ZU GLEICH Zeitschrift der Artillerietruppe und der Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung Entwicklung der STF im Rahmen des Framework Nations Concept Gastbeitrag GenLt a.D. Kersten Lahl Vernetzte Simulation in der STF BOLD QUEST - Bewertung der Interoperabilität und Fähigkeiten von NATO-Staaten 1/2016 D E D I C AT E D T O S O L U T I O N S ADLER III für die Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung Wir entwickeln seit vielen Jahren Führungs-, Waffeneinsatz- und Simulationssysteme für die Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung (STF). Ein Verbund von Aufklärung, Führung, Wirkung und Unterstützung – lange erprobt, zukunftssicher und dank unserer Systemkompetenz beherrschbar. E S G E L E K T R O N I K S Y S T E M - U N D L O G I S T I K - G M B H 4 Te l e f o n 0 8 9 9 2 1 6 - 0 4 m - i n f o @ e s g . d e 4 w w w. e s g . d e Inhaltsverzeichnis 5 Vorwort des Leiters AusbBer STF/ IndirF und General der Artillerietruppe 6 Ein Wort des Herausgebers 6 Über den Tellerrand geschaut: Klotzen statt Kleckern - immer und überall! - Die Bekämpfung von Fluchtursachen als sicherheitspolitisches Gebot Gastbeitrag von GenLt a.D. Kersten Lahl 10 Vergessener Held - Der Mann, der den dritten Weltkrieg verhinderte Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung (STF) 12 Begriffsbestimmungen STF/ JFS 13 Entwicklung der Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung (STF) im Rahmen des Framework Nations Concept (FNC) 18 Fachtagung „Führungskreis Artillerie“ 2016 20 Back to the roots - Ausbildung der STF-Koordinierungselemente in der klassischen Operationsart Verzögerung 23 BOLD QUEST - Fähigkeiten und Interoperabilität auf dem Prüfstand 25 Vernetzte Simulation in der Zentralen Ausbildungseinrichtung STF 28 Truppenführung 2015 32 Joint Fire Support: Erste gemeinsame Ausbildung – ein voller Erfolg 35 Die PzH2000 auf dem Prüfstand in NORWEGEN 40 Mörsermunition neue Generation 3 Aus Mutterhaus und Truppe 42 Unterstützung der Entwicklung der Litauischen (LTU) artilleristischen Fähigkeiten im Rahmen des NATO Readiness Action Plan (RAP) und der Transatlantic Capability Enhancement and Training Initiative (TACET) 45 Sonderlehrgang zur Ausbildung von acht litauischen Geschützführern PzH2000 ein grundlegender und wesentlicher Schritt im Rahmen der Entwicklung der litauischen Artillerie 48 Binationales Sportfest beim Artilleriebataillon 295 50 KZO in DRESDEN gelandet 52 Verabschiedungsappell des Artilleriebataillons 295 aus der Garnisonsgeimende IMMENDINGEN 54 Führung, Aufklärung, Wirkung und Unterstützung: Die Batterien des Artilleriebataillons 295 auf dem Truppenübungsplatz BAUMHOLDER 58 Das Artillerielehrbataillon 345 auf dem Truppenübungsplatz GRAFENWÖHR 2015 63 Blick nach vorn - statt zurück/Übergabe Artilleriebataillon 131 65 Schlaglichter beim Artilleriebataillon 131 68 Führerkorps 2./ ArtBtl 131 geschlossen dem Freundeskreis der Artillerietruppe beigetreten 70 Neues aus der Hauptstadt der französischen Artillerie 74 Royal Horse Artillery - PROFIL GBR 3a 2015 78 Personalien 80 Freundeskreis der Artillerietruppe e. V. 81 Auszeichnung der Lehrgangsbesten durch den Freundeskreis der Artillerietruppe e. V. ZU GLEICH 1/2016 Allgemeine Berichte 82 Wettermodell Artillerie: Meteorologische Modelldaten für die Artillerie seit zwei Jahrzehnten 86 Einsatz der Marinegeschütze des Westwalls am Oberrhein, Teil 2 93 Buchvorstellungen 97 Aus der Redaktion - in eigener Sache Impressum 98 Firmenbeiträge 96 4 Inserentenverzeichnis: Deutscher BundeswehrVerband e. V. Diehl Defence ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH 27 104 2 und 92 Freundeskreis der Artillerietruppe e. V. 62 Gesellschaft für Artilleriekunde e. V. 64 Hardthöhenkurier/K&K Medienverlag Hardthöhe 77 KMW KRAUS-MAFFEI WEGMANN 31 roda computer GmbH Soldatenhilfswerk der Bundeswehr e. V. Systematic GmbH 103 17 und 102 34 Wir danken den Unternehmen/ Organisationen, die in dieser „ZU GLEICH“ eine Anzeige geschaltet haben für ihr Engagement und ihre Unterstützung, durch welche die Herausgabe der Truppengattungszeitschrift der Artillerietruppe erst ermöglicht wird. Beachten Sie bitte auch die redaktionellen Beiträge der Interessenten ab Seite 98. ZU GLEICH 1/2016 Vorwort des Leiters AusbBereich STF/ IndirF und Generals der Artillerietruppe Im vergangenen Jahr konnten wir den 60sten Geburtstag der Bundeswehr sowie die 60jährige Mitgliedschaft in der NATO feiern. Im April 1956 wurde das erste Artilleriebataillon der Bundeswehr in IDAR-OBERSTEIN aufgestellt und es prägte bis zu seiner Auflösung im Jahre 2003, gemeinsam mit der Artillerieschule, das Stadtbild unserer schönen Garnisonsstadt. Die Tradition dieses Verbandes wird nun seit Ende 2014 durch das Artillerielehrbataillon 345, welches auf dem Klotzberg stationiert ist, weitergetragen. Anlässlich dieses besonderen „Geburtstages“ werden wir am 9. Juli 2016 den Tag der Garnison begehen und beide Kasernen, die Klotzbergkaserne und die Artillerieschule, ganz im Sinne der guten Zusammenarbeit der Dienststellen untereinander und der Patenschaft mit unserer Stadt, für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Absicht ist es, der hiesigen Bevölkerung und weiteren interessierten Besuchern einen unmittelbaren Einblick in Ausstattung, Leistungsvermögen und Berufsalltag der Bundeswehr sowie in die Strukturen weiterer ziviler Behörden und Institutionen, wie Polizei und Feuerwehr, zu ermöglichen. Abends veranstalten wir für alle Artillerieoffiziere und -unteroffiziere der Bundeswehr sowie geladene Gäste das erste gemeinsame Artilleriebiwak, zu dem ich herzlich einlade. Neben der Förderung der Kameradschaft sollen mit dieser Veranstaltung auch der Zusammenhalt und das sich Identifizieren mit unserer Truppengattung weiter ausgebaut und intensiviert sowie das persönliche Kennenlernen und die Vertiefung der Zusammenarbeit mit den jeweiligen Vertretern der zivilen Bereiche am Standort gefördert werden. Der Ausbildungsbereich STF/ IndirF wird auch dieses Jahr geprägt von den Anstrengungen, unsere Lehrgangslandschaft im Sinne von streitkräftegemeinsam (joint) und multinational (combined) weiter zu entwickeln. Die Sinnhaftigkeit einer Multinationalen Ausbildungseinrichtung in IDAR-OBERSTEIN ist mittlerweile weithin anerkannt und steht somit bei mir unverändert im Fokus. Mit der neuen Ausrichtung des Deutschen Heeres auf die Landes- und Bündnisverteidigung und somit auf das hochintensive Gefecht kommt unserer Truppengattung zukünftig wieder eine ganz andere Bedeutung zu. Die Ausbildung muss hierauf die richtige Antwort geben, weshalb auch die taktischen Lehrgangsinhalte eine deutliche Veränderung erfahren. 5 Alle Verantwortlichen, auf Verbandsebene, im Amt für Heeresentwicklung III 2 und in unserem Ausbildungsbereich arbeiten intensiv an der Fähigkeitsverbesserung im Bereich STF/ IndirF. Die Übungstätigkeit in unseren Bataillonen ist nicht zuletzt durch unsere internationalen Verpflichtungen enorm hoch. Der Abbau des materiellen Defizits fordert insbesondere unsere Kameraden in KÖLN, während der Ausbildungsbereich sich den neuen Herausforderungen, beispielsweise durch den im April zum ersten Mal durchgeführten „Pilotlehrgang Joint Fire Support Coordination Group“, das Gefechtsstandelement der Brigaden und Divisionen zur Planung, Koordinierung und Durchführung der Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung, stellt. Ich schließe mit der Hoffnung, möglichst viele Artilleriekameraden am Tag der Garnison hier in IDAR-OBERSTEIN willkommen heißen zu können. ZU GLEICH 1/2016 Ein Wort des Herausgebers Liebe Leser der „ZU GLEICH“, als ich im letzten Sommer gefragt wurde, künftig als Herausgeber der „ZU GLEICH“ zu fungieren, bin ich diesem Wunsch als ehemaliger Artillerist (VB, BttrOffz im GebArtBtl 81, HS-Ltr/S 3 LGrp A ArtS, BttrChef 4./PzArtLBtl 345, BtlKdr PzArtBt 15) gerne nachgekommen - auch wenn ich mich in meinem späteren militärischen Leben mit der IT des deutschen Heeres beschäftigte und der Artillerie dadurch untreu geworden bin. Gemeinsam mit Herrn Oberst Fiepko Koolman, dem Leiter AusbBer STF/IndirF und General der Artillerie, der für die Inhalte der Amtsseite verantwortlich zeichnet, bin ich als neuer Herausgeber sehr daran interessiert, Ihnen auch künftig ein interessantes, anspruchsvolles und hochwertiges Heft der „ZU GLEICH“ zur Verfügung zu stellen. truppe), durch die Berichterstattung von der Artillerieschule (korrekt: AusbBer STF/IndirF) und über unsere Artilleriebataillone, soll die „ZU GLEICH“ eine kleine Informationsplattform vor allem für die aktiven Artilleristen und die Artilleristen im Ruhestand bieten. Zudem berichten wir regelmäßig über den Freundeskreis der Artillerietruppe e.V., über allgemeine, zum Teil historische Themen mit Artilleriebezug (siehe auch den Beitrag S. 10) und über neue Bücher, die für unseren Leserkreis von Interesse sein können. Im abschließenden Teil kommen Industriefirmen in engem Bezug zur deutschen Artillerie mit redaktionellen Beiträgen zu Wort. Die Herausgabe der „ZU GLEICH“ ist nur mit entsprechender Unterstützung der Industrie möglich. Deshalb empfehle ich Ihnen besonders auch die Berichte der Firmen zu ihren Produkten und neuen Fähigkeiten für die Artillerie. Unter der Überschrift „Über den Tellerrand geschaut“ wollen wir ab diesem Heft regelmäßig Artilleristen zu Wort kommen lassen, die in ihrer militärischen Laufbahn hohe Führungsverwendungen bekleidet haben, noch immer aktiv sind und uns zu interessanten, aktuellen Themen mit unterschiedlichem Blickwinkel etwas zu sagen haben. Wir beginnen diese Reihe mit GenLt a.D. Kersten Lahl, in Uniform zuletzt Befehlshaber des Streitkräfteunterstützungskommandos und danach Präsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik. Einzelheiten zu seiner Vita siehe Seite 9. Mit besten Grüßen Durch regelmäßige Berichte aus dem konzeptionellen Bereich (STF und Artillerie- 6 Friedrich W. Benz Über den Tellerrand geschaut Klotzen statt Kleckern - immer und überall! - Die Bekämpfung von Fluchtursachen als sicherheitspolitisches Gebot Generalleutnant a.D. Kersten Lahl Was waren das damals im Kalten Krieg noch für Zeiten! Nahezu im alleinigen Fokus der deutschen Sicherheitspolitik stand die glaubwürdige militärische Abschreckung. Ein zentraler Schlüssel lag beim deutschen Heer mit seiner konventionellen Schlagkraft. Und innerhalb des Heeres spielte die Artillerie eine unersetzliche Rolle - mit ihrer Feuerkraft, ihrer Fähigkeit zur raschen Schwerpunktbildung und damit ihrer ganzheitlichen Bedeutung auf dem Gefechtsfeld. Schon immer lernte jeder Artillerist von Beginn an die Feinheiten der sicheren Schießgrundlagen, das Ermitteln der Schusswerte per Erdei und Hilfsei, die ZU GLEICH 1/2016 richtige Anwendung des Leitverfahrens, aber auch den Gebrauch der Logarithmentafel, die präzise Justierung der Richtmittel, die exakte Arbeit am Feuerleitplan und vieles andere mehr. Aber nicht nur deshalb bedeutete diese Ausbildung eine hohe geistige Herausforderung. Denn noch wichtiger: Die Führer in der Artillerie waren und sind traditionell diejenigen, die das Ganze mit weitem Blick voraus durchdenken müssen und dabei stets im Sinne der übergeordneten Führungsebene handeln und beraten. Gewiss sind heute in der modernen Artillerie manche der früheren Anforderungen überholt. Niemand denkt mehr daran, eine Gebirgshaubitze zerlegt und auf 12 Mulis verlastet auf den Watzmann zu verbringen (ja, das gab es mal!). Die Technik ist weit fortgeschritten und hat vieles revolutioniert, und auch die militärischen Szenarien verlangen heute ein teilweise anderes Wirkungsspektrum als früher. Aber das oben erwähnte taktische und operative Grundprinzip der Artillerie bleibt unangetastet, zumindest im Krieg mit hoher Intensität. Was hat das mit der modernen Sicherheitspolitik zu tun? Nun, auch hier haben sich die Bedingungen verändert. In einer zunehmend komplexen Welt reicht militärische Stärke nicht mehr hin zur Wahrung von Frieden in Freiheit. Andere Instrumente kommen hinzu und spielen nicht selten sogar eine Schlüsselrolle - oder oft besser gesagt: „sollten“ diese spielen. In Zeiten, die uns in hoher Frequenz mit überraschenden Krisen in und rund um Europa konfrontieren, brauchen wir einen sehr viel breiter ausgestatteten Werkzeugkasten als früher. Wir müssen viel umfassender denken, uns viel besser vernetzen und viel weitsichtiger handeln. Wir müssen also auch auf sicherheitspolitischer Ebene so manches von den Grundgedanken umsetzen, was die Artillerie im Gefecht der Verbundenen Waffen immer auszeichnete. Es gibt derzeit kaum ein Thema, auf das diese Erkenntnis besser zutrifft als die Flüchtlingsfrage. Sie ist eine der wichtigsten Gründe dafür, dass Sicherheitspolitik heute wieder eine gewaltige Aufwertung erfährt - und zugleich deutliche Schwächen offenbart. Niemand kann heute behaupten, wir Europäer seien absolut erfolgreich in unserer Sicherheitsvorsorge und damit der aktiven Gestaltung unserer Zukunft. Dabei geht die Dimension des aktuellen Problems weit über die rund eine Million Flüchtlinge und Asylsuchende hinaus, die im vergangenen Jahr in Deutschland Schutz gesucht und dabei auch eine tiefe Spaltung in der innen- Umkämpftes Kobane - Luftschlag der Koalition gegen Stellungen von ISIS (Foto: Orlok/Shutterstock.com) politischen Debatte ausgelöst haben. Denn vermutlich stehen wir erst am Anfang eines noch bedeutend größeren globalen Schubes. Er hat einerseits mit gravierend unterschiedlichen Lebensbedingungen zwischen konfliktträchtigen und -freien bzw. armen und reichen Regionen zu tun, andererseits aber auch mit neuen technologischen Errungenschaften, die durch moderne Informations- und Kommunikationschancen weltweit Transparenz schaffen und nebenbei die menschliche Massenmobilität enorm erhöhen. Unter dem Strich bleibt der reale Migrationsdruck ungebrochen, vorsichtig ausgedrückt. Und niemand kann seriös abschätzen, wie sich dieser Trend weiterentwickelt. Was bedeutet das für uns Deutsche und Europäer? Zunächst muss man feststellen: Das sicherlich wichtige Flüchtlingsmanagement allein befreit uns nicht von den künftigen Risiken. Es geht also primär nicht nur um den heftigen Streit darüber, ob eine Willkommenskultur die uns doch eigentlich sehr, sehr stolz machen darf - eher einer Ablehnungskultur weichen sollte, oder wo genau eine Art „pragmatischer Balance“ liegen könnte, die unseren berechtigten Interessen genügt und gleichzeitig mit unseren Werten im Einklang steht. Auch eine Beantwortung der Frage, wie denn der Schutz der Außengrenzen Europas sinnvoll zu schaffen ist und wie generell die Lasten der Migration fair auf alle europäischen Staaten verteilt werden können, hilft uns nur teilweise weiter. Die Gretchenfrage also, ob „wir das wirklich schaffen“, ist allenfalls von rhetorischer Bedeutung. Denn erstens ist ein „Nicht-Schaffen“ überhaupt keine Option, und zweitens sollten wir tunlichst zwischen primären und sekundären Wirkungen unterscheiden. Was ist damit gemeint? Flüchtlingslager Sanliurfa an der türkisch-syrischen Grenze mit syrischen Kriegsflüchtlingen aus Kobane (Foto: Orlok/Shutterstock.com) Schauen wir uns zunächst einige beliebig herausgegriffene Fakten an: Weltweit sind derzeit mehr als 60 Millionen ZU GLEICH 1/2016 7 Über den Tellerrand geschaut Zum einen etwa die vielen ungelösten und viel zu oft gewaltsam ausgetragenen Konflikte in den einschlägigen Regionen - wobei der arabische Raum keineswegs einen Einzelfall darstellt. Zum anderen die offenkundigen Folgen des Klimawandels, die das Leben in ohnehin schon benachteiligten Gebieten immer unerträglicher machen. Und schließlich der global unausgewogene demografische Wandel mit Geburtenraten, die in armen Regionen hoch und umgekehrt in reichen Ländern niedrig sind. Was das alles in der Summe auf lange Sicht bedeutet, lässt sich unschwer erahnen. Juni 2015: Die Flüchtlinge werden an Bord der Fregatte „Hessen“ geholt (Foto: Bundeswehr/A. Gottschalk) 8 Menschen auf der Flucht, aus unterschiedlichen Motiven, aber mit rapide steigender Tendenz. In Afrika etwa, dessen Bevölkerung sich in den nächsten drei Jahrzehnten absehbar verdoppeln wird, betrifft das heute bereits rund 15 Millionen. In Syrien hat im Zuge des blutigen Konflikts mehr als die Hälfte aller Bürger ihre lokale Heimat verlassen müssen. Im politisch ohnehin zerbrechlichen Libanon ist jetzt jeder vierte Einwohner ein Flüchtling aus dem Nachbarland. Und noch eine erschütternde Erkenntnis: In den vergangenen beiden Jahren sind über 7.000 Menschen auf der Flucht im Mittelmeer ertrunken - wie viele Zigtausende auf dem Landweg durch die Sahara ihr Leben lassen mussten, bevor sie ihr Zwischenziel der afrikanischen Küste erreichen konnten, können wir nur vermuten. Die Not, sei sie nun real oder gefühlt, könnte kaum drastischer beschrieben werden. Oder anders ausgedrückt: Für uns Europäer bedeuten Wegschauen, Abschotten oder Aussitzen keine echten Optionen. Der Migrationsdruck ist einfach zu hoch, und er wird sich immer wieder neue Ventile suchen. Es reicht heute nicht mehr hin, globale Risiken auf Distanz halten zu wollen. Das Motto „aus den Augen, aus dem Sinn“ trägt nicht mehr. Und mehr noch: Wenn wir nur auf die Symptome der Flüchtlingsbewegungen achten, kommen wir aus der Defensive nie heraus. Dann werden die Probleme, die uns derzeit zu Recht ZU GLEICH 1/2016 beunruhigen, zur never-ending-story. Um das in der Sprache der Artillerie auszudrücken: Abriegeln oder gar Sperrfeuer zur Lösung der Flüchtlingsfrage, das ist ein absurder und zugleich erfolgloser Ansatz. Wir müssen schon bedeutend tiefer bohren. Wir müssen nach den Ursachen fragen und vor allem gut überlegen, wie wir diesen begegnen können und wo Im Ergebnis liegt man gewiss nicht verkehrt, wenn man unkontrollierte und unkontrollierbare Migrationsbewegungen als eine der größten sicherheitspolitischen Herausforderungen im 21. Jahrhundert bezeichnet. Sie sind nicht zuletzt deshalb so schwierig, weil man sie nur mit international gemeinsamen Anstrengungen, mit einem breiten Ansatz unterschiedlichster Maßnahmen und mit einem sehr langen Atem einigermaßen beherrschen kann. Die dringend erforderlichen Antworten verlangen also das Bohren ganz dicker Bretter. Slowenien, Breznice - Oktober 2015: Als die Balkanroute im Wesentlichen noch offen war - Tausende Flüchtlinge auf dem Weg Richtung Deutschland (Foto: Janossy Gergely/Shutterstock.com) wir dabei auf Grenzen unseres eigenen Handlungsspielraums stoßen. Auf der Suche nach möglichen Wurzeln stößt man ja schnell auf Einleuchtendes: Aber klar ist auch: Je später wir damit beginnen, umso unerfüllbarer wird die Aufgabe. An dieser Stelle kommen wieder die bereits erwähnten zentralen Forderungen an eine moderne Sicherheitspolitik ins Spiel: Umfassend denken, vernetzt handeln und strategisch ausrichten. Die bisherigen Konzepte, die auf verzweifelte Schadensbegrenzung im Sinne kurzfristiger nationaler Interessen setzen, reichen in keiner Weise mehr hin. Jetzt brauchen wir ein gutes Fernlicht, und darüber hinaus ist das geboten, was jeder Artillerist als Erfolgsrezept kennt: Klotzen statt Kleckern und gemeinsames Anpacken mit Zu-Gleich. Man sieht also, wie wichtig nach wie vor die übergreifenden Weisheiten der deutschen Artillerie sind - und dies selbst auf fremden Teilen des sicherheitspolitischen Terrains. September 2015: Syrische Kriegsflüchtlinge signalisieren am Budapester Keti Bahnhof ihr Reiseziel - Deutschland (Foto: Istvan Czak/Shutterstock.com) Zum Autor: GenLt a.D. Dipl.-Kfm. Kersten Lahl (WBK) und zugleich Kommandeur der 1. Gebirgsdivision (GenMaj). * 6. Juli 1948 in Bielateal/Kreis Pirna, ev.luth., verh., 3 Töchter. Aufgewachsen in Gräfelfing bei München. Abitur 1967. 2001 - 2003 Befehlshaber Wehrbereich IV „Süddeutschland“ (Bayern und Baden-Württemberg) mit Dienstsitz in München. Danach zunächst Stellvertretender Befehlshaber und ab 2005 Befehlshaber des Streitkräfteunterstützungskommandos (SKUKdo), also des Führungskommandos der Streitkräftebasis in Köln-Wahn. Pensionierung als Soldat zu Ende Februar 2008. Militärische Laufbahn Diensteintritt 1967 als Jäger in Füssen. 1968 bis 1970 Offizierausbildung in Sonthofen, Idar-Oberstein und München. 1970 - 1972 Batterieoffizier in der 4./Gebirgsartilleriebataillon 235 in Bad Reichenhall. 1972 - 1973 Hörsaaloffizier an der Heeresoffizierschule III in München. Ab 1973 Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim, 1978 Abschluss mit Prädikat als Diplom-Kaufmann. 1979 - 1981 Batteriechef der 4. Batterie des Gebirgsfeldartilleriebataillons 81 in Kempten. 1981 - 1983 Generalstabslehrgang an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. 1983 - 1985 Referent für Planung im Führungsstab der Streitkräfte (FüS) . 1985 -1986 US-Generalstabsausbildung am Command and General Staff College in Fort Leavenworth, Kansas. 1986 - 1988 G3 im Stab der Panzergrenadierbrigade 31 in Oldenburg. 1988 -1989 Kommandeur Beobachtungsbataillon 113 in Delmen- Nach der Pensionierung als Befehlshaber SKUstgKdo (2007) horst. 1989 -1991 BMVg, Referent für die Konzeption der Bundeswehr im Führungsstab der Streitkräfte. 1991 - 1994 (Oberst) Adjutant und militärpolitischer Berater des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. 1994 bis 1996 Brigadekommandeur Panzerbrigade 34 (BrigGen). 1996 - 2000 Unterabteilungsleiter im BMVg für die Personalführung des militärischen Spitzenpersonals. 2000 bis 2001 Befehlshaber im Wehrbereichskommando VI Im Anschluss an seinen aktiven Dienst übernahm Lahl in Berlin im März 2008 den Posten des Präsidenten der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, der höchstrangigen ressortübergreifenden Weiterbildungseinrichtung Deutschlands auf dem Gebiet der Sicherheitspolitik, und übergab diesen turnusgemäß Ende August an Botschafter Heumann aus dem Auswärtigen Amt. Seither engagiert sich GenLt a.D. Lahl ehrenamtlich auf dem Gebiet der Sicherheitspolitik, so unter anderem als Vizepräsident der Gesellschaft für Sicherheitspolitik (GSP) und als Leiter des Forum München der Deutschen Atlantischen Gesellschaft. ZU GLEICH 1/2016 9 Historischer Rückblick Vergessener Held Der Mann, der den dritten Weltkrieg verhinderte SPIEGEL ONLINE, 21. April 2010 Atomraketen im Anflug: Im September 1983 erlebte Stanislav Petrow den Alptraum. Die sowjetische Frühwarnzentrale meldete den Start amerikanischer Raketen. Die Apokalypse? Oder nur ein Fehlalarm? Dem Oberst blieben Minuten, um die wohl wichtigste Entscheidung des 20. Jahrhunderts zu treffen. Von Benjamin Bidder „Der Himmel“, sagt Stanislaw Petrow, 70, Sohn eines sowjetischen Kampfpiloten, Oberst a. D. der Luftabwehrstreitkräfte, ein Weltenretter im Ruhestand, „der Himmel hält immer Überraschungen bereit.“ So wie damals, als der Himmel ihn zu täuschen versuchte, aber Petrow ihm auf die Schliche kam. Er hat sich nicht blenden lassen. 10 Es war 1983, der Kalte Krieg steuerte gerade auf seinen Höhepunkt zu. Die Sowjets hatten seit Mitte der siebziger Jahre mehr als 400 Raketen des Typs SS20 „Saber“ in Dienst gestellt, Spitzname: „Schrecken Europas“. Zwei Drittel der modernen Raketen waren auf Westeuropa ausgerichtet, auf Ziele wie London, Paris, Bonn. Jede Rakete verfügte über eine Sprengkraft von bis zu einer Megatonne, 50-mal mehr als die 1945 über dem japanischen Nagasaki abgeworfene Atombombe „Fat Man“. Im Frühjahr 1983 berechneten Ärzte aus ULM die Folgen eines Angriffs mit einer sowjetischen SS-20 auf ihre Stadt. Ihr Ergebnis: Im Bruchteil einer Sekunde würde über Ulm ein Feuerball von mehreren Hundert Metern Durchmesser entstehen. Die Innenstadt würde ausradiert, an der Stelle des gotischen Münsters ein Krater klaffen. Selbst im Umkreis von vier Kilometern Entfernung um die City würden Gebäude wie Kartenhäuser zusammenfallen. Die Bilanz einer einzigen Bombe: 123.000 Tote, 80.000 Schwerverletzte. MOSKAU rechnete jederzeit mit einem Atomangriff Der Westen reagierte auf die SS-20-Bedrohung seinerseits mit Aufrüstung und ließ in Europa Pershing-II-Raketen aufstellen: In Washington führte seit 1981 Ronald Reagan das Zepter, der 40. ZU GLEICH 1/2016 Wo Oberst Petrow arbeitete - davon hatte seine Familie keine Ahnung. Frau Raissa und die beiden Kinder stellten nie Fragen. Am 25. September 1983 verabschiedeten sie Petrow, um 20 Uhr begann seine Schicht in Serpuchow-15. Der Ort, rund 90 Kilometer südlich von Moskau, war auf keiner frei erhältlichen Landkarte verzeichnet, eine geschlossene Stadt, errichtet um einen Stützpunkt der Streitkräfte der Luftverteidigung. Hier befand sich die Zentrale des satellitengestützen Raketenwarnsystems „Oko“, hier diente Oberst Petrow. Der Feind soll früher sterben - das ist die Logik des Kalten Krieges Oberst a. D. Stanislaw Petrow bei der Verleihung des Deutschen Medienpreises 2011 in der Kongresshalle Baden-Baden (Foto: dpa /picture alliance ) Präsident der USA wollte die Sowjetunion - das „Reich des Bösen“ - in einem Wettrüsten in die Knie zwingen. Die Stimmung war aufgeheizt, MOSKAU rechnete jederzeit mit einem Überraschungsangriff der USA, Sowjetführer Juri Andropow war überzeugt, Amerika plane den Erstschlag. Noch als Chef des sowjetischen Geheimdiensts hatte er deswegen Operation „RJAN“ gestartet: Mitarbeiter der KGB-Residenturen spähten seit 1981 rund um die Uhr Regierungseinrichtungen in den Hauptstädten des Westens aus. Überstunden hochrangiger Beamter und nachts hell erleuchtete Bürofenster galten ebenso als Alarmzeichen wie ein erhöhtes Briefaufkommen bei der Post und massenhafte Einlagerung von Lebensmitteln. Es hätten Vorbereitungen für einen Angriff sein können. Obschon vom Rang Offizier, war Petrow selbst Zivilist, ein studierter Ingenieur. „Die Welt kann froh sein, dass ich in dieser Nacht das Kommando geführt habe - und kein dumpfer Militär“, sagt Petrow heute. Vielleicht hätte ein Militär anders entschieden, streng nach Vorschrift, vermutlich falsch. Petrow dagegen vertraute seinem Gefühl. Der Nutzen von Frühwarnsystemen wie „Oko“ war damals begrenzt. Dessen Satelliten können einen bevorstehenden Nuklearschlag zwar rund zehn Minuten früher melden als die klassische Radarüberwachung, doch ihn verhindern, die Raketen abfangen, das konnte „Oko“ nicht. Immerhin konnte man den vernichtenden Gegenschlag früher starten, als wenn man sich nur auf Radarüberwachung stützt, Dutzende Millionen Menschen auf der Seite des Feindes stürben dann wenige Minuten früher. In der Logik des Kalten Krieges ist das ein Fortschritt. Nachdem die Amerikaner als erste ein eigenes Frühwarnsystem in Betrieb ge- nommen hatten, arbeiteten die Sowjets fieberhaft daran, den Rückstand wettzumachen. Ab 1972 wuchsen in Serpuchow-15 die Antennen von „Oko“ in die Höhe, Petrow war von Anfang an dabei. Die Computerprogramme stammten von ihm, und auch das Handbuch zur Bedienung des neuen Systems. Für Petrow war es der Job, den er sich stets erträumt hatte. „Ich war so glücklich, als ich erfuhr, dass ich mit dem Kosmos zu tun haben würde.“ Sirenen künden vom Beginn der Apokalypse Doch an jenem 26. September verwandelte sich der Traum in einen Alptraum. Kurz vor Mitternacht jaulten die Sirenen, auf dem 30 Meter messenden Bildschirm vor Petrow leuchteten rote Buchstaben auf: START. Das System hatte den Abschuss einer Atomrakete von einer US-Basis registriert. Spionagesatellit Kosmos 1382, seit einem Jahr im All, meldete den Beginn der Apokalypse. 25 Minuten blieben bis zum Einschlag, irgendwo in Russland. Im Kontrollzentrum Serpuchow-15 richteten sich die Augenpaare von 200 Mitarbeitern auf Oberst Petrow. Dass ein Atomschlag stattfinden würde, schien damals nicht nur möglich, sondern sogar höchst wahrscheinlich. Russische Spione hatten kurz zuvor von einem geplanten Großmanöver der NATO erfahren. „Able Archer 83“ sollte Ende November starten - und einen Atomkrieg simulieren. Den nervösen Machthabern in Moskau galt dies als Beweis westlicher Angriffsvorhaben. Wie nervös die Finger am Abzug waren, zeigte der Abschuss eines südkoreanisches Passagierjets Anfang September. Wohl versehentlich war Korean Airlines Flug 007 in russischen Luftraum eingedrungen. Moskau fackelte nicht lang und gab den Kampfpiloten den Angriffsbefehl, 269 Menschen starben. Falscher Alarm oder totale Vernichtung? Petrow jedoch bewahrte Ruhe. Er erhob sich von seinem Pult. Jeder seiner Untergebenen sollte ihn sehen. Er konnte jetzt keine Panik gebrauchen, er brüllte: „Hinsetzen! Weiterarbeiten!“ Petrow dachte in diesem Moment weder an die Millionen möglicher Opfer eines Nuklearkonflikts noch an seine Familie, er dachte an Teelöffel: Niemand löffelt einen Wassereimer langsam mit einem Teelöffel aus, sagte er sich leise, niemals würden die USA einzelne Raketen auf die UdSSR feuern. Ein nuklearer Angriff würde mit der Vernichtungskraft von Hunderten Raketen gleichzeitig erfolgen, so hatte er es gelernt. „Nur: Sicher war ich mir in dem Moment natürlich nicht“, erinnert sich Petrow. 750 Millionen Toten und 340 Millionen Verwundeten. Dann rief er seinen Vorgesetzten an. „Es ist ein falscher Alarm“, rapportierte Petrow. Die Leitung knisterte. „Verstanden.“ Als Petrow auflegte, jaulten die Sirenen erneut: Kosmos 1382 meldete den zweiten Raketenstart und wenig später den Anflug drei weiterer Raketen. Die Systeme in Serpuchow-15 liefen einwandfrei, sie melden keine Fehler. Petrow misstraute den Riesenrechnern, die in 16 Schränken leise schnurrten, dennoch: „Wir sind klüger als die Computer. Wir haben sie geschaffen.“ Oberst Petrow hat seiner Frau Raissa nie erzählt von jener Nacht und den fünf Raketenphantomen, der Vorfall unterlag der Geheimhaltung. Erst 1998 enthüllte ihn Generaloberst Juri Wotinzew, damals Petrows Vorgesetzter, in einem Interview. Raissa aber starb schon 1997 an Krebs. Petrow wohnt jetzt in Frjasino, einem Vorort von Moskau. Er lebt zurückgezogen, einsam. Der alte Oberst hat einen Fetzen Firmament an die speckige Küchenwand gepinnt, er klebt gleich neben der alten Marienikone, eine Karte des Sternenhimmels. „Etwas ergreift mich noch immer“, sagt Petrow, schlohweißes Haar, buschige Brauen, „wenn ich in den Kosmos schaue.“ 750 Millionen Tote, 340 Millionen Verletzte - die Bilanz eines Atomkriegs Niemals war die Welt der atomaren Vernichtung näher als in dieser Nacht, sagt Bruce Blair, US-Abrüstungsexperte und heute Chef des World Security Institute. „Die oberste sowjetische Führung hätte, wenn sie über einen Angriff informiert worden wäre und da sie binnen Minuten einen Entschluss fällen musste, die Entscheidung für einen Vergeltungsangriff getroffen.“ Andropow, der damals bereits vom Krankenbett aus regierte, hätte wohl den „roten Knopf“ gedrückt - und damit einen tatsächlichen Nuklearschlag der Amerikaner provoziert. Der SPIEGEL berichtete 1983, was ein Atomkrieg für die Welt bedeuten würde: Rund 5000 Sprengköpfe würden über dichtbesiedelten Gebieten in Nordamerika, Europa und Asien niederregnen, 1124 Städte, praktisch alle Zentren mit mehr als 100.000 Einwohnern, würden ausgelöscht. Der Cambridge-Mediziner Hugh Middleton rechnete weltweit mit Doch dank Stanislaw Petrow kam es nicht dazu. Nach wenigen Minuten bestätigen die Radarsysteme seine Einschätzung. Es war ein Fehlalarm. Vermutlich täuschte ein von einer seltenen Wolkenformation reflektierter Sonnenstrahl das sowjetische Warnsystem, Satellit Kosmos 1382 deutete den Lichtblitz als Start einer Rakete. Tadel von der eigenen Führung, Ehrung vom Klassenfeind Petrow bekam damals für seine Heldentat keine Orden, sondern einen Tadel - weil er vergaß, seine Beobachtungen im Dienstbuch festzuhalten, während die Alarmsirenen schrillten. Die Ehrungen folgen erst später - vom einstigen Klassenfeind. Nach dem Bekanntwerden des Zwischenfalls sandten dankbare Westeuropäer und US-Bürger Fanpost ins Städtchen Frjasino. Eine Britin schickte ein Pfund Kaffee, ein Amerikaner einen Englischkurs - und Hollywoodstar Kevin Costner 500 Dollar. Petrow reiste nach New York, erhielt dort den „World Citizens Award“. „Der Mann, der die Welt rettete“ nannten ihn die Zeitungen aus Übersee, und „Stan the Man“. „Glauben Sie mir“, sagt Petrow, „ich bin kein Held. Ich habe nur meine Arbeit getan.