MITTELBADISCHE PRESSE www.bo.de Samstag, 16. Juli 2016 ORTENAU Kurz gefragt Nebenerwerbslandwirt Siegfried Huber (51) aus Oberkirch-Ödsbach baut Zwetschgen an. Hier verrät er einige Tipps. Das Steinobst-Ländle In der Ortenau werden bundesweit die meisten Zwetschgen angebaut / Es gibt 25 verschiedene Sorten 1000 Landwirte bauen ortenauweit das blaue Steinobst an. Bei den rötlich-gelben Mirabellen sind es rund 200 Erzeuger in der Region. Mirabellen haben einen höheren Zuckergehalt als Zwetschgen. Beide Kulturen zählen zur botanischen Gattung der Pflaumen. Siegfried Huber ◼ Was ist bei Zwetschgenkulturen besonders zu beachten? Huber: Der Standort sollte weder zu feucht noch zu trocken sein. Ein sonniger Platz steigert das Aroma der Zwetschgen deutlich. Zwetschgenbäume sollten immer mal wieder geschnitten werden, im Idealfall sogar jedes Jahr, um die Qualität der Früchte zu erhöhen. Sie werden dadurch größer und im Aroma deutlich besser. ◼ Welche Sorte empfehlen Sie für den heimischen Garten – und warum? Huber: Für den heimischen Garten empfiehlt sich die Bühler Zwetschge. Sie hat ein tolles Aroma und ist wenig anfällig gegen die verschiedenen Krankheiten wie Rost, Schorf oder Scharka. Sie schmeckt sowohl als frische Frucht direkt vom Baum als auch auf dem Zwetschgenkuchen. Will man das Erntefenster Richtung September erweitern, bietet sich die sogenannte Hauszwetschge an. ◼ Ihr Tipp für die Schädlingsbekämpfung? Huber: Gegen den Frostspanner helfen Leimringe, welche bis Ende September an den Bäumen angebracht werden. Die flügellosen Weibchen werden dadurch an der Eiablage im Kronenraum gehindert. Ein scharfer Baumschnitt vermindert das Risiko von Pilzkrankheiten. Will man auf den chemischen Einsatz gegen den Pflaumenwickler verzichten, empfiehlt sich das Aufhängen von Pheromonfallen. Durch einen Sexuallockstoff werden die Männchen angelockt und bleiben dann an den Leimtafeln hängen. Dadurch wird die Population niedrig gehalten. fk süß & sa ftig OBSTPA RA ORTENA DIES U Von F lor ence -A n n e K ä l bl e Ortenau. Botanisch zählen sowohl Mirabellen, als auch Zwetschgen und Renekloden zu den Pflaumen. Zwetschgen werden die blauen Früchte in der Region genannt. In Norddeutschland hingegen sagt man »Pflaume«. Die Übergänge sind fließend und der Farben- sowie Formenreichtum ist so groß wie bei kaum einer anderen Obstart. Auch beim Geschmack sind Überraschungen nicht ausgeschlossen: Es gibt sowohl ziemlich saure Pflaumen als auch zuckersüße Zwetschgen. Aber was ist der Unterschied? Als Pflaumen werden vorrangig die eigentlichen Pflaumen mit meist runden, blauen oder rötlichen Früchten, die gelben oder grünen Renekloden und die murmelgroßen, zuckrigen Mirabellen bezeichnet. Alle Pflaumen reifen schon im Hochsommer. Zu den Zwetschgen gehören alle Formen mit länglichen, spitz zulaufenden, ungefurchten Früchten und dunkelblauer oder schwarzblauer Schale. Diese ist meist auch noch »bereift«, also von einer dünnen weißen Schutzschicht aus natürlichem Fruchtwachs überzogen. Eine der bekanntesten Zwetschgen-Sorten stammt aus der Ortenau: Die sogenannte »Bühler Zwetschge«. Rund 8000 Tonnen Zwetschgen werden in der Region geerntet. »Die Ortenau ist Zwetschgenland«, sagt Luzia Bollack-Beuschlein, Leiterin des Ernährungszentrums südlicher Oberrhein. »Nirgendwo gibt es so viele Zwetschgenbäume wie hier.« Alfred Pfister vom Marktkontor Baden ergänzt: »Rund 47 000 Tonnen Zwetschgen werden deutschlandweit angebaut«. Neben Äpfeln stellen sie laut Pfister das zweitwichtigste Baumobst dar. Niederschläge, Hitze und Trockenheit wirken sich jedoch besonders stark auf die Erntemenge aus. »Das Wetter im Frühjahr vor, während und nach der Blüte bestimmt sowohl den Erntezeitpunkt als auch die Erntedauer«, sagt Alfred Pfister. »1000 Landwirte beliefern uns mit 25 verschiedenen Sorten«, erklärt Manuel Blechinger, Unternehmenssprecher des Obstgroßmarkts Mittelbaden (OGM) in Oberkirch.Die Sorten unterscheiden sich dabei in Reifezeit, Fruchtgröße, Aussehen und Geschmack. Bei den Mirabellen wird nur eine Sorte – die Mirabelle von Nancy – angebaut. Rund 200 Landwirte ernten 200 Tonnen der Früchte im Schnitt