Thurgauer Zeitung 15.6.2016

Mittwoch, 15. Juni 2016
Thurgau & Ostschweiz
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Der Thurgau ist in guter Gesellschaft
MICHÈLE VATERLAUS
FRAUENFELD. Die Innerrhoder
Landsgemeinde hat im April
eine Initiative abgeschmettert,
welche die Einführung des Lehrplans 21 verhindern wollte. Der
Initiant selbst wollte aber die
Vorlage vor der Landsgemeinde
zurückziehen, doch es war bereits zu spät. Baselland hat am
5. Juni eine Initiative abgelehnt,
die forderte, dass nicht mehr der
Bildungsrat, ein 14köpfiges Fachgremium, sondern das Kantonsparlament die Kompetenz zur
Einführung von Lehrplänen bekommen sollte. Am 12. Februar
2017 wird es auch eine Abstimmung im Kanton Aargau geben.
Noch offen ist der Abstimmungstermin für ähnliche Initiativen in
den Kantonen Zürich und
Schaffhausen.
Die Wahrscheinlichkeit ist
gross, dass das Thurgauer
Stimmvolk bald auch an die
Urne gebeten wird.
licher Sicht problematisch. Das
Volksbegehren wolle dem Regierungsrat nämlich nachträglich
die Kompetenz zur Einführung
der Lehrpläne absprechen und
somit einen rechtskräftigen Entscheid aushebeln. Auch die vorberatende Kommission empfiehlt die Initiative zur Ablehnung – der Grosse Rat wird mit
Initiativen in sieben Kantonen eingereicht
Der Lehrplan 21 soll in den 21 deutschsprachigen Kantonen der Schweiz eingeführt
werden. In 13 regt sich aber Widerstand. In sieben wurden bereits Initiativen
eingereicht – teils wurde darüber schon abgestimmt.
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Regierungsrat ist dagegen
Heute berät der Grosse Rat
über die Initiative «Ja zu einer
guten Thurgauer Volksschule».
Die Initiative fordert, dass die
Hoheit über die Lehrpläne nicht
beim Regierungsrat, sondern
beim Grossen Rat liegt. Der Regierungsrat erklärte die Initiative
für gültig. Er empfiehlt sie zur
Ablehnung. Sie sei aus inhalt-
hoher Wahrscheinlichkeit folgen. Denn bereits im Dezember
2014 hat er eine Motion mit 84
Nein- zu 30 Ja-Stimmen deutlich
abgelehnt. Der Vorstoss wollte
TI
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Volksinitiative eingereicht
Quelle: www.bildungs-kompass.ch, Grafik: sgt
VS
Unterschriftensammlung hängig
Keine Initiative / ungültig
Kein LP 21
dem Kantonsparlament ein Mitspracherecht beim Erlass von
Lehrplänen geben.
Einige sammeln noch
Die Gegner des Lehrplans im
Thurgau sind in guter Gesellschaft. Insgesamt gibt es in
13 der 21 Kantone, die den neuen Lehrplan einführen sollen,
Widerstand. Während in zwei
Kantonen
die
Abstimmung
schon vorbei ist, sammeln die
Solothurner, Berner, Luzerner
und Bündner noch Unterschriften für ihre Initiativen. Diese
wollen die Kompetenzen zur
Einführung der Lehrpläne dem
Kantonsparlament oder dem
Volk übergeben. Im Kern wollen
sie aber alle den Lehrplan 21 verhindern. Im Kanton Schwyz hat
der Regierungsrat eine solche
Initiative für ungültig erklärt.
Das Komitee überlegt sich nun
den Gang vor Bundesgericht, gemäss der Homepage der Gegner.
Im Kanton Zug gibt es bislang
keine Volksinitiative, doch es ist
gemäss derselben Homepage
eine solche in Planung. Im Kanton St. Gallen wurde bereits eine
Initiative eingereicht. Diese wurde jedoch für ungültig erklärt,
weil sie nicht umsetzbar ist, solange der Kanton im HarmoSKonkordat Einsitz hat. Nun wurde ein HarmoS-Ausstiegs-Initiative lanciert, über die im September abgestimmt werden soll.