“ So sieht er es. Alle anderen wissen: Er hat die Menschheit vor einem nuklearen Inferno bewahrt. ZU GLEICH 1/2016 11 Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung/ STF Joint Fire Support/ JFS Mit Entscheidung Inspekteur Heer war die Artillerieschule seit dem 4. September 2009 als Ausbildungseinrichtung STF/ JFS verantwortlich für die Aus- und Fortbildung sowie die Einsatzvorbereitung aller STF-Koordinierungselemente. Der Ausbildungsbereich Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung/ Indirektes Feuer (AusbBer STF/ IndirF) hat am 01.07.2015 alle Aufgaben der Artillerieschule übernommen. DEUTSCHLAND hat in IDAR-OBERSTEIN mit diesem AusbBer STF/ IndirF und seiner Zentralen Ausbildungseinrichtung (ZA) STF bereits eine spezialisierte Ausbildungseinrichtung realisiert. In Verbindung mit den ausgezeichneten Ausbildungs- und Übungsmöglichkeiten für Indirektes Feuer und Luftnahunterstützung durch Starr- und Drehflügler auf dem benachbarten Truppenübungsplatz BAUMHOLDER, strebt das Heer mittelfristig den weiteren Ausbau des AusbBer STF/ IndirF zu einem internationalen Ausbildungs- und Übungszentrum STF (MNAusbÜbZSTF) an. BEGRIFFSBESTIMMUNGEN STF/ JFS ist die streitkräftegemeinsame Fähigkeit zur gegenseitigen Feuerunterstützung für die taktische Ebene von Land-, Luft- und Seestreitkräften sowie Spezialkräften in allen Dimensionen des Einsatzraumes. STF/ JFS ist ausgerichtet auf die unmittelbare Feuerunterstützung von Operationen der taktischen Ebene und hat im Rahmen des Verbundes Aufklärung - Führung - Wirkung den koordinierten und reaktionsschnellen Einsatz des am besten geeigneten und im Einsatzraum verfügbaren nationalen/multinationalen Wirkmittels zum Ziel. Wirkungsforderungen wachsen von unten nach oben (bottom up) bis zu der Ebene auf, die eine Bekämpfungsentscheidung treffen darf, über Wirkmittel verfügt und diese zuweisen kann. STF nutzt hierfür die am besten geeigneten Kräfte und Mittel aus dem gesamt verfügbaren Wirkmittelspektrum. Daher muss STF ebenengerecht im bzw. mit dem JF-Prozess synchronisiert werden. Dies erfolgt ab Brigadeebene aufwärts. STF 12 STF/ JFS umfasst nationale und multinationale Aufklärungs- und Wirkmittel von: - Artillerie und Infanterie (Mörser), - Heeresfliegern,/ Kampfhubschrauber, - Luftstreitkräften, - Seestreitkräften/ Seeluftstreitkräften sowie - Kräfte und Mittel der Heeresaufklärungstruppe. Koordinierungselemente auf den jeweiligen taktischen Führungsebenen stimmen alle Erfordernisse untereinander ab. Dies sind unterhalb der Ebene LCC (JFSCC) - das Joint Fire Support Team (JFST) auf Einheitsebene, - das Joint Fire Support Coordination Team (JFSCT) auf Verbandsebene, - die Joint Fire Support Coordination Group (JFSCG) auf Brigade- und Divisionsebene. Ein JFST besteht aus einem Boden-Boden-Trupp sowie einem Luft-Boden-Trupp, auch Fliegerleittrupp genannt. Beide Trupps verfügen über jeweils einen FENNEK. Die Ausstattung der Fahrzeuge ist dabei unterschiedlich, da die Trupps verschiedene Aufgaben wahrnehmen. Der Boden-Boden-Trupp lenkt das Feuer der boden- und seegestützten indirekten Waffen und den Einsatz der Kampfhubschrauber im Verfahren Close Combat Attack (CCA). Der Luft-Boden-Trupp lenkt das Feuer von Dreh- und Starrflüglern im Rahmen des Close Air Support (CAS). Grundlagen: - BMVg Fü S - GenInsp - Konzeptionelle Grundvorstellungen „Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung“ (KGv STF) vom Oktober 2006 (Dv-online) - HA AbtLtr I „Vorläufige taktische Grundlagen Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung (STF) für Landoperationen“ vom April 2009 - C2-227/0-0-2080 „Führung der Artillerie“ , Kap. 7, I, vom Juni 2010 (Dv-online) ZU GLEICH 1/2016 Entwicklung der Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung (STF) im Rahmen des Framework Nations Concept (FNC) Major Claudia Bredow, Teamleiter Taktische Einsatzprüfung Amt für Heeresentwicklung III 2, KÖLN Einleitung/ Historie Das Framework Nations Concept (FNC) ist eine deutsche militärpolitische Initiative, die darauf abzielt, mit einer Rahmennation und sich freiwillig zusammenschließenden Staaten NATO-Planungsziele gemeinsam zu erreichen. Knappe Haushaltskassen lassen die im Rahmen des NATO Verteidigungsplanungsprozesses (Defence Planning Process) gestellten Anforderungen an die Mitgliedstaaten nur unzureichend mit Ressourcen hinterlegen und teilweise nicht erfüllen. Mit dem FNC-Prozess will DEUTSCHLAND beispielgebend aktiv die Fähigkeiten im Bündnis verbessern und damit seiner erwarteten Verantwortung und Rolle im Bündnis nachkommen. Basierend auf einem daraus resultierenden Gedankenpapier des NATO-Generalsekretärs wurden nachfolgend zunächst einzelne NATO-Planungsziele – Targets – genannt und inhaltlich durch das Bundesministerium für Verteidigung zu sogenannten Clustern zusammengefasst. In diesen Clustern können sich dann interessierte Nationen zusammenschließen, die entweder besondere Teilfähigkeiten in einer besonderen Ausprägung beistellen können oder aber bestimmte Fähigkeitslücken über Kooperationen mindern wollen. Während des Treffens der NATO-Verteidigungsminister Ende Februar letzten Jahres bezeichnete Frau Bundesverteidigungsministerin von der Leyen das FNC als ein wichtiges Produkt für den im Mai stattfindenden NATO-Gipfel 2014. Darüber hinaus stellte sie in Aussicht, bis zum Gipfel entsprechende Memoranda of Understanding abzuschließen und bereits am Rande des Folgetreffens der Verteidigungsminister im Juni 2014 eine erste Gruppe mit interessierten Nationen zu bilden. Und diese Absicht hat sie auch umgesetzt. Im September 2014 wurde während des Verteidigungsminister-Treffens in WALES ein Joint Letter der 10 FNC-Nationen BELGIEN, KROATIEN, TSCHECHIEN, DÄNEMARK, DEUTSCHLAND, UNGARN, LUXEMBURG, NIEDERLANDEN, NORWEGEN und POLEN gezeichnet. Mit diesem 10-Nationen-Brief wurde der NATO-Generalsekretär über den laufenden Prozess zur Umsetzung des FNC informiert. Zeichnung des Joint Letter während des Verteidigungsminister-Treffens in WALES im September 2014. (Quelle: KdoH Plg) Entwicklung in Deutschland Auch in DEUTSCHLAND wurden die bisher definierten Cluster national zur Prüfung hinsichtlich einer deutschen Beteiligung oder sogar der Übernahme der Verantwortung als Rahmennation an die Teilstreitkräfte gegeben. Eine Rahmennation definiert sich über ein breit angelegtes Fähigkeitsprofil, das kleineren, eher spezialisierten Nationen, die Integration ihrer Fähigkeiten erlaubt. Zentrale Rolle der Rahmennation ist die Koordination der Beiträge der Mitgliedsnationen eines Clusters zu Gunsten der Erfüllung von Fähigkeitszielen im Rahmen des NATO-Verteidigungsplanungsprozesses. Nach eingehender Prüfung meldete das deutsche Heer neben den Beiträgen der anderen Teilstreitkräfte im Februar 2014 so die Bereitschaft zur Übernahme der Verantwortung als Rahmennation für das Cluster Joint Fire Support in der sogenannten „Priority Shortfall Area“ Joint Fires. Es ist derzeit der einzige Beitrag des Heeres zum FNC und wurde durch das Bundes- ministerium der Verteidigung gebilligt und angemeldet. Ausschlaggebend für diese Entscheidung waren der fortgeschrittene konzeptionelle Stand der „Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung (STF)“ in DEUTSCHLAND, Art und Umfang der Umsetzung der konzeptionellen Vorgaben in Ausbildung und Übung sowie die Relevanz dieser Fähigkeit im Bündnis. So erfährt die deutsche Konzeption der STF, oder besser „Joint Fire Support (JFS)“, international im Bündnis hohe Akzeptanz. Sie dient als eine der Grundlagen der derzeit in der letzten Phase der Ratifizierung befindlichen AArty-P 5 (Doctrine Indirect Fire) der NATO und damit der Standardisierung. Hinsichtlich der Lage im Bereich der Ausbildung ist zunächst festzustellen, dass vier wesentliche Rahmenbedingungen sowohl national als auch international die Ausbildung STF/ JFS beeinflussen. Die Einsatzorientierung, die Komplexität und der „Joint & Com- bined“- Charakter dieser Fähigkeit erfordern die Umsetzung von STF/ JFS bereits im Grundbetrieb. Ziel ist es, die geeignetsten, verfügbaren nationalen und multinationalen luftgestützten oder bodengebundenen Wirkmittel für die taktische Ebene koordiniert und zeitgerecht zur Feuerunterstützung bereitzustellen. So ist die Betriebssprache STF/ JFS naturgemäß Englisch und es kommen ausschließlich NATO-Verfahren zum Einsatz. Die Ressourcenknappheit hinsichtlich strukturell abgebildeter Wirkmittel, die kostenintensive Nutzung luftgestützter Plattformen und der Einsatz von Präzisionsmunition machen eine besondere Koordination und teilweise Zentralisierung notwendig. Und nicht zuletzt bestimmt die teilstreitkraft- und truppengattungsübergreifende Abbildung die Ausbildungslandschaft STF/ JFS. Aus dieser Perspektive kommt der Ausbildungseinrichtung STF/ IndirF in DEUTSCHLAND eine besondere Bedeutung zu. Im Gegensatz zu anderen europäischen Bündnispartnern verfügt STF 14 NLD-BEL-DEU Expertengespräche in IDAR-OBERSTEIN im Februar 2015 Quelle: AusbBerSTF/ IndirF ZU GLEICH 1/2016 DEUTSCHLAND bereits heute über eine Einrichtung, die den o. g. Herausforderungen gerecht werden kann. Der Ausbildungsraum IDAR-OBERSTEIN/ BAUMHOLDER bietet herausragende, in dieser Dichte und Qualität in anderen Nationen nicht vorhandene Möglichkeiten. So ist auf dem Truppenübungsplatz BAUMHOLDER der nahezu uneingeschränkte Einsatz von luftgestützten und bodengebundenen Wirkmitteln möglich. Die Ausnahme bildet nur der Einsatz der Präzisionsrakete GMLRS Unitary aus dem Raketenwerfer MARS lig im deutschen Heer. Hier ist die mit der Luftwaffe und der Marine gemeinsame „Ausbildung und Übung in einer Hand“ keine leere Worthülse mehr. Dafür ist das Heer mit der Wahrnehmung der Pilotaufgabe STF für die gesamten Streitkräfte beauftragt. Das heißt, Teilstreitkräfte-übergreifende Verantwortung für die Entwicklung und Umsetzung STF in allen Planungskategorien, eingebettet in ein multinationales Umfeld. Damit sind alle Grundlagen zur Übernahme der Verantwortung als Rah- NLD-BEL-DEU Expertengespräche in IDAR-OBERSTEIN im Februar 2015 Quelle: AusbBerSTF/ IndirF II, die aus schießsicherheitsrelevanten Gründen derzeit nicht in DEUTSCHLAND verschossen werden darf. Bereits heute existiert im Ausbildungsbereich STF/ IndirF in IDAR-OBERSTEIN eine auch für das Heer bisher kaum erreichte Simulationslandschaft bzw. -verknüpfung. So können simulationsgestützte Individualausbildung und Verfahrenstraining mit dem scharfen Schuss kombiniert werden. Eine teilstreitkraft-übergreifende, auch strukturell hinterlegte Abbildung der Teilfähigkeiten STF/ JFS ist wohl einma- mennation in diesem in hohem Maße einsatzrelevanten Cluster gegeben. Aktueller Sachstand Vor diesem Hintergrund ist es das erklärte Ziel DEUTSCHLANDS, die Zielerreichung für die Mitgliedsstaaten im Cluster Joint Fires maßgeblich über eine Verbesserung der Ausbildungskooperation zu erreichen. Schwerpunkt ist die Verbesserung der Ausbildung und InÜbung-Haltung auf Individual- und Teamebene bis hin zur Joint Fire Support Coordination Group (JFSCG), verbunden mit einer gesteuerten Übungskoor- dination und eines entsprechenden Ressourcen-Sharings. Dies soll über die Bereitstellung einer Multinationalen Ausbildungs- und Übungseinrichtung JFS (MNAusbÜbEinrJFS) in DEUTSCHLAND am Ausbildungsbereich STF/ IndirF in IDAR-OBERSTEIN erreicht werden. Das Leitmotiv dafür lautet „Kooperation durch Integration“ und nicht „Kooperation durch Assimilation“. Das heißt, dass der Ausrichtung STF/ JFS folgend, nicht eine Fähigkeit oder Ausbildung gegen Bezahlung bereitgestellt wird, sondern dort wo machbar und gewollt, eine „tiefe“ Integration, z. B. durch die Gestellung von Ausbildern, Wirkmitteln, Einsatzerfahrung und Zusammenwirken auf konzeptioneller Ebene, erfolgt. Unterstützt wird dieser Ansatz durch die im Januar dieses Jahres erfolgte Zeichnung des Memorandum of Agreement „Joint Fires Observer“ (JFO) durch DEUTSCHLAND. Damit ist DEUTSCHLAND Mitglied im sogenannten Joint Fire Support Executive Steering Committee, welches als Gremium maßgeblich die Rahmenbedingungen für STF/ JFS im Koalitionsrahmen bestimmt. Und DEUTSCHLAND ist damit, nach einer entsprechenden Zertifizierung der Ausbildungseinrichtung, dazu berechtigt, JFO mit international anerkannter Zertifizierung auszubilden. Ohne näher auf die Detailqualifikationen eines JFO einzugehen, ist dieser in den Teilfähigkeiten STF/ JFS breit ausgebildet, verfügt jedoch nicht über die Qualifikation, um z. B. den Einsatz eines luftgestützten Wirkmittels über eine entsprechende „Weapon Release Authority“ (Freigabeentscheidung) auszulösen. Er kann allerdings z. B. in Zusammenarbeit mit einem ausgebildeten und qualifizierten „Joint Terminal Attack Controller“ (Fliegerleitoffizier, ehem. Forward Air Controler) den Beobachtungs- und Wirkbereich eines Joint Fire Support Teams (JFST) wesentlich vergrößern. Bezogen auf den JFO haben die US-Streitkräfte ihre Kooperation im Aufbau einer akkreditierten JFO-Ausbildungseinrichtung am Ausbildungsbereich STF/ IndirF in IDAR-OBERSTEIN angezeigt. Ein erster rein nationaler Pilotlehrgang wurde bereits im Oktober 2015 erfolgreich durchgeführt. Weitere Schritte ZU GLEICH 1/2016 STF 15 sind die Durchführung eines, durch die US Air Ground Operation School begleiteten Lehrgangs und abschließend der Akkreditierungslehrgang durch die Joint Fire Support Executive Steering Committee (JFS ESC) zu Beginn des 2. Halbjahres 2016. Dieses wird durch den US Joint Staff J-6 DD C5I, Chief, Joint Fires Division (JFD) geführt. Insgesamt hatten in einem ersten Schritt die NIEDERLANDE, BELGIEN, TSCHECHIEN, UNGARN, POLEN und KROATIEN im Rahmen des FNC weiterführendes Interesse bekundet. Außerhalb der NATO zeigen ebenfalls ÖSTERREICH und die SCHWEIZ Interesse an einer intensivierten Ausbildungskooperation, wobei insbesondere mit ÖSTERREICH bereits richtungsweisende Kooperationsprojekte existieren. STF 16 Die ersten sogenannten Expertengespräche wurden seit November 2014 mit der TSCHECHISCHEN REPUBLIK, UNGARN, den NIEDERLANDEN und BELGIEN am Ausbildungsbereich STF/ IndirF unter Leitung des Kommandos Heer und fachlicher Federführung Amt für Heeresentwicklung durchgeführt. Die Gespräche mit POLEN erfolgten im April 2016, mit KROATIEN, SLOWENIEN und FINNLAND im Juni 2016 und mit UNGARN werden im Juli bereits die Folgegespräche geführt. Darüber hinaus haben mittlerweile zusätzlich FRANKREICH, NORWEGEN, RUMÄNIEN, LITAUEN, LETTLAND und ESTLAND so konkretes Interesse angezeigt, dass hier ebenfalls Expertengespräche im 2. Halbjahr 2016 stattfinden werden. Die Expertengespräche dienen dazu, zunächst das grundsätzliche Interesse der Clusternationen zu ermitteln. Erst in einem zweiten Schritt, nach erfolgter nationaler Billigung des grundsätzlichen Vorgehens, sollen dann detaillierte Kooperationsinhalte festgelegt werden. Die bisherigen Ergebnisse lassen Optimismus zu. Als Schnittmenge aller Gespräche sind folgende Kooperationsfelder von besonderem Interesse: • Die Teilnahme an der deutsch-niederländischen Abschlussübung ZU GLEICH 1/2016 GRIFFIN STRIKE; zunächst im Beobachterstatus, • die Teilnahme an der Ausbildung der STF/ JFS-Koordinierungselemente auf Teamebene, abgestützt auf die vorhandene Simulationslandschaft, • die gemeinsame Einrichtung eines STF/ JFS-Übungskalenders, • der Austausch von Ausbildern bis hin zur dauerhaften Stationierung in DEUTSCHLAND, • die Teilhabe an einem auch national aufzustellenden Joint Terminal Attack Controller Competence Centre (JTACCC) ab 2017 sowie • die gemeinsame konzeptionelle Weiterentwicklung. Mit FRANKREICH konnte bereits eine Teilnahme an einem ersten multinationalen JFST-Lehrgang mit einem Geschützzug und Teilen eines Feuerunterstützungszuges für 2016 vereinbart werden.Von besonderem Vorteil ist das vormals bereits genannte deutsche Leitmotiv für Kooperation durch Integration. Ziele und Aussichten der STF im FNC Die Realisierung des Clusters STF/ JFS in DEUTSCHLAND ist nun mit Nachdruck zu fördern. Insbesondere die Einrichtung einer multinationalen (europäischen) Ausbildungs- und Übungseinrichtung STF/ JFS ist erklärtes Ziel und wurde im Beitrag Heer zur Mittelfristigen Zielsetzung 2016 im Zwischenziel 2 abgebildet. Ein erster Schritt wäre die Einrichtung eines Joint Terminal Attack Controler Competence Centers (JTACCC) als zentrales Element zur Ausbildung, InÜbung-Haltung, Überwachung, Koordinierung und Weiterentwicklung der Joint Terminal Attack Controler (JTAC/ Fliegerleitoffiziere) in den deutschen und bei entsprechendem Interesse auch internationalen Streitkräften. Dieses, zu Beginn durch die die Luftwaffe bemannte Element, würde gleichzeitig mit der Zentralen Ausbildungseinrichtung STF den Nukleus für die spätere MNAusbÜbEinrJFS bilden und soll noch in diesem Jahr mit ersten Teilen aufwachsen. Eine besonders gute Möglichkeit für das Einbringen eines deutschen Beitrages in eine multinationale und im Bündnis hoch priorisierte Fähigkeit, bei einem vergleichbar geringen Preisschild. In einem zweiten Schritt wird dann durch die Beschaffung eines NATO-zertifizierten Ausbildungssimulators für die JFST und JTAC im Jahr 2016 die Bandbreite der Ausbildungsmöglichkeiten nochmals erhöht und Voraussetzungen für die weitere Kooperationen geschaffen. Das Interesse von Nationen außerhalb des FNC, wie z. B. ÖSTERREICH, ITALIEN und der SCHWEIZ, unterstreichen die Zweckmäßigkeit des bisherigen Vorgehens. Dies spricht für eine Ausweitung des FNC auch auf Partnership-for-Peace-Nationen der NATO. Eine MNAusbÜbEinrJFS fasst Aufklärungs- und Wirkmittel, Ressourcen und Fähigkeiten an einem Ort zusammen. Nur so können unter den vorherrschenden finanziellen Bedingungen gemeinsam die Voraussetzungen geschaffen werden, die erforderlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten für die Ausbildung im Bereich STF/ JFS langfristig in der erforderlichen Breite und Tiefe aufzubauen und zu erhalten. Theorie, Simulation, praktische Ausbildung bis hin zum scharfen Schuss, orientiert an NATO-Verfahren, sind der Schlüssel für eine multinationale Ausbildungseinrichtung. Mit einer MNAusbÜbEinrJFS würde DEUTSCHLAND konsequent seiner Rolle im Cluster Joint Fires des FNC gegenüber den kooperationsbereiten europäischen Nationen gerecht werden. Soldatenhilfswerk der Bundeswehr e.V. Not lindern, Hoffnung geben: Über 58 Jahre Soldatenhilfswerk der Bundeswehr e.V. Kameradschaft ist ein Kernelement der Inneren Führung in der Bundeswehr. Das Soldatenhilfswerk der Bundeswehr e.V. (SHWBw) geht mit bestem Beispiel voran und mit ihm seine Spender. Die Aufgabe des Soldatenhilfswerks, Soldaten und ihren Familien die Hand in unverschuldeten Notlagen zu reichen, ist heute so aktuell wie zum Zeitpunkt seiner Gründung am 18. Oktober 1957. Als Selbsthilfeorganisation aller Soldaten/ Soldatinnen der Bundeswehr hilft das SHWBw rasch und zielgerichtet dort, wo staatliche oder versicherungsrechtliche Unterstützung noch nicht, nicht mehr oder auch gar nicht greift. „Einsatzgebiet“ des SHWBw ist die schnelle und unbürokratische finanzielle Hilfe bei Behinderungen, schweren Krankheiten, Unfällen, Unglücken, Todesfällen und anderen Schicksalsschlägen sowie bei im Einsatz verletzten, geschädigten und gefallenen Soldaten/Soldatinnen. Hierbei ist es unerheblich, ob die Ursache im oder außerhalb des Dienstes, im Einsatz oder gar im häuslichen Bereich zu finden ist. Auch Ihre Spende hilft nach dem Motto: „Kameradschaft macht stark“ Soldatenhilfswerk der Bundeswehr e.V. Postfach 1328, 53003 Bonn Telefon: 0228 1214939 Fax: 0228 1244940 E-mail: [email protected] www.Soldatenhilfswerk.org Bankverbindung: Postbank Köln IBAN: DE67 3701 0050 0001 3055 03 BIC: PBNKDEFF Hilfe zur Selbsthilfe ist das Leitbild des Soldatenhilfswerks. Gerade angesichts der Herausforderungen an die Bundeswehr als Armee im Einsatz bleibt trotz mancher Verbesserung der sozialen Fürsorgeleistungen des Dienstherrn die unbürokratische und rasche finanzielle Soforthilfe unverzichtbar; denn wer schnell hilft, hilft doppelt. STF 17 Das Soldatenhilfswerk der Bundeswehr e.V. als mildtätiger Verein finanziert seine Leistungen im Wesentlichen aus Spenden. Es erhebt keine Mitgliedsbeiträge und erhält keine staatlichen oder anderweitigen Zuschüsse. So sind Phantasie, Kreativität und persönlichem Einsatz der Spendensammler keine Grenzen gesetzt. Ihr Erlös hilft alljährlich hunderten Soldaten/Soldatinnen und/oder deren Familien, die unverschuldet in Not geraten sind. Schnelle, kompetente und unbürokratische Hilfe in unverschuldeten Notlagen ist so zum Markenzeichen der Organisation geworden. Seit seiner Gründung im Jahr 1957 hat das Soldatenhilfswerk in über 35.000 Fällen mit einem Betrag von über 27 Millionen Euro Kameradschaftshilfe geleistet. Dabei hilft jede Ihrer Spenden! Die vier verschränkten Hände im Logo des SHWBw stehen für die Idee des kameradschaftlichen Zusammenhalts und für die helfende Hand, die dem unverschuldet in Not Geratenen gereicht wird. ZU GLEICH 1/2016 Fachtagung „Führungskreis Artillerie“ 2016 Hauptmann Marco Kreutzer Amt für Heeresentwicklung, III 2, KÖLN Am 12. und 13. April 2016 führte die Gruppe III 2 STF/ Indirektes Feuer des Amtes für Heeresentwicklung zum dritten Mal die Fachtagung der Truppengattung, den „Führungskreis Artillerie“, im Tagungszentrum der Luftwaffenkaserne Wahn in KÖLN durch. Insgesamt folgten knapp 50 Teilnehmer aus allen Führungsebenen des Heeres und den einschlägigen Referaten des Ministeriums der Einladung des Gruppenleiters STF/ IndirF, Herrn Oberst Dietmar Felber, nach KÖLN in die Luftwaffenkaserne Wahn. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die Kommandeure der Artillerietruppe mit den Artilleriebataillonen 131 und 295 sowie den Artillerielehrbataillonen 325 und 345. STF Neben dem General der Artillerietruppe und Leiter des Ausbildungsbereichs STF/ IndirF, Herrn Oberst Koolman, nahmen rund 45 Stabsoffiziere und Offiziere aus dem Kommando Heer (KdoH), dem Planungsamt der Bundeswehr (PlgABw), dem Einsatzführungskommando (EinsFüKdo), dem Ausbildungskommando (AusbKdo) und den Ausbildungseinrichtungen Führungsakademie der Bundeswehr (FüAkBw), Offizierschule des Heeres (OSH) sowie dem Ausbildungsbereich Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung (AusbBer STF/ IndirF) aus IDAR-OBERSTEIN, Vertreter aller Divisionen sowie Repräsentanten aus unseren Schwesterabteilungen I, III und V unseres Amtes einschließlich unserer Verbindungsstabsoffiziere aus FRANKREICH, KOREA und den NIEDERLANDEN, teil. Gruppenphoto mit allen Teilnehmern 18 ZU GLEICH 1/2016 Den Preis für die weiteste Anreise zur Fachtagung hätte unser ArtVerbOffz aus DRAGUIGNAN in FRANKREICH gewonnen, der der Fachtagung gemeinsam mit dem XO RNLA (Royal Netherlands Army) Fire Support Command aus T`HARDE in den NIEDERLANDEN beiwohnte. Mehr nationale und multinationale Fachkompetenz, Erfahrung und Zuständigkeiten für die Artillerietruppe für eine Fachtagung zu gewinnen, ist kaum möglich. Ziel der Fachtagung GrpLtr III 2 verfolgte mit der Fachtagung „Führungskreis Artillerie“ die Absicht, allen Beteiligten ein einheitliches Lagebild zur Truppengattung Artillerie und zur Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung zur Verfü- pe vortrugen. Deren Lagedarstellung wurde durch die Vorträge der Joint Fire Support Coordination Groups der Divisionen ergänzt. Inhaltlich wurden die Herausforderungen der Verbände in allen Führungsgrundgebieten dargestellt. Der aufgezeigte Handlungsbedarf konnte somit durch die Ämter, die Kommandobehörden und die Ausbildungseinrichtungen teilweise unmittelbar vor Ort abgestellt werden. Darüber hinausgehender Handlungsbedarf wurde im Rahmen einer „Action-List“ aufgenommen und wird im Rahmen der Nachbereitung der Fachtagung dort, wo möglich, zeitnah abgearbeitet. AbtLtr AHEntwg III,GrpLtr AHEntwg III 2, General der Artillerie gung zu stellen, aktuelle Handlungsfelder in den für die Artilleriebataillone relevanten Bereichen zu identifizieren und über alle Führungsebenen hinweg im Detail zu betrachten. Dabei konnten die mannigfaltigen Arbeitsbeziehungen zu allen militärischen Bereichen und über alle Hierarchien hinweg direkt und unmittelbar in der Fachtagung genutzt werden. Aktuelle Themenfelder Nach der Begrüßung durch den Abteilungsleiter III, Herrn Oberst i. G. Pohl, und den einführenden Worten des Gruppenleiters III 2, galt die volle Aufmerksamkeit zunächst der aktuellen konzeptionellen Lage und den Entwicklungen in den multinationalen Ausbildungs- und Rüstungskooperationen - hier mit besonderem Augenmerk auf die Kooperationen mit FRANKREICH und den NIEDERLANDEN. Die Lage bei den Rüstungsprojekten und -produkten zeigte deutlich die Herausforderungen der aktuellen Materiallage auf, mit denen die Artillerietruppe und auch die Infanterie für den Bereich der STF zu kämpfen haben. Die Darstellung der aktuellen Lehrgangslandschaft im AusbBer STF/ IndirF, die Weiterentwicklung der Führungsfähigkeit mit dem Führungs- und Waffen-Einsatz-System Daten-Lage-Einsatz-Rechnerverbund (FüWES ADLER III) und der Schnittstelle Artillery Systems Cooperation Activities (ASCA), Fragen zur Soll-Organisation sowie der aktuelle Sachstand zur Multina- Fazit tionalen Ausbildungs- und Übungseinrichtung STF vervollständigten das Bild. Dabei waren die künftige Gestellung der Very High Joint Readiness Task Force (VJTF) und die Fokusverschiebung zur Landes- als Bündnisverteidigung Themen, die sich durch alle Vorträge wie ein roter Faden zogen. Nach einem anstrengenden ersten Tag klang der Abend in gemütlicher Insgesamt wurde die Fachtagung „Führungskreis Artillerie“ des Amtes für Heeresentwicklung durch alle Teilnehmer äußerst positiv auf- und wahrgenommen. Durch die inhaltlich zielführenden Vorträge und sehr offenen Gespräche und Diskussionen konnten die Ziele der Fachtagung in vollem Umfang erreicht sowie der Zusammenhalt und die Kameradschaft der Artilleristen vertieft werden. STF 19 Blick ins Plenum Atmosphäre bei einem gemeinsamen Abendessen nach „brasilianischer Art“ aus. Die nächste Fachtagung „Führungskreis Artillerie“ ist für das erste Quartal 2017 geplant. Am zweiten Tag richtete sich der Blick der Veranstaltung auf die im Fokus stehenden Artillerieverbände, die zur aktuellen Lage aus dem Bereich der Trup- ZU GLEICH 1/2016 Back to the roots Ausbildung der STF-Koordinierungselemente in der klassischen Operationsart Verzögerung Oberstleutnant Joachim Schwarz, Leiter Zentrale Ausbildungseinrichtung STF, IDAR-OBERSTEIN Alte Männer wissen schon. Dieser weise Spruch war in den letzten Jahren etwas außer Mode gekommen, hatte doch die Einsatzrealität insbesondere in AFGHANISTAN das klassische Erfahrungsspektrum zwischen Führern und Geführten umgekehrt. Junge Offiziere und Unteroffiziere verfügten über Erfahrungen, die ältere Soldaten nie gemacht hatten, „Operationen“ genannten Einsätze mit Kräften bis zu Kompaniestärke bestimmten das taktische Bild. Abweichungen in Rich- STF tung des konventionellen Gefechts verbundener Kräfte mit seinen besonderen Erfordernissen wurden vielfach als „rückwärtsgerichtet“ oder gar „old school“ abgetan. Vor Jahren bekam ich selbst die Frage gestellt, ob ich den Paradigmenwechsel hin zur Stabilisierungsoperation nicht verstanden hätte. Meine Begeisterung hielt sich damals in Grenzen. Doch dann kam die Annexion der Krim durch RUSSLAND und das Vorgehen gegen ukrainische Kräfte im Donbass seit Kräfte ROT im Simulator 20 ZU GLEICH 1/2016 dem Jahr 2014. Die NATO, nach eigenem Bekunden überrascht durch die russische Operation, konnte nicht schnell genug auf die Bedrohung reagieren. In der Folge gewannen angesichts möglicher Szenarien die klassischen Operationsarten Angriff, Verzögerung und Verteidigung wieder mehr an Bedeutung. Der Inspekteur des Heeres legte folgerichtig als Vorgabe fest, dass diese klassischen Operationen verbundener Kräfte wieder primär und die Stabilisierungsoperation nur noch für den Kenntniserhalt auszubilden seien. Luftraumordnung Prinzipskizze Es ergab sich für Zentrale Ausbildungseinrichtung Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung (ZASTF) das Dilemma, dass die gesamte bisherige Ausbildung der Joint Fire Suppport Coordination Teams (JFSCT) und Joint Fire Support Teams (JFST) – weil aus der Erfordernis der Einsatzvorbereitung erwachsen - auf dem AFGHANISTAN-Szenario beruhte und darauf optimiert war. Der sich aus der veränderten Schwerpunktsetzung des Inspekteurs des Heeres mit Hinwendung zum „Handwerk“ ergebende Handlungsbedarf für die Ausbildung der Koordinierungselemente STF war erheblich. Für alle Ebenen von der Joint Fire Support Coordination Group (JFSCG) über das JFSCT bis zum JFST war die Ausbildung grundlegend zu überarbeiten. Zwar blieb der Kernauftrag für alle Elemente der Gleiche, die taktische Lage, die Befehlsgebung und die Ausbildungsdetailplanungen waren jedoch für die neue Marschrichtung nicht mehr verwendbar und mussten von Grund auf neu erstellt werden. Der wesentliche Unterschied zwischen den bisherigen, stabilisierungsdominierten Lagen und dem Neuansatz war das Kräftedispositiv ROT und der weitest gehende Wegfall von Einsatzregeln (Rules of engagement/ ROE). Sah sich z. B. ein JFST bisher Gruppen oder Zügen von Aufständischen auf vergleichsweise kleinem Raum gegenüber, so muss jetzt dem JFST verdeutlicht werden, dass beispielsweise die Feuerunterstützung einer Kompanie in der Verzögerung auf einer Breite von über drei Kilometern bei zu erwartendem Feind in mindestens Bataillonsstärke, also dreifacher Überlegenheit, erfolgen muss. Gesagt, getan. Als Rahmenlage wurde die Lage OBSIDIA herangezogen, um auf allen Führungsebenen über einen schlüssigen Lageaufbau zu verfügen. Zwar war OBSIDIA ursprünglich mit Schwerpunkt auf die Stabilisierungsoperation ausgerichtet, wurde aber so überarbeitet, dass ein Gefecht hoher Intensität abgebildet werden kann. Da für alle Ebenen der STF-Koordinierungselemente die entsprechenden Führungsunterlagen zu erstellen waren, wurde als oberstes zu betrachtendes STF-Koordinierungselement die JFSCG einer Brigade festgelegt. Es galt also, Lagen und Befehle von der Divisions- bis zur Kompanieebene einschließlich der Befehle im laufenden Gefecht für eine Verzögerungsoperation schlüssig herunter zu deklinieren. (FNAKI lässt grüßen!