Plasmopara viticola Flyer für 26.07.2016

Plasmopara viticola – Peronospora – Falscher Mehltau
Aktuelle Situation an der Luxemburger Mosel:
Die Vegetationsperiode begann in diesem Jahr mit hohen Niederschlagsmengen begleitet von
milden Temperaturen. Dadurch herrschten ideale Bedingungen für Infektionen durch
Peronospora, während die Befahrbarkeit der Weinberge durch die durchnässten Böden
teilweise kaum gegeben war. Die außergewöhnlichen Bedingungen sind in diesem Jahr nicht
nur auf der Luxemburger Mosel, sondern in mindestens dem gleichen Ausmaß, in den
Anbaugebieten unserer Nachbarländer aufgetreten.
Tabelle 1 Vergleich der Niederschlagsmengen in l/m² der Station Stadtbredimus für die Jahre 2015/2016 mit dem LMW der
Station Remich
Monat
Mai
Juni
2015
33,7
49,9
2016
113,6
175,3
LMW 1966-2015
62,6
66,7
Infektionen durch Peronospora sind an der gesamten Luxemburger Mosel aufgetreten, wobei
Unterschiede im Mikroklima, Rebsorten und Terminierung der Pflanzenschutzbehandlung
Einfluss auf den Gesundheitszustand der einzelnen Weinberge haben. So findet man
Weinbergslagen mit sehr geringem Befall bis zu Weinberge mit starkem Befall. Je nach Lage und
Mikroklima ist ein parzellenweiser Traubenbefall aufgetreten, den es in einem solchem Ausmaß
bisher noch nicht gegeben hat. Die richtige Terminierung der Pflanzenschutzbehandlung vor
Niederschlägen in Kombination mit kulturtechnischen Eingriffen wie z.B. einer frühzeitigen
Entblätterung war in diesem Jahr besonders wichtig. Das Prognosemodell VitiMeteo liefert auf
der Grundlage von sechs Wetterstationen im gesamten Weinbaugebiet wichtige Prognosen
über lokale Infektionsrisiken der Pilzkrankheiten. Diese Prognosen fließen in den Newsletter des
Weinbauinstituts ein, der in regelmäßigen Abständen herausgegeben wird. In dem Newsletter
werden basierend auf den VitiMeteo-Daten Empfehlungen zur Pflanzenschutzmittelwahl und
Informationen zu aktuellem Infektionsrisiko herausgegeben. Durch diese Maßnahme sollen
unnötige Pflanzenschutzmitteleinsätze vermieden werden.
Eine weitere Möglichkeit den Pflanzenschutzmitteleinsatz zu reduzieren, stellt der seit Kurzem
zugelassene Anbau von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten (PIWIS) dar. Die seit drei Jahren im
Rahmen eines Anbauversuches beobachteten PIWIS im Weinbauinstitut zeigen in diesem Jahr
trotz hohem Infektionsrisiko sehr geringen Befall. Solche Sorten stellen in schwierigen Jahren
eine interessante Ergänzung zum etablierten Rebsortensortiment dar.
Peronospora:
1878 eingeschleppt aus Nordamerika gilt die Peronospora als bedeutendste Rebenkrankheit in
Mitteleuropa. Die europäischen Rebsorten verfügen kaum über natürliche Widerstandskraft
gegenüber der Peronospora, was den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln unabdingbar macht.
Symptome:
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Ölflecke (Abb. 1) auf der Blattoberseite, nach feucht warmen Nächten entwickeln sich
Sporangien auf der Blattunterseite
Mosaikflecken bei älteren Blättern
Gescheinsbefall (Abb. 2) bis zu einem Beerendurchmesser von 5-6 mm. Die
Gescheinsachse krümmt sich, nach feucht warmen Nächten entwickeln sich weiße
Sporangien und die Gescheine sterben ab.
Möglich sind auch Infektionen über das Stielgerüst bei Beeren > 6 mm, die Beeren
verfärben sich oliv-bräunlich und schrumpfen zu sogenannten Lederbeeren ein.
Abbildung 1 Ölflecken Quelle: Dr. D. Molitor
Abbildung 2 Gescheinsbefall mit
Sporangienrasen Quelle: Dr. D. Molitor
Biologie:
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Die Primärinfektion wird durch im Sommer gebildete Oosporen verursacht, die mit dem
Reblaub auf den Boden gelangen. Für die Primärinfektion sind 10 mm Niederschlag in
drei Tagen, eine Durchfeuchtung des Bodens, Temperaturen >8° C und eine
Temperatursumme > 160 Gradtagen erforderlich. Durch Spritzwasser gelangen
Zoosporen auf die Reben wo sie durch Spaltöffnungen in das Blatt eindringen und dort
eine Infektion verursachen. Die Infektion wird sichtbar durch das Auftreten von
Ölflecken. Den Zeitraum zwischen Infektion und dem Auftreten der ersten Symptome in
Form von Ölflecken bezeichnet man als Inkubationszeit.
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Der Sekundärzyklus ist für die weitere Verbreitung verantwortlich, er findet statt wenn
es nach Erscheinen der Ölflecke mindestens vier Stunden dunkel ist, die
Durchschnittstemperatur mehr als 11,5˚C beträgt und eine Luftfeuchte von mindestens
95% oder anhaltende Blattnässe gegeben ist. Auf der Blattunterseite treten
Sporangienträger aus den Stomata hervor. Bei günstigen Bedingungen werden
Sporangien ausgebildet, aus denen erneut Schwärmsporen entlassen werden, die über
Wasser/Tau verbreitet werden. Pro Vegetationsperiode sind mehrere
Vermehrungszyklen möglich.
Lebenszyklus der Rebenperonospora (Plasmopara viticola)
Abbildung 3 Lebenszyklus der Rebenperonospora (Plasmopara viticola)