Arbeitshilfe als Doppelseiten

Kommt gut an.
Flüchtlinge bei uns.
Woche
der
Diakonie
12.-19. Juni 2016
a
Arbeitshilfe
Vorwort
Liebe Freundinnen und Freunde der Diakonie,
liebe diakonisch Engagierte,
„Kommt gut an“. Das Titelbild zeigt, wie das konkret aussehen kann. Menschen begegnen sich. Die ei-
nen, die hier bei uns Zuflucht suchen. Die anderen, die ihnen dabei helfen. Offensichtlich ist das eine erfreuliche Begegnung. Das sehen wir den Gesichtern sofort an. Erleichtert wirken die, die geflüchtet sind. Dankbar,
dass ihnen jemand engagiert dabei hilft, hier in Deutschland anzukommen. In ihrem Heimatland und auf ihrer
langen Flucht haben sie zumeist das Gegenteil erlebt: Gewalt und Bedrohung, Unsicherheit und Angst. Auf
der anderen Seite diejenigen, die beim Ankommen helfen. Solche Begegnungen können eine bereichernde
Erfahrung sein.
Integration stellt uns als Gesellschaft und Kirche vor große Aufgaben. Menschen kommen auch mit schweren
Erfahrungen zu uns. Wir sehen die Probleme, die sich zum Beispiel bei der Unterbringung ergeben. Nicht nur
geflüchtete Menschen suchen eine Wohnung. Wir brauchen ein gutes Angebot an Sprachkursen. Mancherorts wachsen Unsicherheit und Vorbehalte und immer mehr Menschen fragen sich angesichts der großen
Aufgabe, ob wir das wirklich schaffen können.
Wir sind überzeugt davon, dass wir diesen Herausforderungen anders und entschlossener begegnen, wenn
wir dies im Geiste Christi tun. Und deshalb finden Sie in dieser Arbeitshilfe einige sehr konkrete Beispiele, wie
das aussehen kann.
Im Predigttext des Tags der Diakonie am 19. Juni aus Römer 14, 10-13 beschreibt der Apostel Paulus eine
solche christliche Grundhaltung. Am Ende des Predigtentwurfs ist diese Grundhaltung so beschrieben:
„Integration ist immer ein gemeinsamer Weg zu einer gemeinsamen Zukunft. `Kommt gut an´, das ist deshalb
eine Aufforderung an uns alle. Sie lebt vom Geist Christi, der nach dem fragt und darum ringt, was allen Menschen dient. Den Einzelnen und ihrem Miteinander.“
Mit dieser Arbeitshilfe geben wir Ihnen eine Fülle von Anregungen, um die Woche der Diakonie in Ihrer Kirchengemeinde und Ihrem Kirchenbezirk zum Thema Flüchtlinge zu gestalten.
Redaktion
Claudia Mann
Presse und Kommunikation
Diakonisches Werk Württemberg
Fotos
Carmen Bogenrieder-Kramer, Brot für die Welt,
Volker Erbacher, Diakonie in Baden und Württemberg,
Diakonie Deutschland – Evangelischer Bundesverband, Diakonie
Katastrophenhilfe, Diakonie in Balingen, Esslingen, Freiburg, Heilbronn, Ludwigsburg, Mühlacker und im Rems-Murr-Kreis, privat,
Darius Ramazani, Peter Schmogro, Zweierpasch, Fotolia
Grafische Gestaltung
Mancaodesign
Druck
SV Druck+Medien
Wir bitten um die Unterstützung der diakonischen Arbeit und bedanken uns dafür, dass die Sammlung in der
Aktionswoche und das Opfer am 19. Juni, dem Sonntag der Diakonie, in den evangelischen Kirchengemeinden für die Arbeit der Diakonie in Baden und Württemberg bestimmt ist. Ebenso sagen wir danke für alles
haupt- und ehrenamtliche Engagement.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre
Oberkirchenrat
Oberkirchenrat
Urs KellerDieter Kaufmann
Vorstandsvorsitzender Vorstandsvorsitzender
des Diakonischen Werks des Diakonischen Werks
Baden Württemberg
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Gottesdienstentwurf
Inhaltsverzeichnis
Seite
Gottesdienstentwurf 5
Gottesdienstentwurf
Tag der Diakonie,19. Juni 2016
Predigttext: Römer 14, 10-13
Kindergottesdienst-Entwurf10
Plakatmeditation14
Grundsatzbeitrag15
Flüchtlinge bei uns –
Chance und Herausforderung
Interview17
Wenn es möglich ist, sollten Menschen, die nach
Deutschland geflüchtet sind, diesen Gottesdienst
mitgestalten. Sei es durch eine Lesung, durch musikalische oder andere kreative Beiträge, durch ein Interview …. Am Anfang des Gottesdienstes ist es gut, sie
ausdrücklich zu begrüßen. Möglich sind auch Interviews mit Mitarbeitenden in der Flüchtlingshilfe oder
die Vorstellung einer Initiative oder eines Projektes.
Auch bei der Abkündigung des Gottesdienstopfers
kann darauf Bezug genommen werden.
Der Predigt tut es gut, wenn aktuelle Bezüge zur
Flüchtlingsthematik hergestellt werden. Zur weiteren
Bearbeitung steht der gesamte Gottesdienstentwurf
als Word-Datei zur Verfügung.
Seelsorge im Patrick Henry Village
in Heidelberg
Reportage20
Musik zum Eingang
„Wenn man in Deutschland leben
möchte, dann muss man lernen“
Begrüßung
Projekte22
Wochenspruch aus Galater 6,2:
Einer trage des anderen Last,
so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. Begrüßung besonderer Gäste
Zusammenhang zur Woche der Diakonie herstellen
Gemüsegarten 22
Servicestelle 23
Hiphop-Konzert 24
Mögliche Elemente
Lied
Flüchtlingskinder 25
EG 450, 1-5 Morgenglanz der Ewigkeit
EG 168, 1-3 Du hast uns, Herr, gerufen
Netzwerk 26
Eingangswort/Votum
Fahrradwerkstatt 27
Psalmgebet
Trommelgruppe 28
Hilfe und Beratung 29
Materialien zu Flucht
und Migration30
Psalm 113
Ehr sei dem Vater
Eingangsgebet
Himmlischer Vater,
du Schöpfer dieser Welt, du Herr über Zeit und Ewigkeit.
Lass uns heute Morgen eintauchen in deinen himmlischen Glanz. Lass uns dich schauen und
deine Welt. Und lass uns dabei entdecken, dass du
nicht über allem schwebst, sondern, dass du, großer
Gott, dich uns zuwendest. Uns mit unseren großen
und kleinen Sorgen. Dass du dich zuwendest einer
Welt und ihren Menschen, die sich von dir abwendet
und dabei sich selbst zerstört. Hilf uns, auf dich zu
hören. Hilf uns diese Welt und ihre Menschen mit deinen Augen zu sehen. Lass uns spüren, dass du da
bist, dass du uns hörst, wenn wir in der Stille zu dir
kommen mit allem, was uns auf der Seele liegt.
Stilles Gebet
Wenn ich dich anrufe, so erhörst du mich und gibst
meiner Seele große Kraft.
Schriftlesung
Matthäus 7, 1-5
Wochenlied
EG 428, 1-5 Komm in unsre stolze Welt
Predigt
(Römer 14, 10-13)
Medientipps 31
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5
Gottesdienstentwurf
Gottesdienstentwurf
Liebe Gemeinde,
Sonntagmorgen und immer dieselben Fragen: Brötchen holen beim Bäcker? Gesundes Obst oder
Kuchen? Die noch schlafenden Familienmitglieder aufwecken oder schlafen lassen? Ach ja und überhaupt:
Gehen wir heute in den Gottesdienst? Und wer ist
wir? Schon am Sonntagmorgen jede Menge Fragen.
Und noch viel mehr Antworten und Meinungen dazu.
Es ist jedes Mal ein kleines Wunder, wenn daraus ein
fröhliches und harmonisches Frühstück wird. Wir alle
haben gelernt, vernünftig und pragmatisch mit der
Vielfalt von Meinungen und Bedürfnissen umzugehen.
Entweder so, dass wir großzügig und tolerant die
Meinung des anderen gelten lassen. Oder so, dass
wir lebensdienliche Kompromisse aushandeln. Nach
dem Motto: Ich hol die Brötchen und du machst den
Kaffee.
Anspruchsvoller wird es allerdings, wenn die Meinungen und Erwartungen auf ein bestimmtes Verhalten
anderer Menschen zielen. Also, wenn Mutter oder Vater, die oder der liebevoll den Frühstückstisch gedeckt
hat, erwartet, dass alle am Tisch sitzen. Oder wenn
der Sohn darauf besteht am Sonntag nicht vor 12 Uhr
geweckt zu werden. Oder wenn es darum geht, wann
die Tochter abends von der Party zuhause sein soll
und wie sie dann nach Hause kommt. Solche Erwartungen sind – das wissen wir aus eigener Erfahrung
– konfliktträchtig.
Nicht weniger konfliktträchtig sind solche Erwartungen
an das Verhalten anderer Menschen innerhalb einer
Gesellschaft. Wenn die einen laut fordern, dass sich
Flüchtlinge an die deutsche Mehrheitsgesellschaft
anpassen müssen. Und wenn die anderen sagen: Wir
als Gesellschaft müssen uns öffnen und die Vielfalt
unterschiedlicher Lebensstile und Lebenskonzepte als
Bereicherung sehen. Es ist nicht zu übersehen, dass
solche Diskussionen in den letzten Jahren zugenommen haben. Und dass die verschiedenen Gruppen ihren Standpunkt mit zunehmender Vehemenz vertreten.
Auch als Kirche mischen wir uns in die aktuelle Debatte ein und beziehen Position.
6
„Kommt gut an.
Flüchtlinge bei uns.“
Dieses Motto der diesjährigen Woche der Diakonie
formuliert eine solche Position. Eine Position, die von
vielen in unserem Land abgelehnt oder gar bekämpft
wird. Zumindest von denen, die zu den Flüchtlingen
sagen: Geht wieder heim, so schnell wie möglich.
Viele Medien, vor allem das Internet, veröffentlichen
beim Thema Flüchtlinge keine Kommentare mehr. Zu
viele dieser Kommentare sind beleidigend und voller
Hass. Auf dieser Ebene kann man nicht mehr vernünftig diskutieren. Genau das aber brauchen wir.
Unser heutiger Predigttext spricht in eine Situation
hinein, die ebenfalls durch eine nicht immer einfache
Vielfalt von Kulturen und Religionen geprägt ist. In die
Situation der damaligen Weltstadt Rom. Diese Vielfalt
findet sich auch in der dortigen Gemeinde und führt
zwangsläufig zu Diskussionen und Streit. Kein Wunder
also, wenn der Apostel Paulus in seinem Brief an die
römische Gemeinde auf solche Konflikte eingeht.
Predigttext:
Römer 14,
10-13
„Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder du,
was verachtest du deinen Bruder? Wir werden alle
vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden. Denn
es steht geschrieben: So wahr ich lebe, spricht der
Herr, mir sollen sich alle Knie beugen, und alle Zungen sollen Gott bekennen. So wird nun jeder von
uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben. Darum lasst uns nicht mehr einer den andern richten; sondern richtet vielmehr darauf euren Sinn,
dass niemand seinem Bruder einen Anstoß oder
Ärgernis bereite.“
Im Hintergrund dieses Textes, liebe Gemeinde, steht
ein heftiger Streit innerhalb der Gemeinde. Dabei ging
es um die Frage, ob ein Christ das Fleisch von Opfertieren essen darf oder nicht. Für uns ist das kein Thema mehr. Aber nicht ohne Grund diskutieren wir heute
über unseren Fleischkonsum. Der ist ja bekanntlich
nicht ohne Folgen für den Klimawandel und die Ernährungssituation in armen Ländern. Denn immer mehr
Soja wird als Futtermittel von dort zu uns exportiert.
Der Anbau von Futtermittel für den Export verdrängt
aber den dringend notwendigen Anbau von Lebensmitteln für die eigene Bevölkerung. Und er führt immer
öfter zu Zwangsenteignungen von Kleinbauern. Das
könnte ja bei Ihnen nachher beim Sonntagsbraten
eine spannende Diskussion sein. Wie viel Fleisch und
welches Fleisch wollen wir zukünftig essen?
Für eine solche Diskussion lohnt es sich genauer hinzuschauen, wie Paulus sich in die Diskussion um den
Fleischverzehr einmischt.
