Jahresbericht 2015

LO
Christian Solidarity International
Stiftung CSI-Schweiz n
Jahresbericht 2015
n
Inhalt
Vorwort ..........................................................................................
Allgemeine Angaben und Erläuterungen zur Stiftung ........................
Gesetzte Ziele ....................................................................................
Zielrealisierung und erbrachte Leistungen .........................................
Kernprojekte
Kernprojekt Naher und Mittlerer Osten ..................................
Kernprojekt Südsudan.............................................................
Weiteres Projekt in Afrika
Projekt Nigeria .......................................................................
Projekte in Asien
Projekt Pakistan ......................................................................
Projekt Indien..........................................................................
Projekte in Lateinamerika
Projekt Nicaragua ..................................................................
Projekt Peru ...........................................................................
Projekte in den früheren Ostblockstaaten
Projekt Rumänien ...................................................................
Projekt Lettland .................................................................................
Katastrophenhilfe – Hunger ...............................................................
Öffentlichkeitsarbeit für Verfolgte
Öffentliche Anlässe ................................................................
Publikationen ..........................................................................
Proteste ..................................................................................
Jahresrechnung 2015
Bilanz ......................................................................................
Erfolgsrechnung ......................................................................
Anhang zur Jahresrechnung ...................................................
LO-schweiz.ch
n
3
4
6
7
Titelbild
Flüchtlingskind im Irak hat von CSI eine Winterjacke erhalten csi
8
16
20
24
26
30
32
34
34
36
38
40
41
42
43
44
Impressum
CSI | Christian Solidarity International ist eine christliche
Menschenrechtsorganisation für Religionsfreiheit und
Menschenwürde.
Geschäftsführer: Benjamin Doberstein n Chefredaktor: Reto Baliarda | [email protected] n Grafik: Thomas
Brunner n Korrektur: Hildegard Behr n Anschrift: CSI-Schweiz |
Zelglistrasse 64 | Postfach 70 | 8122 Binz n 044 982 33 33 |
[email protected] n www.csi-schweiz.ch | www.facebook.
com/CSI.Schweiz n Druck: Jordi AG | Belp | Auflage 3100
n Copyright: Verbreitung der Artikel mit Quellenangabe kostenlos
und erwünscht. Wir freuen uns über ein Belegexemplar. n Spendenkonto: Postcheck 80-22429-9 n CSI ist als gemeinnützig
anerkannt. Spenden sind in allen Kantonen entsprechend den
kantonalen Richtlinien von den Steuern absetzbar.
2
Vorwort
Dank vieler treuer Spender konnte CSI auch
im Berichtsjahr 2015 wieder umfangreiche Hilfe
leisten und Menschen zur Seite stehen, die aufgrund ihrer Religion zu Opfern von Ausgrenzung,
Diskriminierung und Gewalt wurden.
Insbesondere die Situation in Syrien und im
Irak hat uns erneut stark beschäftigt. Durch die
gezielte Hilfe vor Ort versucht CSI nicht nur, akute
Not zu lindern, sondern auch dazu beizutragen,
dass die Menschen die Hoffnung nicht aufgeben
und ihrer Heimat nicht den Rücken kehren. Ein
Schwerpunkt lag bei der Weiterführung und dem
Ausbau der Hilfe für intern Vertriebene. Daneben
kam CSI aber auch Anfragen von lokalen Kirchgemeinden in Syrien nach, beim Wiederaufbau
und der Rückkehr von Menschen zu helfen, die
durch Kampfhandlungen oder durch islamistische
Rebellengruppen aus ihren Städten und Dörfern
vertrieben worden waren. Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit konnte CSI ausserdem zu einer differenzierteren Sichtweise beitragen, indem nicht
nur auf die bekannten geostrategischen Dimensionen, sondern auch auf die radikal-religiösen
Dimensionen des Konflikts hingewiesen wurde.
Daneben beschäftigte uns die zunehmende
radikal-religiöse Gewalt in Teilen Indiens, die An-
schläge auf christliche Kirchen und die islamistische Gewalt in Nigeria durch die Terrormiliz Boko
Haram und andere radikalisierte Gruppen. So ist
leider festzustellen, dass radikal-extremistische
religiöse Überzeugungen vielerorts zunehmen
und offensichtlich genutzt werden, um Menschen zu willfährigen Werkzeugen von Hass und
Gewalt zu machen.
Umso mehr dürfen wir mit grosser Dankbarkeit auf das Spendenergebnis blicken. Es ist ein
wundervoller Ausdruck der Anteilnahme und der
Hilfsbereitschaft, die sich dem Hass und der Gewalt entgegenstellen. Es sind die vielen Spender
und Unterstützer, die es möglich machen, dass
der Name Christian Solidarity International nicht
eine blosse Worthülse bleibt, sondern immer
wieder in konkreten Taten der Solidarität und der
Nächstenliebe zur Realität wird. Dafür möchten
wir Ihnen im Namen aller Mitarbeiter vor Ort
und hier bei uns, vor allem aber im Namen der
Bedrängten und Verfolgten, von Herzen «Danke»
sagen.
Herbert Meier
Präsident des Stiftungsrates
Benjamin Doberstein
Geschäftsführer
Allgemeine Angaben und
Erläuterungen zur Stiftung
n
Zweck
Die Stiftung CSI-Schweiz ist eine christliche Menschenrechtsorganisation für Religionsfreiheit und Menschenwürde. Sie hat
gemäss Stiftungsurkunde vom 9. Dezember 2004 folgende Zwecke:
n Auf christlicher Grundlage die weltweite Bereitstellung von
a humanitärer Hilfe und Unterstützung
für Glaubensverfolgte, notleidende
Kinder und Opfer von natürlichen
und von Menschen verursachten
Katastrophen;
bmedizinischer Notversorgung für
Kriegsopfer, einschliesslich Opfern
von Bürgerkriegen und anderen gewalttätigen Auseinandersetzungen;
c Entwicklungshilfe;
Stiftungsrat
durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst
und Kulthandlungen zu bekennen, entsprechend Artikel 18 der Allgemeinen
Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen;
Meier, Herbert
Märki, Dr. Peter
Weber, Markus
Graf, Stephan
Köppel, Dr. Ursula
Kuhn, Dr. Felix
Lustenberger, Verena
Wächter, Margareta ndie Bereitstellung von Ausbildung,
materieller Hilfe, Unterstützung und
Schutz für Flüchtlinge und andere vertriebene, leidende und entwurzelte
Menschen;
Präsident
gewählt bis
Vizepräsident
gewählt bis
Kassier
gewählt bis
Mitglied
gewählt bis
Mitglied
gewählt bis
Mitglied
gewählt bis
Mitglied
gewählt bis
(im Berichtsjahr verstorben)
9. 4.2017
9. 4.2017
9. 4.2017
9. 4.2017
9. 4.2017
9. 4.2017
9. 4.2017
Geschäftsführung
ndie Sicherung der Freiheit für Menschen überall in der Welt, die versklavt
sind oder deren Freiheit auf andere
Weise willkürlich eingeschränkt wird.
