Erfahrungen zum Auftreten und zur Bekämpfung weiterer

Hintergrundinfo
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Erfahrungen zum Auftreten und zur Bekämpfung weiterer
Blattkrankheiten im Kartoffelanbau
Neben den Haupterregern im Kartoffelanbau Phytophthora infestans (Kraut- und Knollenfäule)
sowie Alternaria spp. (Dürrfleckenkrankheit) haben weitere Blattkrankheiten ein Schadpotenzial
in dieser Kultur. Bei optimalen Witterungsbedingungen können durch Colletotrichum, Botrytis
und Sclerotinia ebenfalls größere Schäden an Kartoffeln auftreten.
Colletotrichum coccodes verursacht vertrocknete Blätter an grünen Stängeln
Bei Colletotrichum coccodes handelt es sich um einen
bodenbürtigen Pilz, der besonders bei trockenem und heißem
Wetter die größten Schäden verursachen kann. Welke oder
vertrocknete Blätter an grünen Stängeln (meist nesterweise) im
Hauptwachstum der Kartoffelpflanze sind typisch für diese
Krankheit. Am einfachsten ist der Erreger gegen Ende der
Vegetation zu identifizieren, wenn sich trockene Stängel mit
schwarzen Pünktchen (Acervuli) leicht aus dem Boden ziehen
lassen.
Pflanzenbauliche Gegenmaßnahmen sind eine weite
Fruchtfolge sowie befallsfreies Pflanzgut. Als Pflanzenschutzmaßnahme ist eine
Furchenbehandlung mit dem Fungizid Ortiva gegen diesen Erreger zugelassen. Ziel ist hier
vorrangig die Bekämpfung von Colletotrichum auf den Tochterknollen. Effekte durch
Blattapplikationen mit Azolen und Strobilurinen gegen Colletotrichum coccodes konnten
verbreitet beobachtet werden.
Sclerotinia sclerotiorum bildet weißen Pilzrasen und schwarze Sclerotien
Sclerotinia sclerotiorum ist eher an kühles und feuchtes Wetter
angepasst und bildet auf dem Stängel einen weißen Pilzrasen
und im Inneren schwarze Sklerotien. Die Pflanzen welken
frühzeitig und knicken ab.
Auch hier kann eine weite Fruchtfolge das Problem reduzieren.
Neben einer Reihe von Unkräutern sind auch Raps,
Sonnenblumen und Hülsenfrüchte Wirtspflanzen dieses
Erregers. Wirkstoffe aus unterschiedlichen Wirkstoffgruppen
werden in diesen Kulturen gegen Sclerotinia eingesetzt. Für eine Kontrolle von Sclerotinia in
Kartoffeln gibt es derzeit keine zugelassenen Produkte.
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Botrytis cinerea leicht mit Phytophthora zu verwechseln
Ein Erstbefall mit Botrytis cinerea tritt häufig beginnend von den
Blatträndern auf und verbreitet sich von dort weiter auf dem
Blatt. Der Befall ist leicht mit den für Phytophthora-Befall
typischen Krautfäuleflecken zu verwechseln. Der wesentliche
Unterschied ist, dass Botrytis auf abgestorbenem Gewebe im
Innern der Flecken sporuliert; Phytophthora sporuliert dagegen
nur auf der Blattunterseite in lebendem, grünem Gewebe im
Randbereich der Nekrosen. Ein Befall durch Botrytis tritt bei
kühl-feuchter Witterung auf.
Gegen Botrytis gibt es eine Reihe zugelassener Produkte in Spezialkulturen. Darüber hinaus ist
beispielsweise aus dem Weinbau bekannt, dass Strobilurine wie Azoxystrobin eine gute
Zusatzwirkung gegen diesen Pilz haben. Für Kartoffeln liegen dazu bislang noch keine
ausreichenden Versuchserfahrungen vor.
Breites Auftreten weiterer Blattkrankheiten im deutschen Kartoffelanbau
2015 führte Syngenta eine Online-Umfrage (Anzahl Teilnehmer = 266) bei Kartoffelanbauern
durch, um Auftreten und Verbreitung verschiedener Blatt- und Stängelkrankheiten zu erfassen.
Daraus konnten nachfolgende Erkenntnisse abgeleitet werden:
Gab es in der Vergangenheit
Beobachtungen, dass trotz
Behandlungen mit Fungiziden gegen
Phytophthora (und Alternaria),
Blattflecken/Nekrosen an Blättern
und/oder Stängeln auftraten?
Haben Sie folgende Symptome
(Schadbild Colletotrichum c.) schon in
Ihren Kartoffeln beobachtet?
5%
9%
12%
32%
Ja
68%
Nein
Regelmäßig
in einzelnen Jahren
nie
weiß nicht
74%
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Neben den zwei bedeutendsten Kartoffelkrankheiten Phytophthora und Alternaria beobachten
Kartoffelanbauer, trotzt Behandlung mit Fungiziden, vermehrt andere Blattkrankheiten in ihren
Beständen.
Haben Sie folgende Symptome
(Schadbild Sclerotinia s.) schon in Ihren
Kartoffeln beobachtet?
5% 3%
2%
23%
34%
Haben Sie folgende Symptome
(Schadbild Botrytis c.) schon in Ihren
Kartoffeln beobachtet?
19%
Regelmäßig
in einzelnen Jahren
nie
weiß nicht
Regelmäßig
In einzelnen Jahren
Nie
Weiß nicht
73%
41%
Die Mehrzahl der Landwirte hat vor allem Colletotrichum und Botrytis schon in ihren Beständen
gesehen. Darüber hinaus treten diese Krankheiten tendenziell zunehmend auf.
Hat sich das Auftreten dieser Krankheiten in Ihren Kartoffelbeständen in den
vergangenen Jahren verändert?
250
200
Zunahme (stärker/häufiger)
Abnahme (schwächer/seltener)
150
unverändert
100
weiß nicht
50
0
Botrytis
Colletotrichum
Sclerotinia
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Wirkstoffe vorhanden, aber derzeit keine Produkte zugelassen
Aktuell gibt es keine im Kartoffelanbau zugelassenen Produkte gegen diese Pilzkrankheiten.
Beobachtungen aus der Praxis und aus Versuchen sowie Ableitungen aus anderen Kulturen
liefern Hinweise für potenzielle Bekämpfungsmöglichkeiten (siehe folgende Tabelle).
Produkt /
Wirkstoff
Phytophthora infestans
Alternaria spp.
Colletotrichum coccodes
Botrytis cinerea
Sclerotinia sclerotiorum
++++ sehr gut,
+++ gut,
++ mäßig,
Azoxystrobin
Mandipropamid +
Difenoconazol
+(+)
+++(+)
++(+)
+
++
++++
+++
++
(+)
+(+)
+ gering,
- kein Wirkung
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