GASMANN

Investor: Aktientipp
Fotos: Oliver Schlink
Text: Georg Dunkel
UCP expandiert
und wird demnächst in Wien an
die Börse gehen
Der GASMANN
AUS DEM URAL
Manchmal kommen reiche Russen aus Österreich.
Der Weg des Thomas Bogdanowicz vom
Studienabbrecher zum Industriellen.
E
Thomas Bogdanowicz
gibt kräftig Gas.
6
3/2007
r heißt Thomas Bogdanowicz, kommt aus
Klosterneuburg und hat sich mittlerweile daran gewöhnt, dass ihn alle für einen Russen halten.
Der Irrtum ist freilich nahe liegend: Bodganowicz
macht seit den achtziger Jahren Geschäfte zwischen
St. Petersburg und Wladiwostok.
Es begann mit selbst gebauten Computern. Der
damals 22-jährige WU-Student ließ aus Taiwan spottbillige Chips, Tastaturen und Bildschirme einfliegen,
baute sie hier zusammen und verkaufte die fertigen
Geräte in den damals noch kommunistischen Osten.
Ein Bekannter fädelte Kontakte nach Russland ein,
und plötzlich wurde aus dem Studenten-Startup ein
Geschäft, das rasch die Milliarden-Schilling-Grenze
überstieg. Russische Geschäftspartner waren damals
auf Kompensations- und Bartergeschäfte erpicht, sodass die jungen Wiener bald ein Firmengeflecht an
Joint Ventures besaßen, das wuchs und wuchs – bis es
in der Krise des Landes 1992 mangels ausreichendem
Eigenkapital verkauft werden musste.
Da hatte Bogdanowicz aber ohnehin bereits andere Eisen im Feuer: Er entwarf ein System für den bargeldlosen Zahlungsverkehr, bei dem keine ständige
Online-Verbindung zur Bank erforderlich ist, ideal
für die weniger entwickelten Gebiete in der unendlichen Weite Russlands. An BGS Smartcard ist heute
auch die Berndorf AG beteiligt, Bogdanowicz hat
sich aus dem Management zurückgezogen.
Seine Aufmerksamkeit widmet er nun der Chemiefabrik UralChimPlast, kurz UCP, an der Bogdanowicz gemeinsam mit seinem Partner Alexander
Gerdt 75 Prozent hält. Die riesige Fabrik liegt mitten
im Ural, nahe dem Städtchen Nischniy Tagil nördlich
von Jekaterinburg an der Grenze zwischen Europa
und Asien. 2400 Mitarbeiter werden dort 2007 mit
Kunstharzen und Spezial-Chemikalien rund 100 Millionen US-Dollar Umsatz erwirtschaften.
UCP fährt einen rasanten Expansionskurs: Im
Vorjahr wurde der Industriekomplex um eine Anlage
erweitert, mit der jährlich bald 600.000 Tonnen Methanol aus Erdgas erzeugt werden sollen. Das Gas
wird direkt über eine Pipeline aus einem nahe gelegenen Gasfeld angeliefert. „Diese Gas-zu-Chemie-Anlage ist nur der Anfang“, sagt Bogdanowicz nicht ohne Stolz, „wir gehen den Schritt zur vertikalen Integration.“ Noch heuer soll eine Anlage zur Produktion
von Propylen und Polypropylen hinzukommen.
Um die weitere Expansion zu finanzieren, wird
UCP in Wien an die Börse gehen. Die Details der
Platzierung stehen noch nicht fest, doch schon jetzt
attestieren Analysten dem Papier Blue-Chip-Qualitäten. In jedem Fall darf mit satten Dividenden gerechnet werden; immerhin hatte UCP zuletzt elf Millionen US-Dollar EBITA.
Die UCP-Aktie verspricht aber auch Kursphantasie: Mit Investitionen von mehr als 100 Millionen Euro bis 2010 wird das Unternehmen in die Liga der
großen Player im Chemiebereich vorstoßen.
INVESTOR-Informationen
UCP Chemicals AG, Palais Rohan, Praterstraße 38,
A- 1020 Vienna, Austria Tel: +43/1/227 016-0
www.ucpchemicals.com