Kommt gut an. Flüchtlinge bei uns. Woche der Diakonie 12.-19. Juni 2016 a Arbeitshilfe Vorwort Liebe Freundinnen und Freunde der Diakonie, liebe diakonisch Engagierte, „Kommt gut an“. Das Titelbild zeigt, wie das konkret aussehen kann. Menschen begegnen sich. Die ei- nen, die hier bei uns Zuflucht suchen. Die anderen, die ihnen dabei helfen. Offensichtlich ist das eine erfreuliche Begegnung. Das sehen wir den Gesichtern sofort an. Erleichtert wirken die, die geflüchtet sind. Dankbar, dass ihnen jemand engagiert dabei hilft, hier in Deutschland anzukommen. In ihrem Heimatland und auf ihrer langen Flucht haben sie zumeist das Gegenteil erlebt: Gewalt und Bedrohung, Unsicherheit und Angst. Auf der anderen Seite diejenigen, die beim Ankommen helfen. Solche Begegnungen können eine bereichernde Erfahrung sein. Integration stellt uns als Gesellschaft und Kirche vor große Aufgaben. Menschen kommen auch mit schweren Erfahrungen zu uns. Wir sehen die Probleme, die sich zum Beispiel bei der Unterbringung ergeben. Nicht nur geflüchtete Menschen suchen eine Wohnung. Wir brauchen ein gutes Angebot an Sprachkursen. Mancherorts wachsen Unsicherheit und Vorbehalte und immer mehr Menschen fragen sich angesichts der großen Aufgabe, ob wir das wirklich schaffen können. Wir sind überzeugt davon, dass wir diesen Herausforderungen anders und entschlossener begegnen, wenn wir dies im Geiste Christi tun. Und deshalb finden Sie in dieser Arbeitshilfe einige sehr konkrete Beispiele, wie das aussehen kann. Im Predigttext des Tags der Diakonie am 19. Juni aus Römer 14, 10-13 beschreibt der Apostel Paulus eine solche christliche Grundhaltung. Am Ende des Predigtentwurfs ist diese Grundhaltung so beschrieben: „Integration ist immer ein gemeinsamer Weg zu einer gemeinsamen Zukunft. `Kommt gut an´, das ist deshalb eine Aufforderung an uns alle. Sie lebt vom Geist Christi, der nach dem fragt und darum ringt, was allen Menschen dient. Den Einzelnen und ihrem Miteinander.“ Mit dieser Arbeitshilfe geben wir Ihnen eine Fülle von Anregungen, um die Woche der Diakonie in Ihrer Kirchengemeinde und Ihrem Kirchenbezirk zum Thema Flüchtlinge zu gestalten. Redaktion Claudia Mann Presse und Kommunikation Diakonisches Werk Württemberg Fotos Carmen Bogenrieder-Kramer, Brot für die Welt, Volker Erbacher, Diakonie in Baden und Württemberg, Diakonie Deutschland – Evangelischer Bundesverband, Diakonie Katastrophenhilfe, Diakonie in Balingen, Esslingen, Freiburg, Heilbronn, Ludwigsburg, Mühlacker und im Rems-Murr-Kreis, privat, Darius Ramazani, Peter Schmogro, Zweierpasch, Fotolia Grafische Gestaltung Mancaodesign Druck SV Druck+Medien Wir bitten um die Unterstützung der diakonischen Arbeit und bedanken uns dafür, dass die Sammlung in der Aktionswoche und das Opfer am 19. Juni, dem Sonntag der Diakonie, in den evangelischen Kirchengemeinden für die Arbeit der Diakonie in Baden und Württemberg bestimmt ist. Ebenso sagen wir danke für alles haupt- und ehrenamtliche Engagement. Mit freundlichen Grüßen Ihre Oberkirchenrat Oberkirchenrat Urs KellerDieter Kaufmann Vorstandsvorsitzender Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks des Diakonischen Werks Baden Württemberg 3 Gottesdienstentwurf Inhaltsverzeichnis Seite Gottesdienstentwurf 5 Gottesdienstentwurf Tag der Diakonie,19. Juni 2016 Predigttext: Römer 14, 10-13 Kindergottesdienst-Entwurf10 Plakatmeditation14 Grundsatzbeitrag15 Flüchtlinge bei uns – Chance und Herausforderung Interview17 Wenn es möglich ist, sollten Menschen, die nach Deutschland geflüchtet sind, diesen Gottesdienst mitgestalten. Sei es durch eine Lesung, durch musikalische oder andere kreative Beiträge, durch ein Interview …. Am Anfang des Gottesdienstes ist es gut, sie ausdrücklich zu begrüßen. Möglich sind auch Interviews mit Mitarbeitenden in der Flüchtlingshilfe oder die Vorstellung einer Initiative oder eines Projektes. Auch bei der Abkündigung des Gottesdienstopfers kann darauf Bezug genommen werden. Der Predigt tut es gut, wenn aktuelle Bezüge zur Flüchtlingsthematik hergestellt werden. Zur weiteren Bearbeitung steht der gesamte Gottesdienstentwurf als Word-Datei zur Verfügung. Seelsorge im Patrick Henry Village in Heidelberg Reportage20 Musik zum Eingang „Wenn man in Deutschland leben möchte, dann muss man lernen“ Begrüßung Projekte22 Wochenspruch aus Galater 6,2: Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. Begrüßung besonderer Gäste Zusammenhang zur Woche der Diakonie herstellen Gemüsegarten 22 Servicestelle 23 Hiphop-Konzert 24 Mögliche Elemente Lied Flüchtlingskinder 25 EG 450, 1-5 Morgenglanz der Ewigkeit EG 168, 1-3 Du hast uns, Herr, gerufen Netzwerk 26 Eingangswort/Votum Fahrradwerkstatt 27 Psalmgebet Trommelgruppe 28 Hilfe und Beratung 29 Materialien zu Flucht und Migration30 Psalm 113 Ehr sei dem Vater Eingangsgebet Himmlischer Vater, du Schöpfer dieser Welt, du Herr über Zeit und Ewigkeit. Lass uns heute Morgen eintauchen in deinen himmlischen Glanz. Lass uns dich schauen und deine Welt. Und lass uns dabei entdecken, dass du nicht über allem schwebst, sondern, dass du, großer Gott, dich uns zuwendest. Uns mit unseren großen und kleinen Sorgen. Dass du dich zuwendest einer Welt und ihren Menschen, die sich von dir abwendet und dabei sich selbst zerstört. Hilf uns, auf dich zu hören. Hilf uns diese Welt und ihre Menschen mit deinen Augen zu sehen. Lass uns spüren, dass du da bist, dass du uns hörst, wenn wir in der Stille zu dir kommen mit allem, was uns auf der Seele liegt. Stilles Gebet Wenn ich dich anrufe, so erhörst du mich und gibst meiner Seele große Kraft. Schriftlesung Matthäus 7, 1-5 Wochenlied EG 428, 1-5 Komm in unsre stolze Welt Predigt (Römer 14, 10-13) Medientipps 31 4 5 Gottesdienstentwurf Gottesdienstentwurf Liebe Gemeinde, Sonntagmorgen und immer dieselben Fragen: Brötchen holen beim Bäcker? Gesundes Obst oder Kuchen? Die noch schlafenden Familienmitglieder aufwecken oder schlafen lassen? Ach ja und überhaupt: Gehen wir heute in den Gottesdienst? Und wer ist wir? Schon am Sonntagmorgen jede Menge Fragen. Und noch viel mehr Antworten und Meinungen dazu. Es ist jedes Mal ein kleines Wunder, wenn daraus ein fröhliches und harmonisches Frühstück wird. Wir alle haben gelernt, vernünftig und pragmatisch mit der Vielfalt von Meinungen und Bedürfnissen umzugehen. Entweder so, dass wir großzügig und tolerant die Meinung des anderen gelten lassen. Oder so, dass wir lebensdienliche Kompromisse aushandeln. Nach dem Motto: Ich hol die Brötchen und du machst den Kaffee. Anspruchsvoller wird es allerdings, wenn die Meinungen und Erwartungen auf ein bestimmtes Verhalten anderer Menschen zielen. Also, wenn Mutter oder Vater, die oder der liebevoll den Frühstückstisch gedeckt hat, erwartet, dass alle am Tisch sitzen. Oder wenn der Sohn darauf besteht am Sonntag nicht vor 12 Uhr geweckt zu werden. Oder wenn es darum geht, wann die Tochter abends von der Party zuhause sein soll und wie sie dann nach Hause kommt. Solche Erwartungen sind – das wissen wir aus eigener Erfahrung – konfliktträchtig. Nicht weniger konfliktträchtig sind solche Erwartungen an das Verhalten anderer Menschen innerhalb einer Gesellschaft. Wenn die einen laut fordern, dass sich Flüchtlinge an die deutsche Mehrheitsgesellschaft anpassen müssen. Und wenn die anderen sagen: Wir als Gesellschaft müssen uns öffnen und die Vielfalt unterschiedlicher Lebensstile und Lebenskonzepte als Bereicherung sehen. Es ist nicht zu übersehen, dass solche Diskussionen in den letzten Jahren zugenommen haben. Und dass die verschiedenen Gruppen ihren Standpunkt mit zunehmender Vehemenz vertreten. Auch als Kirche mischen wir uns in die aktuelle Debatte ein und beziehen Position. 6 „Kommt gut an. Flüchtlinge bei uns.“ Dieses Motto der diesjährigen Woche der Diakonie formuliert eine solche Position. Eine Position, die von vielen in unserem Land abgelehnt oder gar bekämpft wird. Zumindest von denen, die zu den Flüchtlingen sagen: Geht wieder heim, so schnell wie möglich. Viele Medien, vor allem das Internet, veröffentlichen beim Thema Flüchtlinge keine Kommentare mehr. Zu viele dieser Kommentare sind beleidigend und voller Hass. Auf dieser Ebene kann man nicht mehr vernünftig diskutieren. Genau das aber brauchen wir. Unser heutiger Predigttext spricht in eine Situation hinein, die ebenfalls durch eine nicht immer einfache Vielfalt von Kulturen und Religionen geprägt ist. In die Situation der damaligen Weltstadt Rom. Diese Vielfalt findet sich auch in der dortigen Gemeinde und führt zwangsläufig zu Diskussionen und Streit. Kein Wunder also, wenn der Apostel Paulus in seinem Brief an die römische Gemeinde auf solche Konflikte eingeht. Predigttext: Römer 14, 10-13 „Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder du, was verachtest du deinen Bruder? Wir werden alle vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden. Denn es steht geschrieben: So wahr ich lebe, spricht der Herr, mir sollen sich alle Knie beugen, und alle Zungen sollen Gott bekennen. So wird nun jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben. Darum lasst uns nicht mehr einer den andern richten; sondern richtet vielmehr darauf euren Sinn, dass niemand seinem Bruder einen Anstoß oder Ärgernis bereite.