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SAVE THE DATE
Warum die richtige Themenplanung so wichtig ist
dpa-Whitepaper Nr. 4
04
1. Wenn Weihnachten ganz plötzlich kommt
Louis Posern, WeltN24
2. Storytelling will geplant sein
Claudia Schweda, Zeitungsverlag Aachen
3. Ein globaler Standard für Events
Robert Schmidt-Nia, IPTC
4. Wie bringe ich’s rüber?
Hannes Boekhoff, Continental AG
5. Kommunikation wird smarter
Hülya Dagli, Fraunhofer-Gesellschaft
dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
04
PLANUNG
Inhaltsverzeichnis
Editorial
Alexander Missal, dpa
Wenn Weihnachten ganz plötzlich kommt
Louis Posern, WeltN24
„Vergnügungssteuerpflichtig ist Planung nicht“
Claudia Schweda, Zeitungsverlag Aachen
Der ereignisreiche Standard
Robert Schmidt-Nia, IPTC
Transparent und für den Markt planen
Hannes Boekhoff, Continental AG
„Kommunikation wird künftig wesentlich smarter sein“
Hülya Dagli, Fraunhofer-Gesellschaft
2
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
liebe Leser,
in einer immer schneller rotieren-
Und doch kommt bei vielen Kommunikatoren gerade
den Nachrichtenwelt ist der
Bewegung in die Planungsprozesse. Die Beiträge der
Blick nach vorn entscheidend:
Autorinnen und Autoren in diesem Whitepaper sind
Themen rechtzeitig zu erken-
die besten Beispiele dafür. Die Apps für To-Do-Listen
nen und zu besetzen ist keine
im privaten Bereich haben es vorgemacht: Neue Tools
Kür mehr, sondern Pflicht. Das
und Standards können helfen, Planung einfacher und
gilt für Redaktionen ebenso wie für
gleichzeitig smarter zu machen.
Kommunikationsabteilungen von Unternehmen, Verbänden und Institutionen. Und ohne intel-
Ausschlaggebend ist der Bewusstseinswandel. Ob es
ligente, vernetzte und transparente Planung geht es nicht.
um eine interaktive Grafik für ein Top-Ereignis in der
nächsten Woche geht oder um den richtigen Tweet zur
Zugegeben: Besonders sexy ist diese Aufgabenstellung
richtigen Zeit – Storytelling und Social Media brauchen
nicht. Oft schlummern Informationen zu Terminen oder
Vorbereitung. Effektive Themenplanung hilft dabei, die
Themen in den verschiedensten Formaten auf den Desk-
eigenen Ressourcen richtig einzusetzen. Und gehört
tops der einzelnen Kolleginnen und Kollegen. Vernet-
deshalb in jede Zukunftsstrategie.
zung? Transparenz? Fehlanzeige.
Mit herzlichen Grüßen,
Alexander Missal
Produktmanager dpa-Agenda
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04
PLANUNG
Wenn Weihnachten ganz
plötzlich kommt
Louis Posern, WeltN24
Planung gilt in Redaktionen als bürokratische Langeweile. Doch sie ist für digitale Medien elementar
und schafft erst die Freiräume, die Redaktionen für kreative Multimedia-Inhalte brauchen.
Es gibt drei wirklich überraschende Ereignisse
Zugegeben, ganz so extrem geht es heute nur noch
für eine Redaktion: Weihnachten, Ostern und die
in wenigen Redaktionen zu. Doch wer thematische
Sommerferien. Jedes Jahr ist ganz plötzlich Weih­
Durststrecken oder auch absehbare Ereignisse minu-
nachten. Die Redakteure waren in den Wochen zuvor
tiös plant, wird noch immer gern als unkreativer Büro-
mit dem Abarbeiten längst versprochener Geschich-
krat belächelt. Dabei ist vorausschauendes Planen für
ten beschäftigt. Und nun kommen die nachrichten-
immer effizienter aufgestellte Redaktionen elementar.
schwachen Tage, der Stehsatz ist fast leer. Hektisch
Und es schafft jene Freiräume, die Kreativität und Fle-
werden Ideen entwickelt, die dann die verbliebene
xibilität erst ermöglichen.
