'(321,( Zum Einfluß organischer Schadstoffe auf Deponietone - Teil 1: Unspezifische Interaktionen Reinhard Wienberg Bei den Wechselwirkungen organischer Substanzen mit Tonpartikelchen lassen sich unspezifische und spezifische Interaktionen unterscheiden. Unter den unspezifischen Interaktionen werden in dieser Arbeit alle diejenigen Wechselwirkungen zusammengefaßt, bei denen die Tone in ihrem kolloidchemischen Verhalten, nicht jedoch in ihrer Struktur oder im Mineralbestand durch die Schadstoffe bzw. ihre Lösungen beinflußt werden. Dies hat Einfluß auf solche Größen wie die Durchlässigkeit, das Sedimentationsvolumen und die Zustandsgrenzen der Tone. Bei den spezifischen Wechselwirkungen, die im zweiten Teil dieser Arbeit behandelt werden, kommt es dagegen zur direkten Ausbildung von sorptiven und/oder chemischen Bindungen mit den Feststoffphasen. Diese können z.B. die Löslichkeit der neugebildeten Phase heraufsetzen (dies wäre ein lösender Angriff) oder aber durch Modifizierung der Oberflächen (z.B. durch eine Hydrophobierung) die Eigenschaften stark verändern. 1. Die diffuse Doppelschicht Die Tonpartikelchen stellen negativ geladene Kolloidteilchen dar. Die negative Oberflächenladung entsteht zum einen durch isomorphen Ersatz von höherwertigen durch niedrigerwertigen Kationen in der Kristallstruktur, zum anderen durch Dissoziation von Protonen von oberflächennahen OH- bzw OH2 Gruppen. Zur Kompensation werden equivalente Mengen von Kationen gemeinsam mit H2OMolekülen als positiv geladene Schicht an der Mineraloberfläche angereichert (Bild 1). Die negativ geladene Oberfläche und die positiv geladene Schicht von Gegenionen bilden gemeinsam die Doppelschicht. Nach dem Modell von Gouy und Stern besteht die Kationenschicht aus einem fest haftenden geordneten Teil unmittelbar an der Oberfläche des Minerals (Stern-Schicht) und einem locker haftenden, diffusen Teil (diffuse Doppelschicht) im Anschluß daran, dessen Kationenkonzentration nach außen hin exponentiell abnimmt. Umgekehrt ist die Konzentration der Anionen in der SternSchicht praktisch null und steigt mit zunehmender Entfernung langsam an. Wo Anionen- und Kationenkonzentration den gleichen Wert erreichen, beginnt die Gleichgewichtslösung (1). Dieses Modell macht es verständlich, daß auch die elektrochemischen Eigenschaften der Lösungsphase für die Ausbildung der Grenzflächen und somit der Größe und Struktur der diffusen Doppelschicht eine wesentliche Rolle spielen. Alle Vorgänge, die die elektrischen Eigenschaften der Doppelschicht verändern, können auch die makroskopische Struktur und physikalische Eigenschaften der Tone verändern. $EIDOOZLUWVFKDIWV-RXUQDO 1U Bild 1: Ionenverteilung (oben) und Konzentrationsverlauf (unten) in der elektrischen Doppelschicht eines Tonminerals nach den Modell von Gouy und Stern (aus (1)) EF-Verlag für Energie- und Umwelttechnik GmbH, Im Schwarzen Grund 20, 1000 Berlin 33 2. Einfluß der Polarität der Lösungsphase auf die Doppelschicht Als wichtigste, unspezifische Eigenschaft wirkt die Polarität der Lösungsphase (augedrückt als ihre Dielektrizitätskonstante) auf die Ausbildung der Doppelschicht ein. Einige organische Schadstoffe, die eine geringere Polarität als Wasser besitzen, können zu einer erheblichen Steigerung der Durchlässigkeit toniger Böden führen. Bereits 1954 konnte gezeigt werden, daß bei Kaolinit, beaufschlagt mit unpolaren organischen Flüssigkeiten, ein Kollaps der Doppelschicht erfolgt, und die Tonpartikelchen ausflockten (2). Dies verursacht hohe Werten in der Durchlässigkeit. In allen Fällen führte eine niedrige Dielektrizitätskonstante der Flüssigkeit zum Kollaps der Doppelschicht (2-5). 