URL: http://www.uni-jena.de/Forschungsmeldungen/FM160808_Biooekonomie.pdf Warum Bioenergie Fluch und Segen zugleich ist Neue Nachwuchsgruppe erforscht Bioökonomie und soziale Ungleichheiten aus einer länderübergreifenden Perspektive Foto: Anne Günther/FSU Die Umweltso−ziologin Dr. Maria Backhouse leitet die sechsköpfige Nachwuchsforschungsgruppe, die sich dem Thema "Bioökonomie und soziale Ungleichheiten - Verflechtungen und Wechselbeziehungen im Bioenergie-Sektor aus transnatio−naler Perspektive" (Bioinequalities) widmet. Mit Rapsöl Auto fahren, Biogas aus Gülle gewinnen und Plas−tik−taschen auf Pflanzenbasis produzieren. Das klingt nach ökologischen und nachhaltigen Wirtschaftsformen und genießt ein positives Renommee. Aber ist das weltweit die geeignetste Wirtschaftsform oder gibt es auch kriti−sche (Ne−ben-)Wirkungen, die zu bedenken sind, wenn Staaten ihre Wirt−schafts−politik auf Bioenergie ausrichten? Warum Bioenergie Fluch und Segen zugleich ist 1 Mit dem großen Fragenkomplex der Bioökonomie beschäftigt sich eine neue For−schungs−gruppe am Institut für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Je−na, die jetzt ihre Arbeit aufgenommen hat. Unter der Leitung der Umweltso−ziologin Dr. Maria Backhouse wird die sechsköpfige Nachwuchsgruppe in den nächsten fünf Jahren das Thema "Bioökonomie und soziale Ungleichheiten - Verflechtungen und Wechselbeziehungen im Bioenergie-Sektor aus transnatio−naler Perspektive" (Bioinequalities) unter−su−chen. Das Bundesforschungsminis−terium (BMBF) fördert die Jenaer Gruppe im Rahmen des Programms "Bioöko−nomie als gesellschaftlicher Wandel" mit rund 2,6 Millionen Euro. Pflan−−zen zum Tanken statt für die Ernährung In vielen Teilen Europas steht die Bioenergie im Mittelpunkt einer nachhaltigen Wirtschaftspolitik und weltweit wird ihre Erzeugung ausgebaut. In Deutschland wird dieser Ausbau vom Staat vor allem durch das Erneuerbare-Energien-Ge−setz (EEG) gefördert. Doch die Gewinnung von Bioenergie aus nachwachsen−den Rohstoffen, wie Holz, Palmöl oder Weizen, hat auch "Schattenseiten". Pflan−−zen zum Tanken statt für die Ernährung einzusetzen, ist ein solcher Kritik−punkt, über den mittlerweile weltweit gestritten wird. "Deutschland hat nicht ge−nug Flächen, um den eigenen wachsenden Biomassebedarf zu decken und ist auf Importe aus dem globalen Süden angewiesen. Dort entstehen nicht nur neue Einkommensmöglichkeiten, es ist auch mit negativen Entwicklungen zu rechnen: Landkonflikte, Verdrängung und Ausbeutung, die Minderheiten und Frauen besonders treffen", weist Dr. Backhouse auf weitere Aspekte hin. Die sechs Jenaer Nachwuchs−kräfte werden der forschungsleitenden Frage nach−ge−hen, wie sich die entste−hen−de Bioökonomie auf transnationale soziale Ungleich−heiten innerhalb und zwischen Westeuropa, Südamerika und Südostasien aus−wirkt. Das Soziologie-Team, das mit Sozial-, Agrar- und Naturwissenschaften ko−ope−rieren wird, untersucht die sozialen und kulturellen Implikationen dieses Struk−tur- und Politikwandels. Fragen nach der Veränderung der sozialen Verhält−nis−se in den Ländern, aber auch zwischen den Staaten wollen sie exemplarisch durch Fallstudien in Brasilien, Indonesien und Deutschland beantworten. Diese werden mit übergreifenden Analysen transnationaler Verflechtungen verzahnt. Bioenergie verändert die glo−balen Ver−hält−nisse Denn sog. Schwellenländer wie Brasilien und Malaysia gehören zu den gro−ßen "Playern" in der Bioenergie. Wenn Bioenergie verstärkt genutzt wird, verändert dies auch die Bedeutung dieser Schwellenländer und damit die glo−balen Ver−hält−nisse. Und so stellen sich die Soziologen auch wirtschaftspoliti−schen, -ethi−schen und politiktheoretischen Fragen, etwa zu veränderten Han−delsbeziehun−gen und globalen Handelsregularien, zu Arbeits- und Landzu−gangs−verhältnis−sen, zur politischen Mitbestimmung. Auch die Frage, wer die entsprechenden Technologien entwickelt, wird in den geplanten Studien un−tersucht. Diese em−pirischen Untersuchungen nehmen Akteure - aus Politik, Forschung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft - sowie politische und normative Rahmensetzungen und nicht zuletzt polit-ökonomische Entwicklungen, wie Handel und Investitionen, in den Blick. "Unser Ziel ist es, Zusammenhänge darzustellen, zum Beispiel die Energie−sys−teme nicht nur im deutschen Kontext zu betrachten", erläutert Backhouse an einem Beispiel - und verweist auf aktuelle "grüne Strategien" Chinas, also die internationale Perspektive, auf der das neue Forschungsprojekt basiert. Kontakt: Dr. Maria Backhouse Neue Nachwuchsgruppe erforscht Bioökonomie und sozialeUngleichheiten aus einer länderübergreifenden Perspektive 2 Institut für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena Humboldtstr. 34 07743 Jena E-Mail: [email protected] Neue Nachwuchsgruppe erforscht Bioökonomie und sozialeUngleichheiten aus einer länderübergreifenden Perspektive 3
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