Feiertagsmannschaft umsetzen muss. Irgendwie. Es ist
Redaktionen, die sich überraschen las-
bis jetzt ja jedes Jahr gutgegangen.
Wer thematische Durststrecken oder
sen, was der Tag bringt, verlieren das
auch absehbare Ereignisse minutiös
Rennen mit der Konkurrenz.
plant, wird noch immer gern als unkrea-
Früher, als die Medienwelt noch eine recht eindimensionale, printorientierte war, fiel fehlende Planung
tiver Bürokrat belächelt.
kaum auf. Irgendwann zwischen neun und zehn Uhr
morgens entdeckte ein Reporter oder ein Blattmacher einen Termin. Der Reporter ging hin, brachte
in ­Papierform alle Informationen inklusive Grafikvorlagen mit in die Redaktion. Nach dem Mittagessen
setzte sich der Apparat in Bewegung, und pünktlich
zum Andruck fügten sich Nachrichtentext, Grafik
und eventuell ein Kommentar auf einer Zeitungsseite
­zusammen. Es war natürlich meist knapp, aber dieser
hausgemachte Stress gehörte zum Zeitungsmachen
dazu.
Die Digitalisierung der traditionellen Printmedien hat
Im Januar schon das Feature zum
Foto: dpa
die hemdsärmelige Arbeitsweise entlarvt. Redaktio-
sommerlichen Eis-Trend vorbereiten
nen, die sich überraschen lassen, was der Tag bringt,
– das geht
verlieren das Rennen mit der Konkurrenz und berauben sich darüber hinaus der multimedialen Möglichkeiten.
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Wer seinen digitalen Lesern mehr bieten will als ei-
liefern im Vergleich zur Konkurrenz einen echten
nen Nachrichtentext, muss drei Dinge tun. Erstens:
Mehrwert. Sind die Quoten hoch, lohnt sich eine tiefe-
Ein planbares Ereignis oder einen Termin frühzeitig
re Analyse des Themas. Mit einem neuen Dreh findet
erkennen. Zweitens sich von der Quelle das zur Ver-
ein zweiter Text gegen Abend neue Leser. Grafik und
fügung stehende Material vorab besorgen. Und drit-
Video zahlen sich dann zum zweiten Mal aus.
tens rechtzeitig mit der multimedialen Aufbereitung
beginnen. Ein Text mag in weniger als einer Stunde
Adhoc lässt sich dieser Aufwand selten bewältigen,
geschrieben sein. Sobald aber Grafiken, interaktive
mit entsprechender Planung dagegen schon. Hinzu
Tools oder Videos in Spiel kommen, dauert es mitunter
kommt, dass die Fehlerhäufigkeit mit ausreichendem
Stunden oder Tage, bis alles vorliegt.
Vorlauf deutlich sinkt. Autoren können außerdem viel
tiefer in die Materie eintauchen, wenn sie sich frühzei-
Selbst große Nachrichtenlagen wie
Terroranschläge oder Flugzeugabstürze werden durch gute Planung beherrschbarer.
tig mit einem Thema beschäftigen. Planung sorgt hier
für einen deutlichen Qualitätsschub.
Selbst große Nachrichtenlagen wie Terroranschläge
oder Flugzeugabstürze werden durch gute Planung
beherrschbarer, auch wenn die Berichterstattung
darüber natürlich nicht geplant werden kann. Wenn
eine Redaktion alle absehbaren Ereignisse so gut wie
Der Aufwand lohnt sich gleich mehrfach. In der klas-
möglich vorbereitet, ist sie für jede Eilmeldung besser
sischen Print-Denke genügte es, am Abend eine aus-
gerüstet. Innerhalb kürzester Zeit können Kapazitäten
geruhte Gesamtzusammenfassung ins Blatt zu heben.
mobilisiert werden, um überraschende Großereignis-
Digital wird ein starkes Thema gleich mehrfach ge-
se zu covern. Die anderen tagesaktuellen Texte sind
spielt. Zunächst bietet die Redaktion dem Leser eine
schließlich vorbereitet oder können innerhalb weniger
geradeaus geschriebene Nachrichtenfassung an. Die
Minuten fertiggestellt werden – wenn auch nicht in
vorbereiteten Zusatzelemente wie Grafik und Video
der ursprünglich gedachten Ausführlichkeit.
