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DER HOLSTEINER
Überzeugende
Siegerstute:
Festel
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HOLSTEIN
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ELITESTUTENSCHAU Die diesjährige Verbandsschau
stand ganz im Zeichen des Casall-Sohnes Cascadello I,
und auch das übrige Feld der fast 60 Stuten imponierte
durch Sportlichkeit und ­Bewegungsqualität.
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der vielen Frauen und Mädchen, die den
Pferdesport zunehmend prägen und auch
angesichts der Vermutung von Tierärzten,
dass Übergröße und Gesundheit, sprich
Haltbarkeit, nicht immer Hand in Hand gehen. Hinter dem „Hauptlieferanten“ Cascadello I rangierten sich Catoo und Cormint
mit je vier Stuten, Connor und Uriko mit je
drei Stuten ein. Insgesamt waren 31 Hengste mit Töchtern in Elmshorn vertreten.
Weiter zurückgegangen ist der Vollblutanteil in den Pedigrees. Die Siegerin Festel,
Züchter und Besitzer Günther Fielmann,
Gut Schierensee, Stamm 3317, war eine der
wenigen Stuten mit einer Halbblutmutter,
der Heraldik xx-Tochter Noble Lady I, die
selbst einst als Siegerin des Halblutringes
die Verbandsschau verlassen hatte. Nur
eine Halbblutstute, Fee v. Lauries Crusador xx, Züchter und Besitzer Udo Wagner, Angermünde, Stamm 776, war dabei,
sie gehörte mit einem Stockmaß von1,64
Meter zu den Stuten in kleinerem Rahmen.
Doch trotz des auf den ersten Blick geringen Blutanteils auf dem Papier – natürlich
findet sich weiter hinten im Pedigree noch
Blut – wirkten die Stuten in der Regel edel
und trocken mit straffer Textur, und auch
die großen Stuten wussten sich meist harmonisch und elegant zu bewegen.
Die bereits erwähnte Siegerstute Festel bestach vom ersten Auftritt an durch
Schönheit, Gangvermögen und energische Bewegungen, wirkte allerdings zunächst etwas aufgedreht mit hoch erhobenem Schweif. Im Trab federt sie energisch unter den Schwerpunkt. Der Schritt
ist taktmäßig und raumgreifend. „Ein feines
Eine überzeugende Siegerin:
FESTEL v. Cascadello I - Heraldik xx aus der Zucht und dem
Besitz von Günther Fielmann,
Gestüt Schierensee.
typstarkes Stutenmodell“, lobte Gastkommentatorin Petra Wilm, „geschlossen und
schön mit viel Antritt. Als Reiter wünschen
wir uns genau diese Energie und diesen
Kampfgeist.“
Zur ersten Reservesiegerin kürte die
Kommission (Zuchtleiter Dr. Thomas Nissen, Jens Hauschildt und Heino Kracht)
Fine Lady v. Cascadello I-Cassini I, Stockmaß 1,72 Meter, Züchter Detlef Hennings;
Besitzer Reimer Detlef Hennings, Bendorf,
Stamm 162, ebenfalls unverkennbar die
Tochter ihres Vaters, bildschön, energisch
und sportlich.
Franzia v.
­Cascadello I-­
Cassini II war
beste Bewegungsstute der Schau
Erst die zweite Reservesiegerstute stammte nicht von Cascadello I, sondern vom einstigen Bundeschampion Catoo aus einer Leandro-Mutter. Mit 1,76 Meter Stockmaß
zählte sie zu den Größten, wusste sich abstammungsgemäß hervorragend zu bewegen
und glich auch sonst im Outfit ihrem inzwischen dressurerfolgreichen Vater. In Elmshorn kannte sie sich aus: Ihr Züchter Joachim
Jürgens, Bollbrügge, hatte sie vor drei Jahren
über die Fohlenauktion an den jetzigen Besitzer, Hof Brüning in Süstedt, verkauft.
Zur besten Bewegungsstute wurde die
Cascadello I-Tochter Franzia aus einer Cas-
sini II-Mutter (Züchter Kirsten Roll, Struvenhütten; Besitzer Marion Polte, Lentföhrden) gekürt. „Losgelassen, schön,
mit großem Auge, einem guten Grundschwung, langem Widerrist und viel Vorderpferd“, lobte die Kommentatorin. Die
beiden Reservistinnen und die beste Bewegungsstute haben alle bereits ihren Stutentest mit überdurchschnittlich guten Noten
absolviert. Alle Endringstuten erhielten einen Freisprung von einem Junghengst einer
Holsteiner Hengststation.
