Information über die Vorträge im Plenum beim 2. IFA

Information über die Vorträge im Plenum beim 2. IFA-Kongress in Erfurt
Freitag 27.5.2016
Dipl.-Psych. Johannes Grünbaum, Lübben
Vorsitzender des VIVT, eigene Praxis und Lehrpraxis für Psychotherapie (VT)
Interaktionelle Fallarbeit aus der Perspektive eines „Teilnehmers“ - eine
Gruppenzentrierte Sichtweise
Im Rahmen des Vortrages werden die grundlegenden Überlegungen für ein Konzept der
IFA vorgestellt, das eine kreative Arbeit von Gruppen ermöglichen kann.
Es wird deutlich, welche Aufgaben dann den Mitgliedern der Gruppe zukommt und
inwiefern der Leiter daraus abgeleitet spezielle Aufgaben bzw. sich aus bestimmten
Prozessen herauszuhalten hat. Die dahinter liegenden psychologischen Faktoren und
Handlungsimplikationen werden dargestellt.
Ein besonderer Fokus wird dabei auf das Erleben des „Fallvorstellers“ und der
Gruppenteilnehmer gerichtet. Die Erwartungen der verschiedenen Teilnehmer in der
jeweiligen Rolle sowie mögliche „Fehlerwartungen“ und Motivlagen, die den Prozess
stören bzw. verhindern können, werden reflektiert.
Dr. med. Christian Ehrig, Prien am Chiemsee,
Präsident DÄVT, leitender Oberarzt Schön Klinik Roseneck
Interaktionelle Fallarbeit aus der Perspektive des Gruppenleiters – ein
leiterzentriertes Vorgehen
Es werden die fachlichen Voraussetzungen, die Aufgaben und die Rolle eines IFAGruppenleiters dargestellt. In Abgrenzung zur tiefenpsychologischen Balintgruppe wird
versucht, die spezielle verhaltenstherapeutische Haltung des IFA-Gruppenleiters
herauszuarbeiten. Die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel, zum Erfassen der
Mehrdimensionalität der Fälle und die Lösungsorientierung stehen neben der
Verantwortung für den Gruppenprozeß im Focus der Aufgaben des IFA-Gruppenleiters.
Entsprechend den unterschiedlichen Bedürfnissen und dem Ausbildungsstand der
Teilnehmer hat der IFA-Gruppenleiter dabei verschiedene Ausgestaltungsmöglichkeiten für
den Gruppenablauf. Ob er den Gruppenprozeß mehr als Supervision oder mehr als
Selbsterfahrung gestaltet, ist eine wichtige Frage, die auch sein Selbstverständnis als
Supervisor und Gruppenleiter betrifft. Ausgehend von den unterschiedlichen „Reifegraden
der Gruppe“ sollte der IFA-Gruppenleiter daher in der Lage sein, mit verschiedenen
Struktur- aber auch Hierarchieelementen flexibel umgehen zu können, um den
Gruppenprozeß zielführend zu gestalten.
Samstag 28.5.2016
Dipl.-Psych. Mechthild Kerkloh, Berlin
Leiterin der IFA-Gesellschaft, eigene Praxis für Psychologische Psychotherapie, VT
„Schemaberührung“ entdecken
Die Schemaaktivierung von Patienten kann Schemata bei Therapeuten berühren und
wachrufen. Da Schemata etwas mit impliziter Handlungsregulation zu tun haben, muss es
dem Therapeuten nicht bewusst sein. Mit IFA lassen sich diese „Schemaberührungen“
entdecken und durch die Arbeit der Gruppe und den Ebenenwechsel bearbeiten und
auflösen.
Dipl.-Psych. Jens Nieswandt, Stralsund
Eigene Praxis für Psychologische Psychotherapie, VT
Ein-Druck machen
Der Ebenenwechsel in der IFA - unter besonderer Berücksichtigung von Impact
Techniken
Ein Herzstück der Interaktionellen FallArbeit ist der sog. Ebenenwechsel , welcher je nach
Art und Weise seines Einsatzes auch eine deutliches Unterscheidungselement zu anderen
Formen der Fallbesprechung (Supervision, Balint, Intervision etc.pp) darstellt.
Durch die in der Gruppe spielerisch bearbeiteten Fallanteile kann der Fallvorsteller eine
neue, andere Distanz zu sich und seinem Patienten einnehmen (refraiming). Dies hat den
großen Vorteil gegenüber den sonst üblicherweise rein verbal geführten Fallvorstellungen,
dass die begleitenden Emotionen besser zu erleben und zu bearbeiten sind. Hinzu kommt,
dass die eingesetzten Symbole, Impacts etc im Gedächtnis besser als Worte gespeichert
werden.
Dieser Ebenenwechsel ist häufig mit Spiel und Spaß verknüpft, so dass die Lösungen für
den Fallvorsteller emotional entlastend, nachhaltig und absolut pragmatisch sind. Aus
kognitionspsychologischer Sicht werden so alte Denk- und Reaktionsmuster (Schemata)
im Therapeuten in Bewegung gebracht und aktiviert, somit wird Kreativität für den
therapeutischen Prozess freigesetzt.