Absehbares vorbereiten, für Unerwartetes gerüstet sein: Der Newsroom der „Welt“
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Auch Termine haben ihre Hoch- und Nebensaison. Anzahl der Termineinträge auf dpa-Agenda 2015,
nach Ressorts (ohne Sport)
Wer ordentlich planen will, braucht die richtigen Werk-
So kann schon im Januar ein Redakteur das Feature
zeuge. Die Agenda der dpa ist dabei das A und O,
zum Speiseeis-Trend vorbereiten. Er beauftragt Text,
um die absehbare Nachrichtenlage ­vorausschauend
interaktive Grafik und Video. Am ersten heißen Tag
zu koordinieren. Sie hilft auch bei der Entscheidung,
des Sommers kann der einzige Redakteur, der nicht
eigene Autoren auf ein Thema anzusetzen oder voll
in Urlaub ist, die Geschichte ganz entspannt online
auf die Texte der Agenturkollegen zu vertrauen.
publizieren und drucken.
Redakteure, die das Pech haben, mit einem alten Redaktionssystem zu arbeiten, müssen für ihre eigene
Planung Excel-Listen oder gemeinsame Outlook-Kalender pflegen. Das ist unübersichtlich, mühsam und
chaotisch. Oft scheitert eine eigentlich gute Planung
Louis Posern
an einer unhandlichen Excel-Tabelle. Innovative Re-
Louis Posern ist Multichannel-
daktionssysteme wie zum Beispiel Newsgate von CCI
Manager für die „Welt“ im
haben dagegen ein komfortables Planungstool fest
Newsroom von WeltN24. Ab
integriert. Themen können langfristig angeschoben
Mai leitet er die Wirtschaftsre-
werden, vorproduzierte Grafiken oder Videos werden
daktion der dpa.
hinterlegt. Jeder kann auf das Material zu jeder Zeit
zugreifen.
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[email protected]
04
PLANUNG
„Vergnügungssteuerpflichtig ist
Planung nicht“
Claudia Schweda, Zeitungsverlag Aachen
dpa: Ist Planung heute wichtiger als früher?
kommen als Planungsgrundlage die künftigen Termine
Claudia Schweda: Absolut! Früher kam man ins Büro
und Themen der Lokalredaktionen, die bei uns für jeden
und guckte, was der Tag so brachte: meist Terminjour-
einsehbar sind. Und wir schauen in die dpa-Agenda.
nalismus. Heute wissen wir morgens, welchen Schwer-
Sie ist unser Auge ins ganze Land. Deswegen ist es
punkt wir selber setzen, wenn nicht ein absolutes Auf-
für uns wichtig, dass jeder bekannte Termin dort ein-
macher-Muss unter den Terminen des Tages ist. Und
gepflegt wird – zunächst unabhängig davon, was dpa
dieses eigene Thema setzen wir um mit einer Auswahl
damit macht. So können wir frei entscheiden, welche
aus den Formen Text, Foto, Kurzinterview, Grafik, Info-
Themen aus ganz NRW wir mit regionalen Fakten oder
box, Chronologie, Umfrage und O-Ton oder Film für
Gesprächspartnern ergänzen.
die App und Online. Wenn diese Themenumsetzung an
Steht am nächsten Mittwoch etwa eine Landtagsent-
einem Tag klappen soll, darf nichts schiefgehen. Mit
scheidung zum Streit übers verkürzte Abitur an, überle-
„Storytelling“ auf mehreren Kanälen kommen Sie ohne
gen wir frühzeitig, ob wir Schulleiter in unserer Region,
Planung ins Schleudern.
die Lehrergewerkschaften oder Eltern- und Schülervertreter ansprechen, ob sie am Tag der Debatte für ein
dpa: Journalismus als kreativer Beruf auf der
­einen und detaillierte Planung auf der anderen
Seite – wie passt das zusammen?