3. Durchlässigkeitsuntersuchungen Untersuchungen über die Durchlässigkeit verschiedener Tone bei Beaufschlagung mit organischen Lösungen bestätigen generell die erhöhte Durchlässigkeit bei geringer Dielektrizitätskonstanten. Im einzelnen lassen sich jedoch sehr unterschiedliche Effekte feststellen, je nach Material, Versuchsaufbau und Vorbehandlung.Im folgenden sollen einige wichtige Arbeiten referiert werden. Diese Erscheinungen werden verständlich, wenn man die zwischen den Tonpartikeln wirkenden Kräfte betrachtet. Zum einen findet eine gegenseitige Anziehung durch van der Waalsche Kräfte statt. Dabei kann es sich um Ion-Dipol oder Dipol-Dipol-Interaktionen handeln. Darüber hinaus können Coulombsche Kräfte zwischen negativen Schichtladungen und positiven Kantenladungen der Tonplättchen wirken, weiterhin kommen Bindungen durch zwischengelagerte Kationen oder Wasserstoffbrücken in Frage. All diese anziehenden Kräfte sind relativ wenig durch die Chemie des umgebenen Mediums zu beeinflussen.Wesentlich sensitiver auf die chemischen Randbedingungen reagieren die abstoßenden Kräfte. Sie resultieren überwiegend aus den Interaktionen von Doppelschichten. Die Dicke der Doppelschicht ist zum einen von der Ladungsdichte der Partikeloberflächen abhängig, zum anderen nach folgender Gleichung näherungsweise anzugeben (6,7): H f DT k 2 no v 2 Bild 2 : Durchlässigkeit und Durchbruchkurven von vier mit Heptan durchströmten Tonböden (aus (9)) mit H als relativer Dicke der Doppelschicht, D als Dielektrizitätskonstante des flüssigen Mediums, T ist die Temperatur, no die Elektrolytkonzentration, v die Wertigkeit der Kationen und k schließlich eine Konstante, die ungefähr 0,5 beträgt. Veränderungen der Dicke der Doppelschicht stehen also in einem direkten Zusammenhang mit den abstoßenden Kräften zwischen den Tonpartikeln; sie haben damit auch direkten Einfluß auf das Mikrogefüge und alle damit zusammenhängenden Erscheinungen wie Wasserdurchlässigkeit oder Zustandsgrenzen usw.. Bezüglich organischer Schadstoffe soweit nicht spezifische Interaktionen vorherrschen - weist die Gleichung die Dielektrizitätskonstante als "Meisterfaktor" aus. Generell führt eine Abnahme der Dielektrizitätskonstanten zu einer Verkleinerung der diffusen Doppelschicht; als Ergebnis kommt es zur Ausflockung der Tonpartikel und erhöhter Wasserdurchlässigkeit, bei quellfähigen Tonen zusätzlich zum starken Schrumpfen. EF-Verlag für Energie- und Umwelttechnik GmbH, Im Schwarzen Grund 20, 1000 Berlin 33 Relativ großes Aufsehen verursachten Anderson & al (8) mit einer der ersten Arbeiten über den Enfluß organischer Flüssigkeiten (Essigsäure, Anilin, Xylol, Methanol) auf Tondichtungen für Deponien. Bei Essigsäure fand sich eine starke Abnahme der Durchlässigkeit; es fanden sich im Eluat Partikelchen und das Eluat war stark gefärbt, so daß die Autoren von lösenden Angriffen auf den Boden ausgingen und die verringerte Durchlässigkeit mit Verstopfung der Poren durch erodiertes Material interpretierten. In allen anderen Fällen fand sich eine starke Durchlässigkeitssteigerung, z.T. bis um zu 3 Zehnerpotenzen (8). Bei späteren Arbeiten der gleichen Autoren mit Heptan, Glycol und Aceton an Tonböden (9) (Bild 2) und mit Methanol und Xylol mit einem Boden-Bentonit Gemisch (10) zeigte sich ebenfalls diese stark erhöhte Durchlässigkeit. $EIDOOZLUWVFKDIWV-RXUQDO 1U 3.1. Einfluß der Versuchsanordnung auf die Durchlässigkeit Einen erheblichen Einfluß