Handout

Verwechslungsgefahr und Markenrecherche  Wie
lassen sich Entscheidungen zur
Verwechslungsgefahr vorhersagen?
Ulrich Hildebrandt, Lubberger Lehment
GRUR München, 19.7.2016
Rechtsprechung
 EuGH C-251/95 v. 11.11.1997 – Springende Raubkatze
(Verwechslungsgefahr)
 EuGH C-252/12 v. 18.7.2013 – Specsavers (alle Umstände des
Einzelfalls)
 EuG T-33/03 v. 9. 3. 2005 SHARK/Hai (Kennzeichnungskraft)
 EuGH C-39/97 v. 29. 9. 1998 – Canon (Produktähnlichkeit)
 oami.europa.eu/sim (Produktähnlichkeit)
 EuGH C-421/04 v. 9.3.2006 – Matratzen Markt Concord (konkretes
Verkehrsverständnis)
 EuGH C-120/04 v. 6. 10. 2005 Medion (selbständig kennzeichnende
Stellung)
 EuGH C-579/08 P v. 15.1.2010 – Messer Group/OHIM, para. 72; C466/13 P v. 22.10.2014 – Repsol YPF/OHIM, para. 83; C-182/14 P of
19.3.2015 – MEGA Brands International/OHIM, para. 38 (Kombination
als Ausnahmekonstellation)
 EuGH C-182/14 P v. 19.3.2015 MEGA Brands International; C343/14 P v. 7.5.2015 – Adler Modemärkte/OHIM, para. 36 to 39
(BLUMARINE); (Prägung durch schutzunfähiges Element)
 EuG T-777/14 v. 28.4.2016 (Schutz von „fon“ im
Telekommunikationsbereich); aber schon EuG T-283/11 v. 29.1.2013
 Große Beschwerdekammer des HABM R1462/2012-G v. 18.9.2013
ULTIMATE GREENS / ULTIMATE NUTRITION (keine Prägung durch
schutzunfähiges Element)
 Konvergenzprogramm 5 des Europäischen Netzwerks für Marken und
Geschmacksmuster (keine Prägung durch schutzunfähiges Element)
Feststellung Verwechslungsgefahr EuGH
 Alle Umstände des Einzelfalls
 Zwingende kumulative Voraussetzungen:
o die Identität oder Ähnlichkeit der Zeichen
o die Identität oder Ähnlichkeit der Produkte
 Weiterer Faktor: Kennzeichnungskraft
 Wechselbeziehung
Feststellung Zeichenähnlichkeit EuGH
 Alle Umstände des Einzelfalls
 Wahrnehmungsrichtungen
 Gesamteindruck
 Insbesondere unterscheidungskräftige und dominierende Elemente

Ausnahmsweise ein Element selbständig kennzeichnende Stellung
Zwei große Fallgruppen
 Variation
 Kombination
Das Leben der anderen
 Daniel Kahneman, Thinking, Fast and Slow (Schnelles Denken,
langsames Denken), 2011
 Scheier/Lubberger, Vom Angriff der Tatsachen auf die
Erfahrungssätze – Anmerkungen zur Physiologie und Psychologie der
Markenwahrnehmung; MarkenR 2014, 453
 Shai Danziger, Jonathan Levav, Liora Avnaim-Pesso, Extraneous
factors in judicial decisions, pnas. Vol. 108 No. 17, 2011
(http://www.pnas.org/content/108/17/6889.full)
 Matthias Claudius, Abendlied, Musenalmanach, 1779
 Fritz Strack, Leonard L. Martin, Norbert Schwarz, Priming and
Communication: Social Determinants of Information Use in
Judgements of Life Satisfaction, European Journal of Social
Psychology 18 (1988), S. 429
(http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ejsp.2420180505/abstract
)
 Dale T. Miller, Cathy McFarland, Counterfactual Thinking and Victim
Compensation: A Test of Norm Theory, Personality and Social
Psychology Bulletin 12 (1986), S. 513
(http://psp.sagepub.com/content/12/4/513.short)
 Seymour Epstein, Demystifying Intuition: What It Is, What It Does,
How It Does It, Psychological Inquiry 21 (2010), S. 295
(http://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/1047840X.2010.52387
5)
 Orley Ashenfelter, Predicting the Quality and Prices of Bordeaux
Wines, American Association of Wine Economists, AAWE Working
Paper No. 4, April 2007 (http://www.wineeconomics.org/workingpapers/AAWE_WP04.pdf)
Denkbare weitere Faktoren der Verwechslungsgefahr
 Kennt der Entscheider die Angriffsmarke?
 Findet er sie sympathisch?
 Findet er den Angreifer sympathisch?
 Ist der Verletzer sympathisch?
 Wer ist Entscheider?
 Hat der Entscheider Expertise?
 Wie hoch ist die Entscheidungsdichte, also wie viele Entscheidung
fällt der Entscheider jährlich ungefähr?
 Ist echter Schaden entstanden?
 Wer verliert mehr?
 Welches Produkt ist betroffen?
 Ist das Produkt sympathisch?

Ist der Verletzer auf das Kennzeichen angewiesen oder ist es nur
nice to have?