Doberstein, Benjamin
GeschäftsführungKU* zu zweien
Eibner, Dr. John V.
Mitglied der Geschäftsleitung
keine
Fürst, Thomas
Mitglied der Geschäftsleitung
KU* zu zweien
Wertgen, Inés
Mitglied der Geschäftsleitung
keine
Wiebalck, Gunnar
Mitglied der Geschäftsleitung
keine
ndie Leistung effektiver Beiträge zum
Recht jedes Menschen weltweit auf
Meinungsfreiheit, Gewissensfreiheit
und Religionsfreiheit, einschliesslich
des Rechts, den religiösen Glauben
LO-schweiz.ch
KU* zu zweien
KU* zu zweien
KU* zu zweien
keine
keine
keine
keine
Revisionsstelle
Rosser Treuhand, Tiefenaustrasse 2, 3048 Worblaufen
4
*
Kollektivunterschrift
n
Gesetzte Ziele
Zielrealisierung
und erbrachte Leistungen
n
Jedes Jahr beschliesst CSI-Schweiz
gemeinsam mit den Filialen in den USA,
in Deutschland, Frankreich, Tschechien,
Ungarn, Italien und Südkorea, welche Projekte und Aktivitäten unterstützt und vorangetrieben werden sollten. Ausgehend von
diesem internationalen Aktionsplan legt der
Stiftungsrat von CSI-Schweiz fest, mit welchem Budget sich die Stiftung an welchen
Projekten beteiligt. Es ist das grundsätzliche
Ziel von CSI-Schweiz, die Finanzierung der
bestehenden Projekte sicherzustellen. Die
Projektarbeit zielt darauf ab, die Situation
für Angehörige von bedrängten oder verfolgten religiösen Minderheiten zu verbessern und Menschen zu helfen, die durch die
langfristigen Auswirkungen von Menschenrechtsverletzungen in menschenunwürdigen
Lebenssituationen gefangen sind.
Besonderes Gewicht lag für das
Jahr 2015 auf folgenden Bereichen:
n Kernprojekt Naher und Mittlerer
Osten: gezielte humanitäre Hilfe für
Opfer von Gewalt und Diskriminie-
LO-schweiz.ch
Im Jahr 2015 konnte an verschiedenen
Orten in Syrien und im Irak kontinuierliche
Hilfe für intern Vertriebene geleistet werden. Durch diverse CSI-Vorträge zur Situation von religiösen Minderheiten im Nahen
und Mittleren Osten konnte die Aufmerksamkeit der grossen Medien und staatlicher Stellen gewonnen werden. Die Hilfe
in Nigeria konnte vor allem im Norden des
Landes fortgeführt werden. Intern Vertriebene, die vor dem Terror von Boko Haram
und anderen dschihadistischen Gruppen
geflohen waren, konnten unterstützt werden. In Indien konnten humanitäre Projekte auf- und ausgebaut werden, die direkt und indirekt religiösen Minderheiten
zugute kamen. Die anderen bestehenden
Projekte konnten alle uneingeschränkt
fortgeführt werden. Insgesamt konnten
wir erneut mehr Hilfe in den Projekten
leisten als budgetiert. Daneben führte CSI
in der Schweiz wieder mehrere Anlässe,
Vorträge und Diskussionsforen durch, die
teilweise eine breitere Aufmerksamkeit
erregten und auch in grösseren Medien
Beachtung fanden. n
rung; Hilfe für intern Vertriebene im Irak
und in Syrien; Advocacy, um den Schutz
religiöser Minderheiten in der Region
zum politischen Thema zu machen; Informationsverbreitung, um das öffentliche Bewusstsein in der Schweiz für die
Si­tuation von religiösen Minderheiten in
der Region zu stärken
n Kernprojekt Sudan: möglichst viele
Sklaven aus ihrer misslichen Lage im Sudan befreien, zurückführen und mit dem
Nötigsten versorgen, damit sie in ihrer alten Heimat neu beginnen können; Förderung und Etablierung der medizinischen
Versorgung
n Hilfe für Opfer von religiöser Gewalt in
Nigeria
n Beistand für Opfer von religiöser Gewalt
und Förderung von Hilfsprojekten in Indien
n Fortführung der bestehenden Projekte
gewährleisten
n Mehr Aufmerksamkeit und Engagement
für die bedrohliche Lage von bedrängten religiösen Minderheiten gewinnen
6
Kernprojekte
n Kernprojekt Naher und Mittlerer Osten
Der Fokus lag 2015 vor allem in Syrien und im Irak auf der Hilfe für intern
Vertriebene und für Menschen, die in
vormals umkämpfte Städte und Dörfer zurückkehrten, sowie auf der Unterstützung
von lokalen kirchlichen Gruppen, die humanitäre Hilfe vor Ort leisten. Weiterhin
wurde Hilfe für koptische Christen geleistet, die in Ägypten nach wie vor mit Ausgrenzung, Diskriminierung und tätlicher
Gewalt konfrontiert sind. Im Rahmen der
Advocacy-Arbeit wurde die Vortragsreihe
«The Future of Religious Minorities in the
Middle East» fortgesetzt und die GenozidKampagne erfolgreich beendet.
Syrien
Die Projektaktivitäten in Syrien konzentrierten sich im Berichtsjahr auf die
Regionen von Homs, Damaskus, Aleppo
und die Mittelmeerküste. Die Kontakte zu
lokalen Partnern wie Schwester Sara oder
dem Erzbischof der Syrisch-Orthodoxen
LO-schweiz.ch
Kirche in Damaskus konnten nicht zuletzt
durch mehrere Syrien-Reisen von CSI-Projektleiter John Eibner vertieft werden. Auf
Grund dieser Kontakte konnte CSI gezielte
Hilfe an christliche Gemeinschaften und
Menschen, die aus den Rebellen-Gebieten
geflohen waren, leisten.
Die Unterstützung 2015 in Syrien
fokussierte sich auf intern vertriebene
Menschen aus den von Rebellen besetzten Gebieten. Viele der Geflüchteten sind
Christen. Doch ebenso sind darunter Schiiten und Sunniten, die die radikale Ideologie der extremistischen Rebellengruppen
nicht teilen. 2015 erhielten zahlreiche intern geflüchtete Familien finanzielle Hilfe
für eine Unterkunft. Auch wurden Lebensmittel und Medikamente an 400 Flüchtlingsfamilien verteilt und bei Notfällen
die Arztkosten übernommen. 130 Kinder
nahmen im Sommer 2015 an einem Camp
mit verschiedenen Aktivitäten teil. Zudem
konnte für den Schulanfang nach den Som-
Aufwand 2015
CHF 1 400 333
Verteilung von
Hilfsgütern
im Irak csi
8
Bürgerkriegsflüchtlingen Hoffnung geben
merferien Schulmaterial an 900 Kinder
verteilt werden.
