Milchstrategie für Österreich Die Krise nachhaltig meistern, vorausschauend handeln: Die Milchwirtschaft in Österreich langfristig absichern • Es gibt nicht die eine Lösung für die Milchmarktsituation – es braucht eine breite Zusammenarbeit und ein Zusammenspiel von regionalen, nationalen und europäischen Ansätzen. • Ziel des Milchdialogs war es, gemeinsam zukunftsorientierte Maßnahmen und Strategien für die österreichische Milchwirtschaft zu erarbeiten. Damit wird auch dem Wunsch der Konsumenten nach regionalen und nachhaltigen Produkten Rechnung getragen. • Die österreichische Agrarpolitik verfolgt kurzfristig wirkende Maßnahmen zur Unterstützung der landwirtschaftlichen Betriebe sowie mittel- und längerfristige Strategien und Konzepte zur Weiterentwicklung des Milchwirtschaftssektors. • Unsere bäuerlichen kleinstrukturierten Familienbetriebe brauchen in dieser kritischen Situation die volle Unterstützung der Politik und die Solidarität von Wirtschaft, Handel und Konsumenten. • Auf Basis der Diskussionen beim Runden Tisch – Milchdialog am 14. Juni 2016 wird nachfolgendes 10-Punkte-Programm verfolgt: Kurzfristige Maßnahmen für bäuerliche Betriebe 1. Rabatt SV-Beitrag: Erlass des Sozialversicherungsbeitrages für ein Quartal im Jahr 2016: Entlastung: 170 Millionen Euro für alle Betriebe. Das sind rund rd. 1.500 bis 2.000 Euro für einen durchschnittlichen Milchviehbetrieb. 2. Außerordentliche unbürokratische Stundungsmöglichkeit bei Agrarinvestitionskrediten 2016 für alle Betriebe (Stundungen von max. zwei Tilgungsraten): Durchschnittliche Liquiditätserhöhung bei betroffenen Betrieben rund 2.100,- Euro. Sonderrichtlinie in den nächsten Tagen. 3. Sonderunterstützungen für das Berggebiet durch die Bundesländer: für das Jahr 2016 werden über 8 Millionen Euro an die Betriebe ausbezahlt. . Mittel- und längerfristige Maßnahmen für Erzeuger, Verarbeiter, Handel und Konsumenten 4. Investitionsbzw. Innovationsschwerpunkt: Zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, der Unternehmerkompetenz (Eigenverantwortung), der Umweltorientierung und zur Verbesserung der Arbeitsabläufe der Milchviehbetriebe stehen über 100 Millionen Euro Gesamtmittel pro Jahr in der ländlichen Entwicklung bis 2020 für alle Betriebe zur Verfügung. Unterstützung unserer gut ausgebildeten Junglandwirte (rund 25 Millionen pro Jahr bis 2020) sowie Ausbildungs- und Beratungsschwerpunkte. 5. Zuschuss von bis zu 50 Millionen Euro zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und für Sektorinvestitionen der Verarbeitungsbetriebe: Voraussetzung: bessere Mengenbündelung, insbesondere zur Stärkung der Vermarktung und des Export. Dieses Angebot ergänzt die neue strategische Ausrichtung in der ländlichen Entwicklung bei Investitionen in Verarbeitung und Vermarktung mit Schwerpunkt Export. Mit dem LE-Programm 2014-2020 stehen bereits jährlich 12 Mio. Euro für die Verarbeitung und Vermarktung (auch für Kleinbetriebe) zur Verfügung, zusätzlich werden mit der 1. LEProgrammänderung weitere 4 Mio. jährlich für exportspezifische Projekte aufgenommen. 6. Bekenntnis des österreichischen Handels und der Konsumentinnen und Konsumenten zu regionalen und nachhaltigen Produkten: Die AMAMarketing wird heuer mehr Mittel als je zuvor für Milchmarketing verwenden. 7. Weiterentwicklung und Ausbau des Bestbieterprinzips für Lebensmittel (z.B. Käse) in der öffentlichen Beschaffung: Anstatt des Billigstbieterprinzips sollten die vom Gesetzgeber festgelegten hohen nationalen Standards für die Erzeuger und Verarbeiter als Mindestnormen für öffentliche Beschaffungen dienen. 8. Weiterentwicklung der Qualitätsprogramme, des AMA-Gütesiegels sowie Stärkung der Produktdifferenzierung (Marktsegmentierung wie Heumilch, Bio-, Bergmilch, Bergerzeugnis, geschützte Angaben). 9. Dialogplattform Milch: institutionalisiertes zweimal jährlich tagendes strategisches Fachgremium zur Einbeziehung aller relevanten Stakeholder – Diskussion der aktuellen Themenlage in der Milchwirtschaft bis zumindest Ende 2017. Europäische Ebene: 10. Die Europäische Kommission hat beim letzten informellen Rat zugesagt, dass weitere Vorschläge zur Marktsituation vorgelegt werden. Der Europäische Rat (Staats- und Regierungschefs) wird sich ebenfalls mit der Marktkrise befassen. Europaweite Krisen benötigen auch europäische Lösungen. Für Genossenschaften und Erzeugerorganisationen wurde ab 13. April 2016 befristet für 6 Monate die Möglichkeit geschaffen, freiwillige Vereinbarungen zur Mengensteuerung zu treffen. Als Anreiz für den Lieferverzicht sind aber EU-Mittel notwendig. In der Umsetzung sind die Marktteilnehmer gefordert. Daneben sind ein stärkerer Dialog mit Russland zur Normalisierung der Handelsbeziehungen sowie eine Butterfett-Stützung notwendig.
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