Prof. Dr. Robert Schmidt SE 88-149-SOZ103-S-SE

Prof. Dr. Robert Schmidt
SE
88-149-SOZ103-S-SE-0914.20161.001
2 SWS
Fortgeschrittene Prozessorientierte Soziologie
Mittwoch, 8.00 – 10.00 Uhr, WH 103
Beginn: Mittwoch, 20.04.2016
Implizites Wissen
Mit dem Begriff „implizites Wissen“, der stellvertretend für verwandte Termini
wie tacit knowledge, background knowledge oder knowing how steht, werden
Formen praktischen Wissens und Können bezeichnet, denen die aktuelle
sozial- und kulturwissenschaftliche Forschung verstärkt ihre Aufmerksamkeit
widmet. Für implizite Wissensformen ist charakteristisch, dass sie von der
Ausführung derjenigen praktischen Prozesse und Vollzüge, in denen sie sich
manifestieren, nicht zu trennen und nur schwer – oder gar nicht – reflexiv
verfügbar und explizierbar sind: Wir können deutsch, englisch, japanisch oder
Fahrrad fahren, ohne dass wir die Regeln zu explizieren wüssten, nach denen
wir vorgehen. Mit Bezug auf solche praktischen, impliziten Wissens- und
Könnensformen werden all jene Handlungstheorien unplausibel, die eine
Steuerung sozialen Handelns und Verhaltens durch explizite und den
Handelnden reflexiv verfügbare Regeln, Überzeugungen oder Kalküle
unterstellen. Im Seminar wollen wir uns die wichtigsten klassischen Analysen
impliziten Wissens erarbeiten und einen Einblick in die aktuelle
Forschungsdiskussion nehmen.
Leistungsnachweise:
Ein Seminarprotokoll, eine Kurzzusammenfassung, Mitwirkung an der
Vorstellung eines Textes und schriftliche Hausarbeit.
Literatur zur Einführung in das Thema:
Loenhoff, Jens (2012): Einleitung. In: Ders. (Hg.): Implizites Wissen.
Epistemologische und handlungstheoretische Perspektiven. Weilerswist:
Velbrück Wissenschaft, S. 7-30.
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Seminarprogramm
20.4. 2016: Einführung, Vorstellung des Seminarprogramms,
Seminarorganisation
Grundlagen
27.4. 2016: Polanyi, Michael: Implizites Wissen, in: Ders.. Implizites Wissen,
Frankfurt am Main: Suhrkamp 1985, S. 13-31.
04.5. 2016: Ryle, Gilbert: Können und Wissen (knowing how – knowing that),
in: Ders.: Der Begriff des Geistes. Stuttgart 1969. S. 26-49.
11.5. 2016: Ryle, Gilbert: Können und Wissen (knowing how – knowing that),
in: Ders.: Der Begriff des Geistes. Stuttgart 1969. S. 49-77.
Implizites Wissen als Regelfolgekompetenz
18.5. 2016: Puhl, Klaus: Die List der Regel. Zur retroaktiven Konstitution
sozialer Praxis, in: U. Baltzer / G. Schönrich (Hg.): Institutionen und
Regelfolgen. Paderborn 2002. S. 81-99.
25.5. 2016: Wittgenstein, Ludwig: Philosophische Untersuchungen.
Werkausgabe Bd.1. Frankfurt am Main 1999, §§ 198-242 (d.h. S. 104-114).
Und: Puhl, Klaus: Regelfolgen, in: von Savigny, Eike (Hg.): Ludwig
Wittgenstein: Philosophische Untersuchungen. Berlin: Akademie-Verlag 1998,
S. 119-142.
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01.6. 2016: Schneider, Hans Julius: Können, Wissen, Zuschreibung.
Begriffliche Vorschläge im Ausgang von Wittgenstein, in: J. Loenhoff (Hg.):
Implizites Wissen. Epistemologische und handlungstheoretische Perspektiven.
Weilerswist: Velbrück Wissenschaft, S. 67-90.
Implizites Wissen in der aktuellen Forschungsdiskussion
08.6. 2016: Bourdieu, Pierre: Von der Regel zu den Strategien (Interview mit
P. Lamaison), in: Ders.: Rede und Antwort. Frankfurt am Main 1992, S. 79-98.
15.6. 2016: Collins, Harry: Drei Arten impliziten Wissens, in: J. Loenhoff
(Hg.): Implizites Wissen. Epistemologische und handlungstheoretische
Perspektiven. Weilerswist: Velbrück Wissenschaft, S. 91-107.
22.6. 2016: Bongaerts, Gregor: Inkarnierter Sinn und implizites Wissen, in: J.
Loenhoff (Hg.): Implizites Wissen. Epistemologische und
handlungstheoretische Perspektiven. Weilerswist: Velbrück Wissenschaft, S.
129-149.
29.6. 2016: Schützeichel, Rainer. ‚Implizites Wissen’ in der Soziologie. Zur
Kritik des epistemischen Individualismus, in: J. Loenhoff (Hg.): Implizites
Wissen. Epistemologische und handlungstheoretische Perspektiven.
Weilerswist: Velbrück Wissenschaft, S. 108-128.
06.7. 2016: Loenhoff, Jens (2012): Einleitung. In: Ders. (Hg.): Implizites
Wissen. Epistemologische und handlungstheoretische Perspektiven.
Weilerswist: Velbrück Wissenschaft, S. 7-30.
13.7. 2016: Abschlussdiskussion, Besprechung der Hausarbeitsthemen