/ Befehlsschema) F N A K I Feind Nachbarn Absicht Kampfaufträge Ich befinde mich bei... Diese Aufgabe übernahm ein Heeresstabsoffizier der ZASTF, der gleichzeitig ausgebildeter Taktik- und Logistiklehrer ist. Im Ergebnis wurden alle Unterlagen aus einer sich fortschreibenden Verzögerungslage erstellt und mit dem JFSCT-/ JFST-Lehrgang 02/2015 erstmalig zur Anwendung gebracht. Dieselbe Ausbildungslage wird quasi als Nebeneffekt beim Pilotlehrgang JFSCG im April 2016 erstmalig für die Großverbandsebene erprobt. Aber es tauchten bei der Bearbeitung der Lage noch wesentliche Probleme auf, die Kopfzerbrechen bereiteten. Bisher war die ZASTF in den ISAF-nahen Lagen davon ausgegangen, dass unsere Operationen unter Luftherrschaft ablaufen würden und Luftnahunterstützung (Close Air Support/ CAS) fast frei von Bedrohung durch feindliche Flugabwehr durchgeführt werden könne. Nun aber war zunächst die Unter- ZU GLEICH 1/2016 STF 21 FENNEK beim scharfen Schießen JOINT IMPACT STF 22 drückung der feindlichen Flugabwehr (Suppression of Enemy Air Defence/ SEAD) sowie die eigene Flugabwehr (Short Range Air Defense/ SHORAD) samt ihrer Auswirkung auf den Einsatz eigener luftgestützter Wirkmittel im Schwerpunkt zu betrachten, um das Konzept STF vollumfänglich zur Wirkung bringen zu können. Besondere Bedeutung kommt diesem Thema in der Planung und Vorbereitung einer Operation zu, besonders im Themenkomplex Luftraumordnung/ Luftraumkoordinierung (LRO/ LRK). Zeitgerecht vor Lehrgangsbeginn im Februar 2016 wurden die erforderlichen Dokumente fertiggestellt. Die taktische Lage musste nun noch für die Phase der Ausbildung im Simulator als Szenario umgesetzt werden. Hier gelang es, zunächst ein mechanisiertes Bataillon der gegnerischen Kräfte samt Unterstützungskräften im System VBS3 einzubinden. Folgerichtig sahen sich die Lehrgangsteilnehmer im Simulator plötzlich einer Vielzahl von Feindkräftegruppierungen wie angreifenden Panzerkompanien, Schützenpanzern, Gefechtsaufklärungstrupps und Flugabwehrkräften ROT gegenüber. Insgesamt gelang es so, ein ZU GLEICH 1/2016 realistisches Bild der Herausforderungen für JFSTs des Heeres abzubilden. Für die Zukunft wird die Feindlagedarstellung erweitert, so dass mehrere JFST zeitgleich im Simulator übern können. Auch in der Geländeausbildung und bei den Scharfschießen wurde auf die neue Lage „aufgesetzt“, der Anteil der STF-Koordinierungselemente am Führungsprozess auf Großverbands-, Verbands- und Kompanieebene stand dabei stets im Vordergrund. Für die Scharfschießphase wird für zukünftige Lehrgänge ein Konzept erstellt, dass allen Sicherheitsauflagen eines „Joint“-Schießens Rechnung trägt und dennoch einen taktisch richtigen Einsatz der JFST ermöglicht. Insgesamt lässt sich sagen, dass die „großen“ Lagen ein wesentlich komplexeres Gefechtsbild ermöglichen und damit mindestens ebenso hohe Anforderungen an die Lehrgangsteilnehmer entstehen wie im Falle der bisherigen, an Stabilisierungsoperationen ausgerichteten, Szenarien. Es ist aber auch festzustellen, dass Lehrgangsteilnehmern das Vorstellungsvermögen für die „großen Lagen“ fehlt, da in der Truppe nicht mehr in dem Umfang Bilder ver- mittelt werden, wie dies noch in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts normal war. Ebenfalls bleibt festzustellen, dass die einheitliche taktische Ausbildung der Heeresoffiziere unverzichtbar bleibt, um als Grundlage für das Gesamtverständnis komplexer taktischer Lagen dienen zu können. Für die Zukunft werden bei der ZASTF die taktischen Grundlagen weiter verfeinert und Detailmängel behoben, so dass künftig auf Basis einer soliden Lage ausgebildet werden kann. Es gilt, Erfahrungen aus den Lehrgängen einzuarbeiten und so zu verknüpfen, dass dem Lehrgangsteilnehmer realitätsnahe Bilder gestellt werden können. Aktuelle Lagebezüge wie der deutsche Beitrag zur Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) oder andere aktuelle, reale Einsatzszenarien werden dabei als Katalysatoren für die weitere Ausbildungsentwicklung genutzt, um somit dem eigenen Anspruch einer Ausbildung „tailored to customer“ gerecht BOLD QUEST Fähigkeiten und Interoperabilität auf dem Prüfstand Major Claudia Bredow, Teamleiter Taktische Einsatzprüfung, Amt für Heeresentwicklung III 2, KÖLN BOLD QUEST Historie und Teilnehmer BOLD QUEST ist eine vom US Joint Staff organisierte Test- und Übungsreihe in den USA zur Erprobung und Bewertung der Interoperabilität und von Fähigkeiten von NATO-Staaten und weiteren Koalitionspartnern. In einem jährlich wiederkehrenden Ablauf werden in diesem teilstreitkraftübergreifenden und multinationalen Gemeinschaftsvorhaben Programme zur Fähigkeitsentwicklung umgesetzt, gemeinsame Demonstrationen durchgeführt und Analysen von Einsatzmitteln durch die Nationen und Teilstreitkräfte erarbeitet. BOLD QUEST wurde ursprünglich im Jahr 2001 als Advanced Concept Technology Demonstration (ACTD) konzipiert. Die erste operationelle Erprobung fand 2003 statt. BOLD QUEST entwickelte sich dann von einem ACTD-„Projekt“ zu einem wiederkehrenden Vorhaben von gemeinsam durchgeführten Fähigkeitsnachweisen. Zu der anfänglichen „Koalition der Willigen“, bestehend aus den Teilstreitkräften der USA (Heer, Marine Corps, Marine, Luftwaffe, National Guard) und vier Nationen, gehören seit 2003 die US-Teilstreitkräfte, das US Special Operations Command, das NATO Hauptquartier und 14 Partnernationen - AUSTRALIEN, BELGIEN, KANADA, DÄNEMARK, FINNLAND, FRANKREICH, DEUTSCHLAND, ITALIEN, NIEDERLANDE, NEUSEELAND, NORWEGEN, POLEN, SCHWEDEN und das VEREINIGTE KÖNIGREICH - zur BOLD QUEST-Gemeinschaft. Ziele Das gemeinsame Ziel der Teilnehmer besteht in der Verbesserung der In- White Sands Missile Range - Durchführungsort der LFX teroperabilität und des Informationsaustauschs hinsichtlich einer Vielzahl von Koalitions- und Einsatzfähigkeiten. Der Schwerpunkt liegt in der Verbesserung der Interoperabilität im kinetischen Wirkmittelverbund auf allen Ebenen, vom Joint Forward Observer/ Joint Terminal Attack Controller bis zum Combined Joint Task Force (CJTF)-Hauptquartier. Gemeinsame Themen im Rahmen von BOLD QUEST sind: digitale Verfahren zur Luftnahunterstützung, digitale Verfahren zur bodengebundenen Feuerunterstützung z. B. mit der Schnittstelle Artillery Systems Cooperation Activities (ASCA), streitkräftegemeinsame Einsätze im Rahmen von Streitkräftegemeinsamer Taktischer Feuerunterstützung (STF), operationelle/ virtuelle integrierte Luftverteidigung und Flugkörperabwehr, Überwachung eigener Truppenbewegungen und das aktuelle Boden/ Luft-Lagebild. Schwerpunkt der jeweiligen Test- und Übungsdurchgänge bei BOLD QUEST sind bis zu zwei operationelle Erprobungen je Haushaltsjahr, in denen die Truppe, die Fähigkeitsentwickler und die Erprobungsstellen für zwei bis drei Wochen zusammenkommen, um in realistischen Szenarien zu testen und Daten zu sammeln. Personeller und materieller Umfang Bei einer “typischen“ BOLD QUESTÜbung finden sich 800 - 1200 Soldatinnen und Soldaten, militärisch-zivile Mitarbeiter, Regierungsangestellte und Personal aus Industrie und Entwicklung vor Ort ein, unterstützt von mehreren Hundert sonstigen Mitarbeitern an Dienststellen innerhalb und außerhalb der USA. Die Ausrüstung auf der Liste der übenden Truppe umfasst Rad-, Ketten-, Führungs- und Kampffahrzeuge, Kampfflugzeuge, Kampf- und Transporthubschrauber, Simulationssysteme sowie Einrichtungen von Führungstruppenteilen oder Rahmenleitungsgruppen. ZU GLEICH 1/2016 STF 23 Laborphase, Artillerieschulschießen mit Einsatz amerikanischer und norwegischer Rohrartillerie, erstmalig über die Schnittstelle ASCA der Einsatz eines US Raketenwerfers Hi-MARS, sowie Einsatz von Luftstreitkräften und Kampfhubschraubern mit Integration eines JFST in eine US-Infanteriekompanie während eines realen Übungsabschnittes auf dem Truppenübungsplatz WHITE SANDS. Das JFST FENNEK mit Blick auf die Impact Area nach Einschlägen von Sprengmunition Deutsche Heeresbeteiligung 2015 STF 24 2015 wurden in Ft. Bliss, USA, erstmalig die beiden im Bereich STF abgebildeten Fähigkeiten zur bodengebundenen Feuerunterstützung - „Digitally aided Fires Support“ (DaFS) sowie zur luftgestützten Feuerunterstützung „Digitally aided Close Air Support“ (DaCAS) - beübt und im internationalen Rahmen mit Großgerät und Übungstruppe getestet. Die heeresseitige Personalgestellung erfolgte unter Führung Kommando Heer durch das Amt für Heeresentwicklung, das Artillerielehrbataillon 325 und das Kommando Spezialkräfte. Erstmals waren mit dem Joint Fire Support Team FENNEK, einem Joint Fire Support ZU GLEICH 1/2016 Coordination Team TPz FUCHS, einer Operations- und Feuerleitzentrale der Artillerie und dem Schnittstellentrupp Taktische Datenlinks operationelles Großgerät vor Ort. Die Luftwaffe war mit einer Reihe von Spezialisten für DaCAS, Joint Terminal Attack Controlern, Fachpersonal für Simulation und Identifikation vor Ort und stellte mit Kampfflugzeugen TORNADO und einem LEAR-JET operationelles Hochwertgerät für die digital unterstützte Luftnahunterstützung zur Verfügung. Die deutsche Marine war mit Beobachtern vertreten. Auf Grund der einmaligen Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und zum Testen der technischen und prozeduralen Interoperabilität bis hin zu operationellem Gerät im Bereich der STF mit unseren multinationalen Partnern, wird die langjährige deutsche Teilnahme unter Führung Kommando Heer und dem inhaltlichen Federführer AHEntwg III 2 (5) fortgesetzt. Die nächsten beiden Jahre werden mit Schwerpunkt der Vorbereitung der Führungsfähigkeit des Systemverbunds STF für die Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) 2019 gelten. Hierfür ist als Test- und Übungsumgebung ein jährlicher Wechsel von Großgerät und Laborausstattung vorgesehen. Die Technologiedemonstration erstreckte sich über drei Anteile: Das USA HIMRAS System im Scharfen Schuß Vernetzte Simulation in der ZASTF Hauptmann Wolfgang Aurnhammer, Leiter der Datenbasisgenerierstation, Zentrale Ausbildungseinrichtung STF, IDAR-OBERSTEIN Aufmerksam beobachtet der Führer des Joint Fire Support Teams den ihm zugewiesenen Raum, neben ihm steht in teilgedeckten Stellungen ein Zug LEOPARD 2 Kampfpanzer. Die drei anderen Züge der verstärkten Panzergrenadierkompanie stehen westlich in Stellungen entlang eines Höhenzuges. Auf allen Funkkreisen herrscht Stille. Da brechen vier offensichtlich feindliche Kampfpanzer aus der Talmündung, die Ruhe auf dem Funkkreis ist jäh zu Ende und Meldungen über angreifende Panzer im Vorfeld sowie über feindliches Artilleriefeuer vor den eigenen Stellungen gehen ein. Der Angriff der Kräfte ROT hat begonnen! Szenario „Steel on Steel“ Die Verteidigung gegen einen feindlichen Verband im Angriff für eine Ausbildung optisch darzustellen, ist eine Herausforderung für jede Simulation. Eine beachtliche Anzahl an Gefechtsfahrzeugen muss sich taktisch glaubwürdig, flexibel durch den Leitenden steuerbar und ohne großen Personalaufwand im virtuellen Gelände bewegen. Bild 1: Feindliche Panzer treten zum Angriff an programmierten Skripts eine praktikable Möglichkeit ist. Hierbei muss für jedes Fahrzeug ein flexibles Wegpunktsystem erarbeitet und danach in der Simulation daraufhin geprüft werden, ob die Gefechtsfahrzeuge sich wie geplant verhalten. Für die Steuerung der Kräfte ROT kann natürlich nicht jedes Fahrzeug von ei- nem eigenen Soldaten gesteuert werden. Der Personalansatz liegt bei dieser Aufgabe bei einem Bediener für das komplette Bataillon. Dieser kann mithilfe des selbst erstellten User Interface (Bild 2) die Kräfte ROT in Zugstärke steuern. Diesen virtuellen Zügen wird mit wenigen Mausklicks „befohlen“, sich auf für diese Phase vordefinierte Positionen zu bewegen. Je nach Reaktion Durch Versuche mit verschiedensten Ansätzen wurde schnell klar, dass die künstliche Intelligenz des Simulationssystems VBS3 (…) für eine Aufgabe dieser Größenordnung nicht geeignet ist. Fahrzeuge, die in einem Übungsdurchgang einwandfrei durch das Gelände fahren, sind beim nächsten Durchgang nicht fähig, eine Baumgruppe zu umfahren. Dies macht es unmöglich, eine Lage, geschweige denn eine Prüfungssituation gemäß einem Drehbuch herbeizuführen. Schnell zeigte sich, dass nur die Verwendung von vorbereiteten Wegpunkten in Verbindung mit verschiedenen eigen- Bild 2: Übersicht Gefechtsstreifen mit Wegepunkten ZU GLEICH 1/2016 STF 25 der Übungstruppe, kann der Leitende das Szenario beeinflussen, indem er die gegnerischen Kräfte weiter vorrücken, in vorherige Stellungen ausweichen oder Ausweichstellungen beziehen lässt. Vernetzte Simulation Die Einbindung von Entitäten aus anderen Truppengattungen (z. B. TIGER) und Teilstreitkräften (z. B. EUROFIGHTER, Fregatte F124) ist ein fester Bestandteil der Konzeption dieses Szenarios. Ein probates Mittel zur realistischen Darstellung dieser Kräfte ist die Vernetzte Simulation innerhalb der Bundeswehr mit Hilfe des Netzwerks der „Simulations- und Testumgebung Bundeswehr“ (SuTBw). Mithilfe dieses Netzwerkes können verschiedene Simulationszentren standortübergreifend verbunden werden. Bild 3: User Interface zur Steuerung der Kräfte ROT Die Generalprobe STF 26 Am 9. März 2016 besuchte der „7er Kreis“ des Amtes für Heeresentwicklung und zwei Mitglieder des Bundestages den Ausbildungsbereich STF/ Indirektes Feuer in IDAR-OBERSTEIN. Auf dem Programm stand unter anderem die Vorführung einer vernetzten Simulation. In Zusammenarbeit mit dem Internationalen Hubschrauberausbildungszentrum in BÜCKEBURG wurde ein Szenario präsentiert, in dem ein feindliches verstärktes Bataillon mechanisierter Infanterie im Angriff auf eine verstärkte Panzergrenadierkompanie in der zeitlich begrenzten Verteidigung trifft. Durch den koordinierten Einsatz von Sperren, Artillerie und Kampfhubschraubern war es den eigenen Kräften möglich, die erste Angriffswelle erfolgreich zu vernichten. Technische Durchführung Wie in Bild 4 zu sehen ist, wurden folgende technische Maßnahmen zur Vorbereitung durchgeführt: Einrichten eines NH-Koppelports (Anbindung an die BWI) zur Anbindung der lokalen VBS-Anlage an den Liegenschaftszugangsknoten und somit an die SuTBw. ZU GLEICH 1/2016 Bild 4: Einrichten einer verteilten Simulation Beispiel IntHubschrAusbZ BÜCKEBURG Anbindung der Standortanlage der SuTBw (Serversystem mit Schlüsselung über GENUA-Box). Umbau von Teilen des bestehenden BWI-Liegenschaftsnetzes auf Gigabit-LAN. Vernetzung der lokalen VBS-Anlage mit Anbindung an die Standortanlage SuTBw. Aufnahme der lokalen VBS-Anlage in eine Sub-Domäne der SuTBw. Einbindung eines Rechners mit Instant Messenger in die Subdomäne. Die technische Herausforderung der Vernetzung war es, größere Szenarien an verschiedenen Standorten und mit mehreren Entitäten ohne Performanceeinbußen zu realisieren. Hierfür wurde an den Standorten BÜCKEBURG und IDAR-OBERSTEIN jeweils ein Simulationsserver mit einer eigenen Simulation eingerichtet. Die Daten dieser Simulationen wurden über das VBS-Gateway mit dem Distributed Interactive Simulation Standard (DIS) synchronisiert, um so den Datenverkehr zwischen den beiden Servern zu minimieren. Weiteres Vorgehen der ZASTF Durch die erfolgreiche Bewältigung der Generalprobe für die Vernetzung von verschiedenen Simulatoren ist der Weg geebnet für das nächste Etappenziel: Eine streitkräfteübergreifende und internationale Vernetzung von Simulatoren. Erste Schritte hierzu sind eingeleitet. Einen möglichen Verbund zeigt Bild 5. Mithilfe eines streitkräfteübergreifenden Simulationsverbundes wird es möglich sein, Ausbildungen und Übungen mit den entsprechenden Gegenstellen durchzuführen, ohne das Ausbildungs- und Darstellungspersonal durch Dienstreisen zeitlich zu binden. Kooperationen mit verbündeten Streitkräften sind technisch durchführbar und werden zweifelsohne die Zusammenarbeit in der Ausbildung verbessern. Bild 5: Möglicher streitkräfteübergreifender Simulationsverbund STF STF 27 joint program P R O T E C T S Y O U R M I S S I O N DIE BESATZUNG STEHT IM MITTELPUNKT. Dieser Anspruch definiert alle KMW-Systeme – im Zentrum von Schutz, Mobilität und Feuerkraft. Jahrzehntelange Erfahrung und kontinuierliche Forschung & Entwicklung bilden hierfür die Basis. Das Ergebnis: ein überlegenes Produktportfolio für anspruchsvollste Missionen. | www.kmweg.de | ZU GLEICH 1/2016 Truppenführung 2015 Projekt Gruppe TF (Truppenführung) Oberst i. G. Norbert Sabrautzki Oberstleutnant i. G. Pascal Pane Major i. G. Achim Boot Major i. G. Peter Müller Amt für Heeresentwicklung, KÖLN Die Entscheidung Für Generationen deutscher Offiziere in unterschiedlichen Armeen war und ist die „TF“ die Bibel für die Führung von Landstreitkräften. Trotz unterschiedlicher Rahmenbedingungen und wechselndem Titel steht das Kürzel TF (Truppenführung) für die Kontinuität der deutschen Führungsgrundsätze für Landstreitkräfte. In dieser Tradition stehen auch die aktuelle HDv 100/100 und die sie ergänzenden HDv 100/200 und 100/400. STF 28 Die HDv 100/100 wurde im November 2007 erlassen. Seitdem sind acht Jahre vergangen und manches hat sich verändert. Eine Aktualisierung der Reihe HDv 100 ist somit mehr als überfällig. Der Inspekteur des Heeres hat dies zum Anlass genommen, um nicht nur eine Anpassung und Überarbeitung, sondern eine Neuerstellung dieser zentralen Vorschrift für Landstreitkräfte anzuweisen und dabei neue Wege zu gehen. Die neue TF wird im Auftrag des Kommandos Heer in Federführung des Amtes für Heeresentwicklung im engen Schulterschluss mit der Streitkräftebasis und dem Zentralen Sanitätsdienst der Bundeswehr erarbeitet. Altbewährtes bleibt Nicht alles wird im Zuge dieser neuen Entwicklungen neu in der TF. Vieles Altbewährte, was den typischen Charakter der TF ausmacht, soll und wird auch in der neuen Version Bestand haben und somit eine Tradition fortsetzen, an manchen Stellen sogar wieder aufnehmen, wo sie im Laufe der Zeit etwas aus dem Fokus geraten ist. ZU GLEICH 1/2016 Da ist zunächst das traditionelle, deutsche Verständnis von Truppenführung, das es unter anderem so schwierig macht, den Begriff Truppenführung angemessen ins Englische zu übersetzen. Ausgangspunkt für die neue TF bleibt das Verständnis, dass Truppenführung als die Summe von Führungsgrundsätzen die Führung von Truppen früher nach dem Prinzip des Gefechts der verbundenen Waffen, heute nach dem Prinzip Operation verbundener Kräfte (OpvbuKr) bedeutet, und zwar unabhängig davon, auf welcher Führungsebene dies geschieht. Operation verbundener Kräfte ist damit das fest verankerte, identitätsstiftende Kriterium für Truppenführung. Unverändert werden die Einsatzgrundsätze unterhalb der Truppenführung den Regelungen der Truppengattungen, Aufgaben- oder Funktionsbereichen überlassen bleiben. Auch die neue TF wird die Führungsgrundsätze zur Führung multinationaler Landstreitkräfte beschreiben. Übergang zur Modulstruktur Die Tatsache, dass von Beginn der Arbeit bis zur Herausgabe der derzeitigen HDV 100/100 vier Jahre und für die gesamte Reihe HDv 100 sieben Jahre vergingen, lag im Wesentlichen an der sehr zeitaufwendigen Mitzeichnungsprozedur. Ursache war, dass sich mit dem Nachschlagewerk-Charakter der Vorschrift nicht nur zahlreiche unterschiedliche Thematiken für Kommentare anboten, sondern auch viele Stellen zu beteiligen waren. Das sich hinziehende Ausfechten der jeweiligen Positionen im Detail hatte das ganze Dokument in Mitlei- denschaft gezogen. Erst als die letzte kleine Unstimmigkeit ausgeräumt war, konnte die Vorschrift erlassen werden. Mit der Herausgabe der neuen modularen TF wird jedes Modul formal eine eigenständige Regelung darstellen und deshalb unabhängig von den anderen Modulen geprüft, mitgezeichnet und erlassen. Dies vereinfacht den Prozess deutlich. Neben der Möglichkeit der Ergänzung um ein zusätzliches Thema durch Hinzufügen eines Moduls, ist die Überarbeitung/ Anpassung der einzelnen Module nun wesentlich einfacher. Insgesamt besteht damit die Aussicht, dass die TF einen höheren Aktualitätsgrad erreicht, als ihn die heutige schon hat, und zwar bei weniger Aufwand. Mit dem Wechsel zu Modulstruktur wird so insgesamt ein höheres Zukunftspotential geschaffen. Verbunden ist damit auch die Erwartung, die neue TF in einer wesentlich kürzeren Zeitspanne herausgeben zu können, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Dies soll nach zwei Jahren Erarbeitungszeit Ende 2016 der Fall sein. Deutsche Führungsphilosophie Mit der Entscheidung, die allgemeingültigen Führungsgrundsätze zu einer ‚Führungsphilosophie‘ zusammenzufassen soll die Universalität der grundlegenden Führungsgrundsätze wieder stärker hervorgehoben werden. Damit wird auch ein sich abzeichnender Trend gebrochen werden, neuen, durch veränderte Einsatzbedingungen entstehenden Situationen mit neuen und spezielleren Grundsätzen zu begegnen. Die lageangepasste Anwendung von allgemeinen Grundsätzen durch den Truppenführer wird wieder Vorrang TF - STruktur (Quelle: ProjGrp TF) erhalten, ohne allerdings die veränderten Herausforderungen zu ignorieren. Mit der Zusammenfassung der szenarund auftragsunabhängigen Grundsätze wird zentrales deutsches Führungsverständnis beschrieben. Durch diese Brille sind alle anderen Module und auch NATO-Doktrin zu lesen und zu interpretieren. Integration von NATO-Doktrin Eine Reihe von Gründen führte zur Entscheidung, NATO-Doktrin in die neue TF zu integrieren: Mit der neu strukturierten Dokumentenlandschaft Einsatz hat das BMVg die NATO-Doktrin auf der operativen Ebene in die nationale Hierarchie überführt. Statt der bisherigen Parallelität von ratifizierter NATO-Doktrin auf der einen und nationaler Doktrin auf der anderen Seite sind nun die Allied Joint Publications (AJP) nationale deutsche Bezugsdokumente geworden. Die damit verbundene Absicht BMVg, größtmögliche Interoperabilität bei gleichzeitiger Vermeidung von Duplizierungen zu erreichen, verlangt, die Suche nach Möglichkeiten der Übertragung auf die taktische Ebene. Mit der neu gestalteten Dokumentenlandschaft Einsatz ist die AJP-3.2 ALLIED LAND OPERATIONS, neben der sehr abstrakten gehaltenen nationalen Einsatzleitlinie, das nationale Bezugsdokument für Landoperationen, an dem sich auch die neue TF auszurichten hat. Es ist nicht mehr nur Kompatibilität gefordert, sondern vielmehr eine sich durchziehende Stringenz – sicher eine neue Qualität – die beispielsweise in der Übernahme bestimmter Systematik und Terminologie zum Ausdruck kommt. Der Bereich der Taktik, also der Grundsätze für den planvollen Einsatz von Kräften, weist die größte Relevanz in der täglichen multinationalen Zusammenarbeit im Einsatz auf. Hier könnte der Fortbestand der Parallelität von nationaler und NATO-Doktrin problematisch werden, weil unterschiedliche Terminologie und nicht einheitlich beschriebene Grundsätze in der täglichen Zusammenarbeit im Einsatz Missverständnisse produzieren und nicht hinzunehmende Unsicherheit verursachen. Vor dem Hintergrund des Anspruches als Rahmennation sind deutsche Landstreitkräfte gut beraten, den sogenannten Anlehnungs-Nationen, oder besser deren Truppenteilen die Anlehnung dadurch zu erleichtern, dass man da, wo möglich, auf gemeinsame Doktrin zurückgreifen kann. Dies ist nur auf der Basis von NATO-Doktrin möglich. Bei der Auswahl der zu übernehmenden NATO-Doktrin geht es nicht darum, intelligente Textpassagen zu übernehmen und nach Übersetzung in die TF zu integrieren. Es geht um die Übernahme ganzer, geschlossener Dokumente in Originalsprache. Dabei kommen solche Dokumente in Frage, die sich inhaltlich in die TF einfügen lassen, bei denen bereits eine weitgehende Übereinstimmung mit deutschem Verständnis vorliegt und die zu einem akzeptablen Umfang dem gewünschten Charakter der TF entsprechen. Hierbei sind natürlich Kompromisse erforderlich. Es kommt darauf an, mit Augenmaß zu entscheiden, was noch akzeptabel erscheint ZU GLEICH 1/2016 STF 29 und was nicht – im Sinne der TF – mitgetragen werden kann. Um diese Entscheidung zugunsten einer Übernahme zu erleichtern sind leserfreundliche Kommentierungen oder Ergänzungen vorgesehen, die abweichende deutsche Auffassungen kenntlich machen, wo sie nicht verzichtbar sind. Dies wird durch ein System erfolgen, bei dem deutsche Kommentare in Boxen mit grüner Unterlegung, den sogenannten „Green boxes“, an den entsprechenden Stellen im Originaldokument eingefügt werden. Die neue TF und ihre Folgen Der Inspekteur Heer hat nach Abstimmung mit allen zu Landstreitkräften beitragenden Stellen elf Module für die neue TF gebilligt, vier davon werden durch Übernahme von NATO-Dokumenten erstellt. An der Struktur ist zu erkennen, dass die Themen Militärisches Nachrichtenwesen, Wirken im Informationsumfeld, Stabilisierung, Luftbeweglichkeit und urbane Operationen im Vergleich zur aktuellen Vorschrift aufgewertet werden, mit Aufstandsbewältigung eine neue Thematik hinzu kommt, sich die alten HDv 100/200 und 100/400 jeweils in Modulen wieder finden, allerdings in reduziertem Umfang, die zu übernehmenden NATO-Dokumente solche sind, die sich mit Taktik befassen. Damit ist auch sichergestellt, dass eine Übereinstimmung mit dem der TF übergeordnetem Dokument, (AJP-3.2) hergestellt ist. Zwei wesentliche Konsequenzen ergeben sich aus der AJP-3.2, als nun STF 30 NATO Begriffssystematik (Quelle: ProjGrp TF) ZU GLEICH 1/2016 geltendes Referenzdokument und der Übernahme von vier ATP in die TF: Erstens: Es gilt die Begriffshierarchie der NATO. Statt von Operationsarten, speziellen Landoperationen, Besonderen Gefechtshandlungen und Allgemeinen Aufgaben im Einsatz spricht die neue TF, wie die AJP-3.2, von taktischen Aktivitäten. Ändern wird sich folglich nur die Begriffssystematik; die Führungsgrundsätze bleiben unverändert. Im Übrigen sind wir eine der letzten Nationen, die dieses NATO-System national übernimmt. Zweitens: Mit der Übernahme der vier NATO-Dokumente, als „unsere“ nationalen Dokumente gewinnt die Mitarbeit an der Erstellung und Überarbeitung der NATO-Dokumente über das bisherige Maß hinaus zusätzliche Be- deutung. Je mehr deutsche Positionen in die betroffenen ATP eingebracht werden können, desto mehr werden sie in der Tat zu „unserer“ Doktrin. Zu diesem Zwecke ist die Zuarbeit zur AJP-3.2 und den vier ATP durch das Amt für Heeresentwicklung erheblich intensiviert worden. Dabei ist es bereits gelungen eine Vielzahl von Inhalten aus der HDv 100/100 in die NATO-Doktrin zu implementieren. Zusammenfassung Mit der neuen TF soll an die Tradition der Truppenführung angeknüpft und die klassischen und bewährten Merkmale deutlich in den Vordergrund gestellt werden. Vor dem Hintergrund der DokLEins und der engen Verzahnung der neuen TF mit den Bezugsdokumenten wird es erstmals eine über die Ebenen hinweg durchgehende und stringente Doktrin geben, die die Operationen der Landstreitkräfte in den streitkräftegemeinsamen Kontext stellt. In den querschnittlichen Bereichen, in denen es um die verschiedenen Aktivitäten von Landstreitkräften geht, stützt sich die TF auf NATO-Doktrin ab. Es wird aber an einer deutsch geprägten Anwendung und Ausgestaltung der Prinzipien festgehalten. Dies gilt vor allem dort, wo die Truppenführung zur kreativen Kunst wird. Nach Vorstellung der Autoren, wird die deutsche Handschrift eines Truppenführers trotz Nutzung von NATO-Doktrin unverändert erkennbar sein. Dazu dient vor allem das im Modul Truppenführung zusammengefasste deutsche Führungsverständnis. Mit der Abstützung auf die gemeinsame Doktrin des Bündnisses folgt die TF den Erfordernissen der Einsatzrealität hinsichtlich Multinationalität und Sprache. Mit der Nutzung von gemeinsamer Bündnis-Doktrin erleichtert die TF die Interoperabilität und die Integration von Partnern als Rahmennation, ohne dass von deutschem Führungspersonal der bisherige Umgang mit der Parallelität von nationaler und NATO -Doktrin verlangt wird. Der Schritt in die Multinationalität darf allerdings nicht der Ausverkauf deutschen Führungsverständnisses sein. Mit der Integration von NATO-Doktrin ist daher eng die beabsichtigte Intensivierung der deutschen Einflussnahme auf die Entwicklung oder Überarbeitung von NATO-Doktrin verbunden. NATO-Doktrin soll so mehr und mehr zu unserer Doktrin werden. Mit der Modulform wird es möglich, in deutlich kürzerer Zeit als in der Vergangenheit eine neue TF herauszugeben, die gleichzeitig großes Zukunftspotential aufweist. Nach dem Schritt aus der Orientierung auf den Kalten Krieg heraus, der mit der TF von 2007 erfolgte, gilt es nun den Schritt zur Bewältigung der Herausforderungen zu gehen, die sich durch die rasch wandelnde Realität von multinationalen Operationen für deutsche Truppenführer ergeben. Trotz dieser Multinationalisierung wird die deutsche Führungskunst weiterhin im Zentrum stehen. STF 31 ZU GLEICH 1/2016 Joint Fire Support Erste gemeinsame Ausbildung – ein voller Erfolg Oberleutnant Ronny Schubert, S6-Offizier, IT-Sicherheitsbeauftragter und Presseoffizier, Artilleriebataillon 131, WEIDEN i. d. OPf STF 32 Die Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung (STF) (JOINT FIRE SUPPORT/ JFS) ist ein Schwerpunktthema in der Bundeswehr. Ziel dabei ist es, der Kampftruppe zu jeder Zeit das am besten geeignete Mittel zur Feuerunterstützung – egal ob von Heer (z. B. Artillerie), Luftwaffe (z. B. Eurofighter) oder Marine (z. B. Flugkörper) – koordiniert zur Verfügung zu stellen. Um dies sicherzustellen, werden für den jeweiligen Auftrag den Truppenteilen der Kampftruppe Joint-Fire-Kräfte zugewiesen, die je nach Führungsebene in Teams oder Gruppen zusammengefasst werden. Diese klären Ziele auf, fordern Feuerunterstützung an und „lenken“ das Feuer ins Ziel. Die Joint-Fire-Kräfte für eine gemeinsame Ausbildung zusammen zu ziehen war eine Idee, die bereits im Sommer des vergangenen Jahres in WEIDEN entstanden ist, geboren unter anderem aus der Not der nur begrenzt verfügbaren Ausbildungsmittel, wie z. B. Funkgeräten. Vom Erfolg eines solchen Vorhabens überzeugt, erteilte die 10. Panzerdivision dem Artilleriebataillon 131 den Auftrag, alle verfügbaren Kräfte in einer Joint-Fire-Woche zu bündeln und auszubilden. Am 1. Februar begann auf dem Truppenübungsplatz GRAFENWÖHR die in drei Stationen geteilte Ausbildungswoche mit 42 Teilnehmern, die aus der ganzen Bundeswehr angereist waren. Im Truppenlager NORMANDIE wurden an Station 1 zunächst im Rahmen ZU GLEICH 1/2016 Mörsertrupps der 5. Kompanie des Jägerbataillons 1 unterstützen die Ausbildung (Quelle Heer/Ronny Schubert) Vom Schlossberg in WALDECK koordinierten auch US-amerikanische Soldaten die Luftfahrzeuge (Quelle: Heer/Ronny Schubert) Zielmeldungen sowie die Bekämpfung der aufgeklärten Feindkräfte im „scharfen“ Schuss geübt. Die dafür notwendige Feuerunterstützung wurde durch zwei Rohrwaffensysteme geleistet: Ein Mörserzug der 5./ Jägerbataillon 1 stand mit vier Trupps etwa drei Kilometer westlich bereit, die 5. Batterie des Artilleriebataillons 131 wirkte mit einem Geschützzug Panzerhaubitze 2000 vom südwestlichen Rand des Übungsplatzes in das Zielgebiet. Die dazu benötigten Wetterdaten lieferten die Soldaten des Wetterzuges der 2. Batterie. Mit der Panzerhaubitze 2000 können Ziele auf bis zu 40km Entfernung bekämpft werden (Quelle: Heer/Ronny Schubert) Am „ Sandkasten“ werden taktische Grundsätze der Kampftruppe vermittelt (Quelle: Heer/Ronny Schubert) eines Unterrichtes die notwendigen theoretischen Grundlagen vermittelt, die es im Anschluss daran auf dem Schlossberg in WALDECK praktisch umzusetzen galt. Unter der Stationsleitung von Oberleutnant Sokol trainierten die Soldaten Anforderungen von und Absprachen mit Luftfahrzeugen und deren Besatzungen, um die Koordination der Feuerunterstützung aus der Luft in Deutsch und Englisch sicherstellen zu können. Auch Teile der in GRAFENWÖHR stationierten US-amerikanischen Streitkräfte waren in die Ausbildung eingebunden und bereicherten die deutschen Joint-Fire-Kräfte mit beeindruckendem Fachwissen. Auf der Beobachtungsstelle „Bleidorn“ wurde an Station 2 das Erstellen von Die Integration der Joint-Fire-Kräfte in die Kampftruppe machen ein gegenseitiges Verständnis der jeweiligen taktischen Einsatzgrundsätze unerlässlich. Aus diesem Grund schulten an Station 3 die Panzergrenadiere aus OBERVIECHTACH und REGEN auf dem Schützenpanzer MARDER das richtige Verhalten beim Be- und Durchfahren besonderer Geländeabschnitte. Eindrucksvoll stellte Stabsfeldwebel Härtl an dieser Station zunächst am Sandkasten die Grundsätze dar. Anschließend wurden diese praktisch, unächst mit einem MARDER, später dann im Team mit einem zweiten MARDER, umgesetzt und geübt. Weiterhin wurde die praktische Absprache mit einem Kompaniechef der Kampftruppe hinsichtlich seiner „Idee des Gefechts“ zur Erfüllung des taktischen Auftrags sowie den dafür möglichen Unterstützungsleistungen durch die Joint-Fire-Kräfte durchgeführt. Genau diese Integration der Kampftruppe war ein wesentlicher Beitrag zur Sicherstellung des Ausbildungserfolgs. Für die Organisation der Joint-Fire-Woche waren pro Ausbildungsteilnehmer vier weitere Soldaten notwendig, die Ausbildung durchführten oder beispielsweise für Verpflegung und Instandhaltung zuständig waren. Insgesamt beteiligten sich somit 202 Soldatinnen und Soldaten an der Ausbildungswoche. Die Kommandeure des Artilleriebataillons 131 und des Artillerielehrbataillons 345, Oberstleutnant Christian Kiesel und Oberstleutnant Olaf Tuneke, waren sich einig, auch zukünftig im Bereich der ZU GLEICH 1/2016 STF 33 Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung eng zusammen zu arbeiten und im Divisionsrahmen Ausbildung durchzuführen. Oberst Wolf Rupp, Kommandeur der Divisionstruppen der 10. Panzerdivision, zeigte sich mit den gezeigten Leistungen sichtlich zufrieden und erteilte noch auf dem Truppenübungsplatz den Auftrag, die gemeinsame, divisionsweite – möglichst auch divisionsübergreifende Ausbildung der Joint-Fire-Support-Kräfte fortzusetzen. Der Mörser 120mm ist eine Vorderlader-Steilfeuerwaffe im Kaliber 120mm. Damit können die Kampfunterstützer im indirekten Richten Einzel- und Flächenziele bis zu 6km Entfernung bekämpfen (Quelle: Heer/Ronny Schubert) AIRCRAFT UAS SITAWARE COALITION PARTNERS STF JOINT FIRES CELL SITAWARE TACTICAL COMMUNICATIONS 34 SHIP TARGETS OBSERVER GUN INTEROPERABLE FÜHRUNGSINFORMATIONSSYSTEME Für effiziente und präzise Feuerunterstützung www.systematic.com/lagedienst ZU GLEICH 1/2016 Erprobungsschießen in Norwegen die PzH2000 auf dem Prüfstand Hauptmann Enrico Harling Geschützzugführer 4./ Artillerielehrbataillon 325, MUNSTER 1. Lage Die norwegischen Streitkräfte befinden sich derzeit in einem Modernisierungsprozess ihrer Artillerietruppe. Für das aktuelle Hauptwaffensystem der Rohrartillerietruppe - die M109 - wird im Rahmen des Projektes „Versatile InDirect ARtillery System“ (VIDAR) ein Nachfolgesystem gesucht. Unter norwegischen Winterbedingungen wurden sämtliche Anforderungen an mögliche Nachfolgesysteme im Rahmen der „Wintertrials“ vom 5. Januar bis 6. Februar 2016 getestet. Neben französischen, schweizerischen und südkoreanischen Anbietern beteiligte sich ebenfalls die Firma Krauss-Maffei Wegmann (KMW) mit der Panzerhaubitze 2000 (PzH2000) an den Erprobungen und hatte dazu um Personal- und Materialunterstützung durch die Bundeswehr gebeten. Die Norwegian Defence Logistics Organisation (NDLO) leitete die Testreihe als einen praktischen Erprobungsanteil zur Entscheidungsfindung der Beschaffungsempfehlung der NDLO an das norwegische Verteidigungsministerium weiter. 