29. Juni 2016 RADIOBEITRAG als Text Bandscheibenvorfall: Wenn die menschlichen Stoßdämpfer verschleißen Anmoderation: Kreuzschmerzen sind weit verbreitet – laut Gesundheitsberichterstattung des Bundes hatten bis zu 85 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal in ihrem Leben Rückenschmerzen. Häufig sind sie harmlos - strahlen die Schmerzen aber beispielsweise über das Gesäß bis in das Bein aus, kann das auf einen Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule hinweisen. Welche Aufgabe die Bandscheiben haben und was passiert, wenn es zu einem Vorfall kommt, darüber hat sich Kristin Sporbeck informiert. Länge: 2.24 Minuten -----------------------------------------------------------------------------------------Text: Rückenschmerzen können viele verschiedene Ursachen haben, häufig verschwinden sie so plötzlich, wie sie aufgetaucht sind. Eine Ursache für Rückenschmerzen kann ein Vorfall der Bandscheiben sein. Am häufigsten passiert das im Lenden- und Halswirbelbereich. Die Brustwirbelsäule ist nur sehr selten betroffen. Was bei einem Bandscheibenvorfall passiert, erklärt Dr. Gerhard Schillinger, Facharzt für Neurochirurgie im AOK-Bundesverband. Dr. Gerhard Schillinger: Die Bandscheiben sitzen als Stoßdämpfer zwischen den Wirbelkörpern und sorgen dafür, dass wir aufrecht gehen können und trotzdem die Wirbelsäule gut bewegen können. Und diese Bandscheiben, die sind natürlich einer gewaltigen Last ausgesetzt 1 im Laufe des Lebens, eben durch den aufrechten Gang, und wenn die Bandscheiben irgendwann etwas mürbe werden, dann kann es sein, dass das Gewebe reißt und dann der Gallertkern aus der Bandscheibe sich dann in den Spinalkanal vorwölbt – also in den Raum in der Wirbelsäule, wo die empfindlichen Nerven lang laufen. Text: Weitere Ursachen können eine dauerhaft einseitige oder schwere Belastung sein. Dabei muss es nicht zu Beschwerden kommen. Und wenn Schmerzen auftreten, können die recht unterschiedlich sein, je nachdem, wo genau der Bandscheibenvorfall sitzt. Behandelt wird dann zunächst konservativ, das heißt mit Schmerzmitteln und Physiotherapie. Meist verschwinden die Schmerzen dann innerhalb von etwa sechs Wochen. Eine OP ist nur in bestimmten Fällen notwendig: Dr. Gerhard Schillinger: Wenn so ein Bandscheibenvorfall auf die Nerven drückt, die zur Blase und zum Mastdarm gehen, dann hat man typischerweise eine Gefühlsstörung in dem Bereich, wo die Reithose oder die Radlerhose die Verstärkung haben, also zwischen den Oberschenkeln, im Genitalbereich und im Dammbereich, und hat möglicherweise Schwierigkeiten Wasser zu lassen oder den Darm zu entleeren. In den Fällen muss man sofort operieren, weil das sehr empfindliche Nerven sind, die sich eventuell dann nicht mehr erholen. Das Zweite sind höhergradige Lähmungen. Das heißt: Wenn ich plötzlich nicht mehr auf den Zehen gehen kann oder nicht mehr auf den Hacken gehen kann, oder eine Treppen nicht mehr steigen kann, dann sind das auch Gründe, so einen Bandscheibenvorfall schnell zu operieren, damit die Kraft möglichst wieder kommt. Das Dritte ist natürlich: Die Patienten, bei denen die Schmerzen nach mehreren Wochen trotz Physiotherapie nicht weggehen, da kann man dann auch den Bandscheibenvorfall entfernen, damit er nicht mehr auf diesen Nerven drückt. 2
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