Arbeitsprogramm 2016 - Fonds Gesundes Österreich

Arbeitsprogramm 2016
Fonds Gesundes
Österreich
IMPRESSUM
Medieninhaber, Herausgeber, Verleger:
Gesundheit Österreich GmbH, Geschäftsbereich Fonds Gesundes Österreich
Mitarbeit:
Mag. Gudrun Braunegger-Kallinger, Mag. Dr. Rainer Christ, Mag. Dr. Edith Flaschberger, Ing. Petra Gajar,
Mag. Rita Kichler, Anna Krappinger MA, Dr. Gert Lang, Mag. Markus Mikl, Mag. Gerlinde Rohrauer-Näf, MPH,
Mag. Dr. Klaus Ropin, Ina Rossmann-Freisling, BA MA, Mag. (FH) Elisabeth Stohl, Mag. Petra Winkler,
Dr. Verena Zeuschner
Lektorat:
Dr. Sigrid Ofner
Gestaltung: paco.Medienwerkstatt, Wien
3
Inhalt
Vorwörter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
1 Handlungsleitende Prinzipien und Strategien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.
1.1 Die Rolle des FGÖ im aktuellen Gesundheitsförderungskontext. . . . . . . . . . . . . . . . 9
1.2 Grundprinzipien der Gesundheitsförderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
1.2.1 Die zentralen Begriffe „Gesundheitsförderung“ und „Prävention“. . . . . . 10
1.2.2 Grundprinzipien der Gesundheitsförderung im Überblick. . . . . . . . . . . . . 11
1.2.3 Diversität, Zielgruppenorientierung, Gender und gesundheitliche
Chancengerechtigkeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
1.2.4Settingansatz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
1.2.5 Nachhaltigkeit und Transferierbarkeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
1.3 Handlungsleitende Strategien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
1.3.1 Rahmen-Gesundheitsziele (R-GZ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
1.3.2Gesundheitsförderungsstrategie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
1.3.3 Zielgruppen- und themenspezifische Strategien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
1.3.4 FGÖ Rahmen-Arbeitsprogramm. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
2 Gesundheitsförderung in der Praxis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
2.1 Das kommunale Setting: Gemeinde, Stadt(teile) und Regionen. . . . . . . . . . . . . . . 20
2.1.1 Vernetzung im Bereich kommunale Gesundheitsförderung. . . . . . . . . . . . 20
2.2 Gesundheit und Arbeit: Betriebliche Gesundheitsförderung . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
2.2.1 Förderung von BGF-Projekten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
2.2.2 Aktivitäten und Angebote in der BGF. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
2.3 Gesundheitsförderung mit Sozial- und Beratungseinrichtungen . . . . . . . . . . . . . . 24
2.3.1 Transferinitiative „Wirksames verbreiten“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
2.3.2 Gesundheitsförderung für Lehrlinge in arbeitsmarktbezogenen
Jugendmaßnahmen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
2.3.3 Gesundheitsförderung im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe . . . . . . . . 26
2.3.4 Gesundheitsförderung in der Schuldenberatung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
2.3.5 Gesundheitsförderung für Migrantinnen und Migranten. . . . . . . . . . . . . . 26
2.3.6 Gesundheitsförderung in Einrichtungen der Pflege- und
Langzeitbetreuung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
2.4Kindergarten/Schule. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
2.5 Gesunder Lebensstil. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
2.5.1Ernährung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
2.5.2Bewegung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
2.5.3Tabakpräventionsinitiative. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
2.6 Psychosoziale Gesundheit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
2.6.1 Projektförderung im Bereich psychosoziale Gesundheit. . . . . . . . . . . . . . . 31
2.6.2 Initiative „Auf gesunde Nachbarschaft!“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
2.6.3 Gesundheitsförderung, soziale Teilhabe und soziale Unterstützung
von älteren Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
2.6.4 Gesundheitsförderung, soziale Teilhabe und soziale Unterstützung
von Schwangeren und Familien mit Kleinkindern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
4
2.6.5 Frühe Hilfen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
2.6.6Suizidprävention. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
2.6.7 Selbsthilfe im Gesundheitsbereich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
3 Kapazitäten- und Wissensentwicklung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
3.1Projektförderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
3.1.1 Praxisorientierte Projekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
3.1.2 Betriebliche Gesundheitsförderungsprojekte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
3.1.3 Kommunale Projekte - „Gemeinsam gesund in …“ . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
3.1.4 Fort- und Weiterbildung und Vernetzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
3.1.5 Internationale Projekte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
3.2 FGÖ-Initiativen und –Angebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
3.2.1 Aus-, Fort- und Weiterbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
3.2.2 Vernetzung und (intersektorale) Kooperation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
3.2.3 Qualitätsentwicklung, Wissensentwicklung und Wissenstransfer. . . . . . . . 45
3.2.4 Gesundheitskompetenz, Information und Aufklärung der Bevölkerung. . . 48
4 Koordinations- und Serviceleistungen zur Unterstützung der
Rahmen-Gesundheitsziele und der Zielsteuerung Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . 49
4.1 Monitoring der Gesundheitsförderungsstratgie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
4.2 Koordinationsstelle der Österreichischen Plattform
Gesundheitskompetenz (ÖPGK). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
4.3 Beteiligung am Gesamtprozess der Österreichischen Rahmen-Gesundheitsziele
inklusive Umsetzungsstrategie gesundheitliche Chancengerechtigkeit. . . . . . . . . . 51
4.4 Fachliche Unterstützung der Koordinationsstelle Vorsorgemittel. . . . . . . . . . . . . . 51
4.5 Beteiligung an der Umsetzung der Plattform der Österreichischen
Demenzstrategie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
Literaturverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
Anhang: Zehn Rahmen-Gesundheitsziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
5
Sehr geehrte Damen und Herren,
seit mehr als 15 Jahren fördert und unterstützt der Fonds Gesundes Österreich (FGÖ) auf
unterschiedlichen Ebenen und mit einer großen Bandbreite an Angeboten und Projekten Gesundheitsförderung. Ein vielfältiges Angebot an Informationen und Weiterbildungsmöglichkeiten soll die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung stärken und das Interesse an einem
individuellen gesunden Lebensstil fördern.
Gesundheit ist unser höchstes Gut. Sie wird von vielen verschiedenen Einflussfaktoren geprägt
wie Bildung, Einkommen, Arbeitsplatz oder Wohnumgebung. Nicht alle Menschen haben die
gleichen Voraussetzungen für ein gesundes Leben und treffen auf Rahmenbedingungen, die
einen gesunden Lebensstil ermöglichen. Das Wissen rund um Gesundheit, also die Stärkung
der Gesundheitskompetenz, ist ein Aspekt. Aber auch leistbare gesunde Ernährung, Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz, ausgewogene Ernährung in Gemeinschaftseinrichtungen
oder psychosoziale Gesundheit gehören dazu. Die Initiative „Auf gesunde Nachbarschaft!“
ist ein schönes Beispiel, wie kommunale Maßnahmen gesetzt werden können, um den sozialen Zusammenhalt und die Teilhabe der Menschen in ihrem Lebensumfeld zu stärken.
Als Gesundheitsministerin setze ich mich dafür ein, der österreichischen Bevölkerung die
bestmöglichen Rahmenbedingungen für mehr und längere Gesundheit zur Verfügung zu
stellen bzw. die gesundheitliche Chancengerechtigkeit zu verbessern. Nationale Strategien,
wie zum Beispiel die Kinder- und Jugendgesundheitsstrategie aber auch Nationale Aktionspläne (Bewegung, Ernährung) sollen den Akteurinnen und Akteuren in allen Politikbereichen
einen Orientierungsrahmen für eine gute und effiziente Zusammenarbeit geben. Weiters sind
die Rahmen-Gesundheitsziele die Grundlage für eine gesundheitsförderliche Gesamtpolitik
mit „Health in all Policies“ (Gesundheit in allen Politikbereichen) als eines ihrer Grundprinzipien. Ihr Ziel ist es, die gesunden Lebensjahre der in Österreich lebenden Bevölkerung um zwei
Jahre in den nächsten 20 Jahren zu erhöhen.
Das Arbeitsprogramm 2016 des FGÖ beinhaltet eine Fülle an Projekten und Initiativen, die
das Ziel, die gesunden Lebensjahre zu erhöhen, unterstützen. Ich danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des FGÖ, die das möglich machen und freue mich auf eine weitere gute
Zusammenarbeit!
Ihre
Dr. Sabine Oberhauser, MAS
Bundesministerin für Gesundheit
6
Liebe Leserin, lieber Leser,
Kontinuität kennzeichnet das Arbeitsprogramm 2016 des Fonds Gesundes Österreich (FGÖ).
Mehrere Schwerpunkte, die 2015 begonnen haben, werden fortgesetzt und vertieft. Aus den
vielen Themen und Aktivitäten des FGÖ möchte ich folgende hervorheben:
Im Rahmen der Projektförderung werden vorrangig innovative Pilotprojekte, denen ein umfassender Gesundheitsbegriff zugrunde liegt, gefördert. Die geförderten Projekte sollen auch
die Umsetzung übergeordneter Strategien und Ziele unterstützen. Die Schaffung Gesundheitlicher Chancengerechtigkeit bleibt sowohl in der Projektförderung als auch den FGÖ Aktivitäten ein zentrales Ziel. Es werden Daten und Grundlagen zu gesundem Altern erarbeitet
und zur Diskussion gestellt. Weiterer Schwerpunkt sind Capacity Building Aktivitäten für
wichtige Stakeholder des Gesundheitswesens.
Beim Schwerpunkt „Gesundheitsförderung in Sozial- und Beratungseinrichtungen“ geht es
darum, Schlüsselpersonen dieses Settings die Chancen und Potenziale der Gesundheitsförderung bewusst zu machen.
Das Monitoring der Gesundheitsförderungsstrategie wird auf Beschluss der Bundeszielsteuerungskommission und im Auftrag des Kuratoriums durchgeführt. 2016 werden daher das
Berichtswesen der Vorsorgemittel und die vom FGÖ geförderten Projekte im Integrierten
Datenerfassungs- und Dokumentationssystem zusammengeführt.
Im Rahmen der Initiative „Auf gesunde Nachbarschaft!“ treten die großen Leit- und Modellprojekte in eine intensive Umsetzungsphase, die übergreifend evaluiert wird. Die dabei gesammelten
Projektergebnisse und Lernerfahrungen werden im Sinne eines Wissenstransfers verbreitet.
Von der Koordinationsstelle der Österreichischen Plattform für Gesundheitskompetenz
(ÖPGK) werden Beispiele guter Praxis identifiziert. Organisationen, die zur Steigerung der
Gesundheitskompetenz der österreichischen Bevölkerung beitragen, werden eingeladen und
unterstützt, Mitglied der ÖPGK zu werden.
Im Jahr 2016 wird es wichtige Weichenstellungen für die künftige Arbeit des FGÖ geben:
Ein mehrjähriges Arbeitsprogramm wird erarbeitet, um die lang- und mittelfristigen Ziele und
Strategien zu definieren. Für die Projektförderung bedeutet das, dass potenzielle Fördernehmen/innen die Ausrichtung ihrer Projekte gut planen können.
Ich lade Sie als Akteurinnen und Akteure der Gesundheitsförderung in Österreich dazu ein,
die Schwerpunkte gemeinsam mit dem FGÖ umzusetzen.
Dr. Klaus Ropin
Leiter Fonds Gesundes Österreich
7
Gliederung des
FGÖ Arbeitsprogramms 2016
Diesem ausführlichen Arbeitsprogramm liegt das Heft „Arbeitsprogramm Fonds Gesundes
Österreich 2016 – Überblick“ bei, in dem kompakt die wichtigsten geplanten Aktivitäten
dargestellt werden.
Kapitel 1 „Handlungsleitende Prinzipien und Strategien“ beschreibt, wie der FGÖ im Kontext
der aktuellen Gesundheitsförderungslandschaft seine Aufgabenstellungen gewichtet und welche
Grundprinzipien der Gesundheitsförderung im Jahr 2016 besondere Maßnahmen erfordern.
Kapitel 2 beinhaltet die konkreten Maßnahmen 2016 in den Schwerpunkt-Themen und Settings,
in denen der FGÖ aktiv ist. Es stellt die Arbeit des FGÖ entsprechend einer inhaltlichen Logik dar.
Kapitel 3 geht auf konkrete Angebote des FGÖ nach der Systematik des Kapazitätenaufbaus
(„Capacity Buildings“) ein. Es werden darin themen- und zielgruppenübergreifende Aktivitäten
dargestellt und zusätzlich Aktivitäten aus Kapitel 2 in anderer Ordnung gespiegelt.
Kapitel 4 stellt Koordinationsmaßnahmen und Serviceleistungen dar, die der FGÖ speziell
zur Unterstützung der Rahmen-Gesundheitsziele und der Gesundheitsförderungstrategie im
Rahmen des Zielsteuerungsvertrags Gesundheit erbringt.
8
1
Handlungsleitende Prinzipien
und Strategien
1.1 Die Rolle des FGÖ im aktuellen
Gesundheitsförderungskontext
Alle in Österreich lebenden Menschen sollen bei guter Gesundheit ein hohes Alter erreichen.
Gesundheitsfördernde Lebenswelten und Lebensweisen sind der Schlüssel dazu. Gemäß seinem im Gesundheitsförderungsgesetz 1998 festgelegten Auftrag entwickelt und fördert der
Fonds Gesundes Österreich (FGÖ) Gesundheitsförderung in Österreich. Der FGÖ, ein Geschäftsbereich der Gesundheit Österreich GmbH, trägt dazu bei, indem er Projekte im Bereich Gesundheitsförderung und Primärprävention finanziell fördert und entsprechende Aktivitäten auch
selbst initiiert. Rahmenbedingungen zu schaffen und weiterzuentwickeln, die die Menschen in
die Lage versetzen, ein Leben in guter Gesundheit zu führen, stehen dabei im Zentrum.
Seit der Gründung des FGÖ wurde im Rahmen seiner Tätigkeit eine Fülle von Wissen und Erfahrungen bei der Umsetzung von Gesundheitsförderungsprojekten gesammelt. Der FGÖ als
bundesweite Förder- und Kompetenzstelle für Gesundheitsförderung stellt dieses Know-how
der österreichischen Gesundheitsförderungslandschaft zur Verfügung und ist bestrebt, mit den
Entscheidungsträgerinnen/Entscheidungsträgern im Sinne von „Health in all Policies“ Gesundheitsförderung in Österreich strukturell zu verankern.
Die Österreichischen Rahmen-Gesundheitsziele (R-GZ), die Gesundheitsförderungsstrategie und
Strategien wie die Kinder- und Jugendgesundheitsstrategie, der Nationale Aktionsplan Bewegung
(NAP.b), der Nationale Aktionsplan Ernährung (NAP.e), etc. stellen wesentliche Grundlagen für
das FGÖ-Arbeitsprogramm dar und implizieren auch weitere Aufgabenstellungen für den FGÖ in
den Bereichen Kapazitäten- und Wissensentwicklung sowie Abstimmung und Vernetzung.
Der FGÖ stellt seine Angebote im Bereich Kapazitäten- und Wissensentwicklung allen relevanten Gesundheitsförderungsakteurinnen/Gesundheitsförderungsakteuren zur Verfügung. Gerade imHinblick auf die Rahmen-Gesundheitsziele und die Gesundheitsförderungsstrategie sucht
der FGÖ die Kooperation, um bedarfsgerecht Angebote aufzubauen, zu erweitern bzw. deren
Qualität stetig zu verbessern.
Folgende Angebote im Bereich Kapazitäten- und Wissensentwicklung werden durch den FGÖ
zur Verfügung gestellt (Überblick):
A Strategieentwicklung: z.B. Beitrag zur Umsetzung und Weiterentwicklung der
Gesundheitsziele.
A Projektförderung: Innovation schaffen, Kapazitäten in Organisationen und Regionen
auf-/ausbauen, übergeordnete Gesundheitsziele abgestimmt und im Zuge übergeordneter Programme und Strategien in die Praxis bringen. Förderkategorien: Praxisorientierte
Projekte, Betriebliche Gesundheitsförderungsprojekte, kommunale Projekte „Gemeinsam gesund in…“, Fort- und Weiterbildung und Vernetzung, internationale Projekte.
9
A Fort- und Weiterbildung: z.B. FGÖ-Bildungsnetzwerk, Bürgermeister/innen-Seminare,
BGF-Fort- und Weiterbildungsprogramm „BGF Know-how“, Pädagogische Hochschulen
Fortbildungskooperation, Weiterbildungsveranstaltungen für Selbsthilfegruppen-Leiter/
innen, Diskussion und Abstimmung über Aus- und Weiterbildungsangebote für Gesundheitsförderung, Diskussion und Abstimmung über Standards von Aus- und Weiterbildungsangeboten für Gesundheitsförderung.
A Qualitätssicherung, Wissensentwicklung und –transfer: z.B. Hilfestellungen zur
Projektplanung, Broschüren, Fact-Sheets und Leitfäden für Projektdurchführende, neue
Homepage-Suchmaske zum besseren Auffinden geförderter Projekte, Forschungs- und
Entwicklungsprojekte zu Gesundheitskompetenz, Gesundheitsförderung für Migrantinnen/Migranten, Gesundheitsförderung und Prävention für Menschen mit Demenz und
deren Angehörige etc.
A Vernetzung und Koordination, Health in all Policies: z.B. „Task Force Sozio-ökonomische Determinanten“, Gesundheitsförderung in Kindergarten und Schule: Austausch,
Verbreitung der Ergebnisse der Modellprojekte Kindergarten, Verankerung der ARGE
Selbsthilfe Österreich, FGÖ-Tagung „Gemeinsam gesundheitsfördernde Rahmenbedingungen für Flüchtlinge und Asylwerber schaffen“ (Arbeitstitel), R-GZ 1 „Vernetzung der
Netzwerke“, Monitoring Gesundheitsförderungsstrategie.
A Gesundheitskompetenz, Information und Aufklärung der Bevölkerung: z.B.
Magazin „Gesundes Österreich“, Broschüren und Folder für die Bevölkerung, Gesundheitsportal www.gesundheit.gv.at, GÖG-Website. Vertiefende Umsetzung der Tabakpräventionsinitiative (Kinder und Jugendliche), Koordinationsstelle der „Plattform Gesundheitskompetenz“.
1.2
Grundprinzipien der Gesundheitsförderung
1.2.1 Die zentralen Begriffe „Gesundheitsförderung“
und „Prävention“
Gesundheitsförderung setzt an den Determinanten für Gesundheit an und befähigt damit
die Menschen, ihre gesundheitlichen Ressourcen zu stärken. Kennzeichnend ist die „salutogenetische“ Perspektive 1, die auf der Kenntnis jener Faktoren („Ressourcen“) basiert, die
den Menschen helfen, gesund zu bleiben oder zu werden. Es gilt, diese Ressourcen und
Potenziale zu identifizieren und gezielt zu stärken. Auf gesellschaftlicher Ebene geht es um
die Schaffung von Rahmenbedingungen, die es leichter machen, gesund zu bleiben. Auf
individueller Ebene geht es um die Analyse und Stärkung der Gesundheitsressourcen und
-potenziale der Menschen.
Im Zentrum der Gesundheitsförderung stehen die so genannten „Verhältnisse“ bzw. die Rahmenbedingungen für Gesundheit. Dahinter steht die Überzeugung, dass Menschen sich nur
dann wirklich wohlfühlen können, wenn auch die Settings (= Lebenswelten), in denen sie
1
10
Im Gegensatz dazu konzentriert sich die pathogenetische Sichtweise auf potenziell krankmachende
Risikofaktoren (z. B. Nikotin, Alkohol).
leben, arbeiten, lernen und wohnen, gesundheitsförderlich und nicht krankmachend sind. Dies
trägt wesentlich dazu bei, Menschen eine gesunde Lebensweise zu ermöglichen (Verhaltensänderung).
Im Bereich Prävention – der Vermeidung von Krankheiten – ist der FGÖ ausschließlich für Maßnahmen der Primärprävention mit umfassendem Gesundheitsbegriff zuständig. Primärprävention setzt an noch bevor es zur Krankheit kommt und trachtet danach, Gesundheitsbelastungen (z.B. umweltbedingte Belastungen, gesundheitsgefährdende Verhaltensweisen wie z.B.