“ Im Hintergrund dieses Textes, liebe Gemeinde, steht ein heftiger Streit innerhalb der Gemeinde. Dabei ging es um die Frage, ob ein Christ das Fleisch von Opfertieren essen darf oder nicht. Für uns ist das kein Thema mehr. Aber nicht ohne Grund diskutieren wir heute über unseren Fleischkonsum. Der ist ja bekanntlich nicht ohne Folgen für den Klimawandel und die Ernährungssituation in armen Ländern. Denn immer mehr Soja wird als Futtermittel von dort zu uns exportiert. Der Anbau von Futtermittel für den Export verdrängt aber den dringend notwendigen Anbau von Lebensmitteln für die eigene Bevölkerung. Und er führt immer öfter zu Zwangsenteignungen von Kleinbauern. Das könnte ja bei Ihnen nachher beim Sonntagsbraten eine spannende Diskussion sein. Wie viel Fleisch und welches Fleisch wollen wir zukünftig essen? Für eine solche Diskussion lohnt es sich genauer hinzuschauen, wie Paulus sich in die Diskussion um den Fleischverzehr einmischt. Er urteilt notgedrungen mit einigem Abstand von außen. Er ist ja der römischen Gemeinde nicht persönlich bekannt. Aber er weiß um die Sprengkraft dieses Streites, dass solche Streitfragen eine Gemeinde regelrecht spalten können. Als Apostel sieht er sich deshalb in der Pflicht, sich zu Wort zu melden. Zunächst einmal schreibt er, wie er die Sache ganz persönlich bewertet. Seiner Meinung nach kann der Mensch alles, wofür er Gott dankt, auch essen. Aber, Paulus macht seine persönliche Einschätzung nicht zum Maßstab für alle in der Gemeinde. Vielmehr weist er auf das Gewissen jedes einzelnen Christen hin. Das heißt aber, jeder und jede hat die Pflicht, sich selbst zu 7 Gottesdienstentwurf Gottesdienstentwurf prüfen und nicht vorschnell zu urteilen. Wir haben das im vergangenen Jahr sehr eindrücklich erlebt, wie intensiv im Bundestag die Frage nach der Beihilfe zur Selbsttötung diskutiert wurde. Und nicht nur dort, sondern bei vielen Tagungen, Diskussionsveranstaltungen, in den Medien und auch in den Familien. Eine wichtige Erfahrung dabei war, dass die ernsthafte Diskussion, das Prüfen der verschiedenen Argumente und Gesichtspunkte etwas verändert hat. Zum einen wurde deutlich, was alle verbindet: Der Wunsch, dass der Tod nicht zur Ware wird und der Wille, mehr für die Begleitung Sterbender zu tun. Die Diskussion hat aber auch zu einem differenzierteren Urteil geführt. Und letztlich zu einer gesetzlichen Regelung, die die Gewissensentscheidung der betroffenen Personen respektiert und gerade nicht kriminalisiert. Die eigene Gewissensprüfung sorgt also dafür, dass wir aus einem einfachen Schwarz-weiß-Denken herauskommen, das nur gut und böse oder richtig und falsch kennt. Und genau deshalb hilft die eigene Gewissensprüfung auch dazu, dass wir die Gewissensentscheidung eines anderen anerkennen und respektieren. Genau dies fordert Paulus ein: die Gewissensentscheidung von Christen, die kein Götzenopferfleisch essen wollen, zu respektieren. Umgekehrt gilt das selbstverständlich auch. Also, so die Botschaft des Apostels auch an uns heute: „Im Blick auf das, was ihr selbst macht und verantworten könnt, prüft euch. Dazu habt ihr euer Gewissen. Schließlich müsst ihr das, was ihr tut, auch vor Gott verantworten. Denn er ist der Richter über alle.“ Die Kehrseite dieser Selbstprüfung ist die maximale Zurückhaltung im Urteil anderen gegenüber. Hier folgt Paulus der Bergpredigt Jesu, wenn er betont: „Lasst uns nicht mehr einer den anderen richten. Hört auf damit, einander vorzuschreiben, was gut und richtig, was fromm und christlich ist. Hört auf damit, das Verhalten anderer zu beurteilen. Hört auf mit aller Rechthaberei und Besserwisserei. Wir brauchen in der christlichen Gemeinde keine Tugendwächter oder Sittenpolizei.“ Diese klare Botschaft bedeutet freilich nicht, dass menschliches Verhalten gleichgültig ist oder gar nicht 8 mehr bewertet werden darf. Paulus redet nicht der Beliebigkeit das Wort. Aber er verändert die Perspektive. Die Leitfrage ist jetzt nicht mehr: Wer hat recht? Oder wer hat die richtige Moral? Die entscheidende Frage lautet vielmehr: Wie verhalte ich mich anderen gegenüber, so dass ich sie nicht irritiere oder provoziere? Oder positiv formuliert: Wie verhalte ich mich anderen gegenüber konstruktiv? So, dass sie das als hilfreich erleben. An anderer Stelle spricht Paulus von dem, was den anderen erbaut. Also, nicht den anderen klein machen, indem ich mich moralisch über ihn erhebe. Sondern ihn aufbauen, stärken und respektieren. Das aber kann ich nur, wenn ich mich auf den anderen auch einlasse, wenn ich ihm begegne, wenn ich ihm zuhöre. Diese Haltung, liebe Gemeinde, hilft uns im aktuellen Streit um die Integration von zu uns geflüchteten Menschen. Zunächst einmal im Blick auf die Diskussion innerhalb unserer Gemeinden. Dass wir da sorgfältig unsere Gewissen prüfen und auf Basis unseres christlichen Glaubens und in Verantwortung vor Gott nach dem fragen, was den Menschen und ihrem Miteinander dient. Und dass wir dabei respektieren, wenn nicht alle dieselben Schlussfolgerungen ziehen. Zum Beispiel im Blick darauf, welche Anpassungsleistungen von den Flüchtlingen zu erwarten sind oder wie wir uns öffnen sollen für Menschen anderer Kultur und Religion. Besonders schwierig ist ja die Frage nach dem Stellenwert unseres Einsatzes für die Integration von Geflüchteten. Kommen andere Themen und Aufgaben zu kurz, weil das Flüchtlingsthema so viel Raum einnimmt? Etwa die Frage, wie wir als Gemeinde die wachsende Zahl hochaltriger und Hilfe bedürftiger Menschen begleiten sollen? Oder wie wir uns dafür einsetzen, dass Menschen am Rande der Gesellschaft nicht weiter ausgegrenzt werden. Denken wir an die psychisch Erkrankten oder an die Menschen, die schon lange ohne Arbeit sind. Auch hier ist die Empfehlung des Paulus ganz klar: Diskutiert solche Fragen, macht es euch nicht zu einfach nach dem Motto „Man kann nicht allen helfen“, um dann keinem zu helfen. Die Haltung des Paulus ist aber auch wichtig für das, was wir eine Kultur des Willkommens nennen. Für das, wofür wir uns als Christen und Kirche einsetzen in unserer Gesellschaft. Etwa, dass wir selbstkritisch sind gegenüber Vorurteilen, die manchmal sehr tief in uns sitzen. Oder dass wir Flüchtlingen, die vielfältig belastet sind, nicht noch zusätzlich Hindernisse in den Weg legen. Dass wir sie vielmehr dabei unterstützen, einen Weg in der noch sehr fremden, neuen Heimat Deutschland zu finden. Und deshalb müssen wir Geflüchteten dabei helfen, Deutschland zu verstehen. Damit sie selbst prüfen können, wie sie hier bei uns leben können. Denn sie wollen sich ja integrieren, sie wollen ja nicht provozieren und anecken. Sie wollen ihren Platz bei uns finden, ohne anderen ihren Platz streitig zu machen. Integration ist niemals eine Einbahnstraße. Sondern ein gemeinsamer Weg zu einer gemeinsamen Zukunft. „Kommt gut an“, das ist deshalb eine Aufforderung an uns alle. Sie lebt vom Geist Christi, der nach dem fragt und darum ringt, was allen Menschen dient. Den Einzelnen und ihrem Miteinander. Amen.d Lied EG 658, 1-4 Lass uns den Weg der Gerechtig keit gehen (nur Württemberg) EG 659, 1-4 Die Erde ist des Herrn Gebet mit Vaterunser Gütiger Gott, du hast uns diese eine Welt geschenkt und dieses eine Leben. Du hast uns dafür geschaffen, dieses Leben mit anderen zu teilen. Verantwortung zu übernehmen, damit alle in Frieden leben können. Es macht uns traurig, wie wir Menschen einander das Leben streitig machen. Wie Menschen verzweifelt sind, weil andere sie bedrohen und ihnen ihre Lebensgrundlage zerstören. Wir hoffen auf dich, dass du hilfst, dass du eingreifst und Frieden schaffst. Jesus Christus, du hast dich denen zugewandt, die mühselig und beladen sind. Du hast ihnen neue Hoffnung geschenkt. Und du hast dich auf die eingelassen, die anderen das Leben schwer gemacht haben. Durch ihre moralische Überheblichkeit oder durch ihre Gier. So hilf auch uns, dass wir nicht gleichgültig sind, uns nicht in unser frommes Schneckenhaus zurückziehen. Lass uns darum ringen und dafür kämpfen, dass Menschen, die zu uns geflüchtet sind, ihre Angst verlieren und Teil unserer Gesellschaft werden können. Heiliger Geist, du Geist der Liebe und des Friedens. Schenke uns Leidenschaft und Phantasie für mehr Gerechtigkeit auf dieser Welt und für ein lebendiges Miteinander in unserer Gesellschaft. Hilf uns, dass wir uns füreinander öffnen in all unsrer Verschiedenheit. Lass uns dabei erfahren, was uns verbindet und was unser Miteinander stärkt. Gib allen Verantwortlichen in der Politik, in der Verwaltung, in der sozialen Arbeit, in der Kirche und ihren Gemeinden, die nötige Klugheit und Weitsicht, das nötige Vertrauen und die nötige Geduld. Im Vertrauen auf dich beten wir gemeinsam: Vater unser …. Lied EG 432, 1-3 Gott gab uns Atem, damit wir leben NL 86, 1-5 Wenn das Brot, das wir teilen Abkündigungen Segenslied EG 421 Verleih uns Frieden gnädiglich Segen Musik zum Ausgang Den Entwurf finden Sie auch unter www.diakonie-wuerttemberg.de/woche-diakonie Pfarrer Dr. Joachim Rückle Leiter Theologie und Bildung Diakonisches Werk Württemberg 9 Kindergottesdienst-Entwurf Kindergottesdienst-Entwurf Kindergottesdienst-Entwurf ! Die biblische Erzählung ist geeignet, um das Thema Flucht sowie die Erfahrung von Fremde Kindern und Erwachsenen ohne Fluchterfahrung näher zu bringen. Jedoch eignet sie sich nicht für traumatisierte Flüchtlingskinder. Es sind direkte Bezugspunkte in der Erzählung beschrieben, die Assoziationen hervorrufen und somit zu Flashbacks bzw. Retraumatisierung führen können. Wenn Flüchtlingskinder in den Kindergottesdienst kommen, ist es wichtig, deren Fluchtgeschichte zu kennen, um Erzählungen zu wählen, die keinen direkten Bezug haben. David gegen Goliath ist zwar eine Mut machende Geschichte für Kinder, thematisiert aber auch den Krieg, eignet sich daher nicht für Kinder, die vor Krieg geflohen sind. Die Wahl der Geschichte muss unter Berücksichtigung der Erfahrungen der Kinder ausgesucht werden. Am besten eignen sich biblische Geschichten, die Mut machen und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten stärken sowie Geborgenheit vermitteln. Es ist förderlich, wenn Eltern von Flüchtlingskindern mit in die Kinderkirche kommen. Das gibt den Kindern Sicherheit. Auch können Eltern ihr Kind schneller beruhigen, wenn es Trost brauchen sollte. (Quelle: Evangelischer Landesverband – Tageseinrichtungen für Kinder in Württemberg) Erzählung Ruth in der Fremde Seht ihr, wie verloren sie da steht, meine Ruth? Ich kann mich so gut in sie hinein versetzen. So ist es mir auch gegangen damals in Moab. So habe ich mich auch gefühlt. Allein in der Fremde. Wir sind eingeladen zum Leben (KuS 185/ MKL2 126/ KG 205/ KKL 161) Gebet nach Psalm 1 Wer sich an Gott hält, der ist wie ein Baum am Wasser. Er trägt viele Früchte und seine Blätter verdorren nicht. Votum Wir sind beisammen im Namen Gottes, des Vaters. Er hat Abraham und Sara in ein neues Leben gerufen. Er hat sie mit seinem reichen Segen beschenkt und sie zum Segen für die ganze Welt gemacht. Kerze anzünden Wir sind beisammen im Namen Jesu. Er hat viele Menschen hinter sich her gerufen. Er hat sich mit ihnen zu Tisch gesetzt und gefeiert, dass Gott ganz nahe ist. Kerze anzünden Wir sind beisammen im Namen des Heiligen Geistes. Er lässt uns unter Gottes freundlichen Augen leben. Er zeigt uns Wege, die wir gehen können. Und wenn wir kraftlos sind, stärkt er uns. Kerze anzünden Amen 10 I Glücklich ist, wer auf Gott hört. Er braucht nicht bösen Ratschlägen zu folgen. II Glücklich ist, wer sich Gott anvertraut. Er muss nicht auf krummen Wegen gehen. Wer sich an Gott hält, der ist wie ein Baum am Wasser. Er trägt viele Früchte und seine Blätter verdorren nicht. I Glücklich ist, wer nach Gott fragt. Er kann offen und ehrlich bleiben. II Glücklich ist, wer sich auf Gott verlässt. Gott hält fest zu ihm. Wer sich an Gott hält, der ist wie ein Baum am Wasser. Er trägt viele Früchte und seine Blätter verdorren nicht. Gott hält seine Hand (LJ 540) Du bist in einem neuen Land angekommen und weißt nicht, wo du anfangen sollst. Du kennst niemanden. Du weißt nicht, wie die Orte heißen. Du hast keine Ahnung, wem du vertrauen kannst und vor wem du dich hüten solltest. Du verstehst nicht, was sie reden. Für mich ist es ja anders hier. Mir ist vieles vertraut. Ich verstehe die Sprache. Auch wenn es schon lange her ist, dass ich hier gelebt habe. Ich komme zurück in die alte Heimat. Für Ruth jedoch, meine liebe Schwiegertochter, ist alles neu. In der Mitte liegt ein großes gelbes Tuch (evtl. mit einigen Ähren darauf). Es steht für ein Getreidefeld. Am Rand steht eine weibliche Erzählfigur (Ruth), etwas hinter ihr eine weitere (Noomi). Ein Stück hinter den beiden ein großes braunes Tuch mit drei „Hügeln“ (Gräber). (Noomi erzählt.) Lass uns aufbrechen und in Moab neu anfangen. Gott wird uns begleiten, Noomi, da bin ich ganz getrost.