In der syrischen Grossstadt Homs finanzierte CSI auf Anfrage des Metropoliten
der Antiochisch Griechisch-Orthodoxen
Kirche den Wiederaufbau einer christlichen Primarschule. Die Schule war im
Jahre 2012 durch Beschuss schwer beschädigt worden und konnte nun nach den
Renovationsarbeiten im Dezember 2015
wiedereröffnet werden. Ebenso unterstützte CSI in Homs im Berichtsjahr Zentren für behinderte Kinder. In Zusammenarbeit mit diesen lokalen Zentren wurden
auch 6000 mittellose und vertriebene Familien mit Nahrungsmitteln, Kleidern und
Medikamenten versorgt.
Assyrische Christen, die Anfang 2015
aus ihren Dörfern am Fluss Chabur flüchten
mussten und nun entweder in nahegelegenen Städten leben oder, nach Befreiung
der Dörfer, zurückgekehrt sind, wurden mit
Lebensmittelpaketen unterstützt.
LO-schweiz.ch
Ein wichtiges Ziel der Projektarbeit
in Syrien ist es, die christlichen Gemeinschaften zu ermutigen, damit sie bleiben
oder in ihre ursprüngliche Heimat zurückkehren können.
Irak
Die Irak-Hilfe von CSI richtete sich
2015 wieder an Christen und Jesiden, die
2014 vom Islamischen Staat gewaltsam
aus ihrer Heimat in der Ninive-Ebene vertrieben worden waren und im irakischen
Kurdengebiet Schutz gefunden haben. In
dieser Region zwischen den Städten Erbil
und Zakho konnten viele Flüchtlinge während des ganzen Jahres durch Teams der
irakischen Partnerorganisation Hammurabi
betreut werden. Dabei erhielten mehrere
tausend geflüchtete Personen Hilfsgüter
wie Lebensmittel, Hygieneartikel oder
auch Winterjacken. Ferner wurden Medikamente im Wert von CHF 8000 an zwei
Apotheken in je einem Flüchtlingslager in
Jesidische Flüchtlingskinder haben
eine Winterjacke
erhalten csi
10
B etreu u n g u n d Bi l du ng fü r F l ü c ht l i n gs k i nd er
Erbil und Dohuk abgegeben. Dazu wurden
auch 250 Kühlschränke und weitere Hilfsgüte wie Wasserfilter an geflüchtete Familien verteilt.
Ägypten
In Ägypten hegen die koptischen
Christen Hoffnungen auf eine langfristige
Verbesserung ihrer Situation. Die neue
Regierung hat ihr Interesse bekundet,
die Minderheiten der koptischen Christen
besser zu schützen. Doch gerade das reizt
viele Extremisten im Land. So kommt es
immer wieder zu Übergriffen durch extremistische Gruppierungen. CSI unterstützte
im Berichtsjahr koptisch-christliche Aktivitäten zu Gunsten von Bedrängten und Verfolgten. Im Berichtsjahr wurden zu Weihnachten Schulkinder mit Schulmaterial
und Kleidung versorgt. In einer speziellen
Aktion wurden in Armut lebenden Dorfbewohnern Identitätskarten beschafft. Ohne
Identitätsnachweise ist es in Ägypten
LO-schweiz.ch
praktisch unmöglich, Zugang zu staatlichen Dienstleistungen oder zu staatlicher
Unterstützung zu erhalten. 1200 Menschen
aus 18 Dörfern haben im Berichtsjahr eine
ID-Karte erhalten. In Zusammenarbeit mit
den Partnern haben wir die Kosten übernommen und die begünstigten Menschen
bei den erforderlichen amtlichen Schritten
unterstützt.
Advocacy
Um die Gefahr des Genozids an Christen und anderen Minderheiten im Nahen
Osten noch mehr ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und auch neue Kontakte zu
knüpfen, hat CSI die Vortragsreihe «Die Zukunft der religiösen Minderheiten im Nahen und Mittleren Osten» weiter geführt
(www.middle-east-minorities.com). 2015
organisierte CSI-Schweiz je zwei Vortragsabende in Boston USA und in Zürich. Als
Redner sprachen in Boston der ehemalige
libanesische Präsident Amin Gemayel und
Hilfe in Syrien:
Kinder sind
Schwester Sara
und ihrem Team
besonders
wichtig csi
12
R el igiös Ve r fo l g t e n e i n e S t i m m e g e be n
der langjährige amerikanische Nahostkorrespondent Charles Glass. In Zürich
gastierten der türkische Professor Cengiz
Aktar und die saudi-arabische Professorin
Madawi Al-Rasheed. Alle Vorträge wurden aufgezeichnet und über die elektronischen Kommunikationskanäle verbreitet.
Die Vorträge in der Schweiz stiessen auf
ein erfreuliches Medieninteresse.
CSI nutzte ebenso den politischen
Weg, um auf die verheerende religiöse
Verfolgung in Nahost aufmerksam zu machen. 41 646 Menschen in der Schweiz
unterschrieben die Petition «Genozid an
den religiösen Minderheiten im Nahen Osten verhindern». Diese Petition wurde von
zehn Nationalratsmitgliedern aus SVP, SP,
FDP, CVP und EVP unterstützt. Am 16. Dezember 2015 wurde die Petition in Bundesbern an Botschafter Wolfgang Amadeus
Brülhart überreicht. Bei der Übergabe waren auch die drei BundesparlamentarierInnen Marianne Streiff (EVP), Lukas Reimann
LO-schweiz.ch
(SVP) und Philipp Hadorn (SP) anwesend.
Im Weiteren fanden verschiedene Treffen zum Thema der religiösen Minderheiten im Nahen Osten statt. So traf sich CSI
mit verschiedenen Schlüsselpersonen wie
dem päpstlichen Gesandten in Genf, Erzbischof Tomasi. Anlässlich ihres Aufenthalts
in der Schweiz trafen überdies die indischen CSI-Projektpartner Pran und Ashish
Parichha im November den Präsidenten
der Schweizerischen Bischofskonferenz,
Bischof Charles Morerod, sowie den Generalsekretär der Bischofskonferenz, Erwin Tanner. n
Botschafter Wolfgang Amadeus
Brülhart nimmt
die Petition von
den Nationalräten
Marianne Streiff,
Philipp Hadorn und
Lukas Reimann
entgegen. Neben
ihnen CSI-Nahost-Projektleier
Dr. John Eibner und
CSI-Geschäftsführer Benjamin
Doberstein csi
14
Menschen aus der Sklaverei befreien
n Kernprojekt Südsudan
Die Sklavenbefreiung im Sudan sowie deren Rückführung in ihre Heimat
Südsudan gehörten auch 2015 zu den
Kernprojekten von CSI. Ebenso wurde die
medizinische und materielle Grundversorgung der befreiten Sklaven im Berichtsjahr fortgeführt. Von den andauernden
Spannungen im Südsudan blieb das CSIProjektgebiet in den Bundesstaaten Nördlicher Bahr el-Ghazal und Warrap bisher
weitgehend verschont. Jedoch haben viele
vom Krieg geflüchtete Menschen in diesen
Bundesstaaten Schutz gesucht, was zu
einer merklichen Zunahme der Bevölkerung geführt hat. Dieser Zuwachs hat die
Nahrungsmittelknappheit im Einsatzgebiet
verschärft. Die Hungerhilfe im Südsudan
war daher eine zentrale Aufgabe von CSI
im Jahr 2015 (siehe Abschnitt «Katastrophenhilfe»).