Nikotin- oder Alkoholkonsum, soziale Isolation, Stress) zu verringern und gesundheitsbezogene Ressourcen (z.B. Kompetenzen, Information und Bildung, Partizipation, soziale Netzwerke,
Selbstwirksamkeit) zu verbessern, um die Entstehung von Krankheiten zu verhindern. Aktivitäten der Primärprävention berücksichtigen idealerweise Personengruppen in den relevanten
Settings (siehe auch Kap. 1.2.4).
1.2.2 Grundprinzipien der Gesundheitsförderung
im Überblick
Der FGÖ orientiert sich am Gesundheitsbegriff und an den Grundprinzipien der „Ottawa Charta“ (WHO, 1986). Diese Grundprinzipien bilden seit den Anfängen der Gesundheitsförderung
einen wichtigen Orientierungsrahmen bzw. beschreiben, was Gesundheitsförderung ist. Sie
sind das Fundament für die Qualitätskriterien zur Planung und Bewertung von Projekten der
Gesundheitsförderung, die der FGÖ 2013 entwickelt hat.
(Siehe http://info.projektguide.fgoe.org/index.php?id=qualitaetskriterien).
Hier finden Sie einen Überblick über jene Grundprinzipien der Gesundheitsförderung, an welchen sich der FGÖ im Rahmen seiner Fördertätigkeit und seiner Aktivitäten zum Kapazitätenaufbau aktuell orientiert. Sie werden teilweise in nachfolgenden Kapiteln genauer aufgegriffen:
A Positiver, umfassender und dynamischer Gesundheitsbegriff: Dem umfassenden Gesundheitsbegriff zufolge ist Gesundheit kein Zustand, sondern ein dynamischer Prozess, in
dem das Individuum ständig ein Gleichgewicht mit seiner Umwelt herzustellen versucht,
um sein körperliches, psychisches und soziales Wohlbefinden zu optimieren.
A Gesundheitliche Chancengerechtigkeit: Im Einklang mit der WHO-Strategie „Gesundheit für alle“ und der Ottawa-Charta setzt sich der FGÖ zum Ziel, gesundheitliche Ungleichheit zu verringern und Chancengerechtigkeit in Bezug auf Gesundheit zu erreichen
(siehe auch Kap.1.2.3).
A Ressourcenorientierung und Empowerment: Ressourcenorientierung bedeutet eine
Orientierung an den vorhandenen persönlichen, sozialen und strukturellen Ressourcen
im Sinne von Stärken, Potenzialen, Kompetenzen etc. (sowohl von Individuen als auch
von sozialen Netzwerken oder Systemen); im Unterschied zu einer Defizitorientierung, die
Mängel, Probleme etc. in den Mittelpunkt stellt. Empowerment bedeutet Befähigung und
ist ein Prozess mit dem die Fähigkeiten von Menschen gestärkt und aktiviert werden, Herausforderungen zu bewältigen, Bedürfnisse zu stillen, Probleme zu lösen und sich die
notwendigen Ressourcen zu verschaffen, um die Kontrolle über die Entscheidungen und
Handlungen zu gewinnen, die ihre Gesundheit begünstigen.
11
A Setting- und Determinantenorientierung: Die Einflussfaktoren, die die Gesundheit bestimmen, liegen auf mehreren Ebenen. Will man die Gesundheit der Menschen fördern,
ist es deshalb nötig, aktiv mehrere dieser Determinanten anzugehen und sie in einem gesundheitsfördernden Sinn zu beeinflussen. Dabei geht es um die Beachtung individueller
Faktoren wie das Gesundheitsverhalten oder die Lebensweisen einzelner Personen (Verhaltensorientierung) in ihrer Wechselwirkung mit Faktoren wie Einkommen und Sozialstatus,
Ausbildung, Beschäftigung und Arbeitsbedingungen, den Zugang zu bedarfsgerechten
gesundheitlichen Leistungen sowie um die natürliche Umwelt (Verhältnisorientierung).
Der Settingansatz fokussiert auf die Lebenswelt von Menschen und damit auf die Rahmenbedingungen im jeweiligen Wohn-, Arbeits-, schulischen, Freizeit- oder Konsumumfeld
(siehe auch Kap. 1.2.4). Die Orientierung an Gesundheitsdeterminanten erfordert sektorenübergreifende Zusammenarbeit (siehe auch Kap. 3.2.2).
Grafik der Gesundheitsdeterminanten
Quelle:: FGÖ nach Dahlgren & Whitehead, 1991
A Zielgruppenorientierung: Durch den „Zielgruppenansatz“ unterstreicht die Gesundheitsförderung die Notwendigkeit der Anpassung ihrer Methoden und Maßnahmen an die Bedürfnisse und Ausgangsbedingungen der jeweiligen Zielgruppen (siehe auch Kap. 1.2.3).
A Partizipation der Akteure/Akteurinnen des Settings: Partizipation in Gesundheitsförderungsprojekten ermöglicht es den Zielgruppen und anderen beteiligten Akteurinnen/
Akteuren, Einfluss auf Entscheidungen auszuüben, indem sie z.B. ihre Themen, ihr Wissen
einbringen, wesentliche Projektschritte mitentscheiden oder aktiv an der Projektdurchführung beteiligt sind.
12
A Vernetzung: Vernetzen bedeutet unter anderem, systematisch Erfahrungen auszutauschen, gemeinsam zu lernen, Synergien und Ressourcen optimal zu nutzen und durch
die Zusammenarbeit neues Wissen zu schaffen. Es geht aber auch um die Vermittlung
zwischen den und um die Vernetzung der unterschiedlichen Politikbereiche, um eine gesundheitsfördernde Gesamtpolitik zu erreichen.
A Nachhaltigkeit der Veränderungen: Nachhaltigkeit auf der Projektebene beinhaltet die
Frage, ob die optimierten Strukturen, Prozesse und Verhaltensweisen über die Projektdauer
hinaus Bestand haben (statische Nachhaltigkeit), bzw. die Frage, ob die Innovationen auch
an sich ändernde Bedingungen angepasst werden (dynamische Nachhaltigkeit, siehe auch
Kap. 1.2.5).
1.2.3 Diversität, Zielgruppenorientierung, Gender
und gesundheitliche Chancengerechtigkeit
Das Konzept „Diversität“ thematisiert die vorhandene Vielfalt, Unterschiedlichkeit und Individualität der Menschen und die Geisteshaltung mit der dieser Unterschiedlichkeit begegnet wird.
Generell, aber vor allem im Hinblick auf gesundheitliche Chancengerechtigkeit, unterstreicht der
Zielgruppenansatz bzw. die Zielgruppenorientierung in der Gesundheitsförderung die Notwendigkeit, die Auswahl der Methoden und die Gestaltung der Maßnahmen für Gesundheitsförderung an den Bedarf und die Ausgangsbedingungen der jeweiligen Zielgruppe(n) anzupassen.
Grundlage dafür sind genaue Analysen hinsichtlich Problemlage und Bedarf bzw. Zielgruppe(n)
merkmalen und Bedingungen in den relevanten Lebenswelten. Die Beteiligung der Zielgruppe(n)
an der Planung und Durchführung aller Maßnahmen, von der Bedarfserhebung bis hin zur Evaluation, ist daher ein wichtiges Qualitätskriterium in der Gesundheitsförderung.
Besonders wichtig ist sie aber in Bezug auf die Förderung gesundheitlicher Chancengerechtigkeit. Die hohe Relevanz der Berücksichtigung gesundheitlicher Chancengerechtigkeit leitet
sich aus der Tatsache ab, dass es in Österreich wie auch international eklatante Unterschiede in
Lebenserwartung und Gesundheit zwischen Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlichen sozioökonomischen Bedingungen gibt. So ist zwar die durchschnittliche Lebenserwartung österreichischer Frauen und Männer in den letzten 20 Jahren beträchtlich gestiegen, der Anstieg ist aber
ungleich zwischen den sozialen Schichten verteilt. Menschen mit niedriger Schulbildung haben
eine deutlich kürzere Lebenserwartung als jene mit Hochschulabschluss (Statistik Austria, 2008).
Menschen mit ungünstigerem sozio-ökonomischem Status sind aber auch häufiger von bestimmten Krankheiten und Behinderungen betroffen. Dieser Zusammenhang ist linear, international
beobachtbar und relativ stabil bzw. steigend (z.B. Marmot et al., 2010; Habl et al., 2015).
Die Verteilung von Gesundheit und Wohlbefinden hängt von vielen Faktoren ab, die auch
miteinander interagieren, dazu gehören materielle Bedingungen (z.B. Wohnbedingungen),
sozialer Zusammenhalt im Lebensumfeld (z.B. Sicherheit und Kriminalität, soziale Sicherheitsnetze), psychosoziale Faktoren (Rückhalt von Familie oder Freundinnen/Freunden),
Verhaltensweisen (z.B. Ernährungs- und Bewegungsverhalten) und biologische Faktoren.
Diese Faktoren sind beeinflusst von der sozialen Position der Personen, die wiederum abhängt
13
von Bildungsstatus, Beschäftigung, Einkommen, Geschlecht und Ethnizität. Relevant ist
darüber hinaus der sozio-politische, kulturelle und soziale Kontext. Daher ist die Debatte um
gesundheitliche Ungleichheit immer zugleich eine Debatte um soziale Gerechtigkeit (Marmot
et al., 2010). Die Verringerung gesundheitlicher Ungleichheit kann daher nur im Zusammenspiel vieler Akteurinnen/Akteure aus unterschiedlichen Ressorts sowie aus Politik, Praxis und
Forschung erreicht werden.
Auch 2016 setzt der FGÖ zum Themenbereich gesundheitliche Chancengerechtigkeit Capacity Building Aktivitäten um. Dieses umfasst Capacity Building für das Thema innerhalb der
GÖG (z.B. interne Weiterbildung und Wissensmanagement), aber auch bei Umsetzer/innen
von Gesundheitsförderungsmaßnahmen (z.B. durch Projektberatung und -begleitung und Dissemination von Projekterfahrungen) sowie durch Advocacy-Aktivitäten im relevanten Umfeld
(z.B. durch Diskussionsforen zum Thema und Workshops). Gesundheitliche Chancengerechtigkeit ist nicht nur ein kontinuierlicher Schwerpunkt in der Projektförderung (Anforderungen im
Projektantrag und der Projektevaluation), sondern auch bei eigenen FGÖ-Initiativen, z.B. der
Transferinitiative, der Initiative „Auf gesunde Nachbarschaft!“ sowie bei der Integration der
Thematik bei FGÖ-Veranstaltungen. Die „Task Force Sozio-ökonomische Determinanten der
Gesundheit“ wird weitergeführt (siehe Kap. 3.2.2). Der FGÖ wird darüber hinaus zum Thema
gesundheitliche Chancengerechtigkeit bei älteren Menschen durch Aufbereiten von Grundlagen und Erstellung einer thematisch breit gefächerten Publikation rund um gesundes Altern
und gesundheitliche Chancengerechtigkeit gemeinsam mit Stakeholdern einen Impuls setzen.
Diversität kann zur Erreichung von (Organisations-)Zielen beitragen, allerdings nur dann, wenn
Unterschiedlichkeit gezielt berücksichtigt wird. Damit steht Diversität für ein Gesamtkonzept,
das auf die bestmögliche Berücksichtigung von Vielfalt zum Wohle einer Organisation oder
einer Gesellschaft abzielt.
Im Zusammenhang mit Gesundheitsförderung hat Diversität dahingehend eine wichtige Bedeutung, dass durch bestehende Maßnahmen und Projekte bislang heterogene Zielgruppen nicht
gleich, sondern bestimmte Zielgruppen systematisch besser erreicht werden (Mittelschichtorientierung). Übertragen auf die Gesundheitsförderung bedeutet Diversität eine genauere Definition von Zielgruppen und eine stärkere Berücksichtigung ihrer Verschiedenartigkeit. Vor allem
müssen Unterschiede im Hinblick auf kulturelle Herkunft, Geschlecht, Alter, Religion, Behinderung, sexuelle Orientierung, sozialen Status, etc. stärker berücksichtigt werden (siehe Altgeld,
et al., 2006). Anhand von Kriterien zur Erklärung von gesundheitlicher Ungleichheit - sozioökonomischer Status, Lebensbedingungen, gesundheitsrelevantes Verhalten und Gesundheitszustand - lassen sich Bevölkerungsgruppen identifizieren, die als besonders belastet anzusehen
sind, was die Bilanz aus ihren Bewältigungsressourcen gegenüber ihren gesundheitlichen Belastungen anbelangt (Mielck, 2011). Auf folgende Zielgruppen wird bei der Projektförderung und
den Initiativen des FGÖ besonderes Augenmerk gelegt:
A Menschen mit einem niedrigen sozio-ökonomischen Status (z.B. Menschen mit sehr niedrigem beruflichem Status, mit niedrigem Einkommen, mit geringer Schulbildung)
A Menschen in schwierigen Lebenssituationen oder mit besonderen Belastungen
(z.B. Alleinerziehende, Menschen mit besonderen Betreuungspflichten, sozial isolierte
14
Menschen, arbeitslose Menschen, Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen,
Migrantinnen/Migranten, Wohnungslose)
A Menschen mit besonderen Bedürfnissen (z.B. chronisch Kranke, Menschen mit Behinderung)
Gesellschaftlich unterschiedlich geprägte Lebensläufe, unterschiedliche Lebenserwartung, unterschiedliche Krankheitsbilder begründen eine geschlechtssensible sowie eine geschlechtsspezifische Arbeit in der Gesundheitsförderung. „Gender Mainstreaming“ (GM) bezieht sich
auf die Integration der Kategorie Gender in alle Bereiche mit dem Ziel, Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern zu beseitigen. GM in der Gesundheitsförderung und Prävention soll
nicht nur einen Beitrag zur Förderung der Chancengerechtigkeit leisten. Durch GM soll auch
die Passgenauigkeit von Projekten und gesundheitsbezogenen Angeboten verbessert werden.
Gendergerechtigkeit bildet daher nicht nur bei den eigenen Angeboten des FGÖ ein wesentliches Qualitätskriterium, sondern ist auch ein wichtiges Kriterium im Rahmen der Projektförderung und daher in den Projektguide integriert.
1.2.4Settingansatz
„Settings“ sind Orte oder soziale Zusammenhänge, in denen der Alltag von Menschen stattfindet und die einen wichtigen Einfluss auf deren Gesundheit haben. Ein Setting ist gekennzeichnet durch ein Verständnis der Zugehörigkeit seiner Mitglieder. Dieses Bewusstsein der
Zugehörigkeit kann begründet sein durch die Tätigkeit in einer Organisation, ein gemeinsames
räumliches Umfeld, ähnliche Lebenslagen, gemeinsame Werte und Präferenzen.
Innerhalb der Vielzahl möglicher Settings konzentriert der FGÖ seine Arbeit auf folgende Settings:
A Kindergarten und Schule
A Arbeitsplatz
A Kommunales Setting – Gemeinde/Stadt/Region
A Beratungs- und Sozialeinrichtungen
Auch das Setting Familie spielt eine größere Rolle, vor allem bei der Transferinitiative und im
Rahmen der Initiative „Auf gesunde Nachbarschaft!“. Dabei kooperieren oft Gesundheits-,
Beratungs- und Sozialeinrichtungen mit Gemeinden und Stadtteilen.
Jahrelange Erfahrung in der Gesundheitsförderung zeigt, dass in vielen Bereichen ein settingübergreifender Ansatz (z.B. Gemeinde und Betrieb oder Gemeinde und Schule) erfolgsversprechend und nachhaltig ist. Daher wird settingübergreifenden Vorhaben mehr Bedeutung
zugemessen.
1.2.5 Nachhaltigkeit und Transferierbarkeit
Nachhaltigkeit und der Transfer von Projekterfahrungen und -ergebnissen sind wesentliche
Grundprinzipien der Gesundheitsförderung, die in der Arbeit des FGÖ von steter Relevanz sind.
15
Nachhaltigkeit auf Projektebene beinhaltet zunächst die Frage, ob die optimierten Strukturen,
Prozesse und Verhaltensweisen über die Projektdauer hinaus Bestand haben (statische Nachhaltigkeit). Wichtig für die Aufrechterhaltung von Veränderungen ist, Vorkehrungen zu treffen,
damit die Innovationen auch an sich ändernde Bedingungen angepasst werden (dynamische
Nachhaltigkeit).
Nachhaltigkeitsplanung auf Projektebene bedeutet, dass bereits zu Projektbeginn über den
Zeithorizont des Projektes hinaus geplant werden muss. Nachhaltigkeit wird aber auch dadurch
gesichert, dass Methoden, Wissen und Erfahrungen aus dem Projekt so gestaltet und aufbereitet werden, dass diese auch für andere Organisationen und Zielgruppen anwendbar sind und
so Transferierbarkeit (Verbreitung) eingeplant wird.
Förderung der Nachhaltigkeit
Der FGÖ hat sich zum Ziel gesetzt, eine bewusstere Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit zu fördern und die Nachhaltigkeit im Rahmen der Projektförderung zu verbessern.
Eine frühzeitige Auseinandersetzung und eine entsprechende Planung sollen zu klaren und
realistischen Erwartungen hinsichtlich der Nachhaltigkeit führen. Aktivitäten, Strukturveränderungen und Wirkungen sollen nicht nur nach Projektende fortbestehen, Aktivitäten sollen auch
an sich ändernde Rahmenbedingungen angepasst werden.
Um Fördernehmerinnen/Fördernehmern und interessierten Akteurinnen/Akteuren Unterstützung bei der Planung, Umsetzung und Evaluation von Nachhaltigkeit anzubieten, wird das
Factsheet „Qualitätskriterien“ verbreitet, das eine Checkliste zur Nachhaltigkeit enthält.
(Siehe http://info.projektguide.fgoe.org/index.php?id=qualitaetskriterien).
Förderung des Transfers von Wissen und Erfahrungen
Die Gesundheitsförderung hat inzwischen eine Entwicklungsstufe erreicht, auf der eine Vielzahl
von erfolgreich realisierten Projekten existiert, die sich für eine breitere Umsetzung im Rahmen
von Programmen eignen würden. Um diese Ressourcen stärker zu nutzen, werden für den
Transfer von Erfahrungen und Wissen seitens des FGÖ gezielte Aktivitäten angeboten. Die
Transferinitiative „Wirksames verbreiten“ soll weiter geführt werden. Das Vorhaben, erfolgreiche Projekte im Rahmen dieser Transferinitiative zu verbreiten, wird durch Maßnahmen zu Kapazitätenaufbau und Netzwerkbildung unterstützt und soll dadurch auch nachhaltig gesichert
werden (siehe Kap. 2.3.1).
Projekt- und Evaluationsberichte werden auf der geplanten neuen Projektwebsite der GÖG/des
FGÖ leichter auffindbar sein. Breitere Such- und Auswertungsmöglichkeiten werden vorhanden sein. Damit sollen Entscheidungsträger/innen und Projektumsetzer/innen von vorhandenen
Projekterfahrungen mehr als bisher profitieren können und einfacher potenzielle Kooperationspartner/innen finden.
Es sind alle Förderwerber/innen dazu aufgefordert, vor und während des Projektes Möglichkeiten zur Sicherung der Nachhaltigkeit und des Transfers zu reflektieren und konkret zu planen.
16
1.3
Handlungsleitende Strategien
1.3.1 Rahmen-Gesundheitsziele (R-GZ)
Auf Basis eines Beschlusses der Bundesgesundheitskommission und des Ministerrates wurden
in den Jahren 2011-2012 in einem breit angelegten Prozess, unter der Federführung des
Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) und unter Einbeziehung der Bevölkerung sowie
aller wesentlichen Politik- und Gesellschaftsbereiche, 10 Rahmen-Gesundheitsziele für Österreich (siehe Anhang „Rahmen-Gesundheitsziele“) entwickelt (Bundesministerium für Gesundheit, 2012). In der derzeit laufenden zweiten Prozessphase wird an der Konkretisierung
der Rahmenziele in Form von intersektoral besetzten Arbeitsgruppen gearbeitet und so eine
Gesamtstrategie zur Umsetzung erstellt (www.gesundheitsziele-oesterreich.at).