Er urteilt notgedrungen mit einigem Abstand von
außen. Er ist ja der römischen Gemeinde nicht persönlich bekannt. Aber er weiß um die Sprengkraft dieses
Streites, dass solche Streitfragen eine Gemeinde
regelrecht spalten können. Als Apostel sieht er sich
deshalb in der Pflicht, sich zu Wort zu melden.
Zunächst einmal schreibt er, wie er die Sache ganz
persönlich bewertet. Seiner Meinung nach kann der
Mensch alles, wofür er Gott dankt, auch essen. Aber,
Paulus macht seine persönliche Einschätzung nicht
zum Maßstab für alle in der Gemeinde. Vielmehr weist
er auf das Gewissen jedes einzelnen Christen hin. Das
heißt aber, jeder und jede hat die Pflicht, sich selbst zu
7
Gottesdienstentwurf
Gottesdienstentwurf
prüfen und nicht vorschnell zu urteilen.
Wir haben das im vergangenen Jahr sehr eindrücklich erlebt, wie intensiv im Bundestag die Frage nach
der Beihilfe zur Selbsttötung diskutiert wurde. Und
nicht nur dort, sondern bei vielen Tagungen, Diskussionsveranstaltungen, in den Medien und auch in den
Familien. Eine wichtige Erfahrung dabei war, dass die
ernsthafte Diskussion, das Prüfen der verschiedenen
Argumente und Gesichtspunkte etwas verändert hat.
Zum einen wurde deutlich, was alle verbindet: Der
Wunsch, dass der Tod nicht zur Ware wird und der
Wille, mehr für die Begleitung Sterbender zu tun. Die
Diskussion hat aber auch zu einem differenzierteren Urteil geführt. Und letztlich zu einer gesetzlichen
Regelung, die die Gewissensentscheidung der betroffenen Personen respektiert und gerade nicht kriminalisiert. Die eigene Gewissensprüfung sorgt also dafür,
dass wir aus einem einfachen Schwarz-weiß-Denken
herauskommen, das nur gut und böse oder richtig
und falsch kennt. Und genau deshalb hilft die eigene
Gewissensprüfung auch dazu, dass wir die Gewissensentscheidung eines anderen anerkennen und
respektieren. Genau dies fordert Paulus ein: die Gewissensentscheidung von Christen, die kein Götzenopferfleisch essen wollen, zu respektieren. Umgekehrt
gilt das selbstverständlich auch.
Also, so die Botschaft des Apostels auch an uns
heute:
„Im Blick auf das, was ihr selbst
macht und verantworten könnt,
prüft euch. Dazu habt ihr euer Gewissen. Schließlich müsst ihr das,
was ihr tut, auch vor Gott verantworten. Denn er ist der Richter
über alle.“
Die Kehrseite dieser Selbstprüfung ist die maximale
Zurückhaltung im Urteil anderen gegenüber. Hier folgt
Paulus der Bergpredigt Jesu, wenn er betont: „Lasst
uns nicht mehr einer den anderen richten. Hört auf damit, einander vorzuschreiben, was gut und richtig, was
fromm und christlich ist. Hört auf damit, das Verhalten
anderer zu beurteilen. Hört auf mit aller Rechthaberei
und Besserwisserei. Wir brauchen in der christlichen
Gemeinde keine Tugendwächter oder Sittenpolizei.“
Diese klare Botschaft bedeutet freilich nicht, dass
menschliches Verhalten gleichgültig ist oder gar nicht
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mehr bewertet werden darf. Paulus redet nicht der Beliebigkeit das Wort. Aber er verändert die Perspektive.
Die Leitfrage ist jetzt nicht mehr: Wer hat recht? Oder
wer hat die richtige Moral?
Die entscheidende Frage lautet vielmehr: Wie verhalte ich mich anderen gegenüber, so dass ich sie nicht
irritiere oder provoziere? Oder positiv formuliert: Wie
verhalte ich mich anderen gegenüber konstruktiv? So,
dass sie das als hilfreich erleben. An anderer Stelle
spricht Paulus von dem, was den anderen erbaut.
Also, nicht den anderen klein machen, indem ich mich
moralisch über ihn erhebe. Sondern ihn aufbauen,
stärken und respektieren. Das aber kann ich nur, wenn
ich mich auf den anderen auch einlasse, wenn ich ihm
begegne, wenn ich ihm zuhöre.
Diese Haltung, liebe Gemeinde, hilft uns im aktuellen Streit um die Integration von zu uns geflüchteten
Menschen. Zunächst einmal im Blick auf die Diskussion innerhalb unserer Gemeinden. Dass wir da sorgfältig unsere Gewissen prüfen und auf Basis unseres
christlichen Glaubens und in Verantwortung vor Gott
nach dem fragen, was den Menschen und ihrem Miteinander dient. Und dass wir dabei respektieren, wenn
nicht alle dieselben Schlussfolgerungen ziehen. Zum
Beispiel im Blick darauf, welche Anpassungsleistungen von den Flüchtlingen zu erwarten sind oder wie
wir uns öffnen sollen für Menschen anderer Kultur und
Religion.
Besonders schwierig ist ja die Frage nach dem
Stellenwert unseres Einsatzes für die Integration von
Geflüchteten. Kommen andere Themen und Aufgaben zu kurz, weil das Flüchtlingsthema so viel Raum
einnimmt? Etwa die Frage, wie wir als Gemeinde die
wachsende Zahl hochaltriger und Hilfe bedürftiger
Menschen begleiten sollen? Oder wie wir uns dafür
einsetzen, dass Menschen am Rande der Gesellschaft nicht weiter ausgegrenzt werden. Denken wir
an die psychisch Erkrankten oder an die Menschen,
die schon lange ohne Arbeit sind. Auch hier ist die
Empfehlung des Paulus ganz klar: Diskutiert solche
Fragen, macht es euch nicht zu einfach nach dem
Motto „Man kann nicht allen helfen“, um dann keinem
zu helfen.
Die Haltung des Paulus ist aber auch wichtig für das,
was wir eine Kultur des Willkommens nennen. Für
das, wofür wir uns als Christen und Kirche einsetzen
in unserer Gesellschaft. Etwa, dass wir selbstkritisch
sind gegenüber Vorurteilen, die manchmal sehr tief in
uns sitzen. Oder dass wir Flüchtlingen, die vielfältig
belastet sind, nicht noch zusätzlich Hindernisse in den
Weg legen. Dass wir sie vielmehr dabei unterstützen,
einen Weg in der noch sehr fremden, neuen Heimat
Deutschland zu finden. Und deshalb müssen wir
Geflüchteten dabei helfen, Deutschland zu verstehen.
Damit sie selbst prüfen können, wie sie hier bei uns
leben können. Denn sie wollen sich ja integrieren, sie
wollen ja nicht provozieren und anecken. Sie wollen
ihren Platz bei uns finden, ohne anderen ihren Platz
streitig zu machen. Integration ist niemals eine Einbahnstraße. Sondern ein gemeinsamer Weg zu einer
gemeinsamen Zukunft. „Kommt gut an“, das ist deshalb eine Aufforderung an uns alle. Sie lebt vom Geist
Christi, der nach dem fragt und darum ringt, was allen
Menschen dient. Den Einzelnen und ihrem Miteinander. Amen.d
Lied
EG 658, 1-4 Lass uns den Weg der Gerechtig
keit gehen (nur Württemberg)
EG 659, 1-4 Die Erde ist des Herrn
Gebet mit Vaterunser
Gütiger Gott,
du hast uns diese eine Welt geschenkt und dieses
eine Leben. Du hast uns dafür geschaffen, dieses
Leben mit anderen zu teilen. Verantwortung zu übernehmen, damit alle in Frieden leben können. Es macht
uns traurig, wie wir Menschen einander das Leben
streitig machen. Wie Menschen verzweifelt sind, weil
andere sie bedrohen und ihnen ihre Lebensgrundlage
zerstören. Wir hoffen auf dich, dass du hilfst, dass du
eingreifst und Frieden schaffst.
Jesus Christus,
du hast dich denen zugewandt, die mühselig und beladen sind. Du hast ihnen neue Hoffnung geschenkt.
Und du hast dich auf die eingelassen, die anderen das
Leben schwer gemacht haben. Durch ihre moralische
Überheblichkeit oder durch ihre Gier. So hilf auch uns,
dass wir nicht gleichgültig sind, uns nicht in unser
frommes Schneckenhaus zurückziehen. Lass uns darum ringen und dafür kämpfen, dass Menschen,
die zu uns geflüchtet sind, ihre Angst verlieren und
Teil unserer Gesellschaft werden können.
Heiliger Geist,
du Geist der Liebe und des Friedens. Schenke uns
Leidenschaft und Phantasie für mehr Gerechtigkeit
auf dieser Welt und für ein lebendiges Miteinander in
unserer Gesellschaft.
Hilf uns, dass wir uns füreinander öffnen in all unsrer
Verschiedenheit. Lass uns dabei erfahren, was uns
verbindet und was unser Miteinander stärkt.
Gib allen Verantwortlichen in der Politik,
in der Verwaltung, in der sozialen Arbeit,
in der Kirche und ihren Gemeinden,
die nötige Klugheit und Weitsicht, das nötige
Vertrauen und die nötige Geduld.
Im Vertrauen auf dich beten wir gemeinsam:
Vater unser ….
Lied
EG 432, 1-3 Gott gab uns Atem,
damit wir leben
NL 86, 1-5
Wenn das Brot, das wir teilen
Abkündigungen
Segenslied
EG 421 Verleih uns Frieden gnädiglich
Segen
Musik zum Ausgang
Den Entwurf finden Sie auch unter
www.diakonie-wuerttemberg.de/woche-diakonie
Pfarrer
Dr. Joachim Rückle
Leiter Theologie
und Bildung
Diakonisches Werk
Württemberg
9
Kindergottesdienst-Entwurf
Kindergottesdienst-Entwurf
Kindergottesdienst-Entwurf
!
Die biblische Erzählung ist geeignet, um das Thema
Flucht sowie die Erfahrung von Fremde Kindern und
Erwachsenen ohne Fluchterfahrung näher zu bringen.
Jedoch eignet sie sich nicht für traumatisierte Flüchtlingskinder. Es sind direkte Bezugspunkte in der
Erzählung beschrieben, die Assoziationen hervorrufen und somit zu Flashbacks bzw. Retraumatisierung führen können. Wenn Flüchtlingskinder in
den Kindergottesdienst kommen, ist es wichtig,
deren Fluchtgeschichte zu kennen, um Erzählungen zu wählen, die keinen direkten Bezug haben.
David gegen Goliath ist zwar eine Mut machende
Geschichte für Kinder, thematisiert aber auch den
Krieg, eignet sich daher nicht für Kinder, die vor Krieg
geflohen sind. Die Wahl der Geschichte muss unter
Berücksichtigung der Erfahrungen der Kinder ausgesucht werden. Am besten eignen sich biblische
Geschichten, die Mut machen und das Vertrauen in
die eigenen Fähigkeiten stärken sowie Geborgenheit
vermitteln.
Es ist förderlich, wenn Eltern von Flüchtlingskindern
mit in die Kinderkirche kommen. Das gibt den Kindern Sicherheit. Auch können Eltern ihr Kind schneller beruhigen, wenn es Trost brauchen sollte.
(Quelle: Evangelischer Landesverband –
Tageseinrichtungen für Kinder in Württemberg)
Erzählung
Ruth
in der
Fremde
Seht ihr, wie verloren sie da steht, meine Ruth?
Ich kann mich so gut in sie hinein versetzen. So ist es
mir auch gegangen damals in Moab. So habe ich mich
auch gefühlt. Allein in der Fremde.
Wir sind eingeladen zum Leben
(KuS 185/ MKL2 126/ KG 205/ KKL 161)
Gebet nach Psalm 1
Wer sich an Gott hält, der ist wie ein Baum am Wasser.
Er trägt viele Früchte und seine Blätter verdorren nicht.
Votum
Wir sind beisammen im Namen Gottes, des Vaters.
Er hat Abraham und Sara in ein neues Leben gerufen.
Er hat sie mit seinem reichen Segen beschenkt
und sie zum Segen für die ganze Welt gemacht.
Kerze anzünden
Wir sind beisammen im Namen Jesu.
Er hat viele Menschen hinter sich her gerufen.
Er hat sich mit ihnen zu Tisch gesetzt
und gefeiert, dass Gott ganz nahe ist.
Kerze anzünden
Wir sind beisammen im Namen des Heiligen Geistes.
Er lässt uns unter Gottes freundlichen Augen leben.
Er zeigt uns Wege, die wir gehen können.
Und wenn wir kraftlos sind, stärkt er uns.
Kerze anzünden
Amen
10
I
Glücklich ist, wer auf Gott hört.
