5. Zielgruppe: Ältere Menschen

Suizidprävention im Alter
Claudius Stein, Thomas Kapitany
Kriseninterventionszentrum Wien
Die Entwicklungskrise des höheren Lebensalters
(E.Erikson)
Generativität und
Integration
Kränkung,
Resignation und
Lebensekel
Suizide in Österreich (2013)
1291 Menschen
Suizidrate 15,5/100.000
Suizid im Alter
Nahezu ein Drittel aller Suizide in Österreich entfallen auf
Menschen im Alter über 65 (2012)
343 Männer (53,9/100.000) – 986 Männer insgesamt (24,0)
125 Frauen (14,3/100.000) - 289 Frauen insgesamt (6,7)
Männer über 85 haben eine fünfmal so hohe Rate wie
Männer in jüngerem Alter
109,1/100.000
Männer über 65J
Hoher Anteil an
 Alleinlebenden
 Geschiedenen Männern
 Verwitwete ältere Männer haben ein 2,5 faches
Risiko im Jahr nach dem Tod der Partnerin an
Suizid zu versterben
Formen von Suizidalität
Suizidalität
bei psychosozialen Krisen:
häufig einmalige Episode
Belastungen und Lebensveränderungen, die im Alter zum
Auslöser von Krisen und suizidalen Entwicklungen werden
können
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Verlust nahestehender Personen
Diagnose einer schweren Krankheit
Konflikte mit Familie, PartnerIn, Kindern
Berufsaufgabe – Pensionierung Identitätsverlust
Körperliche Einschränkungen und Krankheit Erleben steigender Abhängigkeit
Wechsel der Wohnform – Übersiedlung in eine
Pflegeeinrichtung
Soziale und finanzielle Probleme
Kontaktmangel - Soziale Isolierung
Sinnverlust – Gefühl der Nutzlosigkeit
Verlust von Selbständigkeit
Das eigene Leben selbständig und unabhängig von der
Hilfe anderer bewältigen zu können, ist in der Vorstellung
vieler Menschen unerlässlich für Wohlbefinden und
Zufriedenheit.
Gerade im Alter muss aber zunehmend mit der
Einschränkung von Möglichkeiten und Fähigkeiten bis hin
zur Pflegebedürftigkeit gerechnet werden. Der tatsächliche
oder vermeintliche Verlust der Selbständigkeit kann als
massive Kränkung erlebt werden, die Gefühle von
Ohnmacht, Abhängigkeit und Wut auslöst und das
Selbstwertgefühl verletzt (narzisstische Krise).
Formen von Suizidalität
Suizidalität
bei psychosozialen Krisen:
häufig einmalige Episode
Suizidalität
bei psychischen Störungen:
häufig chronische Suizidalität
Depressionen
Sucht
Ursachen von Suizidalität bei älteren
Menschen
Suizidalität
bei psychosozialen Krisen:
häufig einmalige Episode
Suizidalität
bei psychischen Störungen:
häufig chronische Suizidalität
Suizidalität
bei körperlichen Erkrankungen
Nierenerkrankungen
Neurologische
Erkrankungen
Krebserkrankungen
Körperliche Erkrankungen und Suizidgefährdung
Es kommt besonders häufig am Beginn der
Erkrankung, insbesondere nach der
Diagnosestellung, zu krisenhaften Entwicklungen
mit Suizidgefahr. Beängstigend für Betroffene sind
dabei zunächst mehr die Phantasien und
Vorstellungen über die Erkrankung und ihre Folgen
als die realen Umstände.
Besonders bedrohlich für viele Menschen ist die
Vorstellung der Pflegebedürftigkeit
Daher brauchen Menschen in dieser Zeit viel
Unterstützung durch ihre Umgebung!
Suizidprävention in der
psychosozialen und medizinischen
Versorgung älterer Menschen
EIN PROJEKT DES
K R I S E N I N T E R V E N T I O N S ZE NT R U M S W I E N
M I T U N T E R S T Ü T ZU NG D E S
H A U P T V E R B A N D ES D E R
Ö S T E R R E I C H I S C H EN
SOZIALVERSICHERUNGSTRÄGER
Krisenintervention - Gesprächsangebot
Menschen, die
suizidgefährdet
sind, benötigen ein
Gegenüber, mit
dem sie offen über
ihre Probleme und
Suizidgedanken
sprechen können.
