei klärungsorientierten Therapien ist die
unmittelbare Erfahrung wichtig.
Die Aufmerksamkeit wird hierbei auf das gerichtet, was augenblicklich in der Rat
suchenden Person abläuft, nicht auf äußere Abläufe.
 Es geht darum, was die Rat suchende Person gerade wahrnimmt, denkt, fühlt, tut, tun
möchte und vermeiden möchte.
 Allen Vorgehens-Weisen ist die Annahme gemein, dass nur das geändert werden
kann, was gerade prozessual abläuft.
Ressourcen-Perspektive
RessourcenPerspektive
WIE
Wahl
des
Vorgehens
WAS
ProblemPerspektive
BD
 Ressourcen-Aktivierung meint sowohl, die von der Rat suchenden Person
mitgebachten Bereitschaften und Möglichkeiten zu beachten und zu nutzen,
die sie von sich aus ins Spiel bringt, als auch schlummernde Bereitschaften
und Möglichkeiten zu wecken.
 Gezielte Ressourcen-Aktivierung setzt die Einnahme einer RessourcenPerspektive voraus.
Die Ressourcen-Perspektive einzunehmen, ist bedeutsam für die
prozessuale Planung, für das Wie der Veränderung: Wie kann das
Problem am besten zum Positiven gewandelt werden?
 Woher sollen Kraft und Mittel für die Veränderung kommen, wenn nicht aus
dem, was die Unterstützung suchende Person und ihre Lebens-Situation
bereits an Intentionen und Möglichkeiten mitbringen bzw. enthalten?
 Was hat bei der Person gut funktioniert? Was hat sie schon erreicht,
durchgestanden, überwunden? Welche Stärken hat sie?
 Was interessiert sie? Wozu ist sie motiviert? Was mag und macht sie von sich
aus gern?
 Auf welche Erfahrungen kann die Person zurückgreifen?
 Welche liebenswerten Seiten hat die Person?
 Eine Person ändert sich in Wirklichkeit nur in Interaktion mit einer Anstöße
gebenden und unterstützenden Begleit-Person.
Dass sich die Unterstützung suchende Person für ihre Veränderung selbst
verantwortlich fühlt, ist nach einer Vielzahl der empirischen Befunde eine
wichtige Voraussetzung für eine positiven Entwicklung.
Aktivierung von Ressourcen
BD
 Als Ressource kann jeder Aspekt des seelischen Geschehens und darüber
hinaus der gesamten Lebens-Situation eines Menschen aufgefasst werden,
also z. B. motivationale Bereitschaften, Ziele, Wünsche, Abneigungen,
RessourcenInteressen, Überzeugungen, Wert-Haltungen, Geschmack, Einstellungen,
Perspektive
Wissen, Bildung, Fähigkeiten, Gewohnheiten, Interaktions-Stile, physische
Merkmale wie Aussehen, Kraft, Ausdauer, finanzielle Möglichkeiten und das
ganze Potenziale der zwischenmenschlichen Beziehungen eines Menschen.
Persön Aus der Ressourcen-Perspektive betrachtet stellt die Gesamtheit all
lichdessen den Möglichkeits-Raum eines Menschen dar, in dem er sich
keitsgegenwärtig bewegen kann, oder sein positives Potenzial, das er in den
MerkVeränderungs-Prozess einbringen kann. Als Ressourcen betrachtet,
male
stellen die zuvor aufgeführten Merkmale die Quellen dar, aus denen ein
Mensch sein Selbst-Wert-Gefühl bezieht.
 Aus einer negativen oder Problem-Perspektive betrachtet, können
Problemdieselben Merkmale gleichzeitig als Beschränkungen (Constraints)
Perspektive
angesehen werden, denen die Person gegenwärtig unterliegt.
 Ressourcen-Aktivierung meint, unter der Vielzahl der PersönlichkeitsMerkmale solche aufzuspüren, die für den Rat suchenden Menschen
motivationale stark besetzt und für sein Selbst-Wert-Gefühl besonders
wichtig sind, und diese für den therapeutischen Veränderungs-Prozess
zu mobilisieren.
 Ressourcen-Aktivierung knüpft an die vorhandenen Ziele, Werte und
Möglichkeiten der Person an und versucht, diesen im Begleit-Vorgehen
möglichst viel Raum zu geben.
Funktion der Ressourcen-Aktivierung
BD
Es können fünf Funktionen der Ressourcen-Aktivierung im Prozess der EntwicklungsBegleitung festgestellt werden:
1. Die bedürfnisbefriedigenden Wirkungen der Ressourcen-Aktivierung




verbessern das Wohlbefinden,
fördern das Selbst-Vertrauen,
ermutigten die Unterstützung suchende Person zu eigenen Problem-Bewältigungs-Versuchen und
machen den Erfolg dieser Bewältigungs-Versuche wahrscheinlicher.
2. Die positiven Erfahrungen, die von den Begleitenden ausgehen, geben den
Unterstützung-Suchenden Vertrauen in sie und führen zu einer beiderseitig guten
Therapie-Beziehung, die im Folgenden einen guten Rückhalt gibt.
3. Der verbesserte Zustand der Unterstützung-Suchenden als Folge der InkongruenzReduktion und die gute Begleit-Beziehung machen Rat-Suchende aufnahmebereiter für
Interventionen und bewirken, dass sie bereitwilliger und aktiver mitmachen (compliance).
4. Wenn Ressourcen wie positive motivationale Schemata aktiviert werden, werden die
ihnen zugrundeliegenden neuronalen Erregungs-Muster besser gebahnt.
Je mehr das psychische Geschehen von positiven motivationalen Schemata bestimmt
wird, desto weniger wird es von Vermeidungs-Attraktoren und Störungs-Attraktoren
bestimmt.
5. Neuronale Erregungs-Muster, deren Veränderung notwendigerweise mit dem Erleben
starker negativer Emotionen verbunden sind, können dann wahrscheinlicher mit neuen
Erfahrungen überschrieben werden, je mehr durch gezielte Ressourcen-Aktivierung
während der Problem-Aktualisierung dieses Erleben in einen positiven Kontext eingebettet
ist.
Ressourcen und Wünschbarkeit
BD
Ressourcen können entweder der Wünschbarkeits- oder der RealisierbarkeitsKomponente im Handlungs-Phasen-Modell zugeordnet werden.