pro Jahr. »Mirabellen werden in der Region entweder als Tafelobst oder zum Schnaps-Brennen genutzt«, weiß Blechinger. Zwetschgen und Pflaumen bestehen zum Großteil aus Wasser. »Die Früchte versorgen den Körper mit Provitamin A und Vitamin B«, erklärt die Leiterin des Ernährungszentrums. Weiterhin enthalten sie Mi- neralstoffe wie Kalium, Magnesium und Eisen. Im Vergleich zu anderen Kulturen haben Zwetschgen und Pflaumen einen besonders hohen Anteil an Frucht- und Traubenzucker. Sie sind somit schnelle Energielieferanten, so Bollack-Beuschlein. Diabetiker sollten laut der Expertin den höheren Zuckergehalt beachten. Gerade Zwetschgen verfügen über einen hohen Ballaststoffgehalt. Dieser hat positive Auswirkungen auf den Cholesterinspiegel im Blut. Zudem wirken sich die roten und blauen Farbstoffe positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus und sind wichtig für den Schutz der Körperzellen. Beim Verzehr sollte auf die Menge geachtet werden: »Zwetschgen und Pflaumen haben aufgrund der Pflanzenstoffe Pektin und Zellulose eine verdauungsfördernde Wirkung«, betont die Expertin vom Ernährungszentrum. Auch Menschen mit einem empfindlichen Unsere Tipps Es gibt viele Zwetschgenbäume in der Ortenau. Waschen Richtig gelagert Zwetschgen und Mirabellen erst kurz vor dem Verzehr waschen. Hierbei sollte unter lauwarmen Wasser die weiße Wachsschicht, den Reif, abgebürstet werden. In dieser Schicht können sich fettlösliche Schadstoffe befinden. Sowohl Zwetschgen als auch Mirabellen können direkt nach dem Einkauf im Kühlschrank gelagert werden. Hierzu können sie für zwei bis fünf Tage ungewaschen in einer Papiertüte ins Gemüsefach gelegt werden. Darm müssen beim Verzehr der Früchte aufpassen, und sollten daher die empfohlene Tageshöchstmenge an Obst von 250 Gramm nicht überschreiten, warnt Rita Rausch, Ernährungsberaterin bei der Verbraucherzentrale. »Frische Früchte erkennt man an der weißlichen Wachsschicht, dem sogenannten Reif«, erklärt Verbraucherschützerin Rausch. Dieser ist ein natürlicher Schutz, der das Obst vor dem Austrocknen bewahrt. Beim Kauf sollte darauf geachtet werden, dass die Früchte fest und glänzend sind. »Um den Stilansatz sollten sich keine Falten gebildet haben«, weist Luzia Bollack-Beuschlein hin. Zudem sollte das Obst unbeschädigt sein, also weder Drucknoch Faulstellen aufweisen, sagte sie. Bei der Ernte von Zwetschen und Pflaumen muss deshalb sehr sorgfältig gearbeitet werden. »Eine schonende Behandlung und Transport sind notwendig, damit die Frischware ohne Blessuren beim Kunden ankommt«, fügt Alfred Pfister ergänzend hinzu. Zwetschg e & Co F ru c h t m er Je nach S kmale: ort in den Bla e unterscheiden sich die utönen. A Z we uc gepräg t. Mir abelle h die Bauchnah tschgen im Duft u t ist n sind je nd Sortensp n a ezifisch s ch Sorte flach bis stark au ind die F su n te rs chiedlich rüchte he groß. llgelb bis Ge schm le ic ht rot. ac Zwetschg k: en Mir abelle können von süß b n hab e n eine fr uc is süß -säuerlich s c hm e c k h ti g-frische G at t ung e n. S ü ß e. : Die echte Zwetschg e Unterart der P flau gilt ebenso wie die me und zä hlt zur Fa Mir abelle als ein milie der e E rn t e z e Ro s e n g e it: w ä c h s e. Zwetschg en haben Ern werden von Juli bis Ok to tezeit im ber Aug u s t u nd Septe geerntet. Mir abe mber. llen V erw e n du Z um N a s n g : c he Die Zwets n und im Kuchen c hg e p a s s st zudem ind beide Steinfr üc zu kräftig en Fleisc hte geeignet. hgerichte n. Alle Folgen im Überblick 28. Mai: 4. Juni 18. Juni: 2. Juli: Heute: 30. Juli: 13. August: 27. August: 10. September: 24. September: Was wächst wo in der Ortenau? Erdbeere Kirsche Beerenwelt Zwetschge, Pflaume & Co Weinbergpfirsich und Aprikose Exoten in der Ortenau Apfel Birnen, Quitten Tafeltrauben 11. Juni: 25. Juni: 9. Juli: 23. Juli: 6. August: 20. August: 3. September: 17. September: 1. Oktober: Warum ist Obst so wichtig? Düngen und Schädlingsbekämpfung Backen und Kochen mit Obst Einmachen, Einfrieren und Dörren Eis & Sorbet Smoothies, Saft & Most Streuobstwiesen Wie lagere ich richtig? Pflanzen und Schneiden
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