Positionen von Microsoft Deutschland zum Diskussionsthema „Digitaler Binnenmarkt: Chance für Industrie und Mittelstand“ Vorschlag für die einleitende Frage an Frau Bendiek: Vor welchen Herausforderungen steht Europa mit Blick auf den digitalen Binnenmarkt? Und wie können wir diese bewältigen? Europa muss sich bewusstmachen, dass wir im Kontext der digitalisierten Welt nur ein Teil eines globalen Marktes sind. Vor diesem Hintergrund verkörpert das ehrgeizige politische Ziel eines europäischen „Digitalen Binnenmarkts“ eine absolute Notwendigkeit, um auf globaler Ebene Schritt halten zu können. Die neue Generation digitaler Technologien, wie beispielsweise Cloud-Computing, das Internet der Dinge, Maschinelles Lernen oder die Analyse von Massendaten, werden die Art, wie wir Produkte und damit verbundene Dienstleistungen entwickeln, herstellen und vermarkten nachhaltig verändern und immer innovativere Geschäftsmodelle ermöglichen. Die zentrale Herausforderung der europäischen Wirtschaft liegt nun darin, diese Chancen der Digitalisierung schnell und umfassend zu nutzen und größtmögliche Wertschöpfung zu generieren. Funktionieren kann dies nur mit hochskalierbaren digitalen Infrastrukturen, die nicht nur internationalen Großkonzernen zur Verfügung stehen, sondern auch für kleine-und mittelständische Unternehmen nutzbar sind und es diesen ermöglicht, die steigende Komplexität der globalisierten Welt zu managen, Ressourcen effizienter nutzen, Innovationen schneller auf den Markt bringen und Kunden besser bedienen. Dabei wird es nicht ausreichen, ausschließlich traditionelle Industriezweige in digitale Geschäftsmodelle zu überführen. Um die Digitale Transformation in Europa erfolgreich bewältigen zu können, müssen digitale Dienste in weitaus größerem Umfang in alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens integriert werden - dies betrifft also vor allem die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung sowie Bildungs-und Gesundheitseinrichtungen. Die technologische Lösung hierfür liegt zweifelsohne in der Cloud. Welche Rolle kann Deutschland mit Blick auf die Digitale Transformation Europas spielen? Der deutschen Industrie und vor allem dem deutschen Mittelstand fällt mit Blick auf die Digitale Transformation Europas eine Schlüsselrolle zu. Grundvoraussetzung dafür ist die Bewältigung des digitalen Nachholbedarfs in Deutschland. Im Februar hat die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) der Bundeskanzlerin ihr jährliches Gutachten überreicht. Dabei findet sie deutliche Worte: o Deutsche Unternehmen sind in ihren Digitalisierungsaktivitäten im internationalen Vergleich Mittelmaß, o KMUs hinken in punkto digitaler Innovation weit hinterher o und auch die eGovernment-Vorhaben deutscher Behörden kommen nicht voran. Für Microsoft gibt es keinen Zweifel: Unternehmen und Institutionen müssen sich neu erfinden, wenn sie die Chancen der Digitalisierung nutzen wollen. Um nur eine Zahl zu nennen, die das gigantische Potenzial verdeutlicht: Es geht in den kommenden Jahren um 15 Billionen US-Dollar (rund 13,3 Billionen Euro) Wertschöpfung, die es zu verteilen gibt. Um das anschaulich zu machen: o In den kommenden 20 Jahren entsteht weltweit ein Industrie-Internet mit einer Wertschöpfung, die größer als das Bruttoinlandsprodukt von China ist. (BIP China: 10 Billionen USD, USA bei 17 Billionen USD). Stark vereinfacht gesagt auf Basis von Cloud-Computing und Big Data. Das Gute: Wir können jetzt frei entscheiden, ob wir in der digitalen Wirtschaftswelt eine Führungsrolle übernehmen oder das Feld agileren Nationen überlassen wollen. Microsoft möchte Unternehmen in Deutschland dabei helfen ihre Geschäftsmodelle neu auszurichten und intelligente Systeme rund um ihre Kunden, Mitarbeiter, Prozesse und Produkte aufzubauen. Was sind die größten politischen Hindernisse, die der digitalen Transformation Europas aktuell im Weg stehen? Aus Sicht unseres Unternehmens ist dies eindeutig das fehlende Vertrauen in digitale Dienste und Plattformen: o Dabei geht es um Datenschutz, technische Sicherheit, verlässliche Standards und Transparenz für alle Beteiligten. Um Vertrauen langfristig herzustellen, gilt es die regulatorischen Rahmenbedingungen auf europäischer, aber auch globaler Ebene, miteinander in Einklang zu bringen und einen kohärenten Rechtsrahmen zu etablieren. An den Beispielen TTIP und EU-US Privacy Shield sehen wir bereits, wie politisch sensibel das Thema der internationalen Kooperation in diesen Bereichen ist. Dabei müssen wir im Hinterkopf behalten, dass dieses nicht alleine Probleme von USAmerikanischen Unternehmen sind, sondern die rechtliche Grundlage des internationalen Datenverkehrs betreffen und dadurch den Kern der gesamten europäischen Industrie berühren. Was ist Microsofts Reaktion auf die existierende Rechtsunsicherheit hinsichtlich internationaler Datenübertragungen? Microsoft konnte in den letzten Jahren beobachten, dass die Sensibilität der deutschen Kunden in Fragen des Datenschutzes immer mehr zugenommen hat und ferner das Thema der rechtmäßigen Überwachung durch staatliche Behörden vor dem Hintergrund der Aufdeckungen durch Edward Snowden ausschlaggebend für unsere Branche geworden ist. Mit der Einführung der Microsoft Cloud Deutschland haben wir diese Entwicklung ernst genommen und sind dem Wunsch deutscher Unternehmen nach einer lokalen Lösung nachgekommen. Das Angebot richtet sich besonders an Organisationen und Unternehmen in datensensiblen Bereichen wie dem öffentlichen, dem Finanz- oder dem Gesundheitssektor. o Der Datenaustausch zwischen den beiden Rechenzentren in Magdeburg und Frankfurt/Main findet über ein privates, vom Internet getrenntes Netzwerk statt. o Damit ist der Verbleib der Daten in Deutschland gesichert. o T-Systems, Tochter der Deutschen Telekom, kontrolliert als Datentreuhänder den Zugang zu Kundendaten. Dabei genügt die Datenspeicherung in Deutschland alleine nicht, um bestehende Rechtsunsicherheiten zu lösen. So führt Microsoft seit zwei Jahren eine gerichtliche Auseinandersetzung mit der US-Regierung über Zugriffsrechte amerikanischer Behörden auf Daten, die auf Servern von US-Unternehmen im Ausland gespeichert sind. Das Beispiel zeigt, dass Unternehmen nicht zwischen den Stühlen stehen sollten, wenn Regierungen den Zugriff auf Nutzerdaten einfordern. Eine Modernisierung internationaler Rechtshilfeabkommen, welche den Anforderungen des digitalen Zeitalters entspricht, ist daher dringend erforderlich!
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