Im Berichtsjahr unternahm Projektkoordinator Franco Majok fünf Reisen in
den Südsudan, um die Aktivitäten vor Ort
LO-schweiz.ch
Aufwand 2015
CHF 889 520
zu begleiten und die Menschenrechtslage
zu dokumentieren. Nach wie vor berichten
praktisch alle ehemaligen Sklaven über
die schlimme Behandlung während ihrer
Gefangenschaft. Im Berichtsjahr wurden
1800 Menschen aus der Sklaverei nach
Hause geführt. Sämtliche befreite Sklaven
erhielten nach ihrer Rückkehr von CSI eine
Milchziege und einen Startsack mit nützlichen Utensilien wie Wasserkanister, Planen und Moskitonetzen. Darüber hinaus
wurden weitere 1000 Ziegen an bedürftige
Menschen abgegeben.
Nicht zuletzt durch die Misshandlung
während der jahrelangen Versklavung
sind viele befreite Menschen gesundheitlich angeschlagen. In Dr. Lukas Klinik
in Wanyjok werden die Rückkehrer und
andere ärztlich versorgt. Die Klinik ist für
alle kranke Menschen in der Gegend eine
wichtige Anlaufstelle. Auf Grund seines
Alters möchte sich Dr. Luka Ende 2016
pensionieren lassen. In Zusammenarbeit
Starthilfe für
befreite und
zurrückgekehte
Sklaven csi
16
Wir machen weiter, bis der letzte Sklave befreit ist!
mit dem Gesundheitsminister des Bundesstaats Nördlicher Bahr-el-Ghazal wird
nach einer Möglichkeit gesucht, die medizinische Hilfe für die Region weiterhin
aufrechtzuerhalten.
In kleinerem Umfang haben wir daneben Hilfe in verschiedenen Bereichen
geleistet. CSI finanziert die Betreuung von
einigen bedürftigen Kindern, die teilweise
auch im Norden versklavt waren und ohne
CSI hilflos wären. Ebenso wurde auch 2015
ein Programm für Betroffene von Kinderlähmung fortgeführt. CSI unterstützt dabei
eine kleine lokale Organisation, die alte
Fahrräder in Rollstühle umfunktioniert. n
LO-schweiz.ch
Ayel hat während der Sklaverei Schreckliches
erlebt. Sie wurde
erniedrigt, geschlagen, missbraucht
und bekam drei
Kinder von ihrem
Sklavenhalter. Hier
ist sie mit ihrer
jüngsten Tochter
zu sehen csi
18
Weiteres Projekt in Afrika
n Projekt Nigeria
Auch 2015 waren Christen und
christliche Einrichtungen Ziel von dschihadistischer Gewalt. Zwar konnte die
Ausbreitung von Boko Haram als paramilitärische Organisation im Norden Nigerias eingedämmt werden. Dies hinderte
Boko Haram jedoch nicht daran, Bombenanschläge und Selbstmordattentate in
Städten auszuführen und immer wieder
Dörfer zu überfallen.
Neben Boko Haram finden gezielte
Angriffe auf christliche Dörfer auch durch
islamistische Fulani-Hirten statt. Unter
dem Deckmantel von Landstreitigkeiten
zwischen nomadischen Viehhirten und
ansässigen Bauern werden immer wieder gezielt christliche Dörfer angegriffen.
Viele Christen flohen in Grossstädte wie
Maiduguri im Bundesstaat Borno oder
Kafanchan in Kaduna.
2015 half CSI 1265 Flüchtlingsfamilien
in Maiduguri mit Lebensmittelpaketen,
Kleidung und Decken sowie mit finanzi-
LO-schweiz.ch
Aufwand 2015
CHF 292 337
eller Unterstützung, etwa zum Bau einer
neuen Hütte. Im Bundesstaat Kaduna unterstützte CSI zurückgekehrte Dorfbewohner, die von Fulani-Extremisten überfallen
worden waren. 161 Rückkehrer erhielten
Nahrungsmittelpakete, 82 Personen wurden medizinisch betreut. 119 Kindern wurde nach ihrer Rückkehr der Schulbesuch
ermöglicht. Auch wurde der Wiederaufbau von Häusern für insgesamt 82 Überlebende finanziert.
Ebenso wurde die Hilfe für die überlebenden Opfer des Anschlags auf die
St. Mary-Kirche in Madalla fortgeführt.
Für 13 Personen, die auch vier Jahre nach
dem Attentat an den Folgen der Verletzungen leiden, hat CSI die medizinischen Kosten übernommen. 107 Personen erhielten
Nahrungsmittelpakete. Eine Schule von
Madalla wurde mit neuen Tischen, Stühlen und Computern ausgerüstet. Ferner
unterstützte CSI 20 Überlebende dabei,
sich eine neue Existenz aufzubauen.
Eines der Bombenopfer in Madalla,
um das sich Pater
Michael kümmert. Das junge
Mädchen schien
anfänglich unverletzt. Doch zwei
Jahre nach dem
Anschlag bekam
sie plötzlich Sehprobleme csi
20
Hil fe f ü r M e n sc h en a u f d e r F l u c ht vo r i s lamisch em Ter ro r
Schliesslich wurde im Berichtsjahr die
Instandsetzung des Friedhofs, in welchem
die getöteten Anschlagsopfer ruhen, unterstützt.
Weiterhin unterstützt CSI in der südnigerianischen Stadt Enugu Menschen,
die vor dem islamistischen Terror aus
dem Norden geflohen sind. In Zusammenarbeit mit lokalen Partnern erhielten
erwachsene Flüchtlinge Starthilfen für
ein Kleingewerbe. Für 102 Kinder wurde
das Schulgeld der Primar- und Sekundarstufe bezahlt. Auch unterstützt CSI ein
Waisenhaus. 32 Kinder, deren Eltern von
Boko Haram umgebracht wurden, wurden
mit Nahrungsmitteln, Medikamenten und
Wasser versorgt. Das Schulgeld wurde
ebenso von CSI übernommen.
Im Herbst 2015 reiste Projektkoordinator Franco Majok nach Nigeria und besuchte CSI-Projekte im Bundesstaat Kaduna, in der Stadt Madalla und in Enugu. n
LO-schweiz.ch
Menschen
aus der terror­
geplagten Stadt
Maiduguri werden
mit Lebensmitteln
versorgt csi
22
Projekte in Asien
n Projekt Pakistan
In Pakistan leiden Christen, Ahmadis
und andere religiöse Minderheiten unter
Ausgrenzung, Diskriminierung, Gewalt und
Verfolgung durch islamistische Extremisten. Christen in Pakistan gehören häufig zu
den ärmsten Bewohnern des Landes. Viele
von ihnen leben in Slums.