“ „Aber was ist mit unseren beiden Jungs? Die sind doch noch so klein…“ Da sind Elimelechs Augen noch trauriger geworden. „Auch sie werden in Moab neu anfangen müssen… Aber es geht bestimmt gut. Meinst du nicht, Noomi?“ Nur das Nötigste haben wir zusammen gepackt: Die wenigen Münzen haben wir in einen Beutel gesteckt. Ein wenig Proviant und Wasser haben wir auf unseren treuen alten Esel geladen. Und natürlich Decken und Kleider zum Wechseln. Aber viel kann man nicht mitnehmen, wenn man in ein anderes Land zieht. „Aber Elimelech“, habe ich erwidert, „hier in Bethlehem sind wir zuhause. Hier haben unsere Eltern und Großeltern gelebt. Hier wohnen alle unsere Verwandten. Und hier haben wir ein Haus, Äcker und Tiere.“ Äcker haben wir den Verwandten überlassen. Für die Kühe und Ziegen haben wir ein wenig Käse, Datteln und Feigen bekommen. Nicht viel, aber immerhin. Ich hätte am ersten Tag unserer Reise nur weinen können. Aber ich habe die Tränen hinuntergeschluckt. Ich wollte nicht, dass Elimelech noch trauriger wird. Und die Jungs waren so aufgeregt. Ich wollte sie nicht durcheinanderbringen. So fröhlich sind sie auch ganz tapfer marschiert. Ab und zu durfte einer der beiden eine Weile auf dem Esel sitzen und die Füße ausruhen. „Das ist es, liebe Noomi“, hat mir Elimelech gesagt. Und ich sehe heute noch seine traurigen Augen. „Wir haben Äcker und Vieh. Aber auf den Äckern wächst fast nichts, weil es so lange nicht geregnet hat. Unsere Tiere haben nichts zu fressen. Und von den Nachbarn können wir nichts kaufen, weil die auch kaum etwas zum Essen haben. Ich habe gehört, dass es den Moabitern gut geht. Und es ist doch gar nicht weit nach Moab. Am Tag, als wir am Toten Meer vorbei gezogen sind und dann den Jordanfluss überquert haben, habe ich plötzlich Angst bekommen. Wo ziehen wir denn überhaupt hin? Werden uns die Moabiter freundlich aufnehmen? Können wir die überhaupt verstehen? Und was ist, wenn sie uns wie Feinde behandeln oder wie dahergelaufenes Pack? Schließlich sind wir in dieser kleinen Stadt auf dem Aber ich muss von vorn beginnen: So viele Jahre ist das her, dass mein Mann zu mir gesagt hat: „Noomi, wir müssen hier weg. Wir müssen auswandern. Hier haben wir keine Chance.“ 11 Kindergottesdienst-Entwurf Marktplatz gestanden, gleich am Stadttor. „Wartet hier“, hat Elimelech gesagt. „Ich schaue, wo wir bleiben können.“ Und er ist losgegangen und hat uns da stehen lassen: die Buben, den Esel und mich. Leute sind an uns vorüber gegangen. Sie haben uns komisch von oben bis unten angeschaut. Klar, unsere Kleider waren staubig von der langen Wanderung. Und wir haben andere Kleider angehabt als sie. Sie haben aber nur geschaut und sind weitergegangen. Niemand hat uns angesprochen. Bis das kleine Mädchen auf uns zu gesprungen ist. Sie hat meine Jungs an den Händen geschnappt und geplappert wie ein Wasserfall. Eine Frau kam hinter ihr hergerannt und hat sie von uns weggezogen und geschimpft. „Mama“, haben die Buben dann gesagt, „Mama, wir haben kein Wort verstanden. Wir wissen nicht, was die Leute hier sagen…“ mit dir, Noomi. Wir gehören zusammen. Deine Heimat ist meine Heimat. Wo du lebst, will ich auch sein. Und dein Gott, - an den glaube auch ich.“ Ja, so war das. Und nun steht sie da am Feldrand, meine liebe Ruth. So eine treue Seele. Aber sie tut mir leid. Ich kann mich so gut in sie hinein versetzen. Damals in Moab in den ersten Tagen – ich habe nicht gewusst, was ich tun soll, wo ich hingehe, mit wem ich rede, wie ich überhaupt rede. Und so steht sie jetzt da. Wenn ich ehrlich bin: Das mit der Sprache ging schnell, vor allem bei den Kindern. Elimelech hat einen ganzen Tag gesucht. Dann hat er eine Unterkunft für uns gefunden. Nur einen kleinen Raum, der einem reichen Mann gehört hat. Elimelech hat für ihn gearbeitet, einige Jahre lang. Und ich bin auch mit aufs Feld gegangen. Unsere Jungs konnten innerhalb weniger Wochen Moabitisch. Es ist uns gut gegangen in Moab, ehrlich. Wir sind dort richtig heimisch geworden. Deshalb sind wir auch geblieben, als die Hungersnot in der Heimat vorbei war. Unsere Jungs sind erwachsen geworden. Beide haben eine Frau gefunden und geheiratet. Dann war Elimelech und mir klar: Jetzt ist hier unsere Heimat. Jetzt gehen wir nicht mehr zurück nach Israel. Dann ist es ganz anders gekommen. Zehn Jahre haben wir in Moab gelebt, da wurde Elimelech plötzlich schwer krank. Er ist gestorben. Das war schlimm. Aber es ist noch schlimmer gekommen: Auch meine beiden Söhne sind gestorben, kurz hintereinander. Ich war so traurig. Und ich habe niemanden mehr gehabt, der für mich gesorgt hat. Boas schaut immer wieder zu uns herüber. Naja, mich beachtet er kaum. Ich glaube, er schaut eher nach Ruth. Ich habe ihm gesagt, wie es um uns steht. Ich habe ihm gesagt, dass Ruth nachher die restlichen Ähren auflesen wird. So ist das hier. Was bei der Ernte liegen bleibt, das dürfen die Armen und die Fremden aufsammeln und behalten. Wenn ich es mir überlege: Der Boas arbeitet schlampig. Auch die anderen lassen immer wieder ein Büschel Ähren stehen. Und beim Garben-Binden fällt manches daneben. Ich weiß ja nicht… Doch. Ruth war für mich da. Und als ich eines Morgens zu meinen beiden Schwiegertöchtern gesagt habe: „Ihr Lieben, mein Mann ist tot. Eure Männer, meine Söhne sind tot. Ich ziehe wieder in die alte Heimat. Ich kann hier nicht bleiben, ich habe ja niemanden mehr…“, da hat Ruth sofort gesagt: „Ich gehe 12 Kindergottesdienst-Entwurf Sie würde gerne mitarbeiten bei der Ernte. Sie würde gerne zupacken. Aber sie traut sich nicht, einen der Arbeiter anzusprechen. Das Feld gehört Boas. Er ist um ein paar Ecken verwandt mit meinem Mann. Er ist ein angesehener Mann in Bethlehem. Die ganze Familie und einige Tagelöhner schneiden Weizen auf diesem Feld. Naja, es war meine Idee, hierher zu kommen. Der Boas, das wäre doch… Und die Ruth… Jetzt steht sie einsam und verlassen am Feldrand und schaut den Leuten beim Arbeiten zu. Nachher liest sie die vielen Reste auf. Wer weiß, wie das weitergeht…. Weiterführende Ideen Gespräch Laden Sie eine Person aus dem örtlichen Asyl- oder Flüchtlingsarbeitskreis ein. Sie kann erzählen, welche Geschichten die Flüchtlinge mitbringen, die bei uns Zuflucht finden. Was sie aus ihrer Heimat hat weggehen lassen, was sie sich hier ersehnen, was sie brauchen, um hier „anzukommen“. Alternative Erzählung Im Heft „Evangelische Kinderkirche“ 3/2016 erscheint die (fiktive) Geschichte eines Flüchtlingskindes, aufgeschrieben von Yasin Adigüzel. Aktion „Haus bauen“ Die Kinder bauen aus Bauklötzen ein Haus. Auf das „Dach“ wird ein Zettel (z.B. Haftnotiz) „Zuflucht“ beklebt. Die Kinder überlegen gemeinsam: Welche „Bausteine“ braucht es, damit Menschen Zuflucht finden: Essen, Trinken, ein Bett, ein Dach über dem Kopf, Begleiter…. Sicher haben die Kinder schon von den vielen Flüchtlingen bei uns gehört. Wagt euch zu den Ufern (MKL 2 23) oder Befiehl du deine Wege (EG 361/ KuS 412/ LJ 207) Gebet Danke guter Vater, dass du überall bei uns bist. Du achtest auf uns, wo immer wir hingehen. Schütze die, die auf gefährlichen Wegen gehen. Pass auf alle auf, die sich nicht auskennen. Danke für unser Zuhause und unsere Familien. Wir haben Menschen, die für uns da sind. Schütze die, die ihre Heimat verlassen müssen, weil Krieg und Not ist. Achte auf alle, die in der Fremde leben müssen und sich nicht auskennen. Danke, dass es uns meistens gut geht. Wir haben Frieden und genug zu essen und zu trinken. Schütze die Flüchtlinge, die bei uns ankommen. Achte darauf, dass sie die Hilfe bekommen, die sie brauchen. Hilf uns, wo wir können, für die Fremden Freunde zu sein. Deine Kinder sind wir. Darum rufen wir dich gemeinsam an: Vater unser… Bewahre uns, Gott (EG 171/ KuS 174/ LJ 117/ KG 213/ KKL 25) oder Segne uns mit der Weite des Himmels (KuS 182/ LJ 416/ KKH 50/ KG 142/ LH 51/ KKL 129) Segen Gott, der Herr, breite seine Arme weit um euch! Hände nach beiden Seiten ausstrecken Er fülle euch mit Freude und Vertrauen! Hände nach oben strecken und zur Brust führen Er öffnet eure Augen und Hände für alle um euch! Nebenmenschen an den Händen fassen So gehen wir, und Gott geht mit. Amen. Pfarrer Frank Widmann Landespfarramt für Kindergottesdienst Den Entwurf finden sie auch unter www.diakonie-wuerttemberg.de/woche-diakonie Der Evangelische Landesverband – Tageseinrichtungen für Kinder in Württemberg hat die Arbeitshilfe: „Resilienz – wie Religion Kinder stark macht“ herausgegeben. Sie ist erhältlich per E-Mail: [email protected] oder [email protected]. Im ersten Teil wird erläutert, was Resilienz ist (die seelische Widerstandsfähigkeit). Im weiteren Verlauf werden Bezüge zum christlichen Glauben und zu biblischen Geschichten hergestellt und erläutert, wie biblische Geschichten die Resilienz stärken können. Ebenso enthält die Arbeitshilfe einen Verlauf für einen Elternabend, um das Thema Resilienz auch mit Eltern besprechen zu können. 