Der FGÖ ist einerseits an der Begleitung und Steuerung des Gesamtprozesses sowie einzelner
Arbeitsgruppen (im R-GZ Prozessbegleitteam der GÖG) und andererseits als Organisation
selbst als Teilnehmer in Arbeitsgruppen (bisher zu den R-GZ 1, 2, 3 und 8) und als Umsetzer
von Maßnahmen beteiligt.
Bei folgenden Aktivitäten hat der FGÖ, zumeist gemeinsam mit andern Akteurinnen/Akteuren, die Koordination übernommen:
A „Capacity Building“ für sektorenübergreifende Gesundheitsförderung (R-GZ 1)
A Politikfeldübergreifenden Dialog fördern (R-GZ 1)
A „Capacity Building“ zu Betrieblicher Gesundheitsförderung bei betrieblichen
Akteurinnen/Akteuren durch Fort- und Weiterbildung mittels Seminarprogramm und
durch andere Veranstaltungsformen zum Informationstransfer (R-GZ 1)
A Netzwerk zum Austausch von Gesundheitsförderungsakteurinnen/-akteuren
(Vernetzung der Netzwerke) (R-GZ 1)
A Integrierte Gesundheitsförderung in Pflege- und Betreuungseinrichtungen (R-GZ 1)
A Strategische Förderung gesundheitlicher Chancengerechtigkeit durch den FGÖ (R-GZ 2)
Koordinationsstelle der Österreichischen Plattform Gesundheitskompetenz (ÖPGK, R-GZ 3)
Der FGÖ ist darüber hinaus an zahlreichen weiteren Umsetzungsmaßnahmen ohne Koordinationsfunktion beteiligt.
1.3.2Gesundheitsförderungsstrategie
Im März 2014 wurde die Gesundheitsförderungsstrategie (GF-Strategie) als Teil des BundesZielsteuerungsvertrags Gesundheit von Bund, Ländern und Sozialversicherungen abgeschlossen. Diese Strategie definiert für die Gesundheitsförderungsfonds auf Landesebene und für
die Verwendung der Vorsorgemittel verbindliche Kriterien und stellt auch für den FGÖ eine
maßgebliche Orientierung dar. Die Grundsätze und Qualitätskriterien, welche die Gesundheitsförderungsstrategie leiten, entsprechen den Maßstäben, an denen die Aktivitäten und Förderungen des FGÖ orientiert sind. Die Einrichtung der Gesundheitsförderungsfonds auf Landesebene und die im Rahmen der GF-Strategie intendierte breite Abstimmung der Aktivitäten wird
17
seitens des FGÖ als Chance gesehen, Gesundheitsförderung stärker in die Breite zu bringen,
Kapazitäten weiter zu entwickeln und durch verbesserte Koordination noch besser zu nutzen.
Der FGÖ bringt seine langjährige Erfahrung als Kompetenzstelle für Gesundheitsförderung und
als nationale Förderstelle in die Umsetzungsprozesse der Gesundheitsförderungsstrategie ein.
Das Monitoring der Gesundheitsförderungsstrategie ist dabei ein wesentliches Element, in dem
der FGÖ eine aktive und koordinierende Funktion übernommen hat.
Monitoring der Gesundheitsförderungsstrategie
Zur gemeinsamen inhaltlichen Abstimmung und für eine zielgerichtete Vorgehensweise der
Vertragspartner/innen des Bundes-Zielsteuerungsvertrags wurde 2014 ein Umsetzungskonzept
für das Monitoring der Gesundheitsförderungsstrategie entwickelt und beschlossen.
Das Monitoring hat fünf Hauptziele:
1. Beobachtung der Erreichung der grundlegenden Ziele zur Weiterentwicklung der
Gesundheitsförderungsstrategie
2. Beobachtung der Mittelverwendung nach inhaltlicher Schwerpunktsetzung und der
Einhaltung von Grundsätzen und Qualitätskriterien der Gesundheitsförderungsstrategie
3. Beobachtung der Wirkung der Gesundheitsförderungsstrategie
4. Überregionales Lernen und Vernetzung in der Projektdurchführung
5. Datengenerierung für wissenschaftliche Forschung
Aufbauend auf dem Umsetzungskonzept für das Monitoring der Gesundheitsförderungsstrategie
hat der FGÖ 2015 auf Beschluss der Bundeszielsteuerungskommission (BZK) gemeinsam mit den
Partnern der Zielsteuerung Gesundheit ein Integriertes Datenerfassungs- und Dokumentationssystem (IDDS) entwickelt. Es erfasst bislang die Aktivitäten der Landesgesundheitsförderungsfonds.
2016 wird auch das Berichtswesen der Vorsorgemittel in das vorab genannte Datenerfassungsund Dokumentationssystem eingegliedert. Die Prüfung der Vorsorgemittel-Berichte obliegt der
„Koordinationsstelle Vorsorgemittel“, die vom FGÖ fachlich unterstützt wird. Darüber hinaus
wird der FGÖ die von ihm geförderten Projekte ebenfalls in das Dokumentationssystem integrieren. 2016 wird vom FGÖ mit den Partnerinnen und Partnern der Zielsteuerung Gesundheit
und mit Unterstützung des IfGP der erste Bundesmonitoringbericht erstellt werden.
Die Weiterentwicklung und Anpassung des bislang entwickelten Dokumentationssystems zielt
im Jahr 2016 auf die Integration des Monitorings der Rahmen-Gesundheitsziele und der Kinder- und Jugendgesundheitsstrategie ab.
Die Ergebnisse des Monitorings der Gesundheitsförderungsstrategie sollen eine Grundlage für
die Weiterentwicklung der Gesundheitsförderungsstrategie ab 2017 darstellen. Der FGÖ wird
diese Ergebnisse ebenso für seine weiteren Planungen berücksichtigen. Er sieht seine Aufgabe
darin, langfristig die Lernerfahrungen aus Projekten, die erstmals Ende 2016 erfasst sein sollten, zu bewerten und aufbauend auf den Ergebnissen des Monitorings mit den verschiedenen
Akteurinnen/Akteuren der Gesundheitsförderung Vernetzungsaktivitäten zu organisieren.
18
1.3.3 Zielgruppen- und themenspezifische Strategien
Der FGÖ berücksichtigt in seiner Arbeit bestehende nationale Strategien, die an Schwerpunktthemen oder relevante Zielgruppen der Gesundheitsförderung anknüpfen. Es handelt sich dabei beispielsweise um:
Zielgruppenspezifische Policies:
A Kinder- und Jugendgesundheitsstrategie
A Aktionsplan Frauengesundheit
Themenspezifische Policies:
A Rahmen-Gesundheitsziele für Österreich
A Nationaler Aktionsplan Bewegung NAP.b
A Nationaler Aktionsplan Ernährung NAP.e
A Konzept SUPRA – Suizidprävention Austria, Nationale Strategie zur psychischen
Gesundheit (Bundesministerium für Gesundheit, 2012)
A Strategie Psychische Gesundheit der österreichischen Sozialversicherung
A Österreichische Demenzstrategie
Darüber hinaus werden auch internationale Strategien, die an den Determinanten und Lebenswelten ansetzen bzw. definierte Zielgruppen adressieren, berücksichtigt, wie beispielsweise:
A IMHPA Strategy (Implementing Mental Health Promotion Action)
A WHO Mental Health Action Plan 2013-2020
A Health 2020 (WHO Europa)
A Physical activity strategy for the WHO European Region 2016–2025
1.3.4 FGÖ Rahmen-Arbeitsprogramm
Im Jahr 2016 wird ein mehrjähriges Rahmen-Arbeitsprogramm (Laufzeit in Abstimmung unter anderem mit der Finanzausgleichsperiode, Gesundheitsförderungsstrategie) erstellt, um die
lang- und mittelfristigen Ziele und Strategien des Fonds Gesundes Österreich zu definieren. Das
FGÖ Rahmen-Arbeitsprogramm wird mit relevanten Akteurinnen/Akteuren der Gesundheitsförderung abgestimmt. Insbesondere das Kuratorium und der Wissenschaftliche Beirat des FGÖ
werden in den Entwicklungsprozess einbezogen.
19
2
Gesundheitsförderung in der Praxis
2.1
Das kommunale Setting: Gemeinde,
Stadt(teile) und Regionen
Grundsätzlich umfasst das kommunale Setting alle Lebensbereiche − Wohnen, Ausbildung,
Arbeit, Freizeit. Dementsprechend breit ist auch die Palette der Themen, die im kommunalen
Setting bearbeitet werden können, und entsprechend vielfältig sind die Zielgruppen. Bürger/innen können in ihrem bürgerschaftlichen Engagement in den Lebenswelten des Alltags, in ihrem
unmittelbaren Lebensumfeld, erreicht werden (Göpel, E., GesundheitsAkademie e.V., 2010).
Ältere Menschen können vorwiegend im kommunalen Setting in Gesundheitsförderungsprojekte einbezogen werden, auch der Zugang zu sozial benachteiligten Gruppen gelingt im
kommunalen Setting leichter.
Besonders eingeladen, Förderungen zu beantragen, werden Antragsteller/innen, deren Konzept darauf ausgelegt ist, im Sinne der Förderung gesundheitlicher Chancengerechtigkeit gesundheitsgefährdete Personengruppen zu erreichen, und die dabei den Fokus vor allem auf
Menschen und Familien mit besonderen Betreuungspflichten richten.
Im Rahmen der Förderschiene „Kommunale Projekte ‚Gemeinsam gesund in…‘“ (siehe Kap.
3.1.3) liegt der Schwerpunkt auf der Initiierung von Gesundheitsprojekten von Gemeinden und
Städten oder Stadtteilen, die sich dem Thema „Auf gesunde Nachbarschaft!“ widmen. Besonderes Augenmerk soll auf die soziale Einbindung und Unterstützung von Personengruppen
gelegt werden, die (vorübergehend) weniger am sozialen Leben teilhaben oder unter höheren
Belastungen stehen.
2.1.1 Vernetzung im Bereich kommunale
Gesundheitsförderung
Das Thema „Gesunde Lebenswelt“ ist ein priorisierter Schwerpunkt in der Umsetzung der Gesundheitsförderungsstrategie 2013–2016. In Anlehnung daran möchte der FGÖ Gemeinden,
Städte und Regionen als Partner/innen für die Umsetzung von Gesundheitsförderungsprojekten gewinnen. Es bedarf dazu der Nutzung, Mobilisierung und Vernetzung bestehender Strukturen sowie der Erarbeitung von Implementierungshilfen für die Praxis.
Im Jahr 2016 werden die in den Vorjahren bereits begonnen Aktivitäten, wie der spezifische
Kapazitätenaufbau für Gesundheitsförderung im kommunalen Setting, fortgeführt.
Im Rahmen des Kapazitätenaufbaus für Gesundheitsförderung im kommunalen Setting werden Vernetzungsaktivitäten mit Vertreterinnen/Vertretern aus dem kommunalen Verwaltungsbereich sowie aus Organisationen der Gesundheitsförderung und Institutionen, die daran
anschlussfähige Themen bearbeiten, initiiert. Ziele sind, einen Austausch zwischen den unterschiedlichen Akteurinnen/Akteuren zu ermöglichen, den jeweiligen Ist-Stand aufzuzeigen und
20
die Ergebnisse daraus als Basis für weitere Aktivitäten zur Gesundheitsförderung auf kommunaler Ebene zu nutzen.
Zudem werden die Bürgermeister/innen-Seminare (siehe Kap. 3.2.1) weitergeführt, und es
sollen aufbauend auf den Erfahrungen der Aktivitäten zur Initiative „Auf gesunde Nachbarschaft!“ (siehe Kap. 2.6.2) Fortbildungsveranstaltungen für regionale Partner/innen zur Unterstützung und Begleitung von Gemeinden und Städten bei der Gesundheitsförderung im
kommunalen Setting durchgeführt werden.
2.2
Gesundheit und Arbeit:
Betriebliche Gesundheitsförderung
Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) umfasst entsprechend der Luxemburger Deklaration in der Europäischen Union (1997) alle gemeinsamen Maßnahmen von Arbeitgeberinnen/
Arbeitgebern, Arbeitnehmerinnen/Arbeitnehmern und der Gesellschaft zur Verbesserung von
Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz.
Die Kombination von Ansätzen zur Schaffung von adäquaten, unterstützenden Bedingungen
und Strukturen im Setting Arbeitswelt in Verbindung mit der Befähigung der Menschen, ihren
Lebensstil gesünder zu gestalten, macht − kurz gefasst − das Wesen der BGF aus. Dies korrespondiert direkt mit den Österreichischen Rahmen-Gesundheitszielen, insbesondere mit Ziel 1
„Gesundheitsförderliche Lebens- und Arbeitsbedingungen für alle Bevölkerungsgruppen durch
Kooperation aller Politik- und Gesellschaftsbereiche schaffen“ sowie Ziel 3 „Gesundheitskompetenz der Bevölkerung stärken“. Empowerment und Partizipation gehören in der BGF zu den
Qualitätskriterien und sind somit ein wesentlicher Bestandteil im Umsetzungsprozess von BGFProjekten und ein Erfolgsfaktor zur Sicherung der Nachhaltigkeit. Auch im Nationalen Aktionsplan Bewegung werden das Arbeitsumfeld und die BGF als geeignete Handlungsebenen bzw.
Strategien ausführlich behandelt.
Ziel 5 „Durch sozialen Zusammenhalt die Gesundheit stärken“ findet im Ansatz des Sozialkapitals von Organisationen (Badura et al., 2008) seinen Niederschlag. Dieser richtet den Blick
auf zwischenmenschliche Beziehungen und gemeinsame Überzeugungen, Werte und Regeln
im Unternehmen. Diversitäts- und Genderaspekte werfen in diesem Zusammenhang zentrale
Fragestellungen auf. Dieser Ansatz wird um die Berücksichtigung weiterer wesentlicher Aspekte, wie der Bedeutung der psychosozialen Gesundheit in der modernen Dienstleistungsgesellschaft unter der Bezeichnung „Kultur der Achtsamkeit für Gesundheit“ (Badura & Steinke,
2011; vgl. Leoni 2012), ergänzt.
Der FGÖ legt daher bereits bei der Konzipierung und Begutachtung von Projektanträgen sowie
bei der Umsetzung von BGF-Projekten großes Augenmerk auf die ausreichende Berücksichtigung von verhältnis- und verhaltensorientierten Maßnahmen zur Stärkung der psychosozialen
Gesundheit im betrieblichen Setting.
21
Darüber hinaus wird seitens des FGÖ die Nutzung von Synergien durch gelingende Ausgestaltung von Nahtstellen zwischen BGF und Arbeitnehmer/innenschutz – im Sinne eines gelebten
HIAP-Prozesses - im Rahmen der Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastungen aktiv unterstützt. Dadurch leistet der FGÖ nicht nur einen Beitrag zum Ziel 9 „Psychosoziale Gesundheit in
allen Bevölkerungsgruppen stärken“, sondern schafft in vielen Betrieben die Grundlage für die
Implementierung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements.
2.2.1 Förderung von BGF-Projekten
Nach wie vor sind aufgrund der Struktur der österreichischen Betriebslandschaft Klein- und
Mittelbetriebe (KMU), und hier besonders Klein- und Kleinstbetriebe (KKU), im Fokus der FGÖFörderungen.
Der FGÖ setzt in der Förderung auch 2016 weiterhin einen Schwerpunkt auf Betriebe, die
zu einem hohen Anteil niedrig qualifizierte und/oder gering entlohnte Mitarbeiter/innen und
daher eine besondere gesundheitliche Belastung und einen besonderen Bedarf an Intervention
zur Förderung von gesundheitlicher Chancengerechtigkeit aufweisen, sowie auf Betriebe, bei
deren Mitarbeiterinnen/Mitarbeitern hinsichtlich körperlicher und/oder psychischer Beanspruchung ein hoher Belastungsgrad besteht. Darüber hinaus soll die Gesundheit weiblicher Arbeitskräfte, insbesondere Arbeiterinnen und Frauen in Teilzeitbeschäftigungsverhältnissen, im
Fokus beantragter BGF-Projekte stehen.
Wie erfolgreiche Pilotprojekte zeigten, kann die Zusammenarbeit von Interessensvertretungen
auf Branchenebene (Gewerkschaften, Innungen, Fachverbände) einen niederschwelligeren Zugang zu BGF in KMU ermöglichen. Daher wird dieser Ansatz durch den FGÖ weiter verfolgt.
Insbesondere sollen dabei Branchen Beachtung finden, deren Beschäftigte besonderen Bedarf
an Gesundheitsförderung aufweisen (z.B. Bau, Metall). Der FGÖ leistet damit einen Beitrag,
Menschen länger gesünder im Arbeitsleben zu halten und vorzeitige, gesundheitsbedingte
Pensionierungen zu vermeiden.
Als Teil der Umsetzung der Ziele im Aktionsplan Frauengesundheit (BMG & BMBF, 2015) wird der
FGÖ bei Förderanträgen in der BGF der Chancengerechtigkeit im Hinblick auf Gender bzw. der
Gendersensibilität gesteigert Aufmerksamkeit schenken. Insbesondere sollen frauenspezifische
Themen verstärkt in BGF-Projekten bearbeitet und frauenspezifische Zugänge unterstützt werden.
Weiters sollen Projekte, bei denen folgende Themen bzw. Aspekte wesentlich sind, bevorzugt
gefördert werden:
A Gesundes Führen
A Migration
A Alter(n)sgerechtigkeit
A Gender/Diversität
22
2.2.2 Aktivitäten und Angebote in der BGF
BGF ist ein integraler Bestandteil der Rahmen-Gesundheitsziele mit dem eigenen Wirkungsziel:
„Arbeitswelten, insbesondere Betriebe, die sich systematisch und strukturiert mit dem Erhalt
und der Verbesserung von Gesundheit auseinandersetzen, ausbauen“. Im Zentrum stehen dabei für den FGÖ die Weiterentwicklung und die Ausweitung der Maßnahmen zur Qualitätssicherung in der BGF, die im Dialog mit den Partnerinnen/Partnern und Stakeholdern der BGF
in Österreich umgesetzt werden. Ein Fokus des FGÖ liegt auch hier auf der Verbesserung von
gesundheitlicher Chancengerechtigkeit und der Gesundheitskompetenz.
Diesbezüglich unterstützt der FGÖ die Qualitäts- und Nachhaltigkeitssicherung von BGF durch
die Förderung des Österreichischen Netzwerks für Betriebliche Gesundheitsförderung (ÖNBGF)
und seines dreistufigen Qualitätssicherungsprogramms (BGF-Charta, -Gütesiegel, -Preis).
Der FGÖ setzt das bewährte Fort- und Weiterbildungsprogramm BGF Know-how im Sinne des
„Capacity Buildings“ in Unternehmen, d. h. von betriebsinternen Akteurinnen und Akteuren,
fort. Das Programm wird regelmäßig an die Bedürfnisse der Zielgruppe angepasst, wobei der
Fokus in den einzelnen Seminaren verstärkt auf den operativen Umsetzungsmöglichkeiten,
insbesondere Projektleitung, Gesundes Führen, Gesundheitszirkel und Nachhaltigkeit von BGF,
von Genderaspekten und Chancengerechtigkeit liegt. Nach etlichen Umsetzungsjahren des
BGF-Seminarprogramms wird zur Qualitätssicherung und Zukunftsplanung eine ergebnisbewertende (summative) Evaluation anhand der Feedbackbögen (2013-2015) und eine Bedarfserhebung für das gesamte Bildungsnetzwerk vorgenommen werden (vgl. auch Kapitel 3.2).
Um die qualitätsvolle Verbreitung der BGF von Kleinstbetrieben voranzutreiben wird sich der
FGÖ 2016 verstärkt methodischer Fragen der Umsetzbarkeit von BGF in Klein- und Kleinstbetrieben annehmen, dazu ein Pilotprojekt mit strategischen und operativen Partnerinnen und
Partnern lancieren und zur erfahrungsbasierten Evidenz beitragen.