CSI unterstützte im Berichtsjahr die
Opfer der Bombenanschläge vom 15. März
2015 auf zwei Kirchen in Youhanabad, Lahore, bei dem mindestens 16 Menschen
starben und viele weitere verletzt wurden.
Kurz nach dem Anschlag war CSI-Partner
Pfarrer Latif vor Ort und besuchte zahlreiche Familien von Opfern und klärte Bedürfnisse ab. CSI finanzierte die medizinische
Betreuung von sechs Schwerverletzten.
Rund 40 betroffene Familien erhielten Lebensmittelhilfen.
Auch die medizinische Hilfe und Nachbetreuung für 20 Opfer des Anschlags
auf die Anglikanische Allerheiligenkirche
in Peschawar wurde fortgesetzt. Rund
LO-schweiz.ch
Aufwand 2015
CHF 275 234
100 betroffene Angehörige und Überlebende erhielten individuelle Unterstützung. Beim Attentat vom 22. September
2013 waren 126 Menschen ums Leben
gekommen.
CSI unterstützte 2015 den Betrieb einer
christlichen Schule in einem Slumgebiet
einer pakistanischen Grossstadt. Zuvor
hatte CSI den Neubau finanziert. Sowohl
christliche als auch muslimische Kinder
aus armen Familien, die sich sonst keine
Schulbildung leisten könnten, sind in diesen Schulen willkommen. Insgesamt besuchen rund 700 Jungen und Mädchen diese
Schule.
Schliesslich unterstützte CSI im Berichtsjahr sechs pakistanische Familien,
die in Thailand vor Verfolgung Zuflucht
gesucht haben. n
Beste Freundinnen:
Rida und Serish
überlebten das
Bombenattentat
von Peschawar mit
ernsthaften Verletzungen. Beide
haben sich relativ
gut erholt csi
24
Hilfe für christliche Minderheiten
n Projekt Indien
2015 hat sich die Lage der rund 2,3 %
Christen in Indien nochmals verschärft. Es
erreichten uns zusehends mehr Berichte
über Übergriffe auf religiöse Minderheiten.
Im Bundesstaat Odisha unterstützt CSI
überlebende Opfer und Angehörige des
Hindu-Massakers von 2008 in Kandhamal,
einem weit entfernten ländlichen Distrikt
des Bundesstaats. CSI arbeitet hier mit
der Indian Evangelical Association (IEA)
zusammen und hilft weiterhin mit einem
Agrarprogramm, durch das sich 232 Familien in acht Dörfern selber versorgen konnten. Der Erfolg des Projekts kommt jeweils
dem ganzen Dorf zugute. Mit dem Erlös
konnten z. B. Brunnen gebaut werden, aus
dem nun sauberes Wasser entnommen
werden kann. Zäune für das Vieh wurden
aufgerichtet, Wasserpumpen für die Bewässerung der Felder gekauft und sanitäre
Anlagen installiert.
Für 80 Dörfer in der Region wurde ein
Netzwerk mit medizinischer Versorgung ein-
LO-schweiz.ch
Aufwand 2015
CHF 411 840
gerichtet. Aus jedem der Dörfer wurde 2015
eine verantwortliche Person bestimmt, die
während einer Woche in medizinischen
Grundkenntnissen geschult wurde. Die jeweilige Person kann einfache medizinische
Fälle im Dorf nun selber behandeln. Hierzu
gibt es in jedem Dorf eine kleine Dorfapotheke. Für schwerwiegende Fälle kann der
Projektarzt jederzeit kontaktiert werden, um
über notwendige Massnahmen zu beraten.
In der Hauptstadt von Odisha, Bhubaneswar unterstützte CSI weiter das Heim
für Mädchen, die durch die Angriffe 2008
zu Waisen oder zu Halbwaisen wurden.
2015 konnten 67 Mädchen aufgenommen
und betreut werden.
Ferner wurden drei christliche Schulen
mit einem einmaligen Betrag unterstützt.
In Kandhamal können Kinder aus christlichen Familien oft keine öffentlichen Schulen besuchen.
Weiterhin unterstützt CSI die Arbeit
von Anwältin Tehmina und ihrem Team.
Christen in Indien
geraten zunehmend
unter Druck csi
26
Hilfe für christliche Minderheiten
Sie setzen sich juristisch landesweit für
die Opfer von religiöser Diskriminierung
ein und vertreten sie vor Gericht. Anfang
2015 wurde eine Notfallnummer errichtet,
die seitdem stark genutzt wird. So ist es
möglich, schnell auf gefährliche Situa­
tionen zu reagieren und die Geschehnisse
publik zu machen. Im Weiteren engagieren sich Tehmina und ihr Team gegen die
Anti-Konversionsgesetze, die in sechs
Bundesstaaten in Kraft getreten sind, und
betreiben Advocacy-Arbeit zum Schutz von
religiösen Minderheiten in Indien.
Das Projekt gegen den Menschenhandel im Bundesstaat Jharkhand wurde 2015
weitergeführt. Die CSI-Partner vor Ort
unter der Leitung von Anwältin Aashima
konnten im Berichtsjahr 34 Kinder aus den
Händen von Menschenhändlern befreien.
In fünf Fällen konnte erreicht werden, dass
die Täter zu Gefängnisstrafen verurteilt
werden. Als Teil des Projekts wird Präventionsarbeit geleistet, um zu verhindern,
LO-schweiz.ch
dass arme Familien ihre Kinder – oft auch
im guten Glauben – Menschenhändlern
anvertrauen. 2015 wurden dafür 17 Selbsthilfegruppen mit durchschnittlich 15 Teilnehmenden gegründet. Ein neues Projekt
zur Bekämpfung des Kinderhandels wurde
an der Grenze zwischen Bangladesch und
Indien gestartet.
Im März 2015 fand in Delhi eine Konferenz gegen den Menschenhandel statt,
die von rund 100 Personen besucht wurde.
CSI-Indien-Projektleiterin Inés Wertgen
wirkte an der Vorbereitung mit und war
auch bei der Konferenz dabei.
Im Oktober 2015 konnte schliesslich
der Kaufvertrag für ein Landstück abgeschlossen werden, das rund 15 Kilometer
von Jharkhands Hauptstadt Ranchi entfernt liegt. Auf diesem Grundstück wird
CSI ein Rehabilitationszentrum für 40 befreite Kinder bauen. n
100 Personen
namen an der
Konferenz gegen
den Menschen­
handel teil csi
28
Projekte in Lateinamerika
n Projekt Nicaragua
Auch 2015 leistete CSI in Zusammenarbeit mit den Karmeliterschwestern in Nicaragua Hilfe an Bedürftige in den Slums
von Managua und Tipitapa. Die Schwestern leben selbst in den Slumgebieten und
sind daher mit den Nöten der Bewohner
sehr gut vertraut. Sie können schnell und
wirksam auf die Bedürfnisse der Slumbewohner reagieren.
