1 Erasmusbericht: Studieren in Frankreich Vorbereitung Meine erste

Erasmusbericht: Studieren in Frankreich
Vorbereitung
Meine erste Wahl auf meine „Wunschhochschule“ legte ich eigentlich schon recht schnell
auf die Sup de Co im französischen La Rochelle, da mir sowohl Studienangebot, Ort und auch
der Gedanke in Frankreich zu Studieren sehr gefielen.
Ich reichte meine Bewerbung bei der Groupe Sup de Co in La Rochelle ein, von wo ich auch
relativ schnell eine Zusage bekam.
La Rochelle ist eine westfranzösische Hafenstadt und Hauptstadt des Départements CharenteMaritime in der Region Poitou-Charentes und hat ungefähr 75.000 Einwohner. Sowohl die
Stadt an sich, wie auch die Lage der Stadt fand ich persönlich sehr gut.
Die geografische Lage der Stadt ist ein guter Ausgang für Ausflüge und Städtetrips in die
nähere Umgebung. So sind z.B. Bordeaux und Nantes von La Rochelle aus in ca. 1,5h, sowie
Paris mit dem Zug in ca. 3h zu erreichen und Landschaft und Umgebung von La Rochelle sind
ebenfalls sehr reizvoll.
Die Stadt ist zudem das 3. beliebteste Reiseziel in Frankreich, was man vor allem im
Frühjahr/Sommer zu spüren bekommt, wenn nach Ostern die Touristen einfallen.
La Rochelle ist gut per Zug, sowie Flugzeug zu erreichen. Es gibt dort auch einen kleinen
Ryan-Air Flughafen, der aber nicht direkt von Deutschland angeflogen wird.
Am einfachsten und oft auch am günstigsten ist es, die komplette Anreise von Deutschland
aus mit dem Zug zu machen. Hier muss man lediglich beachten, dass man in Paris den
Bahnhof wechseln muss.
Nach der Zusage durch die Gasthochschule sind noch einige Formalitäten zu erledigen, so
braucht man z.B. eine europäische Krankenversicherungskarte und einen Nachweis, dass man
über genug finanzielle Mittel verfügt um den Aufenthalt im Gastland bewältigen zu können.
Darüber wird man jedoch rechtzeitig durch die Gasthochschule informiert.
Unterkunft
Am besten und stressfreisten gestaltet sich die Suche nach einer Unterkunft, wenn man sich
sobald man seine Zusage hat langsam mal nach etwas passendem umschaut. Ich hatte jedoch
auch Kommilitonen, die ohne eine Unterkunft zu haben angereist sind, die ersten Tage in
einem Jugendhotel verbracht haben und sich dann vor Ort etwas suchten. Wenn man spontan
genug ist, ist dies sicher auch eine Möglichkeit. Generell gibt es in La Rochelle ein relativ
großes Angebot an Zimmern, bzw. Häusern, welche als Wohngemeinschaften genutzt werden,
was an der Tatsache liegt, dass eben diese Häuser in der Hauptsaison im Sommer an Urlauber
vermietet werden.
Gute Internetseiten für die Suche sind unter Anderem:
www.recherche-colocation.com
www.leboncoin.fr
http://www.estudines.com/
http://www.location-etudiant.fr/logement-etudiant-residences-etudiantes-cites-universitairesLA-ROCHELLE-17000.html
http://etu.localarochelle.fr/
http://www.arpae.fr
Wohnen ist in La Rochelle recht teuer, somit muss man schon mit einer Miete von ca.400-450
Euro für ein Zimmer mit 20-25m² rechnen. Man sollte sich jedoch schon von vorherein, selbst
bei diesen hohen Mietpreisen auf eher „französische“ Wohnverhältnisse einstellen, d.h. die
WGs sind mitunter spartanisch ausgestattet, was Küche, sonstiges Mobiliar und mitunter auch
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die Sauberkeit angeht. Bei der Suche einer Unterkunft sollte man auch die Lage dieser
beachten und sich vielleicht vorab auf der Karte anschauen, welche Teile von La Rochelle für
einen in Frage kommen. Oftmals sind Unterkünfte, die in Außenbezirken liegen günstiger und
schöner, jedoch habe ich durchweg von allen meinen Kommilitonen, welche außerhalb
gewohnt haben Wehklagen gehört, da das Bussystem, nicht das beste ist und man so seine
Freizeitgestaltung doch recht stark unter dem Diktat der Fahrpläne führen muss. Die
Innenstadt, Les Minimes, dort wohnen die meisten Studenten und die Lage ist sowohl zur Uni,
wie auch in die Stadt ideal, sowie der Anfang von Aytre Richtung la Rochelle sind ideal zum
Wohnen. Hat man eine gute Lage, kann man alles zu Fuß oder ggf. mit dem Fahrrad erreichen.