Ein wichtiger Treiber für Betriebe, sich für BGF zu entscheiden, ist der ökonomische Nutzen von
BGF, der mittlerweile durch zahlreiche Studien und Übersichtsarbeiten belegt ist (vgl. Bräunig &
Kohstall, 2015; Pieper et al., 2015). Die Frage ist immer noch, wie der ökonomische Nutzen eines umfassenden BGF-Projekts bewertet werden kann. Im Sinne einer Unterstützung soll 2016
ein praxisnaher Leitfaden für betriebliche Entscheidungsträger/innen („How-to-do Guide“ mit
Anwendungsbeispielen und Tools) vorbereitet und für die Praxis der BGF 2017 zur Verfügung
gestellt werden (z.B. im Rahmen der FGÖ-Reihe Wissen).
Zur qualitativen Weiterentwicklung sollen Aspekte der gesundheitlichen Chancengerechtigkeit
in der BGF weiter ausgearbeitet werden.
Im Anschluss an die vom FGÖ in Kooperation mit Partnerorganisationen aus Deutschland und
der Schweiz erfolgreich umgesetzte 2. BGF-Dreiländertagung in Bregenz startet 2016 die Planung der 3. BGF-Dreiländertagung, die 2018 in Konstanz stattfinden wird. Der FGÖ plant,
sich 2016 wieder verstärkt der Förderung der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens
im Bereich Arbeitswelt im Rahmen der Joint Action der Europäischen Union zu widmen (vgl.
23
http://www.mentalhealthandwellbeing.eu/). Gemeinsam mit anderen Akteuren/Akteurinnen
verschiedener europäischer Länder (AT: Kooperation/Tandem FGÖ und ÖNBGF) soll das Ziel verfolgt werden, betriebliche Akteurinnen und Akteure (z.B. KMUs bis überbetriebliche Multiplikatorinnen/Multiplikatoren) für das zunehmend wichtigere Thema der psychischen Gesundheit
zu sensibilisieren.
2.3 Gesundheitsförderung mit Sozial- und
Beratungseinrichtungen
2.3.1 Transferinitiative „Wirksames verbreiten“
Erfolgreich umgesetzte Projekte in Beratungs- und Sozialeinrichtungen haben gezeigt, dass dort
die Gesundheit einkommensschwacher und bildungsunerfahrener Personen wirksam gefördert
werden kann. Das ist insofern bedeutsam als diese im Vergleich mit anderen Personengruppen
gesundheitlich benachteiligt sind. Sie leben ungesünder, sind öfter krank und sterben früher.
Diese Projekte tragen somit dazu bei, dass keine Personengruppe von der Gesundheitsförderung ausgeschlossen bleibt und mehr gesundheitliche Chancengerechtigkeit erreicht wird.
Die modellhaften Projekte wurden in einzelnen Einrichtungen erprobt und wissenschaftlich begleitet. Dadurch ist belegt, dass die Maßnahmen positiv wirken. Damit diese positiven Wirkungen nicht nur einem kleinen Personenkreis zugutekommen, hat der FGÖ die Transferinitiative
„Wirksames verbreiten - Gute Praxis zur Förderung gesundheitlicher Chancengerechtigkeit in
Sozial- und Bildungseinrichtungen verankern“ ins Leben gerufen und begonnen, auf Basis der
Modellbeispiele Konzepte zu entwickeln, damit vergleichbare Projekte in weiteren Beratungsund Sozialeinrichtungen umgesetzt werden können.
Vorrangige Ziele der Transferinitiative sind:
A Erworbenes Wissen und Erfahrungen aus Pilot-/Modell-Projekten in vergleichbare
Organisationen bringen.
A Settings/Organisationen/Netzwerke/Entscheidungsträger/innen identifizieren, bei denen
eine breitere Umsetzung von erprobten Gesundheitsförderungsaktivitäten vorstellbar ist.
A Settings/Organisationen/Netzwerke/Entscheidungsträger/innen dafür gewinnen, sich
dieser Transferinitiative anzuschließen.
A Gesundheitsförderung wird im Kerngeschäft der teilnehmenden Einrichtungen
nachhaltig verankert.
A Bei der Umsetzung der Maßnahmen gemachte Erfahrungen sollen in Netzwerken
geteilt werden.
24
2.3.2 Gesundheitsförderung für Lehrlinge in
arbeitsmarktbezogenen Jugendmaßnahmen
Lehrlinge in überbetrieblichen Lehrausbildungseinrichtungen sind eine prioritäre Zielgruppe,
die aufgrund der Datenlage einen Bedarf an spezifischen Gesundheitsförderungsmaßnahmen
hat, bislang aber noch kaum mit Gesundheitsförderungsmaßnahmen erreicht wurde. (Fonds
Gesundes Österreich, 2015a)
Die Lehrzeit ist ein sehr wichtiger Abschnitt im Leben von Jugendlichen. Sie ist für diese von umfassenden Veränderungen begleitet, die oft mit mehrfachen Belastungssituationen einhergehen.
Den ausbildenden Unternehmen und den Ausbilderinnen/Ausbildern kommt damit eine wichtige
Rolle zu. Neben der Stärkung des Bewusstseins für ganzheitliche Gesundheitsförderung (physische, psychische und soziale Gesundheit) bei den Jugendlichen spielen vor allem die Schaffung
gesundheitsförderlicher Umwelten in der Lehrlingsausbildung sowie die Vermittlung von Wissen
über gesunde Verhaltensweisen innerhalb der Lehrlingsausbildung eine wesentliche Rolle.
Für viele Jugendliche ist es schwierig, überhaupt eine Lehrstelle zu finden. In überbetrieblichen
Lehrausbildungseinrichtungen haben Jugendliche, die am herkömmlichen Arbeitsmarkt keine
Lehrstelle finden, die Chance, eine Lehre abzuschließen.
Im Rahmen des Schwerpunkts werden daher speziell überbetriebliche Lehrausbildungseinrichtungen angesprochen, Gesundheitsförderungsprojekte beim FGÖ einzureichen und durchzuführen. Im Vorfeld wurden Daten zur Lehrlingsgesundheit in Österreich recherchiert und zur
Verfügung gestellt. Zur Unterstützung bei der Umsetzung werden Vernetzung und Kooperationen mit folgenden Stakeholdern angestrebt: BMG, BMASK, AMS, Sozialministeriumsservice,
AK, WKO, HVB, GKKs. Das AMS, der HVB, die WGKK, die StGKK, die SGKK und die WiG haben
sich 2015 dazu bereit erklärt, Transferprojekte finanziell zu unterstützen.
Die 2014/2015 eingereichten und geförderten Transferprojekte werden bis Ende 2016 durchgeführt. Die durchführenden Personen werden laufend vom Transferprojektkernteam und in
der praktischen Umsetzung von Vertreterinnen/Vertretern der Lehrlingsstiftung Eggenburg beraten. Weiters erhalten sie bei Bedarf Schulungsmaßnahmen und auch die Möglichkeit, sich
regelmäßig zu vernetzen und auszutauschen. Während des Projektzeitraums ist die Erarbeitung
eines Handbuchs geplant, in dem sämtliche Erfahrungen und Ergebnisse des Transferprozesses
zusammengefasst werden. Dieses soll später weiteren interessierten Einrichtungen der überbetrieblichen Lehrausbildung zur Verfügung gestellt werden. In Form eines fachlichen Beirats wird
der Prozess der Transferinitiative „Gesundheitsförderung für Lehrlinge in arbeitsmarktbezogenen Jugendmaßnahmen“ von einem multisektoral besetzten Lenkungsausschuss begleitet.
25
2.3.3 Gesundheitsförderung im Rahmen der
Kinder- und Jugendhilfe
2014 wurde mit dem Dachverband Österreichischer Jugendwohlfahrtseinrichtungen (DÖJ) ein Konzept zur Gesundheitsförderung in der Jugendhilfe entwickelt, das gesundheitsförderliche Handlungsmöglichkeiten in der Vielfalt der Settings der Jugendhilfe beschrieben und Beispiele guter
Praxis identifiziert hat. Darauf aufbauend wurden 2015 Beispiele guter Praxis in Form eines Handbuches praxisnahe aufbereitet. Dieses Handbuch und Umsetzungsunterstützung durch den DÖJ sollen
2016 die Umsetzung von Projekten in diesem Setting weiter forcieren. Vernetzungsaktivitäten zu
diesem Schwerpunkt zwischen Einrichtungen und Behörden der Kinder- und Jugendhilfe sowie
kooperierenden Organisationen und Vereinen sollen anknüpfend an die 2015 durchgeführte Satellitenveranstaltung zur FGÖ Gesundheitsförderungskonferenz fortgesetzt werden.
2.3.4 Gesundheitsförderung in der Schuldenberatung
2014 wurde mit der asb-Schuldenberatung ein Konzept zur Gesundheitsförderung im Setting
Schuldenberatung entwickelt. Die Erfahrungen aus österreichischen und internationalen Projekten sind aufbereitet und wurden auch mit den Akteurinnen/Akteuren der Schuldenberatung
im Hinblick auf Umsetzbarkeit reflektiert. Der FGÖ hat 2015 mit der asb-Schuldenberatung den
gezielten Austausch und die Vernetzung von Einrichtungen der Schuldenberatung und Sozialund Gesundheitseinrichtungen gestartet. Dieser Austausch dient zunächst der Bewusstseinsbildung bei den Akteurinnen/Akteuren hinsichtlich der Zusammenhänge von Schulden und
Gesundheit. Auf dieser gemeinsamen Reflexion basierend sollen 2016 regionale Kooperationsnetzwerke aufgebaut werden, die schließlich auch zu verbesserter und verstärkter Kooperation
und Abstimmung von Aktivitäten führen sollen.
2.3.5 Gesundheitsförderung für Migrantinnen
und Migranten
Kumulieren bei Personen Faktoren wie Migrationshintergrund, Fluchterfahrung, keine/geringe
Deutschkenntnisse, geringe Bildung, etc. sind diese oft auch mit besonderen gesundheitlichen Herausforderungen konfrontiert. Zugleich sind auch Angebote der Gesundheitsförderung, Prävention
und Gesundheitsversorgung aus unterschiedlichen Gründen schwerer zugänglich. Für die präsente
Frage der Zielgruppenerreichung im diesem Bereich wird – gemeinsam mit Partnerinnen/Partner
und operativ umgesetzt durch die GÖG Abteilung Gesundheit und Gesellschaft – ein Leitfaden
unter dem Arbeitstitel „Migration und Gesundheit - Optimale Zugangswege zur Erreichung sozioökonomisch benachteiligter Personen mit Migrationshintergrund“ erarbeitet und verbreitet.
Die aktuellen Migrationsentwicklungen verlangen nach gemeinsamem Handeln. Der FGÖ widmet daher die Jahreskonferenz 2016 sowie eine Ausgabe des FGÖ-Magazins diesem Thema.
Zur Förderung der Gesundheit von Menschen mit Migrationshintergrund, Asylwerberinnen/
Asylwerbern und Flüchtlingen fördert der FGÖ bevorzugt Projekte mit und für diese Zielgruppen und deren Umfeld.
26
2.3.6 Gesundheitsförderung in Einrichtungen der
Pflege- und Langzeitbetreuung
In Einrichtungen der Pflege- und Langzeitbetreuung ergeben sich für Gesundheitsförderung viele
Anknüpfungspunkte, aber auch ganz besondere Herausforderungen. Im Rahmen einer Kooperation mehrerer Partner/innen hat das Projekt „Gesundheit hat kein Alter“ aus wissenschaftlicher und
praktischer Perspektive Grundlagen und Handlungsanleitungen für Gesundheitsförderung in diesem Setting entwickelt. Diese Erfahrungen wurden in der Steiermark aufgegriffen und im Rahmen
eines Förderprojektes wird eine Übertragung und Weiterentwicklung von Gesundheitsförderung in
mehreren Heimen und eine landesweite Vernetzung zu diesen Anliegen umgesetzt. Die gemeinsame Betrachtung und Bearbeitung der Anliegen von Bewohnerinnen/Bewohnern, Angehörigen
und Beschäftigten in diesem Setting, die auch im Projekthandbuch „Gesundheitsförderung im Seniorenwohnhaus praktisch umsetzen“ zusammengefasst sind, werden vom FGÖ weiterhin explizit
unterstützt, ebenso der Erfahrungsaustausch zu diesem Thema.
2.4Kindergarten/Schule
Wissen, Einstellungen und Verhaltensweisen im Zusammenhang mit Gesundheit und Krankheit
werden bereits im frühen Kindesalter erworben. Es gilt daher, die Gesundheit von Kindern und
Jugendlichen zu stärken und gesundheitliche Chancengerechtigkeit zu fördern. Schule und Kindergarten, aber auch die außerschulische Jugendarbeit, sind deshalb ein zentrales Interventionsfeld der Gesundheitsförderung. Schulische Gesundheitsförderung soll dazu beitragen, die Folgen
ungleicher sozialer Gesundheitschancen von Kindern und Jugendlichen positiv zu beeinflussen.
Das Bundesministerium für Gesundheit initiierte den Kindergesundheitsdialog, dessen Ziel es
war, zusammen mit Expertinnen/Experten aus Wissenschaft, Praxis und Politik eine Strategie
zur nachhaltigen Verbesserung der Gesundheit aller Kinder in Österreich zu entwickeln. Die
daraus resultierende Kinder- und Jugendgesundheitsstrategie ist unter anderem Grundlage der
Fördervergabe des FGÖ.
Der FGÖ orientiert sein Handeln an den Rahmen-Gesundheitszielen, so auch am Ziel 6 „Gesundes Aufwachsen für alle Kinder und Jugendlichen bestmöglich gestalten“.
Neben den bereits laufenden Aktivitäten werden im Jahr 2016 folgende Schwerpunkte gesetzt:
A Unterstützung durch Know-how-Transfer von regionalen Netzwerkstrukturen, wie z.B.
den Netzwerken der Gesunden Schulen in den Bundesländern.
A Partnerschaften und Kooperationen im Rahmen gemeinsam abgestimmter Aktivitäten,
insbesondere mit dem BMBF, den Pädagogischen Hochschulen sowie den Sucht- und
Präventionsstellen der Länder.
Projekte von Schulen, die über eine gute Verbindung zwischen Gesundheitsförderung und
Schulentwicklung verfügen bzw. Projekte von Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen,
die in sozialen Brennpunkten liegen oder einen hohen Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund haben, sowie Projekte in Berufsschulen werden bevorzugt gefördert.
27
2.5
Gesunder Lebensstil
Im Hinblick auf Wohlbefinden und Gesundheit haben die beiden Lebensstildeterminanten Ernährung und Bewegung eine wesentliche Bedeutung. Beide Themen sind Schlüsselfaktoren, die für
die Entstehung diverser Erkrankungen wie Übergewicht und Adipositas verantwortlich sind und
in der Folge Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ II, Osteoporose und verschiedene
Krebserkrankungen verursachen können. Ernährung und Bewegung finden sich auch als relevante Themen in den Österreichischen Rahmen-Gesundheitszielen (R-GZ 7 und R-GZ 8).
Sowohl im Ernährungsbericht 2012 (Elmadfa, 2012) als auch in der 2013 beschlossenen „Vienna Declaration on Nutrition and Noncommunicable Diseases in the Context of Health 2020“
(WHO, 2013) wird zur Prävention von Übergewicht und Adipositas neben Ernährungsmaßnahmen auch die Förderung der körperlichen Bewegung auf Verhaltens- und Verhältnisebene
(siehe Kap. 1.2) gefordert.
Neben den Schlüsselfaktoren Ernährung und Bewegung ist Rauchen eines der größten vermeidbaren Gesundheitsrisiken. Die Gesundheitsgefahren sind zweifelsfrei nachgewiesen worden. Die Tabakpräventionsinitiative des Fonds Gesundes Österreich leistet einen Beitrag zu den
Rahmengesundheitszielen RG-Z 6 (Gesundes Aufwachsen für alle Kinder und Jugendlichen
bestmöglich gestalten und unterstützen) und RG-Z 9 (Psychosoziale Gesundheit bei allen Bevölkerungsgruppen fördern) sowie zur Kindergesundheitsstrategie.
Die Gesundheitsförderungsstrategie greift den Themenbereich „Gesunde Lebenswelten und
gesunde Lebensstile von Jugendlichen und Menschen im erwerbsfähigen Alter“ auf und regt
an, entsprechende Maßnahmen und Projekte im ersten Umsetzungszeitraum 2013–2016 zu
entwickeln und durchzuführen.
Vorrangig gefördert werden vom FGÖ Projekte, deren Konzepte darauf ausgelegt sind, gesundheitsförderliche Rahmenbedingungen für sozial benachteiligte Menschen zu schaffen und
bildungsferne sowie einkommensschwache Zielgruppen vermehrt mit Maßnahmen zu den
Themen Ernährung und Bewegung zu erreichen. Insbesonders sollen sozial benachteiligte
Jugendliche und Lehrlinge mit den Projektmaßnahmen erreicht werden, nicht zuletzt auch
aufgrund der vorhandenen Datenlage, die zeigt, dass Lehrlinge in Österreich von Übergewicht
und Adipositas häufiger betroffen sind als Schüler/innen. Rund ein Fünftel der 17-jährigen
Lehrlinge ist übergewichtig oder adipös, das sind nahezu doppelt so viele wie bei Schülerinnen/
Schülern (Fonds Gesundes Österreich, 2014). Zur Unterstützung bei der Entwicklung von Projekten für diese Zielgruppe wird ein Handbuch, das 2016 erstellt wird, zur Verfügung gestellt.
Darin werden die Erfahrungen und Ergebnisse der Transferinitiative „Gesundheitsförderung für
Lehrlinge in der Überbetrieblichen Lehrausbildung“ zusammengefasst.
28
2.5.1Ernährung
Um die Ernährungssituation der Bevölkerung zu verbessern, wurde 2010 der Nationale Aktionsplan Ernährung, kurz NAP.e, vom Bundesministerium für Gesundheit erstellt (Bundesministerium für Gesundheit, 2012). Dessen Ziel ist es, ernährungspolitische Maßnahmen und
Strategien zu bündeln, um so bis 2020 eine Trendumkehr der steigenden Übergewichts- und
Adipositaszahlen zu erreichen. Der NAP.e dient unter anderem als Entscheidungsgrundlage bei
der Projektförderung durch den FGÖ.
Die Ernährung in Form der Gemeinschaftsverpflegung spielt eine große Rolle und ermöglicht
es, gesundheitsförderliche Verhältnisse für gesunde Ernährung in Settings zu schaffen. Mit dem
Kochbuch „Kochen mit Gemüse“ trägt der FGÖ zur Verbesserung des Essensangebots in der
Gemeinschaftsverpflegung und auch zur Erreichung von Ziel 7 der Österreichischen Rahmen-Gesundheitsziele („Gesunde Ernährung mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln für alle zugänglich machen“) bei. Das Kochbuch wurde neu aufgelegt und steht auch 2016 weiteren Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung zur Verfügung. Ergänzend dazu ist für 2016 die Entwicklung
von Maßnahmen zur Verbesserung der Ernährung in Berufsschulen und Berufsbil-denden Schulen geplant, um das Thema gesunde Ernährung langfristig in diesen Schulen zu verankern.
Der Fonds Gesundes Österreich unterstützt in einer aktuellen Kooperation 2015-2016 das
Programm REVAN (Richtig essen von Anfang an), insbesondere die Entwicklung eines Maßnahmenkatalogs für das Arbeitspaket „Ernährung für Kinder im Alter von 4 bis 10 Jahren“.
Zur Information und Aufklärung der in Österreich lebenden Menschen soll 2016 die aktualisierte Ernährungsbroschüre des FGÖ verbreitet werden.
2.5.2Bewegung
Aufbauend auf dem Nationalen Aktionsplan Bewegung (NAP.b) des Bundesministeriums für
Gesundheit und des Bundesministeriums für Landesverteidigung und Sport (Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport, Bundesministerium für Gesundheit, 2012) sowie den
Rahmen-Gesundheitszielen wird dem Bereich der aktiven Mobilität, insbesondere dem Zufußgehen, verstärkt Aufmerksamkeit geschenkt. Im Sinne von „Health in all Policies“ werden neue
Kooperationen gesucht und bestehende Kontakte gepflegt. Ziele dieser aktiven Vernetzung
sind ein langfristiger Kooperationsaufbau sowie die Umsetzung von Aktivitäten sowohl zur
Unterstützung der aktiven Mobilität in der Bevölkerung als auch von Aktivitäten, welche die
Implementierung von entsprechenden Gesundheitsförderungsprojekten anregen.