Statement zur Verfügung stehen. Versuchen wir das erst
Schweda: Journalismus hat viel Kreatives. Natürlich
nung läuft es so, wie es für die Leser am besten ist.
an dem Tag selbst, entscheidet die Erreichbarkeit der
Ansprechpartner am Ende über das Ergebnis. Mit Pla-
ist ein wichtiger Teil unseres Berufes, Ideen zu haben
und zu entwickeln. Aber am Ende ist das, was wir tun,
ein Handwerk. Und zum Handwerk gehört heute eben
auch, nicht nur über das Was – also das Thema an sich
– nachzudenken, sondern auch über das Wie – also
die Art der Berichterstattung für Print und Online. Das
braucht Zeit, und deswegen kann man nicht nur den
nächsten Tag im Blick haben. Vergnügungssteuerpflichtig ist Planung nicht. Aber es geht eben nicht ohne. Wir
brauchen immer Themen im Hintergrund, die innerhalb
eines Tages druckreif werden können. Ein rollierendes
Claudia Schweda
System: Ist eines erschienen, muss klar sein, welches als
Claudia Schweda leitet seit
nächstes fertig werden könnte.
knapp zehn Jahren das
Ressort Region/Lokales bei
dpa: Wie erkennen und planen Sie Themen?
„Aachener Zeitung“ und
Schweda: Wie jeder Journalist beobachten wir, was
„Aachener Nachrichten“
um uns herum passiert. Welchem Thema müssen wir
mit einer Auflage von 115.000
noch einmal nachgehen? Welches neue Problem ist in
­Exemplaren.
mehreren Lokalredaktionen gleichzeitig aufgeploppt
und deutet damit auf ein relevantes Thema hin? Dazu
[email protected]
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04
PLANUNG
Der ereignisreiche Standard
Robert Schmidt-Nia, IPTC
Ein zukunftsorientiertes Datenformat hilft mit, Planungsprozesse zu standardisieren – und das weltweit.
Dadurch steht mehr Zeit zur Verfügung für die strategische und inhaltliche Arbeit, auf die es ankommt.
Standards haben keine schönen Namen. Nur wenige
Termine und Themen sind dabei der perfekte Ausgangs-
von ihnen – SMS, PDF oder Cinch vielleicht – erreichen
punkt für die Planung von Berichterstattung auf allen
einen hohen Bekanntheitsgrad bei den Konsumenten.
Kanälen. Sie sind der Knoten, der ganze Pakete von
Und das ist auch gut so: Denn Standards wirken im
Inhalten zusammenhält. Und sie sind ein Frühwarnsys-
Hintergrund und sorgen dafür, dass Prozesse ähnlich
tem für Redaktionen und PR-Abteilungen, welche Trends
und damit reibungslos ablaufen. Das ist bei NewsML-
sich entwickeln und wie die Wettbewerber kommuni-
G2 und EventsML-G2, den offenen, globalen Standards
zieren. Hier setzt EventsML-G2 an: Angefangen vom
der Nachrichtenbranche, nicht anders. Entwickelt hat
Datum, dem Ort, der Branche, den an einem Ereignis
sie die IPTC, kurz für International Press Telecommunica-
beteiligten Personen, bis hin zu den dazu vorgesehe-
tions Council, die mit Medientechnologien inzwischen
nen Texten, Fotos oder Videos einer Nachrichtenagen-
mehr als 50 Jahre Erfahrung hat: Damals ging es noch
tur lassen sich alle Informationen filtern und in eigene
um Standards für Fernschreiber. In der Geschäftsfüh-
Planungsprozesse integrieren. Und mit relativ wenig
rung der IPTC arbeite ich mit Kollegen der New York
Aufwand können diese hochstrukturierten Daten auch
Times, Getty Images, Associated Press, Thomson Reu-
in einfachere Kalender-Formate wie zum Beispiel iCal
ters, Xinhua und weiterer namhafter Nachrichtenagen-
überführt werden. Dienstleister wie Annova (OpenMe-
turen zusammen. Der „Nachname“ ML deutet bereits
dia) oder Xalmiento (Desk-Net) bieten für die Medien-
an, was in ihm steckt: Das leistungsstarke XML-Format,
branche bereits auf G2 basierende Software-Lösungen
in dem eine Maschine zur anderen sprechen kann,
an, und die Deutsche Presse-Agentur hält ihren dpa-
ohne dass sie sich missverstehen.