Ich bin in der ganzen Zeit so kein einziges Mal Bus gefahren.
In Frankreich bekommt jeder Student, egal ob Franzose oder nicht, eine finanzielle
Wohnunterstützung von der französischen Regierung. Dieses Wohngeld ist von der
Kalkulation des Amtes anhand der abgegebenen Papiere des Studenten abhängig und beträgt
zwischen 90-174 Euro pro Monat.
Diese Unterstützung heißt „Caisse d´allocations familiales“ kurz „Caf“ und muss zu Beginn
des Semesters beantragt werden. Um die Caf beantragen zu können braucht man ein
französisches Girokonto. Die Eröffnung eines solchen geht eigentlich recht problemlos.
Die Sup de Co kooperiert mit der Bank Société Général und das Konto ist für Studenten dort
kostenlos. Man muss bei Beantragung der Caf eine internationale(!)Geburtsurkunde, sowie
seinen Mietvertrag und seine Immatrikulationsbescheinigung vorlegen.
In der Einführungswoche an der Sup de Co werden alle Studenten aber auch nochmal genau
über das Caf-Wohngeld und die dafür zu erledigenden Formalitäten informiert.
Studium an der Gasthochschule
Die Groupe Sup de Co ist eine private Grande Ecole de Commerce. Die Sup bietet sowohl ein
Bachelor wie auch ein Masterprogramm an.
An der „Sup“ gibt es 2 Züge bzw. „Tracks“, einen in Französisch und einen in Englisch.
Mit der Bewerbung, bzw. in seinem Learningagreement entscheidet man sich dann für sein
Studium in einer der beiden Sprachen.
Auch wenn die Möglichkeit besteht, das Studium komplett auf Englisch zu machen, ist es
doch ungemein hilfreich wenigstens ein wenig Französisch zu sprechen, bzw. zu verstehen, da
viele Franzosen, gerade auch auf den BehördenCAF, Bank etc. GAR kein Englisch
sprechen und verstehen.
An der Groupe Sup de Co ist man internationalen Studenten gegenüber sehr aufgeschlossen.
Das merkt man deutlich an der hohen Anzahl an Gaststudenten, an der offenen und herzlichen
Atmosphäre und der Hilfsbereitschaft an der kompletten Uni und unter den Studenten.
Die Uni ist für die doch recht große Anzahl an Studenten recht kompakt und man findet sich
gut dort zurecht. Es gibt in der Uni freies WLAN, einen Computerraum mit Drucker und
Scanner, eine Bibliothek, welche sogar samstags geöffnet hat und eine Cafeteria.
Die Vorlesungen werden in Frankreich in einem Blocksystem gehalten, d.h. man hat ein bis
zwei Kurse pro Woche und einen Kurs pro Tag. Das hat den großen Vorteil, dass ein Kurs in
ca. einer Woche behandelt wird und man sich in dieser Zeit vollkommen auf das eine Fach
konzentrieren kann und dann die Prüfung ablegt. Somit fällt der Prüfungsstress am Ende des
Semesters auch weg. Ich fand dieses System optimal.
In Frankreich wird viel Wert auf Gruppenarbeiten und Präsentationen gelegt. Dies ist eine gute
Übung fürs spätere Berufsleben. So muss man pro Kurs mindestens eine Präsentation halten
bzw. eine Powerpointpräsentation erstellen, die teilweise mit in die Endnote fließt. Für mich
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persönlich war die Gruppenarbeit auch eine wertvolle Erfahrung, da man dort oft in
willkürlich zusammengewürfelten Gruppen ist und somit neue Leute, Länder und
Arbeitskonzepte kennenlernt.