Er braucht nicht bösen Ratschlägen zu folgen.
II Glücklich ist, wer sich Gott anvertraut.
Er muss nicht auf krummen Wegen gehen.
Wer sich an Gott hält, der ist wie ein Baum am Wasser.
Er trägt viele Früchte und seine Blätter verdorren nicht.
I
Glücklich ist, wer nach Gott fragt.
Er kann offen und ehrlich bleiben.
II Glücklich ist, wer sich auf Gott verlässt.
Gott hält fest zu ihm.
Wer sich an Gott hält, der ist wie ein Baum am Wasser. Er trägt viele Früchte und seine Blätter verdorren
nicht.
Gott hält seine Hand (LJ 540)
Du bist in einem neuen Land angekommen und weißt
nicht, wo du anfangen sollst. Du kennst niemanden.
Du weißt nicht, wie die Orte heißen. Du hast keine Ahnung, wem du vertrauen kannst und vor wem du dich
hüten solltest. Du verstehst nicht, was sie reden.
Für mich ist es ja anders hier. Mir ist vieles vertraut.
Ich verstehe die Sprache. Auch wenn es schon lange
her ist, dass ich hier gelebt habe. Ich komme zurück in
die alte Heimat. Für Ruth jedoch, meine liebe Schwiegertochter, ist alles neu.
In der Mitte liegt ein großes gelbes Tuch (evtl. mit
einigen Ähren darauf). Es steht für ein Getreidefeld.
Am Rand steht eine weibliche Erzählfigur (Ruth),
etwas hinter ihr eine weitere (Noomi).
Ein Stück hinter den beiden ein großes braunes
Tuch mit drei „Hügeln“ (Gräber). (Noomi erzählt.)
Lass uns aufbrechen und in Moab neu anfangen. Gott
wird uns begleiten, Noomi, da bin ich ganz getrost.“
„Aber was ist mit unseren beiden Jungs? Die sind
doch noch so klein…“
Da sind Elimelechs Augen noch trauriger geworden.
„Auch sie werden in Moab neu anfangen müssen…
Aber es geht bestimmt gut. Meinst du nicht, Noomi?“
Nur das Nötigste haben wir zusammen gepackt: Die
wenigen Münzen haben wir in einen Beutel gesteckt.
Ein wenig Proviant und Wasser haben wir auf unseren
treuen alten Esel geladen. Und natürlich Decken und
Kleider zum Wechseln. Aber viel kann man nicht mitnehmen, wenn man in ein anderes Land zieht.
„Aber Elimelech“, habe ich erwidert, „hier in Bethlehem
sind wir zuhause. Hier haben unsere Eltern und Großeltern gelebt. Hier wohnen alle unsere Verwandten. Und
hier haben wir ein Haus, Äcker und Tiere.“
Äcker haben wir den Verwandten überlassen. Für die
Kühe und Ziegen haben wir ein wenig Käse, Datteln
und Feigen bekommen. Nicht viel, aber immerhin.
Ich hätte am ersten Tag unserer Reise nur weinen
können. Aber ich habe die Tränen hinuntergeschluckt.
Ich wollte nicht, dass Elimelech noch trauriger wird.
Und die Jungs waren so aufgeregt. Ich wollte sie nicht
durcheinanderbringen. So fröhlich sind sie auch ganz
tapfer marschiert. Ab und zu durfte einer der beiden
eine Weile auf dem Esel sitzen und die Füße ausruhen.
„Das ist es, liebe Noomi“, hat mir Elimelech gesagt.
Und ich sehe heute noch seine traurigen Augen. „Wir
haben Äcker und Vieh. Aber auf den Äckern wächst fast
nichts, weil es so lange nicht geregnet hat. Unsere Tiere
haben nichts zu fressen. Und von den Nachbarn können wir nichts kaufen, weil die auch kaum etwas zum
Essen haben. Ich habe gehört, dass es den Moabitern
gut geht. Und es ist doch gar nicht weit nach Moab.
Am Tag, als wir am Toten Meer vorbei gezogen sind
und dann den Jordanfluss überquert haben, habe
ich plötzlich Angst bekommen. Wo ziehen wir denn
überhaupt hin? Werden uns die Moabiter freundlich
aufnehmen? Können wir die überhaupt verstehen?
Und was ist, wenn sie uns wie Feinde behandeln oder
wie dahergelaufenes Pack?
Schließlich sind wir in dieser kleinen Stadt auf dem
Aber ich muss von vorn beginnen:
So viele Jahre ist das her, dass mein Mann zu mir
gesagt hat: „Noomi, wir müssen hier weg. Wir müssen
auswandern. Hier haben wir keine Chance.“
11
Kindergottesdienst-Entwurf
Marktplatz gestanden, gleich am Stadttor. „Wartet
hier“, hat Elimelech gesagt. „Ich schaue, wo wir bleiben können.“ Und er ist losgegangen und hat uns da
stehen lassen: die Buben, den Esel und mich.
Leute sind an uns vorüber gegangen. Sie haben uns
komisch von oben bis unten angeschaut. Klar, unsere
Kleider waren staubig von der langen Wanderung.
Und wir haben andere Kleider angehabt als sie. Sie
haben aber nur geschaut und sind weitergegangen. Niemand hat uns angesprochen. Bis das kleine
Mädchen auf uns zu gesprungen ist. Sie hat meine
Jungs an den Händen geschnappt und geplappert
wie ein Wasserfall. Eine Frau kam hinter ihr hergerannt
und hat sie von uns weggezogen und geschimpft.
„Mama“, haben die Buben dann gesagt, „Mama, wir
haben kein Wort verstanden. Wir wissen nicht, was die
Leute hier sagen…“
mit dir, Noomi. Wir gehören zusammen. Deine Heimat
ist meine Heimat. Wo du lebst, will ich auch sein. Und
dein Gott, - an den glaube auch ich.“ Ja, so war das.
Und nun steht sie da am Feldrand, meine liebe Ruth.
So eine treue Seele. Aber sie tut mir leid. Ich kann
mich so gut in sie hinein versetzen. Damals in Moab
in den ersten Tagen – ich habe nicht gewusst, was
ich tun soll, wo ich hingehe, mit wem ich rede, wie ich
überhaupt rede. Und so steht sie jetzt da.
Wenn ich ehrlich bin: Das mit der Sprache ging
schnell, vor allem bei den Kindern. Elimelech hat einen
ganzen Tag gesucht. Dann hat er eine Unterkunft für
uns gefunden. Nur einen kleinen Raum, der einem reichen Mann gehört hat. Elimelech hat für ihn gearbeitet, einige Jahre lang. Und ich bin auch mit aufs Feld
gegangen. Unsere Jungs konnten innerhalb weniger
Wochen Moabitisch.
Es ist uns gut gegangen in Moab, ehrlich. Wir sind
dort richtig heimisch geworden. Deshalb sind wir auch
geblieben, als die Hungersnot in der Heimat vorbei
war. Unsere Jungs sind erwachsen geworden. Beide
haben eine Frau gefunden und geheiratet. Dann war
Elimelech und mir klar: Jetzt ist hier unsere Heimat.
Jetzt gehen wir nicht mehr zurück nach Israel.
Dann ist es ganz anders gekommen. Zehn Jahre
haben wir in Moab gelebt, da wurde Elimelech plötzlich schwer krank. Er ist gestorben. Das war schlimm.
Aber es ist noch schlimmer gekommen: Auch meine
beiden Söhne sind gestorben, kurz hintereinander. Ich
war so traurig. Und ich habe niemanden mehr gehabt,
der für mich gesorgt hat.
Boas schaut immer wieder zu uns herüber. Naja, mich
beachtet er kaum. Ich glaube, er schaut eher nach
Ruth. Ich habe ihm gesagt, wie es um uns steht. Ich
habe ihm gesagt, dass Ruth nachher die restlichen
Ähren auflesen wird. So ist das hier. Was bei der Ernte
liegen bleibt, das dürfen die Armen und die Fremden
aufsammeln und behalten.
Wenn ich es mir überlege: Der Boas arbeitet schlampig. Auch die anderen lassen immer wieder ein
Büschel Ähren stehen. Und beim Garben-Binden fällt
manches daneben. Ich weiß ja nicht…
Doch. Ruth war für mich da. Und als ich eines Morgens zu meinen beiden Schwiegertöchtern gesagt
habe: „Ihr Lieben, mein Mann ist tot. Eure Männer,
meine Söhne sind tot. Ich ziehe wieder in die alte
Heimat. Ich kann hier nicht bleiben, ich habe ja niemanden mehr…“, da hat Ruth sofort gesagt: „Ich gehe
12
Kindergottesdienst-Entwurf
Sie würde gerne mitarbeiten bei der Ernte. Sie würde
gerne zupacken. Aber sie traut sich nicht, einen der
Arbeiter anzusprechen. Das Feld gehört Boas. Er ist
um ein paar Ecken verwandt mit meinem Mann. Er
ist ein angesehener Mann in Bethlehem. Die ganze
Familie und einige Tagelöhner schneiden Weizen auf
diesem Feld.
Naja, es war meine Idee, hierher zu kommen.
Der Boas, das wäre doch… Und die Ruth…
Jetzt steht sie einsam und verlassen am Feldrand und
schaut den Leuten beim Arbeiten zu. Nachher liest sie
die vielen Reste auf. Wer weiß, wie das weitergeht….
Weiterführende Ideen
Gespräch
Laden Sie eine Person aus dem örtlichen Asyl- oder
Flüchtlingsarbeitskreis ein. Sie kann erzählen, welche
Geschichten die Flüchtlinge mitbringen, die bei uns
Zuflucht finden. Was sie aus ihrer Heimat hat weggehen lassen, was sie sich hier ersehnen, was sie
brauchen, um hier „anzukommen“.
Alternative Erzählung
Im Heft „Evangelische Kinderkirche“ 3/2016 erscheint
die (fiktive) Geschichte eines Flüchtlingskindes,
aufgeschrieben von Yasin Adigüzel.
Aktion „Haus bauen“
Die Kinder bauen aus Bauklötzen ein Haus. Auf das
„Dach“ wird ein Zettel (z.B. Haftnotiz) „Zuflucht“
beklebt. Die Kinder überlegen gemeinsam: Welche
„Bausteine“ braucht es, damit Menschen Zuflucht
finden: Essen, Trinken, ein Bett, ein Dach über dem
Kopf, Begleiter…. Sicher haben die Kinder schon von
den vielen Flüchtlingen bei uns gehört.
Wagt euch zu den Ufern
(MKL 2 23)
oder
Befiehl du deine Wege
(EG 361/ KuS 412/ LJ 207)
Gebet
Danke guter Vater, dass du überall bei uns bist.
Du achtest auf uns, wo immer wir hingehen.
Schütze die, die auf gefährlichen Wegen gehen.
Pass auf alle auf, die sich nicht auskennen.
Danke für unser Zuhause und unsere Familien.
Wir haben Menschen, die für uns da sind.
Schütze die, die ihre Heimat verlassen müssen, weil
Krieg und Not ist.
Achte auf alle, die in der Fremde leben müssen und
sich nicht auskennen.
Danke, dass es uns meistens gut geht.
Wir haben Frieden und genug zu essen und zu trinken.
Schütze die Flüchtlinge, die bei uns ankommen.
Achte darauf, dass sie die Hilfe bekommen, die sie
brauchen.
Hilf uns, wo wir können, für die Fremden Freunde zu
sein.
Deine Kinder sind wir. Darum rufen wir dich gemeinsam an:
Vater unser…
Bewahre uns, Gott
(EG 171/ KuS 174/ LJ 117/ KG 213/ KKL 25)
oder
Segne uns mit der Weite des Himmels
(KuS 182/ LJ 416/ KKH 50/ KG 142/ LH 51/
KKL 129)
Segen
Gott, der Herr, breite seine Arme weit um euch!
Hände nach beiden Seiten ausstrecken
Er fülle euch mit Freude und Vertrauen!
Hände nach oben strecken und zur Brust führen
Er öffnet eure Augen und Hände für alle um euch!
Nebenmenschen an den Händen fassen
So gehen wir, und Gott geht mit. Amen.
Pfarrer
Frank Widmann
Landespfarramt für
Kindergottesdienst
Den Entwurf finden sie auch unter www.diakonie-wuerttemberg.de/woche-diakonie
Der Evangelische Landesverband – Tageseinrichtungen für Kinder in Württemberg hat die Arbeitshilfe:
„Resilienz – wie Religion Kinder stark macht“ herausgegeben.
Sie ist erhältlich per E-Mail: [email protected] oder [email protected].