2. Auftrag Artillerielehrbataillon 325 hatte den Auftrag, zwei Geschützführer, zwei Kraftfahrer, drei Munitionskanoniere PzH2000 sowie einen Verbindungsoffizier im Zeitraum 5. Januar 2016 bis voraussichtlich 6. Februar 2016 für Fahr- und Schießerprobungen abzustellen, Sonderwerkzeug (SdWz), Absenkvorrichtung PERI (Periskop), Geschossausdrückvorrichtung, 3. Tarnmaterial sowie Rohrreinigungsgerät an Fa. KMW zu übergeben, teilnehmende Soldaten zum Deutschen MilAttStab OSLO zu kommandieren, die für die Erprobung benötigte Munition an Fa. KMW zu übergeben, sich darauf einzustellen, im Rahmen ASCA (Artillery Systems Cooperation Activities) mit dem Amt für Heeresentwicklung (AHEntwg) zur Vorbereitung und Durchführung weiterer Maßnahmen zusammenzuarbeiten sowie einen Erfahrungs- und Auswertebericht zur Vorlage bei Kommando Heer I 3 (5) zu erstellen. Durchführung Rahmenbedingungen Nach der Ausstattung mit Bekleidung und Ausrüstung für arktische Bedingungen verlegte das Team am 5. Januar über HAMBURG und OSLO in die kleine Stadt ELVERUM. Die erste Überraschung bot sich den Soldaten mit der Unterbringung im 5-Sterne-Hotel. Die dienstlich bereitgestellte Winterkleidung und diese Unterbringung waren hervorragend. Nach der Zusammenführung mit dem Projektteam von KMW unter Führung von Projektleiter Herrn Melcher, wurde am Folgetag nach RENA Leir (Lager RENA) verlegt, wo neben Panzer-, Panzergrenadier- und Logistiktruppen auch norwegische Spezialkräfte und eine Artilleriebatterie beheimatet sind. Am Standort RENA bereitete man sich in der ersten Woche mit dem Entladen der Ausrüstung und des Werkzeugs, dem Aufrüsten und Betanken des Geschützes und dem technischen Dienst vor der Benutzung auf die anstehenden Testreihen vor. Jedem Anbieter wurde ein separater Bereich mit einer Halle zur Verfügung gestellt und es wurde seitens der norwegischen Streitkräfte strikt darauf geachtet, die Trennung der verschiedenen Anbieter innerhalb des Standortes ebenso sicher zu stellen, wie bei der Unterbringung in den zugewiesenen Hotels. So war die erste Woche geprägt von technischer, organisatorischer und fachlicher Vorbereitung. Bei einem gemeinsamen Abendessen, zu dem die Firma KMW die beteiligten Soldaten einlud, wo es traditionelle norwegische Elch-Gerichte gab, wurde seitens der norwegischen Streitkräfte eine sehr informative Unterrichtung zum Dienst unter arktischen Bedingungen durchgeführt. Die Betreuung der Anbieter erfolgte über jeweils einen Verbindungsoffizier mit zugeordneten Soldaten. Das deutsche Team wurde betreut vom Batterieeinsatzoffizier der norwegischen Artilleristen sowie einem Militärkraftfahrer M109, welcher bei Bedarf als Haubitzenfahrer angeboten und dementsprechend auf der PzH2000 durch die deutschen Soldaten ausgebildet wurde, sowie einem weiteren Kraftfahrer inklusive Kleinbus. Testprogramm Im Rahmen der Testvorbereitung konnten erste Fahrten auf dem komplett vereisten Boden des Standortübungsplatzes durchgeführt werden, bei denen ZU GLEICH 1/2016 STF 35 Gesamtzahl der verwendeten Greifer bei der PzH2000 von 20 auf 76 erhöht und die Bodenhaftung spürbar gesteigert. Am Dienstag folgten die ersten Tests, bei denen die Achslast von einem mit der PzH2000 beladenen Schwerlasttransporter gemessen sowie die Gewichte und Abmessungen der Panzerhaubitze geprüft wurden. Weiterhin stand ein Navigationstest auf dem Programm, bei dem sowohl die Genauigkeit der Navigationsanlage in der Positionsbestimmung als auch die Zeitdauer vom ausgeschalteten Zustand bis zur Fahr- bzw. Wirkungsbereitschaft des Systems getestet wurde. Bild 1: PzH2000 in der Abenddämmerung bei -30°C sich sehr schnell zeigte, dass die deutsche Konfiguration mit 10 Schneegreifern pro Gleiskette dem Geschütz nur eine unzureichende Bodenhaftung auf Straße und im Gelände bot. Durch die schnelle Lernfähigkeit der Kraftfahrer konnten aber Flurschäden erfolgreich vermieden werden. STF 36 Am Ende dieser Woche wurde eine erste Erkundung der Truppenübungsplätze vorgenommen. Die am Folgetag beginnenden Tests wurden mit Kameras inner- und außerhalb der Haubitze sowie als Luftbildaufnahmen per Drohne aufgezeichnet. Weitere relevante Daten wurden teilweise mittels Stoppuhr und zusätzlicher Navigationsgeräte erfasst. Durch die einheitliche Verwendung der norwegischen Konfiguration bei der Bestückung der Gleiskette von allen Nationen mit Schneegreifern wurde die Am folgenden Tag stand das Verstauungskonzept des Geschützzubehörs und der Ausrüstung auf dem Prüfstand. Nach einem Routineteil - dem Vorstellen der Verstauung des deutschen Zubehörs und der deutschen Ausrüstung - folgte eine kreative Herausforderung. Gemeinsam mit den Testleitern wurden Möglichkeiten gesucht, die norwegische Ausrüstung zweckmäßig unterzubringen. Von Zelten über ein zusätzliches Maschinengewehr der Geschützgruppe bis hin zur Feldtoilette wurden Stauplätze gesucht und Möglichkeiten zur baulichen Modifizierung innerhalb und außerhalb der Haubitze Am Montag der zweiten Woche fand vor den eigentlichen Tests zunächst mit einem Joint Distinguished Visitors Day ein Besuchertag statt, bei dem die verschiedenen Systeme statisch präsentiert wurden und alle interessierten Besucher aus NORWEGEN, FINNLAND und DÄNEMARK die Haubitzen besichtigen konnten. Bei einer gemeinsamen Abendveranstaltung mit allen Anbietern wurde u. a. eine Tombola durchgeführt, bei welcher ausgelost wurde, welcher Anbieter in welcher Reihenfolge die vorgegebenen Tests zu absolvieren hatte. Damit wurde auch während der folgenden Testtage die räumliche Trennung der verschiedenen Artilleriesysteme sichergestellt. Alle Anbieter hatten den gleichen zeitlichen Rahmen zur Vorbereitung auf die einzelnen Testabschnitte. ZU GLEICH 1/2016 Bild 2: Montage der 76 Schneegreifer bei arktischer Temperatur und unter Zeitdruck tests auf Eis und im schweren Gelände an. Hier konnte das Geschütz - wenngleich das schwerste System der Versuche - auf ganzer Linie überzeugen. Bild 3: Überquerung einer Panzerschnellbrücke. Das Wochenende stand ganz im Zeichen der Testvorbereitungen für die Folgewoche. Die technische Überprüfung vor dem scharfen Schuss, der technische Dienst nach den bisherigen Tests und die notwendigen Absprachen und Einweisungen in norwegische und deutsche Sicherheitsbestimmungen sowie die technische Schießsicherheit und die Einweisung des Teams in die folgenden Tests, galt es sicher zu stellen. Am Montag der dritten Testwoche stand zunächst die Überquerung einer Panzerschnellbrücke an (Bild 3). Anschließend wurde bei einem weiteren Test das Be- und Entladen der Kampfbeladung sowohl im Automatikbetrieb als auch in den abgestuften Betriebsarten in mehreren Durchgängen geprüft und der zeitliche Aufwand dokumentiert. Dabei konnten die Herstellerangaben durch die Geschützbesatzung eingehalten und demonstriert werden, sodass auch diese Tests schnell und erfolgreich beendet wurde. Bild 4: PzH2000 im direkten Richten aus erhöhter Feuerstellung entwickelt und dokumentiert. Anschließend kam der „sportliche“ Anteil des Tages für die Geschützbesatzung. Bei laufender Stoppuhr wurden sämtliche Möglichkeiten der Evakuierung dokumentiert. Dazu wurden mehrfache Durchgänge des Ausbootens unter Friedens-, Notfall- und Gefechtsbedingungen sowohl mit deutschem Anzug als auch mit norwegischer Gefechtsausrüstung inklusive Helm, Schutzweste, Waffe und Atemluftflasche durchgeführt. Wenngleich diese Art der Ausbildung in Deutschland bisher nicht zur alltäglichen Truppenausbildung gehört, zeigten die Soldaten beeindruckende Leistungen. Unter voller Gefechtsausrüstung und mit zusätzlichen norwegischen Waffen war, bei Beachtung sämtlicher Sicherheitsbestimmungen, die gesamte Ge- schützgruppe innerhalb von neun Sekunden sicher ausgebootet. Der Donnerstag dieser zweiten Woche beinhaltete ebenfalls Testreihen, bei denen die Soldaten ihr Handwerk praktisch unter Beweis stellen konnten. Aus dem taktischen Marsch des Geschützes heraus galt es, auf Zeit die Marschbereitschaft unter winterlichen Bedingungen herzustellen. Dazu wurden bei laufender Stoppuhr die 76 Schneegreifer durch die Geschützbesatzung montiert und anschließend wieder demontiert. Auch hier bestätigte die Testleitung der deutschen Besatzung ein sehr respektables Ergebnis mit 19:39 Minuten für das Herstellen der Marschbereitschaft mit Schneegreifern (Bild 2). Am Nachmittag dieses Tages und am Folgetag standen dann die ersten Fahr- Der folgende erste Schießtag forderte insbesondere von Geschützführer und Kraftfahrer größte Sorgfalt und ein gutes Auge fürs Gelände. In einem unberührten, schneebedeckten Feuerstellungraum galt es, möglichst schnell aus einer gedeckten Aufstellung (HP) in eine Feuerstellung (FP) zu verlegen und dort möglichst schnell eine Gruppe zu feuern und wieder in die HP auszufließen. Dies wurde aus einer „befestigten“ sowie einer „unbefestigten“ FP mehrere Male durchgeführt und schließlich in einigen Durchgängen mit jeweils drei Gruppen je Feuerkommando wiederholt. Dabei galt die Auflage, für jedes Feuerkommando eine andere Position in der „unbefestigten“ Stellung zu nutzen. Abgesehen vom vereisten Untergrund stellten die teilweise beträchtlich großen, unter Schnee verborgenen Steine und Baumstümpfe eine nicht zu unterschätzende Herausforderung dar, die aber durch die Kraftfahrer und das Geschütz sehr gut bewältigt wurde. ZU GLEICH 1/2016 STF 37 Bild 5 STF 38 PzH2000 beim Hochgeschwindigkeitstest im Tiefschnee Die folgenden drei Testtage standen ganz im Zeichen der Mobilität. Sowohl auf Straßen als auch im Gelände mit unterschiedlichen Untergründen galt es, auf Zeit bestimmte Strecken und Parcours zurück zu legen. Dabei waren ansteigende Serpentinenkurse auf befestigter vereister Straße ebenso zu erfüllen wie Langstreckenkurse im Gelände mit Gewässerdurchquerung und Klettersteigungen. Dabei kamen an einem Testtag bis zu 120 Kilometer Fahrstrecke im Gelände zusammen. in mehreren Durchgängen die Befähigung zum schnellen Zielwechsel nachzuweisen. Dazu wurde zunächst ein Feuerkommando mit drei Gruppen auf ein Ziel geschossen und dann verzugslos ein weiteres Kommando mit einem weiteren Feuerschlag auf ein zweites Ziel abgearbeitet. Ein weiterer, interessanter Schießtag folgte am Montag der vierten Woche, das direkte Richten (Bild 4). In einer traumhaften Kulisse wurde von einer am Steilhang befindlichen Feuerstellung über ein Tal auf 1400 Meter entfernte Ziele geschossen. Obwohl mit der 7. L8A1 keine optimale Treibladung Am Wochenende wurde nicht nur Technischer Dienst durch-, sondern auch vorgeführt. Der feldmäßige technische Dienst durch die Besatzung wurde ebenso untersucht und dokumentiert, wie die weiteren Fristenarbeiten der verschiedenen Materialerhaltungsstufen bei Turm und Wanne, die im Interesse der Testleiter lagen. Der Sonntag der dritten Woche wurde mit einem weiteren Schießtag beschlossen. Ziel des Testtages war es, ZU GLEICH 1/2016 Bild 6: Messen der Zugkraft durch Ziehen eines Bergepanzers für die Visiermarken des Panzerzielfernrohres zur Verfügung stand, konnten mittels errechnetem Aufsatzwinkel und daraus resultierenden Ablagen von kleiner als einem Meter links/ rechts der Zielmitte sowie mit zahlreichen Volltreffern sämtliche Ziele erfolgreich bekämpft werden. Es folgten zwei weitere Testtage mit Mobilitäts- und Langstreckentest tag begangen, bei dem erneut auf Zeit das Einfließen aus der HP in die verschiedenen FP sowie das Abarbeiten der Feuerkommandos mit drei beziehungsweise neun Gruppen im Gelände getestet wurden. Hier konnten der automatische Munitionsfluss und die Besatzung die große Stärke der PzH2000 von Feuer und schneller Bewegung voll zur Geltung bringen. Bild 7 Der „Elchtest in groß – 200m Strecke mit Pylonen im Abstand von 15m auf Straße und im Gelände sowie am Donnerstag eine ganze Reihe von verschiedenen Belastungstests für Fahrgestell und Kraftfahrer. Neben Fahrten in Tiefschnee von circa 80cm wurde die Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit bei Sprinttests auf einer 800 Meter Strecke auf Eis mit und ohne Schneegreifern getestet.(Bild 5). Weiterhin wurde durch das Ziehen eines Bergepanzers die Zugkraft der Haubitze getestet (Bild 6). Und natürlich durfte im Land der Elche der klassische „Elchtest“ nicht fehlen: hier galt es auf Zeit einen 200 Meter Slalom aus Pylonen mit einem Abstand von 15 Metern zu durchfahren (Bild 7). Abschließend durften natürlich Notbremsungen unter verschiedenen Bedingungen nicht fehlen, so dass Kraftfahrer und Haubitze intensiv belastet und getestet wurden. Das Wochenende der vierten Testwoche wurde mit einem weiteren Schieß- Zusammenfassung Alle Testreihen konnten erfolgreich und innerhalb des vorgegebenen Zeitplans von vier Wochen erfüllt werden. Lediglich ein Tag des Wochenendes vor der eingeplanten „Reservewoche“ musste als Schießtag genutzt werden, da wetterbedingt zuvor an einem Tag das Schießen ausfiel. Das Geschütz PzH2000 hat sich aus Sicht der deutschen Besatzung unter diesen winterlichen Bedingungen eindrucksvoll bewiesen und mit der erhöhten Anzahl von Schneegreifern zeigten die Kraftfahrer sehr beeindruckende Mobilitätsleistungen mit der Haubitze auf Schnee und Eis. Abschließend ist festzustellen, dass die Vergleichserprobung für die eingesetzten Soldaten eine einzigartige und unter Ausbildungsaspekten eine sehr fordernde und interessante Erfahrung war. Aus Sicht der Dienststelle ist dieser positiven Bewertung einzig die auf der Grundlage der Soldatenarbeitszeitverordnung erforderliche zusätzliche Freistellung der teilnehmenden Soldaten von bis zu drei Wochen für die geleistete Mehrarbeit negativ zu bewerten. Die Betreuung seitens der norwegischen Streitkräfte war herausragend, und die Zusammenarbeit mit den Kollegen von KMW und Rheinmetall hat nicht nur allen Soldaten sehr viele neue Erfahrungen, sondern ebenso viel Freude und Spaß bereitet. Die Arbeit mit dem Waffensystem unter Wettkampfbedingungen gegen andere Systeme bei klimatischen Herausforderungen und unbekannten Geländeverhältnissen hat vom Kanonier über den Militärkraftfahrer bis hin zum Geschützführer allen Beteiligten einmalige und prägende Erlebnisse und einen großen fachlichen Wissens- und Erfahrungsgewinn beschert. Die Tests unter norwegischen Winterbedingungen waren für Personal und Material gleichermaßen herausfordernd. Wenngleich nur an wenigen Tagen Temperaturen von bis zu -30 Grad Celsius erreicht wurden und der norwegische Winter ansonsten verhältnismäßig „mild“ war, so stellten insbesondere die unbekannten Geländeverhältnisse, die komplett vereisten Straßen sowie die ebenfalls vereiste Munition für die deutschen Soldaten gänzlich neue Erfahrungen dar. ZU GLEICH 1/2016 STF 39 Mörsermunition der neuen Generation Hauptfeldwebel Jörg Vogt Ausbildungsfeldwebel, AusbBer STF/ IndirF, VI. Inspektion, HS 65 Mörser, IDAR-OBERSTEIN Im der Rahmen der Entwicklung des leichten Mörserkampfsystems auf Fahrgestell WIESEL 2 wurde auch eine neue Generation von Mörsermunition in Auftrag gegeben („Mrs Mun NG“). Zum Abschluss der Entwicklungsund Testphase durch die verschiedenen Dienststellen, wie das Amt für Heeresentwicklung (AHEntwg), das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) und die Wehrtechnische Dienststelle (WTD), musste vor der Einführung und der damit verbundenen Genehmigung zur Nutzung (GeNu) eine taktische Einsatzprüfung durchgeführt werden. STF 40 Hierzu wurde der Mörserhörsaal der VI. Inspektion des AusbBer STF/ IndirF dem AHEntwg auf Zusammenarbeit angewiesen und mit der Durchführung der Einsatzprüfung und Ausbildung von Kaderpersonal beauftragt. Die Durchführung der Einsatzprüfung erfolgte im Juli 2015 anteilig am AusbBer STF/ IndirF und auf dem angrenzenden Truppenübungsplatz (TrÜbPl) BAUMHOLDER. Hierzu galt es in enger Zusammenarbeit mit der Kommandantur des TrÜbPl einen entsprechenden Zielaufbau auf der Schießbahn 35 „RECKELSBERG“ sicherzustellen, um die Leistungsfähigkeit der Munition nachzuweisen. Neben der Kaderausbildung, welche eine theoretische Einweisung durch den Hersteller „Rheinmetall Waffe & Munition“, eine praktische Ausbildung in der Handhabung und das eigentliche Schießvorhaben umfasste, wurde unter anderem auch die Handhabbarkeit von Zünderstellschlüssel und die Verstauung der Munition in allen Typen der verwendeten Fahrzeuge der mörserführenden Einheiten überprüft. ZU GLEICH 1/2016 Feuerstellung - der Mörser wird geladen Dazu wurde neben den oben genannten Dienststellen auch Vertreter aus allen mörserführenden Einheiten geladen, um die Einsatzprüfung repräsentativ und unter Truppenbedingungen durchführen zu können. Die Mrs Mun NG erweitert die bestehende Munitionsfamilie um folgende Muntionssorten: CU20, Patrone Mörser 120M-DM91, Spreng, CU22, Patrone Mörser 120M-DM36, Leucht, Infrarot, CU24, Patrone Mörser 120M-DM65, Nebel, multispektraldeckend. Wesentliche Unterschiede zur eingeführten Munition liegen in der gesteigerten Reichweite und in einer deutlich höheren Präzision, bedingt durch die geringen Fertigungstoleranzen und der Bauweise des Leitwerks, welches die Patrone nach Verlassen des Rohres in Drall versetzt. Die Einführung der Munition ergänzt die bestehende Familie und soll diese nicht ersetzen. Diese besteht derzeit aus den Munitionssorten: CU 50, Patrone Mörser 120M-DM11 bzw. 81, Spreng, AZoV und AZmV, CU 51, Patrone Mörser 120M-DM28 bzw. 38, Spreng-Übung, CU 54, Patrone Mörser 120M-DM26, Leucht, CU 56, Patrone Mörser 120M-DM61, Spreng AnnZ. Dabei erweitert die Mrs Mun NG das Leistungsspektrum um präzisere Sprengmunition, die Möglichkeit des Beleuchtens für den Einsatz der Nachtsichtgeräte der Kampftruppe im nichtsichtbaren IR-Spektralbereich (Restlichtverstärker) und die Fähigkeit des multispektraldeckenden Blendens. Gerade die Munitionssorte CU24 Nebel schließt damit wieder die Lücke, welche durch den Wegfall der Nebelpatrone alter Art zeitweise vorhanden war. Das Beleuchten im Infrarotbereich ist ein Alleinstellungsmerkmal unter den indirekten Feuerunterstützungssystemen im STF-Verbund (Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung). Um die Leistungsfähigkeit der Munition im Rahmen der Einsatzprüfung zu überprüfen, wurde ein entsprechender logistischer Aufwand betrieben. Im Rahmen der Vorbereitung wurde durch den TrÜbPl BAUMHOLDER ein Sonderzielraum auf der Schießbahn 35 „RECKELSBERG“ erstellt und mit Hilfe des Zielbaupersonals Ziele errichtet. Dabei wurden zwei Gebäudestrukturen aufgebaut, um den Einsatz der Munition gegen urbane Strukturen darzustellen, sowie mehrere kleine Flächen- und Punktziele. Diese wurden im Rahmen der Einsatzprüfung mehrfach bekämpft und zusammen mit dem Feuerwerker der Kommandantur nach jedem Feuerkommando begangen und ausgewertet. Dies stellte eine exakte Auswertung sicher. Für den Einsatz der Patronensorten „Leucht, Infrarot“ und „Nebel, multispektraldeckend“ wurden, mit Unterstützung des Ausbildungszentrums Infanterie, alle derzeit eingeführten Nachtsichtgeräte im Bereich restlichtverstärkend bzw. wärmebildabgleichend vor Ort zusammen geführt . Ebenso war sämtliches Beobachtungs-und Vermessungsgerät aus dem Bereich STF vor Ort. Dies umfasste neben der leBeobAusst Art/ Mrs NYXUS auch die im Luft-Boden-Trupp eingesetzten Geräte (FIRESTORM, CORAL, etc.). Für fahrzeuggestützte Wärmebildgeräte war ein Joint Fire Support Team FENNEK in aktueller Ausführung auf der Beobachtungsstelle. Die Patrone „Nebel, multispektraldeckend“ erzeugte eine deckende Nebelwand, welche durch kein Wärmebildgerät durchdrungen werden konnte. Im Gegensatz zu ihrer aus der Nutzung genommenen Vorgängerin, welche auf Hexachlorethan-Basis arbeitete, erzeugt die neue Patrone ihre Wirkung durch Phosphor. Beim Nachtschießen wurde die Leistungsfähigkeit der neuen Leuchtpatrone überprüft. Das Gelände wurde für den Einsatz der Restlichtverstärker sehr gut ausgeleuchtet, ohne diese zu behindern. Das Abbrennen des Leuchtkörpers war dabei ohne Nachtsichtgerät nur sehr schwer wahrnehmbar. Die Sprengpatrone zeichnete sich durch eine sehr geringe Streuung aus, die ein präzises Bekämpfen der Ziele ermöglicht. Diese hohe Präzision ist bei Punktzielen und beim Heranschießen an eigene Kräfte ein entscheidender Faktor, welcher den Einsatzwert des Mörsers noch weiter erhöht. Grundsätzlich ist und bleibt der Mörser eine Flächenwaffe für kleine und mittlere ungepanzerte/ leichtgepanzerte Ziele. Die Punktzielbekämpfung bleibt den in Zukunft weiterhin ausreichend Munition der alten, sowie ergänzend die Sorten der neuen Generation zur Verfügung. Letztmalig wird im Jahr 2016 die deutsche Mörsermunition österreichischer Fertigung durch die Truppe verschossen. Diese von der Firma Hirtenberger produzierte Munition wurde übergangsweise im ISAF-Einsatz genutzt. Ihre Genehmigung zur Nutzung erlischt zum Ende des Jahres. Hier waren den Einsatzkräften die Patronen CU26 Spreng und CU30 Leucht zusätzlich verfügbar. Zusammenfassend erhalten die mörserführenden Einheiten mit der Einführung der neuen Sorten ein weites Spektrum an Munition zur Erfüllung ihrer Aufträge. Der Mörser als einziges STF 41 Nebelwand die Ausnahme bzw. ist die „Zweitbefähigung“, zu welcher der Mörser aufgrund der neuen Munitionsgeneration jedoch deutlich besser befähigt wird. Derzeit werden die Munitionslose der alten Munitionssorten testbeschossen, um dann ausgewählte Lose einer Erneuerung bzw. Überarbeitung zu unterziehen. Somit steht den Feuereinheiten und damit den Infanterieverbän- Mittel im STF-Verbund, welcher in jeglicher Verbringungsart und Kampfweise hochmobil und schnell in den Einsatz verlegbar eingesetzt werden kann, ist damit für zukünftige Einsatzszenare sehr gut aufgestellt. ZU GLEICH 1/2016 Unterstützung der Entwicklung der Litauischen artilleristischen Fähigkeiten im Rahmen des NATO Readiness Action Plan und der Transatlantic Capability Enhancement and Training Initiative Major Claudia Bredow Amt für Heeresentwicklung III 2, KÖLN Der NATO Readiness Action Plan Der RAP hat seine Wurzeln in den Beschlüssen des NATO-Gipfels in WALES 2014 und ist das Ergebnis der Auswirkungen der geänderten sicherheitspolitischen Lage im Osten Europas. Ziel des RAP ist es, durch geeignete Maßnahmen in allen Gestaltungsbereichen die Beschleunigung der Einsatzbereitschaft der NATO so zu erreichen, dass das Bündnis in der Lage ist, auf neue Herausforderungen schnell und entschlossen reagieren zu können. 42 Während dieses Gipfels wurden hierzu entsprechende Ziele definiert, erste Ergebnisse sollen während des Warschauer NATO-Gipfels im Sommer 2016 vorgestellt werden. Der „Readiness Action Plan“ (RAP) besteht aus zwei Säulen: Den „Assurance Measures“ - mit dem Ziel, der erhöhten Präsenz von NATO-Kräften auf dem Territorium der ostwärtigen Mitgliedsstaaten der Allianz. Dies wird z. B. durch Assurance-Übungen und Truppenpräsenz im Rahmen der sogenannten Persistent Presence - gemeinsam ausbilden und üben - in den BALTISCHEN STAATEN und POLEN umgesetzt. Den „Adaptation Measures“ - mit dem Ziel der Anpassung der mi- ZU GLEICH 1/2016 Readiness Action Plan litärischen Fähigkeiten der NATO. Zu diesen Maßnahmen gehören z. B. die Aufstellung der Interim Very High Readiness Joint Task Force (IVJTF/ Kräfte im Übergang bis zur Verfügbarkeit der ersten VJTF.) und Very High Readiness Joint Task Force (VJTF/ Schnell verfügbarer multinationaler Gefechtsverband der NATO in Brigadestärke.) . Die Transatlantic Capability Enhancement and Training Initiative Die Transatlantic Capability Enhancement and Training Initiative (TACET) ist ein Zeichen für den Schulterschluss zwischen den USA und DEUTSCHLAND. Sie steht für die Einigkeit und die gemeinsamen Anstrengungen beider Na- tionen, um die Implementierung und Umsetzung des NATO RAP zu unterstützen und voranzutreiben. Gleichzeitig zielt TACET auf die Verbesserung der Interoperabilität zwischen den Alliierten, um eine zukünftige Zusammenarbeit in Joint & Combined Operationen zu verbessern. TACET lehnt sich damit eng an die Maßnahmen in beiden Säulen des RAP (Assurance/ Adaptation Measures) an, konzentriert sich nicht auf einen einzelnen Staat, sondern zielt auf die Erhöhung der Fähigkeiten und der Interoperabilität für die gesamte NATO Ost-Flanke. Dabei nutzt die Initiative TACET wiederholte kurzfristige Maßnahmen, um einen langfristigen Effekt, zu erreichen. Der Inspekteur des Heeres hat für den Beitrag des Deutschen Heeres die federführende Übernahme für verschiedene Kooperationsprojekte angewiesen. Ein Beispiel hierfür ist die Unterstützung der litauischen (LTU) Streitkräfte bei der Integration der Panzerhaubitze 2000 (PzH2000) in deren Artillerie - eine Maßnahme im Rahmen des Implementation Plan „TACET Support future development of LTU artillery capabilities“. Internationale Zusammenarbeit der Deutschen Artillerie mit den Litauischen Streitkräften In diesem Rahmen wurde mit einem Workshop als erste gemeinsame deutsch-litauische Auftaktveranstaltung in der 40. KW 2015 in RUKLA/ LITAUEN die Ausbildungsunterstützung zum litauischen Fähigkeitsaufbau in der Nutzung der PzH2000 an deutschen Ausbildungseinrichtungen aufgenommen. Aber nicht nur in DEUTSCHLAND, sondern gleichfalls in LITAUEN werden, dann begleitend, Ausbildungsabschnitte im Rahmen TACET an Ausbildungseinrichtungen durchgeführt. Teilnehmer auf deutscher Seite waren das Kommando Heer mit dem Referat für Internationale Ausbildungsangelegenheiten, die fachlich zuständigen Vertreter des Amtes für Heeresentwicklung mit der Gruppe Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung/Indirektes Feuer (AHEntwg III 2 STF/ IndirF) sowie das Ausbildungskommando mit Vertretern des Ausbildungszentrums MUNSTER Ausbildungsbereich STF/ IndirF, VII. Inspektion. Darüber hinaus nahmen die 10. Panzerdivision mit dem Leiter der Joint Fire Support Coordination Group (JFSCG) in der Federführung für die Artillerieanteile, die zur Teilnahme an IRON SWORD 2015/ 2016 vorgesehen sind sowie das Artilleriebataillon 295 in der Federführung für die Ausbildungsunterstützung in LITAUEN im Rahmen IRON WOLF 2016/ FLAMING THUNDER 2016, teil. Im Rahmen des Workshops wurden der litauischen Seite Gliederung, Aufgaben/ Aufträge und Ausbildung der deutschen Artillerie vermittelt sowie Prozesse und Abläufe im System Artillerie, Schwerpunkt Ebene Zug, Batterie, Bataillon, erklärt. Der Fokus lag zu diesem Zeitpunkt aber klar auf den Besonderheiten der PzH2000 (siehe Bild 3). Ein Ersteinsatz eines Subject Matter Expert (SME) vom AHEntwg III 2 zur Unterstützung litauischer Vorschriftenanpassungen bzw. Anpassung der Einsatzgrundsätze an die PzH2000 erfolgte im Rahmen von IRON SWORD 2015. Ziel war es hier, frühzeitig Erkenntnisse über die litauischen Führungsverfahren der Artillerie zu gewinnen, um diese in der weiteren Entwicklung einer Doktrin zu berücksichtigen. Eine zeitlich begrenzte Unterstützung in ZU GLEICH 1/2016 43 LITAUEN bzw. bei AHEntwg III 2 wurde im Anschluss an IRON SWORD 2015 abgestimmt. Als erste konkrete Maßnahme der Ausbildungsunterstützung wurde ein Sonderlehrgang für acht litauische Geschützführer als Multiplikatorenausbildung im I. Quartal 2016 am AusbBerSTF/ IndirF in IDAR-OBERSTEIN durchgeführt. Dabei wurde zeitgleich ein Workshop „Schießorganisation“ für das Sicherheits- und Führungspersonal des litauischen Artilleriebataillons in diesen Lehrgang integriert. Die Ausbildung von litauischen Geschützbesatzungen bis zur Ausbildungshöhe Artilleriezug wird durch das Artilleriebataillon 295 im Rahmen von IRON WOLF 2016 mit angepasstem Kräfteansatz vor Ort durchgeführt. So sollen die Voraussetzungen für ein erstes gemeinsames Artillerieschießen in LITAUEN im Rahmen der LFX (Life Firing Exercise) FLAMING THUNDER bereits im August 2016 geschaffen werden. Workshop RUKLA 44 Workshop IDAR-OBERSTEIN ZU GLEICH 1/2016 Sonderlehrgang zur Ausbildung von acht litauischen Geschützführern PzH2000 ein grundlegender und wesentlicher Schritt im Rahmen der Entwicklung der litauischen Artillerie Oberstleutnant Klaus Urfell Inspektionschef VII. Inspektion, Unteroffizierausbildung „LITAUEN hat 2015 insgesamt 21 PzH2000 aus deutschen Beständen erworben und beabsichtigt; diese in ein neu aufzustellendes Artilleriebataillon zu integrieren“ – so heißt es im „Befehl für die Unterstützung LITAUENS bei der Integration des Waffensystems PzH2000 in die litauischen Streitkräfte“ (Kommando Heer –Chef des Stabes vom 05.11.2015). Der sich daraus für den AusbBer STF/ IndirF in IDAR-OBERSTEIN ergebende Auftrag war die Planung und Durchführung eines Sonderlehrgangs zur Ausbildung von acht litauischen Geschützführern PzH2000 im I. Quartal 2016. Vorgeschichte Wie schon im vorstehenden Bericht des Amtes für Heeresentwicklung III 2 Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung/ Indirektes Feuer (AHEntwg III 2 STF/ IndirF) dargestellt, hat der Inspekteur des Heeres die Unterstützung der litauischen Streitkräfte bei der Integration des Waffensystems PzH2000 als eine Maßnahme im Rahmen des Transatlantic Capability Enhancement and Training Initiative (TACET) angewiesen. Der Ausbildungsbereich STF/ IndirF war schon frühzeitig involviert – am 5. und 6. Mai 2015 hatte in IDAR-OBERSTEIN bereits eine erste Informationsveranstaltung für eine litauische Delegation stattgefunden. Schnell kristallisierte sich auch heraus, dass mit dem Kauf der PzH2000 durch LITAUEN ein zusätzlicher Ausbildungsauftrag für die Inspektion erwachsen würde. Basierend auf den Erfahrungen des Sonderlehrgangs für kroatische Geschützführer im I. Quartal 2015 (siehe Bericht in der ZU GLEICH 2/2015), lag der Inspektion sehr viel daran, frühzeitig alle entsprechenden Rahmenbedingungen, wie z. B. Einsatzgrundlagen oder Ablauf im Feuerkampf, verbindlich festzulegen. Sehr zielführend waren diesbezüglich die Teilnahme an einem Workshop in der 40. KW 2015 in RUKLA/ LITAUEN und die Absprachen, die im Rahmen eines Besuches des Kommandeurs des litauischen Artilleriebataillons im Dezember in IDAR-OBERSTEIN getroffen werden konnten. Rahmenbedingungen Insgesamt waren die Rahmenbedingen durchaus vergleichbar mit denen des o. a. Lehrgangs für KROATIEN: Ausbildung in zwei Geschützgruppen in deutscher Sprache (je Geschützgruppe stand ein Sprachmittler zur Verfügung), Nutzung deutscher Software und deutscher Benutzeroberflächen, Ausbildungshöhe so, dass die litauischen Geschützführer die PzH2000 selbstständig im Scharfen Schuss bedienen können, Vermittlung von deutschen Einsatzgrundlagen PzH2000 Integration eines zweiwöchigen Workshops „Schießsicherheit“ in den Lehrgang mit zusätzlichen max. 10 litauischen Teilnehmern (Führungspersonal). Als Lehrgangszeitraum wurde der 4. Januar bis zum 24. März 2016 festgelegt. Durchführung Selbstverständlich drängt sich aus Sicht des Ausbildungsleiters in der Rückschau in Vergleich der beiden Sonderlehrgänge geradezu auf. Waren die „Hausmeisterpunkte“ die gleichen und waren wir darauf besser vorbereitet? Waren die Lehrgangsteilnehmer besser? Konnten wir das gleiche Leistungsniveau erreichen? Mit welchem Ausblick konnten wir die Lehrgangsteilnehmer zurück in ihr Heimatland schicken? Einen Tag früher als ursprünglich abgesprochen erreichten die Lehrgangteilnehmer und Sprachmittler IDAR-OBERSTEIN. Die anfänglichen kleineren Sprachbarrieren konnten schnell überwunden werden und stellten im weiteren Verlauf kein Hemmnis dar. Die Sprachmittler, die im 4-Wochen-Rhythmus durch LITAUEN ausgetauscht wurden, haben ihre Sache sehr gut gemacht und waren immer in der Lage, Inhalte oder Anweisungen entsprechend zu übersetzen, auch wenn es nicht für jeden deutschen Begriff (Bsp. `Feder`) eine entsprechende Übersetzung gibt. Auch auf die Sicherstellung der sogenannten „Wohlfühlfaktoren“ waren beide Seiten sehr gut eingestellt. Kurzum – der Schwerpunkt konnte von Beginn an auf die Ausbildung gelegt werden. Der ein oder andere „Altgediente“ mag vielleicht dieses Gefühl in ähnlicher Form erlebt haben – der Sprung ZU GLEICH 1/2016 45 Erster Schuss mit „langer Leine“ von einer Feldhaubitzbatterie mit sechs Geschützen in geschlossener Feuerstellung hin zu einem hochbeweglichen Geschützzug mit vier der weltweit leistungsfähigsten Geschütze und die Anwendung eines hochflexiblen Einsatzkonzeptes ist nicht nur physisch sondern auch mental eine entsprechend große Herausforderung. Basierend auf einer bemerkenswert hohen Motivation und klar verinnerlichtem Stolz, die Ersten ihres Landes zu sein, die dieses neue und hochmoderne Geschütz einsetzen und führen können, wandelte sich die zu Beginn kaum zu bewältigende Informationsfülle schnell in ein zielgerichtetes und nachhaltiges Lernen und Verinnerlichen. Die Wichtigkeit dieses Lehrgangs im Rahmen des Eingangs kurz dargestell- 46 ten TACET-Programms wurde auch dadurch nachhaltig unterstrichen, dass sich viele hochrangige Besucher (von Mitgliedern des Verteidigungsausschusses über die Generalität bis hin zur Presse) vor Ort ein Bild machen wollten. An dieser Stelle weise ich ausdrücklich auf die ausführlichen und informativen Beiträge des Presse- und InformationsZentrums (PIZ) Heer und von Bundeswehr.de hin, die in der „Bw Aktuell“ und im Intranet veröffentlicht wurden. Selbst das litauische Fernsehen war vor Ort und hat in LITAUEN einen entsprechenden Beitrag ausgestrahlt. Die Systemausbildung lief reibungslos und die Lehrgangsteilnehmer waren schon nach wenigen Wochen in der Lage, System und Simulatoren selbständig zu bedienen. In der 9. und in der 10. Ausbildungswoche fand mit den Lehrgangsteilnehmern und eigens 10.03.16, 10:54 Uhr, erster Scharfer Schuss PzH2000 mit litauischer Geschützbesatzung ZU GLEICH 1/2016 dafür angereisten acht litauischen Soldaten (Führungspersonal aus Artilleriebataillon, Brigade und Heereskommando) ein Workshop statt, der sich schwerpunktmäßig mit dem Thema „Schießsicherheit“ befasste. In Vorbereitung auf den durch Artilleriebataillon 295 zu unterstützenden nächsten Ausbildungsabschnitt, der im II. Quartal in LITAUEN stattfindet und im August mit einem gemeinsamen Artillerieschießen im Rahmen der Übung FLAMING THUNDER seinen Höhepunkt finden wird, konnten hier wertvolle Inhalte vermittelt werden. Auch die Vermittlung taktischer Grundlagen konnte in den Workshop integriert werden. Die Teilnahme des im Vorbericht schon erwähnten Subject Matter Expert (SME/ Fachexperte) vom AHEntwg erwies sich hierbei als zielführend. Höhepunkt des Lehrgangs und des Workshops war zweifelsohne das erste Artillerieschießen mit litauischen Geschützbesatzungen PzH2000 auf dem Truppenübungsplatz BAUMHOLDER am 10. März. Nach dem bewusst gewählten Beginn (jeder Lehrgangsteilnehmer schießt ein Kommando „lange Leine“) mit Einzelschüssen, konnte schnell auf die Anwendung des Feuerstellungskonzepts (die Inspektion konnte mehrere Feuerstellungen im Feuerstellungsraum „L“ nutzen) übergegangen werden. An diesem Tag stellten die Lehrgangteilnehmer eindrucksvoll unter Beweis, dass sie das System verinnerlicht haben und das Erlernte friktionslos in die Praxis umsetzen können. Das Schießen verlief störungsfrei und hinterließ sowohl bei den Teilnehmern des Workshops als auch bei den eigens aus AACHEN angereisten litauischen Lehrgangsteilnehmern des Techniklehrgangs „Wanne“ und bei den Vertretern von PIZ Heer und Bundeswehr.de einen nachhaltigen Eindruck. Die beiden letzten Ausbildungswochen dienten dem Technischen Dienst sowie der praktischen Erkundungsausbildung und rundeten den Lehrgang inhaltlich ab. Selbstverständlich kam auch der soziale Aspekt während des Lehrgangs nicht zu kurz. Karneval, Schwenkbraten und Deutsches Reinheitsgebot waren am Ende des Lehrgangs keine Fremdwörter mehr. Bemerkenswert ausgeprägt war auch in diesem Lehrgang der gegenseitige Respekt, die gelebte Kameradschaft, Offenheit im Umgang und gegenseitige Sympathie. Hier zeigt sich immer wieder, dass alle Soldaten ein gemeinsames Grundverständnis von Auftragserfüllung und Kameradschaft besitzen – gut, dass man diese Feststellung sowohl im „Friedensbetrieb“ als auch im Einsatz immer wieder machen kann! Bewertung und Ausblick Zusammenfassend lässt sich aus Sicht der Inspektion feststellen, dass der Lehrgang ein voller Erfolg war. Ja, die „Hausmeisterpunkte“ waren die gleichen, wir haben die Erfahrungen des Kroatischen Lehrgangs mitgenommen, waren noch besser vorbereitet und haben auch in diesem Lehrgang ein beachtliches Niveau erreichen können. Für LITAUEN wird –gerade vor dem Hintergrund der aktuellen sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen in Europa- die Einführung des Waffensystems PzH2000 nicht nur eine fundamentale Weiterentwicklung der eigenen Artillerie darstellen, sondern auch ein bedeutendes militärpolitisches Signal. Die weiteren fixierten gemeinsamen Schritte bis hin zur vollen Einsatzbereitschaft des neu aufzustellenden litauischen Artilleriebataillons PzH2000 im Jahr 2018 sind schlüssig, folgerichtig und geben einem als Ausbilder das gute Gefühl, auf dem Weg zur Multinationalität einen weiteren wertvollen Schritt getan zu haben. „Lehrgangsabschluss mit Übergabe von Erinnerungsgeschenken Litauische Lehrgangsteilnehmer und ihre deutschen Ausbilder nach dem Schießen 47 ZU GLEICH 1/2016 Binationales Sportfest beim Artilleriebataillon 295 Hauptmann Maximilian Beenisch, MilNWOffz Artilleriebataillon 295, IMMENDINGEN (jetzt: STETTEN am Kalten Markt) Das Artilleriebataillon 295 führte am 17. September 2015 sein diesjähriges Sportfest unter dem Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft durch. Es nahmen daher nicht nur die Einheiten des Verbandes, sondern auch Abordnungen des französischen 1er Régiment d’ Infanterie aus SARREBOURG, des Jägerbataillons 291 aus ILLKIRCH und des Jägerbataillons 292 aus DONAUESCHINGEN teil. In den Wettkämpfen Military Fitness und Biathlon sowie in einem Fußballturnier konnten beide Nationen im fairen Wettstreit ihre Fähigkeiten beweisen. Mit einem Fußballturnier in der Früh begann das diesjährige Sportfest. Das Team der 4. Batterie des Artilleriebataillons konnte dieses, vor den Franzosen, für sich entscheiden. Zeitgleich fand in der Sporthalle durch das Judoka-Team des Verbandes eine Vorführung über Bild oben: Beim Hindernisparcours mussten auch Wasserkanister getragen werden Bild unten: Auftaktspiel zum Binationalen Sportfest Fitness Challenge teil. Im Feldanzug und Turnschuhen mussten zunächst 800 Meter überwunden werden, um 48 Möglichkeiten der Selbstverteidigung gegen bewaffnete und unbewaffnete Gegner statt. Am späten Vormittag nahmen sechs Teams aller Verbände an der Military ZU GLEICH 1/2016 anschließend eine 15 Kilogramm schwere Munitionskiste zu stemmen. Der anstrengende Teil folgte jedoch unmittelbar im Hindernisparcours, in welchem auf 300 Meter gekrochen, geglitten, Wasserkanister geschleppt und Verwundete transportiert werden mussten. Hierbei konnte die 2. Batterie des Artilleriebataillons 295 knapp vor der französischen Delegation den Sieg erringen. Der strömende Regen konnte in diesem Wettstreit den binationalen Teamgeist in keinster Weise einbremsen. Die Nachmittagsdisziplin Biathlon war nicht minder fordernd. In voller Gefechtsmontur mit ballistischer Schutzweste, Helm, 15 Kilogramm schwerem Rucksack und dem Sturmgewehr G36 mussten die fünf Soldaten starken Teams, eine Strecke von 2,7 Kilometern im Laufschritt absolvieren. Angekommen auf der Schießbahn schoss jeder Schütze im Team insgesamt 40 Schuss auf 10er Ringscheiben. Eine gute Laufzeit und ein solides Schießergebnis führten zu einem guten Gesamtergebnis. Voll in ihrem Element, konnten sich schließlich die Jäger aus DONAUESCHINGEN, vor den französischen Infanteristen als Gewinner durchsetzen. Am frühen Abend erfolgte durch den Bataillonskommandeur, Oberstleutnant Ralf Peter Hammerstein, die Siegerehrung in den einzelnen Disziplinen. Aufgrund ihrer konstanten Gesamtleistung konnte die französische Abordnung des 1er Régiment d’Infanterie als Gesamttagessieger hervorgehen. Hammerstein lobte dabei das außerordentliche Engagement aller Teilnehmer und wertete das binationale Sportfest des Artilleriebataillons als vollen Erfolg. Das Fest endete schließlich mit einem kameradschaftlichen Grillabend aller Teilnehmer, welcher nochmals das Gemeinschaftsgefühl beider Nationen der DEU/FRA-Brigade jenseits des reinen militärischen Dienstbetriebes verdeutlichte. 