Gastkommentatorin Petra Wilm empfahl sich aus gleich mehreren Gründen für
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elten hat ein Holsteiner
Junghengst mit seinem ersten
Jahrgang so für Furore gesorgt,
wie der Casall-Sohn Cascadello
I. Nachdem bereits im Herbst
2015 drei seiner zweieinhalbjährigen Söhne gekört wurden, schafften es jetzt 13 dreijährige Töchter auf die Verbandsstutenschau in Elmshorn, vier von ihnen erreichten den End­ring, darunter die Siegerin, die
Reservesiegerin und die beste Bewegungsstute. Der jetzt siebenjährige Cascadello I
verkörpert selbst den Typ des modernen
Holsteiner Leistungspferdes, großrahmig,
athletisch und sportlich, und dieses Outfit gibt er offenbar getreulich weiter, sodass man versucht ist, trotz seiner Jugend
schon jetzt von einem Stempelhengst hinsichtlich der bei den von ihm abstammenden Stuten und jungen Hengste gezeigten
Qualitäten zu sprechen. Damit deutet er
eine würdige Nachfolge seines Vaters, des
Ausnahmehengstes Casall, der trotz der
Beanspruchung durch den internationalen Sport in Elmshorn mit drei Töchtern
vertreten war, an.
Die 59 Dreijährigen waren aus knapp
400 Stuten in den Holsteiner Körbezirken
ausgewählt worden. Es war ein großer Jahrgang, im wahrsten Sinne des Wortes, denn
knapp die Hälfte (25) wies das stattliche
Stockmaß von 1,70 Meter und mehr auf,
die Skala reichte bis 1,77 Meter.
Nur fünf Stuten maßen weniger als 1,65
Meter - der Trend zeigt, was die Größe angeht, also eindeutig nach oben. Ob diese
Entwicklung nur positiv zu beurteilen ist,
wird sich erweisen, vor allem angesichts
Foto: Janne Bugtrup
VO N GA B R I E L E P O C H H A M M E R
Fotos: Janne Bugtrup
DER HOLSTEINER | ELITESCHAU
!
O B E N | Im Typ perfekt und überaus korrekt im
­Exterieur bestach die Siegerstute bei allen Vorstellungen. Unverkennbar überzeugte die gelungene Kombination von Vollblut mit den wertvollen
­Holsteiner Genen.
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werden und wies in diesem Zusammenhang auf die sprichwörtlichen Tugenden
des Holsteiners hin, seine Leistungsbereitschaft, Handlichkeit und Unverdrossenheit. Sie regte an, Stuten mit Dressur­
abstammungen auf einem Ring zusammenzufassen, um sie besser vergleichen zu können und holte zuletzt weit aus, im Sinne
der Schleswig-Holsteinischen Pferdezucht.
„Wir müssen als Standort attraktiver werden“, sagte die in Tasdorf bei Neumünster
beheimatete Züchterin, „wir müssen die
Freunde des Holsteiner Pferdes immer wieder über die Elbe holen.“
O B E N | Kraft, Übersetzung und Gummi kennzeichnen den Bewegungsablauf der Cascadello
I-Tochter FESTEL, deren Sieg von allen Besuchern
­gefeiert wurde.
Ein herzliches Dankeschön
geht an die nachstehend aufgeführten
Hengststationen, die erstmalig Freisprünge für
die ­Endringstuten gesponsert haben:
Hengststation Dirk Ahlmann, Reher
Hengststation Bernd Mohr, Ellerhoop
Hengststation J.-P. Fromberger, Bovenau
Hengststation Völz, Bienenbüttel/Edendorf
Holsteiner Verband Hengsthaltungs
GmbH, Elmshorn
Mass J. Hell Stallion Stud GmbH,
Kl. Offenseth
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Klein, fein und große Klasse
› Die Siegerstute der diesjährigen Verbandsschau, Festel v. Cascadello I, ist das Produkt einer
Zuchtstätte, in der man zwar noch nicht seit Generationen züchtet, aber in Generationen denkt.
Dem Inhaber eines Brillenimperiums, Günther Fielmann, ist es in zehn Jahren gelungen, auf Gut
Schierensee eine kleine, qualitätvolle Holsteiner Zucht mit rund 40 Pferden, davon fünf bis sechs
Mutterstuten, aufzubauen, die mühelos mit den eingesessenen Züchterfamilien mithalten kann.