Als Kooperationspartner der Universität für Bodenkultur in Wien beteiligt sich der FGÖ zum
Thema aktive Mobilität an der Umsetzung des mehrjährigen, internationalen und durch die EU
geförderten Projektes „PASTA“ - Physical Activity through Sustainable Transport Approaches.
29
Im Jahr 2016 wird der FGÖ gemeinsam mit Kooperationspartnerinnen/Kooperationspartnern
aus dem organisierten Sport an einer Neuausrichtung des „Gemeinsam gesund bewegen“Tages, der jedes Jahr am 26. Oktober stattfindet, arbeiten, um die gesundheitliche Wirkung von
Bewegung zu thematisieren und die österreichischen Empfehlungen für gesundheitswirksame
Bewegung (Fonds Gesundes Österreich, 2010) zu verbreiten.
Zur Stärkung der Kooperation mit dem organisierten Sport sowie zur Qualitätssicherung werden gemeinsame Multiplikator/innen-Workshops geplant und durchgeführt. Eine mögliche
Kooperation mit dem Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger und dem
Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport wird geprüft.
In einer weiteren nationalen Kooperation wird sich der FGÖ am Netzwerk für „gesundheitsfördernde Bewegung“, welches als Umsetzungsmaßnahme zum R-GZ 8 (Bewegung) definiert
wurde, beteiligen und an ausgewählten bewegungsorientierten Gesundheitsförderungsprojekten aktiv mitwirken.
Die Bedeutung von Bewegung im Alter wird zunehmend wahrgenommen. Sie stellt eine wichtige Voraussetzung zur Wahrung von Mobilität und Unabhängigkeit dar, kann zur Vermeidung
von Stürzen und Unfällen beitragen und beugt einem möglichen Pflegebedarf vor. Die Zielgruppe älterer Menschen wird daher bei allen Aktivitäten des FGÖ zum Themenbereich Bewegung
besonders berücksichtigt.
2.5.3Tabakpräventionsinitiative
Der FGÖ entwickelte 2015 gemeinsam mit der Abteilung Gesundheit und Gesellschaft des GÖGGeschäftsbereichs ÖBIG ein Konzept für eine gemeinsame Tabakpräventionsinitiative des FGÖ
und des BMG, die mit dem Slogan „Leb´ dein Leben. Ohne Rauch. YOLO!“ umgesetzt wurde.
Die umfassenden Aktivitäten, die über neue Medien an den Schulen der Sekundarstufe zwei
gestartet wurden (Klassenwettbewerb, Quizz Duell, Schall ohne Rauch-Tour) und die zahlreichen Kooperation werden im Jahr 2016 vertieft und weitergeführt.
2.6
Psychosoziale Gesundheit
Psychosoziale Gesundheit (WHO 2001) bedeutet, sich wohl zu fühlen und seine eigenen Fähigkeiten verwirklichen zu können. Zudem meint der Begriff auch die Kompetenz, mit Belastungen
im Leben zurechtzukommen, produktiv zu sein und einen Beitrag für die Gesell-schaft zu leisten.
Abgesehen von diesen individuellen Aspekten wird die psychosoziale Gesundheit auch von den
darüber hinausreichenden Gesundheitsdeterminanten (siehe Grafik in Kap. 1.2.2) beeinflusst.
Wie wichtig dieses Thema ist, zeigen unter anderem die Prognosen der WHO. Diesen zufolge
werden im Jahr 2020 Depressionen unter allen Krankheiten am häufigsten für krankheitsbedingte Alltagsbehinderungen verantwortlich sein.
30
Auch die Auswirkung von psychischen Belastungen auf die physische Gesundheit (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Bluthochdruck, Infektionen, Herzinfarkt) wird wissenschaftlich
diskutiert. Betroffen sind davon alle Alters- und Bevölkerungsgruppen, allerdings häufiger
Menschen mit schlechteren sozio-ökonomischen Voraussetzungen. Psychische Belastungen
und Erkrankungen stellen eine Herausforderung für Einzelne sowie für Familien dar, schränken
die Erwerbsfähigkeit ein und führen dadurch zu Einkommensverlusten. Sie erhöhen auch die
Wahrscheinlichkeit für kriminelles Handeln, Gewalt, Scheidungen, Wohnungsverlust und Suizid
(Jané-Llopis & Anderson, 2005). Vor besonderen psychosozialen Herausforderungen stehen
auch vermehrt älteren Menschen, durch Veränderungen der Lebenssituation, Beeinträchtigungen der eigenen Gesundheit oder der von Partnerinnen/Partnern und nahe stehenden Menschen. Diese Thematik greift speziell die Initiative „Auf gesunde Nachbarschaft!“ auf.
Dass nicht nur eines der 2012 entwickelten Rahmen-Gesundheitsziele ganz dem Thema gewidmet ist (Ziel 9 „Psychosoziale Gesundheit bei allen Bevölkerungsgruppen fördern“), sondern
psychosoziale Gesundheit auch explizit in andere Rahmen-Gesundheitsziele integriert ist, zeigt
die Wichtigkeit der Thematik (siehe z.B. Kap. 2.2).
2.6.1 Projektförderung im Bereich psychosoziale
Gesundheit
Zur Förderung der psychosozialen Gesundheit fördert der FGÖ bevorzugt Projekte,
A die schwangeren Frauen und Familien mit Kleinkindern aus sozial benachteiligten Familien
zugutekommen,
A die Lehrlinge in überbetrieblichen Ausbildungseinrichtungen erreichen (siehe Kap. 2.3.2),
A die der psychosozialen Gesundheit im Betrieb gewidmet sind (siehe Kap. 2.2),
A die die Förderung der gesundheitlichen Chancengerechtigkeit zum Ziel haben
(siehe Kap. 1.2.3),
A die auf das Thema „gesunde Nachbarschaft“ fokussieren,
A die die soziale Teilhabe und Unterstützung älterer Menschen fördern
A die der Suizidprävention dienen.
2.6.2 Initiative „Auf gesunde Nachbarschaft!“
Die im Jahr 2012 initiierte Initiative „Auf gesunde Nachbarschaft!“ soll im Jahr 2016 weitergeführt werden. Ziel der Initiative ist es vor allem, die Öffentlichkeit sowie Multiplikatorinnen/Multiplikatoren dafür zu sensibilisieren, dass unterstützende soziale Beziehungen und eine gute
Einbettung in das nähere soziale Umfeld wichtige Faktoren für die psychosoziale Gesundheit
und das Wohlbefinden sind. Die Initiative will in der Nachbarschaftsarbeit tätige Gesundheitsund Sozialeinrichtungen zur Zusammenarbeit motivieren und deren Aktivitäten sichtbarer machen. Neue Nachbarschaftsaktivitäten sollen insbesondere in Schwerpunktregionen angeregt
werden.
Besonderes Augenmerk soll auf die Einbindung und Unterstützung von Personengruppen gelegt werden, die sozial benachteiligt oder sozial isoliert sind.
31
2015 wurden nach einer „Einladung zur Projekteinreichung“ 13 Projekte beim FGÖ eingereicht
und gefördert. Diese werden bis Ende 2017 als „Leitprojekte“ der Initiative „Auf gesunde
Nachbarschaft!“ umgesetzt.
Es handelt sich dabei um Nachbarschaftsprojekte, die Schwangere und Familien mit Kleinkindern bzw. Seniorinnen/Senioren als Zielgruppen ansprechen – Zielgruppen, bei denen die
„informellen“, sozialen Unterstützungsnetzwerke in der Nachbarschaft und erweiterte Möglichkeiten der sozialen Teilhabe besonders wichtig sind.
Bei den Leitprojekten arbeiten jeweils zumindest zwei Einrichtungen als „Tandems“ zusammen,
um Know-how und Zugang zu kommunaler Gesundheitsförderung und zu den Zielgruppen zu
verbinden und mehrere Settings, z.B. Familie, kommunales Setting und Organisationen im Gesundheits-, Beratungs- und Sozialbereich zu verknüpfen (intersektorale Zusammenarbeit). Die
Projekte verfolgen jeweils unterschiedliche Methoden und Ansätze, die sich auch im Hinblick
auf die Zielgruppen unterscheiden (siehe folgende Kapitel 2.6.3 und 2.6.4).
Fokussiert auf die Projekte der beiden verschiedenen Zielgruppen bereiten zwei Evaluationsprojekte Lernerfahrungen aus den oben dargestellten Projekten auf. Diese Lernerfahrungen sollen
als Grundlage für die weitere Umsetzung von Projekten und Programmen für die Zielgruppe
ältere Menschen sowie Schwangere und Familien mit Kleinkindern dienen und zur Umsetzung
der Gesundheitsförderungsstrategie beitragen.
Materialien wie Folder und eine Broschüre mit Hilfestellungen und Informationen zum Thema
„gesunde Nachbarschaft“ werden weiter ergänzt und gezielt verbreitet. Unter anderem wird
im Rahmen von Fortbildungen, Veranstaltungen für Multiplikatorinnen/Multiplikatoren (z.B.
Städtetag, Gemeindetag), auf der Projekt-Website, über Facebook, in Newslettern sowie im
Rahmen von themenverwandten Veranstaltungen, Konferenzen und Netzwerken informiert.
Auch bei den geplanten Bürgermeister/innen-Seminaren soll die Initiative einen Schwerpunkt
bilden (siehe Kapitel 3.2.1). Besonderes Augenmerk wird im Rahmen der Initiative „Auf gesunde Nachbarschaft!“ im Jahr 2016 auch auf Wissensmanagement gelegt.
2.6.3 Gesundheitsförderung, soziale Teilhabe
und soziale Unterstützung von älteren Menschen
Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels kommt der Gesundheitsförderung für ältere Menschen zunehmende Bedeutung zu. Neben der Steigerung der Lebensqualität und dem
Erhalt der Unabhängigkeit und Selbständigkeit der älteren bzw. alten Menschen allgemein steht
die Förderung deren psychosozialer Gesundheit im Fokus der Aktivitäten der Initiative „Auf gesunde Nachbarschaft!“, besonders die Förderung der sozialen Teilhabe und Unterstützung.
Die insgesamt fünf Leitprojekte für ältere Menschen werden in Kooperation von Gesundheitsund Sozialeinrichtungen mit Gesundheitsförderungseinrichtungen im kommunalen Setting
umgesetzt. Die Umsetzung beinhaltet beispielsweise folgende methodische Ansätze:
32
A Erhebungen zum Bedarf (z.B. Soziale Netzwerkanalyse) und zur Ermittlung
vorhandener Angebote
A Aufsuchende Zielgruppenarbeit für Seniorinnen/Senioren (z.B. Hausbesuche)
A Fortbildungsangebote, qualifizieren von aktiven Seniorinnen/Senioren
z.B. als „Aktivlots/innen
A Aktivitäten zur Bewusstseinsbildung und zur Informationsvermittlung über Themen
z.B. der psychischen Gesundheit, Öffentlichkeitsarbeit
A Etablieren von zum Teil ehrenamtlich aktiven Gemeinschaften wie interdisziplinärer
Projektteams, Steuerungsgruppen, „Netzwerkgruppen“ in Gemeinden/Stadtteilen,
A Kapazitätenaufbau der o.a. Akteurinnen/Akteure
A Gruppenaktivitäten und gemeinschaftsbildende Veranstaltungen
z.B. Startveranstaltungen, „Ü50 Treff“
A Fördern und Begleiten von Kleinprojekten und Initiativen (ehrenamtliche Tätigkeiten wie
„Leihopa“, Nachbarschaftshilfe, Gemeinschaftsgärten, Generationenfest, etc.)
A Methoden zur partizipativen kommunalen Entwicklung, z.B. Community Organizing,
Stadtteilkonferenzen, Arbeitskreise, Zukunftskonferenzen
A Verbesserung der Zusammenarbeit im Sinne der Zielgruppen bzw. Etablieren von
Netzwerken ansässiger Gesundheits- und Sozialeinrichtungen sowie Angeboten wie
Pensionist/innenverbänden, Stadtteilzentren, Sportvereinen, Gesundheitseinrichtungen,
sozialen Diensten, Pfarren, Seniorenwohnhäusern
A Kooperationen mit „gesunde Gemeinde“, „gesunde Stadt“, Vernetzung von Gemeinden
untereinander
A Einbinden von Bürgermeisterinnen/Bürgermeistern, Einbringen von Anliegen in den
Gemeinderat
Wie oben dargestellt, stellt der FGÖ im Sinne der Qualitätssicherung Maßnahmen zur Unterstützung und Vernetzung der Projekte zur Verfügung. Bei der Evaluation wird auf Aspekte gesundheitlicher Chancengerechtigkeit und insbesondere Genderaspekte besonderes
Augenmerk gelegt.
Für die Gesundheitsförderung bei älteren Menschen relevant ist auch die im Jahr 2015 entwickelte Demenzstrategie. Diese identifizierte Anliegen der Gesundheitsförderung für Demenzkranke und deren Angehörige sehr klar. So wie im Entwicklungsprozess der Demenzstrategie,
wird der FGÖ auch im Implementierungsprozess, der 2016 starten wird, seine Erfahrungen
einbringen.
33
2.6.4 Gesundheitsförderung, soziale Teilhabe und soziale
Unterstützung von Schwangeren und Familien
mit Kleinkindern
Ausreichend Unterstützung und Förderung in der frühen Kindheit können Lebensqualität, sozioökonomische Lage und psychosoziale Gesundheit bis weit ins Erwachsenenleben positiv
beeinflussen. Maßnahmen in der frühen Kindheit haben auch großes Potenzial im Hinblick auf
die Reduktion gesundheitlicher Ungleichheiten: Soziale Belastungsfaktoren wirken sich auf die
kognitive und sozio-emotionale Entwicklung von Kindern aus.
Als zweite Schwerpunkt-Zielgruppe wurden im Rahmen der Initiative „Auf gesunde Nachbarschaft!“ Schwangere und Familien mit Kleinkindern ausgewählt. Es sollen acht Leitprojekte zur
Förderung der sozialen Teilhabe und der sozialen Unterstützung für diese Zielgruppe umgesetzt
werden. Auch diese Projekte werden in Kooperation von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen
mit Gesundheitsförderungseinrichtungen im kommunalen Setting durchgeführt. Die Umsetzung beinhaltet beispielsweise folgende methodische Ansätze:
A Erhebungen zum Bedarf und zur Ermittlung vorhandener Angebote
A Aufsuchende Zielgruppenarbeit für Schwangere und Familien mit Kleinkindern
A Schulung und Organisation von „Starthelfer/innen“ „Familienpat/innen“ oder
„Familienlots/innen“
A Aktivitäten zur Bewusstseinsbildung und zur Informationsvermittlung über Themen,
wie z.B. Geburt und Schwangerschaft
A Etablieren von zum Teil ehrenamtlich aktiven Gemeinschaften, wie interdisziplinären
Projektteams, Steuerungsgruppen, „Netzwerkgruppen“ in Gemeinden/Stadtteilen
A Kapazitätenaufbau der o.a. Akteurinnen/Akteure
A Methoden zur partizipativen kommunalen Entwicklung, z.B. Community Organizing,
„ressourcenorientierte Gesundheitszirkel“, Kindergemeinderat
A Gruppenaktivitäten und gemeinschaftsbildende Veranstaltungen, z.B. Startveranstaltungen, „Mütter- und Väterhocks“, Elterncafes
A Fördern und Begleiten von Kleinprojekten und Initiativen, z.B. partizipative Gestaltung
des Wohnumfeldes, Angebote für intergenerative Begegnung oder Konfliktbearbeitung,
Tauschbörsen etc.
A Verbesserung der Zusammenarbeit im Sinne der Zielgruppen bzw. Etablieren von Netzwerken ansässiger Einrichtungen, wie Eltern-Kind-Zentren, Krabbelstuben, Kindergärten,
Dienstleistungs- und Gesundheitsanbietern für Schwangere und junge Eltern
A Kooperationen mit „gesunde Gemeinde“ und „familienfreundliche Gemeinde“,
„gesunde Stadt“, Vernetzung von Gemeinden untereinander
Der FGÖ stellt auch bei diesen Projekten im Sinne der Qualitätssicherung Maßnahmen zur Unterstützung und Vernetzung der Projekte zur Verfügung.
34
2.6.5 Frühe Hilfen
„Frühe Hilfen“ ist ein Gesamtkonzept von Maßnahmen zur Gesundheitsförderung bzw. zur gezielten Intervention in der frühen Kindheit (Schwangerschaft bis Schuleintritt). Es berücksichtigt
die spezifischen Lebenslagen und Ressourcen von Familien und ist mit vielfältigen Ansätzen,
Angeboten, Strukturen und Akteurinnen/Akteuren vernetzt. „Frühe Hilfen“ zielt darauf ab,
Entwicklungsmöglichkeiten und Gesundheitschancen von Kindern und Eltern in Familie und
Gesellschaft frühzeitig und nachhaltig zu verbessern. Es leistet damit einen relevanten Beitrag
zu gesundheitlicher Chancengerechtigkeit. In allen Bundesländern bestehen bereits vielfältige
Angebote für Familien. Das Konzept „Frühe Hilfen“ will daher nicht neue, unmittelbar bevölkerungswirksame Angebote etablieren, sondern einen Anstoß zur verbesserten Vernetzung
bestehender Angebote und zu deren Inanspruchnahme durch relevante Zielgruppen geben.
In der Strategie zur Verwendung der Vorsorgemittel werden für die Jahre 2015/2016 „Frühe
Hilfen“ als Umsetzungsmaßnahme angeführt. Im Rahmen der Vorsorgemittel werden in allen
Bundesländern entweder bestehende Pilotprojekte ausgebaut oder neue Projekte etabliert. Das
Nationale Zentrum Frühe Hilfen in der Gesundheit Österreich GmbH/Geschäftsbereich ÖBIG hat
die Aufgabe, die regionale Etablierung von „Frühe Hilfen“ in österreichischen Bundesländern
fachlich zu unterstützen und zu begleiten.
Der FGÖ ergänzt diese Aktivitäten durch Fort- und Weiterbildungsangebote. Darüber hinaus
arbeitet der FGÖ in der Steuerungsgruppe mit und beteiligt sich an der externen Evaluation der
regionalen Umsetzung von „Frühe Hilfen“, um ein Lernen für die Gesundheitsförderung bei
der Umsetzung von „Frühe Hilfen“ in Österreich zu ermöglichen und die Qualität der Projekte
zu unterstützen.
Im Rahmen der Projektförderung werden Projekte bevorzugt gefördert, die
A sich auf Gesundheitsförderungsaspekte in „Frühe Hilfen“-Projekten konzentrieren,
A den Vorgaben im entwickelten österreichischen Modell für „Frühe Hilfen“ entsprechen,
A zur Unterstützung oder Erweiterung von regionalen Modellprojekten „Frühe Hilfen“ beitragen. So können z.B. regionale Vernetzungsaktivitäten eingereicht werden (Förderschiene Fort- und Weiterbildung und Vernetzung) oder innovative Sub- oder Erweiterungsprojekte zu den existierenden „Frühe Hilfen“- Pilotprojekten (Förderschiene praxisorientierte
Projekte).
Darüber hinaus sollen auch Projekte im kommunalen Setting, die aus der Initiative „Auf gesunde Nachbarschaft!“ entstehen bzw. im Zuge der Förderschiene „Gemeinsam gesund in…“
umgesetzt werden, eine Ergänzung zu den „Frühe Hilfen“-Aktivitäten bedeuten. Diese sollen
sich mit der Entwicklung von gesunden Lebenswelten für Schwangere und Familien mit Kleinkindern auseinandersetzen.