49 Bild oben: Abordnungen des französischen 1er Régiment d’Infanterie aus Sarrebourg bei der Siegerehrung Bild oben rechts; Beim Biathlon - Soldaten Munitionieren auf Bild unten rechts: Judo-Vorführung (Quelle aller Bilder: Bundeswehr/Maximilian Beenisch) ZU GLEICH 1/2016 KZO in DRESDEN gelandet Oberleutnant Thomas Rückel Zugführer KZO, 5./ Artilleriebataillon 295, IMMENDINGEN (jetzt: STETTEN am Kalten Markt) DRESDEN, 25.11.2015 - In den Elbe Flugzeugwerken und an der Offizierschule des Heeres stellte in diesen Tagen der KZO-Zug des Artilleriebataillons 295 das Drohnensystem KZO vor. Die Präsentation des Systemgeräts auf ziviler und militärischer Seite markierte den Abschluss der Systemvorhaben 2015. Geräuschlos nähert sich dem Dresdener Flughafen die Silhouette einer zivilen Verkehrsmaschine. Es ist ein Airbus A380, der heute zu Wartungsarbeiten in die Elbe Flugzeugwerke (EFW) kommt. Während die größte Verkehrsmaschine der Welt vorbei rollt, stellen die KZO-Soldaten des Artilleriebataillons 295 ihr Systemgerät im Hangar-Bereich des sächsischen Flugzeugbauers auf. 50 Am Technologiestandort DRESDEN sollten die Soldaten des KZO-Zuges lernen, wie man das System KZO gegenüber zivilen Unternehmen, aber auch dem militärischen Führernachwuchs des Heeres, präsentiert. Neben dem medialen Interesse an Drohnensystemen ist aber vor allem die Kommunikation mit externen Dienststellen und Einrichtungen für eine erfolgreiche Arbeit im System elementar. Luftfahrt spricht eine Sprache Am Zentrum für die Umrüstung von Airbus-Passagierflugzeugen in Fracht- und Tankflugzeuge und Wartung von Flugzeugen der gesamten Airbusflotte gelten für die Ausbildung der Mitarbeiter gleiche Rahmenbedingungen wie für die Ausbildung im Bereich der Instandsetzung des Drohnensystems KZO. Auf ziviler und militärischer Seite ist die Ausbildung zum Fluggerätmechaniker/-in und Fluggerätelektroniker/-in gemäß den Vorgaben der europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) zertifiziert. ZU GLEICH 1/2016 Im Rahmen der Weiterbildung nutzten 16 Auszubildende der Elbe Flugzeugwerke die Chance, Eindrücke von der militärischen Seite von Airbus zu sammeln. Im Gespräch zwischen den KZO-Soldaten aus IMMENDINGEN und den angehenden Fluggerätmechanikern und Fluggerätelektronikern der EFW kamen die Männer und Frauen zu dem Schluss, dass man „in der Luftfahrt eine Sprache spricht.“ Nach beiderseitigen Vorträgen über das System KZO und die Arbeitswelt des Tochterunternehmens der Airbus Group subsummierte der Ausbildungsleiter der EFW, André Vogel: „Vielleicht ergibt sich für den ein oder anderen von Ihnen die Chance, nach seiner militärischen Laufbahn bei uns einzusteigen.“ Abgerundet wurde der Ausbildungstag bei den Elbe Flugzeug- werken mit einer Werksführung durch zahlreiche Arbeitsbereiche des Unternehmens. Dabei konnten die Soldaten des Artilleriebataillons 295 hautnah den praktischen Arbeitsalltag in den Hangars der EFW erleben. Truppe zum Anfassen Am nächsten Tag der Weiterbildungswoche wurde das Drohnensystem KZO an der Offizierschule des Heeres (OSH) präsentiert. Die systemerfahrenen Soldaten vom Bodensee konnten den zukünftigen Zugführern, aber auch Soldaten vom Taktikzentrum des Heeres und weiteren Dienststellen, grundlegende Bedingungen, Besonderheiten und Herausforderungen des Systems KZO vermitteln. In zwei Durchgängen mit jeweils 30 Teilnehmern wurden die Soldaten aus DRESDEN nach einer theoretischen Einweisung in die Themenbereiche: Systemverbund KZO, Navigation und Luftbildwesen in einer Stationsausbildung praktisch an die wesentlichen Systemfahrzeuge und die Drohne selbst herangeführt. Der Truppenfachlehrer für den Bereich STF/ IndirF, Major Palmgren, lobte das Engagement aus IMMENDINGEN und machte deutlich, dass „neben der Weiterbildung am Systemgerät vor allem der Informationsaustausch mit der Truppe von besonderer Bedeutung ist.“ Durch die lange Ausbildung zum Offizier haben die jungen Leutnante oft mehrere Jahre keinen Kontakt zu den Verbänden ihrer Truppengattung, weswegen vor allem die Erfahrungen aus den Einsätzen, die Weiterentwicklungen im System und die täglichen Herausforderungen im Truppenalltag bei den Teilnehmern auf großes Interesse gestoßen sind. Aufklärung: Führen durch Information Im Informationszeitalter ist vor allem die Verfügbarkeit von Informationen sowie die Kenntnis der Leistungsfähigkeit verfügbarer Sensoren für eine ganzheitliche Beurteilung von militärischen Lagen von Bedeutung. Ebenso sind die Abhängigkeit von externen Unternehmen und die Einbindung in ein komplexes Netzwerk aus Produktion, Nutzung und Weiterentwicklung für den Betrieb des Systems KZO an der Basis im Artilleriebataillon 295 elementar. genutzt, um im zivilen und militärischen Umfeld nicht nur ihr Systemgerät zu präsentieren, sondern auch einen Beitrag für die Sensibilisierung und Auseinandersetzung mit dem Thema „Drohnensysteme der Bundeswehr“ zu leisten. Bild links oben: Luftfahrttechnische Prüfer, HptFw Engelbrecht, erklärt dem TrFLhr STF/ IndirF, Maj Palmgren die praktischen Herausforderungen des Drohnensystems KZO Bild links unten: OFw Knittel erklärt den Auszubildenden der Elbe Flugzeugwerke die Drohnengruppe KZO Bild oben: Soldaten des KZO-Zugs zusammen mit Maj Palmgren vor dem Hörsaalgebäude der Offizierschule des Heeres (alle Fotos:: ArtBtl 295, OSG Fleischer) Die KZO-Soldaten aus IMMENDINGEN haben den Blick über den Tellerrand ZU GLEICH 1/2016 51 Verabschiedungsappell des Artilleriebataillons 295 aus der Garnisonsgemeinde IMMENDINGEN Hauptmann Maximilian Beenisch MilNWOffz Artilleriebataillon 295, IMMENDINGEN (jetzt: STETTEN am kalten Markt) Am 3. Dezember verabschiedete sich das Artilleriebataillon 295 mit einem großen Appell nach 56 Jahren aus seiner Garnisonsgemeinde IMMENDINGEN. Gleichzeitig legten an diesem Abend 158 Rekrutinnen und Rekruten des Artilleriebataillons 295 ihr Feierliches Gelöbnis ab. auch innerhalb des Kasernengeländes ausbauen. Der Appell fand abends mit Fackelschein unter der musikalischen Begleitung des Heeresmusikkorps aus ULM auf dem Platz vor dem Stadtschloss statt. Neben den 158 Rekrutinnen und 52 v.l.n.r. : Bürgermeister Hugger, OTL Hammerstein und Oberst Sonntag bei der Übergabe des Gedenksteines Der Verabschiedungsappell des Artilleriebataillons 295 bildete den Schlussakt der 57-jährigen Geschichte des Standortes IMMENDINGEN. Ende Februar bis Mitte März 2016 wird das Bataillon geschlossen mit mehr als 600 Soldaten an den neuen Garnisonsstandort STETTEN am kalten Markt verlegen. Ab April 2016 wird Daimler Benz sein Prüf- und Technologiezentrum dann nicht nur auf dem Standortübungsplatz, sondern ZU GLEICH 1/2016 Rekruten nahmen Abordnungen aller Einheiten des Artilleriebataillons 295, der Panzerpionierkompanie 550, der RSU-Kompanie (Regionale Sicherungsund Unterstützungskompanie) Schwäbische Alb und des 3. Französischen Husarenregimentes teil. Im Vorfeld des Appells präsentierte das Artilleriebataillon vor der Donauhalle in IMMENDINGEN eine statische Waffen- schau, bei welcher die Kommandanten mit ihren Besatzungen die Gefechtsfahrzeuge des Verbandes und deren Fähigkeiten den interessierten Gästen und Besuchern sowie den Angehörigen der Rekrutinnen und Rekruten vorstellten. Durchgeführt wurde der Appell durch Oberstleutnant Ralf Peter Hammerstein, Bataillonskommandeur des Artilleriebataillons 295 und Standortältester in IMMENDINGEN. Im Beisein von mehreren hundert Besuchern und zahlreichen Ehrengästen würdigte er die Leistungen der Soldatinnen und Soldaten am Standort IMMENDINGEN, die neben den zahlreichen Aufträgen im Inland seit 1995 auch in den Auslandseinsätzen auf dem BALKAN, in AFGHANISTAN, in MALI und bei vielen internationalen Übungen umfangreich ihren Dienst leisteten. Ebenso hob Oberstleutnant Hammerstein die bi-nationale Bedeutung des Standortes IMMENDINGEN in seiner Rede hervor. Bis zu 3.000 Soldatinnen und Soldaten sowie zivile Mitarbeiter leisteten als Teil der Deutsch-Französischen Brigade und des Bundeswehrdienstleistungszentrums in Spitzenzeiten ihren Dienst in IMMENDINGEN. Das Einholen der Bundesdienstflagge und der Drapeau Tricolore durch eine deutsch-französische Flaggenabordnung unterstrich dabei die Verbundenheit beider Nationen innerhalb der Deutsch-Französischen Brigade. Als Vertreter der Deutsch-Französischen Brigade dankte Oberst d. Res. Ansgar Sonntag hierbei allen deutschen und französischen Soldaten, die seit 1958 ihren Dienst in IMMENDINGEN leiste- Das Einholen der Bundesdienstflagge ten. Gemäß ihrem Wahlspruch „Le devoir d’excellence“ wären Deutsche und Franzosen auch an ihren neuen Standorten in STETTEN am kalten Markt und in METZ stets „dem Besten verpflichtet“. Der Gemeinde IMMENDINGEN wurde der Gedenkstein der Oberfeldwebel-Schreiber-Kaserne mit allen Wappen der Verbände der Deutsch-Französischen Brigade am Standort IMMENDINGEN feierlich als Teil der Verabschiedung überreicht. Bürgermeister Markus Hugger betonte, wie schwer es der Gemeinde gefallen sei, sich aufgrund der Unsicherheiten der Strukturreform für eine Konversion des Bundeswehrstandortes zuguns- ten von Daimler Benz zu entscheiden. Abschließend hob er die Bedeutung der 57-jährigen Garnisonsgeschichte für die Identität der Gemeinde hervor und dankte allen Soldaten für den Beitrag, den sie hierfür geleistet hatten. (Fotos: ArtBtl 295) ZU GLEICH 1/2016 53 Führung, Aufklärung, Wirkung und Unterstützung: Die Batterien des Artilleriebataillons 295 auf dem Truppenübungsplatz BAUMHOLDER Hauptmann Achim Leuther Batteriechef 5./ Artilleriebataillon 295, STETTEN am Kalten Markt Baumholder, 22.04.2016 Nach dem Abschluss des Umzuges des Artilleriebataillons 295 von IMMENDINGEN nach STETTEN am kalten Markt im März 2016 stellten die Batterien vom 07.04. – 22.04.2016 in BAUMHOLDER ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis. Für viele junge Soldaten war es dabei der erste Übungsplatzaufenthalt und der Höhepunkt ihrer jeweiligen Dienstpostenausbildung. Binationale Ausbildungen und Kohäsion waren weitere Highlights bei dem zweiwöchigen Truppenübungsplatzaufenthalt. Realversorgung, Materialbewirtschaftung und Logistikkonzept 54 Neben der Realversorgung der übenden Einheiten des Bataillons stand die Beübung des Materialbewirtschaftungszuges im Schwerpunkt der Stabs- und Versorgungsbatterie. Junge Soldaten wurden erstmals an die Besonderheiten der Arbeit als Versorger herangeführt und neue Abläufe für das weiterzuentwickelnde Logistikkonzept geprüft. Dazu bezog der Materialbewirtschaftungszug einen Übungsraum und errichtete den Bataillonsversorgungspunkt. Von diesem wurden im Push & Pull-Prinzip die Einheiten versorgt. Neben Ausbildungen am Tankcontainer und an verschiedenen Fahrzeugen, wurden einige Soldaten erstmals am MG3 mit Lafette ausgebildet. Auch Streife, Alarmposten und Funkausbildung forderten die Solda- ZU GLEICH 1/2016 Der Scharfe Schuss: Höhepunkt der Dienstpostenausbildung (Quelle: Bundeswehr/ Thomas Trede) Gruppenfoto vor der PzH2000: Deutsche, französische und litauische Kameraden üben gemeinsam (Quelle: Bundeswehr/ Markus Panzer) ten. Durch das Biwak war es den Soldatinnen und Soldaten auch möglich, das Leben im Felde kennenzulernen. Höhepunkt der Dienstpostenausbildung: Der Scharfe Schuss Informationsaustausch: Nach getaner Arbeit wird über die verschiedenen Streitkräfte diskutiert (Quelle: Bundeswehr/ Markus Panzer) Während des einwöchigen Übungsplatzaufenthaltes der 2. Batterie stellten die jungen Kanoniere zum Abschluss ihrer Dienstpostenausbildung zum ersten Mal ihr Können im Scharfen Schuss unter Beweis. Die Batterie hatte in dieser Woche drei Schießvorhaben, zwei Tag- und ein Nachtschießen. Es wurden tagsüber Sprenggeschosse und nachts Spreng- und Leuchtgeschosse verschossen. Die Joint Fire Support Teams der Batterie riefen auf der Beobachtungs-Stelle das Feuer auf aufgeklärte Ziele ab und übten mit Flugzeugen das Zusammenspiel im Rahmen der Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung (STF). Deutsche, französische und litauische Kameraden üben gemeinsam Einweisung der französischen Delegation in die leichte Beobachtungsausstattung Nyxus (Quelle: Bundeswehr/ Juern Börstinghaus) Im Rahmen des Truppenübungsplatzaufenthaltes der 3./ Artilleriebataillon 295 in BAUMHOLDER verschaffte sich eine litauische Delegation einen Überblick über Ausbildung und Übung mit der PzH2000. Bestehend aus Vertretern des Artilleriebataillons General Romualdas Giedraitis, stationiert in RUKLA, war dieser Besuch ein Meilenstein für die im Sommer dieses Jahres stattfindenden Übungen IRON WOLF und FLAMING THUNDER sowie für die Ausbildung litauischer Soldaten am System PzH2000. Das Artilleriebataillon 295 wird federführend mit der 3. Batterie, unterstützt von 1. und 5. Batterie sowie durch Teile des Logistikbataillons 171 an beiden Übungen teilnehmen und die Ausbildung der litauischen Geschützbesatzungen im Rahmen des TACET (Transatlantic Capability enhancement Training) in RUKLA durchführen. Der Raketenwerfer MARS II im scharfen Schuss (Quelle: Bundeswehr/ Sven Lehmann) ZU GLEICH 1/2016 55 Der Raketenwerfer MARS II im scharfen Schuss bei Nacht (Quelle: Bundeswehr/ Sven Lehmann) Gleichzeitig war eine kleine Delegation Offiziere vom 3. Husarenregiment aus METZ, dem Patenverband des Artilleriebataillons 295, vor Ort, welche sich bei allen Batterien von der Leistungsfähigkeit des Bataillons überzeugen konnte und so die Verbundenheit zwischen beiden Verbänden stärkte. 56 Schulschießen und Unterstützung Ausbildungsbereich STF/ IndirF Die Raketenartilleriebatterie des Bataillons führte insgesamt vier Schießen durch, eines davon bei Nacht. Im Schwerpunkt festigten die jeweiligen Werferbesatzungen ihre Abläufe am Raketenwerfer MARS II. Ebenso wurde der Ausbildungsbereich STF/ IndirF in IDAR-OBERSTEIN, bei der Ausbildung des jungen Offiziernachwuchses im Offizierlehrgang 3 unterstützt. Insgesamt wurden an den drei Schießtagen 290 Sprengsplitterraketen mit dem Kaliber 110mm verschossen. ZU GLEICH 1/2016 Landung des Kleinfluggerätes Zielortung (Quelle: Bundeswehr/ Kim Oliver Frerichs) Aufklärung und Grundlagenausbildung: Die Aufklärungsbatterie Soldaten beim Aufbau des Batteriegefechtsstands (Quelle: Bundeswehr/ Kim Oliver Frerichs) Die Aufklärungsbatterie war mit den Systemen Kleinfluggerät Zielortung (KZO), Counter Battery Radar (COBRA) sowie einer Wettergruppe in BAUMHOLDER. Neben der ständigen Unterstützung der schießenden Einheiten durch Wettermeldungen, waren Aufklärungsflüge mit KZO, eine Softwareerprobung bei COBRA sowie Marsch- und Verfügungsraumausbildungen die Schwerpunkte. KZO führte mehrere Aufklärungsflüge durch. Dabei wurden feindliche Ziele aufgeklärt und das folgende Feuer der eigenen Wirkmittel im Zielgebiet überwacht. Ebenso konnten feindliche Verfügungsräume sowie Marschbewegungen durch KZO aufgeklärt werden. Während der Softwareerprobung war auch COBRA in der Lage, feindliche Feuerstellungen aufzuklären, eigenes Feuer zu überwachen und somit im Zusammenwirken mit den Rohrund Raketenbatterien den Feind zu zerschlagen. Fazit Einweisung der französischen Delegation in COBRA (Quelle: Bundeswehr/ Juern Börstinghaus) Der Truppenübungsplatzaufenthalt in BAUMHOLDER war für alle Batterien ein voller Erfolg. Dienstpostenausbildungen wurden abgeschlossen, artilleristische Fähigkeiten vertieft und gerade im Hinblick auf die bevorstehenden Übungsvorhaben in LITAUEN die notwendigen Grundlagen gelegt. Ebenso war es für alle Beteiligten eine große Freude, mit den französischen und litauischen Kameraden zu üben und Einblicke in die Arbeitsweisen anderer Streitkräfte zu erhalten. ZU GLEICH 1/2016 57 Das Artillerielehrbataillon 345 auf dem Truppenübungsplatz GRAFENWÖHR 2015 Hauptmann Marcel Karcher S1-Offizier Artillerielehrbataillon 345, IDAR-OBERSTEIN Das ArtLehrBtl 345 absolvierte im November seinen zweiwöchigen Übungsplatzaufenthalt auf dem Truppenübungsplatz GRAFENWÖHR. Dieser stellte den Ausbildungshöhepunkt des Verbandes im Jahr 2015 dar. Trotz der Herausforderungen im Rahmen der Flüchtlingshilfe am Heimatstandort, verlegte das Bataillon am Montagmorgen, dem 2.11.2015, im Landmarsch mit insgesamt weit über 600 Soldatinnen und Soldaten und 170 Fahrzeugen quer durch die Republik. 58 Die Kolonne war auf acht Marscheinheiten verteilt und die gesamte Verlegung des Verbandes von IDAR-OBERSTEIN nach GRAFENWÖHR wurde über eine Dauer von 17 Stunden erfolgreich beendet. Um 21.00 Uhr konnte der Führer der Marscheinheiten Vollzähligkeit ohne Ausfälle melden. Nicht nur die Größe der Marscheinheiten beeindruckte, sondern auch das Zusammenspiel mit der militärischen Verkehrsleitung durch zwei Feldjägerdienstkommandos des Regimentes aus MÜNCHEN. Teile des Verbandes hatten das Ankommen der Hauptkräfte bereits am Wochenende vorbereitet und so konnten die Unterkünfte und Abstellflächen verzugslos bezogen werden. Ein gelungener Start! Der Kommandeur ArtLehrBtl 345, Oberstleutnant Olaf Tuneke, konnte mit einigen zusätzlichen Unterstützungskräften aus anderen Truppenteilen somit nahezu auf sein gesamtes Bataillon zurückgreifen, um die hochgesteckten Ziele in der Oberpfalz anzugehen. Seit längerer Zeit übte der Verband das erste Mal wieder gemeinsam mit allen artilleristischen Fähigkeiten, von luftgestützter und bodengebundener ZU GLEICH 1/2016 4./ ArtLehrBtl 345 mit der Panzerhaubitze 2000 in der Feuerstellung Aufklärung bis hin zur unmittelbaren Feuerunterstützung, einhergehend mit taktischer Versorgung. An dieser Stelle sei erwähnt, dass der reibungslose Ablauf des Landmarsches sowohl in der Vorwoche als auch bei Ankunft 1./ ArtLehrBlt 345 beim Technischen Dienst vor Beginn der Übung mit leichtem Beigeschmack zu bewerten ist. Dies lag aber nicht am Verband selbst, sondern an der mangelnden Verlässlichkeit der Deutschen Bahn. Die Kettenfahrzeuge sollten parallel bzw. vorweg mit der Eisenbahn verlegt werden. Aus „Just in Time“ wurde „Just out of Time“ und das Schwergerät des Verbandes, u. a. die Panzerhaubitzen, Schützenpanzer und der Raketenwerfer standen zum Großteil erst zwei Tage später zur Verfügung, was auch nicht unerhebliche Auswirkungen auf den Ausbildungs- und Übungsablauf hatte. Der Motivation der Soldatinnen und Soldaten tat dies allerdings keinen Abbruch und die Lücken in den Übungsvorhaben wurden anderweitig geschlossen. Bevor es richtig losgehen konnte, stand am Dienstag „Technischer Dienst“ auf dem Plan, um Waffen und Gerät auf die kommenden Vorhaben vorzubereiten und sich mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut zu machen. Der heimische Übungsplatz in BAUMHOLDER wurde ganz bewusst nicht genutzt. Ein Teilaspekt der Ausbildung beinhaltete die Beübung der Solda- dem Gefechtstand Haupt auf dem Übungsplatzgelände selbst. Es galt die Führungsfähigkeit des Verbandes so schnell wie möglich herzustellen. Mit Abschluss aller Maßnahmen und der spürbaren Vorfreude der Soldatinnen und Soldaten, begann das Ausbildungshighlight 2015 für alle Batterien am Mittwoch bei schönstem Novemberwetter Das gesamte Vorhaben wurde über den zweiwöchigen Aufenthalt in zwei Phasen eingeteilt. Die erste Woche wurde als „Batterie“ – und die zweite Woche als „Bataillonsphase“ angelegt. Zunächst sollten die Fähigkeiten der einzelnen Batterien identifiziert und aufgebaut werden, um im Schwerpunkt der zweiten Woche die Verschmelzung der Fähigkeiten auf Verbandsebene zu beüben. Das hochintensive Gefecht im Systemverbund des ArtLehrBtl 345 stand im Fokus des Bataillonskommandeurs. Somit war die Marschroute klar vorgegeben und der erste Schiess- und Flugtag diente den Einheiten der Vorbereitung auf diese Absicht. 2./ ArtLehrBtl 345 während der Batteriebesichtigung in der Bodenkontrollstation KZO tinnen und Soldaten in unbekanntem Terrain. Im Vordergrund stand neben den erwähnten Vorbereitungen der Aufbau der beiden Gefechtsstände des Bataillons, dem Gefechtstand Unterstützung im Lager „ALGIER“ sowie Darüber hinaus galt für die erste Woche das Motto, ,,Zurück zu alten Tugenden“. Batteriebesichtigungen wurden auch im ArtLehrBtl 345 die letzten Jahre nicht mehr durchgeführt und somit ein bewährtes Mittel der Überprüfung der Beobachtungsoffizier beim Erkunden der Beobachtungsstellung eigenen Leistungsfähigkeit vernachlässigt. Der Truppenübungsplatzaufenthalt GRAFENWÖHR war nun der richtige Rahmen, um den „Gemischtwarenladen“ der Aufklärungsbatterie 2./ ArtLehrBtl 345 auf Herz und Nieren zu prüfen. Unter den Augen des Kommandeurs der Divisionstruppen 10.Panzerdivision, Oberst Wolf Rupp wurde die Besichtigung mit einer Befehlsausgabe an die Batterieführung sowie der Umsetzung auf deren Einheitsebene am Mittwochabend eingeleitet und bildete für den folgenden Donnerstag und Freitag den klaren Schwerpunkt der ersten Woche. Die Aufklärungssysteme KZO (Kleinfluggrät Ziel Ortung), COBRA (COunter Battery RAdar), Schallmess sowie Wetter stellen einzeln für sich hochkomplexe Systeme dar. Diese Systeme unter einheitlicher Führung in einer laufenden Übung einzusetzen, forderte die Einheit und allen voran den Batteriechef, Hauptmann Mechtersheimer, im positiven Sinne. Das Beziehen und Einrichten des Verfügungsraumes mit über 70 Fahrzeugen ist nicht vergleichbar mit dem Äquivalent einer Rohrbatterie. Die Batteriebesichtigung wurde durch mehrere Prüfteams begleitet und in die für die Folgewoche geplante Lage „OBSIDIA“ eingebettet. Neben der Überprüfung ZU GLEICH 1/2016 59 Blick ins Zielgebiet während des Gegenangriffes „SCIMITAR“ 60 der Leistungsfähigkeit der einzelnen Aufklärungskomponenten, sollten die Fähigkeiten der Einheit in allgemeinen Aufgaben in Landoperationen besichtigt werden. Teilaspekte der Überprüfung waren u. a. die Erkundung der Verfügungs- und Einsatzräume, Verhalten im Verfügungs- und Einsatzraum (dabei Lageentwicklungen), das Üben im System Artillerie, der Marsch der Teileinheiten inklusive Technischen Halt und gefechtsmäßige Betankung sowie Gefechtsstandarbeit und Führung über das FüWES ADLER (Führungs-, Waffen-, Einsatz-, System Artillerie Daten-, Lage-, Einsatz,- Rechnerverbund). Im Vordergrund stand allerdings die Zusammenführung der Fähigkeiten luftgestützte Zielaufklärung und indirekte Wirkung mit Rohr- und Raketenartillerie. Im Rahmen der Batteriebesichtigung wurde die Zusammenführung dieser Fähigkeiten für die Masse der Soldatinnen und Soldaten erstmalig geübt. Im Mittelpunkt stand hierbei die Zielaufklärung und Ortung durch die Drohnenzüge KZO und das Zusammenspiel in den folgenden ZU GLEICH 1/2016 Feueraufträgen mit den schießenden Batterien. Ein Übungsablauf, der in seiner Komplexität nur durch vereinzelte Soldatinnen und Soldaten der Batterie bereits durchgeführt worden war und somit für die Masse der Beteiligten absolutes Neuland darstellte. Das war Ansporn genug, allen anfänglichen Widrigkeiten zum Trotz, letztlich die Aufklärungsmöglichkeit Drohne mit den Wirkmitteln des Verbandes erfolgreich zu verbinden. Beendet wurde die Batteriebesichtigung am Freitag, nach mehr als 36 Stunden Übung, mit der Rückverlegung in das Lager „NORMANDIE“. Am darauffolgenden Tag wurde in Anwesenheit aller Unteroffiziere der Einheit die Überprüfung der Batterie nach dem bewährten Schema „Ansprechen-Beurteilen-Folgern“ ausgewertet. Die Führung des Bataillons bescheinigte der 2./ ArtLehrBtl 345 gemeinsam mit dem Prüfteam die Bewertung: „Mit geringen Einschränkungen einsatzbereit“. Ein insgesamt sehr zufriedenstellendes Ergebnis, mit klaren Abhol - und Ausbildungsschwerpunkten für das Ausbildungs- und Übungsjahr 2016. Die schießenden Batterien konnten parallel Tag- und Nachtschießen durchführen und ihre eigene Leistungsfähigkeit überprüfen. Sowohl die 4./ ArtLehrBtl 345 als auch die 5./ ArtLehrBtl 345 absolvierten als ganz besonderes artilleristisches Highlight, und für viele Soldatinnen und Soldaten erst- und vielleicht einmalig, das „Direkte Richten“ mit der Panzerhaubitze 2000. Diese Form der Gefechts-/ Schießübung beeindruckte nicht nur die Soldatinnen und Soldaten selbst. Die Bekämpfung von Zielen auf einer Kampfentfernung von knapp 1000m lockte auch zahlreiche „Touristen“ aus verschiedenen Nationen auf die Schießbahn. Während der Stab ArtLehrBtl 345 und die 1./ ArtLehrBtl 345 sich nach Herstellen der Einsatzbereitschaft der beiden Gefechtsstände auf die Erprobung der Zusammenarbeit und Koordinierung der Stabsarbeit sowie der Erarbeitung von Standards auf Grundlage der Stabsdienstordnung Einsatz konzentrierten, konnte auch die Raketenbatterie in der ersten Woche ihre Übungs- und Schießvorhaben durchführen. 3./ ArtLehrBtl 345 beim Nachtschießen Am Samstag stand selbstverständlich erneut Technischer Dienst auf dem Plan und es galt, die Folgewoche mit allen notwendigen Maßnahmen an Mensch und Maschine vorzubereiten. Im Anschluss war für alle Teile des Verbandes, erstmal durchatmen angesagt und die gemachten Erfahrungen und Erlebnisse der Woche Revue passieren zu lassen, sowie sich batterieübergreifend bei dem einen oder anderen Kaltgetränk auszutauschen. Nach einem ausgiebigen Frühstück trat das ArtLehrBtl 345 geschlossen an und der Kommandeur, Oberstleutnant Tuneke, blickte auf die erste Woche und die einzelnen Ausbildungsziele zurück, um anschließend die Marschroute „Vollgas“ für die beginnende Bataillonsphase und seine Absicht bekannt zu geben. Der katholische Militärpfarrer, Herr Bronder, beseelte die Soldatinnen und Soldaten des Verbandes im Anschluss mit einem gemeinsamen Feldgottesdienst, ehe die Vorbereitungen am Nachmittag begannen. Am Sonntagabend um 18.00 Uhr fand auf Grundlage der Lage „OBSIDIA“ die Befehlsausgabe am Bataillonsgefechtsstand Haupt statt. Ab nun bedeutete das für alle Teilnehmer „Leben in der Lage“ und Übungsbeginn. Der Gefechtsverband 345 hatte einen klaren Auftrag, Gegenangriff „SCIMITAR“ mit letalen und nicht letalen Wirk- und Aufklärungsmitteln aus zugewiesenen Einsatz- und Feuerstellungsräumen zu unterstützen Die Einheiten des Bataillons 345 verlegten am Vormittag des Folgetages in ihre zugewiesenen einsatznahen Verfügungsräume, um sich auf Folgeaufträge vorzubereiten. Kontinuierliche Führung des gesamten Bataillons durch die Operationszentrale (OpZ) stand von nun an auf dem Programm. Einheitliche taktische und logistische Meldewege sowie die Vernetzung der Lageinformationen aus jeweils bis zu vier Zellen auf den Gefechtsständen Haupt und Unterstützung mussten mit Lagefortsetzungen verifiziert werden. Die Einheiten wur- den im Laufe des Tages und der Nacht mit der Erkundung der Einsatzräume für den geplanten Gegenangriff beauftragt. Um 07.00 Uhr am Dienstagmorgen befahl das Bataillon seine Einheiten in die zugewiesenen Einsatzräume. Mensch, Waffen und Material waren zu 100 Prozent einsatzbereit und „Heiß wie Frittenfett“, um ihr Können in der Lage unter Beweis zu stellen. Davon machte sich auch der Kommandeur 10. Panzerdivision, Generalmajor Bernd Schütt, ein Bild und konnte am Ende des Tages ein äußerst positives Fazit ziehen. Als Divisionskommandeur hat er nun ein klares Bild von den artilleristischen Fähigkeiten eines „seiner“ beiden Artilleriebataillone. Auch dieser Dienstaufsichtsbesuch brachte die Unterstützung des Gegenangriffs des Gefechtsverbandes nicht zum Stocken. Ganz im Gegenteil, die feindlichen Ziele wurden aufgeklärt und, durch die Bataillonsführung koordiniert, erfolgreich bekämpft. Die Feuerunterstützung verlor auch nach ZU GLEICH 1/2016 61 Einbruch der Dunkelheit nicht an Intensität und wurde am darauffolgenden Mittwoch fortgesetzt. Gegen 22.00 Uhr war es dann soweit; der Kommandeur des Gefechtsverbandes löste mit einem Funkbefehl die letzte Bataillonsfeuerzusammenfassung aus und läutete die finale Phase der Übung ein. Alle Batterien wurden anschließend aus ihrem Einsatzraum in den Verfügungsraum befohlen und die fünftägige Übung damit beendet. Am Donnerstag wurden alle vorbereitenden Maßnahmen zur Rückverlegung in den Heimatstandort IDAR-OBERSTEIN getroffen, so dass sich am Freitag um 04.00 Uhr früh die ersten Fahrzeuge wieder auf dem Marsch befanden. Mit dem Eintreffen der letzten Marscheinheit endete ein erfolgreicher Truppenübungsplatzaufenthalt. Oberstleutnant Tuneke resümierte insgesamt sehr zufrieden und stellte fest: „……Ziel des Übungsplatzes war es, gemäß meines „Drei-Stufen-Plans“ für das Bataillon, neben dem Durchführen und Etablieren der Batteriebesichtigung, alle Fähigkeiten des Verbandes im Systemverbund Artillerie zusammenzuführen und in der Bataillonsübung im Rahmen eines hochintensiven Gefechtes zu üben. In diesen vergangenen zwei Wochen konnte ich einen umfassenden und detaillierten Eindruck von die Leistungsfähigkeit des Verbandes gewinnen und damit meine Lagefeststellung als ihr Kommandeur abschließen. Allen nicht verschuldeten externen Widrigkeiten, wie der unglücklichen Bahnverlegung zum Trotz, konnte der Ausbildungshöhepunkt des Verbandes dank ihrer aller Unterstützung erfolgreich gestaltet werden. So haben wir die Batteriebesichtigung unserer 2./ ArtLehrBtl 345 erfolgreich durchgeführt, haben erstmals auf der Ebene Bataillon unter Überwachung eines KZO-Zuges Feuer unserer Rohrartilleriebatterien gelenkt, sowie seit langer Zeit endlich wieder auf Verbandsebene und erstmals in der neuen Gliederung HEER2011 geübt. Dies alles ist dem Engagement und der Flexibilität aller beteiligten Soldatinnen und Soldaten in Vorbereitung und Durchführung zu verdanken. Damit ist ausdrücklich auch die 6./ ArtLehrBtl 345 eingeschlossen, die vor allem die Bahnverladung unserer Haubitzen sichergestellt und uns am Standort durch das Abarbeiten von Parallelaufträgen den Rücken frei gehalten hat. Auch wenn selbstverständlich noch nicht alle Zahnräder so in einander greifen wie ich es mir in Zukunft vorstelle, kann ich abschließend konstatieren, dass wir gemeinsam das erste Zwischenziel des „Drei-Stufen-Plans“, nämlich das Zusammenführen von Fähigkeiten auf Bataillonsebene genommen haben. Wir sind auf dem richtigen Weg!