Wünschbarkeit
Ressourcen
Realisierbarkeit
 Bestehende Intentionen können genutzt werden, um die Wünschbarkeit solcher
Verhaltensweisen zu steigern, die für bestimmte therapeutische Schritte erforderlich
sind.
 Entwicklungs-Begleitende müssen sich dessen bewusst sein, dass diese Schritte nur
dann mit der gewünschten Volitions-Stärke ausgeführt werden, wenn sie für die Rat
suchenden Personen die Realisierung einer eigenen Absicht darstellen, wenn sie also
im Dienste bestehender und genügend starker Intentionen erfolgen.
Entwicklungs-Begleitende dürfen die Veränderungs-Intentionen nicht einfach
voraussetzen, sondern müssen versuchen, sie zu aktivieren, zu stärken und zu fördern.
 Wünschbarkeit entwicklungsförderlichen Verhaltens kann auch dadurch erhöht werden,
dass Intentionen, die dazu in Konkurrenz stehen, abgeschwächt werden.
 Komplementäre Beziehungs-Gestaltung desaktiviert Intentionen, die die Entwicklung behindern
würden und versucht solche Intentionen anzusprechen und zu fördern, die für die EntwicklungsZiele günstig wären.
 Zu Intentionen, die als Ressourcen genutzt werden können, würden auch Wünsche der RatSuchenden gehören, etwas der Begleit-Person zuliebe zu tun, vor dieser nicht schlecht
dazustehen.
 Sogar gegenteilige Intentionen wie etwa der Begleit-Person zu beweisen, dass sie nicht Recht
hat können zum Beispiel mit Hilfe paradoxer Instruktionen zur Herbeiführung des Gegenteils
genutzt werden, was die Begleit-Person verschreibt oder voraussagt.
Ressourcen und Realisierbarkeit
BD
Ressourcen können entweder der Wünschbarkeits- oder der RealisierbarkeitsKomponente im Handlungs-Phasen-Modell zugeordnet werden.
Wünschbarkeit
Ressourcen
Realisierbarkeit
 Andere Ressourcen sind der Realisierbarkeits-Komponente zuzuordnen.
Dazu gehören einerseits die Fähigkeiten und Gewohnheiten der Rat suchenden
Personen.
 Das Vorgehen in der Entwicklungs-Begleitung sollte so gestaltet werden, dass die
Unterstützung suchende Person mit ihren Fähigkeiten und gewohnten VorgehensWeisen zum Zuge kommt.
 Weitere Ressourcen wären z. B.
 auf der intrapsychischen Seite all die Erwartungen, die mit dem EntwicklungsIntentionen konform sind.
 auf der interpersonalen oder interpsychischen Seite all die konstruktiven
Möglichkeiten, die die Lebens-Situation bietet, z. B als Unterstützung durch nahe
Bezugs-Personen.
Eine gute Entwicklungs-Begleit-Beziehung wirkt sich
auf die motivationale Komponente und
auf die Realisierbarkeits-Komponente
für entwicklungsbezogenes Verhalten ganz allgemein aus.
Sie stellt eine der wichtigsten Formen der Mobilisierung der auf Seiten der
Unterstützung suchenden Personen vorhandenen Ressourcen dar.
Ressourcen-Aktivierung und
Entwicklungs-Begleit-Beziehung
BD
 Ressourcen-Aktivierung kann unter prozessualem und inhaltlichem Aspekt
betrachtet werden.
RessourcenAktivierung
gute
EntwicklungsBegleitBeziehung
 Prozessual und in Bezug auf die Entwicklungs-Begleit-Beziehung gesehen
bedeutet Ressourcen-Aktivierung, dass die Rat suchende Person von der sie
begleitenden Person ausdrücklich Gelegenheit erhält, sich im Sinne seiner
mitgebrachten Bereitschaften und seiner Stärken zur Begleit-Situation und zur
begleitenden Person in Beziehung zu setzen.
Ressourcen-Aktivierung heißt, den Rat-Suchenden ausdrücklich eine solchen
Raum zur Verfügung zu stellen.
 Inhaltlich bedeutet Ressourcen-Aktivierung in der Entwicklungs-BegleitBeziehung, dass die Rat suchende Person ausgiebig Gelegenheit erhält, sich
verbal gegenüber der seine Entwicklung begleitenden Person von seinen
positiven Seiten her darzustellen und dass die Rat-Suchenden von den
Begleitenden auch ohne ihr Zutun in diesen Seiten gespiegelt werden.
Es wird also nicht nur über Problemgesprochen, sondern auch über Ziele und
Werte, die die Rat suchende Person hochhält, und die Stärken, die sie
aufzuweisen hat.
Kriterium ist, dass sie sich durch die Thematisierung dieser Inhalte in ihrem
Selbst aufgewertet fühlen kann.
 Ressourcen-Aktivierung geschieht zu einem großen Teil in der
Entwicklungs-Begleit-Beziehung, durch diese Beziehung und für diese
Beziehung, ganz davon abgesehen, dass eine gute Beziehung als Folge
ein er gelungenen Ressourcen-Aktivierung angesehen werden kann und
selbst eines wichtige Ressource der Rat suchenden Person darstellt.
Ressourcen-Aktivierung und
Problem-Bewältigung
RessourcenPerspektive
der BegleitPerson
Rat suchenden
Person
vermehrte
Wahrnehmung
des positiven
Selbst
Erfahrung der
Ziel- und
WunschVerwirklichung
BewältigungsUnterstützung
durch BegleitPerson
BD
 Je mehr sich eine Rat, Unterstützung und Entwicklung suchende
Person im Zuge einer gelungenen Ressourcen-Aktivierung durch
die Begleit-Person neben der Problem-Bearbeitung auch in seinen
positiven Seiten wahrgenommen und bestätigt fühlt, desto mehr
macht sie Wahrnehmungen im Sinne ihrer Ziele und ihres positiven
Selbst.
Solche Wahrnehmungen werden begleitet von positiven Gefühlen
und führen damit zu einem zu einem aktuell besseren Selbst-WertGefühl und einem verbesserten Wohlbefinden.
 Sowohl im Zuge der Ressourcen-Aktivierung als auch durch viele
kleine und vielleicht auch größere Bewältigungs-Erfahrungen
macht die Person Wahrnehmungen im Sinne ihrer Ziele und
Wünsche.