35
2.6.6Suizidprävention
Epidemiologische Zahlen zeigen, dass Suizid in Österreich eine der häufigsten Todesursachen
bis zum 50. Lebensjahr ist. Suizidprävention wurde daher explizit als Handlungsfeld zur Erreichung des Rahmen-Gesundheitszieles 9 „Psychosoziale Gesundheit in allen Bevölkerungsgruppen fördern“ definiert. Im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit hat die Gesundheit
Österreich GmbH die Aufgabe, in enger Kooperation mit einem Gremium von Expertinnen/
Experten die Umsetzung des nationalen Suizidpräventionsprogramms SUPRA voranzutreiben.
Der FGÖ fördert Projekte, die die Umsetzung des Suizidpräventionsprogramms SUPRA
unterstützen.
2.6.7 Selbsthilfe im Gesundheitsbereich
Selbsthilfegruppen leisten vor allem einen wichtigen Beitrag für die psychosoziale Gesundheit von Menschen, die von einer Krankheit oder einer anderen Problemlage selbst oder als
Angehörige betroffen sind. Sie ermöglichen den Austausch mit Gleichbetroffenen und leisten
dabei neben der gegenseitigen sozialen Unterstützung auch einen Beitrag zur Stärkung der
Gesundheitskompetenz der Betroffenen. Oft stellen Selbsthilfegruppen ihr gesammeltes Wissen Betroffenen zur Verfügung. Darüber hinaus besteht durch sie auch die Möglichkeit, die
gesammelten Erfahrungen von Betroffenen und deren Sichtweisen für die Weiterentwicklung
der jeweiligen Systeme (z.B. Krankenbehandlung) zu nutzen.
Der FGÖ will daher die Arbeit der Selbsthilfegruppen, -organisationen und der SelbsthilfeDachverbände sowie der ARGE Selbsthilfe Österreich sichtbar machen und auf verschiedenen
Ebenen durch Unterstützung der Selbstorganisation zu deren Weiterentwicklung beitragen.
Der FGÖ fördert den Strukturaufbau und die nachhaltige Verankerung der ARGE Selbsthilfe Österreich in den Jahren 2015-2016. Ebenso werden Weiterbildungsveranstaltungen für
Selbsthilfegruppen-Leiter/innen gefördert, um diese in ihrer herausfordernden Arbeit der Gruppenleitung zu unterstützen.
36
3
Kapazitäten- und Wissensentwicklung
Kapazitätenentwicklung (capacity building) bedeutet den nachhaltigen Aufbau von Wissen, Fähigkeiten, Engagement, Strukturen, Systemen und Führungsqualitäten, um effektive Gesundheitsförderung zu ermöglichen.
Der FGÖ hat mit seiner Gründung im Jahr 1998 den Auftrag zum Aufbau von Kapazitäten in
der Gesundheitsförderung erhalten.
Aufgrund der wachsenden Zahl an Akteurinnen/Akteuren, Strukturen und Aktivitäten und der
aktuellen Entwicklungen rund um die Rahmen-Gesundheitsziele und die Gesundheitsförderungsstrategie sind besondere Anforderungen an die differenzierte Weiterentwicklung und Abstimmung der Gesundheitsförderungskapazitäten in Österreich entstanden. Der FGÖ verstärkt
daher seine Aktivitäten und Angebote in diesem Bereich.
Ein besonderes Anliegen ist dabei der Aufbau von Kapazitäten zum Thema „Health in all Policies“, das als Querschnittsthema vermehrt in die Schwerpunkte einfließen wird. Der FGÖ
setzt seinen Auftrag für „Capacity Building“ in Österreich 2016 vor allem mittels folgender
Aktivitäten um:
A Strategieentwicklung: z.B. Beitrag zur Umsetzung und Weiterentwicklung der
Rahmen-Gesundheitsziele. Erstellung eines abgestimmten, mehrjährigen FGÖ
Rahmen-Arbeitsprogramms
A Projektförderung: Innovation schaffen, Kapazitäten in Organisationen und Regionen
auf-/ausbauen, übergeordnete Gesundheitsziele in die Praxis bringen, abgestimmt und
im Zuge übergeordneter Programme und Strategien
A Fort- und Weiterbildung: z.B. FGÖ-Bildungsnetzwerk, Bedarfserhebung zum Fort- und
Weiterbildungsangebot des Fonds Gesundes Österreich
A Qualitätssicherung, Wissensentwicklung und –transfer: z.B. Fact-Sheets und Leitfäden
für Projektdurchführende, Forschungs- und Entwicklungsprojekte, Workshop Evaluation.
A Vernetzung und Koordination, „Health in all Policies“: z.B. „Task Force Sozio-ökonomische Determinanten“, FGÖ-Gesundheitsförderungskonferenz
A Gesundheitskompetenz, Information und Aufklärung der Bevölkerung: z.B. Magazin „Gesundes Österreich“, Broschüren und Folder für die Bevölkerung
Die Umsetzung erfolgt somit auf mehreren „Schienen“. Zum einen durch die finanzielle Förderung von Projekten. Die Projektförderung ist der Hauptschwerpunkt der FGÖ-Tätigkeit. Die
zweite Schiene sind Initiativen, die vom FGÖ konzipiert und entweder selbst oder gemeinsam
mit Partnerinnen/Partnern umgesetzt werden. Als dritte und nunmehr neue Schiene nimmt
der FGÖ seine Aufgaben im Zusammenhang mit der Umsetzung der Rahmen-Gesundheitsziele
(siehe Kap. 1.3.1) und jenen Aspekten der Zielsteuerung Gesundheit, die sich auf die Umsetzung der nationalen Gesundheitsförderungsstrategie beziehen, wahr.
37
3.1Projektförderung
Die Bedeutung der Projektförderung verändert sich. Neben dem unmittelbaren Nutzen für die
Zielgruppen und Settings einzelner Projekte diente die Projektförderung anfangs vor allem dem
Aufbau von Kapazitäten und der innovativen Entwicklung der Gesundheitsförderung generell.
Heute stellt sich Projektförderung differenzierter dar: Geförderte Projekte sollen auch zur Umsetzung von übergeordneten Zielen und Programmen beitragen bzw. sind Förderprojekte immer öfter Teil umfassenderer Strategien, Programme oder Netzwerke. So ist beispielsweise die
Förderschiene „Gemeinsam gesund in…“ Teil der Initiative „Auf gesunde Nachbarschaft!“,
dient dem „Capacity Building“ im kommunalen Setting und kooperiert auch mit den Programmen zu „Gesunden Gemeinden“ in mehreren Bundesländern. Darüber hinaus wird der Transfer
von ausgewählten, erfolgreichen Modell-Projekten unterstützt (siehe Kap. 2.3.1).
Der FGÖ fördert innovative Pilot-Projekte als zeitlich begrenzte Aktivitäten im Feld von Gesundheitsförderung und Primarprävention, denen ein umfassender Gesundheitsbegriff zugrunde
liegt. Die Projektförderung ist nicht gewidmet, um dauerhafte Programme oder flächendeckende Maßnahmen zu finanzieren.
Der FGÖ trägt im Förderungsfall in der Regel 1/3 bis 2/3 der anerkannten Gesamtprojektkosten. Die restlichen Kosten müssen durch Eigenmittel oder weitere Finanziers gedeckt werden.
Grundsätzlich fördert der FGÖ nur Projekte mit einem Gesamtvolumen von mehr als € 10.000,–.
Ausnahmen: Für Projekte nachfolgend genannter Förderkategorien liegt die Untergrenze bei
€ 5.000,- Gesamtvolumen:
A Projekte in der schulischen Gesundheitsförderung (siehe Kap. 2.4), um in Schulen
auch kleinere Projekte fördern zu können.
A Betriebliche Gesundheitsförderung (siehe Kap. 3.1.2), um auch Klein- und
Mittelbetrieben Zugang zu einer Förderung zu ermöglichen.
A Kommunale Projekte zur Gesundheitsförderung (siehe Kap. 3.1.3) mit dem Ziel, dass
Gemeinden, Städte oder Stadtteile nach positiver Erfahrung mit kleineren Gesundheitsförderungsprojekten umfassendere Projekte und Initiativen zur Gesundheitsförderung
durchführen und das Thema der Initiative „Auf gesunde Nachbarschaft!“ aufgreifen.
Eine finanzielle Förderung ist möglich für
A praxisorientierte Projekte in allen Settings,
A Projekte der Betrieblichen Gesundheitsförderung,
A kommunale Gesundheitsförderung – „Gemeinsam gesund in …“,
A Fort- und Weiterbildung und Vernetzung,
A internationale Projekte.
Eine wesentliche Voraussetzung für eine Projektförderung ist die Erfüllung aller Qualitätskriterien für Gesundheitsförderungsprojekte (siehe Factsheet „Qualitätskriterien“
http://info.projektguide.fgoe.org/index.php?id=qualitaetskriterien. Die Qualitätskriterien sind
auch direkt in die Fragestellungen im Projektguide integriert, siehe https://projektguide.fgoe.org/).
38
Der Auftrag des FGÖ sieht vor, dass in folgenden Fällen keine Förderungen zugesprochen
werden kann:
A bei Nichteinhaltung von Grundprinzipien der Gesundheitsförderung,
A bei inhaltlichen, konzeptionellen oder methodischen Mängeln,
A im Falle von Infrastrukturförderung oder zur Finanzierung des laufenden Betriebs von
Organisationen und Einrichtungen,
A bei Projekten der medizinischen Primär-, Sekundär-, und Tertiärprävention wie
biomedizinische Vorsorgeuntersuchungen, Therapie, Einzelfallberatung und -betreuung,
Diagnostik,
A bei Projekten, die in den gesetzlichen Auftrag anderer Ministerien oder Organisationen
fallen,
A bei Forschungsprojekten,
A bei Vorhaben mit primär kommerzieller Ausrichtung,
A bei formellen Mängeln (fehlende oder falsche Informationen, keine Unterschrift,
Fristüberschreitung für Nachreichungen, Logoregelung nicht eingehalten, falsche/r
Einreicher/in),
A aus sonstigen Gründen, wie z.B. ausgeschöpftes Förderbudget.
Gute Dokumentation und strukturierte Reflexion und Bewertung von Projekterfahrungen sind
wesentlich für die Weiterentwicklung der Gesundheitsförderung. Daher wurde ein einheitlicher
„FGÖ-Evaluationsbogen“ für extern evaluierte Projekte eingeführt. Der Einsatz dieses Fragebogens
soll systematisch projektübergreifendes Lernen ermöglichen. Es müssen alle Projekte mit einer beantragten Fördersumme über € 60.000,- extern evaluiert werden. Die genauen Regelungen dazu
finden sich in der jeweils aktuellen Version des „Leitfaden zur Projektförderung des Fonds Gesundes
Österreich“ (Fonds Gesundes Österreich, 2015b) auf der FGÖ Website
(siehe http://www.fgoe.org/projektfoerderung/Leitfaden).
3.1.1 Praxisorientierte Projekte
In der Kategorie „Praxisorientierte Projekte“ können Projekte der Gesundheitsförderung
und der umfassenden Primärprävention in allen Settings eingereicht werden. Gefördert
werden durch eine einmalige Anschubfinanzierung Projekte, die Neuland betreten und damit
innovativen Charakter haben.
Setting: Alle Settings wie Kindergärten und Schulen, Gemeinden und Städte,
Beratungs- und Sozialeinrichtungen, usw.
Projektart: Umsetzungsprojekte der Gesundheitsförderung und umfassenden
Primärprävention
Inhaltlicher Fokus: Unterschiedlich
Untergrenze für Einreichung: Ab € 10.000,- anerkannter Gesamtprojektkosten
(ausgenommen Projekte der schulischen Gesundheitsförderung.
Hier können auch Projekte mit anerkannten Gesamtprojektkosten
ab € 5.000,- eingereicht werden).
39
Förderhöhe: In der Regel 1/3 bis max. 2/3 der anerkannten Gesamtprojektkosten.
Neben den allgemeinen Qualitätskriterien der Gesundheitsförderung
(siehe http://info.projektguide.fgoe.org/index.php?id=qualitaetskriterien)
hat insbesondere die Methodik zur Erreichung von sozial benachteiligten
Bevölkerungsgruppen einen Einfluss auf die Förderhöhe.
3.1.2 Betriebliche Gesundheitsförderungsprojekte
In dieser Kategorie können Pilot-Projekte der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) eingereicht werden, welche die Qualitätsanforderungen entsprechend der Luxemburger Deklaration
in der Europäischen Union (ENWHP 1997) erfüllen und in einem Unternehmen oder Unternehmensteilen implementiert werden sollen.
Der FGÖ fördert generell bei allen BGF-Projekten ausschließlich den Projektprozess anteilig.
Eine Ausnahme gilt für Kleinst- und Kleinbetriebe (bis inkl. 50 Mitarbeiter/innen). Diese können
im Förderungsfall zusätzlich zur individuell ermittelten Prozesskostenförderung einen Pauschalbetrag in der Höhe von € 2.500,- für die Abdeckung von Maßnahmenkosten (wie z.B. Workshops, Kurse und Seminare) erhalten, sofern dieser auch beantragt wird. Nähere Informationen
diesbezüglich sind dem Fact Sheet für Antragsteller/innen von Projekten der Betrieblichen Gesundheitsförderung zu entnehmen.
Setting: Betriebe
Projektart: Umsetzungsprojekte der BGF und umfassenden Primärprävention im Betrieb
Inhaltlicher Fokus: Begründeter Bedarf zur Intervention hinsichtlich gesundheitlicher
Chancengerechtigkeit aufgrund eines hohen Anteils niedrig qualifizierter
und/oder gering entlohnter Mitarbeiter/innen, hinsichtlich „Gesundes
Führen“ und/oder „Alter(n)sgerechtigkeit“; hoher Belastungsgrad
hinsichtlich körperlicher und/oder psychischer Beanspruchung der
Mitarbeiter/innen, hoher Anteil an weiblichen Arbeitskräften in der
Belegschaft, speziell Arbeiterinnen und Frauen in Teilzeitbeschäftigungs-­
verhältnissen.
Untergrenze für Einreichung: Ab € 5.000,- der anerkannten Gesamtprojektkosten.
Förderhöhe: Betriebe mit einer Zielgruppe
A
bis 100 Personen: maximal die anerkannten Prozesskosten.
A
von 101 bis 1.000 Personen: maximal zwei Drittel der anerkannten
Prozesskosten.
A
von mehr als 1.000 Personen: maximal 50 Prozent der anerkannten
Prozesskosten.
Eine Auflistung der anerkannten Prozesskosten findet sich auf der Website des FGÖ und im
BGF-Fact Sheet „Information für Antragsteller/innen von Projekten der Betrieblichen Gesundheitsförderung“.
40
3.1.3 Kommunale Projekte – „Gemeinsam gesund in …“
In dieser Förderkategorie können ausschließlich Projekte der Gesundheitsförderung und umfassenden Primärprävention in Gemeinden, Städten und Stadtteilen/Bezirken größerer Städte
mit dem Schwerpunkt „gesunde Nachbarschaft“ eingereicht werden. Gemeinden, Städte oder
andere kommunale Verwaltungsbehörden mit eigener Rechtspersönlichkeit sollen die Projekte selbst beantragen. Stadtteile oder Bezirke größerer Städte und ohne Rechtspersönlichkeit
können in Kooperation mit regionalen Gesundheitsförderungseinrichtungen − die den Antrag
stellen − ein Projekt durchführen.
Das Antragsverfahren ist im Vergleich zur Förderschiene „praxisorientierte Projekte“ vereinfacht, um Antragstellerinnen/Antragstellern, die bislang noch kein Projekt eingereicht haben,
einen leichteren Zugang zur Projektförderung zu ermöglichen. Das soll dazu beitragen, dass
diese Fördernehmer/innen in der Folge auch umfassendere Projekte durchführen und beim FGÖ
zur Förderung einreichen.
Organisationen bzw. Körperschaften, die bereits erfolgreich ein Projekt zum Thema „gesunde Nachbarschaft!“ eingereicht haben, können dann erneut einreichen, wenn es sich um ein
Nachbarschaftsprojekt mit Fokus auf soziale Teilhabe und Unterstützung von Schwangeren
bzw. Familien mit Kleinkindern oder älteren Menschen handelt.
Setting: Gemeinden, Städte und Stadtteile/Bezirke größerer Städte
Projektart: Umsetzungsprojekte der Gesundheitsförderung und umfassenden
Primärprävention
Inhaltlicher Fokus: Gesunde Nachbarschaft
Projektdauer: 12 bis 24 Monate
Gesamtprojektkosten und Untergrenze für die Einreichung: Es können Projekte mit
Gesamtprojektkosten in folgender Höhe zur Förderung eingereicht werden:
A Kommunale Settings bis 2.000 Einwohnerinnen/Einwohner:
€ 5.000,- bis € 10.000,
A Kommunale Settings bis 10.000 Einwohnerinnen/Einwohner:
€ 7.500,- bis € 15.000,
A Kommunale Settings über 10.000 Einwohnerinnen/Einwohner:
€ 10.000,- bis € 20.000,Förderhöhe: 50 Prozent der anerkannten Gesamtprojektkosten
3.1.4 Fort- und Weiterbildung und Vernetzung
In dieser Förderschiene können Veranstaltungen zum Capacity Aufbau und Transfer (siehe Kap.
3.2.1) eingereicht werden, wie beispielsweise Konferenzen, Symposien und Tagungen sowie
Vernetzungsaktivitäten, die sich an Multiplikatorinnen/Multiplikatoren und Expertinnen/Experten richten. Wiederholte Einreichungen und Förderungen für den gleichen Themenbereich sind
möglich. Nicht förderbar sind Lehrgänge, Kurse und Seminare sowie Fortbildungen in einzelnen Einrichtungen, beispielsweise Seminare für Mitarbeiter/innen eines Unternehmens oder
41
für Lehrer/innen einzelner Schulen, und reine Wissens- oder Informationsvermittlung an die
Zielgruppe(n) eines Gesundheitsförderungsprojekts (z.B. Gesundheitstag).
Der FGÖ unterstützt in dieser Förderkategorie auch die Fortbildungsaktivitäten der Selbsthilfebewegung sowie die Förderung von Netzwerken der Gesundheitsförderung als Maßnahme zur
Nachhaltigkeits- und Qualitätssicherung.
Projektart: Konferenzen, Symposien, Tagungen, Vernetzungsaktivitäten
Zielgruppe(n): Multiplikatorinnen/Multiplikatoren und Expertinnen/Experten der
Gesundheitsförderung und umfassenden Primärprävention
Inhaltlicher Fokus: Unterschiedlich; Veranstaltungen, die den Themenbereich gesundheitliche
Chancengerechtigkeit aufgreifen, werden vorrangig gefördert.
Untergrenze für Einreichung: Keine
Förderhöhe: In der Regel 1/3 bis max. 2/3 (bei sehr zentralen Fragestellungen der
Gesundheitsförderung) der anerkannten Gesamtprojektkosten.
3.1.5 Internationale Projekte
Der FGÖ übernimmt für österreichische Projektpartner/innen Kofinanzierungen bei internationalen Projekten, vorausgesetzt, es ist eine Übereinstimmung mit dem Förderauftrag und den Förderkriterien des FGÖ gegeben. Bei der Abwicklung derartiger Förderanträge werden die engen
Bearbeitungsfristen bei internationalen Projekteinreichungen nach Möglichkeit berücksichtigt.
Settings:
Alle Settings bzw. kein spezielles Setting
Projektart: Internationale Projekte, die sowohl umsetzungs- als auch
forschungsorientiert sein können.
Inhaltlicher Fokus: Unterschiedlich
Förderhöhe: In der Regel 1/3 bis max. 2/3 der anerkannten Gesamtprojektkosten.
3.2
FGÖ-Initiativen und -Angebote
3.2.1 Aus-, Fort- und Weiterbildung
Die Professionalisierung und Vernetzung von Akteurinnen/Akteuren in der Gesundheitsförde-rung ist das Konzept hinter den Bildungsangeboten des FGÖ. Das Fort- und Weiterbildungsprogramm ist auf jene zugeschnitten, die in der Gesundheitsförderung, in der Krankheitsprävention und im Selbsthilfebereich tätig sind.
Folgende Aktivitäten werden in diesem Bereich umgesetzt bzw. weitergeführt:
Durchführung einer Erhebung/Evaluation zum Fort- und Weiterbildungsbedarf im Bereich Gesundheitsförderung in Österreich als Grundlage für die künftige Ausrichtung der Seminaran-gebote des
Fonds Gesundes Österreich, insbesondere des „Bildungsnetzwerkes“, des „Fort- und Weiterbildungsprogramms für betriebliche Gesundheitsförderung“ und der „Bürgermeister/innen Seminare“.
