15. Juni 2016 Zukunftskonzepte gemeinsam ausloten Direktvermarktung 2.0 Heute fand in Rendsburg die Fachveranstaltung der Landwirtschaftskammer zur „Direktvermarktung 2.0“ statt. Knapp 150 Gäste, darunter viele Landwirte aus ganz Schleswig-Holstein, waren in die Halle der Landwirtschaftskammer nach Rendsburg gekommen, um sich über die vielfältigen Themen rund um den direkten Verkauf von Produkten an den Verbraucher zu informieren. Mit der Hausmesse des Direktvermarktervereins „Nordbauern Schleswig-Holstein“ war intesiver fachlicher Erfahrungsaustausch möglich. Neu und alte Kontakte konnten genüpft bzw. intensiviert werden. Auch der Lebensmitteleinzelhandel nutzte die Chance für Gespräche mit Erzeugern aus der Region. Peter Levsen Johannsen, Geschäftsführer der Landwirtschaftskammer, freute sich über die gute Resonanz bei den Betrieben: „Die Chancen für die Direktvermarktung stehen so gut wie lange nicht mehr.“ Gleichzeitig wies Johannsen auf die komplexen Aufgaben, die an die Erzeuger/Vermarkter gestellt werden, hin: „Der direkte Verkauf an den Verbraucher ist ganz sicher nicht für alle Betriebe eine Lösung. Dieser Weg bleibt eine Nische für Spezialisten und ist mit hohen Anforderungen die Betriebsleiter verbunden. Für den ein oder anderen eröffnet Direktvermarktung jedoch zusätzliche Marktchancen.“ Heute gehe es vor allem darum, Zukunftskonzepte für diesen Bereich weiter auszuloten. Landwirtschaftsminister Dr. Robert Habeck stellte fest: „Verbraucherinnen und Verbraucher wünschen sich zunehmend, Lebensmittel zu kaufen, die aus der Region kommen. Die Direktvermarktung ist dafür eine gute Antwort. Dann wissen Verbraucherinnen und Verbraucher um Herkunft, Produktionsbedingungen und Qualität. Direktvermarktung kann für Betriebe eine gute Ergänzung und teilweise sogar Alternative sein, um wenigstens ein Stück weit aus der Spirale des „Wachse oder Weiche“ zu kommen. Es macht dabei nur Sinn, dass sich Direktvermarkter vernetzen, um landesweit die Bekanntheit der direktvermarktenden Betriebe zu steigern.“ Regionale Produkte gefragt im Lebensmitteleinzelhandel Die Zusammenarbeit der EDEKA Nord mit regionalen Erzeugern stellte Projektkoordinator Jörg Auras vor. Auras betonte: „Die Produkte von lokalen Lieferanten sind ein wichtiger Bestandteil im Konzept unserer selbstständigen Einzelhändler. Es steigen aber auch die Anforderungen an die Qualität, Kennzeichnung und Herstellung der Erzeugnisse.“ 2 Herausforderung Logistik Wer ein hochwertiges Erzeugnis auf dem eigenen Betrieb herstellt, steht immer noch vor der Frage: Wie kommt die Ware zum Verbraucher? Alle Mengen, die über den eigenen Hofladen hinaus vermarktet werden, müssen transportiert werden. Gleichzeitig kann es sinnvoll sein, das Sortiment des Hofladens um Produkte anderer Erzeuger zu erweitern. Auch diese müssen transportiert werden. Prof. Dr. Uwe Koch von der Fachhochschule hat zusammen mit Direktvermarktern aus Schleswig-Holstein die Kostenstrukturen in der Logistik genau erfasst. Und dabei herausgefunden, wo durch Kooperationen Geld gespart werden kann. Ernst Schuster, Vorsitzender des Vereins Nordbauern SH, selbst Apfeldirektvermarkter, stellte in diesem Zusammenhang die Nordbauern-Logistik-Plattform vor: „Mit dieser Mitfahrzentrale für landwirtschaftliche Produkte kommen die Erzeugnisse viel kostengünstiger zum Verbraucher oder in einen anderen Hofladen.“ Internet und social media nutzen Im zweiten Teil der Veranstaltung drehte sich alles um das OnIine-Marketing, was zunehmend an Bedeutung gewinnt. Dabei ging es z. B. um die Aktivitäten, mit denen Betriebe im Internet Kunden ansprechen und zum Besuch auf den Betrieb einladen. Jutta Zeisset, Direktvermarkterin aus Baden-Württemberg und Unternehmerin des Jahres 2014, setzt dabei vor allem auf social media. Sie berichtete, wie sie mithilfe von Facebook und Co. zunehmend mehr Kunden anspricht – und auch über das Medium wichtige Rückmeldungen für ihr Sortiment erhält. Direktvermarktung zunehmend online Wassili Lasarov von der CAU Kiel stellte die Ergebnisse der Direktvermarkterbefragung vor. „Die meisten Betriebe sind bereits im Internet präsent. Der Internetauftritt wird bei etwa 75 % der Betriebe durch den Betriebsleiter oder die Familie gepflegt. Daher fehlt es oft an Professionalisierung“ , stellte der Wissenschaftler vom Institut für Betriebswirtschaftslehre, Fachbereich Marketing, fest. Einen Blick in die Zukunft der Lebensmittelvermarktung warf Peter Meyer-Delius. Der Geschäftsführer digital der Agentur boy in Kiel gab den Besuchern der Fachveranstaltung gleichzeitig Tipps für die Darstellung des eigenen Betriebes in der digitalen Welt. Im Anschluss stellte Meyer-Delius ein Beispiel für ein schleswig-holsteinisches Direktvermarktungsportal vor. Auch eine mögliche Direktvermarkter-App für den „Echten Norden“ wurde skizziert. MeyerDelius betonte: „Wichtig für die Betriebe ist vor allem die Frage: Wie erreiche ich meine Kunden? Und wie erreiche ich Kunden, die ich noch nicht kenne?“ Ein Portal biete hier viele Vorteile. Ein glaubwürdiger Absender und eine laufende Aktualisierung seien dabei aber unverzichtbar. Moderator Carsten Kock beteiligte die Besucher der Fachveranstaltung aktiv an dieser Diskussion und holte ein Meinungsbild unter den schleswig-holsteinischen Direktvermarktern ein. In der abschließenden Podiumsdiskussion mit Minister Dr. Robert Habeck, Peter Levsen Johannsen, Jutta Zeisset, Jörg Auras und Ernst Schuster wurde deutlich: Schleswig-Holstein ist bereit für die Direktvermarktung 2.0. Weitere Anfragen an: Daniela Rixen, Pressesprecherin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Tel.: 0 43 31-94 53-110, E-Mail: [email protected]
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