Den Grundstein legten – nicht eben billige – Einkäufe, wie Festels Mutter, die Heraldik xx-Landgraf
I-Tochter Noble Lady, Halbblutsiegerin ihres Jahrgangs. Inzwischen sind die eigenen Zuchtprodukte
alt genug, um auf Schauen und im Sport auf sich aufmerksam zu machen. Zu den Zuchterfolgen
gehört der gekörte Hengst De Chirico v. Dolany, im Sport errangen im vergangenen Jahr drei
Dressur- und zehn Springpferde Punkte,
darunter die Dressurstute Annabelle v. Conteur,
unter Helen Langehanenberg bis Prix St.
Georges erfolgreich. Festel soll jetzt gedeckt
werden. „Wahrscheinlich nutzen wir den
Freisprung, den wir in Elmshorn gewonnen
haben“, sagt Gestütsleiter Carsten Thiesing.
L I N KS | Die Siegerstute wurde mit viel
Engagement herausgebracht vom Gestütsleiter Carsten Thiesing und seiner Mitarbeiterin Mareike-Christin Lux.
01 | FINE LADY v. Cascadello I - Cassini I aus der Zucht von Detlef Hennings und im Besitz von Reimer D. Hennings, Bendorf, wurde aufgrund ihrer überragenden Qualität zur Reserve-Siegerstute ernannt. 02 | Dieser Erfolg wurde mit der begehrten Kammerplakette geehrt. Den Preis überreicht Otto Boje Schoof an Reimer Detlef Hennings. 03 | Ein idealer Typ, der den Holsteiner
in Perfektion widerspiegelt: Größe, Substanz, Ausdruck und große Körperpartien sind die Kennzeichen der Cascadello I-Tochter.
04 | Den Titel II. Reservesiegerin trägt FASCINATION v. Catoo - Leandro. Züchter Joachim Jürgens, Bollbrügge (r.), und Besitzer
Hannes Brüning, Süstedt (l.). Beide freuen sich über den Ehrenteller des Bauernverbandes Schleswig-Holstein. 05 | Mit sehr
großem Rahmen überzeugte die Catoo-Tochter schon bei der Stutenprüfung durch besonders qualitätsvolle Reiteigenschaften.
Das Erbe des Vaters hat deutlich zur Dressurausprägung beigetragen. 06 | Besonders gefiel der großzügige und enorm elastische Bewegungsablauf, der in allen drei Grundgangarten Begeisterung hervorruft.
Die gesamte Berichterstattung lesen Sie in der aktuellen Printausgabe von PFERD+SPORT!
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ihre Aufgabe. Als international erfolgreiche
Dressurreiterin, als Züchterin von Holsteiner und Trakehner Pferden, als langjährige
Präsidentin des Trakehner Verbandes und
nicht zuletzt als Mutter zweier sehr erfolgreich reitender Kinder, gibt es kaum einen
Aspekt des Pferdesports, den sie nicht aus
eigener Anschauung und Erfahrung kennt.
Sie zeigte sich begeistert von der Sportlichkeit der Stuten: „Das ist es, was wir als
Reiter brauchen.“ Sie lobte den insgesamt
stark verbesserten Schritt, die verbesserten
Oberlinien – beides einst Schwachpunkte
der Holsteiner, bei denen aber in den vergangenen Jahren ein deutlicher Zuchtfortschritt zu verzeichnen ist. Petra Wilm
prophezeite den Stuten eine „große Zukunft unter dem Sattel“, wies auf den energischen Antritt aus der Hinterhand hin,
auf die Kraft, die durch den Körper geht
und damit erst die Tragkraft ermöglicht.
„Insgesamt wünsche ich mir mehr Vorderpferd“, merkte sie an, also eine ausgeprägtere Halsung, bei der der Reiter das Pferd
noch mehr vor sich hat. Auch empfahl sie
den Besitzern, die Stuten noch mehr in
Schaukondition zu bringen, einige wirkten sehr rank, vielleicht durch das Anreiten
und das Training für die Stutenprüfung.
Besonders angetan hatte es Wilm die helle Fuchsstute Florida Lady v. Quidam de
Revel-Lavado, Stamm 749, Züchter und
Besitzer Sören Brühe, Seeth-Ekholt, „das
Modell einer guten Zuchtstute, mütterlich
und mit ruhigem Auge.“
Insgesamt sah Wilm beim diesjährigen
Lot alle Eigenschaften, die eine gute Rittigkeit versprechen. Sie gab dabei zu bedenken, dass 90 Prozent aller Pferde von
jüngeren Reitern oder Amateuren geritten
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PFERDETA
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