13 Grundsatzbeitrag Plakatmediation Plakatmeditation: Kommt gut an. Flüchtlinge bei uns – Chance und Herausforderung Da hinten sind Busse, sagt man uns. Die bringen euch weg. Habt ihr Geld? Nein, das reicht nicht. Müsst laufen. Da stehen sie mit Helmen und Schilden und Panzern. Hier geht es nicht weiter. Wohin? Da ist wohl ein Zelt. Mit freundlichen Menschen. Sehen müde aus – fast so wie wir. Aber sie haben Tee, der noch dampft. Mit Broten und etwas gegen den Regen. Sie haben ein Herz. Und Augen für uns. Sie sind da. Ist es noch weit? Und wie geht’s dann weiter? Mit mir? So war meine Reise. Ist Monate her. Und langsam komm ich zur Ruhe. Hab Freunde gefunden. Und Hoffnung geschöpft. Ein Anfang könnte es sein. Ist eng hier. Und laut. Und wir sind sehr viele. Kaum einer weiß richtig Bescheid. Vielleicht diese eine. Die mit der Brille. Die zuhört. Und lacht. Und versteht. Sie weiß, was zu tun ist und merkt, wo es fehlt. Kennt Wege und Menschen. Adressen und Regeln und Tipps. Ihr höre ich zu. Versuche zu sprechen. Bin holprig, verlegen und stumm. Ist alles so fremd. Will lernen zu leben, hier in dem Neuen. Mit Zukunft und Hoffnung. Mit Stolz. „Kommt gut an.“ So klingt der Beginn einer schönen Reise. Spannend. Voller Erwartungen, Erlebnissen und neuen Eindrücken. Ein Besuch bei Verwandten. Oder Freunden. Und dann wieder zurück nach Hause, wo die alten Aufgaben und Verpflichtungen auf mich warten. Aber auch die Lieben, die ich vermisst habe. Aber diese Reise ist anders. Das ahne ich. Schon beim Packen. Was zu schwer ist, muss zurückbleiben. Wer nicht mit kann, ist in Gefahr. Ich weiß nur, was ich hinter mir lasse. Weiß nicht, was mich erwartet. Trotzdem wage ich den Sprung. Weil ich muss. Da muss Zukunft sein. Irgendwo. Ist mein Abschied für immer? Ich weiß nicht. Aber der Schlepper verkauft keine Rückfahrtickets. Und es geht nur in diese Richtung: Weg von zuhause. Begleiter gibt es genug: der Hunger, die Kälte, die Verzweiflung, die Erschöpfung, die Angst der vielen um mich herum. 14 Die Freundlichkeit um mich, nehm ich als Zeichen: Ich bin nicht allein auf dem Weg. Da gibt es doch welche an meiner Seite, die wünschen mir Glück und sind da. Ich wage zu träumen: Ich bin wieder wer. Hab Arbeit und Wohnung. Ein Ziel. Fang an neu zu planen. Ich bau etwas auf. Nehm die Zukunft in meine Hand. Find etwas wie Heimat. Darauf kann ich trauen. Bin sicher, geachtet und frei. Vielleicht wird es wahr, was meine Lieben mir wünschten, als ich packte. Und sie sagten: Komm gut an. Pfarrer Volker Erbacher Abteilungsleiter Fundraising & Ökumenische Diakonie Diakonie Baden Die Plakatmeditation finden Sie auch unter www.diakonie-wuerttemberg.de/woche-diakonie Grundsatzbeitrag Flüchtlinge bei uns – Chance und Herausforderung Aktuelle Situation Die Zahl der Kriege und Krisen in der Welt hat zugenommen. Weltweit sind derzeit mehr als 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Hiervon kommt nur ein relativ kleiner Teil nach Europa. Dennoch ist auch hier die Zahl der Asylsuchenden und Flüchtlinge in diesem Jahr deutlich gestiegen. In Deutschland suchten 2015 etwa eine Million Menschen um Asyl nach, vor allem aus Syrien, Irak, Iran, Afghanistan und Eritrea. Nach Baden-Württemberg kamen davon ca. 120.000. Damit steht Deutschland unter ähnlich großen Herausforderungen wie Anfang der 90er Jahre. Damals war die Zahl von Asylsuchenden, Bürgerkriegsflüchtlingen und Spätaussiedlern binnen eines Jahres insgesamt ähnlich hoch gewesen. In den kommenden Jahren ist mit weiterhin hohen Zugangszahlen zu rechnen. Ca. 60 % der Asylantragssteller erhalten am Ende des Asylverfahrens einen Schutzstatus zuerkannt und verbleiben mittel- und längerfristig in Deutschland. Das internationale Flüchtlingsrecht Die Genfer Flüchtlingskonvention und verschiedene menschenrechtliche Standards verpflichten die Europäische Union und Deutschland, Menschen Schutz zu gewähren, wenn ihnen bei Rückkehr in den „Verfolgerstaat“ schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen oder Gefahren für Leib und Leben drohen. Das kann insbesondere ethnische, religiöse oder politische Verfolgung sein, aber auch Lebensgefahr aufgrund von Kriegssituationen. Das „Non-Refoulement“-Verbot verbietet Zurück- oder Abschiebungen und sei es auch nur mittelbar, wenn jemand Flüchtling ist bzw. bevor die Schutzbedürftigkeit in einem fairen und rechtsstaatlichen Asylverfahren geprüft wurde. In der Rechtspraxis ist es jedoch sehr schwierig, Schutz vor Verfolgung zu erlangen. Europa hat sich mehr und mehr zu einer Festung entwickelt. Die EU setzt alles daran zu verhindern, dass Flüchtlinge an die Grenzen der Europäischen Gemeinschaft oder in die EU selbst gelangen, wo sie dann einen Asylantrag stellen könnten. Instrumente der Verhinderung sind vor allem Visapflicht für alle Kriegs- und Krisenländer, Ausbau des Grenzschutzes, Sanktionsmaßnahmen gegen Beförderungsgesellschaften sowie Maßnahmen der Grenzsicherung – auch schon in den Transitstaaten. Verhandlungen über die Umsetzung von Rückübernahmeabkommen mit Staaten, in denen die Einhaltung der zentralen Bestimmungen des Flüchtlingsrechts alles andere als gewährleistet ist, wie zum Beispiel mit der Türkei, der Ukraine und anderen Mittelmeerstaaten, gefährden die Grundprinzipien des internationalen Flüchtlingsschutzes. Die Europäische Gemeinschaft, die als Werte- und Solidargemeinschaft zentrale menschen- und völkerrechtliche Verpflichtungen ernst nimmt, muss weiterhin einen effektiven Zugang zu einem fairen und rechtsstaatlichen Asylverfahren gewährleisten. Sie ist gefordert, die gemeinsam vereinbarten Standards für faire Asylverfahren, die Aufnahme, Unterbringung und Integration von Asylsuchenden und Flüchtlingen durchzusetzen. Hierzu gehört auch die Vereinbarung eines neuen Systems einer gerechten Verantwortungsteilung der Aufnahme von Asylsuchenden innerhalb der EU in Ablösung des „ineffizienten“ Dublin-Systems. Herausforderung Integration Mehr als die Hälfte der Menschen, die als Flüchtlinge nach Deutschland kommen, erhält einen Schutzstatus und verbleibt mittel- und längerfristig in Deutschland. Die zentrale Herausforderung ist die langfristige Integration von Anfang an, ein wechselseitiger Prozess, der Aufnahmegesellschaft und Zuwandernden gleichermaßen fordert. Die Gesellschaft wird vielfältiger. Sie muss Rahmenbedingungen gewährleisten, die Integrationsprozesse befördern und auch einfordern – von allen Seiten. Die Ermöglichung gleichberechtigter Teilhabe, interkulturelle Öffnung, ein gemeinsamer Konsens über Grundwerte, ein entschiedenes Eintreten gegen Vorurteile, Rassismus und jede Form von Gewalt sind wichtige Bausteine, damit die Aufnahme und Eingliederung von Flüchtlingen und Zuwandernden langfristig ein Erfolg wird. Eine nachhaltige Integrationspolitik 15 Interview Grundsatzbeitrag Seelsorge im Patrick Henry Village in Heidelberg – Registrierungszentrum für Flüchtlinge für Baden-Württemberg erfordert die gezielte Bildungsförderung in Kindertageseinrichtungen, in den allgemeinbildenden Schulen und an den beruflichen Schulen für junge Erwachsene. Erwachsene sollten von Anfang an die Möglichkeit haben, an professionellem Sprachunterricht teilzunehmen mit dem Ziel, ein sehr gutes deutsches Sprachniveau zu erlangen. Von zentraler Bedeutung ist weiterhin die nachhaltige Integration in den qualifizierten Arbeitsmarkt. Berufsausbildung und die Anerkennung mitgebrachter schulischer und beruflicher Qualifikationen könnten nicht nur einen wichtigen Beitrag leisten zur Integration, sondern auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland – gerade angesichts des Fachkräftemangels und der demographischen Entwicklung. Unterbringungs- und Wohnkonzepte sollten darauf angelegt sein, die Integration zu fördern; es braucht eine entsprechende städtebauliche Entwicklung zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für alle auf dem Wohnungsmarkt benachteiligte Gruppen. Verbesserungen im System der gesundheitlichen Versorgung, insbesondere ausreichend Behandlungsmöglichkeiten für Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung, können mithelfen, teure Folgekosten zu vermeiden. Patrick Henry Village 16 Sigrid Zweygart-Perez Seit November 2015 stehen im „Drehkreuz“ Patrick Henry Village, einer früheren Kaserne der US Army in Heilbronn, den etwa 5.000 Flüchtlingen und 500 Mitarbeitenden eine Pfarrerin und ein Pfarrer zur Verfügung. Dieses Modellprojekt ist nur möglich, weil die Pfarrerinen und Pfarrer der ganzen Kirchengemeinde Heidelberg zusammenstehen und die Diakoniepfarrerin Sigrid Zweygart-Perez und Florian Barth, den Pfarrer der „Kapelle“ der Diakoniekirche Heidelbergs, entlasten, um diesen Dienst zu tun. Weitere Informationen: www.ekiba.de/migration www.diakonie-wuerttemberg.de/flucht-und-asyl Das Interview führte Volker Erbacher, Pfarrer der badischen Landeskirche und Abteilungsleiter Fundraising der Diakonie Baden, im Anschluss an deren Einführungsgottesdienst in der wieder neu genutzten Chapel der US Army auf dem Gelände des neuen Registrierungszentrums am 15. Dezember 2015. www.elk-wue.de/helfen/fluechtlinge-und-migranten/ Aufgabe für die Kirchen und Diakonie Kirchen und Wohlfahrtsverbände, darunter die Diakonie, sind die zentralen Akteure in der Zivilgesellschaft. Mit ihren Strukturen, den Beratungs- und Unterstützungsangeboten, den Angeboten in der Bildungsarbeit, in der Förderung von Austausch und Begegnung, in einer gelebten praktischen Willkommenskultur leisten sie einen wichtigen Beitrag, um die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen. Auch das von ihr koordinierte und begleitete freiwillige Engagement von etwa drei Millionen Menschen prägt derzeit das Gesicht eines weltoffenen Deutschlands, in dem Flüchtlinge willkommen sind. Es trägt dazu bei, die Herausforderungen zu meistern. Die Kirchen und die Diakonie in Baden-Württemberg investieren erhebliche Eigenmittel in die Beratungs- und Unterstützungsstruktur für Asylsuchende und Flüchtlinge, in die Integrations- und Gemeinwesenarbeit, in Austausch und Begegnung. Florian Barth Pfarrerin Annette Stepputat Landeskirchliche Beauftragte für Migration und Islamfragen, Evangelische Landeskirche in Baden Jürgen Blechinger Jurist/Referent für Migration und Flüchtlinge; Evangelische Landeskirche in Baden/Diakonisches Werk Baden Volker Erbacher (E:) Was passiert eigentlich im Patrick Henry Village (PHV)? Sigrid Zweygart-Perez (ZP) Im PHV ist das neue Registrierungszentrum für Baden-Württemberg eingerichtet. Sein Ziel ist, den Menschen möglichst schnell zu einem Asylbescheid zu verhelfen. Auch wenn hier keine Asylbescheide direkt rausgehen. Menschen sollen hier alles in einem Durchmarsch machen können, damit sie ihren Antrag auf Asyl erfolgreich stellen können und dafür sind die unterschiedlichen Organisationen hier gemeinsam am Werk. Es soll schneller gehen, konzentrierter an einem Ort – um auch die anderen Aufnahmestellen zu entlasten. E: Wozu braucht es dazu Seelsorge? Florian Barth (B): Die Menschen, die hier arbeiten, sind vielfach belastet mit Geschichten der Flüchtlinge, die man sich gar nicht vorstellen kann. Ganz schlimme, schreckliche Geschichten. Von Menschen, die alles aufgeben mussten. Die Mitarbeitenden sind mit diesen Geschichten konfrontiert – und sie sind auch mit ihrer eigenen Ohnmacht konfrontiert. Man kann hier helfen, man bemüht sich nach Kräften, aber das ist doch nur ein Minimum gegenüber dem, was die Menschen auf der Flucht erlebt haben. Da braucht es Seelsorge. Und natürlich sind wir für die Menschen auf der Flucht da, die hierher kommen und wo wir uns vorstellen, dass es da Menschen gibt, die sagen: Ich brauche einen Pfarrer, der für mich betet, der mich segnet, der mir zuhört. 