“ 62 Kontaktadresse: Freundeskreis der Artillerietruppe e.V. Am Rilchenberg 30 55743 Idar-Oberstein Homepage: ZU GLEICH 1/2016 www.freundeskreis-artillerietrup- Blick nach vorn, statt zurück. Ein Wachwechsel. Oberleutnant Ronny Schubert, S6-Offizier, IT-Sicherheitsbeauftragter und Presseoffizier Artilleriebataillon 131, WEIDEN i. d. OPf Nach seiner zweijährigen Zeit als Kommandeur des Artilleriebataillons 131 hat Oberstleutnant Wolfgang Schmidt im Dezember die Dienstgeschäfte an den Nachfolger Oberstleutnant Christian Kiesel übergeben. Besiegelt wurde die Übergabe mit dem Appell am 17.12.2015. Das Bataillon trat hierzu auf dem Exerzierplatz an. Nach der Begrüßung verzichtete Oberstleutnant Schmidt in seiner Rede auf einen Rückblick auf die vergangenen zwei Jahre, vielmehr richtete er einen Blick in eine mögliche Zukunft. Dabei gab er noch einmal seine vier wichtigsten Mottos an die Soldaten weiter: Üben übt! Wer nicht gestaltet, wird gestaltet. Mut wird belohnt. Handwerk schadet nie. Folgend würdigte Oberst Wolf Rupp, Kommandeur Divisionstruppen der 10. Panzerdivision, die Leistungen des Bataillons unter der Führung von Oberstleutnant Schmidt. In den letzten zwei Jahren hatte das Artilleriebataillon 131 schließlich die eine oder andere herausfordernde Aufgabe zu bewältigen. Beginnend mit der Auflösung im alten Standort MÜHLHAUSEN über die Umgliederung und dem damit verbundenen Umzug sowie der Neuaufstellung am Standort WEIDEN bis zum Auslandseinsatz als Leitverband im Deutschen Einsatzkontingent KFOR im ersten Halbjahr 2015. Anschließend erfolgte die Übergabe der Truppenfahne und damit des Kommandos über das Artilleriebataillon 131 an Oberstleutnant Christian Kiesel. Nach den folgenden Hymnen ertönte Robbie Williams mit „No Regrets“ aus den Lautsprechern, ein FENNEK fuhr auf den Antreteplatz und nahm Oberstleutnant Wolfgang Schmidt auf, der sich 63 in einer letzten Runde von seinen Soldatinnen und Soldaten verabschiedete. Im Anschluss beendete Oberstleutnant Kiesel den Appell. Nach zahlreichen Glückwünschen durch die Soldaten und die geladenen Gäste fand die Übergabe ihren feierlichen Abschluss bei einem Empfang im Filmsaal der Ostmark-Kaserne in WEIDEN. ZU GLEICH 1/2016 Geschafft - nach dem Sekt kann‘s losgehen ! (links der neue Kommandeur OTL Kiesel, rechts OTL Schmidt) 64 Kontaktadresse: Gesellschaft für Artilleriekunde e.V. Am Rilchenberg 30 55743 Idar-Oberstein Homepage:www.artilleriekunde.de ZU GLEICH 1/2016 Schlaglichter beim Artilleriebataillon 131 Oberleutnant Ronny Schubert, S6-Offizier, IT-Sicherheitsbeauftragter und Presseoffizier Artilleriebataillon 131, WEIDEN i. d. OPf Soldaten auch bei Kälte einsatzbereit „Fünf null an alle: Motoren an, vorwärts Marsch!“ Der Funkspruch tönte laut aus den Lautsprechern und die Gefechtsfahrzeuge der fünften Batterie des Artilleriebataillons 131 aus WEIDEN setzten sich in Bewegung. So begann die 36-Stunden-Übung in der Ostmark-Kaserne am 19.01.2016 um 07:00 Uhr. Sie sollte der Ausbildungshöhepunkt des Monats werden. Nach dem Gefechtsmarsch aus der Ostmarkkaserne in den Einsatzraum Manteler Forst stellten die Geschützkanoniere unmittelbar Wirkungsbereitschaft her. Mit zwei Geschützzügen, also insgesamt acht Panzerhaubitzen vom Typ PzH2000, sowie Führungs- und Versorgungselementen war die Batterie bereit, Feind zu bekämpfen. Parallel dazu wurden die Elemente des Feuerunterstützungszuges in den Gefechtsverband integriert. Dieser ist für das Anfordern und Lenken von artilleristischen Wirkmitteln verantwortlich, verbunden mit der Aufgabe, den Feind aufzuklären und die über GPS ermittelten Ziele über Datenfunk an die Geschützzüge weiterzuleiten. Ausschilderung aufgrund der guten artilleristischen Unterstützung durch die 5./ 131 melden: „Wir stehen im Angriffsziel, Feind zerschlagen!“. Die anspruchsvolle Ausbildung, der hohe persönliche Einsatz jedes Einzelnen, die Kameradschaft untereinander sowie die Verlässlichkeit des Materials waren auch diesmal der Schlüssel zum Erfolg. PzH2000 in Stellung 65 Durch den simulierten schnellen Angriffserfolg der Kampftruppe wurden die Soldaten ordentlich gefordert. Schnellstmöglich mussten Feuerstellungen auf dem Standortübungsplatz Manteler Forst bezogen und Artilleriegeschosse (simuliert) geladen werden. Der Feuerkampf wurde unmittelbar aufgenommen. Schnell vergingen die zwei fordernden Ausbildungstage bei Temperaturen von -15°C. Am 20. Januar konnte die Kampftruppe dann auch ZU GLEICH 1/2016 Artilleriekameradschaft lässt Erinnerungen aufleben und nimmt Weidener Soldaten unter die Lupe In der Woche vom 7. bis zum 13.03.2016 übte das Artilleriebataillon 131 aus WEIDEN mit dem Raketenwerfer MARS, der Panzerhaubitze 2000 und den Aufklärungsmitteln der 2. Batterie zusammen mit US-amerikanischen Streitkräften auf dem Truppenübungsplatz GRAFENWÖHR. Eine gute Gelegenheit, um der Artilleriekameradschaft aus WEIDEN bei einem Besuchertag tolle Einblicke zu verschaffen. Am Donnerstag war es dann soweit und insgesamt 32 Teilnehmer reisten an, um sich die moderne Artillerie einmal näher in Aktion anzuschauen. Bis zu 250km Anreise nahmen Einzelne hierbei auf sich, so groß war das Interesse. Startpunkt war die Ostmark-Kaserne. Von hier aus fuhren alle Beteiligten unter der Führung von Oberleutnant Ronny Schubert nach GRAFENWÖHR und begaben sich direkt in die Feuerstellung der Raketenwerfer. Sichtlich beeindruckt von der Feuerkraft und dem Waffensystem, versammelten sich alle auf der Schießbahn zum gemeinsamen Blick ins Zielgebiet Gespräch mit dem Kommandeur des Artilleriebataillons 131, Oberstleutnant Christian Kiesel. Es folgte die Besichtigung verschiedener Gefechtsstände. Beim anschließenden gemeinsamen Mittagessen schwelgte man weiter in Erinnerungen. Schließlich kannten die Kameraden fast jede Feuerstellung, da sie hier bis zur Auflösung des traditionsreichen Panzerartilleriebataillons 105 noch mit Feldhaubitzen, Panzerhaubitzen M109 und 105mm-Geschützen auf LKW FAUN geschossen hatten. Am Nachmittag führte der Weg zum 2. Zug der 4. Batterie, der unmittelbar nach Artilleristen des altehrwürdigen PzArtBtl 105 66 ZU GLEICH 1/2016 Ankunft der Kameradschaft mit vier Geschützen aus allen Rohren 69 mal feuerte. Die altbekannte Beobachtungsstelle auf dem Bleidorn, einem alten Turm im südlichen Zentrum des Übungsplatzes, war nächster Anlaufpunkt. Beim Blick ins Gelände erinnerten sich viele an vergangene Zeiten, das Zielgelände ist eins der wenigen Dinge, die sich über die Jahre hin nicht geändert haben, hat man doch früher auch „gut gezielt und getroffen“. Zum Abschluss wurde das Artillerieortungsradar COBRA unter die ne Kleinfluggerät Zielortung KZO über das Artillerieortungsradar COBRA hin zur Vorstellung der Heliumanlage des Wetterzuges gab es einiges zu bestaunen. Einen bleibenden Eindruck hinterließ bei den jungen Männern die Panzerhaubitze 2000. Im Anschluss an die gemeinsame Überwindung der Hindernisbahn konnten beim Mittagessen die gesammelten Eindrücke im Gespräch mit den erfahrenen Soldaten des Bataillons vertieft werden. Résumé des Tages: Die Bundeswehr ist ein Arbeitgeber mit vielfältigen Anforderungs- sowie Berufsprofilen und daher sehr attraktiv für potenzielle Bewerber. Feuerstellung Raketenwerfer MARS Lupe genommen, bei dem Oberfeldwebel Matthias Benz eindrucksvoll die technischen Details erklärte. Herr Gollwitzer, Vorsitzender der Kameraden aus WEIDEN, bedankte sich bei Hauptfeldwebel Alexander Hecht für die Organisation und sprach zum Schluss noch einmal aus, was sich alle Beteiligten dachten: Das war ein besonders gelungener Tag, zu dem nicht zuletzt auch das gute Wetter seinen Teil beigetragen hat. Denn gutes Wetter war zu ihren Zeiten eher selten. Aufklärende Artilleriebatterie bringt Waffensysteme und den Dienstalltag näher 67 Unter diesem Motto stand der Schnuppertag am 17.02.2016 in der Ostmark-Kaserne in WEIDEN. So ein Tag ist vor allem dafür da, jungen und interessierten Menschen die Bundeswehr näher zu bringen und einen, wenn auch nur kleinen, Einblick in den täglichen Dienstbetrieb zu ermöglichen. Aufgeteilt auf mehrere Stationen wurden den Teilnehmern die einzelnen Aufklärungs- und Waffensysteme der Artillerietruppe gezeigt. Von der DrohOberfeldwebel Schubert bei der Vorstellung des Artillerieortungsradar COBRA zusammen mit den Teilnehmern des Schnuppertages ZU GLEICH 1/2016 Führerkorps 2./ ArtBtl 131 geschlossen dem Freundeskreis der Artillerietruppe beigetreten Hauptmann Martin Krause, stv. Batteriechef 2./ Artilleriebataillon 131, WEIDEN i. d. OPf Zu Ostern 2015 befanden sich zahlreiche Soldaten des Artilleriebataillons 131 mit dem 40. Deutschen Einsatzkontingent KFOR im Einsatz auf dem BALKAN. An solchen Feiertagen werden die Entbehrungen des Soldatenberufs immer besonders spürbar, schließlich verbringt man die Feiertage weit entfernt von seinen Angehörigen und Freunden. Diesmal war es etwas leichter. Denn die Artilleristen des 40. Deutsche Einsatzkontingents KFOR erreichte ein Paket mit Grüßen und Süßigkeiten anlässlich des Osterfestes. Absender war der Freundeskreis der Artillerietruppe e. V. Mit dem beigelegten Brief wurde die Wichtigkeit des Einsatzes unterstrichen und Dank und Anerkennung für die Artilleristen im Einsatz ausgesprochen. 68 Auch Soldaten der Aufklärenden Artilleriebatterie des Artilleriebataillons 131 waren in diesen Tagen im Einsatz gebunden und freuten sich über die Osterüberraschung. Sie alle erlebten hautnah die Kameradschaft des Freundeskreises gegenüber allen Angehörigen der Artillerietruppe – unabhängig davon, ob selber Mitglied oder nicht. Aus diesem Anlass trat das Führerkorps der 2./ Artilleriebataillon 131, fünf Offiziere und 22 Unteroffiziere, unter der Führung von Hauptmann Lars Sigismund und Oberstabsfeldwebel Andreas Schmiedel, geschlossen dem Freundeskreis der Artillerietruppe bei, mit der Absicht, den Geist der Artilleriekameradschaft weiterzuleben, zu fördern und mit zu gestalten. ZU GLEICH 1/2016 Hauptmann Lars Sigismund und Oberstabsfeldwebel Andreas Schmidt Informationsveranstaltung für ehemalige Generale und Oberste der Artillerietruppe vom 18. bis 19. Mai 2016 Am 18. und 19. Mai fand die diesjährige Informationsveranstaltung für Generale und Oberste a. D. der Artillerietruppe beim Ausbildungsbereich Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung/ Indirektes Feuer (AusbBerSTF/ IndirF) in IDAR-OBERSTEIN statt. Insgesamt 39 Generale und Oberste a. D. nebst 15 Damen ließen sich am Abend den Spießbraten schmecken und nutzten die Zeit für Gespräche über die vergangene gemeinsame Zeit. Am Folgetag genossen die Damen ein Betreuungsprogramm rund um den Schaumberg in Tholey, während die Herren sich durch einen Vertreter des Amtes für Heeresentwicklung (AHEntwg III 2), Herrn Oberstleutnant Schön, in den Sachstand STF und in die Planungen für die Zukunft einweisen ließen. Anschließend wurden den Ehemaligen verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten (PzH 2000 Turmtrainer, Zentrale Ausbildungseinrichtung Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung - ZA STF - und Nachfolgeausbildungsgerät BT 33) vorgestellt. Zum Schluss der Veranstaltung dankte General a. D. Rainer Schuwirth im Namen der Anwesenden für die vor- züglich organisierte und informative Veranstaltung, verbunden mit der Hoffnung, auch zukünftig in den Genuss zu kommen, einer solchen Veranstaltung beiwohnen zu dürfen. Der Leiter AusbBerSTF/IndirF und General der Artillerie, Oberst Fiepko Koolman, sagte zu, alles in seiner Macht stehende zu unternehmen, auch zukünftig diese Veranstaltung durchzuführen. Nach einem Mittagessen im Kasino verabschiedeten sich die Generale und Oberste a. D. sowie ihre Damen bei strahlendem Sonnenschein und bester Laune von Ihren Gastgebern. 69 Gruppenphoto der Teilnehmer an der diesjährige Informationsveranstaltung für Generale und Oberste a. D. der Artillerietruppe an traditioneller Stelle ZU GLEICH 1/2016 Neues aus der Hauptstadt der französischen Artillerie Oberstleutnant Frank Rosemann Artilleriestabsoffizier Heeresverbindungsstab FRANKREICH 3/4, DRAGUIGNAN Die französische Artillerie im Jahr 2016 Nach der Auflösung eines Artillerieregimentes (1e Régiment d‘Artillerie de Marine (CHÂLONS-ENCHAMPAGNE) wurde 2015 aufgelöst) gliedert sich seit vergangenem Jahr die französische Artillerie wie folgt (siehe Abb.1): eine Artillerieschule und 11 Artillerieregimenter Die 11 Artillerieregimenter kann man in drei weitere Kategorien einteilen: 1. Divisionsartillerie 2. Brigadeartillerie 3. Artillerieregimenter mit speziellen Fähigkeiten/ Aufgaben 70 Dabei handelt es sich um das 61e Régiment d’Artillerie (CHAUMONT) mit ihren UAVs, dem 28e Groupe Géograhique (HAGENAU) das alle Karten für die Artillerie herstellt, sowie der 17e Groupement d’Artillerie (BISCAROSSE), das für die Fliegerabwehrausbildung aller Truppen verantwortlich ist und die Diensthundeschule des Heeres beheimatet. Das 1er Régiment d’Artillerie (BELFORT), ausgestattet mit dem Raketenwerfer LRU (Lance-Roquettes Unitaires – entspricht dem deutschen MARS II) und das 54e Régiment d’Artillerie (HYÈRES), als das einzige Heeresflugabwehrregiment im französischen Heer werden der Divisionsartillerie zugeordnet. ZU GLEICH 1/2016 Alle sechs Brigadeartillerieregimenter sind mit dem 155mm CAESAR (Kaliber 52) und dem 120mm Mörser ausgestattet. Darüber hinaus ist das 40e RA zusätzlich mit der Panzerhaubitze AUF1 (Abb. 2) ausgestattet. Deshalb soll es heute hier besonders vorgestellt werden. (Die PzH AUF 1 bleibt dem Regiment erhalten und wird nicht wie in der Ausgabe 2/2015, Seite 45, behauptet, komplett durch den CAESAR ersetzt. Der Autor bittet diesen Fehler zu entschuldigen). Das 40e Régiment d’Artillerie (40e RA) Das 40e RA ist das Brigadeartillerieregiment der 2e Brigade Blindée (Panzerbrigade). EMIRATE usw.) zum Einsatz kam. Das Regiment blickt auf eine 121-jährige Geschichte und eine glorreiche Vergangenheit zurück. Es zählt zu den am meisten ausgezeichneten Regimentern der französischen Artillerie und ist das am häufigsten in den Einsatz verlegte Artillerieregiment des französischen Heeres. 2016 wurde das Regiment für den zweimaligen AFGHANISTAN-Einsatz 2009 und 2012 mit dem Tapferkeitskreuz ausgezeichnet. Aufgaben Es ist in SUIPPES stationiert und war in der alten Gliederung mit vier Gefechtsbatterien das feuerstärkste RohrwaffenArtillerieregiment im französischen Heer. Mit Einnahme der neuen Struktur im Sommer 2016 wird sich das Regiment in drei Geschützbatterien, eine Flugabwehrbatterie und eine Aufklärungsbatterie gliedern. Das 40e RA ist mit drei verschiedenen Waffensystemen ausgerüstet: der 155mm-Panzerhaubitze AUF1, dem 155mm LKW-verlastbaren Geschütz CAESAR und dem 120mm-Mörser. Es ist das einzige Artillerieregiment, das die Panzerhaubitze AUF1 in seinem Bestand führt und bei dem das Personal neben der Basisausbildung am 120mm Mörser auch beide o. a. 155mm Geschütze bedienen kann. Die aus der besonderen Gliederung und der Ausstattung mit drei verschiedenen Waffensystemen resultierende Schlagkraft erklärt auch, warum es auf allen Schauplätzen der Welt (LIBANON, AFGHANISTAN, ELFENBEINKÜSTE, KOSOVO, TSCHAD, VEREINIGTE ARABISCHE Einsatzauftrag des 40e RA ist die unmittelbare Feuerunterstützung für die Panzerbrigade 2. Mit seiner Aufklärungsbatterie kann es Ziele schnell aufklären und bekämpfen. Der Auftrag der Gefechtsbatterien und der Aufklärungsbatterie des Regimentes bestehen darin, mit ihren AUF1, CAESAR und 120mm-Mörsern weltweit schnell in den jeweiligen Einsatzgebieten einzugreifen, um dort die Interessen FRANKREICHS zu verteidigen. Geschichte Das 40e RA wurde 1894 in SAINT MIHIEL aufgestellt. Während des Ersten Weltkriegs zeichnete es sich an der (französischen) Ostfront aus: MARNE 1914, CHAMPAGNE 1915, VERDUN 19161917, SOMME 1916, AISNE 1917-1918 und REIMS 1918. 1939 kämpfte es als „RANA 40“ (nordafrikanisches Artillerieregiment) in der Nordafrikanischen Infanteriedivision 2. Es zeichnete sich 1940 in FLANDERN aus, wo der Feind ihm einen ehrenvollen Abzug gewährte. 1943 unterstand das Regiment (unter dem Namen „1/40e RANA“) der 2. französischen Panzerdivision in MAROKKO. Am 31. Juli 1944 landete es in der NORMANDIE und leistete später einen entscheidenden Beitrag zur Befreiung von PARIS und STRASSBURG. Im Juli 1995 stellte das Regiment die Artilleriegruppe „General d‘Armée Leclerc“ auf, deren Kern aus acht AUF1 bestand. Sie wurde vorgehalten, um sie schnell in Einsatzgebiete zu verlegen. Bereits im August 1995 nahm sie nach einer Verlegung vom Berg Igman (im heutigen BOSNIEN-HERZEGOWINA) aus, eine Rüstungsfabrik, ein Munitionsgroßlager und gegnerische Feuerstellungen vom 22. bis 30. August 1995 unter Beschuss, bis diese zerstört waren. Die gezielte, vernichtende Feuerkraft bezeugte die internationale Entschlossenheit. Die Serben waren dadurch zu Verhandlungen gezwungen. Sie zogen ihre Truppen aus SARAJEWO ab und öffneten Korridore in die belagerte Stadt. SARAJEWO war wieder frei. Seitdem wurden die Artilleristen des Regiments in bedeutenden Einsatzgebieten wie EX-JUGOSLAWIEN, AFGHANISTAN, KOSOVO, LIBANON, TSCHAD, REPUBLIK ELFENBEINKÜSTE, MALI UND ZENTRALAFRIKANISCHE REPUBLIK eingesetzt. Von 2007 bis 2011 stellten die Batterien den Rohrartillerie-Anteil der UNIFILMission (United Nations Interim Force im LIBANON). ZU GLEICH 1/2016 71 Die Panzerhaubitze „AUF1“ Die Panzerhaubitze AUF1 (von „Automoteur F1“, Selbstfahrlafette F1) ist ein 155mm-Geschütz (Kaliber 39) auf dem Fahrwerk eines AMX 30-Kampfpanzers. Sie verfügt über eine Navigationsanlage, eine trägheitsgesteuerte Feuerleitanlage und ein integriertes Informations- und Kommunikationssystem der französischen Artillerie (ATLAS). Die Haubitze AUF1 hat eine Kampfbeladung von 42 Schuss und zeichnet sich durch einen Turm mit vollautomatischer Beladung aus. LEISTUNGSDATEN • Schussentfernung: • Feuergeschwindigkeit: • Instellungbringen/Stellungswechsel: • Bestreichungswinkel: STECKBRIEF IN ZAHLEN 28km 6 Schuss/ Minute 2 - 3 Minuten 360° • Gefechtsmasse: • Höchstgeschwindigkeit: • Fahrbereich auf Straßenverbindungen in wechselndem Gelände • Direktes Feuer möglich 45to 60km/h 500 km 20 Std. BESATZUNG Vorteile der Panzerhaubitze AUF1 • 1 Geschützführer • 1 Richtkanonier • 1 Funker/Munitionskanonier • 1 Fahrer Ballistischer und ABC-Schutz Taktische Mobilität (geländegängig) Vollautomatische Beladung mit kompletter Munition (Geschoss und Treibladung) Artillerieschule, seit 40 Jahren am Standort DRAGUIGNAN 72 Die französische Artillerieschule hat eine lange Geschichte. Bereits 1791 wurden die Artillerieoffiziere zentral an einer Schule in CHÂLONS-EN-CHAMAGNE ausgebildet. Zuvor wurde die Ausbildung in den Artillerieregimentern betrieben. 1802 fusionierte sie in METZ mit der Pionierschule. Von 1871–1940 war die Artillerieschule in FONTAINEBLEAU beheimatet. 1912 war die Pionierschule ausgegliedert worden. Aufgrund der Kriegseinflüsse wurde sie Ortschild am Eingang von DRAGUIGNAN (Fotomontage: im Original befindet sich das Schild der InfS über dem Schild der ArtS) ZU GLEICH 1/2016 zunächst nach NIMES verlegt, bevor sie dort 1942 aufgelöst und bis 1945 nach AFRIKA ausgelagert wurde. Nach dem 2. Weltkrieg wurde 1945 die Artillerieschule in IDAR-OBERSTEIN in der Klotzbergkaserne wieder aufgebaut. Der Kuppelbau ist noch ein Relikt aus dieser Zeit. Die sogenannte „Aviosphère“ wurde zur Fliegerabwehrausbildung an der 40mm Kanone BOFORS genutzt. Über die Standorte MOURMELON (1952), CHÂLONS-SUR-MARNE (1953) fand die Schule 1976 ihre Heimat im Quartier Bonaparte in DRAGUIGNAN. Mit der Verlegung der Heeresflugabwehrschule von NIMES nach DRAGUIGNAN (1983) werden seitdem alle artilleristischen Jünger der heiligen Barbara in der „Hauptstadt der Artillerie“ ausgebildet. Kuppelbau in der Klotzbergkaserne in IDAR-OBERSTEIN Die Militärschulen von Draguignan Im Jahre 2010 hat auch die französische Infanterieschule, nicht ganz freiwillig, ihre Zelte in DRAGUIGNAN aufgeschlagen. Beide Schulen werden seitdem unter dem Namen „Écoles Militaires de DRAGUIGNAN“ (EMD) zusammengefasst. Im Zuge dieser Verlegung wurde der bestehende HVStab FRA 3 mit dem aus MONTPELLIER kommenden HVStab FRA 4, unter der Leitung des Infanteristen, zusammengelegt und in HVStab FRA 3/4 umbenannt. In diesem Jahr feierte die französische Artillerie am 4. und 5. Juni im Rahmen eines Tages der offenen Tür das 40ig-jährige Bestehen der Artillerieschule am Standort DRAGUIGNAN. Zukünftig werden deutsche Verbindungsoffiziere des Heeres nur noch in PARIS, LILLE, SAUMUR und in DRAGUIGNAN akkreditiert sein. Einziger Trost aus Sicht eines Artilleristen ist bei dieser Umstrukturierung, dass auch weiterhin ein deutsches Verbindungselement in DRAGUIGNAN anzutreffen sein wird. Der Leiter des zukünftigen HVStab FRA 4, Oberstleutnant Kremser, wird ab 01.07.2016 mit seinem Stab (1/1/0//2), die zentrale Ansprechstelle für alle Fragen der Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung sein. Das Ende einer Ära Nach fast 30 Jahren ständiger Präsenz geht aber auch eine lange Ära in DRAGUIGNAN zu Ende. Der Dienstposten des Verbindungsoffiziers an der französischen Artillerieschule wird 2016 nicht mehr nachbesetzt. Mit ein Grund dafür ist die neue Struktur der Bundeswehr, aber auch die politische Entwicklung in EUROPA. Insbesondere die Heeresverbindungsorganisation in FRANKREICH (HVOrg FRA) ist davon betroffen. In naher Zukunft verliert die HVOrg FRA drei Stabsoffiziere und zwei Unteroffizier-Dienstposten. Die „Reichenlösung“ in DRAGUIGNAN, sprich zwei Stabsoffiziere an einem Standort, wollte man nicht weiter aufrechterhalten. OTL Kremser neuer Leiter HVStab FRA Mir persönlich hat diese Traumverwendungen in der PROVENCE berufliche und familiäre Zufriedenheit gegeben. Mit ein wenig Wehmut möchte ich mich auf diesen Weg bei allen für die vertrauensvolle Zusammenarbeit bedanken und melde mich gleichzeitig aus DRAGUIGNAN ab. Et par Sainte Barbe … … vive la bombarde! ZU GLEICH 1/2016 73 Royal Horse Artillery PROFIL GBR 3a 2015 Oberleutnant Thomas Rückel, Zugführer KZO Artilleriebataillon 295, IMMENDINGEN, ( jetzt : STETTEN am kalten Markt) ANDOVER, GROSSBRITANNIEN. 28.09.2015 Im Army Headquarter des britischen Heeres treten fünf Offiziere aus verschiedenen Verbänden des Deutschen Heeres ihr Programm für individuelle Leistungsförderung (PROFIL) GBR 3a 2015 an. Für die PROFIL-Maßnahme GBR 3a wurden im Jahr 2015 fünf Offiziere im Dienstgrad Hauptmann und Oberleutnant aus verschiedenen Verbänden des Deutschen Heeres ausgewählt. Darunter befand sich je ein Offizier aus der Truppengattung der Panzer-, Fallschirmjäger-, Panzergrenadier-, Pioniersowie Artillerietruppe, die im Zeitraum vom 28.09. bis zum 16.10.2015 nach ENGLAND reisten. Dabei ist anzumerken, dass in diesem Jahr erstmals Offiziere sowohl aus dem neuen als auch dem alten Offiziersausbildungsgang gemeinsam an einer PROFIL-Maßnahme in GBR teilnahmen. 74 Die insgesamt dreiwöchige PROFIL-Maßnahme GBR 3a war wie in den Jahren zuvor in zwei wesentliche Abschnitte aufgeteilt: Die erste Woche durchliefen alle deutschen Teilnehmer gemeinsam unter Verantwortung des Heereshaupt-verbindungsstabes GBR, um in erster Linie Land und Leute besser kennenzulernen sowie grundlegende Einblicke in das britische Heer zu erhalten. In der zweiten sowie dritten Woche wurden die deutschen Offiziere dann schließlich je nach Truppengattungszugehörigkeit auf britische Gastregimenter aufgeteilt, welche für das jeweilige Programm sowie die Betreuung verantwortlich waren. ZU GLEICH 1/2016 Teilnehmer PROFIL GBR 3a 2015 vor dem Hauptquartier des britischen Heeres in Andover Wesentliche Unterschiede liegen aber vor allem in der Waffenausbildung. Trotz der 14 Wochen werden die Rekruten ausschließlich am Gewehr SA-80 ausgebildet. Während der Grundausbildung sind männliche und weibliche Rekruten getrennt. In der britischen Armee sind Frauen weiterhin nicht für den Dienst in der Kampftruppe zugelassen. An der Offizierschule angekommen erfolgte auch hier eine Einweisung in die Örtlichkeit, sowie die Ausbildung an der Schule. Anders als in der Bundeswehr haben die Offizieranwärter in ENGLAND bereits studiert und sind in der Regel zwischen 23 und 25 Jahre alt. Die Grundausbildung ist in SANDHURST auf fünf Wochen gekürzt. Anders als in Speisesaal im Offizercasino der Offizierschule normalen Grundausbildungseinheiten werden in SANDHURST männliche und weibliche Offizieranwärter seit diesem Jahr zum ersten Mal zusammen in gemischten Zügen ausgebildet. Am Ende der Ausbildung erreichen die Offizieranwärter im Rahmen der sogenannten „Sovereign‘s Parade“ die Berechtigung, zum Leutnant befördert zu werden. Anhand der erzielten Ergebnisse im Offizierlehrgang werden nach Noten die repräsentativsten Truppengattungen der britischen Armee zuerst befüllt. In der Rangordnung sind die sogenannten „Guards“ am begehrtesten, gefolgt von Fallschirmjägern sowie den traditionsreichen Pionier- und Artillerietruppen. Truppengattungen wie Logistik oder Feldjäger sind hingegen weniger attraktiv. Anders als in der Bundeswehr gibt es keine Offizieranwärterbataillone, sondern nur diese eine Ausbildungseinrichtung für Offizieranwärter des britischen Heeres. Zurück in NEWCASTLE durfte ich an zahlreichen artilleristischen und allgemeinmilitärischen Ausbildungen teilnehmen. Dabei war vor allem der Erfahrungsaustausch mit den britischen Antreteplatz vor dem Unterkunftsgebäude in SANDHURST fensysteme ähnliche Probleme zu bewältigen hat wie die Bundewehr und grundsätzlich viele Entscheidungen mit Blick auf die Kosteneffizienz getroffen werden. Interessant war auch Wachwechsel der „Horse Guards“ in LONDON Soldaten sehr wertvoll. Besonders im Gespräch mit den Batteriechefs und dem Kommandeur des Regiments fiel auf, dass das britische Heer besonders im Personalbereich, aber auch bei der Regeneration alter Fahrzeuge und Waf- der Informationsaustausch bezüglich der Spannungen zwischen RUSSLAND und der NATO, wobei das britische Heer zukünftig enger mit der Bundeswehr zusammenarbeiten möchte und an NATO-Übungen im Osten EUROPAS parti- zipieren möchte. Dabei wurde auch das Ziel eines intensiveren Informationsaustauschs bzw. eines möglichen gegenseitigen Ausbildungsengagements, besonders im Bereich Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung, angedeutet. Die Erfahrungen aus NEWCASTLE haben mir auch verdeutlicht, dass körperliche Leistungsfähigkeit in der britischen Armee einen sehr hohen Stellenwert hat. Der Rahmendienstplan sah im Verband jeden Tag mindestens 90 Minuten Sport vor, wobei zweimal in der Woche Bataillonssport gemacht wird. Zu der Teilnahme am Sport sind alle Soldaten verpflichtet, selbst wenn leichte Verletzungen vorliegen. Üblicherweise werden Geländeläufe mit Kraftzirkeln, Crossfit oder auch Gepäckläufe durchgeführt. Die leicht verletzten Soldaten gehen in Abhängigkeit ihrer Verletzung in die Sporthalle und führen Sport in eigener Zuständigkeit durch bzw. werden durch speziell ausgebildete Soldaten physiotherapeutisch betreut und trainiert. Einrichtungen der UK-Army Im Rahmen der ersten Woche durften die Teilnehmer zahlreiche Einrichtungen des britischen Heeres besuchen. ZU GLEICH 1/2016 75 Zunächst führte die Reise in das Hauptquartier des britischen Heeres in ANDOVER. Dort erhielten die Soldaten Vorträge, in denen Auftrag, Gliederung und Besonderheiten des HHptVStab GBR sowie die allgemeinen Strukturen und die Lage des britischen Heeres erläutert wurden. Die nächste Station war die „Land Warfare School“ in WARMINSTER. Vor Ort erhielten die Teilnehmer einen Vortrag durch einen britischen Offizier der „Infantry Trials and Development Unit (ITDU)“, welche für die Erprobung und Weiterentwicklung von Ausrüstungsgegenständen der britischen Infanterie zuständig ist. Im Rahmen des Vortrags wurde uns das neue Ausrüstungs- und Ausstattungskonzept einer britischen Infanterie-gruppe vorgestellt. Im Anschluss erfolgte die Einweisung in die Ausbildungsabläufe an der Schule. Dabei wurden die verschiedenen Taktiklehrgänge in der Laufbahn eines Offiziers des britischen Heeres vorgestellt. Im britischen Heer sind für alle Offiziere bestimmte Lehrgänge an der Land Warfare School verpflichtend, um befördert zu werden z. B. zum Hauptmann. Darauf aufbauende Lehrgänge für angehende Stabsoffiziere (Beförderungsreife Major) sind ebenfalls verpflichtend. Ausbildung in der UK-Army 76 tillery (RHA)“ in NEWCASTLE upon Tyne ausgewählt worden. In der ersten der beiden Wochen durfte ich an einer Ausbildungsfahrt nach LONDON teilnehmen, deren Schwerpunkt auf der politischen und militärhistorischen Weiter- bildung lag. Stationen dieser Reise waren zum Beipsiel die „Downing Street No. 10“, der Sitz des britischen Premierministers. Dort erhielten wir die einmalige Chance, den Wohn- und Dienstsitz von James Cameron zu betreten und durch die Räumlich- In PIRBRIGHT war besonders interessant, dass die Rekruten aller Truppengattungen (außer Infanterie) eine 14-wöchigen Grundausbildung absolvieren müssen. Inhaltlich ist die Grundausbildung im britischen Heer mit der in der Bundeswehr vergleichbar. Für die restliche Zeit der Fördermaßnahme wurden die Teilnehmer in ein Gastregiment ihrer Truppengattung entsendet. Für die Artillerie war dieses Jahr das „3rd Regiment Royal Horse Ar- ZU GLEICH 1/2016 PROFIL – individuelle Förderung Stabsgebäude des 3rd Regiment Royal Horse Artillery (RHA) In der ersten Woche der Profilmaßnahme GBR 3a 2015 besuchten die Teilnehmer auch die Grundausbildungseinheit in PIRBRIGHT, sowie die Offizierschule der britischen Armee in SANDHURST. 