auf die Versuchsergebnisse hat die gewählte Versuchsanordnung. Während in der Triaxialzelle durch den aufgebrachten vertikalen Druck und den Zelldruck das Material leichten Schrumpfungen plastisch folgt, ist dies im Kompressions-Durchlässigkeitsmeßgerät bzw. in der Festbettzelle (Ödometer) nicht im gleichen Maße der Fall, so daß Schrumpfrißbildung oder Wandumläufigkeiten zu erheblichen Durchlässigkeiten führen können. Mit kaolinitischem Material fand z.B. Konodromus bei Beaufschlagung mit Hexan unter Verwendung eines Ödometers eine erhebliche K-Wert-Zunahme, deren Ursache bei genauerer Untersuchung Wandumläufigkeiten waren (11). Vergleichende Untersuchungen mit allen drei Versuchsanordnungen wurden von mehreren Autoren (12-15) durchgeführt. Wie Bild 3 zeigt, ist bei Durchströmung von Kaolinit mit Aceton bei Verwendung einer Festbettzelle eine Zunahme der Durchlässigkeit um fast zwei Zehnerpotenzen festzustellen; beim Einsatz einer Triaxialzelle sind die Durchlässigkeiten nur noch geringfügig erhöht. 3.2. Feldversuche mit Lysimetern mit Durchmessern von 1,8 m und Xylol wurden bei einem hydraulischen Gradienten von 7 von (16) durchgeführt. Parallel dazu wurden mit dem gleichen Boden Laboruntersuchungen zur Durchlässigkeit durchgeführt. Im Labor zeigte sich eine um drei bis vier Zehnerpotenzen erhöhte Durchlässigkeit. Auch im Feldversuch war die Durchlässigkeit erhöht, allerdings nur um zwei bis drei Zehnerpotenzen. Es konnte beobachtet werden, daß das Xylol sich durch bevorzugte Sickerwege und nicht durch den gesamten Boden bewegte. 3.3. $EIDOOZLUWVFKDIWV-RXUQDO 1U Einfluß der Vorbehandlung auf die Durchlässigkeit Die Versuchsergebnisse werden auch wesentlich von der Vorbehandlung mitbestimmt. Fernandez und Quigley (17) führten in Festbettzellen Durchströmungsversuche mit Benzol, Cyclohexan und o-Xylol bei einem hydraulischen Gradienten von 500 durch. Vorangegangen war jeweils eine Durchströmung mit 0,01 N Calziumsulfatlösung. In keinem Fall war irgend ein Effekt festzustellen. Allerdings war der Durchbruch von Benzol bereits nach 0,28 Porenvolumina erfolgt. Auch als nur noch reines Benzol eluiert wurde, bestand die Porenlösung noch zu 92 % aus Wasser und nur zu 8 % aus Benzol. Dies zeigt, daß offensichtlich die organische Phase nur durch wenige große miteinander in Verbindung stehende Poren strömt, und weite Bereiche des Materials nicht benetzt werden. Läßt man jedoch auf das Wasser zunächst Methanol folgen und eluiert erst dann mit der gering wasserlöslichen Phase, zeigt sich das erwartete Bild wie in Bild 4: offensichtlich werden nun alle Oberflächen benetzt. Durch die niedrige Dielektrizitätskonstante des Mediums kommt es zum erwarteten Kollaps der diffusen Doppelschicht und somit erheblich höherer Durchlässigkeit (17). Bei Elution in der umgekehrten Reihenfolge, Benzol -> Methanol-> Wasser, erfolgt, genau wie zu erwarten, wieder eine Abnahme der Durchlässigkeit um fast vier Zehnerpotenzen. 3.4. Bild 3: Durchlässigkeit und Durchbruchkurven vin einem mit Aceton durchströmten kaolinit bei Verwendung einer Festbettzelle und einer TriaxialDurchlässigkeitszelle mit variiertem Zelldruck (aus (7)) Feldversuche Einfluß der Konzentration wäßriger Schadstofflösungen auf die Durchlässigkeit Mehrere Arbeiten beschäftigen sich mit wässrigen Lösungen der Schadstoffe. Wenn die Effekte tatsächlich maßgeblich mit der Dielektrizitätskonstanten zusammenhängen, sollte sich dies bei mit Wasser mischbaren Organika, eingesetzt in verschiedener Konzentration, zeigen lassen. Derartige Versuche wurden u.a. von (4) mit Ethanol und Dioxan durchgeführt. Die Ergebnisse sind in Bild 5 für Dioxan dargestellt. Es zeigt sich, daß mit steigender Konzentration zunächst eine Abnahme der Durchlässigkeit erfolgt; erst ab rund 80 % Dioxan bzw. Methanol nimmt die Durchlässigkeit weit über das Anfangsmaß hinaus zu. Die anfängliche Abnahme erklären die Autoren mit der zunehmenden Viskosität der Lösung und Behinderung der freien Durchströmung der Poren. Bezieht man nämlich nicht auf die Durch EF-Verlag für Energie- und Umwelttechnik GmbH, Im Schwarzen Grund 20, 1000 Berlin 33 Tabelle 1: Resultate von Messungen der Durchlässigkeit mit verschiedenen Chemikalien (aus (18)) SubstanzKlasse Substanz Bodentyp BodenZustand Konzentration Permeameter Einfluß auf die Durchlässigkeit Einfluß auf Probe, Bemerkungen Kohlenwasserstoffe und Verwandte Heptan Natürl. Böden: kalkfrei. Smectit, kalkhalt. Smectit Kaolinit, Illit kompaktiert rein RW 102 bis 103 x Zunahme Es bilden sich blöckige Strukturen; Durchlässigkeits- und Durchbruchkurven (Bild 2) Kaolinit aus Georgia kompaktiert rein FW RW Natürl. Böden: Illit-Chlorit 53 mg/l FW RW 102 x Abnahme 250 - 660 x Zunahme kein Einfluß kein Einfluß (9) (15) Große Poren und Risse gebildet kein Einfluß kein Einfluß Cyclohexan Natürl. Böden: Illit -Smectit kompaktiert rein RW kein Einfluß Benzol Natürl. Böden: Illit -Smectit kompaktiert rein RW kein Einfluß Kaolinit aus Georgia kompaktiert rein 0,1% FW 103 x Abnahme leichte Abnahme Natürl. Böden: kalkfrei, Smectit, kalkhalt. Smectit Kaolinit, Illit kompaktiert rein RW 102 bis 103 x Zunahme Es bilden sich blöckige Strukturen (9) kalkhaltiges Smectit-BodenBentonit-Gemisch Suspension rein RW DR 102 bis 103 x Zunahme 9 % Bentonit (10) Natürl. Böden: Kaolinit, Glimmer Bentonit kompaktiert rein RW 102 bis 103 x Zunahme 1,8 m Durchmesser FreilandLysimeter, Gradiert l=7. Bildung von Rissen (16) Natürl. Böden: Illit-Smectit kompaktiert rein RW kein Einfluß Tetrachlormethan Sand-BentonitGemisch konsolidierte Suspension rein 720 mg/l FW 102 x Zunahme kein Einfluß 7 % Bentonit (24) Trichlor ethen Kaolinit aus Georgia kompaktiert rein FW 102 - 103 x Abnahme 140-500x Zunahme kein Einfluß kein Einfluß kein Durchfluß durch die Poren Bildung von Rissen (15) Xylol (Dimethylbenzol) RW 1.100 mg/l Natürl. Boden: Illit-Chlorit Alkohole und Quelle FW RW (17) Nur 8% des Poremwassers durch Benzol ersetzt. Siehe Bild 4 u. Text für sequentielle Effekte (17) (14) (17) Nitrobenzol Kaolinit aus Georgia kompaktiert rein 0,1% FW 103 x Abnahme leichte Abnahme (14) Methanol Kaolinit aus Georgia kompaktiert rein FW RW (15) 20%, 40% 60%, 80% FW RW kein Einfluß 7,5 - 44 x Zunahme kein Einfluß kein Einfluß Phenole Natürl. Boden: Illit-Chlorit Natürl. Böden: kalkfrei, Smectit, kalkhalt. Smectit Kaolinit, Illit kompaktiert rein RW 103 x Zunahme Es bilden sich große Poren und Risse (9) kalkhaltiges Smectit-BodenBentonit-Gemisch Suspension rein RW DR 103 x Zunahme 9 % Bentonit (10) Natürl. Böden: Illit Smectit kompaktiert rein RW 10 x Zunahme 94 % der Porenflüssigkeit verdrängt (17) Ethanol Natürl. Böden: Illit Smectit kompaktiert rein RW 10 x Zunahme Siehe Bild 4; 103 x Zunahme wenn auf Ethanol Benzol folgt (17) Ethylenglykol Natürl. Böden: kalkfrei, Smectit, kalkhalt. Smectit Kaolinit, Illit kompaktiert rein RW 102 x Zunahme Anfänglich nimmt die Durchläsigkeit ab (9) Phenol Kaolinit aus Georgia kompaktiert rein 0,1 % FW 2 x Zunahme leichte Abnahme (14) FW: Triaxialzelle; C: Consolidometer; RW: Festbettzelle, DR: Festbett-Doppelringzelle EF-Verlag für Energie- und Umwelttechnik