Agenda Feed mit rund 10.000 ständig aktualisierten
Terminen, verlässlichen Hintergrund-Informationen und
Warum lohnt es sich, bei Ereignissen und den zuge-
Berichterstattungshinweisen in diesem Format bereit.
hörigen Inhalten auf diesen Standard zu setzen? Mit
Weitere Informationen:
NewsML-G2, was für „zweite Generation“ steht, haben
https://iptc.org/standards/eventsml-g2/
wir ein Format entwickelt, das komplett multimediafähig
und damit medienneutral ist und das zudem die Datenstrukturen der Zukunft aus dem semantischen Web
bereits mit integriert hat. Was Content für Menschen
Robert Schmidt-Nia
ist, sind Metadaten für Maschinen. Mit dem G2-Format
Robert Schmidt-Nia ist Mit-
lassen sich fast alle Prozesse der ­Medienbranche struk-
glied des Board of Directors
turieren und falls gewünscht ­automatisieren – für die
der International Press
Website, die sich von selbst aktualisiert, und für die Re-
Telecommunications Council
daktion oder Kommunikationsabteilung, die effizienter
(IPTC) und Geschäftsführer der
arbeiten will, damit sie mehr Ressourcen für die inhaltli-
dpa mediatechnology GmbH, des
che Arbeit zur Verfügung hat.
Technologie-Dienstleisters innerhalb der dpa-Gruppe.
[email protected]
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04
PLANUNG
Transparent und für den Markt planen
Hannes Boekhoff, Continental AG
Planung und Inhalte gehören zusammen – nicht in der Theorie oder auf dem Papier, sondern in der täglichen,
digital vernetzten Praxis. Für die Kommunikation eines weltweit operierenden Konzerns ist dies eine besondere
Herausforderung.
„Mein Chef meint, wir müssten zu diesem Thema drin-
­Märkten – intern wie extern. Das Stichwort heißt „integ-
gend etwas nach draußen kommunizieren – können Sie
rierte Kommunikation“.
dazu nicht mal eine Pressemitteilung basteln?“ Generationen von Pressesprecherinnen und Pressesprechern in
Kommunikationsabteilungen jedweder Couleur werden
dieses oder ähnlich formulierte Anliegen kennen – und
zwar bis in die hoch digitalisierte Gegenwart. Dabei ist
die klassische Pressemitteilung als originärer Thementreiber faktisch tot. Medienhäuser benötigen für ihren
immer rasanteren Produktionsprozess ganz andere Mittel. Ein entsprechendes Bild belegt eine 2014 veröffentlichte infas-Studie, die Continental Media Relations in
„Typisch deutsch“, lautete von Kommunikationskolleginnen und -kollegen in den
Märkten weltweit gern die erste Reaktion
auf einen neuen systemgestützten Ansatz
der Kommunikationsplanung.
Auftrag gegeben hatte (http://dpaq.de/2wwdK).