3rd Regiment Royal Horse Artillery (RHA) Im Rahmen dieser Ausbildungsfahrt nach LONDON wurden auch die Einrichtungen der „King’s Troops“ besucht, des ältesten Artillerieverbandes des britischen Heeres. keiten geführt zu werden. Im Anschluss an die Downing Street No.10 hatte der Batteriechef eine Führung bei den „Horse Guards“, der Wache des Buckingham Palace und der königlichen Familie, organisiert. Vor Ort erlebten wir an einem Wachwechsel der Horse Guards. Die dreiwöchige Zeit in GROSSBRITANNIEN wurde von allen PROFIL-Teilnehmern als große persönliche Bereicherung empfunden. Besonders wichtig war der Erfahrungsaustausch mit den britischen Offizieren aus verschiedenen Truppengattungen. Des Weiteren war es für alle Teilnehmer von großem Interesse, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu einer anderen europäischen Armee mit eigenen Augen sehen zu können. Durch das Programm PROFIL konnten alle Teilnehmer den Blick auf den eigenen Verband schärfen und den Blickwinkel auf zahlreiche Herausforderungen der Bundewehr im Vergleich zur britischen Armee verbessern. Entscheidend war aber, dass die Teilnehmer durch Gespräche mit britischen Soldaten aller Dienstgradgruppen die Sichtweise und das Verhältnis der UK Army zur Bundeswehr einzuordnen lernten. Alles in allem war der Aufenthalt in ENGLAND für jeden Teilnehmer eine unvergessliche Erfahrung. ISSN 0933-3355 30 Jahre 1984 – 2014 31. Jahrgang · 8,50 � w w w . h a r d t h o e h e n k u r i e r . d HHK Ausgabe 4/2015 e Weltweite Krisen und Bedrohungen machen Fallschirmjäger mit robusten Fähigkeiten unverzichtbar ISSN 0933-3355 Heer 30 Jahre 1984 – 2014 NATO-EU-VN Luftwaffe Marine Sanitätsdienst 31. Jahrgang · 8,50 � w Wehrtechnik w w . h a r d t h o e h e n k u r i e r . d e HHK Ausgabe 6/2015 Einsatzkameratrupps NATO – Internationaler Militärstab – Interview Zentrum Luftoperationen Interview Kommando Spezialkräfte Marine – weltweit einsetzbar und ausgebildet für jedes Konfliktszenario Kommando Schnelle Einsatzkräfte SanDst Gefechtsausbildungszentren der Schweizer Armee Streitkräftebasis ISSN 0933-3355 30 Jahre 1984 – 2014 NATO-EU-VN 31. Jahrgang · 8,50 � w w w . h a r d t h o e h e Schwerpunkt n k u r i e r . d e Heer Luftwaffe Marine HHK Ausgabe 5/2015 Die Herausforderung Ex TRIDENT JUNCTURE Stimmen zum – Mission Seerettung im Mittelmeer mit Interview Jahresausklang Heeresaufklärungstruppe und ihre Fähigkeiten Zum Flugbetrieb A400M Interview Kdore LTG 62 Jubiläum – 10 Jahre Uboot Klasse 212A Marine Bundeswehr www.hardthoehenkurier.de Abonnement Interview mit MdB Wilfried Lorenz Streitkräftebasis Zentrum Operative Kommunikation Bw Heer Das Kommando Spezialkräfte Luftwaffe Zur „Swing-Role“ des EUROFIGHTER Wehrtechnik Interview: Lutz Kampmann, RUAG Defence Faxantwort: +49 (0)228 / 259 003-42 oIch möchte das Jahresabo der Zeitschrift Hardthöhenkurier Print-Ausgaben 38,- inkl. Versand (Inland) 42,- inkl. Versand (europ. Ausland) 45,- inkl. Versand (weltweit) oOnline-Ausgabe 29,- oOnline+Print-Ausgaben 58,- inkl. Versand (Inland) 62,- inkl. Versand (europ. Ausland) 65,- inkl. Versand (weltweit) Die Zeitschrift Hardthöhenkurier erscheint sechsmal jährlich. Bitte übersenden Sie die Ausgaben an folgende Adresse: 77 Name: Vorname: Adresse: Telefon: / Fax: Datum: / Unterschrift: Abweichende Rechnungsanschrift: K&K Medienverlag-Hardthöhe GmbH Borsigallee 12 · 53125 Bonn [email protected] ZU GLEICH 1/2016 Personalien Neue Kommandeure Oberstleutnant Christian Kiesel Kommandeur Artilleriebataillon 131 WEIDEN in der Oberpfalz Name: Vorname: Dienstgrad: Geburtsdatum: Geburtsort: Familienstand: Interessen: Kiesel Christian Oberstleutnant 11.08.1975 WÜRZBURG, BAYERN verheiratet, eine Tochter Laufsport, Volleyball, Motorsport Militärischer Werdegang 78 1994 Eintritt in die Bundeswehr beim Panzerartilleriebataillon 285, MÜNSINGEN 1994 - 1997 Ausbildung zum Offizier in der Artillerietruppe 1997 - 2001 Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität der Bundeswehr, HAMBURG 2001 - 2006 Zugführer, Artilleriebeobachter und Batteriechef, Panzerartilleriebataillon 2, HESSISCH-LICHTENAU dabei: 11/2005 – 03/2006 S3-Planungsoffizier im Deutschen Einsatzverband 9. Einsatzkontingent ISAF 2006 - 2007 Hörsaalleiter und Inspektionschef für die Unteroffizierausbildung an der Artillerieschule, IDAR-OBERSTEIN 2007 - 2009 Teilnahme am 4. streitkräftegemeinsamen Lehrgang für Generalstabs-/ Admiralstabsdienst National an der Führungsakademie, HAMBURG 2009 - 2011 Referent im Führungsstab des Heeres I, innerhalb des Bundesministeriums der Verteidigung, BONN 2011 - 2012 Verwendung als G3-Stabsoffizier in der Panzerbrigade 12, AMBERG 2012 - 2014 Adjutant und Leiter Leitungsbüro im Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr, KÖLN 2014 - 2015 Dezernatsleiter Einsatzauswertung in der Abteilung Einsatz 2 der 10. Panzerdivision, VEITSHÖCHHEIM seit Dez 2015 Kommandeur Artilleriebataillon 131, WEIDEN i. d. OPf ZU GLEICH 1/2016 Personalien Oberstleutnant Kim Oliver Frerichs Kommandeur Artilleriebataillon 295 STETTEN am kalten Markt Name: Vorname: Dienstgrad/Titel: Geburtsdatum: Geburtsort: Familienstand: Interessen: Frerichs Kim Oliver Oberstleutnant 02.09.1975 BREMEN verheiratet, 3 Kinder Militärgeschichte, Bierbrauen Whiskey-Sammeln Militärischer Werdegang 1995 Eintritt Bundeswehr beim Beobachtungsartilleriebataillon 61, ALBERSDORF 1996 Offizieranwärterlehrgang an der Artillerieschule, IDAR-OBERSTEIN 1997 Offizierlehrgang an der Offizierschule des Heeres, HANNOVER 1998 Zugführer in der Drohnenbatterie 100, COESFELD 1998 Studium der Pädagogik an der Universität der Bundeswehr, HAMBURG 2002 Zugführer und Batterieeinsatzoffizier in der Drohnenbatterie 100, COESFELD 2003 Batteriechef 3./ Aufklärungsartilleriebataillon 71, COESFELD dabei: 09/2003 – 12/2003: Zugführer System „LUNA“, KOSOVO 2005 S3-Offizier in der Artilleriebrigade 100, MÜHLHAUSEN dabei: 09/2006 bis 02/2007: Planungsoffizier (J3) in der Multinational Task Force, KOSOVO 2007 Leiter Artillerieeinsatzgruppe im Artillerieregiment 100, MÜHLHAUSEN 2008 Generalstabsausbildung an der Führungsakademie der Bundeswehr, HAMBURG 2010 G3-Generalstabsoffizier in der Panzergrenadierbrigade 41, TORGELOW dabei: 02/2012 – 10/2012: Military Assistent beim Chef des Stabes im Regionalkommando Nord, AFGHANISTAN 2013 Chef des Stabes in der Panzergrenadierbrigade 41, TORGELOW Juni 2013 „Command and General Staff Officer Course“ in Fort Leavenworth, USA 2014 „School of Advanced Military Studies“ in Fort Leavenworth, USA 2015 Generalstabsoffizier im Bereich der Aufgabensteuerung beim Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr, KÖLN April 2016 Kommandeur Artilleriebataillon 295, STETTEN am kalten Markt ZU GLEICH 1/2016 79 Freundeskreis der Artillerietruppe e. V. - Präsident - 53343 Wachtberg, Juni 2016 Huppenbergstraße 27b Tel.: (02 28) 74 887 220 [email protected] www.Freundeskreis-Artillerietruppe.de Liebe Mitglieder, Kameradinnen und Kameraden, der Wehrbeauftragte, Hans-Peter Bartels, sieht sich nach Truppenbesuchen und zahlreichen Gesprächen mit Soldaten veranlasst, ein drastisches Lagebild zu zeichnen: “ Die Truppe ist es leid, es fehlt zu viel“. Auch aus dem Ministerium ist zu hören: „ Wir haben lange aus der Substanz gelebt, es haben sich hohle Strukturen gebildet und es gebe erheblichen Modernisierungsbedarf “. Diese Erkenntnisse sind nicht neu, sowie die Tatsache, dass neben der Einsatzbereitschaft der Bundeswehr auch die Berufszufriedenheit der Soldaten und die Attraktivität stark leidet. Mit der Erhöhung der Verteidigungsausgaben für das Jahr 2016 von 1,16 auf 1,17 Prozent des Bruttoinlandprodukts wird ein guter Weg eingeschlagen, der fortgeschrieben werden muss, da wir von der in der NATO vereinbarten Vorgabe von 2 Prozent noch weit entfernt sind. Dieses kann natürlich nur schrittweise geschehen. „Wenn es mit der Wiederherstellung einer Grundbefähigung zur kollektiven Verteidigung in Europa ernst gemeint sei, müsse die deutsche Politik wenigstens für eine hundertprozentige Ausstattung für Material sorgen“, so der Wehrbeauftragte. 80 Für unsere Truppengattung kommt es nun darauf an, dass vorrangig Finanzmittel für die Beschaffung von Ausrüstung der „Joint Fire Support Teams“ bereitgestellt werden. Die beste Ausbildung im Ausbildungsbereich STF/ IndirF in IDAR-OBERSTEIN nützt wenig, wenn der Truppe nicht eine Mindestausstattung für die tägliche Ausbildung zur Verfügung steht. In einem ersten Schritt geht es hier nicht um die Beschaffung von weiteren entsprechend ausgestatteten Fahrzeugen, sondern um eine plattformunabhängige Ausstattung für den abgesessenen Einsatz der Teams. Natürlich brauchen wir auch mehr Fahrzeuge, aber dieses kann unter den derzeitigen Rahmenbedingungen nur der nächste Schritt sein. Dem Amt für Heeresentwicklung, dem Ausbildungskommando, dem Ausbildungsbereich STF/ IndirF und natürlich der Truppe wünsche ich viel Erfolg bei der Bewältigung ihrer Aufgaben und bitte alle Mitglieder unseres Freundeskreises um tatkräftige Unterstützung. H. Hupka Brigadegeneral a. D. ZU GLEICH 1/2016 Freundeskreis der Artillerietruppe e. V. www.Freundeskreis-Artillerietruppe.de Auszeichnung der Lehrgangsbesten Oberstleutnant Burkhard Preuß, Inspektionschef VI. Inspektion Offizierausbildung Stabsunteroffizier (FA/ Feldwebel Anwärter) Dimitri Kajnov , 5./Artillerielehrbataillon 345 Am 15.12.2015 wurde der Lehrgangsbeste aller Ausbildungsklassen des Feldwebellehrganges MFT (Militär Fachlicher Teil) II/ 2015 mit dem Bestpreis des Freundeskreises der Artillerietruppe e. V. ausgezeichnet. Für seine hervorragenden Leistungen erhielt Stabsunteroffizier (FA/ Feldwebel Anwärter) Dimitri Kajnov neben der Urkunde des Präsidenten traditionell auch die Uhr des Freundeskreises, die durch den Inspektionschef der VII. Inspektion, Oberstleutnant Klaus Urfell, übereicht wurde. Stabsunteroffizier (FA) Kajnov war Lehrgangsteilnehmer in der Ausbildungsklasse „Feuerleitdienst ADLER“ und gehört der 5. Batterie des Artillerielehrbataillons 345 in IDAR-OBERSTEIN an. Oberleutnant Steffen Weber Artilleriebataillon 131 Am 16.12.2015 wurde im Rahmen des festlichen Abschlussabends des Offizierlehrgangs 3 im Beisein des Generals der Artillerietruppe, Oberst Fiepko Koolman, der Bestpreis für den Lehrgangsbesten im Jahr 2015 verliehen. Für seine weit über dem Durchschnitt liegenden Leistungen erhielt Oberleutnant Steffen Weber ebenfalls Uhr und Urkunde, die durch den Geschäftsführer, Inspektionschef VI. Inspektion, Oberstleutnant Burkhard Preuß, überreicht wurden. Oberleutnant Weber wurde während des Offizierlehrgangs 3 zum Zugführer PzH2000 ausgebildet und hat im Januar 2016 seinen Dienst in der Feuerleitgruppe der S3 Abteilung des Artilleriebataillons 131 in WEIDEN angetreten. 81 Stabsunteroffizier (FA) Dimitri Kajnov, 5./ Artillerielehrbataillon 345 und InChef VII. In, Oberstleutnant Klaus Urfell Oberleutnant Steffen Weber, Artilleriebataillon 131 und InChef VI. In, Oberstleutnant Burkhard Preuß ZU GLEICH 1/2016 Allgemeine Berichte Wettermodell Artillerie: Meteorologische Modelldaten für die Artillerie seit zwei Jahrzehnten Dr. Hans-Jürgen Belitz, Diplom-Meteorologe Zentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr, EUSKIRCHEN. 82 Zwischen Artillerie und Meteorologie besteht ein besonderes und interessantes Verhältnis. Zwar gehört die klassische Rohrartillerie zu den wenigen Waffengattungen, die wirklich wetterunabhängig, d. h., bei jedem Wetter einsetzbar sind. Temperaturen, Wind und Niederschläge haben im Allgemeinen keinen Einfluss auf die Einsatzmöglichkeit der „Königin der Waffen“. Allerdings beeinflussen bspw. starke und variable Höhenwinde die Trefferstreuung und damit den Munitionsbedarf bzw. die Genauigkeit bei Einzelschüssen nachhaltig, wobei hier „das Wetter“ ins Spiel kommt. Denn genauso wie die Artillerie einerseits wetterunabhängig schießt, heißt es andererseits: „Wer das bessere Wetter hat, der trifft besser.“ In der NATO geht man von 67 % meteorologischem Fehleranteil am gesamten Fehlerhaushalt bei Schießen über 20 bis 40km aus. Die übrigen Fehleranteile betragen danach 22% durch die Aerodynamik des Projektils und 10% aufgrund ungenauer bzw. ungenau erfasster Mündungsgeschwindigkeit (unter idealen Bedingungen!). Vorgeschichte Dieser scheinbare Widerspruch führte schon zu Beginn der Nutzung moderner, weitreichender Geschütze dazu, dass die Artillerietruppe eigene meteorologische Messeinrichtungen betrieb. Bereits der einstmals von Kanonenproduzent Krupp angelegte Schießplatz MEPPEN ZU GLEICH 2/2015 (heute die Wehrtechnische Dienststelle 91 der Bundeswehr) war vor mehr als hundert Jahren außerordentlich gut mit meteorologischen Messeinrichtungen für den bodennahen Bereich, aber auch für Höhenmessungen bestückt. Schon damals hatte man erkannt, dass es auf genaue Wetterdaten ankommt und man sich mit deren Variabilität und Alterung eingehend befasst. Neben festen Messeinrichtungen an Schießplätzen betreibt die Artillerietruppe traditionell als einzige Waffengattung eigene mobile Messeinrichtungen zur zeit- und ortsnahen Erfassung der Höhenprofile von Temperatur, Feuchte, Druck und Windvektor. Bei Bedarf können mit diesen an „Wetterballonen“ aufsteigenden Messsonden bis zu 30km über Grund erreicht werden. Normalerweise werden diese sog. aerologischen Aufstiege nach dem Einsatzbedarf (Gipfelhöhe der Schusstrajektorie/ Flugbahn) durchgeführt. Analog zur Besonderheit eigener relativ aufwendiger Messeinrichtungen, die auch mit Fahrzeugen, Personal und Verbrauchsmaterial (Sonden, Ballone, Heliumgas) bei Übungen und im Einsatz mitgeführt werden müssen, werden die gewonnen Daten auch in artilleriespezifischen Datenformaten direkt an die Feuerleitrechner weitergegeben. Innerhalb der NATO wurden dazu standardisierte, vom zivilen meteorologischen Bereich abweichende Tabellenformate entwickelt, die einen problemlosen Datenaustausch zwischen den an einem Einsatz (bspw. in AFGHANISTAN) beteiligten Nationen ermöglichen. Meteorologische Messungen und Modelldaten Naturgemäß haben meteorologische Messungen nur eine begrenzte räumliche und zeitliche Repräsentativität und werden mit zunehmender Veraltung bzw. Abstand zwischen Schussbahn und Messung immer ungenauer. Innerhalb der Bundeswehr wie auch in der NATO, bestätigt durch neuere Vergleichsschießen und Testprogramme, sollen je nach Gelände und Witterung mehr als zwei bis drei Stunden alte aerologische Messungen nicht mehr genutzt werden. Analog sollte die Messung wegen der sog. „Räumliche Veraltung“ nicht mehr als etwa 30km von der Schusstrajektorie entfernt liegen. Wie leicht einzusehen ist, kann diese Vorgabe nicht immer eingehalten werden (siehe Bild 1). So führt eine ungünstige Windrichtung bei hohen Windgeschwindigkeiten dazu, dass die Messung in der Schussbahnhöhe nicht mehr repräsentativ ist und eigentlich verworfen bzw. aktualisiert werden müsste. In der Praxis ist dies nicht immer möglich – insbesondere in Einsatzgebieten. Hinzu kommt eine Verschärfung dieses Problems beim Schießen über große Entfernungen aber auch beim Absetzen sogenannter Submunition über dem Zielgebiet, wo naturgemäß keine aktuellen Messungen verfügbar sein können. Beide letztgenannten Einsatzbereiche führten in den 90er Jahren in DEUTSCHLAND und bei NATO-Partnern zu der Bild 1: Problematik großer Distanzen zwischen meteorologischer Messung und Trajektorie des Geschosses. Bei ungünstigen Höhenwinden sind Distanzen um 100km möglich. (Grafik: Dänische Artillerieschule/ ZGeoBw) Überlegung, statt bzw. in Ergänzung zu Messungen die schon in anderen militärischen Bereichen (Flugwetterberatung) bewährten Wetterdaten auf Basis numerischer meteorologischer Vorhersagemodelle auch für die Artillerie zu nutzen. Pionier für die Bereitstellung artilleriespezifischer meteorologischer Modelldaten war innerhalb der NATO vor zwanzig Jahren das Amt für Wehrgeophysik in TRABEN-TRARBACH als Zentrale des Geophysikalischen Beratungsdienstes (heute Zentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr in EUSKIRCHEN). Basierend auf dem damaligen, nur für die Bundeswehr entwickelten und täglich zweimal gerechneten meteorologischen Modell BLM (Boundary Layer Model) mit anfangs recht groben 63km Horizontalgitterabstand (das aktuell genutzte Modell ICON des Deutschen Wetterdienstes hat über Europa einen Gitterabstand von 6,5km) und etwa 10 vertikalen Leveln (ICON bis zu 90 Level), wurden erstmals Artilleriewettermeldungen im NATO-Standardformat erstellt und routinemäßig verbreitet. Später kamen bundeswehrspezifisch, je nach Einsatzlage, weltweit verschiebbare Modelle, sog. RBL (Relocatable Boundary Layer Model), hinzu. Interessanterweise war der erste Bedarfsträger für Modelldaten im eingeführten Standard-Tabellenformat (sog. METCM) die deutsche Marine, die seit 1995 täglich Modellvorhersagen für die Deutsche Bucht und drei Übungsgebiete in der Ostsee als Fernschreiben erhielt. Die Umstellung bzw. Erweiterung fiel dabei der Marine vergleichsweise leicht, denn sie konnte dadurch einen personal- und kostenintensiven Messzug an der Küste einsparen. Und – anders als die Heeresartillerie – verfügte die Marine damals auch nicht über weitreichende Geschütze und konnte somit das „Experiment Modelldaten“ ohne größeres Risiko beginnen. Spezielle Verfahren und Vergleichstests Schon Mitte der 90er Jahre wurde erkannt, dass die Beschränkung auf das herkömmliche „Ein-Profil-Standardformat“ bei größeren Schussreichweiten und auch bei der flächendeckenden Datenversorgung in eine Sackgasse führt. Der große Vorteil weltweit flächendeckender und in gleichbleibender Auflösung und Qualität verfügbarer Modelldaten konnte bei unveränderter Beschränkung auf die herkömmlichen Tabellenformate nur eingeschränkt genutzt werden. Außerdem wollte man, insbesondere in datenarmen Regionen (z.B. AFRIKA, ASIEN), global verfügbare Modelldaten mit speziellen vor Ort verfügbaren Messungen innerhalb lokal gerechneter Folgemodelle verbessern. Beides war nur durch die Entwicklung neuer Konzepte zur Wetterdatenversorgung möglich. Bei der Bundeswehr wurde dazu als gemeinsames Projekt des Amtes für Wehrgeophysik (AWGeophys) und der Gruppe Weiterentwicklung der Artillerieschule in IDAR-OBERSTEIN das Projekt „Wettermodell Artillerie“ (WeModArt) auf den Weg gebracht. Bei der NATO wurde nahezu zeitgleich innerhalb einer schon bestehenden Ballistikarbeitsgruppe ZU GLEICH 2/2015 83 zur Entwicklung der Standard-Feuerleit-Software NABK (NATO Armaments Ballistic Kernel) ein Team of Experts gebildet, das einen entsprechenden meteorologischen Kernel entwickeln sollte. DEUTSCHLAND beteiligte sich aufgrund seiner Erfahrungen auf dem Gebiet von Anfang an sehr intensiv und kombinierte später sein WeMo- durch ungenaue Waffen- und Schussdaten über ein ganzes Jahr in hoher zeitlicher Abfolge „erflogene“ Artilleriewetterdaten für vier aerologische Bundeswehrstationen mit den entsprechenden Modelldaten verglichen. Der sehr umfangreiche Datensatz belegt statistisch gesichert, dass klassische Messungen zeit- und ortsnah der TÜRKEI mit insgesamt 800 scharfen Schüssen aus der Panzerhaubitze 2000, bei denen im direkten Vergleich mit meteorologischen Messdaten und Modelldaten geschossen wurde („live fire combat scenario“). Das mit relativ hohem Aufwand „erschossene“ Ergebnis war für die beteiligten Meteorologen nicht überraschend: Bild 2: Demonstrator „Wettermodell Artillerie“ mit Datenfluss vom Weather Center via E-Mail in das System Artillerie. (Grafik: Artillerieschule/2003) 84 dArt mit dem NATO Armaments Meteorological Kernel (NAMK). Sowohl innerhalb der NATO-Arbeitsgruppe als auch in der Bundeswehr musste dabei viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, um die Ballistiker vom großen Nutzen und von der Verlässlichkeit meteorologischer Modelldaten zu überzeugen. Dazu wurde im Jahr 1996 eine sehr umfangreiche, rein meteorologische Vergleichsstudie durchgeführt. Dabei wurden ohne schwierig herauszurechnende „Störeinflüsse“ ZU GLEICH 2/2015 das „Mittel der Wahl“ sind, aber schon nach 2 - 3 Stunden die wesentlich langsamer alternden Wettermodelldaten genauere Schießergebnisse liefern würden. Da jedoch auch innerhalb der NATO reine Vergleiche zwischen meteorologischen Modelldaten und Messungen mit einer gewissen Skepsis betrachtet wurden, initiierte die für den NABK und NAMK federführende Arbeitsgruppe in den Jahren 2003 und 2006 zwei sehr umfangreiche Testschießen in DÄNEMARK und in Wie auch schon „theoretisch“ gezeigt, sind Modelldaten im Mittel spätesten nach 2 - 3 Stunden genauer als Messungen. Die zuständige NATO-Arbeitsgruppe der NATO Army Armaments Group (NAAG) gab daraufhin meteorologische Modelldaten zur Nutzung anstelle entsprechender Messungen frei (“…artillery accuracy associated with the new forecast technology is as good as or better than current balloon sounding technology after 2 hours sounding staleness…”). Nutzung meteorologischer Modelldaten Im Rahmen der umfangreichen NATO-Vergleichstests wurde auch ein innovatives Datenformat entwickelt, mit dem die weltweit flächendeckend und hochaufgelöst verfügbaren meteorologischen Modelldaten von den militärischen Wetterzentralen (WAC = Weather Analysis Center) maßgeschneidert zum Nutzer Artillerie übertragen werden können. Analog zum bisherigen Standard METCM für ein einzelnes Profil heißt das neue Format für Raum und Zeit METGM und wird inzwischen in der militärisch-meteorologischen „Community“ für unterschiedliche Bereiche (z. B. ABC-/ Schadstoffausbreitung, Lärmschutz, Zielortung) genutzt. Der vor etwa zehn Jahren vom AWGeophys und der Artillerieschule entwickelte Hard- und Software-Demonstrator „Wettermodell Artillerie“ (WeModArt) wurde z. T. während der genannten NATO-Testschießen genutzt. Besonders erfolgreich war das Verfahren während des AFGHANISTAN-Einsatzes: So benötigte die niederländische Artillerie in AFGHANISTAN wegen fehlender eigener und NATO-Messeinrichtungen täglich Artilleriewettermeldungen auf Modelldatenbasis für vier Standorte in AFGHANISTAN. Laut Aussage der niederländischen Artillerie war die Qualität der Modelldaten des ZGeoBw für Entfernungen unter 30km „good“ bis „excellent“. Bei Bedarf können meteorologische Modelldaten für beliebige Schießplätze und Einsatzgebiete weltweit bereitgestellt werden. Regelmäßige Nutzer sind bspw. belgisches Heer und Marine. Für das einzige Einsatzgebiet, in dem bisher deutsche Panzerhaubitzen stationiert waren, konnten Artilleriewettermeldungen auf Modelldatenbasis, insbesondere auch wegen der Erfahrungen bei der Versorgung der niederländischen Artillerie, schon von Einsatzbeginn an bereitgestellt werden. Anders als bei der niederländischen Artillerie dienten die modelldatenbasierten meteorologischen Vorhersagen bei der deutschen Artillerie nur als Back up, da vor Ort auch aktuelle Messungen zur Verfügung standen. Um sowohl die Bild 3: Erstmals für den AFGHANISTAN-Einsatz implementierter Datenfluss „Einsatzland - ZGeoBw - Einsatzland“ und damit Verbesserung der zentral gerechneten Modellvorhersagen. (Grafik: ZGeoBw) lokal verfügbaren hochwertigen Messungen als auch die zweimal täglich übermittelten Modelldaten optimal zu nutzen bzw. um für eine Verbesserung der Datenversorgung zu sorgen, wurden hier erstmals innovativ die aktuellen Messungen verzugslos nach DEUTSCHLAND übermittelt (ziviles Format TEMP), um direkt für die nächste meteorologische Modellvorhersage im ZGeoBw nutzbar zu sein und somit zu einer Verbesserung der Modellvorhersage zu führen. Zukünftig wird die deutsche Artillerie die NATO-Software NAMK mit der für die Bundeswehr maßgeschneiderten Bedienoberfläche MoWIS (Modelldatenorientiertes Wetterdateninformationssystem) nutzen. Das Konzept MoWIS entspricht dabei in wesentlichen Elementen dem früheren, vor mehr als zehn Jahren einsatzreif getesteten Verfahren WeModArt (Abbildung 2). Bis auf absehbare Zeit werden dabei die von ZGeoBw an Schießplätze oder ins Einsatzgebiet übermittelten vierdimensionalen Datensätze (Format METGM) vor Ort in kleinere, zu den Panzerhaubitzen übertragbare Datenpakete aufgeteilt. Ausblick Meteorologische Modellvorhersagen werden seit vielen Jahren in unterschiedlichen Bereichen genutzt. Dabei sollte jedoch nie außeracht gelassen werden, dass Modellvorhersagen im- mer auf aktuelle, möglichst hochaufgelöste Messungen als Eingangsdaten angewiesen sind. Modellvorhersagen allein sind auf Dauer nicht zielführend. Dennoch sind Modelldaten bei nicht verfügbaren aktuellen Messungen eine sehr gute und relativ einfach zu handhabende Alternative. Interessanterweise ist in diesem Zusammenhang wie vor zwanzig Jahren die deutsche Marine innovativer „Vorreiter“: Anders als die übertragungstechnisch eingeschränkte Landartillerie kann die Marineartillerie im Feuerleitsystem ihrer neuen weitreichenden Geschütze (z. B. Fregatte 125) auch das neue vierdimensionale meteorologische Datenformat METGM direkt, also ohne Umwandlung in das klassische Profilformat, verarbeiten. Das Zentrum für Geoinformationswesen stellt hierzu regelmäßig maßgeschneiderte Datensätze für die laufenden Simulationstests bereit. Dr. Hans-Jürgen Belitz ist Diplom-Meteorologe, Zentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr in EUSKIRCHEN. Dort ist er in der Abteilung Angewandte Geowissenschaften (Dezernat Atmosphärenphysik) verantwortlich für die Versorgung von Artillerie, Lärmschutz/ Schallortung und Absetzverfahren (z. B. für Gleitfallschirme) mit maßgeschneiderten meteorologischen Modelldaten. ZU GLEICH 2/2015 85 Als die Kriegsmarine im Auftrag des Heeres mit Schiffsgeschützen aus dem Schwarzwald ins Elsass schoss, Teil 2 Friedrich Wein Mitglied im Studienkreis Interfest e. V. und Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft Westwalltag (ausführliche Angaben zum Verfasser am Ende) Mit der Mobilmachung der Wehrmacht ab dem 26. August 1939 bezogen auch die Bedienungen der schweren Marinegeschütze ihre Stellungen. Der erste große Knall am Oberrhein ging allerdings nicht auf die Marinegeschütze zurück sondern auf die französischen Pioniere. Diese sprengten in der Nacht vom 2. auf den 3. September 1939 alle festen Brücken, die zwischen WEIL am Rhein und RASTATT über den Rhein führten. Während in POLEN schwere Kämpfe tobten, blieb es nach diesem Ereignis im Westen ruhig. 86 Da sich die Wehrmacht keinen Zweifrontenkrieg leisten konnte, sollte dies auch so bleiben. Dazu wurde dort weiterhin auf Abschreckung gesetzt und sich dabei der ausländischen Presse bedient. Auf Befehl von Adolf Hitler wurden drei amerikanische und je ein niederländischer, norwegischer und finnischer Korrespondent Ende September 1939 zu einer zweitägigen Frontreise eingeladen. Am zweiten Tag der Reise standen dabei u. a. die schweren Marinebatterien am Oberrhein auf dem Programm. Diese Reise erreichte ihren Zweck. Mit ihren Berichten trugen die sechs Korrespondenten dazu bei, das bereits von der deutschen Propaganda gezeichnete Bild vom unüberwindbaren Westwall zu untermauern. Für die Marine-Soldaten blieb es insgesamt acht Monate ruhig. Diese Zeit wurde mit dem Bau von Baracken, Formaldienst und Geschützexerzieren, teilweise unter dem Schutz von Gas- ZU GLEICH 2/2015 Die Marinebatterien waren immer wieder Ziele von Besuchen. Neben den Pressevertretern wurden die Batterien auch Abordnungen befreundeter Staaten, wie hier einer italienischen Gruppe, gezeigt (Archiv M. Sutter). masken, verbracht. Eigentlich in einem bewaffneten Konflikt undenkbar, durften dennoch einige der heimatnah eingesetzten Soldaten im Batteriebereich von ihren Angehörigen besucht werden. Trotz des als „Trockenschwimmen“ bezeichneten Geschützexerzierens fehlte den Bedienungen der 17-cm und der 24-cm Marinegeschütze die Erfahrung im scharfen Schuss. Diese konnte aufgrund der Reichweite der Geschütze aber auch nicht ohne weiteres am Standort vermittelt werden. Außerdem fehlten zumindest in der Anfangsphase Schießtafeln und andere graphische bzw. schriftliche Hilfsmittel. Deshalb wurde zum einen Stabspersonal auf die Insel LIST zu entsprechenden Ausbildungsbatterien der Marine kommandiert und zum anderen Personal der 17-cm-Batterie aus URLOFFEN ostwärts KEHL auf den Truppenübungsplatz GRAFENWÖHR. Dort war für die Ausbildung des Heeres ein Festungskampffeld aus zahlreichen Bunkern und Hindernissen aufgebaut worden, unter denen sich auch ein Geschützstand für eine 17-cm-Kanone befand. Mit diesem wurden mindestens zwei Übungsschießen durchgeführt. Parallel zur Ausbildung und zu den (Presse-) Besuchen in den Batterien liefen von den Bedienungen oft unbemerkt auf höherer Ebene Täuschungsaktivitäten, die dem Gegner eine deutlich höhere Truppenkonzentration am Oberrhein als vorhanden vortäuschen Das qualmende Rohr eines 30,5-cm-Geschützes. Bei den ersten Schießen zeigten sich Materialerweiterungen am Rohrmantel. Außerdem sind im Hintergrund erste Schäden am nahe liegenden Bauernhof zu sehen, die von dem enormen Luftdruck beim Abfeuern des Geschützes stammen (Archiv S. Kuhnert). sollte. Dies wurde mit wechselnden Unterstellungen von Truppenteilen, auch der Marinegeschütze, fiktiven und reelen Angriffsvorbereitungen, dem Vortäuschen von Truppenverlegungen oder dem Ausstreuen von Gerüchten vom Eintreffen deutscher Panzer am Oberrhein vorgenommen. Dazu gehörte aber auch die Verlegung und Aufstellung der Artillerie-Abteilung 799 mit ihren veralteten 28-cm-Haubitzen an den südlichen Oberrhein. Diese war zwar erst ab Mitte Mai 1940 feuerbereit, der Schriftwechsel zu dieser Abteilung beginnt jedoch bereits im Januar 1940. Ebenfalls blieben weder die vermessungstechnischen noch die bautechnischen Vorbereitungen sowohl auf der Schweizer als auch der französischen Seite unbemerkt. Vor der Einsatzbereitschaft der Artillerie-Abteilung 799 kam allerdings ein anderes Ereignis: Am 10. Mai 1940 begann der Westfeldzug. Dennoch blieb die Marineartillerie zunächst ruhig. Dies änderte sich, als französische Artillerie die Kasernen in RASTATT beschoss und dabei auch zivile Ziele traf. Als „Vergeltung“ nahmen daraufhin am 16. Mai 1940 die beiden 30,5-cm-Geschütze der schweren Stellungsbatterie 230 ihre Tätigkeit auf und beschossen mit 15 Schuss den Bahnhof von HAGENAU. Unterstützt durch einen Artillerieflieger konnten wenigstens einige der Schüsse ihr Ziel erreichen. Andere aber fielen außerhalb des Zieles herunter, eines davon als Blindgänger in den gefüllten Weinkeller einer ortsansässigen Weinhandlung. Ihnen folgten am 19. Mai 1940 weitere 25 Schuss der 30,5-cmGeschütze, dieses Mal auf das Zentrum von HAGENAU. Der weitere Einsatz dieser beiden Geschütze musste nun allerdings vorerst abgebrochen werden, da an der äußeren Hülle beider Rohrmäntel Schäden festgestellt wurden. Jetzt sollten sich das Alter der Geschütze und die Tatsache, dass diese bereits einen Kriegs- und mehrere Übungseinsätze hinter sich hatten, bemerkbar machen. Es sollte bis zum 1. Juni 1940 dauern, bis diese Schäden an der Ringfuge genauer untersucht und die Geschütze wieder zum Einsatz freigegeben wurden. Ebenfalls noch im Mai 1940 kamen nach französischen Feuerüberfällen auf Dörfer an der Eisenbahnlinie FREIBURG-WEIL am Rhein die kaum in Stellung gebrachten 28-cm-Haubitzen sowie die 10,5-cmMarineflak am südlichen Oberrhein zum Einsatz. In dieses Hin und Her der eigenen und feindlichen Artillerietätigkeit kam der Befehl an die 7. Armee, nun einen tatsächlichen Angriff über den Rhein hinweg vorzubereiten. Dazu sollte die sich bis dahin eher passiv verhaltene 1. und 7. Armee der Heeresgruppe C Richtung Süden (1. Armee) und Westen (7. Armee) durch die Maginot-Linie stoßen und sich mit den nach Süden Richtung SCHWEIZ eilenden Panzern der Heeresgruppe A vereinen. Nach mehreren Planungen 87 Eine feuerbereite 28-cm-Haubitze. Aus diesen Geschützen wurden allein am 9. Juni 1940 66 Schuss abgefeuert (Archiv S. Kuhnert). ZU GLEICH 2/2015 tion für diese Geschütze zwangen den Generalstab der 7. Armee dazu, die schwere Marineartillerie am Oberrhein hauptsächlich in einem kurzen Moment der Überraschung sowie zu reinen Täuschungsmanövern einzusetzen. Die Planungen ihres Einsatzes gingen dann sogar soweit, dass die nördlichste der 17-cmMarinebatterien außer Betrieb genommen und deren Munition auf die anderen Marinebatterien gleichen Kalibers verteilt wurde. Dennoch war am 15. Juni 1940 beim Beginn der Offensive die Munitionslage der schweren Batterien alles andere als zahlreich: Feuer! Das unter einem Tarnnetz notdürftig gegen Luftsicht getarnte 30,5-cm-Geschütz beschießt unter einer enormen Rauchentwicklung Ziele im Elsass. Um den Höhenrichtbereich zu verbessern wurden in dem gegenüberliegenden Bergwald Bäume gefällt (Projekt Westwall BADEN-WÜRTTEMBERG, vormals Fotoatelier Käshammer). 88 unter verschiedenen Namen und angestrebter italienischer Beteiligung wurde das Unternehmen „KLEINER BÄR“ für die 7. Armee auf den 15. Juni 1940 befohlen. Aufgrund der Tatsache, dass es sich bei den Marinebatterien des Westwalls am Oberrhein um ortsfeste Batterien handelte, konnten diese begreiflicherweise nicht selbst an einem beweglichen Angriff über den Rhein teilnehmen, sondern nur aus ihren Stellungen heraus unterstützen. Diese Unterstützung war aufgrund des geplanten Vorstoßes der 7. Armee ins französische Hinterland ebenfalls nur solange möglich, wie dies die Reichweite der Geschütze der Marinebatterien zuließ. Somit war klar, dass die Hauptaufgabe der Marinebatterien sich in Form einer Artillerievorbereitung des Angriffs vor dem eigentlichen Losschlagen der deutschen Truppen in den ersten Stunden abspielen konnte. Dies, sowie der sehr begrenzte Vorrat an Muni- ZU GLEICH 2/2015 17cm S.K.L./40 2150 Schuss (Schwere Stellungsbatterien 227, 237, 247, 257) 24cm S.K.L./50 400 Schuss (Schwere Stellungsbatterie 224) 30,5cm S.K.L./50 260 Schuss (Schwere Stellungsbatterie 230) Aufgrund der höheren Reichweite erhielten die Marinebatterien insbesondere im Angriffsraum zwischen BREISACH und KAPPEL Verstärkung durch schwere Eisenbahngeschütze. Außerhalb des Angriffsraums wurden zur Täuschung und Beunruhigung des Gegners in den sogenannten Täuschungsräumen Nord (nördlich des Angriffsraums) und Süd (südlich des Angriffsraums) ebenfalls Eisenbahngeschütze großer Reichweite bereitgestellt. Der 15. Juni 1940 war ein Samstag, in dessen Nacht zuvor es, wie auch in den Morgenstunden, besonders am Kaiserstuhl sehr stark regnete und schlechte Sicht herrschte. Abgesehen von einigen vereinzelten Schüssen verliefen die Nachtund auch Morgenstunden im dortigen Frontbereich beinahe zu ruhig. Die Angriffstruppen am Kaiserstuhl sowie die Artilleristen der schweren Flachfeuerbatterien der Marine- und Eisenbahngeschütze, welche über die Oberrheinfront verteilt lagen, verfolgten die Zeiger der zuvor gestellten und verglichenen Uhren. Um 10.00 Uhr sollte schließlich ein gewaltiger Feuerschlag losbrechen und das Elsass von etwa Mit Rollen auf einer schiefen Ebene aus Holzdielen und Muskelkraft werden die schweren 17-cm-Geschützrohre aus den Bunkern gebracht (Archiv W. Urban). 