Im ersten Teil wird erläutert, was Resilienz ist (die seelische Widerstandsfähigkeit). Im weiteren Verlauf werden Bezüge zum christlichen Glauben und zu biblischen Geschichten hergestellt und erläutert, wie biblische
Geschichten die Resilienz stärken können. Ebenso enthält die Arbeitshilfe einen Verlauf für einen Elternabend, um das Thema Resilienz auch mit Eltern besprechen zu können.
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Grundsatzbeitrag
Plakatmediation
Plakatmeditation: Kommt gut an.
Flüchtlinge bei uns – Chance und Herausforderung
Da hinten sind Busse, sagt man uns. Die bringen euch
weg. Habt ihr Geld? Nein, das reicht nicht. Müsst
laufen. Da stehen sie mit Helmen und Schilden und
Panzern. Hier geht es nicht weiter. Wohin?
Da ist wohl ein Zelt. Mit freundlichen Menschen.
Sehen müde aus – fast so wie wir. Aber sie haben Tee,
der noch dampft. Mit Broten und etwas gegen den
Regen. Sie haben ein Herz. Und Augen für uns. Sie
sind da. Ist es noch weit? Und wie geht’s dann weiter?
Mit mir?
So war meine Reise. Ist Monate her. Und langsam
komm ich zur Ruhe. Hab Freunde gefunden. Und
Hoffnung geschöpft. Ein Anfang könnte es sein.
Ist eng hier. Und laut. Und wir sind sehr viele. Kaum
einer weiß richtig Bescheid. Vielleicht diese eine. Die
mit der Brille. Die zuhört. Und lacht. Und versteht.
Sie weiß, was zu tun ist und merkt, wo es fehlt. Kennt
Wege und Menschen. Adressen und Regeln und
Tipps. Ihr höre ich zu. Versuche zu sprechen. Bin
holprig, verlegen und stumm. Ist alles so fremd. Will
lernen zu leben, hier in dem Neuen. Mit Zukunft und
Hoffnung. Mit Stolz.
„Kommt gut an.“ So klingt der Beginn einer schönen
Reise. Spannend. Voller Erwartungen, Erlebnissen und
neuen Eindrücken. Ein Besuch bei Verwandten. Oder
Freunden. Und dann wieder zurück nach Hause, wo
die alten Aufgaben und Verpflichtungen auf mich warten. Aber auch die Lieben, die ich vermisst habe.
Aber diese Reise ist anders. Das ahne ich. Schon
beim Packen. Was zu schwer ist, muss zurückbleiben.
Wer nicht mit kann, ist in Gefahr. Ich weiß nur, was ich
hinter mir lasse. Weiß nicht, was mich erwartet. Trotzdem wage ich den Sprung. Weil ich muss. Da muss
Zukunft sein. Irgendwo.
Ist mein Abschied für immer? Ich weiß nicht. Aber der
Schlepper verkauft keine Rückfahrtickets. Und es geht
nur in diese Richtung: Weg von zuhause.
Begleiter gibt es genug: der Hunger, die Kälte, die
Verzweiflung, die Erschöpfung, die Angst der vielen
um mich herum.
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Die Freundlichkeit um mich, nehm ich als Zeichen: Ich
bin nicht allein auf dem Weg. Da gibt es doch welche
an meiner Seite, die wünschen mir Glück und sind da.
Ich wage zu träumen: Ich bin wieder wer. Hab Arbeit
und Wohnung. Ein Ziel. Fang an neu zu planen. Ich
bau etwas auf. Nehm die Zukunft in meine Hand. Find
etwas wie Heimat. Darauf kann ich trauen. Bin sicher,
geachtet und frei.
Vielleicht wird es wahr, was meine Lieben mir wünschten, als ich packte. Und sie sagten: Komm gut an.
Pfarrer
Volker Erbacher
Abteilungsleiter
Fundraising &
Ökumenische Diakonie
Diakonie Baden
Die Plakatmeditation finden Sie auch unter
www.diakonie-wuerttemberg.de/woche-diakonie
Grundsatzbeitrag
Flüchtlinge bei uns – Chance und Herausforderung
Aktuelle Situation
Die Zahl der Kriege und Krisen in der Welt hat zugenommen. Weltweit sind derzeit mehr als 60 Millionen
Menschen auf der Flucht. Hiervon kommt nur ein
relativ kleiner Teil nach Europa. Dennoch ist auch hier
die Zahl der Asylsuchenden und Flüchtlinge in diesem
Jahr deutlich gestiegen. In Deutschland suchten 2015
etwa eine Million Menschen um Asyl nach, vor allem
aus Syrien, Irak, Iran, Afghanistan und Eritrea. Nach
Baden-Württemberg kamen davon ca. 120.000. Damit
steht Deutschland unter ähnlich großen Herausforderungen wie Anfang der 90er Jahre. Damals war die
Zahl von Asylsuchenden, Bürgerkriegsflüchtlingen und
Spätaussiedlern binnen eines Jahres insgesamt ähnlich hoch gewesen. In den kommenden Jahren ist mit
weiterhin hohen Zugangszahlen zu rechnen. Ca. 60 %
der Asylantragssteller erhalten am Ende des Asylverfahrens einen Schutzstatus zuerkannt und verbleiben
mittel- und längerfristig in Deutschland.
Das internationale Flüchtlingsrecht
Die Genfer Flüchtlingskonvention und verschiedene
menschenrechtliche Standards verpflichten die Europäische Union und Deutschland, Menschen Schutz zu
gewähren, wenn ihnen bei Rückkehr in den „Verfolgerstaat“ schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen
oder Gefahren für Leib und Leben drohen. Das kann
insbesondere ethnische, religiöse oder politische
Verfolgung sein, aber auch Lebensgefahr aufgrund
von Kriegssituationen. Das „Non-Refoulement“-Verbot
verbietet Zurück- oder Abschiebungen und sei es auch
nur mittelbar, wenn jemand Flüchtling ist bzw. bevor die
Schutzbedürftigkeit in einem fairen und rechtsstaatlichen Asylverfahren geprüft wurde.
In der Rechtspraxis ist es jedoch sehr schwierig,
Schutz vor Verfolgung zu erlangen. Europa hat sich
mehr und mehr zu einer Festung entwickelt. Die EU
setzt alles daran zu verhindern, dass Flüchtlinge an
die Grenzen der Europäischen Gemeinschaft oder in
die EU selbst gelangen, wo sie dann einen Asylantrag
stellen könnten. Instrumente der Verhinderung sind
vor allem Visapflicht für alle Kriegs- und Krisenländer,
Ausbau des Grenzschutzes, Sanktionsmaßnahmen
gegen Beförderungsgesellschaften sowie Maßnahmen der Grenzsicherung – auch schon in den Transitstaaten. Verhandlungen über die Umsetzung von
Rückübernahmeabkommen mit Staaten, in denen die
Einhaltung der zentralen Bestimmungen des Flüchtlingsrechts alles andere als gewährleistet ist, wie
zum Beispiel mit der Türkei, der Ukraine und anderen
Mittelmeerstaaten, gefährden die Grundprinzipien des
internationalen Flüchtlingsschutzes. Die Europäische
Gemeinschaft, die als Werte- und Solidargemeinschaft
zentrale menschen- und völkerrechtliche Verpflichtungen ernst nimmt, muss weiterhin einen effektiven
Zugang zu einem fairen und rechtsstaatlichen Asylverfahren gewährleisten. Sie ist gefordert, die gemeinsam
vereinbarten Standards für faire Asylverfahren, die
Aufnahme, Unterbringung und Integration von Asylsuchenden und Flüchtlingen durchzusetzen. Hierzu
gehört auch die Vereinbarung eines neuen Systems
einer gerechten Verantwortungsteilung der Aufnahme
von Asylsuchenden innerhalb der EU in Ablösung des
„ineffizienten“ Dublin-Systems.
Herausforderung Integration
Mehr als die Hälfte der Menschen, die als Flüchtlinge
nach Deutschland kommen, erhält einen Schutzstatus
und verbleibt mittel- und längerfristig in Deutschland.
Die zentrale Herausforderung ist die langfristige Integration von Anfang an, ein wechselseitiger Prozess, der
Aufnahmegesellschaft und Zuwandernden gleichermaßen fordert. Die Gesellschaft wird vielfältiger. Sie
muss Rahmenbedingungen gewährleisten, die Integrationsprozesse befördern und auch einfordern – von
allen Seiten.
Die Ermöglichung gleichberechtigter Teilhabe, interkulturelle Öffnung, ein gemeinsamer Konsens über
Grundwerte, ein entschiedenes Eintreten gegen
Vorurteile, Rassismus und jede Form von Gewalt sind
wichtige Bausteine, damit die Aufnahme und Eingliederung von Flüchtlingen und Zuwandernden langfristig ein Erfolg wird. Eine nachhaltige Integrationspolitik
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Interview
Grundsatzbeitrag
Seelsorge im Patrick
Henry Village in Heidelberg –
Registrierungszentrum für Flüchtlinge für Baden-Württemberg
erfordert die gezielte Bildungsförderung in Kindertageseinrichtungen, in den allgemeinbildenden Schulen
und an den beruflichen Schulen für junge Erwachsene.
Erwachsene sollten von Anfang an die Möglichkeit
haben, an professionellem Sprachunterricht teilzunehmen mit dem Ziel, ein sehr gutes deutsches Sprachniveau zu erlangen. Von zentraler Bedeutung ist weiterhin die nachhaltige Integration in den qualifizierten
Arbeitsmarkt. Berufsausbildung und die Anerkennung
mitgebrachter schulischer und beruflicher Qualifikationen könnten nicht nur einen wichtigen Beitrag leisten
zur Integration, sondern auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland – gerade angesichts des Fachkräftemangels und der demographischen Entwicklung.
Unterbringungs- und Wohnkonzepte sollten darauf
angelegt sein, die Integration zu fördern; es braucht
eine entsprechende städtebauliche Entwicklung zur
Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für alle auf dem
Wohnungsmarkt benachteiligte Gruppen. Verbesserungen im System der gesundheitlichen Versorgung, insbesondere ausreichend Behandlungsmöglichkeiten für
Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung,
können mithelfen, teure Folgekosten zu vermeiden.
Patrick Henry Village
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Sigrid Zweygart-Perez
Seit November 2015 stehen im „Drehkreuz“ Patrick Henry Village, einer früheren Kaserne der US Army in Heilbronn, den etwa 5.000 Flüchtlingen und 500 Mitarbeitenden eine Pfarrerin und ein Pfarrer zur Verfügung. Dieses
Modellprojekt ist nur möglich, weil die Pfarrerinen und Pfarrer der ganzen Kirchengemeinde Heidelberg zusammenstehen und die Diakoniepfarrerin Sigrid Zweygart-Perez und Florian Barth, den Pfarrer der „Kapelle“ der
Diakoniekirche Heidelbergs, entlasten, um diesen Dienst zu tun.
Weitere Informationen:
www.ekiba.de/migration
www.diakonie-wuerttemberg.de/flucht-und-asyl
Das Interview führte Volker Erbacher, Pfarrer der badischen Landeskirche und Abteilungsleiter Fundraising der
Diakonie Baden, im Anschluss an deren Einführungsgottesdienst in der wieder neu genutzten Chapel der
US Army auf dem Gelände des neuen Registrierungszentrums am 15. Dezember 2015.
www.elk-wue.de/helfen/fluechtlinge-und-migranten/
Aufgabe für die Kirchen und Diakonie
Kirchen und Wohlfahrtsverbände, darunter die Diakonie, sind die zentralen Akteure in der Zivilgesellschaft.
Mit ihren Strukturen, den Beratungs- und Unterstützungsangeboten, den Angeboten in der Bildungsarbeit, in der Förderung von Austausch und Begegnung,
in einer gelebten praktischen Willkommenskultur
leisten sie einen wichtigen Beitrag, um die aktuellen
Herausforderungen zu bewältigen. Auch das von ihr
koordinierte und begleitete freiwillige Engagement von
etwa drei Millionen Menschen prägt derzeit das Gesicht eines weltoffenen Deutschlands, in dem Flüchtlinge willkommen sind. Es trägt dazu bei, die Herausforderungen zu meistern. Die Kirchen und die Diakonie
in Baden-Württemberg investieren erhebliche Eigenmittel in die Beratungs- und Unterstützungsstruktur für
Asylsuchende und Flüchtlinge, in die Integrations- und
Gemeinwesenarbeit, in Austausch und Begegnung.
Florian Barth
Pfarrerin Annette Stepputat
Landeskirchliche Beauftragte für
Migration und Islamfragen,
Evangelische Landeskirche in
Baden
Jürgen Blechinger
Jurist/Referent für Migration und
Flüchtlinge; Evangelische
Landeskirche in Baden/Diakonisches Werk Baden
Volker Erbacher (E:) Was passiert eigentlich im
Patrick Henry Village (PHV)?