In Managua und Tipitapa wurden im
Berichtsjahr 325 Patienten von der vom
Konvent angestellten Ärztin behandelt.
Ferner wurden 760 Menschen zahnärztlich
betreut. 2252 Slumbewohner erhielten
Medikamente von der Konventsapotheke.
Die medizinischen Konsultationen und die
Medikamente sind entweder gratis oder
werden gegen einen sehr geringen Preis
abgegeben. Zusätzlich wurden für 250 Kinder fünfmal wöchentlich eine warme Mittagsmahlzeit abgegeben und an 55 sehr
arme Familien Schulmaterial, Schuluniform und monatliche Lebensmittelpakete
LO-schweiz.ch
Aufwand 2015
CHF 108 974
verteilt. Dabei sind die unzähligen fürsorglichen Gespräche und die Anteilnahme der
Schwestern von enormem Wert.
An der Ostküste unterstützt CSI ausserdem die Arbeit der Karmeliterschwestern
in Bluefields und Puerto Cabezas. In Bluefields wird bereits seit zwei Jahren ein
Mädchenheim finanziert, in dem Mädchen
mit viel Liebe betreut werden. Sie kommen alle aus sehr schwierigen familiären
Verhältnissen. Im Konvent wohnen sie an
einem geschützten Ort, werden psychologisch betreut, lernen vieles für ihr zukünftiges Leben und können die Schule besuchen. Die ersten Mädchen haben bereits
angefangen zu studieren.
In Puerto Cabezas finanzierte CSI die
Restaurationen innerhalb des Konvents, in
welchem ab September 16 Mädchen aufgenommen wurden. n
Hilfe für notleidende Familien im
Slumgebiet csi
30
F ö r d e r u n g v o n G e r e c h t i g k e i t u n d s o z i a l e r Ve r a n t w o r t u n g
n Projekt Peru
CSI engagiert sich in zwei Projekten zur
Förderung von Gerechtigkeit und sozialer
Verantwortung. Mit der von CSI gegründeten Organisation INTSOL («Integration
und Solidarität») werden Slumbewohner
befähigt, ihre Lebensumstände nachhaltig
zu verbessern. In Huaycán und Amauta,
zwei grossen Slums der Hauptstadt Lima,
sind die Mitarbeiter täglich in Kontakt mit
den Bewohnern und unterstützen sie in
verschiedenen Lebensbereichen. Zu den
Projektmassnahmen gehören die Stärkung
von Selbstvertrauen und Kompetenz der
Slumbewohner sowie die Bekämpfung
von häuslicher Gewalt und sexuellem
Missbrauch. In Workshops lernen Eltern
überdies, wie sie Verantwortung für ihre
Familie übernehmen können. Teil des Konzeptes ist die Ausbildung von Slumbewohnerinnen zu ehrenamtlichen Familien- und
Ernährungsberaterinnen, die dann in ihrem
Gebiet aktiv sind. INTSOL fördert ausserdem Kinder und Jugendliche durch ver-
LO-schweiz.ch
Aufwand 2015
CHF 218 985
schiedene Aktivitäten und Workshops. Im
Berichtsjahr konzentrierte sich INTSOL auf
die beratende Unterstützung von bereits
vorhandenen lokalen Organisationen, die
sich für Kinder und Jugendliche einsetzen.
In sieben Schulen wird das Bildungsniveau
stark verbessert, da das Niveau oft sehr
niedrig ist. Dazu werden auch die pädagogischen Fähigkeiten der Lehrer erweitert.
Im zweiten Projekt betreut unser lokaler Menschenrechtsexperte Caleb Meza
Opfer von Menschenrechtsverletzungen,
die in den 1980er und 1990er Jahren
während der Kämpfe zwischen der Terrorgruppe Sendero Luminoso und dem Militär
begangen wurden. Caleb Meza kämpft
seit vielen Jahren für diese Opfer und
eröffnete mit unterschiedlichen Projekten
Wege für mehr Gerechtigkeit. Mit seinem
überkonfessionellen Netzwerk unterstützt
er Kirchgemeinden beim Aufbau sozialer
Arbeit. Ein wichtiger Schwerpunkt war
auch im Jahr 2015 die Finanzierung der
Bibliothek/Ludothek im Slumgebiet Santa
Cruz. Hier finden 70 Kinder in der rauen
Umgebung des Slums die Möglichkeit,
in einem sicheren und betreuten Umfeld
Hausaufgaben zu machen, zu lernen und
zu spielen. Weiterhin trug CSI zu den Behandlungskosten für eine der Mitarbeiterinnen und ihren Sohn bei, die bei einem
Gasbrand 2013 verheerende Verbrennungen erlitten hatten. n
Schulalltag in
Peru; Catherine,
die selbst von
INTSOL unterstützt
wurde, hilft den
Schulkindern csi
32
Projekte in den früheren Ostblockstaaten
n Projekt Rumänien
Seit 1993 besteht in Rumänien die
von CSI ins Leben gerufene Stiftung
«Hoffnung für Kinder» (Speranta Copiilor). Die einstmals grauenhaften Verhältnisse in den rumänischen Waisenheimen der Ceaucescu-Diktatur waren
damals Auslöser, um das Pflegefamilienmodell zu fördern. Dabei sollten
nicht nur Pflegemütter für eine Tagesbetreuung angestellt werden, wie dies in
anderen Projekten üblich war. Vielmehr
sollten echte Familien entstehen, die
ihr Leben miteinander teilen. So wurde
es für zehn von ihren Eltern verlassene
Kleinkinder möglich, sicher und geborgen aufzuwachsen.
2015 hat CSI zwei Projektreisen nach
Rumänien durchgeführt. Gegenwärtig bereiten wir uns für den Abschluss dieses
Projektes vor, der in absehbarer Zeit erfolgen soll. Die unterstützten Kinder sind
bald volljährig. Wir setzen uns für eine
gute Lösung für alle ein. n
LO-schweiz.ch
Aufwand 2015
CHF 67 095
n Projekt Lettland
Aufwand 2015
CHF 47 686
Seit Jahren arbeitet CSI in Lettland
mit Bill und Dana Schultz von der «Mission Pakapieni» zusammen. Sie helfen
Familien, die unter erbärmlichen Umständen leben müssen. Mit viel Engagement und Umsicht klären sie sorgfältig ab, welche Familien fremde Hilfe
benötigen. Auch wenn Lettland bereits
seit 2004 in der EU ist, bietet der lettische Staat kaum soziale Unterstützung.
Im Berichtsjahr konnte CSI 143 Familien mit folgenden Hilfeleistungen
unterstützen:
nPersönliche Beratung (Job, Finanzen, Gewaltprävention, Kindererziehung)
nIndividuelle materielle Hilfe (Lebensmittel, Kleider, Schuhe, Schulmaterial, Kosten für Elektrizität,
Brennholz, Medikamente)
nVerbesserung der Wohnsituation
(Renovation der Unterkünfte und
dringend benötigte Einrichtungen wie Betten, Matratzen, Kühlschrank und Waschmaschine)
nBetreuung von Opfern häuslicher
Gewalt
In den ländlichen Gebieten von Lettland sind
viele Familien von der
Armut betroffen csi
34
n
Katastrophenhilfe – Hunger
Aufwand 2015
CHF 396 405
Seit Jahren wird der Südsudan immer
wieder von Hungersnöten heimgesucht.