Es besteht eine auffällige Diskrepanz
zwischen erhöhter Suizidgefährdung mit
tödlichem Ausgang im Alter auf einer der
einen und geringer Inanspruchnahme
professioneller Krisenhilfe durch alte
Menschen auf der anderen Seite.
Individuelle Gründe für die geringe Reichweite ambulanter
Krisendienste für alte Menschen
 Informationsdefizite bei alten Menschen
 Soziale Isolierung
 Mangel an VermittlungspartnerInnen
 Generationseffekte
(Stigmatisierungsängste, Vorbehalte
gegen Fremdhilfe)
 Hoffnungslosigkeit und Resignation
Konkrete Ziele der Suizidprävention bei älteren
Menschen
40-70% aller älteren Suizidenten waren innerhalb der
letzten 30 Tage vor dem Suizid in einer Erstversorgung
vorstellig geworden. (Cattell und Jolley, 1995)
 Vernetzung
von Krisendiensten mit Praktischen
ÄrztInnen und den Angeboten der Altenhilfe und des
Hospizbereiches
 Fortbildung von AllgemeinärztInnen.
 Fortbildung von Fachpersonal der Altenhilfe im
Erkennen von Suizidgefährdung und Krisenintervention.
 Erstellung von Schulungsunterlagen
Inhalte der Schulungen
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Sensibilisierung für das Thema Suizidalität
Reduktion von Tabus und Hemmschwellen im Zugehen auf
suizidale PatientInnen
Besonderheiten von Lebenskrisen beim älteren Menschen
Ursachen, die zur Suizidgefährdung älterer Menschen
beitragen
Richtige Einschätzung von Suizidgefährdung
Depression im Alter
Richtiges Verhalten im Falle einer Suizidgefährdung,
Gesprächsführung
Kenntnis psychosozialer Anlaufstellen
Einsatz von Psychopharmaka bei suizidgefährdeten älteren
Menschen
Vorbereitung auf das Alter – Information
Aufklärung - Einstellungs- und
Verhaltensänderungen der Bevölkerung wie in
Fachkreisen
Öffentlichkeitsarbeit
 Frühzeitige Auseinandersetzung mit der 2.
Lebenshälfte
 Thematisierung existentieller Fragen am Lebensende
(Krankheit, Autonomieverlust, Sterben, Tod, Trauer)
 Erhaltung von Kommunikation und sozialer
Teilnahme
Broschüre für Betroffene, Angehörige und
HelferInnen
 Warnsignale einer
 Hier
Deckblatt
Broschüre
der
Suizidgefährdung im
Alter
 Ursachen und
Entstehung der
Suizidalität im Alter
 Möglichkeiten der
Gesprächsführung und
Krisenhilfe im Alter
 Kontaktadressen und
Ansprechpartner
Konkrete Ziele der Suizidprävention bei älteren
Menschen
Ein gutes tragfähiges
soziales Netz ist ein
wichtiger Schutz vor
suizidalen Entwicklungen.
Verbundenheit mit Anderen
steht immer ein Stück im
Wiederspruch zur
Selbsttötungsabsicht.
 Ausbau zugehender
wohnquartiernaher Formen
sozialer und beratender Hilfe
durch professionelle und
ehrenamtliche Krisenhelfer.
 Telefonkontaktdienste, die
auf die speziellen Bedürfnisse
älterer Menschen ausgerichtet
sind.
 Herstellung und Sicherung
altersfreundlicher und
problemreduzierender
Rahmenbedingungen, soziale
Begegnungsräume.
Therapie bei Suizidalität im Alter
 Eine verlässliche Beziehung anbieten
 Bei ausgeprägter Suizidalität fehlender

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sozialer Unterstützung: Klinik
Gespräch - Krisenintervention
Psychopharmaka
Wohnortnähe (Hausarzt)
Bei schwerwiegender psychischer
Erkrankung und Therapieresistenz:
Psychiater mit gerontologischer
Fachkompetenz, Psychotherapie
Bei neurotischer Störung, narzisstischer
Thematik: Psychotherapie
Wer ein Warum zu leben hat,
erträgt auch jedes Wie (Viktor
Frankl)