42
Primäre Ziele und Fragestellungen der Erhebung lauten:
A Wie können einerseits die durchgeführten Seminare und andererseits die dadurch erreichten Zielgruppen über den Zeitraum hinweg charakterisiert werden?
A Wie wurden die Seminare von den Teilnehmerinnen/Teilnehmern bewertet, wovon hängt
eine positive/negative Bewertung ab und welche Wirkungen konnten erzielt werden?
A Wie können die Bildungsangebote des FGÖ verbessert und in Hinkunft noch bedarfsorientierter/zielgruppenspezifischer angeboten werden (inkl. Orientierung an den übergeordneten Rahmengesundheitszielen oder der Gesundheitsförderungsstrategie)?
Sekundäre Ziele sind Marketing und verstärktes Empowerment.
A Bildungsnetzwerk: Das Bildungsnetzwerk ist eine zentrale Maßnahme für „Capacity
Building“ und Wissenstransfer in der Gesundheitsförderung. Es soll die Fördertätigkeit
und die inhaltlichen Schwerpunkte unterstützen, zur Vernetzung in der Gesundheitsförderung und zum Know-how-Transfer beitragen. Es werden Seminare für Personengruppen angeboten, die bereits in der Gesundheitsförderung tätig sind. Der FGÖ will
aber auch zunehmend − und im Sinne von „Health in all Policies“ − neue Zielgruppen
erreichen. In den Seminaren werden Schlüsselqualifikationen vermittelt, die für die erfolgreiche Abwicklung von Gesundheitsförderungsprojekten erforderlich sind.
A Kapazitätenaufbau für das schulische Setting: 2016 haben pädagogische Hochschulen die Möglichkeit, Gesundheitsförderungsseminare zum Thema „Grundlagen der
Gesundheitsförderung“ und „Gesundes Führen“ im Rahmen der Fortbildungskooperationen mit dem FGÖ durchzuführen. Dadurch können vermehrt Direktorinnen/Direktoren
als Entscheidungsträger/innen erreicht werden.
A Kapazitätenaufbau für Gesundheitsförderung im kommunalen Setting: In den
Seminaren für Bürgermeister/innen und Amtsleiter/innen, den Entscheidungsträger/
innen der Gemeinden, werden 2016 vier dreitägige und drei eintägige Veranstaltungen
durchgeführt werden.
A Fort- und Weiterbildungsprogramm für Betriebliche Gesundheitsförderung
(BGF): Das vom FGÖ in Kooperation mit dem Österreichischen Netzwerk Betriebliche
Gesundheitsförderung angebotene Fort- und Weiterbildungsprogramm für innerbetriebliche Akteurinnen/Akteure wird auch 2016 zur Verfügung stehen. Die Seminare BGFProjektleitung, Gesundes Führen, Gesundheitszirkelmoderation und Nachhaltigkeit von
BGF-Projekten tragen zur qualitativen Verbesserung von BGF-Projekten bei. Weiters werden für die Schwerpunktzielgruppe der Klein- und Kleinstunternehmen (KKU) eigene
Fortbildungen zur BGF-Projektleitung und Nachhaltigkeit von BGF-Projekten angeboten.
Im Sinne der Nachhaltigkeitssicherung stehen für Absolventinnen/Absolventen Followup-Angebote zur Weiterbildung und Vernetzung zur Verfügung.
A Fortbildung für Selbsthilfegruppen: Der FGÖ stellt den jeweiligen Dachverbänden der
Selbsthilfegruppen in den Bundesländern auch im Jahr 2016 Mittel für die Durchführung
von Fortbildungsangeboten für Selbsthilfegruppen-Leiter/innen zur Verfügung.
43
3.2.2 Vernetzung und (intersektorale) Kooperation
Vernetzung innerhalb der Gesundheitsförderung
Der FGÖ möchte künftig wie bisher zur Vernetzung der österreichischen Gesundheitsförderungslandschaft beitragen. Die neue Nationale Gesundheitsförderungsstrategie und die neu
etablierten Landes-Gesundheitsförderungsfonds erweitern die österreichische Gesundheitsförderungslandschaft mit ihren vielfältigen, sehr unterschiedlichen Strategien, Maßnahmen und
Akteurinnen/Akteuren aus Praxis, Forschung und Politik.
Abstimmung und Austausch über regionale oder inhaltlich-thematische Strategien, Aktivitäten
und deren Ergebnisse sowie eine starke Orientierung an gemeinsam beschlossenen Strategien
sollen zur Stärkung der Gesundheitsförderung beitragen. Der FGÖ versteht sich als ein Teil der
Gesundheitsförderungslandschaft und will seine Ressourcen für Angebote der Abstimmung,
Vernetzung und Weiterentwicklung der Gesundheitsförderungsakteurinnen/ Gesundheitsförderungsakteure in Österreich einsetzen.
Je nach Bedarf werden diese Vernetzungsaktivitäten settingbezogen (z.B. Betrieb, Schule, Kindergarten, Gemeinde), themenbezogen (gesundheitliche Chancengerechtigkeit) oder zielgruppenbezogen (Lehrlinge) angelegt sein, um gemeinsam Themen und Methoden weiterzuentwickeln. Im Zuge des Rahmen-Gesundheitsziele-Prozesses hat sich aber der Bedarf nach einer
Vernetzung zwischen bestehenden Netzwerken gezeigt, um die Erfahrungen erfolgreicher Beispiele für andere nutzbar zu machen.
Der FGÖ pflegt gezielt Kontakt und fachlichen Austausch mit Akteurinnen/Akteuren innerhalb
der Gesundheitsförderung (z.B. Fachgruppe Public-Health und Gesundheitsförderung im Rahmen der ZSG, Aks-Austria Arbeitsgruppen, Expertengremium Suizidprävention, Österreichische
Gesellschaft für Public Health) des Gesundheitswesens (Beiräte des BMG, Beirat für Altersmedizin) oder mit Akteurinnen/Akteuren, deren Handlungsfelder gute Anknüpfungspunkte
für Gesundheitsförderung bieten (z.B. Organisationen aus dem Sozialbereich, Pädagogische
Hochschulen, Gemeinde- und Städtebund, Fit Sport Austria, Bundes-Sportförderungsfonds),
wissenschaftlichen Vereinigungen (Österreichische Plattform für interdisziplinäre Alternsfragen,
Netzwerk gesundheitsfördernder Hochschulen, facheinschlägige Lehrgänge an Hochschulen
und Universitäten) .
Auf internationaler Ebene ist der FGÖ Mitglied der International Union for Health Promotion
and Education (IUHPE) und von EuroHealthNet. Die seitens EuroHealthNet und IUHPE verfügbaren Informationen werden regelmäßig in Form von Newslettern aufbereitet und an Interessierte weitergeleitet. Der FGÖ ist außerdem Mitglied von HEPA Europe, European network for
the promotion of health-enhancing physical activity. Vernetzung mit Kolleginnen/Kollegen aus
dem deutschsprachigen Raum findet auch im Rahmen des D/A/CH Netzwerkes für Gesundheitsförderung und dessen Veranstaltungen sowie im Rahmen der Teilnahme an der Konferenz
„Armut und Gesundheit“ 2016 in Berlin statt.
Durch die Organisation von Veranstaltungen, die FGÖ-Weiterbildungsprogramme, die Teilnahme an Veranstaltungen sowie in diversen Gremien (siehe Tätigkeitsberichte), das Initiie-
44
ren von themenspezifischen Netzwerken (z.B. Transfer-Initiative) bzw. Netzwerktreffen, die
Abstimmung mit relevanten Stakeholdern sowie die Vermittlung von Kontakten (Drehscheibe) will der FGÖ zur Abstimmung und Vernetzung der Österreichischen Gesundheitsförderungslandschaft beitragen.
Der FGÖ beteiligt sich auch an den in der Österreichischen Gesundheitsförderungsstrategie
vorgesehenen Prozessen, insbesondere durch die Mitentwicklung und die Beteiligung an der
Umsetzung des begleitenden Monitorings (siehe Kap. 1.3.2).
Der FGÖ engagiert sich im Rahmen seines Auftrages und seiner Möglichkeiten durch Capacity
Building und Advocacy für verstärkte politikfeldübergreifende Zusammenarbeit. So wird bei
(eigenen) Veranstaltungen und Initiativen sowie in der Projektförderung darauf geachtet, die
relevanten Ressorts und Akteurinnen/Akteure gezielt einzubeziehen.
Konferenzen/Tagungen/Workshops
Die 18. FGÖ-Gesundheitsförderungskonferenz 2016 zum Thema „Gemeinsam gesundheitsfördernde Rahmenbedingungen für Flüchtlinge und Asylwerber/innen schaffen“ (Arbeitstitel) wird voraussichtlich im Juni 2016 in Linz stattfinden.
Im Schwerpunkt Gesundheitliche Chancengerechtigkeit werden 2016 Daten und Grundlagen zu gesundem Altern in Abstimmung und Kooperation mit relevanten Akteurinnen/Akteuren erarbeitet, aufbereitet und 2017 in Form eines umfassenden Berichtes zu Verfügung
und zur Diskussion gestellt.
Die „Task Force Sozio-ökonomische Determinanten der Gesundheit“ wird auch 2016
weitergeführt. Diese interne, interdisziplinäre Arbeitsgruppe verfolgt das Ziel, das Thema gesundheitliche Chancengerechtigkeit innerhalb der Gesundheit Österreich GmbH und darüber
hinaus zu positionieren. Aktivitäten 2016 sind die Weiterführung des Diskussionsforums, die
Durchführung eines Workshops, die Erarbeitung einer Publikation zum Thema „Gesundheitliche Chancengerechtigkeit im Alter“ sowie Beiträge bei Konferenzen.
3.2.3 Qualitätsentwicklung, Wissensentwicklung
und Wissenstransfer
Durch seine Aufgabe als nationale Förderstelle für Gesundheitsförderung und umfassende Primärprävention beschäftigt sich der FGÖ von Beginn an mit Themen der Qualitätssicherung,
hat einen reichen Erfahrungsschatz gesammelt und auch eine Reihe von Angeboten etabliert.
Als Unterstützung für Förderwerber/innen und Entscheidungsträger/innen der Gesundheitsförderung bietet der FGÖ eine Reihe von Leitfäden und Hilfestellungen (online und in gedruckter
Form) zur Projektplanung und Qualitätsentwicklung an. Diese sind auf der Projektguide-Infoseite zugänglich http://info.projektguide.fgoe.org/index.php?id=42.
Sie werden im Jahr 2016 weiter verbreitet und sind einem laufenden Verbesserungsprozess
unterzogen.
45
Der Projektguide als elektronisches Fördermanagementtool mit seiner dahinter liegenden Datenbank erlaubt Auswertungen zu vielen Aspekten der Qualität, die im Zuge der formativen
FGÖ-Evaluation und in Form von Datenauswertungen für Bundesländer stärkere Beachtung
finden werden. 2016 werden die eServices hinsichtlich ihrer Benutzerfreundlichkeit, Geschwindigkeit und Sicherheit weiter verbessert. Die Verbesserungen sollen auch langfristig zu einer
erhöhten Integration einzelner Teillösungen zu einem IT-basierten Gesamtsystem führen.
Auch intern verwendete Instrumente zur Bewertung der Qualität von Projekten (Begutachtungsbogen, Berichtsbewertungsbogen) werden laufend weiterentwickelt und stehen interessierten Entscheidungsträgerinnen/Entscheidungsträgern zur Verfügung.
Evaluation ist ein integraler Bestandteil des Projektmanagements und unterstützt die systematische Qualitätsentwicklung der Projekte. Sowohl aus positiven als auch aus negativen Erfahrungen
lassen sich wichtige Schlüsse ziehen, die in einen kontinuierlichen Lernprozess einfließen. Auch
zur Bewertung von Projektschritten und Ergebnissen von Projekten und Programmen und deren
nachhaltiger Wirkung liefert die Evaluation wichtige Erkenntnisse. Der FGÖ nutzt die Evaluation
zudem als Instrument zur inhaltlichen Weiterentwicklung seiner Aktivitäten und Angebote.
Im Zuge des Projektes „Formative Programmevaluation des FGÖ“ wurde in Kooperation
mit dem Ludwig Boltzmann Institut für Gesundheitsförderungsforschung ein einheitlicher Evaluationsfragebogen für extern evaluierte Projekte entwickelt, der „FGÖ-Evaluationsbogen“.
Dieser soll systematisches projektübergreifendes Lernen aus den geförderten Projekten ermöglichen. Der Fragebogen fokussiert inhaltlich auf ausgewählte Grundprinzipen bzw. wesentliche
Entwicklungsthemen der Gesundheitsförderung. Im Jahr 2016 werden erste Auswertungen mit
Fokus auf gesundheitliche Chancengerechtigkeit durchgeführt und die Ergebnisse publiziert.
Die Ergebnisse werden auch in die aktuelle Fördertätigkeit des FGÖ einfließen.
Datenauswertungen zu den Aktivitäten und Projektförderungen des FGÖ: Der FGÖ
verfügt aufgrund seiner langjährigen Aktivitäten im Bereich der Gesundheitsförderung über
reichhaltige und differenzierte Daten zu diesem Handlungsfeld. Insbesondere die Daten zur
Projektförderung bieten viele Informationen zu bearbeiteten Themenstellungen, aber auch zu
Ressourcen und Strukturen der Gesundheitsförderung in Österreich.
Die Daten des FGÖ bieten Informationen:
A zu den Förderaktivitäten des FGÖ
A zur Entwicklung von Gesundheitsförderungsaktivitäten im Zeitverlauf allgemein
A zu den Akteurinnen/Akteuren in der Gesundheitsförderung
A zu Finanzierungsstrukturen für Gesundheitsförderung
A zur Qualitätsentwicklung in der Gesundheitsförderung
A zu thematischen Schwerpunktsetzungen der Gesundheitsförderung
A zu settingbezogenen oder zielgruppenbezogenen Schwerpunktsetzungen der
Gesundheitsförderung
A zu regionalen Besonderheiten und Strukturen der Gesundheitsförderung
46
Die Daten des FGÖ werden im FGÖ-Projektguide verwaltet und zeigen, welche Bereiche der
Gesundheitsförderung gut entwickelt sind und wo besonderer Nachholbedarf besteht. Diese
Erfahrungen sollen in die Weiterentwicklung der Gesundheitsförderungsstrategie eingebracht
werden. Sie sind nicht nur auf nationaler Ebene aufschlussreich, sondern liefern auch differenzierte Anhaltspunkte für Potenziale und Herausforderungen in einzelnen Bundesländern oder
Regionen. Diese Daten können im Rahmen des Umsetzungsmonitorings der Gesundheitsförderungsstrategie ausgewertet und zur Verfügung gestellt werden.
Um die wissenschaftlichen Grundlagen der Gesundheitsförderung weiterzuentwickeln, arbeitet der Fonds Gesundes Österreich mit Kooperationspartnerinnen/Kooperationspartnern im
Rahmen von anwendungsorientierten Forschungs- und Evaluationsprojekten zusammen, das
sind beispielsweise die Universität Wien, das Institut für Gesundheitsförderung und Prävention
GmbH, der Fachbereich ÖBIG der Gesundheit Österreich GmbH (insbesondere die Abteilung
Gesundheit und Gesellschaft), prospect Research & Solution, das Intitut für Systemische Organisationsforschung etc.
Im Jahr 2016 werden folgende Themen/Projekte bearbeitet:
A Migration und Gesundheit − Zugänglichkeit von Angeboten der Gesundheitsförderung
und Versorgung für Migranten/innen
A Evaluation der Transferinitiative „Wirksames verbreiten“
A Auswertungen im Rahmen der formativen Programmevaluation des FGÖ mit Fokus auf
gesundheitliche Chancengerechtigkeit
A Evaluation der Projekte der Initiative „Auf gesunde Nachbarschaft!“
A Erstellung eines Maßnahmenkataloges für eine nachhaltige Gesundheitsförderung zur
„Ernährung von 4- bis 10-jährigen Kindern“, aufbauend auf dem nationalen Programm
„Richtig essen von Anfang an“ (REVAN II) mit Fokus auf Verbesserungen der strukturellen
Ebene in den Settings
A Länderzahnstatuserhebung bei Sechsjährigen, deren Ergebnisse in der praktischen
Umsetzung von Projektmaßnahmen Verwendung finden
A Evaluation der Weiterbildungsangebote des FGÖ und Bedarfserhebung zum Fort- und
Weiterbildungsbedarf in Österreich
A Evaluation der Tabakpräventionsinitiative
A Projekt „Gesundheitsförderung und Primärversorgung“ – Recherche von Good Practice
Beispielen (Arbeitstitel)
Vorhandene unterstützende Materialien und Leitfäden für Multiplikatorinnen/Multiplikatoren werden weiter verbreitet, z.B. Leitfaden „Burnout- und Mobbingprävention“, Leitfaden
„Gesundheitsförderung in Gemeinden, Stadtteilen und Regionen“.
Auch die Broschüre zum Thema „Gesunde Nachbarschaft“ wird gezielt verbreitet.
47
3.2.4 Gesundheitskompetenz, Information und
Aufklärung der Bevölkerung
„Aufklärung und Information“ ist eines der beiden im §1 des Gesundheitsförderungsgesetzes festgelegten Hauptziele, und deshalb ist die zielgruppengerechte Verbreitung von Informationen über gesundheitsfördernde Strukturen und Verhaltensweisen eine wesentliche
Aufgabe des FGÖ.
Die Kommunikationsarbeit orientiert sich 2016 und darüber hinaus vorrangig an den RahmenGesundheitszielen (siehe Kap. 1.3.1 bzw. Anhang) und trägt insbesondere zur Umsetzung des
Ziels 3 „Gesundheitskompetenz der Bevölkerung stärken“ bei. Kommunikationsmaßnahmen
werden zielgruppengerecht in allen Schwerpunktbereichen gesetzt, wobei der Fokus auf der
individuellen Ebene liegt (Stärkung der persönlichen Fähigkeiten und Kompetenzen). Darüber
hinausgehend widmet sich die beim FGÖ angesiedelte Koordinationsstelle der Österreichischen
Plattform Gesundheitskompetenz (siehe 4.2) umfassend dem Thema Gesundheitskompetenz.
Primäre Zielgruppe der Kommunikationsarbeit ist die Bevölkerung, die mit niederschwelligen
Informationsangeboten zu einem gesünderen Lebensstil motiviert werden soll. Die Medien dafür sind sowohl gedruckte Broschüren und Folder als auch Online-Medien. Die Broschüren und
Folder für die Bevölkerung stehen weiterhin als Download-Dokumente auf der Website des FGÖ
sowie als kostenfreie Drucksorten zur Verfügung. Qualitätsgesicherte Informationen zu gesunden
Lebenswelten und -stilen werden im Auftrag des FGÖ auf dem Gesundheitsportal des Bundesministeriums für Gesundheit (www.gesundheit.gv.at) laufend erweitert. Im Rahmen von settingorientierten Initiativen werden auch massenmediale Kommunikationsmedien eingesetzt.
Zweite wichtige Zielgruppe, an die sich eine zunehmende Zahl von Publikationen des FGÖ richtet, sind Multiplikatorinnen/Multiplikatoren und Fachleute, denen auf Basis der bei den
Aktivitäten des FGÖ gesammelten Erfahrungen die Chancen und Potenziale der Gesundheitsförderung vermittelt werden. Zudem wird 2016 das im Rahmen der Initiative „Auf gesunde Nachbarschaft!“ gewonnene Know-how verbreitet und zur Vernetzung der Akteurinnen und Akteure
durch Veranstaltungen und durch einen eigens dafür eingerichteten Bereich der Website www.
gesunde-nachbarschaft.at beigetragen. Die Website wird aktualisiert und stärker auf die beiden
Zielgruppen „Schwangere und Familien mit Kleinkindern“ und „Ältere Menschen“ fokussiert.
