SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE SWR2 Zeitwort 27.07.1907 Mannheim erlebt die Uraufführung von Leo Falls "Der fidele Bauer" Von Doris Steinbeißer Sendung: 27.07.2016 Redaktion: Ursula Wegener Produktion: SWR 2016 Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Service: SWR2 Zeitwort können Sie auch als Live-Stream hören im SWR2 Webradio unter www.swr2.de oder als Podcast nachhören: http://www1.swr.de/podcast/xml/swr2/zeitwort.xml Musik Autorin: Als Leo Fall am 27. Juli 1907 im Mannheimer Nationaltheater den Taktstock hob und sein neuestes Werk „Der Fidele Bauer“ dirigierte, stand der Komponist unter einem gewissen Erfolgsdruck. Seine frühen Opern hatten kaum etwas eingebracht. Nun komponierte er unter anderem für das Berliner Kabarett „Böse Buben“, was nicht reichte, um seinen aufwändigen Lebensstil zu finanzieren. Auch seine Operetten kamen eher mäßig an. Liselotte Homering, die Leiterin der Theatersammlung bei den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen O-Ton Liselotte Homering: „Man muss sagen, dass Leo Fall eine Uraufführung vorher in Wien in den Sand gesetzt hatte, und der dortige Intendant vom Theater an der Wien einmal nicht nochmal das Risiko eingehen wollte, ne Fall-Operette aufzuführen. Und Victor Léon, der ja der Librettist von der Fidele Bauer ist, und ja ein ganz berühmter Librettist von vielen interessanten Operetten unter anderem der „Lustigen Witwe“ auch gewesen ist, der wurde beauftragt, die Operettenfestspiele in Mannheim auszurichten und hat dann die Gelegenheit beim Schopf gepackt, Leo Fall mit der Uraufführung des „Fidelen Bauern“ nach Mannheim zu holen.“ Autorin: Die Stadt feierte 1907 ganz groß ihren 300. Geburtstag und schenkte sich und den Bürgern die Operettenfestspiele von Karl Hagemann. Für Leo Fall bedeutete die Uraufführung in Mannheim den Durchbruch als Operettenkomponist. Die Geschichte um den österreichischen Bauernsohn, der studiert und nach Berlin geht, gespickt mit Animositäten zwischen Stadt- und Landbevölkerung, zwischen Preußen und Habsburgern und das alles in schmissige Musik verpackt, das kam beim Publikum an. Noch dazu war die Besetzungsliste beachtlich. O-Ton Liselotte Homering: „Louis Treumann, der Star eigentlich der Österreichischen Operette zu der Zeit, hat den fidelen Bauern gespielt, Max Pallenberg, der spätere österreichische Charakterkomiker, hat in Mannheim bei dieser Uraufführung mitgewirkt, das Orchester, das gespielt hat, war nicht das Orchester des Nationaltheaters, sondern das Kaim-Orchester. Das Kaim-Orchester ist 1893 gegründet worden von Franz Kaim in München, und das ist das Vorläufer-Orchester der heutigen, international renommierten Münchner Philharmoniker.“ Musik Autorin: Musiknummern wie „Jeder trägt sei Pinkerl“ und das „Heinerle“ wurden fast schon zu Volksliedern. Bei der Uraufführung musste das „Heinerle“ gleich drei Mal wiederholt werden, so die Überlieferung. 1 O-Ton Liselotte Homering: „Der „Fidele Bauer“ hat sozusagen über die Mannheimer Bühne einen Siegeszug von der Uraufführung angetreten, aber das Problem war, Leo Fall war jüdischer Herkunft und da ist 1933 das Verbot ausgesprochen worden für Aufführungen von Operetten von Leo Fall und damit ist diese ganze kontinuierliche Tradition abgebrochen.“ Autorin: Leo Fall starb 1925 und musste so das Verbot seiner Werke nicht miterleben. Seine zwei Brüder, beide auch Komponisten, starben in Konzentrationslagern der Nationalsozialisten. Heute gilt Leo Fall als einer der bedeutendsten Vertreter der Silbernen Operettenära, und obwohl dieses Genre bereits seit den 1920er Jahren an Popularität einbüßte, der Revue, dem Film und dem Musical Platz machen musste, kennt beinahe jeder Stücke aus den Werken von Leo Fall, dessen Karriere mit der Uraufführung des „Fidelen Bauer“ am 27.Juli 1907 in Mannheim erst richtig begonnen hat. Musik 2
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