Diese Wahrnehmungen und Erfahrungen werden nicht in Frage
gestellt und hinterfragt, sondern unterstützt und gefördert.
Beide Wirk-Faktoren sind darauf ausgerichtet, die Person
dabei zu unterstützen, mehr zu werden, wie sie im Sinne ihrer
bestehenden Ziele und Wünsche gern sein möchte.
Dies scheint ein wesentliches gemeinsames Charakteristikum
von Ressourcen-Aktivierung und Problem-Bewältigung zu
sein.
Ressourcen-Aktivierung und
Induktion von Besserungs-Erwartungen
RessourcenAktivierung
Induktion
positiver
BesserungsErwartungen
gelungene
RessourcenAktivierung
positive
Beeinflussung
des Erlebens
positivere
Erwartungen
Einfluss auf
eine positivere
Zukunft
BD
 Die Induktion von Besserungs- oder positiven VeränderungsErwartungen kann auch als ein Teilaspekt der RessourcenAktivierung gesehen werden.
 Erwartungen
 sind Gesamteinschätzungen der Situation. Wenn diese Gesamteinschätzung
eine Annäherung an die Erfüllung sichtiger Ziele verspricht, können wir von
Hoffnung sprechen.
 sind eine spezielle Art von Kognition. Im Unterschied zu Einstellungen und
Überzeugungen sind viele Erwartungen zeitlich instabil, weil situationsabhängig.
 sind zu einem großen Teil das Ergebnis unbewusster Informations-Verarbeitung,
müssen also nicht in sprachlich mitteilbarer Form kognitiv repräsentiert sein.
 spielen eine ähnlich Rolle wie sich selbst erfüllende Prophezeiungen.
 vermitteln zwischen subjektiv wahrgenommener Gegenwart und erwünschter
oder gefürchteter Zukunft.
 Da gelungene Ressourcen-Aktivierung die subjektiv erlebte Gegenwart
positiv beeinflusst, führt sie zu positiveren Erwartungen und nimmt damit
Einfluss auf eine positivere Zukunft.
Erwartungs-Induktion ist also ein integraler Bestandteil des positiven
Rückkoppelungs-Prozesses, der durch Ressourcen-Aktivierung in Gang
gebracht und gefördert werden soll.
Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass eine Situations-Bewertung zu
positiven Besserungs-Erwartungen führt, wird durch gelungene
Ressourcen-Aktivierung wesentlich erhöht.
Induktion positiver
Besserungs-Erwartungen
BD
Die Induktion positiver Erwartungen auf wirksame Hilfe und baldige Besserung ist der
erklärte Wirk-Mechanismus der „Placebo-Therapie“, aber auch einer der wichtigsten WirkMechanismen bei den meisten Psychotherapien, die zu einem guten Ergebnis führen.
Kompetenz-Eindruck
durch eine professionell
durchgeführte Abklärung im
Hinblick auf das Vorgehen
in der EntwicklungsBegleitung in einem
professionell wirkendem
Umfeld
Positive BeziehungsErfahrungen
durch das Gefühl, von einer
engagierten Begleit-Person
angenommen und
verstanden zu werden
Vermittlung eines
glaubwürdigen
Vorgehens-Konzeptes
Induktion
positiver
VeränderungsErwartungen
durch verständliche und gut
einsehbare psychoedukative Erklärungen und
Offenheit bei Nachfragen zur
Methode
kompetente
Verwirklichung des
Vorgehens im Sinne des
vermittelten Konzeptes
(Vermeidung von
Widersprüchen)
Besserungs-Erwartung als
Selbst-Wirksamkeits-Erwartung
 Motivationale Bewertungen und Erwartungen als Ergebnis-,
Selbst-Wirksamkeits- und Reaktions-Erwartungen sowie das
Zusammenwirken von Motivation und Erwartung spielen
sowohl für willkürliches als auch unwillkürliches Verhalten
oder Erleben eine entscheidende Rolle.
willkürlich
willkürlich
Verhalten
unwillkürlich
unwillkürlich
motivationale
Bewertungen
Erleben
WP
BesserungsErwartungen als
Ergebnis-,
Selbst-Wirksamkeitsund ReaktionsErwartungen
 Innerhalb der Besserungs-Erwartungen spielt die SelbstWirksamkeits-Erwartung eine herausragende Rolle.
 Die Erwartung von Selbst-Wirksamkeit hängt von der
allgemeinen Zuversicht einer Person in Bezug auf
Bewältigung von Lebens-Problemen ab und kann gefördert
werden durch
 überzeugende Induktion positiver VeränderungsErwartungen,
 ressourcenaktivierende Maßnahmen,
 Erfahrung gelungener Problem-Bewältigung sowie
 Einsicht in die Zusammenhänge dieser drei WirkFaktoren.
BesserungsErwartungen
BewältigungsErfahrungen
RessourcenAktivierung
Rückkopplungs-Prozesse
BD
Induktion positiver Erwartungen - ein lange unterschätzter Effekt - bringt so etwas wie eine
Ketten-Reaktion, einen sich selbst aufrechterhaltenden positiven Rückkopplungs-Prozess in
Gang, was man auch als sich selbst erfüllende Prophezeiung bezeichnen könnte.
die Feststellung, dass die Therapie wirkt, fördert die
Aufnahme-Bereitschaft für das, was der Therapeut
heranträgt, erhöht Kooperations-Bereitschaft und
aktives Engagement für die Therapie und die
Bereitschaft, sich auf neue Erfahrungen einzulassen
diese Interpretation
führt dazu, dass sie
wirkt, weil ihre
Glaubwürdigkeit auf
die glaubwürdigste
Weise als Erfahrung
am eigenen Leibe
bestätigt wurde
die beiderseitigen
positiven Erfahrungen
haben Auswirkungen auf
die Qualität der TherapieBeziehung
diese positiven
Veränderungen werden
als Wirkung der
Therapie interpretiert
dadurch werden
Voraussetzungen für
weitere ErfolgsErlebnisse verbessert
usw.