Auch das CSI-Einsatzgebiet im Nördlichen
Bahr-el-Ghazal und in Warrap ist davon
betroffen. Ursächlich sind die extremen
klimatischen Verhältnisse, bei denen sich
Dürreperioden mit starken Regenfällen abwechseln, so dass es regelmässig zu Ernteausfällen kommt. Die Nahrungsmittelknappheit wurde in diesen Bundesstaaten
2015 durch die Zuwanderung von Bürgerkriegsflüchtlingen verschärft. Hinzu kam,
dass der Sudan die Grenzen zum Südsudan
geschlossen hatte, so dass Nahrungsmittel aus dem Sudan nicht in die Hunger­
region gelangen konnten.
Im Rahmen einer fast zweimonatigen
Aktion konnte CSI besonders bedürftige
Regionen und Familien gezielt erreichen.
Insgesamt wurden 2000 Kilogramm Sorghum an 1750 Familien verteilt. In einer
Folgeaktion im Sommer, der Zeit für die
Aussaat, wurde die Aktion fortgesetzt.
LO-schweiz.ch
Dabei konnten weitere 2800 Familien versorgt werden. Ausserdem erhielten alle
hungernden Familien zusätzliches Saatgut
und Ackergeräte. n
Verteilung von
Saatgut csi
36
Öffentlichkeitsarbeit für Verfolgte
Aufwand 2015
CHF 67 689
n Öffentliche Anlässe
2015 wurden CSI-Mitarbeitende an insgesamt 17 Gottesdienste von Kirchgemeinden eingeladen, um öffentlich über die religiöse Verfolgung und die Projektarbeit der
Organisation zu sprechen.
Wie im Vorjahr sendeten auch 2015
wieder diverse katholische Radiostationen
stündliche Beiträge über die Arbeit von CSI.
Am 26. März nahm CSI in Zürich an einer
Mahnwache für verfolgte Christen in der
islamischen Welt teil. Rund 120 Personen
nahmen an diesem Anlass teil.
Einen knappen Monat später, am 24. April, veranstalteten verschiedene armenische
Kirchen und Organisationen in der Schweiz
eine Demonstration in Bern. Etwa 500 Personen, darunter auch etliche CSI-Mitarbeitende, forderten dabei von der Schweizer und
der türkischen Regierung eine offizielle Anerkennung des Völkermordes an den Armeniern von 1915 im damaligen osmanischen
Reich. Ebenso verlangten die Demonstrie-
LO-schweiz.ch
renden konkrete Schritte, um die aktuelle
religiöse Säuberung des Islamischen Staats
gegen nicht-sunnitische Minderheiten in Syrien und im Nordirak zu bekämpfen.
Der CSI-Tag 2015 wurde am 31. Oktober
veranstaltet. 230 Besucher verfolgten die
Referate von Ashish und Pran Parichha (Indien), Franco Majok (Südsudan), Shamoon
Masih (Pakistan) sowie Dr. John Eibner (Naher Osten).
CSI war vom 15. bis 18. November mit einem Informationsstand und drei Mitarbeitern
an der Konferenz «Christenverfolgung heute»
in Schwäbisch Gmünd (D) vertreten und konnte so wichtige Kontakte zu den Besuchern und
anderen christlichen Organisationen knüpfen.
Am 17. Dezember 2015 fanden Mahnwachen für verfolgte Christen in Zürich, Bern,
Basel, Lausanne und Luzern statt. Eine Woche zuvor wurde die Mahnwache in Lugano
durchgeführt. 275 Personen nahmen insgesamt an den Mahnwachen teil. n
Mahnwache
2015 csi
38
Informationsverbreitung
Eine Stimme für verfolgte Christen
n Publikationen
n Proteste
Der Informationsauftrag ist ein wichtiges Element unserer Arbeit. Verfolgten
Christen und anderen religiösen Minderheiten eine Stimme zu geben, ist wichtiger denn je. Zwar berichten die Medien
nicht zuletzt wegen der Flüchtlingskrise
umfassender über das Leiden von Menschen, die aufgrund ihrer Glaubensüberzeugung unter Diskriminierung, Hass und
Gewalt verfolgt werden. Dennoch ist es
wichtig, die Öffentlichkeit mit weiteren
Informationen aus unseren Erfahrungen
vor Ort und Berichten über Möglichkeiten von konkreter Hilfe vertraut zu machen.
Das CSI-Magazin ist mithin ein wichtiger Informationskanal, mit dem wir Nachrichten und Zusammenhänge an die Öffentlichkeit bringen, die sonst unbeachtet
bleiben würden. Durch Pressearbeit
wurden Medien gezielt mit Informationen versorgt. Im Berichtsjahr wurde das
CSI-Magazin in einer Gesamtauflage von
LO-schweiz.ch
128 000 herausgegeben. Es wurden elf
verschiedene Exemplare gedruckt.
Im Internet finden die Berichte von CSI
zusehends mehr Beachtung. Auf der CSIFacebook-Seite werden die Beiträge häufig geliked oder geteilt und kommentiert.
Letzteres gilt auch für die Website www.
csi-schweiz.ch. n
Im Jahr 2015 riefen wir zehnmal zu Protesten zugunsten von Glaubensgefangenen
und Verfolgten auf. Erfreulicherweise wurden bis heute folgende Personen freigelassen:
n Iran n Iran n Sudan n Iran Pastor Christ Pastoren Pastor Victor Bet-Tamarz
Mojtaba Seyyed-Alaedin
Yat Michael und Peter Yen Reith
Farshid Fathi
März März August Dezember 2015
2015
2015
2015
Wir forderten die Freilassung von Gewissensgefangenen, die Überarbeitung diskriminierender Gesetze oder den Schutz von religiösen Minderheiten:
n Vietnam: Ende der Schikanierung der
Mennoniten und Montagnards durch
die Polizei
n Indien: Ende der Gewalt und Hasskampagnen gegen Christen und andere religiöse Minderheiten
n Pakistan: Überarbeitung der Blasphemiegesetze und angemessene Bestrafung der Täter von Übergriffen auf
angebliche Blasphemisten
n Türkei: Anerkennung des Genozids an
Christen 1915 im osmanischen Reich
n Sri Lanka: Einsatz gegen Aktivitäten
radikal religiöser Gruppen
40
n Saudi-Arabien: Raif Badawi
n Nigeria: Einsatz gegen Dschihadisten
und Schutz der nigerianischen Bürger
n China: Zhao Weiliang und Cheng
Hongpeng
n Myanmar: Schutz und Staatsbürgerschaft für die Rohingya
Zudem empfahlen wir unseren Lesern,
Ermutigungskarten an 19 Glaubensgefangene in China, Ägypten, Indien, Iran, Pakistan, Saudi-Arabien sowie Usbekistan und
Vietnam zu schreiben.