GmbH, Im Schwarzen Grund 20, 1000 Berlin 33 $EIDOOZLUWVFKDIWV-RXUQDO 1U Tabelle 1: Resultate von Messungen der Durchlässigkeit mit verschiedenen Chemikalien (aus (18)) SubstanzKlasse Substanz Bodentyp BodenZustand Konzentration Permeameter Einfluß auf die Durchlässigkeit Einfluß auf Probe, Bemerkungen Ether 1,4-Dioxan Kaolinit konsolidierte Suspension rein C 20 - 30 % Zunahme Anfangs in Dioxan angesetzte Proben zeigten viel höhere Durchlässigkeit Aceton glimmerfähig kompaktiert rein 75 % 2 %,12,5% 25%,50% RW 102 x Zunahme 10 x Zunahme kein Einfluß kein Einfluß kaolinitisch kompaktiert rein RW 102 x Zunahme (22) Kaolinit, aus Georgia kompaktiert rein rein 0,1 % RW RW FW 102 x Zunahme 2 x Zunahme leichte Abnahme (14) naütrl. Böden: kaolinitisch Glimmer, Bentonit kompaktiert rein RW 10 Zunahme Natürl. Böden: kalkfrei. Smectit, kalkhalt. Smectit Kaolinit, Illit kompaktiert rein RW Mischungen von Na-Montmorillon. Kaolinit u. Sand kompaktiert rein Sand/BentonitGemisch konsolidierte Suspension Natürl. Böden: kalkfrei. Smectit, kalkhalt. Smectit Kaolinit, Illit Organische Basen Organische Säuren Gemische von Chemikalien Anilin Essigsäure Xylol Aceton (2) (21) 1,8 m Durchmesser FreilandLysimeter, Gradient l = 7 Laborversuch (16) 10 bis 103 fache Zunahme Schwinden und Risse; anfänglich Abnahme der Durchlässigkeit (9) FW C 2 x bis 10 fache Zunahme Zunahme hängt von der Aktivität der Bodenmischung ab (23) rein 30 g/l 15 g/l FW 104 x Zunahme kein Einfluß kein Einfluß kompaktiert rein RW 102 x Zunahme Es bilden sich großen Poren und Risse; anschließende Durchströmung mit Wasser bewirkt 10-fache Abnahme (9) Kaolinit aus Georgia Illit-Chlorit Naturl. Boden kompaktiert rein FW RW FW RW leichte Abnahme 2 x Zunahme leichte Abnahme leichte Abnahme Poren wurden durch Ausfällungen verstopft pH Ablauf > pH Zulauf (15) Sand/BentonitGemisch konsolidierte Suspension verdünnt pH 1 FW kontunuierlich leicht zunehmend pH Ablauf > pH Zulauf (24) Natürl. Böden: kalkfrei. Smectit, kalkhalt. Smectit Kaolinit, Illit kompaktiert rein RW 10 bis 103 fache Abnahme Calziumcarbonat und Eisenoxide werden gelöst; Poren werden durch erodierte Bodenteilchen verstopft (9) Natürl. Böden Kaolinit Illit Smectit kompaktiert 5% RW 10 x Zunahme Essigsäure + Propionsäure, 0,2% des Aluminium und 0,8% des Silicium werden innerhalb 300 Tage herausgelöst (25) glimmerhaltiger Boden konpaktiert reines Xylol; Aceton 12,5%;25% 50% 75% 90% 100% RW verdünnt RW 20%, 40% 60%, 80% Na-Acetat Glycin Essigsäure Salicyls Natürl. Böden: Kaolinit Illit Smectit kompaktiert 5% NH4 Cu-Tetramin Ni-Hexamin Natürl. Böden: Kaolinit Illit Smectit kompaktiert 10 x Zunahme Quelle 3 (21) 102 x Zunahme 10 bis 15 fache Zunahme 10 x Zunahme kein Einfluß kein Einfluß verdünnt RW 10 x Zunahme kein Einfluß kein Einfluß kompaktiert verdünnt (24) FR RW C kein Einfluß kein Einfluß kein Einfluß “Syntetisches saures Deponiesickerwasser” (25) “Syntetisches saures Deponiesickerwasser” (25) Durchlässigkeit bei RW un C höher als in FW (26) FW: Triaxialzelle; C: Consolidometer; RW: Festbettzelle, DR: Festbett-Doppelringzelle $EIDOOZLUWVFKDIWV-RXUQDO 1U EF-Verlag für Energie- und Umwelttechnik GmbH, Im Schwarzen Grund 20, 1000 Berlin 33 gesetzt. Die Versuche wurden sowohl mit Triaxialzellen als auch mit Festbettzellen durchgeführt. Die Autoren kommen zu folgendem Ergebnis: "Das Verhalten der Tonböden gegen die verschiedenen Abfalllösungen war vollständig das gleiche wie das gegen Wasser. Dies überrascht auch nicht, wenn man bedenkt, daß die Dielektrizitätskonstanten der Abfallösungen praktisch identisch mit derjenigen des Wassers waren" (19). 