Sigrid Zweygart-Perez (ZP) Im PHV ist das neue
Registrierungszentrum für Baden-Württemberg
eingerichtet. Sein Ziel ist, den Menschen möglichst
schnell zu einem Asylbescheid zu verhelfen. Auch
wenn hier keine Asylbescheide direkt rausgehen.
Menschen sollen hier alles in einem Durchmarsch
machen können, damit sie ihren Antrag auf Asyl
erfolgreich stellen können und dafür sind die
unterschiedlichen Organisationen hier gemeinsam
am Werk. Es soll schneller gehen, konzentrierter an
einem Ort – um auch die anderen Aufnahmestellen
zu entlasten.
E: Wozu braucht es dazu Seelsorge?
Florian Barth (B): Die Menschen, die hier arbeiten,
sind vielfach belastet mit Geschichten der Flüchtlinge, die man sich gar nicht vorstellen kann. Ganz
schlimme, schreckliche Geschichten. Von Menschen, die alles aufgeben mussten. Die Mitarbeitenden sind mit diesen Geschichten konfrontiert
– und sie sind auch mit ihrer eigenen Ohnmacht
konfrontiert. Man kann hier helfen, man bemüht
sich nach Kräften, aber das ist doch nur ein Minimum gegenüber dem, was die Menschen auf der
Flucht erlebt haben. Da braucht es Seelsorge. Und
natürlich sind wir für die Menschen auf der Flucht
da, die hierher kommen und wo wir uns vorstellen,
dass es da Menschen gibt, die sagen: Ich brauche
einen Pfarrer, der für mich betet, der mich segnet,
der mir zuhört.
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Interview
Interview
ZP: Zuhören ist überhaupt das Stichwort. Wir
sind in erster Linie dazu da, den Menschen zuzuhören. Allen, die ihre Geschichte hier haben.
Auch die Mitarbeitenden, die hier ins kalte Wasser
geworfen werden. Zuhören geschieht, wenn ich
mit dem Shuttle-Bus fahre, von der Stadt raus
und wieder rein. Da fahren Mitarbeitende mit und
erzählen, wie sie das hier erleben. Zuhören passiert, indem wir hier auf diesen Straßen präsent
sind und angesprochen werden von Flüchtlingen
in der Hoffnung, dass wir sie in irgendeiner Form
unterstützen können. Offene Ohren eben – für
alle. Dazu gehen wir an die Stellen, wo die Leute
arbeiten.
Genau das wäre meine Frage: Wie kommen die
Leute eigentlich zu Ihnen? Woran erkennt man,
dass Sie hier die Seelsorger sind?
ZP: Bisher nur dadurch, dass die Leute uns
kennen, weil wir uns bei ihnen vorgestellt haben
und die ersten Wochen tatsächlich ganz stark
dafür genutzt haben, uns bekannt zu machen. In
erster Linie bei den Verantwortlichen der einzelnen
Institutionen. Aber auch dadurch, dass wir jeden
Sicherheitsmenschen, an dem wir vorbeigehen,
grüßen und sagen: „Wir sind übrigens die neuen
Pfarrer für hier.“ Das ist bei den Flüchtlingen natürlich ein bisschen schwieriger. Die sprechen uns
in erster Linie oder besser erstmal gar nicht als
Seelsorger an. Sondern die sprechen uns an, weil
sie sehen, wir sind offensichtlich keine Flüchtlinge.
Das bedeutet, wir könnten über Möglichkeiten
und Informationen verfügen, die ihnen weiterhelfen. Und da sind wir dann eben auch da. Aber
ich denke, aus Sicht der Flüchtlinge sind wir in
erster Linie nicht als Seelsorger hier, sondern als
Menschen, die in irgendeiner Weise hilfreich sein
können.
Was spielt das Christentum hier im PHV für eine
Rolle?
B: Mal sehen. Es gibt natürlich hier viel mehr
Moslems als Christen. Zahlen kennen wir nicht.
Das wird bestimmt auch immer stark variieren. Ich
habe in dieser Woche erlebt, dass eine christliche
Familie aus Syrien Kontakt mit mir aufgenommen
hat, die kein Deutsch konnten. Die Kinder konnten Englisch. Und die wollten einfach mit einem
christlichen Pfarrer sprechen. Die habe ich dann
auch eingeladen in den Sonntagsgottesdienst zu
uns. Die sind dann auch in die Kapelle, die Diakoniekirche in Heidelberg, gekommen. Das wird’s
bestimmt öfter geben. Wir sind gespannt, wer da
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auf uns zukommt.
ZP: Wir hoffen, dass die Kirche zu einem Kristallisationspunkt wird. Damit die Christen sagen:
Ach guck, hier haben wir einen Anlaufpunkt, wo
man vielleicht auch Gottesdienst feiern kann. Hier
finden wir einen Pfarrer, eine Pfarrerin haben sie
wahrscheinlich dann eher nicht so auf dem Schirm
(lacht). Aber das macht ja nichts. Wir knüpfen an
dieses Gebäude die Erwartung und die Hoffnung,
dass es ein sichtbarer Ausdruck von Glauben ist.
Inwieweit gibt es eine Kooperation mit der katholischen Gemeinde, was die Seelsorge angeht? Die
Beratungstätigkeit wird ja von Caritas und Diakonie gemeinsam geleistet.
B: Wir würden uns sehr freuen, wenn sie jemanden mit ins Team schicken würden. Aber das
muss die katholische Kirche entscheiden.
ZP: Ja, das wär eine große Bereicherung. Die
Baptisten sind ja schon vor Ort. Es gibt Pläne,
die Bibliothek zum muslimischen Gebetsraum
umzugestalten. Wir fänden es hilfreich, wenn die
Moschee in Heidelberg sich auch ein Stück weit
verantwortlich fühlen würde für ihre Schwestern
und Brüder hier im PHV.
Einführung der Seelsorger
Dass die Evangelische Kirche in Heidelberg hier
vorangegangen ist, war ja auch, wenn ich das
richtig verstanden habe, starke Eigeninitiative der
Kirchengemeinde in Heidelberg.
ZP: Absolut!
B: Von der Dekanin!
Also war da die Landeskirche nicht der Initiator.
B: Nee, das war die Dekanin! Frau Dr. Marlene
Schwöbel-Hug.
ZP: Die Landeskirche hatte das nicht auf dem
Schirm, ehrlich.
B: Ja, die war zögerlich. Aber die Dekanin hat das
geschafft, mit ihrem Engagement. Und das will
ich wirklich lobend erwähnen: Das hat sie richtig
gut gemacht!
Gibt es eigentlich ein spezielles Verhältnis zwischen den Heidelbergern und Flüchtlingen?
B: In Heidelberg gibt es eine ganz große Offenheit, ganz große Hilfsbereitschaft. Als das PHV
eingerichtet wurde, wurde das meines Wissens
fast einstimmig vom Stadtrat angenommen. Ich
glaub, das hängt damit zusammen, dass Heidelberg einfach als Universitätsstadt schon immer
international gedacht hat. Man hat hier wenig
Angst vor Fremden.
Mein Verdacht als Heidelberger: Man hatte sich
ja auch an die „Amis“ gewöhnt und gelernt, dass
Fremde keine Bedrohung, sondern erst einmal
eine Chance sind.
B: Ich habe gehört: Heidelberg ist die einzige
Stadt in Deutschland, in der der „Durchschnittsausländer“ einen höheren Bildungsabschluss, ein
besseres Einkommen und eine größere Wohnung
hat, als der „Durchschnittsdeutsche“. Die Universität und große internationale Unternehmen in der
Region tragen dazu wohl bei. Dementsprechend
genießen Ausländer hier auch grundsätzlich großen Respekt. Das macht es natürlich leichter für
Fremde, hier anzukommen.
Worauf freuen Sie sich jetzt besonders?
B: Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit
der Sigrid (sie lacht) Echt! Das ist super! Zu zweit
arbeiten zu können in der Seelsorge. Nicht allein
in seiner Gemeinde zu stehen, sondern zu kooperieren. Da freu ich mich drauf!
ZP: Und… darüber hinaus… (lacht) ist es auch
toll, hier einen Bereich zu haben, den wir ganz
neu gestalten können. Ohne Vorgaben, ohne
irgendwelche Vorbilder, sondern mit viel Raum,
den wir mit dem, was wir hier hören und sehen
und erleben, gestalten können.
B: Und ich freu mich drauf, mit den zehn Organisationen, die hier sind, zusammen zu arbeiten.
Dass tatsächlich Baden-Württemberg und die
Bundesrepublik drauf guckt: Was machen die
da? Dass wir das mitgestalten dürfen und beobachtet werden, ist eine tolle Chance.
Das Bild der Leute beim Fürbittengebet vorhin
beim Gottesdienst fand ich extrem beeindruckend. Die ganzen „Uniformen“: Talarträger, Polizistin, Soldat, Feuerwehrfrau, Security-Mensch,
Ehrenamtliche – diese bunte Mischung bis rein
in den Gottesdienst – das ist, glaube ich, etwas
Besonderes. Und auch die Inhalte der Fürbitten
fand ich sehr treffend und berührend: Die Polizistin, die den Heidelberger Bürgern wünscht,
dass sie mit den neuen Nachbarn gut und offen
zurechtkommen. Der Bundeswehrsoldat, der im
lauten Kasernenton Gott darum bittet, den Politikern Weisheit zu schenken. Sehr stimmig und
authentisch. Und trotzdem: Alle gucken über
ihren Tellerrand hinaus.
ZP: Das finden wir auch klasse. Das sind ja alles
Leute in Leitungsfunktionen. Da haben viele
einen kirchlichen Hintergrund. Sozial engagiert.
Da sind ehemalige Synodale dabei! Das ist echt
unglaublich.
Was ist Ihnen am Schluss noch wichtig zu sagen:
B: Eins ist noch wichtig: Wir finden das klasse, wie sich Diakonie hier engagiert in diesem
Flüchtlingsbereich. Das ist toll. Und wir glauben,
dass es dabei auch immer ganz wichtig ist, die
Seelsorge dabei im Blick zu haben. Dass da die
Kirche in ihrer Kernaufgabe präsent ist. Da ist
das Miteinander von Diakonie und Landeskirche,
das Zusammenhalten von Wort und Tat, Glaube
und Nächstenliebe entscheidend. Das muss
immer wieder gesagt werden!
ZP: Eine Sysiphosarbeit (lacht).
Wunderbar. In diesem Sinne: Danke für dieses
großartige Gespräch!
Kirche im Patrick Henry Village
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Reportage
Reportage
„Wenn man in Deutschland leben
möchte, dann muss man lernen“
Einheimische, Zugereiste und Flüchtlinge treffen sich im Café Welcome
Es ist kurz nach neun. Im Gemeindesaal der Friedenskirche in Biberach sind die Tische eingedeckt, ein
Frühstücksbuffet ist aufgebaut. Gut 50 Frauen warten
gespannt auf das, was da kommen soll. Dann geht es
los. Pfarrerin Birgit Schmogro begrüßt die Frauen und
eröffnet das monatliche Frauenfrühstück des christlich-muslimischen Frauentreffs.
Einige Kinder wissen gleich, was sie essen möchten,
das macht es den Müttern einfach. Andere Frauen bedienen sich zaghaft, wieder andere türmen
Brötchen, Obst, Wurst und Käse auf ihren Teller. Im
Gemeindesaal herrscht eine eher zurückhaltende,
ruhige Atmosphäre. Dann tritt der „Welcome-Chor
auf“ und animiert zum Mitsingen. Einige Frauen trauen
sich und klatschen mit. Wärme durchflutet den Raum.
Es scheint, als ob unsichtbares Eis schmilzt. Der
Geräuschpegel wird lauter. An den einzelnen Tischen
entwickeln sich Gespräche.
Wieder ergreift Pfarrerin Schmogro das Wort. „Wer
ist in Deutschland geboren?“, möchte sie wissen. Ein
paar wenige Frauen stehen auf. Weitere Fragen folgen.
Am Ende steht fest, dass alle ausländischen Frauen
in Begleitung nach Deutschland gezogen sind; manche schon über ein Jahr hier leben, andere erst seit
15 Tagen. Die meisten Frauen haben mehrere Kinder.
Sie kommen aus 18 unterschiedlichen Nationen, etwa
aus Syrien, Albanien, Ukraine, Irak, Nigeria, Brasilien,
Venezuela oder Thailand. Einige kennen sich aus den
Integrationskursen, also vom Deutschlernen. Andere
sind in der Flüchtlingsunterkunft in der Bleicherstraße
untergebracht oder wohnen in und um Biberach.
