Nationalrat, XXV. GP 16. März 2016 117. Sitzung / 1 13.32 Abgeordneter Mag. Roman Haider (FPÖ): Herr Präsident! Geschätzte spärlich verbliebene, aber umso tapferer ausharrende Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Zum letzten Gipfel der EU-Staats- und Regierungschefs mit der Türkei am 7. März ist von meinen Vorrednern schon sehr viel gesagt worden. Soviel nur kurz dazu: Es war der Gipfel der Heuchelei am 7. März. Während der demokratische Regierungschef eines EU-Mitgliedslandes, Viktor Orbán, geradezu dämonisiert worden ist, kriecht der Europäische Rat jetzt geradezu vor der Türkei, einem Staat, der durch beispiellose Härte gegen eine nationale Minderheit, die Kurden, gerade einen neuen Bürgerkrieg entfacht. – So viel zur viel beschworenen europäischen Wertestruktur. Aber nicht nur deswegen, sondern auch aufgrund des Vorgehens der türkischen Behörden gegen Frauen und FrauenrechtlerInnen und wegen des Vorgehens gegen oppositionelle Medien ist es ganz einfach nicht angebracht, die türkische ErdoğanRegierung als zuverlässigen Partner zu betrachten. Darüber hinaus würde Europa einen EU-Beitritt schlicht und ergreifend nicht verkraften. Es kann angesichts der Menschenrechtsverletzungen, der undemokratischen Vorgehensweise gegen kritische Medien und des Umgangs mit den eigenen Minderheiten im Land kein Beitrittsverfahren für die Türkei geben. Ich bringe daher folgenden Antrag ein: Entschließungsantrag der Abgeordneten Klubobmann Strache, Mag. Haider und weiterer Abgeordneter betreffend „Verhinderung des geplanten Türkeiabkommens“ Der Nationalrat wolle beschließen: „Die Bundesregierung wird aufgefordert, auf europäischer Ebene vehement gegen das Türkeiabkommen, welches die Aufhebung der Visumpflicht für türkische Staatsbürger, Milliarden-Subventionen und den EU-Beitritt der Türkei beinhaltet, einzutreten.“ ***** (Beifall bei der FPÖ.) Seit einem Dreivierteljahr, seit Mai vorigen Jahres, hat es unzählige Treffen, acht Ratssitzungen – der Vizekanzler hat es vorhin gesagt – und Konferenzen auf allen Ebenen der EU gegeben. Das Ergebnis war – leicht zu erraten –: null. Während also eine Million Migranten Europa überrannt haben, hat es von der EU außer Version vom 14. Juni 2016, 11:28 nach § 52(2) GOG autorisiert Nationalrat, XXV. GP 16. März 2016 117. Sitzung / 2 Absichtserklärungen nichts gegeben. Aber nicht nur die Europäische Union, die österreichische und auch die deutsche Bundesregierung haben in dieser Krise entgegen den Interessen ihrer eigenen Bevölkerungen agiert. Eine ganz besonders unrühmliche Rolle – und darauf muss bei dieser EU-Erklärung einmal hingewiesen werden – spielten und spielen immer noch diejenigen Extremisten, die oftmals als Vertreter der Zivilgesellschaft oder als Aktivisten verharmlost werden, die aber zu einem nicht geringen Teil aus dem linksextremen Milieu kommen. Der gescheiterte Versuch von mehreren Hundert Migranten am letzten Wochenende, die mazedonische Grenze zu überqueren, der drei sogar das Leben gekostet hat, weil sie ertrunken sind, war offensichtlich von solchen Aktivisten organisiert und inszeniert. Jawohl, es war eine TV-Inszenierung, um möglichst dramatische Bilder nach Europa zu schicken. Diese Aktivisten sind dann schlussendlich auch von den mazedonischen Behörden in Gewahrsam genommen worden, und unter diesen Aktivisten war auch – die Zeitungen sind heute ja ohnehin voll davon – eine gewisse Fanny Müller-Uri aus Österreich. Diese Dame hat beste Kontakte zu den Grünen, Zeitungen schreiben sogar, dass sie Mitarbeiterin in der Grünen Bildungswerkstatt war. Das überrascht auch nicht weiter, weil die Grünen ja auch bisher nicht durch besondere Distanz zum linksextremen Rand aufgefallen sind. (Zwischenrufe bei den Grünen.) Für ihre ideologischen Grabenkämpfe, meine Damen und Herren, nehmen diese Leute sogar den Tod jener in Kauf, die sie zu schützen vorgeben. Das ist die wahre Schande, und dafür sollten Sie sich schämen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei FPÖ und Team Stronach. – Abg. Brosz: Eine Schande sind Sie am Rednerpult! Sie sind die einzige Schande im Saal!) Dafür sollten Sie sich schämen, Klubobfrau Glawischnig, wenn Sie von Schande sprechen. Diese drei Toten klagen Sie an, und diese drei Toten sind Ihre Schande! Ich erwarte mir, dass Sie sich von solchen Leuten distanzieren! (Beifall bei der FPÖ.) Das sind alles Extremisten, die aus Ihrem politischen Dunstkreis kommen. Ich erwarte mir auch eine Distanzierung Ihres grünen Präsidentschaftskandidaten Van der Bellen von solchen Leuten. (Beifall bei der FPÖ. – Ruf bei den Grünen: Überparteilich! – Ruf bei der FPÖ: „Überparteilich“, haha!) Eines muss man noch dazusagen: Die SPÖ kann man da auch nicht aus der Pflicht nehmen, denn diese Dame wurde ja schon mehrfach von der roten Magistratsabteilung 7 finanziell gefördert und unterstützt. Diese Vernetzung ist auch noch hinterfragenswürdig, und wir werden sie auch hinterfragen. Sie schaden mit Version vom 14. Juni 2016, 11:28 nach § 52(2) GOG autorisiert Nationalrat, XXV. GP 16. März 2016 117. Sitzung / 3 diesem Vorgehen nichts anderem, als genau dem, was Sie zu schützen vorgeben. (Beifall bei der FPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Österreich braucht eine neue Linke!) 