Was macht Quartiere zu Orten der Gesundheitsförderung?

Was macht Quartiere zu Orten der Gesundheitsförderung?
Dr. Bettina Reimann, Deutsches Institut für Urbanistik GmbH (difu)
Das individuelle Gesundheitsverhalten, gesundheitlich belastende Lebensverhältnisse (z. B. Missstände in
den Bereichen Umwelt, Verkehr, Wohnen) und sozialökonomische Parameter wie Einkommen,
beruflicher Status und Bildung stehen in engem Zusammenhang. Dies hat zur Folge, dass mit Armut ein
beträchtliches Gesundheitsrisiko verbunden ist. Kinder und Jugendliche sind hiervon besonders betroffen.
Da sich soziale Ungleichheiten und Ungleichheit der Gesundheitschancen räumlich abbilden, gewinnt
die Perspektive des Stadtteils bzw. des Stadtquartiers für die Gesundheitsförderung an Relevanz.
Die Gesundheitsförderung im Stadtteil bzw. im Stadtquartier stellt für Kommunen, Krankenkassen und
stadtteilbezogene Gesundheitsakteure jedoch eine besondere Herausforderung dar. Gegenüber anderen
Settings (Schule, Betrieb) hat der Stadtteil bzw. das Quartier einen diffuseren Einsatzbereich. Strukturen,
Verantwortlichkeiten und Angebote sind nicht klar definiert und das Akteursspektrum ist breit. Vor
diesem Hintergrund kommen Aufbau, Weiterentwicklung und Verstetigung von Strategien, Verfahren
und Strukturen der gesundheitsfördernden Stadtteilentwicklung eine besondere Bedeutung zu.
Gelingt es, diesen Herausforderungen gerecht zu werden, können Quartiere bzw. Stadtteile zu Orten der
Gesundheitsförderung (weiter-)entwickelt und profiliert werden. Hierbei sind Qualitätselemente
entscheidend, die jeweils lokal, d. h. quartiersbezogen, abgestimmt werden sollten. Qualitätselemente,
die für die Entwicklung von Ansätzen der gesundheitsfördernden Stadtteilentwicklung besondere
Relevanz haben, beziehen sich auf die Ermittlung von Bedarfen (kleinräumige Berichterstattung), die
Entwicklung von Konzepten (Verankerung des Themenfeldes „Gesundheit“ in lokalen
Handlungskonzepten; Erweiterung des klassischen Spektrums von Gesundheitsförderung um z. B.
Umwelt, Städtebau), die Entwicklung von Strukturen (Kooperation von Verwaltung, Gesundheitsakteuren,
Vorort-Aktiven und Bewohnerschaft), die Beteiligung (Ansprache der Menschen in ihrer Lebenswelt;
Nutzung und Weiterentwicklung im Stadtteil vorhandener Aktivierungsstrukturen), die Entwicklung von
Projekten sowie die Nutzung vorhandener und Schaffung neuer Finanzierungsmodelle (Mittel Aktive
Stadtteilentwicklung; Mittel der Krankenkassen nach § 20, Abs. 1 SGB V; weitere Förderinitiativen).
Wie der Aufbau einer die gesundheitsfördernde Quartiersentwicklung stützende Kooperation zwischen
Kommunen, Krankenkassen und anderen Akteuren konkret gelingen kann und die Entwicklung und
Qualifizierung von Projekten, die sich für die Gesundheitsförderung in sozial benachteiligten Stadtteilen
besonders eignen, vorgenommen wird, wird im Vortrag – unter Bezugnahme auf Ergebnisse eines
laufenden Forschungsprojektes – erläutert.