17 Interview Interview ZP: Zuhören ist überhaupt das Stichwort. Wir sind in erster Linie dazu da, den Menschen zuzuhören. Allen, die ihre Geschichte hier haben. Auch die Mitarbeitenden, die hier ins kalte Wasser geworfen werden. Zuhören geschieht, wenn ich mit dem Shuttle-Bus fahre, von der Stadt raus und wieder rein. Da fahren Mitarbeitende mit und erzählen, wie sie das hier erleben. Zuhören passiert, indem wir hier auf diesen Straßen präsent sind und angesprochen werden von Flüchtlingen in der Hoffnung, dass wir sie in irgendeiner Form unterstützen können. Offene Ohren eben – für alle. Dazu gehen wir an die Stellen, wo die Leute arbeiten. Genau das wäre meine Frage: Wie kommen die Leute eigentlich zu Ihnen? Woran erkennt man, dass Sie hier die Seelsorger sind? ZP: Bisher nur dadurch, dass die Leute uns kennen, weil wir uns bei ihnen vorgestellt haben und die ersten Wochen tatsächlich ganz stark dafür genutzt haben, uns bekannt zu machen. In erster Linie bei den Verantwortlichen der einzelnen Institutionen. Aber auch dadurch, dass wir jeden Sicherheitsmenschen, an dem wir vorbeigehen, grüßen und sagen: „Wir sind übrigens die neuen Pfarrer für hier.“ Das ist bei den Flüchtlingen natürlich ein bisschen schwieriger. Die sprechen uns in erster Linie oder besser erstmal gar nicht als Seelsorger an. Sondern die sprechen uns an, weil sie sehen, wir sind offensichtlich keine Flüchtlinge. Das bedeutet, wir könnten über Möglichkeiten und Informationen verfügen, die ihnen weiterhelfen. Und da sind wir dann eben auch da. Aber ich denke, aus Sicht der Flüchtlinge sind wir in erster Linie nicht als Seelsorger hier, sondern als Menschen, die in irgendeiner Weise hilfreich sein können. Was spielt das Christentum hier im PHV für eine Rolle? B: Mal sehen. Es gibt natürlich hier viel mehr Moslems als Christen. Zahlen kennen wir nicht. Das wird bestimmt auch immer stark variieren. Ich habe in dieser Woche erlebt, dass eine christliche Familie aus Syrien Kontakt mit mir aufgenommen hat, die kein Deutsch konnten. Die Kinder konnten Englisch. Und die wollten einfach mit einem christlichen Pfarrer sprechen. Die habe ich dann auch eingeladen in den Sonntagsgottesdienst zu uns. Die sind dann auch in die Kapelle, die Diakoniekirche in Heidelberg, gekommen. Das wird’s bestimmt öfter geben. Wir sind gespannt, wer da 18 auf uns zukommt. ZP: Wir hoffen, dass die Kirche zu einem Kristallisationspunkt wird. Damit die Christen sagen: Ach guck, hier haben wir einen Anlaufpunkt, wo man vielleicht auch Gottesdienst feiern kann. Hier finden wir einen Pfarrer, eine Pfarrerin haben sie wahrscheinlich dann eher nicht so auf dem Schirm (lacht). Aber das macht ja nichts. Wir knüpfen an dieses Gebäude die Erwartung und die Hoffnung, dass es ein sichtbarer Ausdruck von Glauben ist. Inwieweit gibt es eine Kooperation mit der katholischen Gemeinde, was die Seelsorge angeht? Die Beratungstätigkeit wird ja von Caritas und Diakonie gemeinsam geleistet. B: Wir würden uns sehr freuen, wenn sie jemanden mit ins Team schicken würden. Aber das muss die katholische Kirche entscheiden. ZP: Ja, das wär eine große Bereicherung. Die Baptisten sind ja schon vor Ort. Es gibt Pläne, die Bibliothek zum muslimischen Gebetsraum umzugestalten. Wir fänden es hilfreich, wenn die Moschee in Heidelberg sich auch ein Stück weit verantwortlich fühlen würde für ihre Schwestern und Brüder hier im PHV. Einführung der Seelsorger Dass die Evangelische Kirche in Heidelberg hier vorangegangen ist, war ja auch, wenn ich das richtig verstanden habe, starke Eigeninitiative der Kirchengemeinde in Heidelberg. ZP: Absolut! B: Von der Dekanin! Also war da die Landeskirche nicht der Initiator. B: Nee, das war die Dekanin! Frau Dr. Marlene Schwöbel-Hug. ZP: Die Landeskirche hatte das nicht auf dem Schirm, ehrlich. B: Ja, die war zögerlich. Aber die Dekanin hat das geschafft, mit ihrem Engagement. Und das will ich wirklich lobend erwähnen: Das hat sie richtig gut gemacht! Gibt es eigentlich ein spezielles Verhältnis zwischen den Heidelbergern und Flüchtlingen? B: In Heidelberg gibt es eine ganz große Offenheit, ganz große Hilfsbereitschaft. Als das PHV eingerichtet wurde, wurde das meines Wissens fast einstimmig vom Stadtrat angenommen. Ich glaub, das hängt damit zusammen, dass Heidelberg einfach als Universitätsstadt schon immer international gedacht hat. Man hat hier wenig Angst vor Fremden. Mein Verdacht als Heidelberger: Man hatte sich ja auch an die „Amis“ gewöhnt und gelernt, dass Fremde keine Bedrohung, sondern erst einmal eine Chance sind. B: Ich habe gehört: Heidelberg ist die einzige Stadt in Deutschland, in der der „Durchschnittsausländer“ einen höheren Bildungsabschluss, ein besseres Einkommen und eine größere Wohnung hat, als der „Durchschnittsdeutsche“. Die Universität und große internationale Unternehmen in der Region tragen dazu wohl bei. Dementsprechend genießen Ausländer hier auch grundsätzlich großen Respekt. Das macht es natürlich leichter für Fremde, hier anzukommen. Worauf freuen Sie sich jetzt besonders? B: Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit der Sigrid (sie lacht) Echt! Das ist super! Zu zweit arbeiten zu können in der Seelsorge. Nicht allein in seiner Gemeinde zu stehen, sondern zu kooperieren. Da freu ich mich drauf! ZP: Und… darüber hinaus… (lacht) ist es auch toll, hier einen Bereich zu haben, den wir ganz neu gestalten können. Ohne Vorgaben, ohne irgendwelche Vorbilder, sondern mit viel Raum, den wir mit dem, was wir hier hören und sehen und erleben, gestalten können. B: Und ich freu mich drauf, mit den zehn Organisationen, die hier sind, zusammen zu arbeiten. Dass tatsächlich Baden-Württemberg und die Bundesrepublik drauf guckt: Was machen die da? Dass wir das mitgestalten dürfen und beobachtet werden, ist eine tolle Chance. Das Bild der Leute beim Fürbittengebet vorhin beim Gottesdienst fand ich extrem beeindruckend. Die ganzen „Uniformen“: Talarträger, Polizistin, Soldat, Feuerwehrfrau, Security-Mensch, Ehrenamtliche – diese bunte Mischung bis rein in den Gottesdienst – das ist, glaube ich, etwas Besonderes. Und auch die Inhalte der Fürbitten fand ich sehr treffend und berührend: Die Polizistin, die den Heidelberger Bürgern wünscht, dass sie mit den neuen Nachbarn gut und offen zurechtkommen. Der Bundeswehrsoldat, der im lauten Kasernenton Gott darum bittet, den Politikern Weisheit zu schenken. Sehr stimmig und authentisch. Und trotzdem: Alle gucken über ihren Tellerrand hinaus. ZP: Das finden wir auch klasse. Das sind ja alles Leute in Leitungsfunktionen. Da haben viele einen kirchlichen Hintergrund. Sozial engagiert. Da sind ehemalige Synodale dabei! Das ist echt unglaublich. Was ist Ihnen am Schluss noch wichtig zu sagen: B: Eins ist noch wichtig: Wir finden das klasse, wie sich Diakonie hier engagiert in diesem Flüchtlingsbereich. Das ist toll. Und wir glauben, dass es dabei auch immer ganz wichtig ist, die Seelsorge dabei im Blick zu haben. Dass da die Kirche in ihrer Kernaufgabe präsent ist. Da ist das Miteinander von Diakonie und Landeskirche, das Zusammenhalten von Wort und Tat, Glaube und Nächstenliebe entscheidend. Das muss immer wieder gesagt werden! ZP: Eine Sysiphosarbeit (lacht). Wunderbar. In diesem Sinne: Danke für dieses großartige Gespräch! Kirche im Patrick Henry Village 19 Reportage Reportage „Wenn man in Deutschland leben möchte, dann muss man lernen“ Einheimische, Zugereiste und Flüchtlinge treffen sich im Café Welcome Es ist kurz nach neun. Im Gemeindesaal der Friedenskirche in Biberach sind die Tische eingedeckt, ein Frühstücksbuffet ist aufgebaut. Gut 50 Frauen warten gespannt auf das, was da kommen soll. Dann geht es los. Pfarrerin Birgit Schmogro begrüßt die Frauen und eröffnet das monatliche Frauenfrühstück des christlich-muslimischen Frauentreffs. Einige Kinder wissen gleich, was sie essen möchten, das macht es den Müttern einfach. Andere Frauen bedienen sich zaghaft, wieder andere türmen Brötchen, Obst, Wurst und Käse auf ihren Teller. Im Gemeindesaal herrscht eine eher zurückhaltende, ruhige Atmosphäre. Dann tritt der „Welcome-Chor auf“ und animiert zum Mitsingen. Einige Frauen trauen sich und klatschen mit. Wärme durchflutet den Raum. Es scheint, als ob unsichtbares Eis schmilzt. Der Geräuschpegel wird lauter. An den einzelnen Tischen entwickeln sich Gespräche. Wieder ergreift Pfarrerin Schmogro das Wort. „Wer ist in Deutschland geboren?“, möchte sie wissen. Ein paar wenige Frauen stehen auf. Weitere Fragen folgen. Am Ende steht fest, dass alle ausländischen Frauen in Begleitung nach Deutschland gezogen sind; manche schon über ein Jahr hier leben, andere erst seit 15 Tagen. Die meisten Frauen haben mehrere Kinder. Sie kommen aus 18 unterschiedlichen Nationen, etwa aus Syrien, Albanien, Ukraine, Irak, Nigeria, Brasilien, Venezuela oder Thailand. Einige kennen sich aus den Integrationskursen, also vom Deutschlernen. Andere sind in der Flüchtlingsunterkunft in der Bleicherstraße untergebracht oder wohnen in und um Biberach. Als Pfarrerin Schmogro wissen will, was die Frauen bewegt, meldet sich Sausan Aljabassini aus Damas- Jugendliche unterschiedlicher Nationen sind sich beim gemeinsamen Kochen näher gekommen. 