13.37 Präsident Ing. Norbert Hofer: Der von Herrn Abgeordnetem Haider eingebrachte Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt und steht mit in Verhandlung. Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut: Entschließungsantrag der Abgeordneten KO Strache, Mag. Haider und weiterer Abgeordneter betreffend Verhinderung des geplanten Türkeiabkommens eingebracht im Zuge der Debatte über Tagesordnungspunkt 1, EU-Erklärung des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers gemäß § 74b Abs. 1 lit b der Geschäftsordnung des Nationalrates zur bevorstehenden Tagung des Europäischen Rates vom 17. und 18. März 2016, in der 117. Sitzung des Nationalrates, XXV. GP, am 16. März 2016. Der APA0019 vom 08. März 2016 war zu entnehmen, dass nach einem Beschluss der europäischen Staats- und Regierungschefs beim EU-Türkei-Gipfel über folgende Punkte verhandelt wurde: Rückführung aller Migranten, die unerlaubt aus der Türkei auf die griechischen Inseln übersetzen. Die Kosten dafür trägt die EU. Geordnete Aufnahme von syrischen Bürgerkriegsflüchtlingen durch die EU-Staaten. Für jeden Syrer, der von den griechischen Inseln zurück in die Türkei gebracht wird, soll einer legal in die EU kommen können. Dafür könnte der existierende Rahmen zur Umsiedlung von Flüchtlingen genutzt werden. Beschleunigung des Verfahrens zur Aufhebung der Visumpflicht für türkische Staatsbürger, die in die EU reisen wollen. Ziel ist es, dass Türken spätestens von Ende Juni an kein Visum mehr für Reisen in EU-Länder brauchen. Mehr Tempo bei der Auszahlung der drei Milliarden Euro, die die EU der Türkei bereits im November für die Versorgung von Flüchtlingen zugesagt hat. Die ersten Projekte sollen bis Ende März finanziert werden. Zudem soll die EU über zusätzliche Hilfsgelder entscheiden. Start der Vorbereitungen für eine Ausweitung der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei. Version vom 14. Juni 2016, 11:28 nach § 52(2) GOG autorisiert Nationalrat, XXV. GP 16. März 2016 117. Sitzung / 4 Zusammenarbeit mit der Türkei, um die humanitären Bedingungen in Syrien zu verbessern. Ziel ist es, dass die lokale Bevölkerung und Flüchtlinge in einigermaßen sicheren Gebieten leben können. Nicht nur aufgrund des Vorgehens der türkischen Behörden gegen Frauen und oppositionelle Medien ist es kaum angebracht, die türkische Erdogan-Regierung als zuverlässigen Partner zu betrachten. Es ist höchst bedauerlich, dass seitens der EU das Vorgehen gegen Frauen und freie türkische Medien nur halbherzig bemängelt wird, anstatt eine klare Verurteilung auszusprechen. Einen EU-Beitritt der Türkei würde Europa nicht verkraften. Es kann angesichts der Menschenrechtsverletzungen, der undemokratischen Vorgehensweise gegen kritische Medien und dem Umgang mit den eigenen Minderheiten im Land kein Beitrittsverfahren geben. Der nun angestrebte Deal mit der Türkei ist ein Offenbarungseid des Versagens der Europäischen Union. Als Gegenleistung für das Zurückhalten von Flüchtlingen VisaErleichterungen, Milliardenzahlungen und ein Beitrittsverfahren zuzusagen kommt einem politischen Suizid gleich. Wer dem zustimmt, fügt den Menschen in Europa schweren Schaden zu. Selbst die Bundesministerin für Inneres Mikl-Leitner sieht die Pläne einer raschen VisaLiberalisierung für türkische Staatsbürger in der EU „äußerst kritisch“, wie die APA0048 vom 10. März 2016 berichtete. Daher stellen die unterfertigten Abgeordneten folgenden Entschließungsantrag Der Nationalrat wolle beschließen: „Die Bundesregierung wird aufgefordert, auf europäischer Ebene vehement gegen das Türkeiabkommen, welches die Aufhebung der Visumpflicht für türkische Staatsbürger, Milliarden-Subventionen und den EU-Beitritt der Türkei beinhaltet, einzutreten.“ ***** Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Troch. – Bitte, Herr Abgeordneter. Version vom 14. Juni 2016, 11:28 nach § 52(2) GOG autorisiert
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