Induktion positiver
Erwartungen
dies führt auf Seiten der
therapierenden Person zu
erhöhten Engagement, weil sie
glaubt, auf dem guten Weg zu
sein
dies wirkt sich wiederum
fördernd auf die Erwartung
der Rat-Suchenden aus, das
die therapierende Person ihr
helfen kann und wird
das hebt die
Stimmung und führt zu
positiven ZukunftsErwartungen
Gefühl von
Zuversicht
mit mehr
Mut,
Schwung
und
Vertrauen an
die Aufgaben
herangehen
dies führt zu
kleinen ErfolgsErlebnissen
diese stärken das
Vertrauen, dass
Veränderung möglich ist
Erwartungen als…
BD
allgemeine BesserungsErwartungen
Ergebnis-Erwartungen
als Spekulationen darüber,
was am Ende einer Reihe
von Aktionen an Positivem
oder Negativem,
herauskommen wird
Selbst-WirksamkeitsErwartungen
als Erkenntnis oder Ignoranz,
dass ich selbst es bin, die/der
auf Gesundheit, Glück, Sinn,
Zufriedenheit, Erfolg u. v. a. m.
Einfluss nehmen kann
als Hoffnung auf positive
Veränderungen oder
Befürchtung der
Verschlimmerung der
Problem-Situation
Reaktions-Erwartungen
als Fähigkeit oder
Unfähigkeit zu begreifen,
dass Reaktionen in
Wirklichkeit Aktionen sind,
die ich durch Vorannahmen
(self fulfilling prophecy)
herbeiführe
Erwartungen bezüglich der
Kontingenzen in der Mitwelt
als Hoffnung auf konstruktive (Fein-)
Abstimmung (Kontakt, Freundschaft,
Liebe) mit anderen Menschen oder als
Befürchtung von Entfremdung,
Missverständnissen, Kontakt-Verlust,
Ausstoßung, Isolation und Einsamkeit
Ressourcen-Aktivierung (Grafik)
ressourcenaktivierende
Interventionen
Bedürfnisbefriedigende Erfahrungen der
Rat suchenden Personen =
Inkonsistenz-Reduktion
gute
Begleit-Beziehung
Aufnahme-Bereitschaft
und aktive Mitarbeit
Eigene ProblemBewältigungs-Versuche
der Rat suchenden
Person
Veränderung störungsspezifischer KontrollParameter
Destabilisierung des
Störungs-Attraktors =
Symptom-Reduktion
verbessertes
Wohlbefinden
BD
Wirk-Prinzipien im Zusammenhang
Der Psychotherapie-Forscher Grawe führte die Wirkung der verschiedenen
Therapie-Formen auf das Zusammenspiel dieser Wirk-Prinzipien zurück.
Im Folgenden wird neben der Darstellung der einzelnen Wirk-Prinzipien besonders
Wert gelegt auf die Darstellung des Zusammenspiel dieser Prinzipien.
motivationale
Klärung
ProblemBewältigung
Induktion von
BesserungsErwartungen
ProblemAktualisierung
RessourcenAktivierung
Erwartungen sind ein allgegenwärtiger Bestandteil des psychischen Geschehens.
Sie spielen daher notwendigerweise bei jedem der vier Wirk-Prinzipien eine
wichtige Rolle.
BD
Prozessuale Aktivierung
Transformation von
Unbewusstem in Bewusstsein
intrapsychisch
prozessuale Aktivierung als
Transformation von Prozess in
Inhalt
interpersonal
Meta-Kommunikation des
Interaktions-Prozesses
Veränderung von Intentionen
durch Herstellung korrektiver
emotionaler Erfahrungen
BD
 Gespräche über Erleben und Verhalten, die
bloße Inhalte bleiben, ohne dass Erleben und
Verhalten gerade im Hier-und-Jetzt prozessual
stattfindet, können nützlich sein, um solche
Veränderungen vorzubereiten.
Aber die Veränderung realisiert sich im
Moment aktuellen Erlebens, unmittelbarer
Erfahrung und prozessualen Geschehens.
 Die prozessuale Aktivierung ist kein SelbstZweck.
Sie hat eine positive therapeutische
Bedeutung nur im Zusammenhang mit einer
Intentions-Realisierung oder der Veränderung
von Intentionen.
Deswegen hat dieses Veränderungs-Prinzip
einen anderen logischen Stellen-Wert als die
Intentions-Realisierung und IntentionsVeränderung.
Diese haben ihren Wert in sich selbst.
Prozessuale Problem-Aktualisierung hat eine
Moderator-Funktion für die Realisierungs- und
Klärungs-Prozesse im Sinne der Herstellung
korrektiver emotionaler Erfahrungen.
Prozess zum Inhalt machen
BD
 Den Prozess zum Inhalt zu machen, ist eine veränderungswirksame Vorgehens-Weise.
Die Konfrontation mit dem eigenen Erleben (experiential confrontation) hat sich als eine
der wirksamsten therapeutischen Interventionen überhaupt herausgestellt.
 Die Entwicklung begleitende Person konfrontiert die Rat suchende Person dabei mit
seinem gerade ablaufenden Erleben und Verhalten.
Dies ist die wirksamste Weise, um bei Rat-Suchenden ein neues Bewusstsein für sein
Erleben und Verhalten zu schaffen.
Dabei gilt, dass sich diese Ergebnisse der Wirkungs-Forschung nicht nur auf das
Beziehungs-Verhalten zwischen Rat-Suchenden und Begleitenden beziehen, sondern
auf alles Erleben und Verhalten, das gerade tatsächlich abläuft.
Das kann sich z. B. auch darauf beziehen, die die Rat suchende Person mit sich selbst
umgeht, also etwa auf emotionale Kontroll-Prozesse, implizite Bewertungen usw.
 Wenn eine die Entwicklung begleitende Person prozessual aktiviertes problematisches
Beziehungs-Verhalten der Rat suchenden Person ihr gegenüber ansprechen will, muss
sie großen Wert darauf legen, dass sie es in solcher Weise und in einem solchen Kontext
tut, dass die Rat suchende Person die Intervention als positive Hilfestellung erleben
kann.
Eine inhaltliche Thematisierung der Entwicklungs-Begleit-Beziehung unter dem ProblemAspekt sollte nur zurückhaltend und unter Achtung der Priorität der Ressourcen-Funktion
erfolgen.
Eine gute Beziehung ist eine notwendige Voraussetzung für Entwicklungs-Fortschritte.
Inhaltliche Übertragungs-Arbeit ist aber nur eines von mehreren Mitteln zur wirksamen
Beeinflussung motivationaler Konflikte und zur Intentions-Veränderung.