20 kus und sagt: „Danke schön, danke. Gute Idee, das Welcome-Café.“ Alle applaudieren. „Wenn man in Deutschland leben möchte, dann muss man lernen“, sagt Nergiz Kabasakal, die Dialogbeauftragte vom Türkisch-Islamischen Kulturverein Ditib. Das Wichtigste sei die Sprache. Diese Aussage teilen alle. Sie wollen die B1-Deutsch-Prüfung bestehen. Die Frauen berichten von ihren Wünschen nach sozialen Kontakten mit Deutschen. Es sei sehr schwer, Anschluss zu finden. Ob ein zweiwöchiges Praktikum und damit der Kontakt zur Arbeitswelt helfen kann? Eine Chance sei es allemal, meint Nergiz Kabasakal. Dazu die Integrationsbeauftragte der Stadt Biberach, Martina Eisele: „Bei der Vermittlung von Praktikumsstellen kann ich nur in Einzelfällen helfen, aber es entstehen auch in diesem Bereich gerade ehrenamtliche Angebote.“ Dieses Begegnungscafé gibt es seit März 2015. Der Grundstein wurde allerdings schon im Jahr 2002, nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001, gelegt. Damals gründete Pfarrerin Birgit Schmogro einen christlich-muslimischen Frauenkreis, der sich seither monatlich trifft und thematisch arbeitet. Auf großes Interesse stoßen dabei türkische Kochkurse, deutsche Weihnachtsbäckereien, Themen rund um die Kindererziehung, soziale Fragestellungen, die unterschiedlichen Bekleidungsmöglichkeiten sowie das Verhältnis zwischen Mann und Frau. Viel Wert legen die Frauen grundsätzlich auf das Herausarbeiten der religiösen Gemeinsamkeiten. Auch Städtereisen werden immer wieder angeboten und sehr gerne angenommen. Vor einigen Jahren organisierte Pfarrerin Schmogro auf Wunsch der Muslimas ein Treffen mit der städtischen Schwimmabteilung. Seither gibt es in der Stadt Biberach einen Schwimmabend nach den Regeln, die es den Muslimas ermöglichen, mitzumachen. Die Frauen schätzen beim Café Welcome Gemeinschaft, Infos und Austausch. Im Schnitt beteiligen sich bei den einzelnen Treffen 20 bis 30 Frauen. Bei Veranstaltungen in der Moschee sind es sogar bis zu 50 Frauen. Die Frauen vom Türkisch-Islamischen Kulturverein Ditib erklären, dass bei allen Angelegenheiten außer Haus letztlich immer der Mann das Sagen hat. Eine Tatsache, die für Diskussionen sorgt. Jüngst stand in diesem Zusammenhang die Frage im Raum, weshalb eine deutsche Frau mit christlichem Glauben einen Muslim heiraten darf, umgekehrt aber eine Muslima keinen Christen. Für die Ditib-Frauen ist diese Regelung eine logische Konsequenz ihres Selbstverständnisses, für die christlich sozialisierten Deutschen „ein Schritt zurück in eine Welt, aus der sie sich emanzipiert haben“. Damit prallen Welten aufeinander, ganz ähnlich wie beim Thema „arrangierte Ehen“ oder Kopftuchtragen. Für gläubige Muslime ist die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau obligatorisch. Bei allen Aufgaben im Haus entscheidet die Frau und im Gegenzug übernimmt der Mann die Verantwortung und die Entscheidungskompetenz für das Außerhäusliche. Das kann dann beispielsweise auch bedeuten, dass eine Muslima nur deshalb kein Kopftuch trägt, weil ihr Mann das nicht haben will. Bemerkenswert ist die religiöse Grundüberzeugung der Muslimas, die von der eigens geschulten Ditib-Dialogbeauftragten zusammengefasst wird. Nergiz Kabasakal erklärt den Koran als jüngste der heiligen Schriften für allgemein gültig. Durch seine Offenbarung seien die Bibel und damit der christliche Glaube überholt. Ob das die Basis ist, auf der Integration gelingen kann? Dazu Nergiz Kabasakal: „Ich muss mich nicht mit der Religion integrieren, sondern über meine Menschlichkeit.“ Zum Verständnis sei erklärt, dass die meisten organisierten Muslime in Deutschland dem Dachverband Ditib angehören und dieser wiederum von einem türkischen Botschaftsrat geführt wird, der von der Türkei und damit vom amtierenden Staatspräsidenten bestimmt ist. Als Birgit Schmogro den christlich-muslimischen Frauenkreis vor 14 Jahren ins Leben rief, motivierte sie das Motto „Miteinander statt übereinander reden.“ Und die damalige Sprecherin des Ditib meinte: „Ich sehe nicht, Kinderspielecke beim Café Welcome dass du Christ bist, aber ich sehe, dass du ein guter Mensch bist, darum arbeite ich mit dir zusammen.“ Das passt bis heute. Pfarrerin Schmogro möchte für Verständnis der unterschiedlichen Kulturen werben und gleichzeitig dafür sorgen, dass Christen mit ihrem eigenen Glauben sprachfähig bleiben. „Mit gegenseitigen Vorwürfen kommen wir nicht weiter“, erklärt sie. Das sei ihr damals nach den Terroranschlägen in den USA klar geworden. Die Mehrheit der Muslime distanziere sich ebenso von Gewalt und Terror wie die christlichen Kirchen. Trotzdem sieht sie in der Integration der vielen muslimischen Flüchtlinge eine große Herausforderung. Aktuell gibt es in der Friedenskirche deshalb speziell für Frauen das Welcome-Café, ein Mal pro Monat von 9 bis 11.30 Uhr, zu dem Einheimische, Zugereiste und Flüchtlinge gleichermaßen willkommen sind und bei dem das Knüpfen von Kontakten im Vordergrund steht. Parallel dazu sind alle Frauen zum offenen christlich-muslimischen Frauenkreis eingeladen. Zur Integration von Jugendlichen bietet die Kirchengemeinde verschiedene Möglichkeiten der Begegnung an. Dazu Birgit Schmogro: „Gerade bei Jugendlichen klappt der Austausch und damit das Kennenlernen der unterschiedlichen Kulturen ganz hervorragend über gemeinsame Aktivitäten, wie Kochen, Erzählen, Spielen.“ So sei etwa der erste gemeinsame Kochabend ein voller Erfolg gewesen. Mit Begeisterung hätten die Jugendlichen die für sie unbekannten Gerichte nachgekocht und ausprobiert. Carmen BogenriederKramer Journalistin in Uttenweiler 21 Projekte Projekte Gemüsegarten für und mit Flüchtlingen in Isingen Diakonische Bezirksstelle Balingen kooperiert mit Kirchengemeinde Servicestelle mit besonderem Auftrag Kreisdiakonieverband Esslingen ist in Flüchtlingsarbeit aktiv Die Servicestelle für Ehrenamtliche und Kirchengemeinden im Bereich Flucht und Asyl des Kreisdiakonieverbands Esslingen hat Veronika Schlechter inne. Drei Beispiele ihrer Tätigkeiten: Pfarrkonvent zum Thema Flucht im Kirchenbezirk Bernhausen Auf dem Gelände der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in Rosenfeld-Isingen legte die dortige Sozialarbeiterin der Diakonischen Bezirksstelle Balingen Melanie Schneider-Brutschin zusammen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der Unterkunft und mit Unterstützung der Kirchengemeinde Isingen und den Pfadfindern aus Rosenfeld im Frühjahr 2015 einen Gemüsegarten an. Die Erde wurde in einer gemeinsamen Aktion umgegraben und wieder anbaufähig und fruchtbar gemacht. Die Flüchtlinge wurden nach ihren Vorlieben gefragt, was sie gerne anpflanzen möchten: auf Kartoffeln, Zwiebeln, Tomaten, Paprika, Bohnen und mehr fiel die Wahl. Gemeinsam wurde Gartenwerkzeug eingekauft, so dass die Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft nach dem Aufbau des Gartens diesen selber weiterbestellen können. Angeschafft wurden aus Projektmitteln: Pflanzenerde, Pflanzen, Spaten, Schaufeln, Gießkannen, ein Komposter, eine Regentonne und ein Grill für laue Abende im Garten. Bei diesem „Gemüsegarten-Projekt“ ging es unter anderem darum, die Zusammenarbeit und den Kontakt zwischen Pfadfindern, Kirchengemeinde und Flüchtlingen auszubauen. Aber vor allem ging es um die Partizipation der Flüchtlinge während des Projektverlaufs, zum Beispiel bei der Auswahl der Gemüsesorten, 22 und sie sollten aktiv etwas selbst gestalten und auch nachhaltig als Gemeinschaft etwas davon haben. Der Gemüsegarten ermöglicht den Flüchtlingen Selbstbetätigung und Selbstbestimmung in ihrem Alltag. Abgerundet wurde das Projekt durch ein gemeinsames Grillfest mit allen Helfern. Kontakt Diakonische Bezirksstelle Balingen Diana Schrade-Geckeler Geschäftsführerin Ölbergstr. 27 72336 Balingen Telefon: 07433 160732 [email protected] Im Rahmen eines viertägigen Pfarrkonvents durfte der Kreisdiakonieverband Esslingen mit der neu besetzten Stelle im Flucht und Asylbereich durch Veronika Schlechter einen ganzen Tag dazu organisieren. Zunächst wurden passende Bibeltexte beleuchtet, dann informierte Ottmar Schickle aus dem Diakonischen Werk Württemberg über rechtliche Themen. Weiter wurde das Ehrenamt im Kirchenbezirk vorgestellt. Nach dem Mittagessen stand der gemeinsame Besuch einer Gemeinschaftsunterkunft auf dem Programm. Dort trafen Ehrenamtliche, Geflüchtete und die Pfarrerschaft zum Gespräch zusammen. Wieder zurück gab es Arbeitsgruppen zu den Themen Kirchenasyl, Taufbegehren, Sprachkurse, Ehrenamt. Der Abend endete musikalisch und tänzerisch mit der Band Diversité, deren Themen schwerpunktmäßig auf Migration und Flucht liegen. Kulinarisch konnte ein Catering, zubereitet von geflüchteten Frauen, die auf dem Weg zur Selbstständigkeit stehen, gewonnen werden. Ein alles in allem runder, sehr intensiver Tag. Café-Tee-Mobil im Einsatz in Aichtal Im November war der Kreisdiakonieverband mit seinem Café-Tee-Mobil in der Gemeinschaftsunterkunft in Aich. Zu dieser Zeit waren dort etwa 300 Flüchtlinge aus 22 Nationen untergebracht. Die Unterkunft in Aich liegt etwas außerhalb, sodass die Flüchtlinge über die gebotene Abwechslung durch das Café-Tee-Mobil sehr erfreut waren. Gerne haben sie Kaffee und Tee getrunken, der kostenlos ausgeschenkt wurde. Mit vielen Flüchtlingen kamen die Mitarbeitenden der Diakonie ins Gespräch. So berichteten sie über ihre Herkunft und über ihre persönlichen Hintergründe, ihre derzeitige Situation, ihre Hoffnungen und Wünsche. Bedingt auch durch das schöne Wetter, war der Einsatz ein voller Erfolg. Über ein baldiges Wiedersehen mit dem Café-Tee-Mobil würden sich die Flüchtlinge freuen. Junge Kirche: Kulturentisch im Kirchenbezirk Nürtingen Im Rahmen der einwöchigen Veranstaltung Junge Kirche in Nürtingen waren an einem Abend sowohl junge Gemeindemitglieder als auch junge Geflüchtete aus den Unterkünften zu Gast. Jeder konnte etwas zum Essen mitbringen oder dort in der Küche kochen. Außerdem war