4. Einfluß organischer Schadstoffe auf die Zustandsgrenzen Bei der letztgenannten Arbeit wurden neben der Durchlässigkeit auch die Zustandsgrenzen der geprüften Tonböden bestimmt. Wie Tabelle 2 zeigt, ist ein schwacher Einfluß der wässrigen Schadstofflösungen bzw. Müllsickerwässer - wenn überhaupt signifikant - lediglich bei einem Boden (derjenige mit dem höchsten Smectitanteil) und bei 5 % Methanol festzustellen. Im Gegensatz dazu beeinflußt reines, konzentriertes Methanol bzw. Xylol die Konsistenz entscheidend: die Böden waren nicht mehr plastisch. Tabelle 2: Zustandsgrenzen (in % Wassergehalt) von Tonböden, beaufschlagt mit Methanol und Xylol, verschiedenen Müllsickerwässern (L1L3), sowie einem mit Xylol, Trichlorethen und Chloroform aufgestockten Müllsickerwasser (aus (19)) Boden S1 Bild 4: Durchlässigkeit und Durchbruchkurven von einem in der Sequenz Wasser Ethanol Benzol durchströmten illitisch/smectitischen Tonboden (aus (17)) Ú Ú lässigkeit, sondern rechnet die Viskosität heraus und bezieht auf die sog. intrinsische Durchlässigkeit, so verschwindet die anfängliche erniedrigte Durchlässigkeit. Demnach wäre bis zu hohen Konzentrationen von Methanol und Dioxan mit keinen wesentlichen Effekten zu rechnen. Zu ähnlichen Folgerungen kommen mehrere weitere Arbeiten. In Tabelle 1 aus (18) finden sich die bis dato geprüften Chemikalien in reiner Form oder in wässriger Lösung und die festgestellten Effekte bzgl. der Durchlässigkeit. Der Autor dieser Zusammenstellung kommt zum Ergebnis, daß Substanzen mit geringer Wasserlöslichkeit kaum einen Einfluß haben. Bei gut mischbaren Substanzen treten Effekte erst bei Konzentrationen über 75-80 % auf. In einer weiteren neueren Arbeit wurde mit wässrigen Lösungen von Xylol (196 mg/l), Trichlorethen (200 mg/l) und Chloroform (200 mg/l) gearbeitet (19). Außerdem wurde das Sickerwasser einer Hausmülldeponie mit diesen Stoffen versetzt. Schließlich wurde eine 5 % Methanollösung ein- EF-Verlag für Energie- und Umwelttechnik GmbH, Im Schwarzen Grund 20, 1000 Berlin 33 Flüssigkeit wL H2O 5% Methanol 196 mg/l Xylol wP Boden S2 lP wL 52 20 50 25 51 24 32 25 27 Methanol Xylol 34 np 29 np L1 L2 L3 Ll aufgestockt lP wL 87 28 79 44 81 36 59 35 45 36 20 36 21 36 20 16 15 16 np np 53 np 38 np np np 30 np 32 np np np 53 23 54 23 52 21 30 31 31 85 33 88 32 82 32 52 56 50 34 20 34 18 34 19 14 16 15 61 23 38 93 30 63 33 21 12 wL Fließgrenze, %, wP Ausrollgrenze, %, lP wP Boden S3 wP lP Platizitätszahl, %, np nicht plastisch Die Beziehungen zwischen Dielektrizitätskonstante der Flüssigkeiten und den Konsistenzgrenzen sind allerdings nach (7) nur für die stark quellfähigen Montmorillonite eindeutig: die Fließgrenze nimmt mit abnehmender Dielektrizitätskonstante ebenfalls stark ab. Unterhalb von = 30 ist das Material nicht mehr plastisch. Im Gegensatz dazu finden sich bei Kaolinit in Abhängigkeit von der geprüften Flüssigkeit bei gleichen sehr unterschiedliche Werte. Xylol, Benzol, Tetrachlorkohlenstoff und Heptan , alle mit Dielektrizitätskonstanten um 1 - 2, ließen das Material nicht-plastisch werden, während Trichlorethen mit dem gleichen einen Plastizitätsindex wie Wasser aufwies (Bild 6) $EIDOOZLUWVFKDIWV-RXUQDO 1U Bild 5: Viskosität (oben links), Dielektrizitätskonstanten (oben rechts), Durchlässigkeit (unten links) sowie intrinsische Durchlässigkeit (unten rechts) eines mit verschiedenen Konzentrationen wässriger Lösungen von Dioxan durchströmten Tonboden (aus (4)) $EIDOOZLUWVFKDIWV-RXUQDO 1U