System-Dimension:
intra- und interpersonale Perspektive
intrapsychisch
interpersonal
innerhalb
1
2
außerhalb
3
4
wechselseitige
Ergänzung
intrapsychisch
intrapersonal
interpsychisch
interpersonal
WA
 Wenn man bei Entwicklungs-Begleitung an StörungsAttraktoren, motivationale Schemata, an Inkongruenzen
oder Diskordanzen denkt, nimmt man sowohl eine
intrapsychische als auch eine Problem-Perspektive ein.
 Das Begleit-Geschehen ist grundsätzlich von
interpersonaler Natur.
Alle Begleit-Settings, ob Einzel-, Paar- oder FamilienBegleitung, sind interpersonale Settings.
Denkt man über Entwicklungs-Begleitung nach, ist die
interpersonale Perspektive unverzichtbar.
 Weder die interpersonale noch die intrapersonale
Perspektive ist auf den Raum der Entwicklungs-Begleitung
beschränkt. Das intra- und interpersonale Geschehen
außerhalb der Beratungs-Situation ist mindestens von
gleicher Entwicklungs-Relevanz wie das Geschehen
innerhalb.
 Es ist offensichtlich, dass sich im Hinblick auf
Entwicklungs-Begleitung und Entwicklung die intra- und
interpsychische Perspektive ergänzen.
Kommunikations-Dimension:
impliziter und bewusster Funktions-Modus
impliziter
FunktionsModus
analoge,
nonverbale
Kommunikation
 Spricht man vom Kommunikations-Modus, nimmt man eine
interpersonale Perspektive ein.
 Spricht man vom Funktions-Modus, nimmt man eine
intrapsychische Perspektive ein.
intrapsychisch
Gleichzeitigkeit
Gleichzeitigkeit
Kommunikations-Modus
bewusster
FunktionsModus
digitale,
inhaltliche
Kommunikation
Entsprechung
WA
Funktions-Modus
interpersonal
X
X
 Die Bezüge und Transformationen zwischen den beiden
Funktions-Modi der psychischen Aktivität sind für
Entwicklungs-Förderung hochrelevant.
 Entwicklungs-Begleitende sollten regelmäßig beide
Perspektiven auf das psychische Geschehen einnehmen.
 Dabei ist zu bedenken, dass der implizite Funktions-Modus
nicht über den Weg des Bewusstseins, sondern nur über
Aktivierung der Leib-Empfindungen und Gefühle im
szenisch-dialogischen Zusammenhang seiner Entstehung
und Aufrechterhaltung erschlossen und auf dem Wege der
bewussten Beeinflussung zugeführt werden kann.
Bedeutungs-Dimension:
motivationale und potenziale Perspektive
klärungs-orientiertes
Vorgehen
Gleichzeitigkeit
motivationale
Perspektive:
Ziele, Wünsche,
Bedürfnisse, Wollen
potenziale
Perspektive:
Können oder
Nichtkönnen,
Fähigkeit, Kompetenz
bewältigungsorientiertes Vorgehen
WA
 Alle Abläufe des psychischen Geschehens können unter dem
Aspekt betrachtet werden, welche Funktion die für Ziele oder
Bedürfnisse des Individuums haben.
Beispiel: Bei einem Paar-Konflikt kann man danach fragen, was
die beiden dazu bringt, sich andauernd zu streiten.
 Unter der motivationalen Perspektive wäre ein klärungsorientiertes
Vorgehen bei Entwicklungs-Begleitung angemessen.
 Gleichzeitig können dieselben Abläufe aus der PotenzialPerspektive, also unter dem Gesichtspunkt des Könnens oder
Nichtkönnens, dem Fähigkeits- oder Kompetenz-Aspekt betrachtet
werden.
Beispiel: Man kann den Streit des Paares aber auch als ein
Kommunikations- oder Problemlöse-Defizit ansehen, als
Unfähigkeit, sich anders zu verhalten, weil ein gewaltfrei-friedliches
Miteinander nie erfahren und deshalb auch nicht eingeübt werden
konnte.
 Unter der potenzialen Perspektive wäre ein
bewältigungsorientiertes Vorgehen angemessen.
 Je nachdem, welche Perspektive man einnimmt, ergibt sich eine
andere Bedeutung für das jeweilige Verhalten.
Veränderungs-Dimension:
Zustands- und Veränderungs-Perspektive
Inhalts- und ProblemPerspektive von Seiten
der Rat-Suchenden
Perspektive der BegleitPerson
Zustand
Veränderung
•
•
•
•
Erkennen eines
Problems, einer Störung
Aktivierung einer
bestehender ErregungsBereitschaft
Diagnostizieren/Definieren
•
WA
Problem-Lösung
Überschreiben der
Erregungs-Bereitschaft mit
neuen Erfahrungen
Destabilisierung eines
Störungs-Musters
Intervenieren
Was aus der Perspektive der Begleit-Person als Veränderung erscheint, z. B. als
Intervention im Begleit-Geschehen, kann aus der Perspektive der Rat suchenden Person
das Erfassen eines Zustandes sein, wenn durch die Intervention zum Beispiel eine
bestehende Erregungs-Bereitschaft aktiviert wird.
Systematik von Perspektiven-Kombinationen (PK)
WP
Phänomene der Entwicklungs-Begleitung werden erkennbar in einer Kombination von
Perspektiven. Sie haben einen Platz in allen 5 Perspektiv-Dimensionen. PerspektivenKombinationen sind Koordinaten in einem fünfdimensionalen Raum. Jedes Phänomen der
Entwicklungs-Begleitung kann durch eine Kombination von 5 Perspektiven definiert werden.