Die Herausforderung [...] liegt in der effi-
Dafür bedarf es in einem Unternehmen wie Continental,
zienten und effektiven, passgenauen und
aktiv ist, eines planvollen und systematischen Vorge-
übergreifend stimmigen Aufbereitung der
Inhalte zur passenden Gelegenheit.
das mit mehr als 208.000 Beschäftigten in 53 Ländern
hens. Insbesondere drei Handlungsfelder der Continental-Strategie sind für die integrierte und internationale
Kommunikationsplanung hoch bedeutsam: „Balance of
Cooperation“ (ausbalancierte Zusammenarbeit), „In the
Market for the Market“ (im Markt für den Markt) und
Spätestens mit der wachsenden Bedeutung digitaler
nicht zuletzt „Value Creation“ (Wertschaffung).
Medien fragen sich Berufs-Kommunikatoren: „Wie bringe ich’s rüber?“ Denn es mangelt in der Regel nicht an
„Typisch deutsch“, lautete von Kommunikationskollegin-
interessanten Themen, ebenso wenig an einer oft eher
nen und -kollegen in den Märkten weltweit gern die
unüberschaubaren Zahl wichtiger interner wie externer
erste Reaktion auf einen neuen systemgestützten Ansatz
Termine. Die Herausforderung angesichts immer vielfäl-
der Kommunikationsplanung. Dabei forderten diesel-
tigerer Kommunikationskanäle und der sich immer wei-
ben Kolleginnen und Kollegen zu Recht transparente
ter auffächernden Zielgruppen liegt in der effizienten
und unkomplizierte Prozesse: Auf manchen Kommunika-
und effektiven, passgenauen und übergreifend stimmi-
tor prasselten Planungen von Themen und Terminen aus
gen Aufbereitung der Inhalte zur passenden Gelegen-
teils bis zu einem Dutzend Einheiten auf Konzern-, Divi-
heit. Und das gilt bei international aktiven Unterneh-
sions- und Geschäftsbereichsebene ein, in den verschie-
men auch noch weltweit oder zumindest in ­relevanten
densten Formaten, Sharepoint- und/oder mailgestützt.
9
Visualisierung in Timelines: Beim Planungstool com4me bleibt die Übersichtlichkeit erhalten
„Typisch deutsch“ haben Arbeitsgruppen ein „Lastenheft“ entwickelt, das am Ende mehr als 120 sich zum
Teil widersprechende operative Anforderungen enthielt.
Eine Analyse des Software-Markts ergab – wenig überraschend – das folgende Ergebnis: Ein solches Tool
gibt es nicht. Aber bei Continental war in der internen
Kommunikation bereits ein effizient strukturiertes Redaktionssystem im Einsatz. Auf dieser Grundlage entstand
mit Blick auf die Vorgaben des „Lastenhefts“ ein webbasiertes Tool zur integrierten Planung und operativen
Umsetzung von Themen und Terminen: die „com4meapp“.
Dessen Grundphilosophie ist schnell beschrieben: Kein
Hannes Boekhoff
„Top-Down“-Ansatz, alle Nutzer haben dieselben Rech-
Hannes Boekhoff war mehr
te. Jeder Kommunikator kann jedem anderen Themen,
als zwölf Jahre lang Leiter
Termine und Aktionen zur Nutzung vorschlagen. So ent-
Medien des Technologieun-
steht eine hohe Transparenz für alle: Zeitschiene und In-
ternehmens Continental. Seit
halte werden gemeinsam so geplant und realisiert, dass
dem 1. April ist er Geschäfts-
sie für den Bedarf des Marktes beziehungsweise den
führender Gesellschafter bei
Anspruch verschiedener Zielgruppen angepasst werden
der Agentur für integrierte Kommunikation mch:, deren
können. Der Vorteil für die zentralen Kommunikationsein-
Software-Plattform als Grundlage für das Planungstool
heiten: Sie können Fokus-Themen zeitgleich und abge-
com4me genutzt wird.
stimmt weltweit planen und platzieren. Der Vorteil vor
Ort: Die Kommunikation im Markt entscheidet für den
http://www.conti.de
Markt, was in welcher Form sinnvoll ist – und was nicht.
http://www.media-hannover.de
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04
PLANUNG
„Kommunikation wird künftig
wesentlich smarter sein“
Hülya Dagli, Fraunhofer-Gesellschaft
dpa: „Wir erfinden Zukunft“ ist das Motto der
Fraunhofer-Gesellschaft. Wie erkennen Sie Trends
- ist die Zukunft planbar?