EF-Verlag für Energie- und Umwelttechnik GmbH, Im Schwarzen Grund 20, 1000 Berlin 33 offensichtlich nicht eine einfache, lineare ist, sondern weitere Faktoren wirksam sind. Bei Ethanolamin und Ethylendiamin sowie besonders bei Dioxan nimmt das Sedimentvolumen bei geringen Konzentrationen bereits stark ab; hier scheinen spezifische Interaktionen den unspezifischen Einfluß der Dielektrizität des Mediums zu überlagern. Darauf wird im Teil 2 noch einmal genauer eingegangen. Harnstoff zeigt keinerlei Einfluß auf das Sedimentvolumen. Dies ist wiederum in Übereinstimmung mit den Erwartungen, da Harnstoff mit einem von ca 90 sich nur wenig von Wasser ( = 80,4) unterscheidet, und insbesondere die Mischungen der beiden Komponenten keine relevanten Veränderungen der Dielektrizität bewirken. Literatur Bild 6: Fließgrenzen für na- und Ca-Montmorillonit (oben) sowie für Kaolinit (Mitte und unten) in verschiedenen organischen Flüssigkeiten (aus (7)) (1) Schachtschabel, P.; Blume, H.-P.; Brümmer, G.; Hartge, K.-H.; Schwertmann, U.: Scheffer/Schachtschabel, Lehrbuch der Bodenkunde. 12. Aufl., Stuttgart (1989) (2) Michaels, A.S., Lin, C.S.: The permeability of kaolinite. Indust. Engin. Chem., 46, 1239-1246 (1954) (3) Mesri, G., Olson, R.E.: Mechanisms controlling the permeability of clays. Clays Clay Minerals, 19, 151-158 (1971) (4) Fernandez, F., Quigley, R.M.: Viscosity and dielectric constant controls on the hydraulic conductivity of clayey soils permeated with water-soluble organics. Can. Geotech. J., 25, 582-589 (1988) (5) Fernandez, F., Quigley, R.M.: Hydraulic conductivity of natural clays permeated with simple liquid hydrocarbons. Can. Geotech. J., 22, 205-214 (1985) (6) Mitchell, J.K: Fundamentals of soil behaviour. Wiley, New York (1976) (7) Acar, Y.B., Seals, R.K.: Clay barrier technology for shallow land waste disposal facilities. Hazardous Waste 1, 167-181 (1984) (8) Anderson, D.C., Brown, K.W., Green, J.: Organic leachate effects on the permeability of clay liners. Nat. Conf. Management of uncontrolled hazardous waste sites, 28.-30.Oct. 1981, 223-229, US EPA, Washigton DC (1981) (9) Anderson, D.C., Brown, K.W., Thomas, J.C.: Conductivity of compacted clay soils to water and organic liquids. Waste Management Research, 3, 339-349 (1985) (10) Anderson, D.C., Crawley, W., Zabcik, J.D.: Effects of various liquids on clay soil: Bentonite slurry mixtures". In: Hydraulic barriers in soil and rock, ASTM STP 874, 93-103 (1985) (11) Konodromus, A., Göttner, J.J.: Beeinflussung von Tonen durch Chemikalien, Teil I: Durchlässigkeit. Müll Abfall 3/86, 102-108 (1986) (12) Daniel, D.E.: Effects of organic chemicals on the hydraulic conductivity of compacted clay. In: Pusch, R.: Clay barriers for isolation of toxic chemical Wastes, 89-98, Stockholm (1984) (13) Daniel, D.E., Anderson, D.C., Boynton, S.S.: Fixed wall versus flexible wall permeameters. In: Hydraulic barriers in soil and rock, ASTM STP 874, 107-123 (1985) (14) Acar, Y.B., Hamidon, A., Field, S.D., Scott, L.: The effect of organic fluids on hydraulic Conductivity of compacted Kaolinite. In: Hydraulic barriers in soil and rock, ASTM STP 874, 171-187 (1985) (15) Bowders, J.J., Daniel, D.E., Broderick, G.P., Liljestrand, H.M.: Methods for testing the compatibility of clay liners with landfill leachate. In: Hazardous and industrial solid waste testing, fouth symposium, ASTM STP 886, 233-250 (1986) . 