Mit Hilfe der Systematik soll mehrdimensionales Denken in Perspektiv-Kombinationen
angeregt werden.
intrapersonale Perspektive
motivational
ProblemPerspektive
RessourcenPerspektive
potenzial
interpersonale Perspektive
motivational
potenzial
Zustand
Veränderung
Zustand
Veränderung
Zustand
Veränderung
Zustand
Veränderung
impliziter
FunktionsModus
1
2
5
6
9
10
13
14
bewusster
FunktionsModus
3
4
7
8
11
12
15
16
impliziter
FunktionsModus
17
18
21
22
25
26
29
30
bewusster
FunktionsModus
19
20
23
24
27
28
31
32
Feld 1
 Unbewusste Wünsche und Befürchtungen
 Unbewusste Konflikte
 Verdrängung
 Widerstand
 Abwehr-Mechanismen
 Symptom-Verschiebung
 Selbst-Ideal-Diskrepanz
 Minderwertigkeits-Komplex
PK
Feld 2
 Korrektive emotionale Erfahrung
 Aufdeckende Therapie
 Einsicht
 Durcharbeiten
 Konfrontation
 Deutung
 Vertiefende Bearbeitungs-Angebote
 Focussing
 Prozess-Erfahrungs-Ansatz
 Selbst-Exploration
PK
Feld 3
 Verstärkung
 Vermeidungs-Verhalten
 Bewusste Befürchtungen
 Erwartungen
 Irrationale Leitsätze
 Dysfunktionale Kognition
 Volition
PK
Feld 4
 Token economies
 Verstärkungs-Pläne
 Sokratischer Dialog
 Realitäts-Tests
 Umdeutungen
 Paradoxe Interventionen
 Rollenspiele
 Selbst-Verpflichtung
 Therapie-Vorbereitung
PK
Feld 5
 Aufmerksamkeits-Störungen
 Verarbeitungs-Stile
 Defizitäre Coping-Mechanismen
 Emotions-Dysregulation
 Encodier- und DekodierFähigkeiten für AusdrucksVerhalten
 Stress-Reaktionen
 Konditionierte Körper-Reaktionen
 Bindungs-Stil
PK
Feld 6
 Defizitspezifische
Trainings-Verfahren
 Entspannungs- und
Meditations-Verfahren
 Bio-Feedback
PK
Feld 7
 Soziale Hemmungen
 Bewusste Defizite wie
Unfähigkeit zur SelbstKontrolle bei Bulimie,
Spiel-Sucht etc.
 Unfähigkeit zur Kontrolle
respondenten Verhaltens wie
bei Schlaf-Störungen,
Ängsten, Depression
PK
Feld 8
 Selbst-Sicherheits-Training
 Störungsspezifische
Interventionen wie
Expositions-Therapie,
Selbst-Kontroll-Verfahren,
Stimulus-Kontrolle
PK
WP
Wirk-Faktoren
Einschränkende
irrationale
Überzeugungen
werden bewusst
und es gelingt eine
Ablösung davon
Personen
erreichen
wichtige
Veränderungen
in ihrem
(sozialen)
Umfeld
Personen erhalten
vielfältige
Gelegenheiten für
wichtige korrektive
Erfahrungen
Personen gewinnen
bedeutsame
Einsichten über sich
selbst und ihre
Beziehungen zu
anderen
WirkFaktoren
Personen erwarten eine Besserung ihres
Zustandes. Diese positiven VeränderungsErwartungen werden induziert durch:
Angebot
nachweislich
wirksamer und
individuell
abgestimmter
Begleit-Konzepten
und -Methoden
Erfahrung eines
stimmigen und
einleuchtenden
Vorgehens
während der
EntwicklungsBegleitung
Personen lernen
erwünschte
und verlernen
unerwünschte
Erlebens- und
Verhaltens-Weisen
Personen
erfahren SelbstWirksamkeit
und entwickeln
ein Selbst-WertGefühl
Erleben
vertrauensvoller
Beziehungen zu
fachlich
kompetenten
EntwicklungsBegleit-Personen
Gesamtmodell der Wirkungs-Weise
fördernde, aktivierende Einflüsse
hemmende Einflüsse
ressourcenaktivierende
Interventionen
Bedürfnisbefriedigende Erfahrungen der Rat
suchenden Personen =
Inkonsistenz-Reduktion
gute Begleit-Beziehung
bewältigungsorientierte
Interventionen
korrektive
Erfahrungen der
Rat-Suchenden
Aufnahme-Bereitschaft und aktive Mitarbeit
eigene Problem-Bewältigungs-Versuche
der Rat suchenden Person
Veränderung störungsspezifischer
Kontroll-Parameter
Destabilisierung des Störungs-Attraktors
= Symptom-Reduktion
Veränderung motivationaler
Kontroll-Parameter
Konflikt-Schemata
intentionale
Komponenten
verbessertes
Wohlbefinden
VermeidungsKomponenten
bewusstseinsschaffende
Interventionen
Bewusstsein für
problemrelevante
Zusammenhänge
WP
Wirk-Komponenten im Zusammenhang 1
1. InkonsistenzReduktion durch
RessourcenAktivierung
3.
Destabilisierung
von
StörungsAttraktoren
durch
problemspezifische
Interventionen
2.
InkonsistenzReduktion
durch
Veränderung
motivationaler
Schemata
WP
 Der Begriff der Wirk-Komponente bringt zum Ausdruck, dass sie
als Teile eines Wirkungs-Ganzen gemeint sind.
 Jeder der drei komplexen Prozesse von Inkonsistenz-Reduktion
durch Ressourcen-Aktivierung und durch Veränderung der
motivationalen Schemata sowie der Destabilisierung von
Störungs-Attraktoren durch problemspezifische Interventionen
trägt auf seine Weise zum Gesamtergebnis bei.
 Diese drei unterschiedliche Wirk-Prozesse sind faktisch eng
miteinander verbunden und können nur analytisch getrennt
werden, um das Begleit-Handeln unter diesen drei Aspekten
besser zu reflektieren und zu steuern.
 Die Wirk-Komponente der Ressourcen-Aktivierung ist den
anderen beiden Komponenten logisch vorgeordnet, denn
Ressourcen-Aktivierung schafft erst die Grundlage für andere
Interventions-Möglichkeiten. Kommt dieser Prozess nicht in
Gang, wird es in der Entwicklungs-Begleitung nicht zu positiven
Veränderungen kommen.
 Wichtiger als die problembezogenen Interventionen selbst ist
der motivationale Kontext, in dem sie erfolgen. Man wird mit
seinen Interventionen keinen Erfolg haben, wenn nicht von
Seiten der Rat-Suchenden die motivationalen Voraussetzungen
dafür gegeben sind.
Wirk-Komponenten im Zusammenhang 2
1. InkonsistenzReduktion durch
RessourcenAktivierung
3.
Destabilisierung
von
StörungsAttraktoren
durch
problemspezifische
Interventionen
2.
InkonsistenzReduktion
durch
Veränderung
motivationaler
Schemata
WP
 Ressourcen-Aktivierung und Destabilisierung von StörungsAttraktoren arbeiten einander zu.
 Die Destabilisierung eines Störungs-Attraktors schafft
Raum für Ressourcen.