Die inhaltlich, grafisch und technisch neu gestaltete GÖG-Homepage mit integrierter
FGÖ-Website und verbesserter Funktionalität wird Anfang 2016 online gehen.
Die Pressearbeit wird 2016 vorrangig die Ziele und den Nutzen der vom FGÖ geförderten Projekte kommunizieren.
Das Magazin „Gesundes Österreich“ dient dem FGÖ als Medium, um über Projekte, Kampagnen, Tagungen, wichtige inhaltliche Themen und Neuigkeiten aus der Gesundheitsförderung
zu berichten. Das Magazin wird 2016 weitergeführt.
Der FGÖ entwickelte 2015 gemeinsam mit der Abteilung Gesundheit und Gesellschaft des
48
GÖG-Geschäftsbereichs ÖBIG ein Konzept für eine gemeinsame Tabakpräventionsinitiative des
FGÖ und des BMG, die mit dem Slogan „Leb´ dein Leben. Ohne Rauch. YOLO!“ umgesetzt
wurde. Die umfassenden Aktivitäten, die über neue Medien an den Schulen der Sekundarstufe
zwei gestartet wurden (Klassenwettbewerb, Quizz Duell, Schall ohne Rauch-Tour) und die zahlreichen Kooperation werden im Jahr 2016 vertieft und weitergeführt.
4
Koordinations- und Serviceleistungen
zur Unterstützung der RahmenGesundheitsziele und der
Zielsteuerung Gesundheit
Als Serviceleistungen und teilweise neue Aufgaben des FGÖ, die zur Unterstützung der Rahmen-Gesundheitsziele und der Zielsteuerung Gesundheit dienen, sind 2016 zusammenfassend
folgende Maßnahmen vorgesehen:
4.1
Monitoring der Gesundheitsförderungsstratgie
Zur gemeinsamen inhaltlichen Abstimmung und für eine zielgerichtete Vorgehensweise der
Vertragspartner/innen des Bundes-Zielsteuerungsvertrags wurde 2014 ein Umsetzungskonzept
für das Monitoring der Gesundheitsförderungsstrategie entwickelt und beschlossen.
Aufbauend auf dem Umsetzungskonzept für das Monitoring der Gesundheitsförderungsstrategie hat der FGÖ 2015 gemeinsam mit den Partnerinnen/Partnern auf Beschluss der Bundeszielsteuerungskommission (BZK) ein Integriertes Datenerfassungs- und Dokumentationssystem
(IDDS) entwickelt.
2016 wird auch das Berichtswesen der Vorsorgemittel in das vorab genannte Datenerfassungsund Dokumentationssystem eingegliedert. Darüber hinaus wird der FGÖ die von ihm geförderten Projekte ebenfalls in das Dokumentationssystem integrieren. 2016 wird vom FGÖ auf
Beschluss der Bundeszielsteuerungskommission (BZK) und mit Unterstützung des Instituts für
Gesundheitsförderung und Prävention (IfGP) der erste Bundesmonitoringbericht erstellt werden. Die Weiterentwicklung und Anpassung des bislang entwickelten Dokumentationssystems
zielt im Jahr 2016 auf die Integration des Monitorings der Rahmen-Gesundheitsziele und der
Kinder- und Jugendgesundheitsstrategie ab.
Die Ergebnisse des Monitorings der Gesundheitsförderungsstrategie sollen eine Grundlage für
die Weiterentwicklung der Gesundheitsförderungsstrategie ab 2017 darstellen. Der FGÖ wird
diese Ergebnisse auch für seine weiteren Planungen berücksichtigen. Er sieht seine Aufgabe darin, langfristig die Lernerfahrungen aus Projekten, die erstmals Ende 2016 erfasst sein sollten,
zu bewerten und aufbauend auf Ergebnissen des Monitorings mit den verschiedenen Akteurinnen/Akteuren der Gesundheitsförderung Vernetzungsaktivitäten zu organisieren.
49
4.2
Koordinationsstelle der Österreichischen Plattform
Gesundheitskompetenz (ÖPGK)
Das Rahmen-Gesundheitsziel (R-GZ 3) „Die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung stärken“
wurde als höchst prioritäres Rahmen-Gesundheitsziel (R-GZ) eingestuft. Die Zielsteuerung Gesundheit (ZS-G) hat die Erarbeitung eines inhaltlichen Konzepts für dessen Umsetzung beauftragt.
Als Servicestelle und Drehscheibe der Österreichischen Plattform Gesundheitskompetenz
(ÖPGK) wurde 2015 eine Koordinationsstelle im Fonds Gesundes Österreich eingerichtet, die
das Kern-Team der ÖPGK bei der operativen Umsetzung unterstützt. Dabei geht es unter anderem um das Wissensmanagement innerhalb der Plattform, die Unterstützung des Kern-Teams,
die Planung und Vorbereitung von Sitzungen des Kern-Teams, die Konferenzorganisation, die
Administrierung der Mitgliedschaftsanträge sowie deren Begutachtung zur Vorlage im KernTeam, die Verwaltung der ÖPGK-Webseite sowie die Herausgabe des ÖPGK-Newsletters. Die
Stärkung von Gesundheitskompetenz bezieht sich immer auf die Qualität gesundheitsrelevanter Kommunikation und Information. Das Konzept kann einerseits auf persönliche, individuelle
Fähigkeiten abzielen, aber andererseits auch auf die Gesundheitskompetenz-förderliche Gestaltung von Organisationen und sozialen Settings (Sørensen et al. 2012; Brach et al. 2012).
Gesundheitskompetenz kann sowohl als Teil der Gesundheitsförderung als auch als Beitrag zur
Neuorientierung der Gesundheitsdienste verstanden werden, die wiederum eine zentrale Aufgabe der Gesundheitsförderung (Ottawa Charter für Gesundheitsförderung, 1986) darstellt.
Die Arbeit der Koordinationsstelle erfolgt weiterhin Bundes-Zielsteuerungs-konform. Mit der
ÖPGK soll die Umsetzung des R-GZ 3 bundesweit und langfristig (bis 2032) unterstützt und
damit zur Erreichung der Wirkungsziele des R-GZ 3 beigetragen werden.
Folgende Funktionen soll die ÖPGK dafür erfüllen:
1. Langfristige Entwicklung und Etablierung der Gesundheitskompetenz in
Österreich unterstützen
2. Vernetzung, Zusammenarbeit, Erfahrungsaustausch und gemeinsames Lernen fördern
3. Maßnahmen zwischen Politik- und Gesellschaftsbereichen ermöglichen und abstimmen
4. Gemeinsames Verständnis entwickeln, Wissen verbreiten und Innovation ermöglichen
5. Monitoring und Berichterstattung aufbauen, Transparenz und Qualität entwickeln
6. Die Finanzierung des Aufbaus und des Betriebs der Koordinationsstelle soll durch
den FGÖ erfolgen
Nachdem die ÖPGK 2015 eingerichtet wurde und im September 2015 ihre erste Konferenz
erfolgreich veranstaltet hat, wird es im Jahr 2016 vor allem um die Konsolidierung der Plattform gehen. Die Koordinationsstelle legt dazu zusammen mit dem Kern-Team ein Jahresprogramm fest. Dieses enthält unter anderem die Werbung und Betreuung neuer Mitglieder
sowie die Ausrichtung einer weiteren Konferenz im Herbst 2016. Im Rahmen des Jahresschwerpunktes zum Thema „Kommunikation“ werden auch Modelle guter Praxis definiert
und vorgestellt werden.
50
4.3 Beteiligung am Gesamtprozess der
Österreichischen Rahmen-Gesundheitsziele
inkl. Umsetzungsstrategie gesundheitliche
Chancengerechtigkeit
Auf Basis eines Beschlusses der Bundesgesundheitskommission und des Ministerrates wurden
in den Jahren 2011-2012 in einem breit angelegten Prozess 10 Rahmen-Gesundheitsziele für
Österreich entwickelt (siehe Kap. 1.3. und Anhang „Rahmen-Gesundheitsziele“, Bundesministerium für Gesundheit, 2012). In der derzeit laufenden zweiten Prozessphase wird an der
Konkretisierung der Rahmenziele in Form von intersektoral besetzten Arbeitsgruppen gearbeitet und so eine Gesamtstrategie zur Umsetzung erstellt (www.gesundheitsziele-oesterreich.at).
Der FGÖ ist einerseits an der Begleitung und Steuerung des Gesamtprozesses sowie einzelner
Arbeitsgruppen (im R-GZ Prozessbegleitteam der GÖG) und andererseits als Organisation selbst
als Teilnehmer in Arbeitsgruppen (bisher zu den R-GZ 1, 2, 3 und 8) und als Umsetzer von
Maßnahmen beteiligt. Details siehe Kap. 1.3.
Der FGÖ hat unter Beteiligung externer Expertinnen/Experten eine Strategie zur Umsetzung
gesundheitlicher Chancengerechtigkeit in der Gesundheitsförderung erarbeitet. Der FGÖ wird
darüber hinaus zum Thema „Gesundheitliche Chancengerechtigkeit bei älteren Menschen“
durch Aufbereiten von Grundlagen und Erstellung einer thematisch breit gefächerten Publikation rund um gesundes Altern und gesundheitliche Chancengerechtigkeit gemeinsam mit
Stakeholdern einen Impuls setzen.
4.4 Fachliche Unterstützung der Koordinationsstelle
Vorsorgemittel
Im Jahr 2010 wurde seitens der Bundesgesundheitskommission (BGK) eine „Strategie zur Verwendung der Vorsorgemittel“ beschlossen. In der Folge wurde von der BGK das Thema „Gesundheitliche Chancengerechtigkeit für Kinder und Jugendliche“ für die Vorsorgemittelperiode
2015 bis 2016 festgelegt. Zur Umsetzungsbegleitung wurde im BMG die Koordinationsstelle
Vorsorgemittel eingerichtet, deren Aufgaben vorrangig vorbereitende und begleitende Arbeiten sowie die systematische Dokumentation der gesamten Maßnahmen umfassen.
Die GÖG/ÖBIG leistete dabei fachliche Unterstützung mit dem Ziel, die Qualitätssicherung der
beauftragten Projekte zu gewährleisten und zu entwickeln. 2016 übernimmt der Geschäftsbereich FGÖ diese Leistung für die Koordinationsstelle. Die Leistungen umfassen beispielsweise
Aktivitäten zu Vernetzung und Abstimmung, Unterstützung bei der Erstellung von Formularen,
Sichtung der Berichte der Mittelempfängerinnen/Mittelempfänger basierend auf einem vorab
abgestimmten Begutachtungsbogen sowie die Aufbereitung der Ergebnisse.
51
4.5
Beteiligung an der Umsetzung der Plattform
der Österreichischen Demenzstrategie
Die Verantwortung für die Versorgung und Betreuung ist breit verteilt - Gesundheitsministerium
(Krankenversorgung, Prävention), Langzeitbetreuung und Pflegefonds (Sozialministerium), Länder und Sozialversicherungen (Versorgung). Durch die Entwicklung einer Demenzstrategie - an
der sich alle beteiligten Akteurinnen/Akteure orientieren können, soll ein Orientierungsrahmen
geschaffen werden, um Ressourcen und Geldmittel gebündelt und abgestimmt auf- und aneinander einzusetzen und mit bereits praktizierten Unterstützungsinstrumenten zu verknüpfen.
Die Ziele der Demenzstrategie sind unter anderem, die Prävention von Demenz zu stärken, aber
auch die Einsamkeit der Erkrankten und der Betreuer/innen zu mindern und das System Familie
durch dichte soziale Netzwerke zu unterstützen.
Im Zuge eines mehrstufigen Arbeitsprozesses mit Teilnahme der Steakholder (aller angesprochenen Organisationen) wurden sechs Handlungsfelder in multiprofessionell ausgerichteten
Gruppen bearbeitet. Die Herausforderungen wurden beschrieben, Wirkungsziele und Handlungsempfehlungen entwickelt. Via Online-Befragung hatte die breite Öffentlichkeit die Möglichkeit, zu den Ergebnissen Stellung zu nehmen. Nach Einarbeitung aller Anregungen aus der
Online-Befragung und einem breiten Begutachtungsverfahren des Entwurfes wurde Ende des
Jahres 2015 die Demenzstrategie „Gut leben mit Demenz“ von den zuständigen Ministerinnen/Ministern der Öffentlichkeit vorgestellt.
Der FGÖ hat den oben angeführten Prozess im Jahr 2015 unterstützt. Er wird sich in weiterer
Folge innerhalb der Plattform der Österreichischen Demenzstrategie für die Umsetzung von
Aspekten der Prävention und Gesundheitsförderung engagieren.
Literaturverzeichnis
Altgeld T., Bächlein B., Deneke C. (2006): Diversity Management in der Gesundheitsförderung.
Nicht nur die leicht erreichbaren Zielgruppen ansprechen! Frankfurt/M.: Mabuse Verlag
Badura, B., Greiner, W., Rixgens, P., Ueberle, M. & Behr, M. (2008): Sozialkapital. Grundlagen
von Gesundheit und Unternehmenserfolg. Berlin: Springer Verlag.
Badura, B. & Steinke, M. (2011): Die erschöpfte Arbeitswelt. Durch eine Kultur der Achtsamkeit
zu mehr Energie, Kreativität, Wohlbefinden und Erfolg. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung.
Brach, C., Keller, D., Hernandez, L.M., Baur, C., Parker, R., Dreyer, B., Schyve, P., Lemerise, A.J.,
Schillinger, D. (2012): Ten attributes of health literate health care organizations. Institute of
Medicine, Washington DC.
52
Bräunig, D. & Kohstall, T. (2015). Wirtschaftlichkeit und Wirksamkeit des betrieblichen Arbeitsschutzes - Zusammenstellung der wissenschaftlichen Evidenz 2006 bis 2012. i-ga.Report(28),
111-126.
Bundesministerium für Gesundheit (2012), Beirat für psychische Gesundheit: Konzept SUPRA Suizidprävention Austria, Nationale Strategie zur psychischen Gesundheit.
Bundesministerium für Gesundheit (2012): Nationaler Aktionsplan Ernährung - NAP.e 2012.
Bundesministerium für Gesundheit (2012): Rahmen-Gesundheitsziele, Richtungsweisende Vorschläge für ein gesünderes Österreich.
BM für Gesundheit, BM für Bildung und Frauen (2015). Aktionsplan Frauengesundheit. 40
Maßnahmen für die Gesundheit von Frauen in Österreich (Zwischenbericht). Wien: Bundesministerium für Gesundheit. URL: http://www.goeg.at/cxdata/media/download/zwischenbericht_
apfrauengesundheit_20150828_2.pdf (Abrufdatum: 22. 09. 2015)
Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport, Bundesministerium für Gesundheit
(2012): Nationaler Aktionsplan Bewegung (NAP.b).
Dahlgren, G. & Whitehead, M. (1991): Policies and Strategies to Promote Social Equity in
Health. Stockholm.
Elmadfa, I. et al. (2012): Österreichischer Ernährungsbericht 2012. Wien.
Europäisches Netzwerk für Betriebliche Gesundheitsförderung (1997): Die Luxemburger Deklaration zur Betrieblichen Gesundheitsförderung in der Europäischen Union. URL: http://www.
fgoe.org/gesundheitsfoerderung/glossar/luxemburger-erklarung-zur-betrieblichen-gesundheitsforderung (Abrufdatum: 22. 09. 2015).
Fonds Gesundes Österreich, Gesundheit Österreich GmbH (Hrsg.) (2010): Österreichische Empfehlungen für gesundheitswirksame Bewegung. Wien.
Fonds Gesundes Österreich, Gesundheit Österreich GmbH (Hrsg.) (2015a): Health4You. Gesundheitsförderung mit jungen Arbeitnehmer/innen in der überbetrieblichen Lehrausbil-dung.
Gesundheitsbefragung 2015. Band Nr. 12 aus der Reihe WISSEN.
Fonds Gesundes Österreich, Gesundheit Österreich GmbH (2014): Fact Sheet Gesundheit von
Lehrlingen in Österreich.
Fonds Gesundes Österreich, Gesundheit Österreich GmbH (2015b): Leitfaden zur Projektförderung des Fonds Gesundes Österreich. URL: http://www.fgoe.org/projektfoerderung/Leitfaden
Göpel, E., GesundheitsAkademie e.V. (Hrsg.) (2010): Nachhaltige Gesundheitsförderung. Gesundheit gemeinsam gestalten- Band 4, Frankfurt/Main: Mabuse-Verlag.
53
Habl, C. & al (2014): Armut und Gesundheit. In: Dimmel, N & al: Handbuch Armut in Österreich. StudienVerlag. Innsbruck – Wien – Bozen.
Jané-Llopis, E. & Anderson, P. (2005): Mental Health Promotion and Mental Disorder Prevention. A Policy for Europe. Nijmegen: Radboud University Nijmegen.
Leoni, T. (2012): Fehlzeitenreport 2012. Krankheits- und unfallbedingte Fehlzeiten in Österreich. WIFO, Wien.
Marmot et al. 2010: Fair Society, Healthy Lives. The Marmot Review. Strategic Review of Health
Inequalities in England post 2010.
Mielck, A. (2011): Soziale Ungleichheit und Gesundheit. URL: http://www.leitbegriffe.bzga.de
/?uid=fb5bdb7682d22a0a089ac181e9e06306&id=angebote&idx=165 (Abrufdatum: 22. 09.
2015).
Pieper, C., Schöer, S., Haupt, J., & Kramer, I. (2015). Wirksamkeit und Nutzen betrieblicher Gesundheitsförderung und Prävention - Zusammenstellung der wissenschaftlichen Evidenz 2006
bis 2012. iga.Report(28), 11-110.
Sørensen, K., Van den Broucke, S., Fullam, J., Doyle, G., Pelikan, J., Slonska, Z., Brand, H.
(2012): Health literacy and public health: a systematic review and integration of definitions and
models. In: BMC Public Health 12 (1), 80.
Statistik Austria (2008): Sozio-demographische und sozio-ökonomische Determinanten von
Gesundheit 2006/2007. URL: http://www.statistik.at/web_de/services/index.html
Till, B., Niederkrotenthaler, T. (2014): Surfing for Suicide Methods and Help: Content Analysis
of Websites Retrieved With Search Engines in Austria and the United States. J Clin Psychiatry,
75(8). URL: www.fgoe.org/gesundheitsfoerderung/glossar
World Health Organisation WHO (1986): „Ottawa Charta zur Gesundheitsförderung“
World Health Organisation WHO (2001). The world health report 2001 - Mental Health: New
Understanding, New Hope. URL: http://www.who.int/whr/2001/en/
World Health Organisation WHO (2013): „Vienna Declaration on Nutrition and Noncommunicable Diseases in the Context of Health 2020“ URL: http://www.bmj.com/content/347/bmj.
f4417.abstract
54
Anhang: Zehn Rahmen-Gesundheitsziele
Ziel 1:Gesundheitsförderliche Lebens- und Arbeitsbedingungen
für alle Bevölkerungsgruppen durch Kooperation aller
Politik- und Gesellschaftsbereiche schaffen
Ziel 2: Für gesundheitliche Chancengerechtigkeit zwischen den
Geschlechtern und sozioökonomischen Gruppen, unabhängig von
der Herkunft, für alle Altersgruppen sorgen
Ziel 3: Die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung stärken
Ziel 4: Die natürlichen Lebensgrundlagen wie Luft, Wasser und Boden sowie
alle unsere Lebensräume auch für künftige Generationen nachhaltig
gestalten und sichern
Ziel 5: Durch sozialen Zusammenhalt die Gesundheit stärken
Ziel 6: Gesundes Aufwachsen für alle Kinder und Jugendlichen bestmöglich
gestalten und unterstützen
Ziel 7: Gesunde Ernährung mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln für
alle zugänglich machen
Ziel 8: Gesunde und sichere Bewegung im Alltag durch die entsprechende
Gestaltung der Lebenswelten fördern
Ziel 9: Psychosoziale Gesundheit bei allen Bevölkerungsgruppen fördern
Ziel 10: Qualitativ hochstehende und effiziente Gesundheitsversorgung für
alle nachhaltig sicherstellen
Quelle und Darstellung: GÖG/ÖBIG
55
© Gesundheit Österreich GmbH
www.goeg.at