An der Sup wird Organisatorisches ziemlich konsequent über das Intranet geregelt, d.h. wenn
Änderungen im Vorlesungsplan stattfinden oder ähnliches. Wenn man dies nicht täglich
checkt, kann es sein, dass man zwecks Raumänderung vor verschlossenen Türen steht.
Alltag und Freizeit
Langweilig wird es in La Rochelle auch in der Freizeit nicht. La Rochelle hat einen sehr hohen
Freizeitwert. Durch die Küstenlage hat die Stadt 2 Strände, an denen man bei gutem Wetter
Baden kann. Außerdem kann man in La Rochelle hervorragend Sport treiben. Von Joggen am
Meer entlang, über Radfahren, Segeln und Surfen stehen einem alle Möglichkeiten offen. Die
Uni hat eigens ein „Bureau de Sports“, eine Art Unisportverein, welcher einem die
Möglichkeit zu einem breiten Sportangebot bietet. An den Wochenenden bieten sich auch
Ausflüge in die nähere Umgebung an. Sehenswert sind z.B. die Städte Bordeaux und Nantes,
sowie die Inseln Ile de Ré, welche direkt vor La Rochelle liegt, sowie die Ile d´Oleran.
Die Innenstadt von La Rochelle ist pittoresk und bietet so gute Gelegenheiten für schöne
Stadtbummel. Es gibt dort viele nette Cafés, Restaurants und Bars, die zum Verweilen
einladen. Zum Shoppen gibt es viele kleine nette Läden. Zudem sehenswert sind in La
Rochelle das Aquarium gut bei schlechtem Wetter), der Markt, der alte Hafen und die Türme
von La Rochelle, welche auch das Wahrzeichen bilden und die man besteigen kann.
Außerdem werden viele Veranstaltungen von der Sup de Co organisiert und z.B. auch viele
Partys von verschiedenen studentischen Organisationen, wie dem BDI (Bureau des
Internationaux). Es gibt viele Bars in La Rochelle, die meisten haben aber nur bis 2 Uhr auf, es
gibt nur wenige Diskotheken, die ca. bis 5 Uhr auf haben.
Das Sportangebot für Studenten ist riesig in La Rochelle. Man muss sich beim BDS (Bureau
de Sport) anmelden (Kosten~30€/Monat) und kann dann verschiedene Sportprogramme oder
Sportarten auswählen.
Die Verbindungen öffentlicher Verkehrsmittel ist nicht die Beste, es gibt zwar Busse, die aber
recht unregelmäßig und nur bis 20 Uhr fahren. Das ist besonders problematisch, wenn man
abends noch weggehen möchte. Ein Fahrrad ist deswegen in La Rochelle unentbehrlich. Man
kann sehr günstig gebrauchte Fahrräder über die Internetseite www.leboncoin.fr oder bei
Happy Cash oder Easy Cash in La Rochelle kaufen, wo man sein Fahrrad am Ende des
Semesters auch wieder verkaufen kann. Außerdem gibt es neue, aber natürlich teurere
Fahrräder beim Supermarkt Carrefour.
Lebensmittel kosten in La Rochelle ähnlich viel wie in Deutschland, nur Kosmetikprodukte
sind deutlich teurer.
Fazit
Ich kann jedem nur raten sein Auslandssemester in La Rochelle zu verbringen. Ich hatte eine
unglaublich tolle Zeit in La Rochelle, die mich sehr bereichert hat und an die ich sicherlich
auch noch lange zurückdenken werde.
La Rochelle ist eine tolle Stadt, in der man viel unternehmen und erleben kann. Man lernt
schnell andere internationale Studenten, aber auch Franzosen kennen, mit denen man eine
schöne Zeit verbringt und neue Freundschaften knüpft.
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Auch wenn es an der Sup de Co und in Frankreich generell häufig etwas chaotischer herging,
als man es vielleicht von zu Hause gewöhnt ist, gewöhnt man sich daran und lernt damit
umzugehen und daran zu wachsen. Vielleicht ist gerade dieses „sich einlassen“ das, was ein
Auslandssemester so interessant macht. Ich würde immer wieder nach La Rochelle gehen,
denn es war das beste Semester des Studiums.
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Typisches Straßenbild in der Altstadt
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Eine besondere Spezialität in La Rochelle: fangfrische Austern aus Marennes-Oléron
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