 Die Aktivierung und Bahnung der Ressourcen nimmt den
Störungen den Raum für ihre Entfaltung.
Wenn man gleichzeitig Ressourcen aktiviert und Störungen
bearbeitet, bewirkt man synergetische Effekte im Hinblick auf
das Ziel, dass das Seelen-Leben der Rat suchenden Personen
(wieder) hauptsächlich von positiven motivationalen Schemata
bestimmt wird.
 Fruchtbare Problem-Aktualisierungen sind dadurch
gekennzeichnet, dass die Rat-Suchenden auch in
Entwicklungs-Begleit-Situationen mit emotional schmerzhaften
Problem-Aktualisierungen positive Klärungs- und BewältigungsErfahrungen machen.
Ressourcen-Aktivierung scheint also auch während der
Bearbeitung eines Problems wichtig zu sein, nicht nur als
Vorbereitung dazu.
1. Inkonsistenz-Reduktion durch
Ressourcen-Aktivierung
InkonsistenzReduktion
durch:
RessourcenAktivierung
Veränderung
motivationaler
Schemata
Destabilisierung
von StörungsAttraktoren
durch problemspezifische
Interventionen
WP
 Hintergrund allen Handelns in der Entwicklungs-Begleitung ist die
Beachtung der vier Grundbedürfnisse: Bindung, Kontrolle, SelbstWert-Erhöhung und Lust-Gewinn.
 Zur Bindung: Von Entwicklungs-Begleitenden können vor allem zwei
förderliche Einflüsse in Richtung auf eine ressourcenaktivierende
Beziehungs-Gestaltung ausgehen:
 Sie können sich so verhalten, dass Rat-Suchende positive
Beziehungs-Erfahrungen im Sinne einer guten Bindungs-Beziehung
machen.
 Sie können die von den Rat-Suchenden mitgebrachten Ressourcen
gezielt aktivieren und in den Entwicklungs-Prozess einbeziehen.
 Zur Kontrolle: Die Aktivierung der Ressourcen führt zu positiven
Kontroll-Erfahrungen.
 Zur Selbst-Wert-Erhöhung: Aktivierung der Ressourcen führt auch zu
selbstwerterhöhenden Wahrnehmungen bei den Rat-Suchenden.
 Jede positive Beziehungs-Erfahrung, Kontroll-Erfahrung und
selbstwerterhöhende Wahrnehmung bedeutet eine Abnahme der
bestehenden Inkongruenz zwischen realen Erfahrungen und den
motivationalen Schemata der Rat-Suchenden.
 Inkongruenz-Reduktion wird direkt von einer Verbesserung des
Wohlbefindens begleitet. Diese Besserung ist gleichbedeutend
mit einer besseren Lust/Unlust-Bilanz.
2. Inkonsistenz-Reduktion durch
Veränderung motivationaler Schemata 1
InkonsistenzReduktion
durch:
RessourcenAktivierung
Veränderung
motivationaler
Schemata
Destabilisierung
von StörungsAttraktoren
durch problemspezifische
Interventionen
WP
 Diejenigen Teile der psychischen Aktivität, die nicht direkt von einem
Störungs-Attraktor bestimmt werden, werden im Wesentlichen von den
motivationalen Schemata des Individuums bestimmt.
 Es sind daher hauptsächlich Konstellationen der motivationalen
Schemata, die als individuelle Kontroll-Parameter, einer psychischen
Störung in Frage kommen. Das erklärt ihre Individualität.
 Motivationale Schemata bestimmen, was ein Mensch tut und erlebt.
Sie bestimmen auch den Inhalt seines Bewusstseins.
Das Bewusstsein stellt den mächtigsten Kontroll-Parameter, die
bedeutendste bei einer Personen individuell wirkende besondere
Einfluss-Größe dar.
 Die Aktivität der motivationalen Schemata kann sich im impliziten
Funktions-Modus abspielen. Sie haben so Einfluss auf Erleben und
Verhalten einer Person und auf ihre Störung, ohne dass etwas davon in
ihrem Bewusstsein repräsentiert ist.
 Voraussetzungen jedoch, dass diese Prozesse bewusst steuerbar
werden, ist, dass dafür Bewusstseins-Inhalte gebildet werden.
Dazu müssen die Prozesse im impliziten Funktions-Modus aktiviert
sein und die Aufmerksamkeit der Rat-Suchenden muss sich auf diese
Prozesse richten.
2. Inkonsistenz-Reduktion durch
Veränderung motivationaler Schemata 2
InkonsistenzReduktion
durch:
RessourcenAktivierung
Veränderung
motivationaler
Schemata
Destabilisierung
von StörungsAttraktoren
durch problemspezifische
Interventionen
WP
 Auch die Lenkung der Aufmerksamkeit wird von motivationalen
Schemata bestimmt.
Ins Bewusstsein werden nur Inhalte aufgenommen, die vereinbar sind
mit denen, die sich bereits darin befinden (Inkonsistenz-Filter).
 Die Aufmerksamkeit kann unter dem Einfluss von VermeidungsSchemata systematisch von den Prozessen weggelenkt werden, die
gerade bottom-up aktiviert sind.
 Dieser Widerstand gegen das Ins-Auge-Fassen dessen, was ins Auge
zu fassen bisher unbewusst vermieden wurde, kann auf zweierlei
Weise überwunden werden:
1. Durch einen festen bewussten Vorsatz hinzuschauen, auch wenn
es weh tut, also verstehen zu wollen, was sich dem Verständnis
bisher entzogen hat.
Dafür müssen entsprechende intentionale Schemata aktiviert
sein.
2. Durch die Hilfe einer Begleit-Person, die einem hilft, die
Aufmerksamkeit bewusster immer wieder dahin zu lenken, wo sie
von selbst bzw. von impliziten Prozessen gesteuert nicht hin will.
Dafür muss eine Vertrauens-Beziehung zu der Begleit-Person
bestehen.
2. Inkonsistenz-Reduktion durch
Veränderung motivationaler Schemata 3
InkonsistenzReduktion
durch:
RessourcenAktivierung
Veränderung
motivationaler
Schemata
Destabilisierung
von StörungsAttraktoren
durch problemspezifische
Interventionen
WP
Die Herausbildung neuer Bewusstsein-Inhalte für bisher implizit
verlaufene, aktiv aus dem Bewusstsein ausgeklammerte Prozesse hat
zweierlei Folgen:
1. Die zuvor im impliziten Funktions-Modus abgelaufenen Prozesse
werden bewusst steuerbar.