Als Pfarrerin Schmogro wissen will, was die Frauen
bewegt, meldet sich Sausan Aljabassini aus Damas-
Jugendliche unterschiedlicher Nationen sind sich beim gemeinsamen Kochen näher gekommen.
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kus und sagt: „Danke schön, danke. Gute Idee, das
Welcome-Café.“ Alle applaudieren. „Wenn man in
Deutschland leben möchte, dann muss man lernen“,
sagt Nergiz Kabasakal, die Dialogbeauftragte vom
Türkisch-Islamischen Kulturverein Ditib. Das Wichtigste sei die Sprache. Diese Aussage teilen alle. Sie
wollen die B1-Deutsch-Prüfung bestehen. Die Frauen
berichten von ihren Wünschen nach sozialen Kontakten mit Deutschen. Es sei sehr schwer, Anschluss zu
finden. Ob ein zweiwöchiges Praktikum und damit der
Kontakt zur Arbeitswelt helfen kann? Eine Chance sei
es allemal, meint Nergiz Kabasakal. Dazu die Integrationsbeauftragte der Stadt Biberach, Martina Eisele:
„Bei der Vermittlung von Praktikumsstellen kann ich
nur in Einzelfällen helfen, aber es entstehen auch in
diesem Bereich gerade ehrenamtliche Angebote.“
Dieses Begegnungscafé gibt es seit März 2015. Der
Grundstein wurde allerdings schon im Jahr 2002, nach
den Terroranschlägen vom 11. September 2001, gelegt. Damals gründete Pfarrerin Birgit Schmogro einen
christlich-muslimischen Frauenkreis, der sich seither
monatlich trifft und thematisch arbeitet. Auf großes
Interesse stoßen dabei türkische Kochkurse, deutsche
Weihnachtsbäckereien, Themen rund um die Kindererziehung, soziale Fragestellungen, die unterschiedlichen Bekleidungsmöglichkeiten sowie das Verhältnis
zwischen Mann und Frau. Viel Wert legen die Frauen
grundsätzlich auf das Herausarbeiten der religiösen
Gemeinsamkeiten. Auch Städtereisen werden immer
wieder angeboten und sehr gerne angenommen. Vor
einigen Jahren organisierte Pfarrerin Schmogro auf
Wunsch der Muslimas ein Treffen mit der städtischen
Schwimmabteilung. Seither gibt es in der Stadt Biberach einen Schwimmabend nach den Regeln, die es
den Muslimas ermöglichen, mitzumachen.
Die Frauen schätzen beim Café Welcome Gemeinschaft,
Infos und Austausch.
Im Schnitt beteiligen sich bei den
einzelnen Treffen 20 bis 30 Frauen.
Bei Veranstaltungen in der Moschee
sind es sogar bis zu 50 Frauen.
Die Frauen vom Türkisch-Islamischen Kulturverein
Ditib erklären, dass bei allen Angelegenheiten außer
Haus letztlich immer der Mann das Sagen hat. Eine
Tatsache, die für Diskussionen sorgt. Jüngst stand in
diesem Zusammenhang die Frage im Raum, weshalb
eine deutsche Frau mit christlichem Glauben einen
Muslim heiraten darf, umgekehrt aber eine Muslima
keinen Christen. Für die Ditib-Frauen ist diese Regelung eine logische Konsequenz ihres Selbstverständnisses, für die christlich sozialisierten Deutschen „ein
Schritt zurück in eine Welt, aus der sie sich emanzipiert haben“. Damit prallen Welten aufeinander, ganz
ähnlich wie beim Thema „arrangierte Ehen“ oder
Kopftuchtragen. Für gläubige Muslime ist die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau obligatorisch. Bei
allen Aufgaben im Haus entscheidet die Frau und im
Gegenzug übernimmt der Mann die Verantwortung
und die Entscheidungskompetenz für das Außerhäusliche. Das kann dann beispielsweise auch bedeuten,
dass eine Muslima nur deshalb kein Kopftuch trägt,
weil ihr Mann das nicht haben will. Bemerkenswert
ist die religiöse Grundüberzeugung der Muslimas, die
von der eigens geschulten Ditib-Dialogbeauftragten
zusammengefasst wird. Nergiz Kabasakal erklärt den
Koran als jüngste der heiligen Schriften für allgemein
gültig. Durch seine Offenbarung seien die Bibel und
damit der christliche Glaube überholt. Ob das die
Basis ist, auf der Integration gelingen kann? Dazu Nergiz Kabasakal: „Ich muss mich nicht mit der Religion
integrieren, sondern über meine Menschlichkeit.“ Zum
Verständnis sei erklärt, dass die meisten organisierten Muslime in Deutschland dem Dachverband Ditib
angehören und dieser wiederum von einem türkischen
Botschaftsrat geführt wird, der von der Türkei und damit vom amtierenden Staatspräsidenten bestimmt ist.
Als Birgit Schmogro den christlich-muslimischen Frauenkreis vor 14 Jahren ins Leben rief, motivierte sie das
Motto „Miteinander statt übereinander reden.“ Und die
damalige Sprecherin des Ditib meinte: „Ich sehe nicht,
Kinderspielecke beim Café Welcome
dass du Christ bist, aber ich sehe, dass du ein guter
Mensch bist, darum arbeite ich mit dir zusammen.“
Das passt bis heute. Pfarrerin Schmogro möchte für
Verständnis der unterschiedlichen Kulturen werben
und gleichzeitig dafür sorgen, dass Christen mit ihrem
eigenen Glauben sprachfähig bleiben. „Mit gegenseitigen Vorwürfen kommen wir nicht weiter“, erklärt
sie. Das sei ihr damals nach den Terroranschlägen in
den USA klar geworden. Die Mehrheit der Muslime
distanziere sich ebenso von Gewalt und Terror wie die
christlichen Kirchen.
Trotzdem sieht sie in der Integration der vielen muslimischen Flüchtlinge eine große Herausforderung.
Aktuell gibt es in der Friedenskirche deshalb speziell
für Frauen das Welcome-Café, ein Mal pro Monat von
9 bis 11.30 Uhr, zu dem Einheimische, Zugereiste
und Flüchtlinge gleichermaßen willkommen sind und
bei dem das Knüpfen von Kontakten im Vordergrund
steht. Parallel dazu sind alle Frauen zum offenen
christlich-muslimischen Frauenkreis eingeladen.
Zur Integration von Jugendlichen bietet die Kirchengemeinde verschiedene Möglichkeiten der Begegnung
an. Dazu Birgit Schmogro: „Gerade bei Jugendlichen
klappt der Austausch und damit das Kennenlernen der
unterschiedlichen Kulturen ganz hervorragend über
gemeinsame Aktivitäten, wie Kochen, Erzählen, Spielen.“ So sei etwa der erste gemeinsame Kochabend
ein voller Erfolg gewesen. Mit Begeisterung hätten die
Jugendlichen die für sie unbekannten Gerichte nachgekocht und ausprobiert.
Carmen
BogenriederKramer
Journalistin in
Uttenweiler
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Projekte
Projekte
Gemüsegarten für und
mit Flüchtlingen in Isingen
Diakonische Bezirksstelle Balingen kooperiert mit Kirchengemeinde
Servicestelle mit
besonderem Auftrag
Kreisdiakonieverband Esslingen ist in Flüchtlingsarbeit aktiv
Die Servicestelle für Ehrenamtliche und Kirchengemeinden im Bereich Flucht und Asyl des Kreisdiakonieverbands Esslingen hat Veronika Schlechter inne.
Drei Beispiele ihrer Tätigkeiten:
Pfarrkonvent zum Thema
Flucht im Kirchenbezirk Bernhausen
Auf dem Gelände der Gemeinschaftsunterkunft für
Flüchtlinge in Rosenfeld-Isingen legte die dortige
Sozialarbeiterin der Diakonischen Bezirksstelle Balingen Melanie Schneider-Brutschin zusammen mit den
Bewohnerinnen und Bewohnern der Unterkunft und
mit Unterstützung der Kirchengemeinde Isingen und
den Pfadfindern aus Rosenfeld im Frühjahr 2015 einen
Gemüsegarten an. Die Erde wurde in einer gemeinsamen Aktion umgegraben und wieder anbaufähig und
fruchtbar gemacht. Die Flüchtlinge wurden nach ihren
Vorlieben gefragt, was sie gerne anpflanzen möchten:
auf Kartoffeln, Zwiebeln, Tomaten, Paprika, Bohnen
und mehr fiel die Wahl.
Gemeinsam wurde Gartenwerkzeug eingekauft, so
dass die Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft nach dem Aufbau des Gartens
diesen selber weiterbestellen können. Angeschafft
wurden aus Projektmitteln: Pflanzenerde, Pflanzen,
Spaten, Schaufeln, Gießkannen, ein Komposter, eine
Regentonne und ein Grill für laue Abende im Garten.
Bei diesem „Gemüsegarten-Projekt“ ging es unter anderem darum, die Zusammenarbeit und den Kontakt
zwischen Pfadfindern, Kirchengemeinde und Flüchtlingen auszubauen. Aber vor allem ging es um die Partizipation der Flüchtlinge während des Projektverlaufs,
zum Beispiel bei der Auswahl der Gemüsesorten,
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und sie sollten aktiv etwas selbst gestalten und auch
nachhaltig als Gemeinschaft etwas davon haben. Der
Gemüsegarten ermöglicht den Flüchtlingen Selbstbetätigung und Selbstbestimmung in ihrem Alltag.
Abgerundet wurde das Projekt durch ein gemeinsames Grillfest mit allen Helfern.
Kontakt
Diakonische Bezirksstelle
Balingen
Diana Schrade-Geckeler
Geschäftsführerin
Ölbergstr. 27
72336 Balingen
Telefon: 07433 160732
[email protected]
Im Rahmen eines viertägigen Pfarrkonvents durfte der
Kreisdiakonieverband Esslingen mit der neu besetzten Stelle im Flucht und Asylbereich durch Veronika
Schlechter einen ganzen Tag dazu organisieren. Zunächst wurden passende Bibeltexte beleuchtet, dann
informierte Ottmar Schickle aus dem Diakonischen
Werk Württemberg über rechtliche Themen. Weiter
wurde das Ehrenamt im Kirchenbezirk vorgestellt. Nach
dem Mittagessen stand der gemeinsame Besuch einer
Gemeinschaftsunterkunft auf dem Programm. Dort
trafen Ehrenamtliche, Geflüchtete und die Pfarrerschaft
zum Gespräch zusammen. Wieder zurück gab es Arbeitsgruppen zu den Themen
Kirchenasyl, Taufbegehren,
Sprachkurse, Ehrenamt. Der
Abend endete musikalisch
und tänzerisch mit der Band
Diversité, deren Themen schwerpunktmäßig auf Migration und
Flucht liegen. Kulinarisch konnte
ein Catering, zubereitet von geflüchteten Frauen, die
auf dem Weg zur Selbstständigkeit stehen, gewonnen
werden. Ein alles in allem runder, sehr intensiver Tag.
Café-Tee-Mobil im Einsatz in Aichtal
Im November war der Kreisdiakonieverband mit seinem
Café-Tee-Mobil in der Gemeinschaftsunterkunft in Aich.
Zu dieser Zeit waren dort etwa 300 Flüchtlinge aus 22
Nationen untergebracht. Die Unterkunft in Aich liegt etwas außerhalb, sodass die Flüchtlinge über die gebotene Abwechslung durch das Café-Tee-Mobil sehr erfreut
waren. Gerne haben sie Kaffee und Tee getrunken, der
kostenlos ausgeschenkt wurde. Mit vielen Flüchtlingen
kamen die Mitarbeitenden der Diakonie ins Gespräch.
So berichteten sie über ihre Herkunft und über ihre
persönlichen Hintergründe, ihre derzeitige Situation,
ihre Hoffnungen und Wünsche. Bedingt auch durch das
schöne Wetter, war der Einsatz ein voller Erfolg. Über ein
baldiges Wiedersehen mit dem Café-Tee-Mobil würden
sich die Flüchtlinge freuen.
Junge Kirche: Kulturentisch im
Kirchenbezirk Nürtingen
Im Rahmen der einwöchigen Veranstaltung Junge
Kirche in Nürtingen waren an einem Abend sowohl
junge Gemeindemitglieder als auch junge Geflüchtete
aus den Unterkünften zu Gast. Jeder konnte etwas
zum Essen mitbringen oder dort in der Küche kochen.