n
Jahresrechnung 2015
Bilanz
AKTIVEN
Erfolgsrechnung
2015
2014
Umlaufvermögen
Kassen
Postcheck
Banken
Kurzfristige Geldanlagen
Übrige Forderungen
Aktiven Abgrenzung
2015
2014
AUFWAND
Fremdkapital
30 218
222 800
1 417 775
659 181
189 543
427 974
38 011
247 349
1 622 411
658 470
204 437
343 446
2 947 491
3 114 123
Anlagevermögen
Grundstück und Gebäude
Informatik, Telefonie,
Bürogeräte
PASSIVEN
3 545 500
3 620 500
38 000
49 000
3 583 500
3 669 500
6 530 991
6 783 623
Hypotheken
Kreditoren
Passiven Abgrenzung
Rechnungsabgrenzung
länder- und projektbezogene
Spenden 1.2
Renovationsreserve
Liegenschaft
Raumaufwand
Personalaufwand 1.3 %
3.0 %
1 827 500
1 990 000
95 729
71 644
369 507
559 226
2 292 736
2 620 870
641 424
1 156 728
417 724
417 724
1 059 148
1 574 452
Informationsauftrag
Projektarbeit u. Aktionen
Abschreibungen
1.5 %
219 499
2 715 250
3 559 026
2 934 748
465 174
43 631
752 425
48 715
508 805
801 140
396 405
95 428
Magazin, Projektfundraising,
Spezial-Aufrufe
529 262
484 522
Internationaler Aufwand
332 130
Katastrophenhilfe
Einsätze
Öffentlichkeitsarbeit 2
300 000
737 276
300 000
737 276
2 141 831
1 551 025
3 179 107
2 588 301
6 530 991
6 783 623
Anhang zur
Jahresrechnung:
Seite 44
Informationsauftrag
12.0 %
Kinder-/Familienhilfe
8.1 %
Übriger Aufwand
Projektarbeit und
Aktionen / Katastrophenhilfe
59.6 %
42
494 382
Weiterer Aufwand
Personalaufwand
abz. projektbezogener
Personalaufwand 3
Raumaufwand
Abschreibungen
Büro- und
Verwaltungsaufwand
Erhöhung Rückstellung
zweckgebundene Mittel
Erhöhung Rückstellung
allgemeine Mittel
ERTRAG
2015
2014
3 858 223
1 551 549
69 946
3 575 272
2 158 812
76 956
5 479 718
5 811 040
712 737
319 398
110 847
153 492
515 304
–
–
40 111
–
32 214
6 858 717
6 316 145
Spendeneinnahmen
219 705
3 339 321
Projektarbeit
Projektbegleitung
Büro / Verwaltung
6.6 %
Internationaler Aufwand
7.9 %
LO-schweiz.ch
2014
Kinder-/Familienhilfe
Organisationskapital
Stiftungskapital
Erarbeitetes freies Kapital
Rechnungsabgrenzung
allgemein Spenden 1.3
2015
Menschenrechtsarbeit
1 697 077
1 602 489
-1 508 707
84 605
91 572
-1 432 976
135 761
105 948
380 482
364 610
–
417 276
590 806
387 760
35 002
87 307
1 370 837
1 668 176
6 858 717
6 316 145
Allgemeine Spenden
und Legate
Länderbezogene Spenden
Projektbezogene Spenden
Kostenbeteiligung
CSI-International
Übriger Ertrag
Mieten
Auflösung Rückstellung
zweckgebundene Mittel
Auflösung Rückstellung
allgemeine Spenden
Zinsen u. andere Erträge
Die detaillierte Jahresrechnung nach Swiss
Gaap Fer 21 finden Sie
als PDF im Internet:
LO-schweiz.ch/
jahresbericht
Sie können die Jahresrechnung auch schriftlich bei uns anfordern.
n Anhang zur Jahresrechnung
1. Nachweis der Veränderung der Rechnungsabgrenzungen
1.1 Grundsatz
Aufgrund des gemeinnützigen Zwecks der Stiftung CSI-Schweiz
soll die Erfolgsrechnung am Ende des Geschäftsjahres ausgeglichen sein und weder einen Gewinn noch einen Verlust ausweisen.
Bekommt die Stiftung CSI-Schweiz während des Geschäftsjahres mehr Spenden, als im gleichen Jahr für Projekte eingesetzt
werden können, werden Rechnungsabgrenzungen (länder- und
projektbezogene Spenden / Allgemeine Spenden) gebildet, um die
Verwendung der Spendengelder in den Folgejahren zu gewährleisten. Werden in einem Geschäftsjahr mehr Ausgaben gemacht, als
dafür Spenden eingegangen sind, wird der Ausgabenüberschuss
durch die Auflösung der Abgrenzungen gedeckt. Dadurch reduziert
sich der Bestand der Rechnungsabgrenzungen.
Können diese Mehrausgaben nicht mehr durch die Rechnungsabgrenzungen gedeckt werden, wird der Verlust in der Erfolgsrechnung ausgewiesen. Dadurch erfolgt eine Reduktion des Organisationskapitals.
1.2 Länder- und projektbezogene Mittel
Anfangsbestand 1. Januar
Humanitärer Aufwand, welcher nicht durch Spenden des gleichen Geschäftsjahres gedeckt worden ist, netto
Spenden, welche nicht für humanitären Aufwand im gleichen Geschäftsjahr verwendet worden sind, netto
Schlussbestand 31. Dezember
2015
1 156 728
515 304
–
641 424
2014
739 452
–
417 276
1 156 728
1.3 Allgemeine Mittel
Anfangsbestand 1. Januar
Humanitärer Aufwand, welcher nicht durch Spenden des gleichen Geschäftsjahres gedeckt worden ist, netto
Spenden, welche nicht für humanitären Aufwand im gleichen Geschäftsjahr verwendet worden sind, netto
Schlussbestand 31. Dezember
2015
1 551 025
–
590 805
2 141 830
2014
1 163 265
–
387 760
1 551 025
2. Öffentlichkeitsarbeit
Für CSI als Menschenrechtsorganisation ist die Information der
Öffentlichkeit der erste Dienst für die Verfolgten. Diese Position
umfasst hauptsächlich die Kosten für:
n CSI-Monatsmagazin mit Protestaktionen, Öffentlichkeitsarbeit
für Menschenrechte mittels Einzel- und Sonderpublikationen für
Untersuchungsbehörden, Presse und Politiker sowie zuhanden des
Uno-Menschenrechtsrates.
n CSI-Website
n Aufrufe für Mittelbeschaffung (Fundraising)
n Mailings
LO-schweiz.ch
3. Projektbezogener Personalaufwand
Der grösste Teil des Personalaufwands wird auf den Projektaufwand, den internationalen Aufwand, die Öffentlichkeitsarbeit und
den Büro- und Verwaltungsaufwand umgelegt. Die Umlage erfolgt
aufgrund eines internen Rapport-Systems.
44