5. Sedimentationsvolumina Sedimentationsvolumina von Montmorillonit-Böden wurden von (20) mit verschieden konzentrierten wässrigen Lösungen einer Reihe von organischen Substanzen ermittelt (Aceton, Methanol, Glycerin, Dioxan, Ethanolamin, Ethylendiamin, Harnstoff). Dabei wurden 10 g Boden in ein mit 100 ml Lösung gefüllten graduierten Meßzylinder gegeben, und das Volumen nach der Einstellung eines "Sediment-Equilibrium-Volumens" abgelesen. Die Ergebnisse finden sich in Bild 7. Demnach nimmt das Sedimentvolumen mit zunehmender Konzentration von Methanol und Aceton zunächst - bis ca. 20 mol % leicht zu, darüber hinaus, wie erwartet, stark ab. Es zeigt sich somit, daß die Beziehung Dielektrizitätskonstante / Sedimentvolumen EF-Verlag für Energie- und Umwelttechnik GmbH, Im Schwarzen Grund 20, 1000 Berlin 33 $EIDOOZLUWVFKDIWV-RXUQDO 1U Bild 7: Sediment-Equilibrium-Volumen eines Bentonits in verschiedenen Konzentrationen wässriger Lösungen von Methanol, Aceton, Glycerin, Dioxan, Ethanlamin, Harnstoff und Ethylendiamin (aus (20)) (16) (17) (18) (19) (20) (21) (22) Brown, K.W., Thomas, J.C., Green, J.W.: Field cell verification of the effects of concentrated organic solvents on the conductivity of compacted soils. Hazardous Wastes Hazardous Materials, 3, 1-19 (1986) Fernandez, F., Quigley, R.M.: Hydraulic conductivity of natural clays permeated with simple liquid hydrocarbons. Can. Geotech. J., 22, 205-214 (1985) Madsen, F., Mitchell, J.K.: Chemical effects on clay fabric and hydraulic conductivity. In: Baccini, P. (Hrsg): The landfill, reactor and final storage, 201 - 251, Springer, Berlin, Heidelberg etc. (1988) Daniel, D.E., Liljestrand, H.M., Broderick, G.P., Bowders, J.J.jr.: Interaction of earthern liner materials with industrial waste leachate. Hazardous Waste Hazardous Materials, 5, 93-108 (1988) Hettiaratchi, J.P.A., Hrudey, S.E.: Influence of contaminant organic-water mixtures on shrinkage of imoermeable clay soils with regard to hazardous waste landfill liners. Hazardous Wastes Hazardous Materials, 4, 377-388 (1987) Proc. 10. Ann. Res. Symp., EPA-600/9-84-007, 124-137, Ft. Washington, PA (1984) (23) Acar, Y.B., D'Hollosy, E.: Assessment of pore fluid effects using flexible wall and consolidation permeameters.- Geotechnical practice for waste disposal '87, University of Michigan, Ann Arbor, 15.17.6.1987.- ASCE Geotech. Spec. Publ. No 13 (1987) (24) Evans, J.C., Fang, H.Y., Kugelman, I.J.: Organic fluid effects on the permeability of soil bentonite slurry walls.-Proc. Nat. Conf. Hazardous waste and environmental emergencies, 14.-16.5.1985, Cincinnati, OH (1985) (25) Simons, H., Hänsel, W., Reuter, E.: Physikalisches und chemisches Verhalten von tonigen Deponiedichtungen bei Durchströmung mit Prüfflüssigkeiten.- In: Pusch, R. (Hrsg.): Clay barriers for Isolation of toxic chemical wastes. Int. Symp., 28.-30.5.1984, 118-127, Stockholm (1984) (26) Brunelle, T.M., Dell, L.R., Meyer, C.J.: Effects of permeameter and leachate on a clay liner.- Geotechnical practice for waste disposal '87, University of Michigan, Ann Arbor, 15.-17.6.1987.- ASCE Geotech. Spec. Publ. No 13 (1987) Brown, K.W., Green, J.W., Thomas, J.C.: The influence of selected organic liquids on the permeability of clay liners.- In: Land disposal of hazardous waste, Proc. 9. Ann. Res. Symp., EPA-600/9-83-018, 114-125, Ft. Michell, Kentucky (1983) Verfasser: Brown, K.W., Thomas, J.C., Green, J.W.: Permeability of compacted clays to solvent mixtures.- In: Land disposal of hazardous waste, Dr. Reinhard Wienberg Chemie und Biologie der Altlasten $EIDOOZLUWVFKDIWV-RXUQDO 1U EF-Verlag für Energie- und Umwelttechnik GmbH, Im Schwarzen Grund 20, 1000 Berlin 33
© Copyright 2024 ExpyDoc