Außerdem war geplant, dass man nach dem Essen
Musik austauscht und zusammen tanzt. Ganz anders
als erwartet waren ca. 100 junge Menschen aus den
Unterkünften da, glücklicherweise reichte das Essen
für alle, der Abend verlief sehr friedlich und die Leute
unterhielten sich gut. Sehr herausfordernd war eine
einminütige Stille vor dem gemeinsamen Essen.
Kontakt Kreisdiakonieverband
im Landkreis Esslingen
Veronika Schlechter
Diakonische Bezirksstelle
Nürtingen
Plochinger Str. 61
72622 Nürtingen
Telefon: 07022 932775
Mobil: 0175 5134923
[email protected]
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Projekte
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Willkommen in Lahr „Welcome“ in Freiburg
Nordstadtkids in Heilbronn
Ein Angebot für Flüchtlingskinder
Hiphop-Konzert für Flüchtlinge
Willkommen in Lahr, dem Tor zum Schwarzwald! Welche Gefühle sich für syrische, irakische oder nigerianische junge Flüchtlinge bei ihrer Ankunft nach wochenlanger Flucht einstellen, können wir uns wohl kaum
vorstellen. Entspricht unsere Stadt dem, was sich ein
Rettungssuchender ausmalt? Entspricht die Unterbringung in Sporthallen dem, wie er sich seine Wohnsituation vorgestellt hat? Es gilt zu handeln, um Antworten
auf diese Fragen positiv gestalten zu können. Unser
Team des Bundesmodellprojektes JMD2start am
Standort Lahr tut dies täglich. Die Aufgabe: Die Integration und Bildung dieser Menschen zu fördern, den
Übergang vom Ankommen zum Angekommensein
bestmöglich zu gestalten.
Anfang November organisierten wir für dreißig junge
Männern aus Nigeria und Pakistan einen Ausflug nach
Freiburg. Am Abend fand dort das „Welcome“-Benefizkonzert für Flüchtlinge im regional bekannten Jazzhaus statt. Für mich als Sozialpädagoge und Musiker
ein doppelter Auftrag: Begleitung der Flüchtlinge von
Lahr nach Freiburg und zurück sowie Soundcheck und
Konzert. Ein aufwendiges, doch großartiges Erlebnis
und ein besonderer Abend für alle Beteiligten.
Mit meiner deutsch-französischen HipHop-Band
Zweierpasch engagiere ich mich seit vielen Jahren
musikalisch und pädagogisch im interkulturellen Austausch und der Völkerverständigung. Unser in Westafrika aufgenommener Song „Immigré“ erzählt die
Geschichte eines Flüchtlings und seines Versuchs, in
die „Festung Europa“ zu gelangen. Ihn vor 150 Flüchtlingen zu performen, war großartig. Die Konzerte aller
sechs Bands wurden vom bunt gemischten Publikum
euphorisch aufgenommen.
„Can I perform?“, höre ich dennoch immer wieder,
schon im Vorfeld des Abends war dies die drän24
gendste Frage der Flüchtlinge. Passiv konsumieren
reicht den jungen Männern offensichtlich nicht. Ein
gutes Zeichen. Sie möchten sich aktiv einbringen, am
gesellschaftlichen Leben teilhaben, mehr sein als nur
„der Flüchtling“. Dies sind elementare Voraussetzungen fürs Ankommen. Nicht nur musikalisch, auch in
Bildung, Ausbildung und Beruf.
Das Bundesmodellprojekt JMD2start hat die Integration, Bildung und Beratung junger Flüchtlinge zum Ziel.
Es wird gefördert vom Bundesministerium für Familie,
Frauen, Senioren und Jugend und durchgeführt an 24
Standorten. Es richtet sich an Flüchtlinge im Alter von
12 bis 27 Jahren mit ungeklärter Bleiberechtsperspektive. Für den Standort Lahr/Ortenau sind seit dem
1. Oktober 2015 Felix Neumann und Gaby Moser
zuständig. Sie erweitern damit das Team des Jugendmigrationsdienstes des Diakonischen Werkes in Lahr.
Autor: Felix Neumann, 32 Jahre, Politologe (MA) und
Sozialpädagoge (BA), arbeitet im Bundesmodellprojekt JMD2start des Bundesfamilienministeriums im
Diakonischen Werk Lahr und ist Musiker und freischaffender Pädagoge bei Zweierpasch.
Mehr Infos zu JMD2start:
www.facebook.com/jmdlahr/
Projektportal: www.jmd-portal.
de/output.php?jmdID=408
Mehr Infos zu Zweierpasch:
www.zweierpasch.com
Song „Immigré“:
http://bit.ly/1PTKujc
Seit Juli 2015 gibt es Nordstadtkids mit dem Ziel, zu
den dort lebenden Kindern und Jugendlichen, darunter auch Flüchtlingskinder, Beziehungen aufzubauen.
Grundlegende und erfolgreichen Grundpfeiler von
Südstadtkids, die auch für Nordstadtkids wichtig sind:
Zweimal wöchentlich sind wir am Nachmittag vor Ort,
um den Kindern aus der Heilbronner Nordstadt ein bedarfgerechtes Angebot (Einzeltermine und ein altersgerechtes Gruppenangebot: Jungschar) zu machen.
Dabei wird das bewährte Konzept von Südstadtkids
genutzt, mit der Idee, dies auf einen weiteren Stadtteil
zu übertragen.
Sekundärprävention
Südstadtkids ist den letzten elf Jahren zu einer festen
Anlaufstelle für die Kinder und Jugendlichen aus der
Heilbronner Südstadt geworden. Das beziehungsorientierte Konzept und die von Wertschätzung und
Transparenz geprägte Atmosphäre haben sich bewährt. Südstadtkids lebt in zahlreichen niederschwelligen und bedarfsorientierten Angeboten Integration.
Es fördert und fordert Kinder und Jugendliche dort,
wo sie es brauchen. Zusätzlich bietet es Hilfestellung
in unterschiedlichen Lebenslagen; von Problemen
zu Hause oder mit Gleichaltrigen bis zur vielseitigen
Berufsorientierung.
christliche Wertevermittlung
Integration (von bereits dort beheimateten
Kindern und Flüchtlingskindern)
Beziehungsorientiertes Arbeiten in Einzelterminen und Einübung von Sozialverhalten in Gruppenan geboten etc.
In den Einzelangeboten lernen einige Kinder erste Griffe an der Gitarre, andere drücken sich über das Malen
aus. Im gemeinsamen Gruppenangebot beim Spielen
lernen die Kinder wichtige soziale Kompetenzen und
in thematischen Einheiten beispielsweise, welche
Rechte Kinder haben. Bei Aktionen/Ausflügen, wie das
Zurückbringen von angesammelten Einkaufswagen
vor dem Flüchtlingsheim oder einem Picknick im Park
lernen wir die Gruppe besser kennen und teilen gemeinsame Erlebnisse. Durch die Zeit, die wir mit den
Kindern verbringen, lernen sie ganz nebenbei auch die
deutsche Sprache.
Kontakt
Nordstadtkids
Mailin Kreft
Telefon: 07131 3900751
[email protected]
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Netzwerk Willkommenskultur
Region Heilbronn
Organisationen profitieren von Kooperation
Schon 2013, als die Flüchtlingszahlen deutlich unter
den heutigen lagen, haben wir Willkommenskultur für
Neuzugewanderte in unserer Region als zentrales Thema für uns benannt. Wir gründeten einen Projektbeirat, für den wir Partner aus unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft suchten: Wir wollten möglichst
alle Gruppen von Zuwanderern erreichen. Vor Jahren
waren das eher Menschen, die aus beruflichen Gründen insbesondere aus der EU kamen, heute richtet
sich der Fokus auf Flüchtlinge und Asylsuchende.
Wir konnten ein breites Bündnis bilden. Zu Beginn
gehörten neben der Diakonie die kommunale Integrationsbeauftragte, die Agentur für Arbeit, die IHK, die
regionale Wirtschaftsförderung und eine private Hochschule dazu. Dazugestoßen sind das neu gegründete
Welcome Center der Wirtschaftsförderung und der
DGB.
Die Vielfalt dieses Netzwerkes ist für uns unverzichtbar. In ihm finden ganz unterschiedliche Kompetenzen, Zugänge zum Thema und Bedarfslagen zusammen. Wir lernen die Sprache der Wirtschaftsleute
kennen und diese gewinnen Verständnis für soziale
Fragen beim Thema Integration. Im Alltag ergeben
sich immer wieder Brücken zwischen den Akteuren,
zum Nutzen von Menschen, die an einer der Stellen
Rat suchen.
Neben der Alltagsarbeit haben wir zum zweiten Mal
schon miteinander das Thema „WiKoku“ in eine
breite Öffentlichkeit gebracht: Am dritten Dienstag
im November 2014 gab es einen von ca. 200 Personen besuchten Fachtag, am entsprechenden Tag im
November 2015 die „Messe Willkommenskultur“: An
25 Ständen konnten sich Einrichtungen, Dienste und
Initiativen vorstellen. Dazu gehörten die Flüchtlingsar26
beit der Landeskirche wie die Migrationsdienste von
Diakonie und Caritas, die kommunale Flüchtlingsarbeit
wie auch Migrantenorganisationen selbst. Die Kammern stellten sich vor, wie auch „Welcome Center“
und „Relocation Services“. In einem Saal, den die örtliche Volksbank kostenlos zur Verfügung gestellt hatte,
befanden sich die Messestände, in einem Nebenraum
konnte sich jeder der Aussteller in Kurzvorträgen mit
Diskussion vorstellen. Ein Kabarettist zu Beginn und
ein wissenschaftlicher Vortrag in der Mitte der Veranstaltung, die von 14 bis 20 Uhr reichte, rundeten das
Programm ab. Das mediale Interesse vom SWR bis zu
regionalen und überregionalen Printmedien war groß.
Die Veranstaltung war von Anbeginn bis Ende gut
gefüllt bis überfüllt. Die Anzahl der Besucherinnen und
Besucher ging in die Hunderte. An jedem Stand gab
es ein knappes Rollup und Flyer der jeweiligen Organisation, eine Begleitbroschüre mit breiten Informationen zu den Akteuren ergänzte die Messe. Aus Rollups
und Broschüre wurde eine Wanderausstellung, die
bereits von 14 Organisationen gebucht wurde.
Resümee: Das Netzwerk Willkommenskultur erhöht
die Qualität der Arbeit jeder teilnehmenden Organisation im Alltag. Durch die Verteilung der Lasten gelingen
auch große Veranstaltungen, die die unterschiedlichsten Zielgruppen anlocken. Weder Arbeit noch Kosten
sind für den Einzelnen zu hoch. Und das Miteinander
macht Freude, der dritte Novemberdienstag 2016
kommt bestimmt!
Kontakt
Kreisdiakonieverband Heilbronn
Karl Friedrich Bretz
Geschäftsführer
Schellengasse 7
74072 Heilbronn
Telefon: 07131 96440
[email protected]
Fahrradwerkstatt des Kreisdiakonieverbandes Ludwigsburg
Angebot für Flüchtlinge und Personen mit kleinem Geldbeutel
Im Rahmen des Projektes Rad und Tat werden gespendete Fahrräder aus der Bevölkerung repariert und
an Flüchtlinge vergeben. Hierbei ist die neue Werkstatt
ein wichtiger Baustein. In ihr arbeiten Personen vom
Kreisdiakonieverband, Ehrenamtliche und Flüchtlinge
gemeinsam. Über 100 Personen kamen zur Einweihung der Radwerkstatt „Rad & Tat“ nach Asperg in
die Gartenstraße 16. Gemeinsam mit Flüchtlingen
wurde daraus ein Fest gestaltet.
Der Ludwigsburger Dekan Winfried Speck betonte
zur Eröffnung, dass die Erfahrung des Fremdseins
in Sprache, Kultur und Umgebung für Flüchtlinge in
Deutschland herausfordernd sei und ebenso für die
Menschen hier der Umgang mit den vielen Flüchtlingen Herausforderungen darstelle. Er verwies auf
die jüdisch-christliche Tradition, die betont, Fremde
aufzunehmen und willkommen zu heißen. Er lobte die
gute Arbeit der 48 Arbeitskreise Asyl im Landkreis und
hob hervor, dass es keine Kirchengemeinde gebe, die
sich nicht in irgendeiner Form beteilige.
Martin Strecker, Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbandes, sagte: „Dank ehrenamtlicher Unterstützung
können wir die Werkstatt betreiben.“ Maria Rehm,
Koordinatorin des Projektes, erklärte, dass in der
Werkstatt auch Flüchtlinge angelernt werden sollen
und dadurch Beschäftigung erhalten.