geplant, dass man nach dem Essen Musik austauscht und zusammen tanzt. Ganz anders als erwartet waren ca. 100 junge Menschen aus den Unterkünften da, glücklicherweise reichte das Essen für alle, der Abend verlief sehr friedlich und die Leute unterhielten sich gut. Sehr herausfordernd war eine einminütige Stille vor dem gemeinsamen Essen. Kontakt Kreisdiakonieverband im Landkreis Esslingen Veronika Schlechter Diakonische Bezirksstelle Nürtingen Plochinger Str. 61 72622 Nürtingen Telefon: 07022 932775 Mobil: 0175 5134923 [email protected] 23 Projekte Projekte Willkommen in Lahr „Welcome“ in Freiburg Nordstadtkids in Heilbronn Ein Angebot für Flüchtlingskinder Hiphop-Konzert für Flüchtlinge Willkommen in Lahr, dem Tor zum Schwarzwald! Welche Gefühle sich für syrische, irakische oder nigerianische junge Flüchtlinge bei ihrer Ankunft nach wochenlanger Flucht einstellen, können wir uns wohl kaum vorstellen. Entspricht unsere Stadt dem, was sich ein Rettungssuchender ausmalt? Entspricht die Unterbringung in Sporthallen dem, wie er sich seine Wohnsituation vorgestellt hat? Es gilt zu handeln, um Antworten auf diese Fragen positiv gestalten zu können. Unser Team des Bundesmodellprojektes JMD2start am Standort Lahr tut dies täglich. Die Aufgabe: Die Integration und Bildung dieser Menschen zu fördern, den Übergang vom Ankommen zum Angekommensein bestmöglich zu gestalten. Anfang November organisierten wir für dreißig junge Männern aus Nigeria und Pakistan einen Ausflug nach Freiburg. Am Abend fand dort das „Welcome“-Benefizkonzert für Flüchtlinge im regional bekannten Jazzhaus statt. Für mich als Sozialpädagoge und Musiker ein doppelter Auftrag: Begleitung der Flüchtlinge von Lahr nach Freiburg und zurück sowie Soundcheck und Konzert. Ein aufwendiges, doch großartiges Erlebnis und ein besonderer Abend für alle Beteiligten. Mit meiner deutsch-französischen HipHop-Band Zweierpasch engagiere ich mich seit vielen Jahren musikalisch und pädagogisch im interkulturellen Austausch und der Völkerverständigung. Unser in Westafrika aufgenommener Song „Immigré“ erzählt die Geschichte eines Flüchtlings und seines Versuchs, in die „Festung Europa“ zu gelangen. Ihn vor 150 Flüchtlingen zu performen, war großartig. Die Konzerte aller sechs Bands wurden vom bunt gemischten Publikum euphorisch aufgenommen. „Can I perform?“, höre ich dennoch immer wieder, schon im Vorfeld des Abends war dies die drän24 gendste Frage der Flüchtlinge. Passiv konsumieren reicht den jungen Männern offensichtlich nicht. Ein gutes Zeichen. Sie möchten sich aktiv einbringen, am gesellschaftlichen Leben teilhaben, mehr sein als nur „der Flüchtling“. Dies sind elementare Voraussetzungen fürs Ankommen. Nicht nur musikalisch, auch in Bildung, Ausbildung und Beruf. Das Bundesmodellprojekt JMD2start hat die Integration, Bildung und Beratung junger Flüchtlinge zum Ziel. Es wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend und durchgeführt an 24 Standorten. Es richtet sich an Flüchtlinge im Alter von 12 bis 27 Jahren mit ungeklärter Bleiberechtsperspektive. Für den Standort Lahr/Ortenau sind seit dem 1. Oktober 2015 Felix Neumann und Gaby Moser zuständig. Sie erweitern damit das Team des Jugendmigrationsdienstes des Diakonischen Werkes in Lahr. Autor: Felix Neumann, 32 Jahre, Politologe (MA) und Sozialpädagoge (BA), arbeitet im Bundesmodellprojekt JMD2start des Bundesfamilienministeriums im Diakonischen Werk Lahr und ist Musiker und freischaffender Pädagoge bei Zweierpasch. Mehr Infos zu JMD2start: www.facebook.com/jmdlahr/ Projektportal: www.jmd-portal. de/output.php?jmdID=408 Mehr Infos zu Zweierpasch: www.zweierpasch.com Song „Immigré“: http://bit.ly/1PTKujc Seit Juli 2015 gibt es Nordstadtkids mit dem Ziel, zu den dort lebenden Kindern und Jugendlichen, darunter auch Flüchtlingskinder, Beziehungen aufzubauen. Grundlegende und erfolgreichen Grundpfeiler von Südstadtkids, die auch für Nordstadtkids wichtig sind: Zweimal wöchentlich sind wir am Nachmittag vor Ort, um den Kindern aus der Heilbronner Nordstadt ein bedarfgerechtes Angebot (Einzeltermine und ein altersgerechtes Gruppenangebot: Jungschar) zu machen. Dabei wird das bewährte Konzept von Südstadtkids genutzt, mit der Idee, dies auf einen weiteren Stadtteil zu übertragen. Sekundärprävention Südstadtkids ist den letzten elf Jahren zu einer festen Anlaufstelle für die Kinder und Jugendlichen aus der Heilbronner Südstadt geworden. Das beziehungsorientierte Konzept und die von Wertschätzung und Transparenz geprägte Atmosphäre haben sich bewährt. Südstadtkids lebt in zahlreichen niederschwelligen und bedarfsorientierten Angeboten Integration. Es fördert und fordert Kinder und Jugendliche dort, wo sie es brauchen. Zusätzlich bietet es Hilfestellung in unterschiedlichen Lebenslagen; von Problemen zu Hause oder mit Gleichaltrigen bis zur vielseitigen Berufsorientierung. christliche Wertevermittlung Integration (von bereits dort beheimateten Kindern und Flüchtlingskindern) Beziehungsorientiertes Arbeiten in Einzelterminen und Einübung von Sozialverhalten in Gruppenan geboten etc. In den Einzelangeboten lernen einige Kinder erste Griffe an der Gitarre, andere drücken sich über das Malen aus. Im gemeinsamen Gruppenangebot beim Spielen lernen die Kinder wichtige soziale Kompetenzen und in thematischen Einheiten beispielsweise, welche Rechte Kinder haben. Bei Aktionen/Ausflügen, wie das Zurückbringen von angesammelten Einkaufswagen vor dem Flüchtlingsheim oder einem Picknick im Park lernen wir die Gruppe besser kennen und teilen gemeinsame Erlebnisse. Durch die Zeit, die wir mit den Kindern verbringen, lernen sie ganz nebenbei auch die deutsche Sprache. Kontakt Nordstadtkids Mailin Kreft Telefon: 07131 3900751 [email protected] 25 Projekte Projekte Netzwerk Willkommenskultur Region Heilbronn Organisationen profitieren von Kooperation Schon 2013, als die Flüchtlingszahlen deutlich unter den heutigen lagen, haben wir Willkommenskultur für Neuzugewanderte in unserer Region als zentrales Thema für uns benannt. Wir gründeten einen Projektbeirat, für den wir Partner aus unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft suchten: Wir wollten möglichst alle Gruppen von Zuwanderern erreichen. Vor Jahren waren das eher Menschen, die aus beruflichen Gründen insbesondere aus der EU kamen, heute richtet sich der Fokus auf Flüchtlinge und Asylsuchende. Wir konnten ein breites Bündnis bilden. Zu Beginn gehörten neben der Diakonie die kommunale Integrationsbeauftragte, die Agentur für Arbeit, die IHK, die regionale Wirtschaftsförderung und eine private Hochschule dazu. Dazugestoßen sind das neu gegründete Welcome Center der Wirtschaftsförderung und der DGB. Die Vielfalt dieses Netzwerkes ist für uns unverzichtbar. In ihm finden ganz unterschiedliche Kompetenzen, Zugänge zum Thema und Bedarfslagen zusammen. Wir lernen die Sprache der Wirtschaftsleute kennen und diese gewinnen Verständnis für soziale Fragen beim Thema Integration. Im Alltag ergeben sich immer wieder Brücken zwischen den Akteuren, zum Nutzen von Menschen, die an einer der Stellen Rat suchen. Neben der Alltagsarbeit haben wir zum zweiten Mal schon miteinander das Thema „WiKoku“ in eine breite Öffentlichkeit gebracht: Am dritten Dienstag im November 2014 gab es einen von ca. 200 Personen besuchten Fachtag, am entsprechenden Tag im November 2015 die „Messe Willkommenskultur“: An 25 Ständen konnten sich Einrichtungen, Dienste und Initiativen vorstellen. Dazu gehörten die Flüchtlingsar26 beit der Landeskirche wie die Migrationsdienste von Diakonie und Caritas, die kommunale Flüchtlingsarbeit wie auch Migrantenorganisationen selbst. Die Kammern stellten sich vor, wie auch „Welcome Center“ und „Relocation Services“. In einem Saal, den die örtliche Volksbank kostenlos zur Verfügung gestellt hatte, befanden sich die Messestände, in einem Nebenraum konnte sich jeder der Aussteller in Kurzvorträgen mit Diskussion vorstellen. Ein Kabarettist zu Beginn und ein wissenschaftlicher Vortrag in der Mitte der Veranstaltung, die von 14 bis 20 Uhr reichte, rundeten das Programm ab. Das mediale Interesse vom SWR bis zu regionalen und überregionalen Printmedien war groß. Die Veranstaltung war von Anbeginn bis Ende gut gefüllt bis überfüllt. Die Anzahl der Besucherinnen und Besucher ging in die Hunderte. An jedem Stand gab es ein knappes Rollup und Flyer der jeweiligen Organisation, eine Begleitbroschüre mit breiten Informationen zu den Akteuren ergänzte die Messe. Aus Rollups und Broschüre wurde eine Wanderausstellung, die bereits von 14 Organisationen gebucht wurde. Resümee: Das Netzwerk Willkommenskultur erhöht die Qualität der Arbeit jeder teilnehmenden Organisation im Alltag. Durch die Verteilung der Lasten gelingen auch große Veranstaltungen, die die unterschiedlichsten Zielgruppen anlocken. Weder Arbeit noch Kosten sind für den Einzelnen zu hoch. Und das Miteinander macht Freude, der dritte Novemberdienstag 2016 kommt bestimmt! Kontakt Kreisdiakonieverband Heilbronn Karl Friedrich Bretz Geschäftsführer Schellengasse 7 74072 Heilbronn Telefon: 07131 96440 [email protected] Fahrradwerkstatt des Kreisdiakonieverbandes Ludwigsburg Angebot für Flüchtlinge und Personen mit kleinem Geldbeutel Im Rahmen des Projektes Rad und Tat werden gespendete Fahrräder aus der Bevölkerung repariert und an Flüchtlinge vergeben. Hierbei ist die neue Werkstatt ein wichtiger Baustein. In ihr arbeiten Personen vom Kreisdiakonieverband, Ehrenamtliche und Flüchtlinge gemeinsam. Über 100 Personen kamen zur Einweihung der Radwerkstatt „Rad & Tat“ nach Asperg in die Gartenstraße 16. Gemeinsam mit Flüchtlingen wurde daraus ein Fest gestaltet. Der Ludwigsburger Dekan Winfried Speck betonte zur Eröffnung, dass die Erfahrung des Fremdseins in Sprache, Kultur und Umgebung für Flüchtlinge in Deutschland herausfordernd sei und ebenso für die Menschen hier der Umgang mit den vielen Flüchtlingen Herausforderungen darstelle. Er verwies auf die jüdisch-christliche Tradition, die betont, Fremde aufzunehmen und willkommen zu heißen. Er lobte die gute Arbeit der 48 Arbeitskreise Asyl im Landkreis und hob hervor, dass es keine Kirchengemeinde gebe, die sich nicht in irgendeiner Form beteilige. Martin Strecker, Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbandes, sagte: „Dank ehrenamtlicher Unterstützung können wir die Werkstatt betreiben.