August 2016 Dreihändige Gottesmutter Russland

August 2016
Dreihändige Gottesmutter
Russland, 19. Jh.
36 x 31 cm
BRENSKE GALLERY München
Auf der vorliegenden Ikone ist die „Dreihändige Gottesmutter“ (Tricheirousa/Troeručica) dargestellt. Sie vertritt eines von über 600 Gottesmutter-Motiven, die in
der Ostkirche verehrt werden. Vom Typus her handelt es sich bei der Gottesmutter Tricheirousa um eine Variante der Hodegetria, die das Kind auf dem rechten Arm trägt.
Das Thema ist vergleichsweise selten und gesucht.
Das Bild der Tricheirousa geht auf eine legendäre Begebenheit zurück: Als dem Bilderverteidiger Johannes von Damaskus (657-749) auf Befehl des bilderfeindlichen
Kaisers Leo II. (716-741) die linke Hand abgeschlagen worden war, warf er sich im
Gebet vor der Gottesmutter-Ikone nieder. Sodann begann die Tafel zu leuchten, eine
Hand kam aus ihr hervor und fügte die verblutete abgeschlagene Hand wieder mit dem
Stumpf zusammen. Sie wuchs wieder an und Johannes gesundete. Als Dank für das
Wunder stiftete er der Ikone eine dritte Hand aus Silber. Es heißt, er habe die Tafel
später in das Sabbas-Kloster nach Palästina gebracht. Dort hat sie dann später der
serbische Erzbischof Sava, der Sohn des Herrschers Stephan Nemanja (1151-1195)
erworben. Sava brachte die Ikone in das von ihm neu gegründete Chilandar-Kloster
auf den Berg Athos (daher auch der Name Chilandar-Muttergottes).
Nach einer anderen Überlieferung nahm der serbische König Stefan Uroš III. (13351365) die Ikone mit in ein Feldlager. Von dort ging der Esel, der die Ikone trug, selbständig in das Chilandar-Kloster auf dem Athos, und dort soll sich das Gnadenbild
selbst einen Platz ausgesucht haben. Noch heute befindet sich das Original der Ikone
in der Klosterkirche Chilandar.
Das Marienbild der Tricheirousa fand im gesamten orthodoxen Raum Verbreitung. Es
wird in Russland, auf der Balkanhalbinsel und auch in Griechenland verehrt. An manchen Orten gilt die Tricheirousa als Helferin für unfruchtbare Frauen, was mit dem
Weinstock des Simeongrabes des Athos-Klosters in Verbindung steht, in dessen Nähe
sich die Ikone befindet.
Der Festtag der Tricheirousa ist der 28. Juni.
Maria ist ab Hüfthöhe in leichter Seitenansicht nach links wiedergegeben. Sie deutet
mit ihrer Linken auf das Christuskind, das auf ihrem rechten Arm sitzt, als wolle sie sagen: „Siehe, das ist mein Sohn, der kommende Messias“. Der Christusknabe blickt zu
seiner Mutter auf; er hält in seiner Rechten einen geschlossenen Rotulus, seine Linke
ruht auf dem linken Knie. Von unten schiebt sich eine weitere Hand ins Bild, die nach
Aussehen und Größe – spiegelbildlich – der linken Hand der Gottesmutter entspricht,
aber ein helleres Kolorit aufweist.
Mutter und Kind sind durch die aufgemalten Namenskürzel bezeichnet: Die Abbreviatur
MP ΘY in den oberen Bildecken steht für Meter Theou (Mutter Gottes) und IC XC im
Nimbus des Kindes für Iesous Christos (Jesus Christus). Der kirchenslawische Schriftzug über der Schulter der Gottesmutter lautet übersetzt „Dreihändige Gottesmutter“.