Die Werkstatt, die fast 500 Fahrräder gesammelt hat,
repariert Fahrräder und gibt sie nach einem Fahrsicherheitstests ab. Sie steht Flüchtlingen im Landkreis und Personen mit Tafelausweis offen.
Kontakt
Maria Rehm
Projektkoordinatorin
Telefon: 0176 11954226
Rad&[email protected]
Kreisdiakonieverband Ludwigsburg
Untere Marktstraße 3
71634 Ludwigsburg
www.kreisdiakonieverband-LB.de
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Projekte
Projekte
Trommeln bringen Lebensfreude
Aktion der Koordinierungsstelle für Flüchtlingsarbeit der
Diakonie im Enzkreis
Hilfe und Beratung für
alle Beteiligten
Kreisdiakonieverband Rems-Murr-Kreis engagiert sich in der Asylarbeit
Traumatisierte Flüchtlinge
stützen und begleiten
Das Leben in der verlassenen Heimat, die Flucht, die
beengten Verhältnisse in der Erstaufnahme und den
Gemeinschaftsunterkünften in Deutschland: Flüchtlinge sind hohen Belastungen ausgesetzt. Aspasia
Mavridou bietet Unterstützung an. Die studierte
Psychologin sucht Dolmetscher, führt stabilisierende
Gespräche und vermittelt an Therapeuten. Angestellt
ist sie beim Diakonischen Werk Württemberg, eingebunden ist sie ins Team Asyl beim Kreisdiakonieverband Rems-Murr-Kreis.
Bereits bei der ersten Übungsstunde wirbeln nach
kurzem „Warm up“ die Hände über die Trommeln und
die Augen leuchten beim Klang der Instrumente. Eine
fröhliche Stimmung herrscht in der Gemeinschaftsunterkunft, in der Flüchtlinge aus vielen Ländern leben.
Immer mehr Gambianer werden angelockt und finden
sich in der engen Küche zusammen. Mit strahlenden
Gesichtern sind sie bei der Sache und musizieren begeistert auf den wenigen bisher zur Verfügung stehenden Instrumenten.
eine neu geschaffene Projektstelle der Diakonischen
Bezirksstellen Mühlacker und Neuenbürg und des
Diakonischen Werks Pforzheim-Land. Sie wird aus
zusätzlichen Mitteln der Evangelischen Landeskirchen
in Württemberg und Baden gefördert. Laura König
unterstützt und berät kirchliche Ehrenamtsinitiativen
der Flüchtlingsarbeit im Enzkreis und organisiert Veranstaltungen zum Thema Flucht und Asyl.
Der Alltag der Flüchtlinge ist geprägt vom Warten. Es
ist ein Warten auf das Ungewisse… auf die Bearbeitung des Asylantrags… auf Arbeit… auf ein besseres
Leben… auf Hilfe… Eine sinnvolle Abwechslung, bei
der gezeigt werden darf, was „Man(n) kann“ kommt da
wie gerufen.
Laura König und Karen Winkler von der Diakonischen Bezirksstelle Mühlacker hatten die Idee, mit
Flüchtlingen aus Gambia zu trommeln, zu singen und
zu tanzen. Im Rahmen der Koordinierungsstelle für
Flüchtlingsarbeit der Diakonie im Enzkreis entstand so
ein Trommelprojekt. Die Gruppe hatte bereits einige
Auftritte: so trommelte sie auf der Mühlacker- Gartenschau und auf zwei Stadtfesten.
Die Koordinierungsstelle für Flüchtlingsarbeit ist
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Aspasia Mavridou
Begegnung und Beratung
Informiert helfen
Das Engagement der Ehrenamtlichen ist überwältigend
– und ohne sie wäre das Leben vieler Asylsuchender
trister und schwieriger. Aber wie läuft ein Asylverfahren ab? Auf welche Leistungen hat ein Asylsuchender
Anspruch? Und wie grenze ich mich ab, wenn mir alles
zu viel wird? Der Kreisdiakonieverband Rems-MurrKreis bietet mit Partnern Fortbildungen an – zunächst
zur ersten Orientierung, aber auch zur Reflexion und
Vertiefung.
Kontakt
Kreisdiakonieverband
Rems-Murr-Kreis
Barbara Monauni
Telefon: 07151 95919-25
[email protected]
Begegnungsmöglichkeit für Asylsuchende, Ehrenamtliche, Interessierte. Beratung in Alltagsthemen
und bei Behördengängen: Das gibt es mit Annette
Oehler im Zentrum für internationale Begegnung (ZiB),
einem Kooperationsprojekt von Stadt Schorndorf und
Kreisdiakonieverband Rems-Murr-Kreis. An vier Tagen
ist bisher der Cafébetrieb geöffnet. Eine Gelegenheit,
sich zu verabreden oder spontan vorbeizuschauen.
Kontakt
Diakonische Bezirksstelle
Mühlacker,
Isolde Renner-Rosentreter
Geschäftsführerin
Telefon: 07041 8118390
[email protected]
Annette Oehler
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Materialien zu Migration und Flucht
Materialien zu Migration und Flucht
Medienempfehlungen
zusammengestellt von Roland Kohm, Ökumenischer Medienladen im Evang. Medienhaus GmbH
Diakonie Baden und Württemberg
Kurzfilme
Diakonie Baden-Württemberg, Caritas Freiburg und Rottenburg-Stuttgart: Flüchtlinge begleiten
www.diakonie-baden.de/de/aktuelles-presse/publikationen/fluechtlinge-begleiten
Dutzende Menschen, die ihr Land verlassen wollen, klettern auf einen überfüllten Pritschenwagen. Auf ihrer Reise
durch die Wüste und über das Meer gehen viele verloren. Einer kommt durch. Doch gerettet ist er nicht. Er sich
nun einer ganz anderen Art von Härte gegenüber: Einer Behörde, die über seine Aufnahme zu entscheiden hat.
Fabio Friedli, Schweiz 2011, 6 Min., f. und sw., Animationsfilm ohne Dialog, ab 14 Jahren, DVK1212. In der Bibliothek kann unter der Signatur Qhd 120 Unterrichtsmaterial zum Thema Flucht und Migration entliehen werden.
Deutscher Menschenrechts-Filmpreis 2012. Mit ausführlichem Begleitmaterial.
Handreichung und Arbeitshilfe
Übersicht über das Engagement für Flüchtlinge
Eine Übersicht über die Aktivitäten der badischen und württembergischen Diakonie, Möglichkeiten zur Sach- und
Geldspende, Arbeitshilfen, Hintergrundinformationen sowie Beispiele gelingender Unterstützung finden Sie unter
www.diakonie-baden.de/de/rat-hilfe/flucht-und-migration/
www.diakonie-wuerttemberg.de/flucht-und-asyl/
Diakonie Deutschland
Thema kompakt: Wie ich mich für Flüchtlinge engagieren kann
Wo und wie Sie helfen können, welches Engagement zu Ihnen passt und worauf Sie achten müssen, skizziert eine
Übersicht. www.diakonie.de/thema-kompakt-wie-ich-mich-fuer-fluechtlinge-engagieren-kann-16471.html
Brot für die Welt
www.brot-fuer-die-welt.de/shop/
Global Lernen Ausgabe 1/2015
Dialog 14: Leitbild Frieden - Was heißt friedenslogische Flüchtlingspolitik?
Die europäischen Außengrenzen sind längst die tödlichsten der Welt. Dies war Anlass für Hanne-Margret Birckenbach, im Januar 2015 ein Thesenpapier vorzulegen, in dem sie die Sicherheitslogik, die der Europäischen Flüchtlingspolitik zu Grunde liegt, grundsätzlich hinterfragt. In ihrem Beitrag entwirft sie das alternative Szenario einer
von einer „Friedenslogik“ geleiteten Flüchtlingspolitik. Eine solche Politik, so die Autorin, begreift nicht den Flüchtling als Problem und Bedrohung der eigenen Sicherheit, sondern die Gründe und Bedingungen, die den Flüchtling
zur Flucht zwingen.
20 Seiten, Art. Nr. 129 502 160, Deutsch, kostenlos
Broschüre „Auf der Flucht vor dem Klima“
Die Bedeutung des Klimawandels als Ursache für Flucht und Migration nimmt weltweit zu. Besonders betroffen
sind diejenigen, die sich aufgrund von Armut oder Benachteiligung nicht an die sich verändernde Umwelt anpassen können. Doch von politischen Antworten und Schutzkonzepten ist die internationale Staatengemeinschaft
noch weit entfernt. Dieser „Debattenbeitrag“ diskutiert mögliche Ansätze und Mechanismen und stellt die Bedürfnisse und Rechte der betroffenen Menschen in den Vordergrund.
Format DIN A 5, farbig, 2 Euro
Mediathek
Projektfilme, Präsentationen, Audio etc. befinden sich in der Mediatek unter
www.brot-fuer-die-welt.de/mediathek/
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Medienempfehlungen
Bon Voyage
Einfache Fahrt – Eine Migrationsgeschichte
Im Mittelpunkt des Dokumentarfilms steht der 13-jährige Sidi. Er ist der älteste Sohn einer Tuareg-Familie, die
durch die Arbeitssuche des Vaters auseinandergerissen wurde. Bald kann der Vater Frau und Kinder nach Norditalien holen. Sidi will Journalist werden. Er zeigt mit Hilfe seiner Kamera, was das Leben in zwei verschiedenen
Kulturen, was Trennungen und Veränderungen für die Menschen bedeuten.
Fabio Caramaschi, Italien 2010, 30 Min., f., Dokumentarfilm, ab 14 Jahren, DVK1134, in der Bibliothek kann unter
der Signatur Qhd 120 ein Unterrichtsmaterial zum Thema Flucht und Migration entliehen werden.
Flucht ins Ungewisse – Bahar im Wunderland
Wohin flüchtest du, wenn dein Leben in Gefahr ist und es keinen Ort gibt, an dem du dich verstecken kannst? Das
kurdische Mädchen Bahar ist zusammen mit seinem Vater auf der Flucht von Syrien nach Deutschland und hat für
sich einen Weg gefunden. Um ihre Ängste zu überwinden und sich vor Gefahren zu schützen, glaubt sie, unsichtbar werden zu können, wenn sie ihre Augen schließt.
Behrooz Karamizade, Deutschland 2015, 35 Min., f., Kurzspielfilm, ab 12 Jahren, DVK1462. Ausgezeichnet mit
dem Deutschen Menschenrechts-Filmpreis 2014 in der Kategorie Bildung.
Wie ein Fremder
Azad ist jung und verliebt. Eigentlich müsste ihm die Welt offen stehen, doch als Geduldeter in Deutschland darf
er nicht einmal die Stadt verlassen. Während seine Freundin Lisa Zukunftspläne schmiedet, wohnt er mit seiner
Familie immer noch in einer Flüchtlingsunterkunft, darf weder arbeiten noch eine Ausbildung machen.
Lena Liberta, Deutschland 2010, 24 Min., f., Kurzspielfilm DVK1074, ab 14 Jahren
Willi im Flüchtlingslager
Warum müssen Menschen flüchten? Wie leben Kinder in einem Flüchtlingslager? Wie ernähren sie sich? Reporter
Willi Weitzel, bekannt aus der Kindersendung „Willi wills wissen“, besucht im ostafrikanischen Malawi das Flüchtlingslager Dzaleka, in dem rund 17.000 Flüchtlinge leben. Willi Weitzel, Deutschland 2013, 23 Min., f., Dokumentarfilm, ab 6 Jahren, DVK1404. Ein Produktion des Kindermissionswerks „Sternsinger e.V.“ für die Sternsingeraktion 2014. Die DVD enthält zusätzlich eine 12-minütige Kurzfassung.
Ökumenischer Medienladen
Augustenstraße 124
70197 Stuttgart
Telefon:
0711 222 76 67 bis 70
(persönliche Beratung)
Fax: 0711 222 76 -71
[email protected]
www.oekumenischer-medienladen.de
Öffnungszeiten
Mo, Di + Do:
9.00 bis 16.30 Uhr
Mi + Fr:
9.00 bis 12.30 Uhr
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Herausgegeben zur Woche der Diakonie 2016
Diakonisches Werk
der evangelischen Kirche in Württemberg e. V.
Heilbronner Straße 180
70191 Stuttgart
Telefon: 0711 1656-120
Telefax: 0711 1656 49-120
E-Mail: [email protected]
Internet: www.diakonie-wuerttemberg.de
Das Diakonische Werk
der Evangelischen Landeskirche in Baden e. V.
Vorholzstraße 3-5
76137 Karlsruhe
Telefon: 0721 9349-219
Telefax: 0721 93496-212
E-Mail: [email protected]
Internet: www.diakonie-baden.de