“ Maria Rehm, Koordinatorin des Projektes, erklärte, dass in der Werkstatt auch Flüchtlinge angelernt werden sollen und dadurch Beschäftigung erhalten. Die Werkstatt, die fast 500 Fahrräder gesammelt hat, repariert Fahrräder und gibt sie nach einem Fahrsicherheitstests ab. Sie steht Flüchtlingen im Landkreis und Personen mit Tafelausweis offen. Kontakt Maria Rehm Projektkoordinatorin Telefon: 0176 11954226 Rad&[email protected] Kreisdiakonieverband Ludwigsburg Untere Marktstraße 3 71634 Ludwigsburg www.kreisdiakonieverband-LB.de 27 Projekte Projekte Trommeln bringen Lebensfreude Aktion der Koordinierungsstelle für Flüchtlingsarbeit der Diakonie im Enzkreis Hilfe und Beratung für alle Beteiligten Kreisdiakonieverband Rems-Murr-Kreis engagiert sich in der Asylarbeit Traumatisierte Flüchtlinge stützen und begleiten Das Leben in der verlassenen Heimat, die Flucht, die beengten Verhältnisse in der Erstaufnahme und den Gemeinschaftsunterkünften in Deutschland: Flüchtlinge sind hohen Belastungen ausgesetzt. Aspasia Mavridou bietet Unterstützung an. Die studierte Psychologin sucht Dolmetscher, führt stabilisierende Gespräche und vermittelt an Therapeuten. Angestellt ist sie beim Diakonischen Werk Württemberg, eingebunden ist sie ins Team Asyl beim Kreisdiakonieverband Rems-Murr-Kreis. Bereits bei der ersten Übungsstunde wirbeln nach kurzem „Warm up“ die Hände über die Trommeln und die Augen leuchten beim Klang der Instrumente. Eine fröhliche Stimmung herrscht in der Gemeinschaftsunterkunft, in der Flüchtlinge aus vielen Ländern leben. Immer mehr Gambianer werden angelockt und finden sich in der engen Küche zusammen. Mit strahlenden Gesichtern sind sie bei der Sache und musizieren begeistert auf den wenigen bisher zur Verfügung stehenden Instrumenten. eine neu geschaffene Projektstelle der Diakonischen Bezirksstellen Mühlacker und Neuenbürg und des Diakonischen Werks Pforzheim-Land. Sie wird aus zusätzlichen Mitteln der Evangelischen Landeskirchen in Württemberg und Baden gefördert. Laura König unterstützt und berät kirchliche Ehrenamtsinitiativen der Flüchtlingsarbeit im Enzkreis und organisiert Veranstaltungen zum Thema Flucht und Asyl. Der Alltag der Flüchtlinge ist geprägt vom Warten. Es ist ein Warten auf das Ungewisse… auf die Bearbeitung des Asylantrags… auf Arbeit… auf ein besseres Leben… auf Hilfe… Eine sinnvolle Abwechslung, bei der gezeigt werden darf, was „Man(n) kann“ kommt da wie gerufen. Laura König und Karen Winkler von der Diakonischen Bezirksstelle Mühlacker hatten die Idee, mit Flüchtlingen aus Gambia zu trommeln, zu singen und zu tanzen. Im Rahmen der Koordinierungsstelle für Flüchtlingsarbeit der Diakonie im Enzkreis entstand so ein Trommelprojekt. Die Gruppe hatte bereits einige Auftritte: so trommelte sie auf der Mühlacker- Gartenschau und auf zwei Stadtfesten. Die Koordinierungsstelle für Flüchtlingsarbeit ist 28 Aspasia Mavridou Begegnung und Beratung Informiert helfen Das Engagement der Ehrenamtlichen ist überwältigend – und ohne sie wäre das Leben vieler Asylsuchender trister und schwieriger. Aber wie läuft ein Asylverfahren ab? Auf welche Leistungen hat ein Asylsuchender Anspruch? Und wie grenze ich mich ab, wenn mir alles zu viel wird? Der Kreisdiakonieverband Rems-MurrKreis bietet mit Partnern Fortbildungen an – zunächst zur ersten Orientierung, aber auch zur Reflexion und Vertiefung. Kontakt Kreisdiakonieverband Rems-Murr-Kreis Barbara Monauni Telefon: 07151 95919-25 [email protected] Begegnungsmöglichkeit für Asylsuchende, Ehrenamtliche, Interessierte. Beratung in Alltagsthemen und bei Behördengängen: Das gibt es mit Annette Oehler im Zentrum für internationale Begegnung (ZiB), einem Kooperationsprojekt von Stadt Schorndorf und Kreisdiakonieverband Rems-Murr-Kreis. An vier Tagen ist bisher der Cafébetrieb geöffnet. Eine Gelegenheit, sich zu verabreden oder spontan vorbeizuschauen. Kontakt Diakonische Bezirksstelle Mühlacker, Isolde Renner-Rosentreter Geschäftsführerin Telefon: 07041 8118390 [email protected] Annette Oehler 29 Materialien zu Migration und Flucht Materialien zu Migration und Flucht Medienempfehlungen zusammengestellt von Roland Kohm, Ökumenischer Medienladen im Evang. Medienhaus GmbH Diakonie Baden und Württemberg Kurzfilme Diakonie Baden-Württemberg, Caritas Freiburg und Rottenburg-Stuttgart: Flüchtlinge begleiten www.diakonie-baden.de/de/aktuelles-presse/publikationen/fluechtlinge-begleiten Dutzende Menschen, die ihr Land verlassen wollen, klettern auf einen überfüllten Pritschenwagen. Auf ihrer Reise durch die Wüste und über das Meer gehen viele verloren. Einer kommt durch. Doch gerettet ist er nicht. Er sich nun einer ganz anderen Art von Härte gegenüber: Einer Behörde, die über seine Aufnahme zu entscheiden hat. Fabio Friedli, Schweiz 2011, 6 Min., f. und sw., Animationsfilm ohne Dialog, ab 14 Jahren, DVK1212. In der Bibliothek kann unter der Signatur Qhd 120 Unterrichtsmaterial zum Thema Flucht und Migration entliehen werden. Deutscher Menschenrechts-Filmpreis 2012. Mit ausführlichem Begleitmaterial. Handreichung und Arbeitshilfe Übersicht über das Engagement für Flüchtlinge Eine Übersicht über die Aktivitäten der badischen und württembergischen Diakonie, Möglichkeiten zur Sach- und Geldspende, Arbeitshilfen, Hintergrundinformationen sowie Beispiele gelingender Unterstützung finden Sie unter www.diakonie-baden.de/de/rat-hilfe/flucht-und-migration/ www.diakonie-wuerttemberg.de/flucht-und-asyl/ Diakonie Deutschland Thema kompakt: Wie ich mich für Flüchtlinge engagieren kann Wo und wie Sie helfen können, welches Engagement zu Ihnen passt und worauf Sie achten müssen, skizziert eine Übersicht. www.diakonie.de/thema-kompakt-wie-ich-mich-fuer-fluechtlinge-engagieren-kann-16471.html Brot für die Welt www.brot-fuer-die-welt.de/shop/ Global Lernen Ausgabe 1/2015 Dialog 14: Leitbild Frieden - Was heißt friedenslogische Flüchtlingspolitik? Die europäischen Außengrenzen sind längst die tödlichsten der Welt. Dies war Anlass für Hanne-Margret Birckenbach, im Januar 2015 ein Thesenpapier vorzulegen, in dem sie die Sicherheitslogik, die der Europäischen Flüchtlingspolitik zu Grunde liegt, grundsätzlich hinterfragt. In ihrem Beitrag entwirft sie das alternative Szenario einer von einer „Friedenslogik“ geleiteten Flüchtlingspolitik. Eine solche Politik, so die Autorin, begreift nicht den Flüchtling als Problem und Bedrohung der eigenen Sicherheit, sondern die Gründe und Bedingungen, die den Flüchtling zur Flucht zwingen. 20 Seiten, Art. Nr. 129 502 160, Deutsch, kostenlos Broschüre „Auf der Flucht vor dem Klima“ Die Bedeutung des Klimawandels als Ursache für Flucht und Migration nimmt weltweit zu. Besonders betroffen sind diejenigen, die sich aufgrund von Armut oder Benachteiligung nicht an die sich verändernde Umwelt anpassen können. Doch von politischen Antworten und Schutzkonzepten ist die internationale Staatengemeinschaft noch weit entfernt. Dieser „Debattenbeitrag“ diskutiert mögliche Ansätze und Mechanismen und stellt die Bedürfnisse und Rechte der betroffenen Menschen in den Vordergrund. Format DIN A 5, farbig, 2 Euro Mediathek Projektfilme, Präsentationen, Audio etc. befinden sich in der Mediatek unter www.brot-fuer-die-welt.de/mediathek/ 30 Medienempfehlungen Bon Voyage Einfache Fahrt – Eine Migrationsgeschichte Im Mittelpunkt des Dokumentarfilms steht der 13-jährige Sidi. Er ist der älteste Sohn einer Tuareg-Familie, die durch die Arbeitssuche des Vaters auseinandergerissen wurde. Bald kann der Vater Frau und Kinder nach Norditalien holen. Sidi will Journalist werden. Er zeigt mit Hilfe seiner Kamera, was das Leben in zwei verschiedenen Kulturen, was Trennungen und Veränderungen für die Menschen bedeuten. Fabio Caramaschi, Italien 2010, 30 Min., f., Dokumentarfilm, ab 14 Jahren, DVK1134, in der Bibliothek kann unter der Signatur Qhd 120 ein Unterrichtsmaterial zum Thema Flucht und Migration entliehen werden. Flucht ins Ungewisse – Bahar im Wunderland Wohin flüchtest du, wenn dein Leben in Gefahr ist und es keinen Ort gibt, an dem du dich verstecken kannst? Das kurdische Mädchen Bahar ist zusammen mit seinem Vater auf der Flucht von Syrien nach Deutschland und hat für sich einen Weg gefunden. Um ihre Ängste zu überwinden und sich vor Gefahren zu schützen, glaubt sie, unsichtbar werden zu können, wenn sie ihre Augen schließt. Behrooz Karamizade, Deutschland 2015, 35 Min., f., Kurzspielfilm, ab 12 Jahren, DVK1462. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Menschenrechts-Filmpreis 2014 in der Kategorie Bildung. Wie ein Fremder Azad ist jung und verliebt. Eigentlich müsste ihm die Welt offen stehen, doch als Geduldeter in Deutschland darf er nicht einmal die Stadt verlassen. Während seine Freundin Lisa Zukunftspläne schmiedet, wohnt er mit seiner Familie immer noch in einer Flüchtlingsunterkunft, darf weder arbeiten noch eine Ausbildung machen. Lena Liberta, Deutschland 2010, 24 Min., f., Kurzspielfilm DVK1074, ab 14 Jahren Willi im Flüchtlingslager Warum müssen Menschen flüchten? Wie leben Kinder in einem Flüchtlingslager? Wie ernähren sie sich? Reporter Willi Weitzel, bekannt aus der Kindersendung „Willi wills wissen“, besucht im ostafrikanischen Malawi das Flüchtlingslager Dzaleka, in dem rund 17.000 Flüchtlinge leben. Willi Weitzel, Deutschland 2013, 23 Min., f., Dokumentarfilm, ab 6 Jahren, DVK1404. Ein Produktion des Kindermissionswerks „Sternsinger e.V.“ für die Sternsingeraktion 2014. Die DVD enthält zusätzlich eine 12-minütige Kurzfassung. Ökumenischer Medienladen Augustenstraße 124 70197 Stuttgart Telefon: 0711 222 76 67 bis 70 (persönliche Beratung) Fax: 0711 222 76 -71 [email protected] www.oekumenischer-medienladen.de Öffnungszeiten Mo, Di + Do: 9.00 bis 16.30 Uhr Mi + Fr: 9.00 bis 12.30 Uhr 31 Herausgegeben zur Woche der Diakonie 2016 Diakonisches Werk der evangelischen Kirche in Württemberg e. V. Heilbronner Straße 180 70191 Stuttgart Telefon: 0711 1656-120 Telefax: 0711 1656 49-120 E-Mail: [email protected] Internet: www.diakonie-wuerttemberg.de Das Diakonische Werk der Evangelischen Landeskirche in Baden e. V. Vorholzstraße 3-5 76137 Karlsruhe Telefon: 0721 9349-219 Telefax: 0721 93496-212 E-Mail: [email protected] Internet: www.diakonie-baden.de
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