Hülya Dagli: Angewandte Forschung misst sich
am Markterfolg. Daher müssen wir bereits heute
wissen, was unsere Kunden morgen brauchen. Es
liegt quasi in der Natur unserer Forscher, in die
Zukunft zu blicken. Hierfür ist es wichtig, die Rahmenbedingungen für das künftige Leben zu kennen und die richtigen Fragen zu stellen. Wir sitzen
an den richtigen Schaltstellen. So identifiziert beispielsweise das Fraunhofer-Institut für System- und
Innovationsforschung im Foresight-Prozess des
BMBF Potenziale für Fortschritt und Innovationen
bis 2030.
dpa: Wie sorgen Sie bei 67 Instituten und einer so
dezentral aufgestellten Organisation wie Fraunhofer für die eine Geschichte?
Dagli: Unsere Stärke ist unsere Diversität. Daher
wird unser Erfolg wesentlich von einer übergeordneten Kommunikationsstrategie bestimmt, die
lokale Vorschläge einbezieht und eine gute Balance zwischen Zentrale und den Instituten schafft.
Schließlich füllen unsere Institute die Strategie mit
Leben, denn vor Ort schlagen unsere 67 Herzen.
Unsere Instituts-Kommunikatoren sind disziplinarisch nicht an die Zentrale angebunden. Ihre Integration kann nur gelingen, wenn sie vom Mehrwert
der Strategie überzeugt sind, diese also spürbar
bei der lokalen Kommunikationsarbeit hilft. Wir
dürfen dabei nicht nur die Rolle des Strategiegebers einnehmen, sondern müssen auch die eines
Vermittlers und Serviceanbieters erfüllen.
gereichert mit thematischen Schwerpunkten und
Fraunhofer-relevanten Terminen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Dieser wird fast täglich
aktualisiert und dient der Planung von Veranstaltungen und Aktivitäten. Entscheidend ist eine regelmäßige, Fraunhofer-weite Abstimmungsroutine,
in der der Nutzen einer gemeinsamen, proaktiven
Planung vermittelt wird.
dpa: Wenn ein Fraunhofer-Institut den Auftrag bekommt, das Planungstool fürs nächste Jahrzehnt
zu entwerfen, was sollte es leisten?
Dagli: Ich denke sehr gerne in Netzwerken und
Synergien. Kommunikation wird künftig wesentlich
smarter sein als heute, auch die Bedeutung von
Hierarchien nimmt zunehmend ab. Ungeahnte
Möglichkeiten ergeben sich auf dem Feld des maschinellen Lernens. Sensoren stellen immer mehr
Daten zur Verfügung, lokal und in Netzwerken.
Doch damit sich aus dieser Datenflut ein Nutzen
ziehen lässt, müssen sie intelligent analysiert werden. Als kreative Lenker müssen wir als Kommunikatoren verstehen, welche Informationen uns in
welchem Kontext potenziell zur Verfügung stehen
und somit individualisierte Angebote entwickeln
und schnell agieren.
Hülya Dagli
Hülya Dagli leitet bei der
Fraunhofer-Gesellschaft die
Stabsabteilung Kommunikationssteuerung und -planung
und ist Pressesprecherin für
zentrale Forschungsthemen.
dpa: Wie steuern und vernetzen Sie die Fraunhofer-Kommunikation?
Dagli: Zum Start des Geschäftsjahres verabschieden wir einen zentralen Kommunikationsplan, an11
[email protected]
Foto: Marc Müller/Fraunhofer
dpa
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Herausgeber:
dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
Mittelweg 38, 20148 Hamburg
Telefon: 030 / 2852-31121
E-Mail: [email protected]
Layout:
Annabelle Witte
www.dpa.de
Druck:
Frick Kreativbüro & Onlinedruckerei e.K.