Wenn diese Prozesse die Funktion von individuellen KontrollParametern für einen Störungs-Attraktor haben, gewinnt die Rat
suchende Person bewusste Kontrolle über diesen Kontroll-Parameter
mit positiven Folgen für die Destabilisierung des Störungs-Attraktors.
2. Zugleich werden die motivationalen Schemata beeinflusst, die zuvor
einen vermeidenden Einfluss auf die Psyche ausübten.
Der nachlassende Einfluss der Vermeidungs-Schemata eröffnet einen
größeren Spiel-Raum für die Realisierung intentionaler Schemata und
damit für eine bessere Bedürfnis-Befriedigung.
VermeidungsSchemata
intentionale
Schemata
Erweiterung des psychischen Spiel-Raums
2. Inkonsistenz-Reduktion durch
Veränderung motivationaler Schemata 4
InkonsistenzReduktion
durch:
RessourcenAktivierung
Veränderung
motivationaler
Schemata
Destabilisierung
von StörungsAttraktoren
durch problemspezifische
Interventionen
WP
Der Wirk-Prozess Inkonsistenz-Reduktion durch Veränderung motivationaler
Schemata kann auf verschiedene Weise gefördert werden:
1. Es werden korrektive Erfahrungen im impliziten Funktions-Modus
geschaffen, die unbewusste Befürchtungen entkräften und
bedürfnisbefriedigendes Verhalten fördern.
Beispiel „Beziehungs-Test“: Aufgrund erster positiver Beziehungs-Erfahrungen mit
den Begleit-Personen im Hinblick auf ihr Bindungs-Bedürfnis wagt die Rat
suchende Person einen Test in Richtung auf (geheime) Nähe-Wünsche, der von der
Ambivalenz von Wünschen (Intentionen) und Befürchtungen (Vermeidungen)
geprägt ist.
Reagiert die Begleit-Person in Richtung der Wünsche, kommt es zu einer
korrektiven Erfahrung verbunden mit der Verstärkung intentionaler ErregungsMuster.
2. Es werden bewusst Bewältigungs-Erfahrungen ermöglicht, die
Vermeidungs-Schemata schwächen und intentionale Schemata stärken.
Die therapeutische Fruchtbarkeit korrektiver Erfahrungen ist größer, wenn sich die
betreffende Person ihre korrektiven Erfahrungen bewusst machen kann.
3. Im Zuge entwicklungsbegleitender Klärungs-Arbeit werden KlärungsErfahrungen herbeigeführt.
Ein Klärungs-Vorgehen hat gegenüber impliziter Erfahrungs-Vermittlung den Vorteil,
dass der Transfer der Erfahrung auf andere Situationen erleichtert wird.
Zur Veränderung motivationaler Attraktoren ist die Klarheit über ihre KontrollParameter eine günstige Voraussetzung.
3. Destabilisierung von Störungs-Attraktoren
durch problemspezifische Interventionen 1
InkonsistenzReduktion
durch:
RessourcenAktivierung
Veränderung
motivationaler
Schemata
Destabilisierung
von StörungsAttraktoren
durch problemspezifische
Interventionen
WP
 Wenn ein Mensch psychisch krank ist, dann ist er zweifellos in seinen
Glücks-Möglichkeiten, d. h. in der Befriedigung seiner GrundBedürfnisse (Kontrolle, Lust-Gewinn, Bindung, Selbst-Wert-Erhöhung)
schwer beeinträchtigt.
 Inkongruenz der realen Erfahrungen mit den Grund-Bedürfnissen
ist der Nährboden, auf dem sich psychische Störungen als neue
Attraktoren aufgrund der Emergenz des psychischen Geschehens
entwickeln. Diese Inkongruenz ist darin begründet,
 dass die psychischen Prozesse sich gegenseitig behindern, so
dass sich keine stabilen, auf Bedürfnis-Befriedigung
ausgerichteten Ordnungs-Muster entwickeln können, oder
 dass die reale Außenwelt in traumatischem Ausmaß verletzend ist
oder war wie im Falle akuter oder posttraumatischer BelastungsStörungen.
 Psychische Störungen entwickeln sich zu einem Zeitpunkt, an dem eine
aktuell erhöhte Inkonsistenz im psychischen Geschehen vorhanden ist.
 Welche Art von Störung sich entwickelt, ist von den genetisch und
epigenetisch erworbenen Bereitschaften und aktuellen situativen
Kontroll-Parametern bestimmt.
3. Destabilisierung von Störungs-Attraktoren
durch problemspezifische Interventionen 2
WP
 Interne Inkonsistenzen kommen dadurch zustande, dass motivationale
Schemata miteinander in Konflikt stehen.
 Das ist vor allem in dem Ausmaß der Fall, in dem VermeidungsSchemata der Aktivität intentionaler Schemata entgegenstehen.
 Wenn durch bestimmte Wahrnehmungen, Erinnerungen und
RessourcenGedanken gleichzeitig intentionale und Vermeidungs-Schemata
Aktivierung
aktiviert werden, stehen erregende und hemmende Einflüsse
einander entgegen.
Veränderung
 Aufgrund der wechselseitigen Blockierung kommt es zu einer
motivationaler
Spannung, die als Diskordanz bezeichnet wurde.
Schemata
 In diesem gespannten, zwischen konkurrierenden OrdnungsMuster fluktuierenden Zustand können sich besonders leicht neue
Ordnungs-Muster als Störungs-Attraktoren herausbilden.
 Diese Störungs-Attraktoren erhöhen aktuell den Ordnungs-Grad
des in dem Moment motivational ungeordneten psychischen
Destabilisierung
Geschehens.
von Störungs Das höchste Ziel der Entwicklungs-Begleitung muss daher darin liegen,
Attraktoren
die Konsistenz im psychischen Geschehen zu erhöhen.
durch problem Konsistent ist das psychische Geschehen in dem Ausmaß, in dem
spezifische
die realen Erfahrungen mit den intentionalen Schemata kongruent
Interventionen
(mit den Bedingungen der äußeren Realität) und die
motivationalen Schemata konkordant (mit dem inneren Erleben)
sind.
InkonsistenzReduktion
durch:
Das war‘s
Vielen Dank.
Viel Erfolg.
Viel Glück.
Viel Liebe.