10,5-cm-Flak L/45 464 Schuss 17-cm S.K.L/40 1956 Schuss 24-cm S.K.L/50 400 Schuss 30,5-cm S.K.L/50 236 Schuss 24-cm-Eisenbahnkanone „THEODOR“ 400 Schuss 28-cm-Eisenbahnkanone „LANGER BRUNO“ 398 Schuss Kurze Zeit später befinden sich die Geschütze am Ärmelkanal, wo sie bis in den September 1944 hinein im Einsatz verbleiben (Archiv W. Urban). nördlich MÜHLHAUSEN bis HAGENAU kurzfristig und in manchen Abschnitten völlig überraschend heimsuchen. Am Kaiserstuhl wurde nach 10 Minuten konstantem Direktbeschuss durch Pakund Flak-Geschütze über den Rhein hinweg auf die französischen Uferkasematten planmäßig dieses Feuer eingestellt. Im selben Moment wurden die ersten Sturmboote zu Wasser gelassen, der Rheinübergang der 7. Armee sollte beginnen. Ungeachtet dessen feuerten die schweren Flachfeuerbatterien der Marine- und Eisenbahngeschütze am Oberrhein weiter und kamen so den ihnen befohlenen Aufgaben der Angriffsvortäuschung oder der Angriffsunterstützung nach. In diesen Reigen feuernder schwerer Artillerie stimmten auch die 28-cm-Haubitzen ein, die im Täuschungsraum Süd während den Angriffsvorbereitungen oft die einzige schießende schwere Artillerie darstellten, da die anderen „Schweren“ für den Angriff zurückgehalten wurden. Das während der ersten Stunde immer wieder auf der Kippe stehende Unternehmen konnte bis zum 18. Juni 1940 erfolgreich abgeschlossen werden, am 19. Juni 1940 gelang den Richtung Südwesten vorstoßenden Kräften der 7. Armee bei BELFORT die Vereinigung mit den Panzern der Heeresgruppe A. Für die vier Tage, bei denen die schwere Marine- und Eisenbahngeschütze diesen Angriff unterstützen konnten, wurde vom Oberquartiermeister der 7. Armee am 18. Juni 1940 in seinem Kriegstagebuch der nachfolgende Munitionsverbrauch von schwerem Flachfeuer am Oberrhein als Gesamtverbrauch vermerkt: Dass der Rheinübergang des Unternehmen „KLEINER BÄR“ kein Spaziergang war, zeigten die zahlreichen toten deutschen Soldaten, insbesondere der 1. Angriffswelle sowie die erheblichen Schäden, die die Antwort der französischen Artillerie in den rechtsrheinischen Dörfern am südlichen Oberrhein hinterließen und die nach dem Waffenstillstand aus der Evakuierung zurückkehrende Bevölkerung vor die schwierige Aufgabe des Wiederaufbaus stellte. Nach dem Waffenstillstand und einigen Ausflügen von Angehörigen der schweren Batterien in die Zielgebiete im Elsass, die allerdings zu einer Ernüchterung in Bezug auf die Treffsicherheit der schweren Marinegeschütze führten, hieß für die Bedienungen im Juli 1940 der Befehl: Abbau und Umzug! Bis auf 89 Mit einer beeindruckenden Rohrlänge von L/54,6 waren im Herbst 1944 zwei 24-cm-K3-Geschütze für die Rearmierung der schweren Stellungsbatterie in OTTENHÖFEN vorgesehen (Archiv S. Kuhnert). ZU GLEICH 2/2015 Aus der schweren Stellungsbatterie 237 KENZINGEN (3 x 17-cm-SK L/40) wurde die Batterie M III bei WISSANT (4 x 17-cm-SK L/40). Aus der schweren Stellungsbatterie 247 LEISELHEIM (3 x 17-cm-SK L/40) wurde die Batterie M IV am CAP GRIS NEZ (3 x 17-cm-SK L/40). Aus der schweren Stellungsbatterie 257 FELDBERG-GENNENBACH (3 x 17-cm-SK L/40) wurde die Batterie M I nördlich CALAIS (3 x 17-cm-SK L/40) Die 28-cm-Haubitzen dagegen wurden 1942 bei der Erstürmung der sowjetischen Festung SEVASTOPOL auf der Halbinsel KRIM und 1944 bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstands eingesetzt (Bild 13). Einer der beiden Bunker der schweren Stellungsbatterie bei OBERKIRCH nach der Sprengung (H. Armbruster). 90 die schwerste Batterie in OTTENHÖFEN, die von mit dem Gerät vertrauten Marinesoldaten bedient wurde, stellte diese Aufgabe die Heeressoldaten der anderen schweren Batterien vor eine nicht einfach zu lösende Aufgabe. Dies führte soweit, dass ein Angehöriger der Batterie in URLOFFEN, der sich bei dem Abbau der dortigen drei Geschütze durch seine Kenntnisse und sein Wissen hervorgehoben hatte, an andere Batterien gleicher Bauart zur Unterstützung „ausgeliehen“ wurde. Während der Abbau bei den 30,5ern in OTTENHÖFEN mit der Hilfe großer Portalkrane geschah, mussten sich die Bedienungen bei der 24ern und den 17ern mit Rollen, Stützböcken und Muskelkraft behelfen. Trotz allen Widrigkeiten konnte die Eisenbahnverladung erfolgen, die die Geschütze und deren Bedienungen an den Ärmelkanal bei CALAIS und BOULOGNE führte. Von dort aus sollten sie im Verbund mit anderen schweren Batterien das Unternehmen „SEELÖWE“ gegen GROSSBRITANNIEN unterstützen. Da dieses nie ZU GLEICH 2/2015 stattfand, wurden sie dort Bestandteil des „neuen Westwalls“, der unter dem Namen „Atlantikwall“ viel bekannter wurde. Ab August 1940 feuerbereit beschossen die Batterien bis zu ihrer Einnahme durch britische Truppen in den September 1944 hinein innerhalb ihrer Reichweiten Ziele im Ärmelkanal und in SÜDENGLAND. Insgesamt stellten sich diese Batterien am Ärmelkanal nun in ihren neuen Verwendungen wie folgt dar: Aus der schweren Stellungsbatterie 230 OTTENHÖFEN (2 x 30,5-cm-SK L/50) wurde die Batterie Friedrich August bei BOULOGNE (3 x 30,5-cm-SK L/50). Aus der schweren Stellungsbatterie 227 URLOFFEN (3 x 17-cm-SK L/40) wurde die Batterie M II bei SANGATTE (3 x 17-cm-SK L/40). Aus der schweren Stellungsbatterie 224 OBERKIRCH (2 x 24-cm-SK L/50) wurde die Batterie Oldenburg bei CALAIS (2 x 24-cm-SK L/50). Mit der Invasion im Juni 1944 in der NORMANDIE und der Landung an der französischen Mittelmeerküste im Monat darauf, wurde der deutschen Führung rasch klar, dass ein alliierter Vormarsch erst an der Westgrenze des DEUTSCHEN REICHES aufgehalten werden konnte. Deshalb begannen im September 1944 Planungen, den Westwall zu rearmieren und dessen erste Verteidigungslinie teilweise nach vorne bis in die Vogesen zu verlegen. Bei den bestehenden Bunkern der Westbefestigungen standen die Planer allerdings vor der Aufgabe, die Waffentechnik des Jahres 1944 in die für die Waffentechnik des Jahres 1939 gebauten Anlagen einzubauen. Bei den seit dem Sommer 1940 leerstehenden Bunkern der Marinebatterien bedeutete dies sogar, die bei der Einnahme der Batterien am Ärmelkanal durch britische Truppen im September 1944 verloren gegangenen Geschütze vollständig zu ersetzen. Da keine der ursprünglichen Geschütze mehr verfügbar waren, mussten sich die Planer umschauen, was zu diesem Zeitpunkt noch vorhanden war. Im Lauf dieser Planungsphase wurde die Reaktivierung der ehemals mit 30,5-cm Geschützen belegten schweren Stellungsbatterie bei OTTENHÖFEN mit 24-cm-K3-Geschützen verworfen, da diese dort offen aufgestellt gewesen wären. Bei der schweren Stellungsbatterie bei OBERKIRCH wurden als Ersatz für die 24-cm-Geschütze nun 21-cm-Geschütze der Firma Skoda eingeplant. Für die 17-cm-Batterien wurde ein Geschütz glei- chen Kalibers ausgewählt, die 17-cm-Kanone 18, die aber deutlich leistungsfähiger war, als die ursprünglichen 17 cm SK L/40. Aufgrund der anderen Bauweise, u. a. waren die Rohre deutlich länger als die der ehemals dort aufgestellten Geschütze, mussten nun an den Bunkern erhebliche Umbaumaßnahmen, insbesondere an Scharten und Fundamenten, in Angriff genommen werden. Diese zogen sich trotz des Zeitdrucks, der durch den alliierten Vormarsch herrschte, aufgrund von Personal- und Materialmangel und dem strengen Winter 1944/ 45 hin. Letztendlich konnte nur eine der vorgesehenen Batterien, die schwere Stellungsbatterie bei OBERKIRCH, feuerbereit hergestellt werden. Bei allen anderen ehemaligen Batterien war der Einbau der Lafetten zwar bis in den März 1945 hinein begonnen worden, die Rohre sind aber offenbar nie mehr eingebaut worden Der alliierte Vormarsch erreichte Ende November 1944 bei STRASSBURG und bei MÜHLHAUSEN den Oberrhein. Damit war der Krieg endgültig in diese Gegend zurückgekehrt. Als Folge der Ardennen-Offensive zogen sich die Alliierten in Teilbereichen anderer Fronten wieder zurück. Diese Rückzugsbewegung ausnützend sollten ab dem 1. Januar 1945 deutsche Truppen im Rahmen des Unternehmens „NORDWIND“ das Nord-Elsass und STRASSBURG zurückerobern. Dazu war im Dezember 1944 mit einem erheblichen Aufwand die schwere Stellungsbatterie bei OBERKIRCH rearmiert worden. Ihre 21-cm-Kanonen schossen ab dem ersten Tag der Offensive auf Ziele im Elsass. Obwohl ihre Aktivitäten bei den Alliierten erkannt wurden, gelang es, die beiden Geschütze bis in den April 1945 hinein feuerbereit zu halten und weiterhin Ziele im Elsass unter Feuer zu nehmen. Erst mit dem von Norden von KARLSRUHE her erfolgenden Vormarsch der französischen Truppen erlangten diese ab dem 15. April 1945 die Möglichkeit, die Geschütze zum Schweigen zu bringen. Da die Nahverteidigung der Batterie im Herbst 1944 mit einem „PANTHERTurm“, einem ortsfest aufgestellten Turm des Kampfpanzers V „PANTHER“ mit seiner 7,5-cm-Kampfwagenkanone, verstärkt worden war, konnte die Batterie nicht direkt über die Straße angegriffen werden. Nach drei Tagen Kampf und ei- Ein Bildvergleich vom Juni 1940 und heute - Der südliche Geschützbunker der schweren Stellungsbatterie bei OTTENHÖFEN ist vollständig vom Erdboden verschwunden (Projekt Westwall BADEN-WÜRTTEMBERG, vormals Fotoatelier Käshammer / F. Wein) ner drohenden Umfassung von hinten räumte die Besatzung die Bunker. Ihr Batteriechef übertrat vierzehn Tage später die Schweizer Grenze. Nach dem Krieg wurden nahezu alle Bauwerke der schweren Marinebatterien ebenso wie die anderen Bauwerke der Westbefestigungen gesprengt. Nur die Wasserbunker der Marinebatterien wurden an einigen Orten nach Intervention der Kommunen von der Sprengung verschont. Die beiden Geschütze der schwe- ren Stellungsbatterie bei OBERKIRCH wurden für einige Zeit in STRASSBURG, deren Hauptziel, zur Schau gestellt. Der in den Bunkern verbaute Stahl wurde bis in die 50er Jahre hinein unter teilweise gefährlichen Umständen ausgebaut und wiederverwendet. Weitere Sprengungen und darauf folgende Erd- und Beseitigungsarbeiten führten bis in die 90er Jahre dazu, dass von einigen Marinebatterien bis heute nahezu keine Spuren mehr vorhanden sind. Eine Ausnahme bildete während dieser fortdauernden ZU GLEICH 2/2015 91 Beseitigungen eine der beiden Marinebatterien im Bereich des Kaiserstuhls. Ein gesprengt erhaltener Geschützbunker wurde bis in die 90er Jahre als Fundament für zwei große Richtfunkantenne genutzt. Nach dem fast vollständigen Verschwinden der Marinebatterie wurden im Sommer 2005 alle Bestandteile der von 1935 bis 1945 in BADEN-WÜRTTEMBERG entstandenen Deutschen Westbefestigungen, darunter auch die verbliebenen Spuren des Einsatzes der Marineartillerie am Oberrhein, unter Denkmalschutz gestellt. Inzwischen werden nicht nur am Oberrhein Führungen zu Bauwerken der Westbefestigungen durchgeführt. Falls Sie aufgrund dieses Berichts über den Einsatz der Marineartillerie am Oberrhein Interesse an einer solchen Begehung bekommen haben, können Sie sich gerne mit den Autoren in Verbindung setzen. Autor des 2. Teils Friedrich Wein Dipl. Ing. (FH) Architekt Jahrgang 196 8 Während seiner Zeit als aktives Mitglied und Führer im Artilleriewerk SCHOENENBOURG der Maginotlinie im Nord-Elsass wurde er immer wieder vor allem von deutschen Besuchern nach den deutschen Befestigungen, dem Westwall, gefragt. Dies nahm er zum Anlass, diese Befestigungsanlage genauer zu betrachten. Doch die wenigen Reste, die am Oberrhein noch auffindbar waren, brachten ihn zunächst an den Atlantikwall in NORWEGEN. Nach mehreren Festungs-Forschungsreisen in dieses Land kehrte er doch wieder an den Westwall und die Luftverteidigungszone West in BADENWÜRTTEMBERG zurück. Der Wehrdienst beim Artilleriebataillon 295 der Deutsch-Französischen Brigade brachte nach dem Kennenlernen der französischen Festungsartillerie in der Maginotlinie das Interesse an der (weitreichenden) Artillerie dazu. So kamen seine Forschungen in Bezug auf die schwere Marineartillerie des Westwalls am Oberrhein in Gange. Hier kreuzten sich die eigenen Forschungen mit den Forschungen von Sascha Kuhnert, die fortan gemeinsam weitergeführt wurden. Doch auch den ersten Befestigungsanlagen der Westbefestigungen am Oberrhein, den Sperrstellen an den Eingängen in den Schwarzwald, sowie der Luftverteidigungszone West in seiner engeren Heimat zwischen NAGOLD, Neckar und Schwarzwald, galt das Interesse. Er ist Mitglied des Studienkreises Interfest e. V. (www.interfest.de) und Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft Westwalltag (www. westwalltag.de). Mit ihrer Arbeit und ihren Veröffentlichungen setzen sich die beiden Autoren Sascha Kuhnert und Friedrich Wein für den Erhalt und die Dokumentation der Westbefestigungen in BADEN-WÜRTTEMBERG ein. D E D I C AT E D T O S O L U T I O N S Das innovative Führungssystem für alle Führungsebenen der Bundeswehr. 92 www.taranis.esg.de ZU GLEICH 2/2015 Für mehr Information: ESG ELEKTRONIKSYSTEM- UND LOGISTIK-GMBH Tel. 089 [email protected] Buchvorstellung cpm-Taschenbuch „Deutsche Bundeswehr“ Folge 5, 2015 Herausgegeben von Dipl.-Ing. Wolfgang Flume und Präsident BAIUDBw Matthias Leckel; erschienen bei cpm Communication Presse Marketing GmbH, Sankt Augustin 2015; Format 16x11cm, 720 Seiten, broschiert, über 400 Abbildungen, Organigramme, Karten; Einzelpreis: 20,00 Euro zuzügl. Versand Bundeswehr kompakt und übersichtlich“ - das ist wiederum das Kennzeichen der fünften, vollständig überarbeiteten Folge des cpm-Taschenbuchs „Deutsche Bundeswehr“. Der an der Bundeswehr und an der Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Bundesrepublik Deutschland interessierte Leser wird in umfassender Form informiert über die deutschen Streitkräfte. In 18 Kapiteln wird alles Wissenswerte (und noch mehr) über Verteidigung samt ihrem politischen Rahmen, NATO und vor allem die in einer grundlegenden Umorganisation befindlichen Bundeswehr präsentiert - illustriert mit zahlreichen Fotos, Organigrammen, Stationierungskarten, Tabellen und Übersichten. Wie viele Kompanien hat ein Bataillon? Welches sind die Aufgaben und die Ausrüstung der Streitkräftebasis, der Taktischen Geschwader der Luftwaffe oder der Einsatzflottillen der Marine? Wie sieht die jetzige, wie die zukünftige Struktur aus? Welches sind die wichtigsten Taktischen Zeichen? Welche Besoldungsstufe hat ein Unteroffizier oder ein Ministerialdirektor? Wie sieht die Ausbildung zum Offizier aus? Hierauf werden ebenso Antworten gegeben wie auf: Wie entwickelte sich der Verteidigungshaushalt? Wie sehen das Rüstungsmanagement oder die Gliederung des Verteidigungsministeriums und der ihm nachgeordneten Kommandostäbe aus? Welche Auslandseinsätze gab und gibt es? Die vielen Organigramme und Karten geben Aufschluss über: Wer gehört zu wem? Wer ist wo stationiert? Dienstgrad- und Barettabzeichen, Kragenspiegel, Tätigkeits- und Kommandozeichen, ein ausführliches Abkürzungsverzeichnis und viele Verbandswappen sind weitere Beispiele für die Vielfalt der angebotenen Informationen. Zu beziehen ist das Taschenbuch bei: cpm GmbH, Kölnstr. 93 53757 Sankt Augustin Tel. 02241-920900 Fax 02241-21083 E-Mail: [email protected] Internet: www.cpm-st-augustin.de ZU GLEICH 2/2015 93 Buchvorstellung Carola Hartmann Miles-Verlag www.miles-verlag.jimdo.com NEUERSCHEINUNG 2015 Hartwig von Schubert, Integrative Mili- tärethik. Ethische Urteilsbildung in der militärischen Führung, ISBN 978-3-94586106-6, Paperback, 124 Seiten, 9,80€ Die Führung von Streitkräften in Einsätzen ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Militärische Führer benötigen dafür eine ausgeprägte moralische Urteilskraft. Was ist aber damit gemeint? Wie können ethische Reflexionen bei der Führung von Streitkräften im Einsatz helfen? Hartwig von Schubert bietet neben einer Klärung ethischer Begriffe Kriterien für einen ethischen Entscheidungs-Check an, die er anhand einer komplexen militärischen Lage einem Praxistest unterzieht. Er plädiert für eine integrative Militärethik, die sich aus den Ethiken verschiedenster Berufsgruppen speist und die interdisziplinär und international vermittelbar ist. 94 Zum Autor: Hartwig von Schubert (* 22. Januar 1954) ist evangelischer Theologe und promovierte an der Universität Heidelberg über Evangelische Ethik und Humangenetik (in Erweiterung veröffentlicht: Evangelische Ethik und Biotechnologie). Er war von 1982 bis 1987 Pastor im Hamburger Bahnhofsviertel St. Georg, von 1987 bis 1991 Wissenschaftlicher Mitarbeiter zu Fragen Medizinischer Ethik an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg, von 1992 bis 2002 erst Abteilungsleiter, dann Vorstand im Diakonischen Werk Hamburg, von 2002 bis 2004 Studienleiter an der Evangelischen Akademie Nordelbien und seit 2005 Evangelischer Militärdekan an der Führungsakademie der Bundeswehr Hamburg mit den Schwerpunkten Politische und Militärische Ethik. Von November 2009 bis März 2010 begleitete von Schubert das 21. Deutsche Kontingent ISAF in den Norden Afghanistans. Bestellcoupon Hiermit bestelle ich _____ Exemplar(e) des Buches "Integrative Militärethik" zum Preis von 9,80€ je Paperback Bitte senden Sie Ihre Bestellung an: Carola Hartmann Miles-Verlag George-Caylay-Str. 38 14089 Berlin, 030-36288677 oder per email an: [email protected] Absender: ________________________________ Name ________________________________ Straße ________________________________ PLZ/Ort ___________________________ Datum/Unterschrift ZU GLEICH 2/2015 Buchvorstellung Carola Hartmann Miles-Verlag www.miles-verlag.jimdo.com NEUERSCHEINUNG 2016 Dirk Freudenberg, Counterinsurgency. Aufstandsbekämpfung als Phase zur Überwindung schwacher Staatlichkeit und zur Etablierung des Aufbaus einer stabilen Nachkriegsordnung, Berlin 2016, 16,80 Euro. ISBN 978-3-945861-24-0 Das Thema „Counterinsurgency“ ist mit dem militärischen Engagement des Westens nach dem 11. September 2001 und insbesondere auch in Deutschland mit dem Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan sowohl in die öffentliche, aber auch in die wissenschaftliche Diskussion gekommen. Allerdings verknüpft der Diskurs mit dem Thema vornehmlich den Einsatz der Streitkräfte und betrachtet im Schwerpunkt die militärische Wirkdimension und ihre Folgen. Dabei wird oftmals übersehen, dass Streitkräfte nur die Rahmenbedingungen für ein sicheres Umfeld schaffen können, in dem sich Staatlichkeit entwickeln kann. Das vorliegende Buch nimmt die Diskussion auf und untersucht vor dem Hintergrund des Afghanistaneinsatzes bestimmende Aspekte auf der Grundlage der einschlägigen Konzepte und Doktrinen in ihrem Gesamtkontext und stellt sie in einen Bezug zu den entsprechenden wissenschaftlichen Debatten. Hierbei wird deutlich, das im bevölkerungszentrierten Konzept des US-Field-Manuel 3-24 zur Aufstandsbekämpfung dem Ansatz der Vernetzten Sicherheit bzw. dem Comprehensive Approach eine wesentliche Bedeutung zukommt und für den Erfolg wie auch für das Scheitern von Einsätzen der militärische Beitrag als subsidiär einzuordnen ist. Entscheidend ist vielmehr der politische Wille zur ressort- und ebenenübergreifenden Zusammenarbeit auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene. Zum Autor: Dr. Dirk Freudenberg, Oberstleutnant der Reserve, Dozent an der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) im Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) Referat 'Strategische Führung und Leitung, Notfallvorsorge und -planung, Pädagogische Grundlagen und Qualitätsmanagement'. Bestellcoupon Hiermit bestelle ich _____ Exemplar(e) des Buches "Counterinsurgency" zum Preis von 16,80€ je Paperback. Bitte senden Sie Ihre Bestellung an: Carola Hartmann Miles-Verlag George-Caylay-Str. 38 14089 Berlin, 030-36288677 oder per email an: [email protected] Absender: ________________________________ Name ________________________________ Straße ________________________________ PLZ/Ort ___________________________ Datum/Unterschrift ZU GLEICH 2/2015 95 Aus der Redaktion - In eigener Sache Impressum: Allgemeines Die Truppengattungszeitschrift der Artillerietruppe und Zeitschrift der Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung (STF) „ZU GLEICH“ wird unter Federführung des Leiters AusbBer STF/ IndirF und Generals der Artillerietruppe, Herrn Oberst Fiepko Koolman, für die Soldaten und zivilen Bediensteten der Dienststellen der deutschen Artillerie, anderer Einrichtungen der Bundeswehr sowie verbündeter Streitkräfte gestaltet, hergestellt und distribuiert. Redaktion Oberstleutnant Dipl.-Päd. Thomas Hör Chefredakteur und verantwortlich für den Inhalt AusbZ MUNSTER - AusbBer STF/ IndirF Am Rilchenberg 30 Artillerieschule 55743 Idar-Oberstein Tel.: +49 6781 – 51 – 1293 FspNBw.: 90 – 4710 – 1293 E-Mail: [email protected] Herausgeber Oberst a. D. Friedrich W. Benz Geschäftsführer Benz Media Services Steuer-Nr. 222//5701/3978 USt.-IdNr.: DE2308805303 Christine-Teusch-Str. 32 53340 Meckenheim Tel.: +49 2225 70 41 962 Fax: +49 2225 70 41 964 Mobil: +49 177 313 8272 E-Mail: [email protected] Projektmanagement Anzeigen 96 Oberstleutnant a. D. Herbert Bollinger Unterer Weißröck 7 66871 Etschberg Tel.: +49 171 – 99 49 902 Mobil: +49 171 994 9902 E-Mail: [email protected] Graphische Gestaltung und Anzeigenverwaltung Friedrich W. Benz Benz Media Services Christine-Teusch-Str. 32 53340 Meckenheim ZU GLEICH 1/2016 Rechte für Redaktionsbeiträge Die Zeitschrift „ZU GLEICH“ und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Leiters AusbBer STF/ IndirF und Generals der Artillerietruppe unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Inhalte, Meinungen und Bewertungen geben nicht zwingend die Auffassung des Federführers oder des verantwortlichen Redakteurs wieder. Das Recht der Auswahl und Kürzung von Beiträgen behält sich die Redaktion vor. Es wird vorausgesetzt, dass die Publikation von allen beteiligten Autoren einer Arbeitsgruppe genehmigt wurde. Rechte für Firmenbeiträge Für die Inhalte der von Firmen eingebrachten Beiträge trägt die jeweilige Firma/Organisation die Verantwortung.. Die Rechte an Text und Bild liegen bei den jeweiligen Firmen/Organisationen. Ihre Aufnahme in die „ZU GLEICH“ setzt die grundsätzliche Billigung durch die Redaktion voraus. 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Thomas Hör (Chefredakteur und verantwortlich für den Inhalt) AusbZ MUNSTER - AusbBer STF/ IndirF Am Rilchenberg 30 Artillerieschule 55743 Idar-Oberstein Tel.: +49 6781 – 51 – 1293 FspNBw.: 90 – 4710 – 1293 E-Mail: [email protected] Hinweise zu den Texten Bilder/Grafiken immer vom Text getrennt als JPEG, PNG-, Tiff- oder EPS-Datei mit möglichst deutlich mehr als 1 MB oder mit mindestens 300 dpi prägnante Bildunterschriften formulieren bei Personen auf den Bildern (Amtsbezeichnung/ Dienstgrad, Vorname und Name, Funktion und Dienststelle/Organisation) Die Rechte an den Bildern liegen grundsätzlich bei den Autoren, bzw. den Dienststellen der Autoren Gra Tabellen Tabellen sind möglichst mit den original Excel-Dateien zur Verfügung zu stellen Angaben zu den Autoren Vorlage der Texte als MS-Word - Datei, Der Umfang eines Textes sollte 1500 Worte/12000 Zeichen (mit Lehrzeichen) nicht überschreiten zur besseren Lesbarkeit sollte der Text durch Zwischenüberschriften gegliedert werden wenig Formatierung, Farben vermeiden; hervorzuhebende Textstellen kursiv setzen; Schriftart/-größe beliebig, vorzugsweise Schriftgröße 10, Arial (max. 3 Seiten Text) An- und Abführungen immer einheitlich („Text“). Bei Tabellen zur Trennung der Texte und Zahlen mit Tabulatoren und nicht mit Leerzeichen arbeiten. Keine Silbentrennung verwenden. Am Zeilenende kein Return (¶) verwenden, sondern durchschreiben und nur am Ende eines Absatzes ein Return Bilder und Grafiken nicht im Word-Dokument einbetten, sondern als getrennte Dateien zur Verfügung stellen Platzierung der Bilder/Grafiken im Text vermerken (Bild 1 - Bildunterschrift, ... ) Amtsbezeichnung/Dienstgrad Vor- und Zuname, Funktion im Verband/ in der Einheit die wichtigsten Angaben zu Ihrer Person (Vorverwendungen, Funktionen im Einsatz) Ihre Postanschrift (für die Zusendung der Belegexemplare). Die Autoren erhalten zwei Belegexemplare sowie eine digitalisierte Fassung ihres Beitrags als pdf-Datei. Themen/Arbeitstitel für das Heft 2/2016 bis zum 24. Juni 2016 anzeigen Redaktionsschluss für die Ausgabe 2/2016 ist der 30. September 2016 ZU GLEICH 1/2016 97 Firmenbeiträge Präzise Wirkung durch Laser-gesteuerte Artilleriemunition Autor: Dr. Jürgen Bohl Die neue Lenkmunition VULCANO 155GLR-SAL soll in Zukunft die Heeresartillerie der Bundeswehr in die Lage versetzen, stationäre und bewegte Einzelziele aber auch Punktziele auf Entfernungen bis zu 80 Kilometer zuverlässig und präzise bekämpfen zu können. Dabei muss der Einsatz unabhängig von Wetter und Tageszeit möglich sein und gleichzeitig das Risiko von Begleitschäden minimal bleiben. Weitere Forderungen beinhalten die Fähigkeiten zur Zieldiskriminierung und zum Missionsabbruch vor Beginn des Zielendanflugs. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, verfügt die Lenkmunition VULCANO 155GLR-SAL über eine Lenk-und Steuereinheit (Guidance and Control Unit) mit aerodynamischen Steuerflächen, eine satellitengestützte Navigation gekoppelt mit einer IMU (Inertial Measurement Unit) plus einem halbaktiven Lasersensor (SAL). Während artilleristische Punktziele mit einer Flächenausdehnung von 30m x 30m und darüber allein im GPS-Modus durch Anfliegen vorprogrammierter Koordinaten bekämpft werden können, sorgt der SAL-Sensor für die nötige Präzision im halbautonomen Endanflug auf stationäre und bewegte Einzelziele. Der Laserzielbeleuchter als Bestandteil des Joint Fire Support Teams (JFST) bestrahlt das ausgewählte Ziel im „Man-in-the Loop“ Modus. Die Lenkmunition führt sich selbstständig und sicher an das markierte Einzelziel. Das JFST besitzt außerdem mittels umschaltbarem Lasercode die Fähigkeit des Missionsabbruchs. Deutsch-italienische Qualifikation 98 In der Erstbefähigung für die PzH2000 wird das Feuerkommando mit dem STANAG 4355 konformen Programm NABK-Vulcanonat in der tragbaren pFCU berechnet. Seine Berechnung basiert auf dem Feuerauftrag, der über das Führungs- und Waffeneinsatzsystem ADLER an den Systemrechner der Haubitze übermittelt wird. ZU GLEICH 1/2016 VULCANO 155GLR-SAL gehört zu einer Lenkmunitionsfamilie, die im Rahmen einer deutsch-italienischer Rüstungskooperation von den Firmen Diehl Defence und Finmeccanica-SDI (ehemals OTO Melara) entwickelt wurde. Neben dem Kaliber 155mm steht auch eine 127mm Marinemunition zur Verfügung, ausgestattet mit einem SAL-Sensor für Landzielbekämpfung oder mit einem FarIR-Sensor (Infrarotsensor) für die autonome Bekämpfung von Seeund Luftzielen. Lenkmunition VULCANO, Kaliber 127mm für Marinegeschütze (stehend), Ladekonfiguration der Lenkmunition VULCANO, Kaliber 155mm für die Heeresartillerie (liegend) 2015 vereinbarten Deutschland und Italien die gemeinsame Durchführung der „VULCANO 127/155mm Guided Ammunition Joint Qualification“. Die erforderlichen Leistungsnachweise werden an deutschen und italienischen Dienststellen erbracht. Die „Guidance Safety Tests/Firings“ werden auf dem Schießgelände im südafrikanischen Alkantpan vorgenommen. Dazu wurde u. a. eine Panzerhaubitze vom Typ PzH2000 von Deutschland in die Kap-Republik verlegt. Bis Ende 2017 soll die gemeinsame Qualifikation abgeschlossen sein, um im Folgejahr mit der Truppeneinführung in beiden Ländern beginnen zu können. 99 ZU GLEICH 1/2016 Firmenbeiträge Full-rugged Laptops für den harten Einsatz! Autor: Dipl. Wirtsch.-Ing. Jürgen Metz Über die Anzahl an weltweiten Laptops-Hersteller kann vermutlich nur spekuliert werden. Hersteller robuster Laptops, die im militärischen operativen Einsatz ihren Dienst verrichten, kann man an wenigen Fingern abzählen. Hier trennt sich gnadenlos die Spreu vom Weizen. full-rugged Laptop als Führungsrechner Robuste IT ist ein Marketing-Begriff für Hardware, die für den Betrieb in extrem rauen Umgebungen und Bedingungen ausgelegt ist. Es gibt zwei allgemein anerkannte Niveaus von „Ruggedization“: semi-robuste (semi-rugged) und voll robuste (full-rugged). Die Ebenen beschreiben die Fähigkeit des Produkts im Umgang mit Spritzwasser, Vibration, Staub, Fall, Schock und extremen Temperaturen. Semi-robuste Geräte sind in der Regel „verstärkte“ Versionen von Commercial-off-the-shelf (COTS) Hardware. Die verwendeten Komponenten sind die gleichen, die auch im Consumer-Bereich verwendet werden, sind aber besser geschützt. So ist zum Beispiel ein semi-robuster Notebook mit einem stärkeren Gehäuse, ein gel-geschützte HDD-Festplatte und eine spritzwassergeschützte Tastatur ausgestattet. Voll robusten Geräte sind wiederum von Grund auf entwickelt, bei extremen Temperaturen zu arbeiten, um Stürze auszuhalten, um Stöße und Vibrationen widerstehen zu können und staub- und wasserdicht zu sein. Hier verwendet man zum Beispiel SSD-Festplatten, keine Lüfter, die Staub anziehen, sondern greift auf Heatpipes zurück, die die erzeugte Wärme zwangsverteilt an die Umgebung abgeben. Zudem sind die Geräte gegen Staub und Wasser mindestens nach IP65 gekapselt und können einen höheren Schutz gegen EMV-Ausstrahlung als die zivile CE-Norm aufweisen. 100 Schließlich gilt es, sich auch bei außergewöhnlichen Umweltbedingungen, gerade auch bei Regen und Hitze, oder beim Einsatz in Kombination mit störanfälligen ZU GLEICH 1/2016 Equipment wie Funkgeräte auf sein Laptop verlassen zu können. Auf dem nationalen wie auch internationalen Markt hat sich der MIL-STD-810G, der Standard der USA für robuste militärische Geräte, als Kenngröe durchgesetzt. Dieser definiert die zu erreichenden Werte in für Computer eher unwirtlichen Umgebungen. Unterteilt ist der Standard in zu erreichende Funktionen trotz niedrigem Luftdruck, hohen bzw. niedrigen Temperaturen, starken Temperaturschwankungen, Kontaminierung durch Flüssigkeiten, starker Sonneneinstrahlung, Regen, hoher Luftfeuchtigkeit, Pilzbefall, Salznebel, Sand und Staub, bei Explosionen, nach Untertauchen, bei bzw. nach starker Beschleunigung und Vibrationen, bei Lärm, mechanischem Schock, Brandschock, in ätzender Atmosphäre, Schock durch Geschützfeuer, bei gefrierendem Regen, Frost, auftreffenden Wellenformen, Erschütterungen etwa auf Schiffen oder der Schiene sowie ballistischem Schock. Insgesamt 29 verschiedene Testmethoden definiert der MIL-STD-810G, wobei die Geräte nicht gegen alle getestet werden müssen, um eine sogenannte Zertifizierung nach MIL-STD-810G zu erhalten. Es reicht etwa der Test zur Zuverlässigkeit bei niedrigen Temperaturen, um den Standard in diesem einen Punkt zu erreichen. Dies sagt allerdings nichts über die Funktion bei Regen aus. Dementsprechend gilt es bei allen Geräten zu prüfen, welche Tests des MIL-STD-810 überhaupt durchgeführt wurden. Nur wenige Anbieter haben daher ruggedized Laptops in ihrem Portfolio, die speziell für den militärischen Markt geeignet sind. Sind die o.g. Bedingungen erfüllt, sind die Laptops zudem nach der geplanten Einsatzart zu betrachten. Soll das Gerät in einem geschützten Fahrzeug als (Führungs-)Informationssystem eingesetzt werden, ist neben einer performanten CPU für die Verwendung der Führungsinformations-Software auch eine große Vielzahl von elektrischen wie mechanischen Schnittstellen erforderlich. In der Regel werden diese als militärische Rundstecker ausgeführt, um Vibrationsbruch bei Fahrt und Beschuss zu widerstehen. Der große Nutzen eines Laptops gegenüber einem eingebauten Rechner liegt auf der Hand. Laptops 1. lassen sich in wenigen Minuten aus dem Fahrzeug ausbauen und somit auch für den abgesessenen Betrieb oder zur Datensicherung nutzen 2. haben bei Stromausfall eine mehrstündige USV durch den Akku 3. sind sofort einsatzfähig und müssen nicht mit einem Display und Tastatur verbunden werden 4. Reduzieren Total Costs of Ownership durch Vermeidung von Verkabelung, Platz und Gewicht Soll der Laptop eher als mobile Variante im abgesessenen Betrieb dienen, ist der Augenschein mehr auf das Gewicht und die Größe des Notebooks zu legen. Militärische Rundstecker sind hierbei eher zweitrangig. full-rugged roda Rocky® vs. Lizard® Einer der wenigen Hersteller militärischer Laptops, die beide o.g. Einsatzarten mit passender Technik abdecken, ist der deutsche Hersteller roda computer GmbH. roda ist langjähriger Partner der Bundeswehr und hat aktuell das vierte Mal in Folge den Rahmenvertrag zur Lieferung „Laptops gehärtet“ gewonnen. Neben den Eigenprodukten der full-rugged Reihe, werden zudem robuste Laptops des Partners Panasonic (Toughbook) geliefert, die keine Modifikationsmöglichkeiten bieten. ausschließlich Komponenten mit erweitertem Temperaturbereich verbaut, die Schnittstellen sind vom Mainboard entkoppelt. Dadurch können die Rocky® Notebooks bei extremen Umgebungstemperaturen und unter Einwirkung extremer Vibrationen betriebssicher eingesetzt werden. Die aktuellste 10er Rocky® Serie mit der Intel® i7 Huron River Plattform gibt es in der 15“ wie auch in der 17“ Variante – übrigens das einzige robuste 17“ Laptop weltweit! Das Nachfolger-Modell Rocky® 12 ist für Anfang 2017 auf der Skylake-Prozessor-Architektur geplant. Vornehmlich für den (hoch-)mobilen Bereich vermarktet roda die Lizard® Serie auf Basis der Intel® i7 Chief River Plattform. Im Gegensatz zum Guss-Gehäuse des Rocky® ist der Lizard® aus dem vollen Aluminium gefräst, was eine Gewichts-Halbierung bisheriger full-rugged Laptops ermöglicht. Der Lizard® ist in den Display-Größen 13,3“ und 15,6“ erhältlich und ist bei 2,5 kg und bei einer Höhe von weniger als 24 mm das flachste und leichteste vollrobuste Laptop am Markt. Als Lizard® RW11 wird in 2016 eine Server-Laptop-Variante mit bis zu vier SSD-Festplatten vertrieben. Alle o.g. Notebooks sind nach IP65, MIL-STD 810G und optional nach MIL-STD 461F und/oder Tempest erhältlich. Das badische Unternehmen zeichnet sich eben gerade durch diese Expertise ihrer full-rugged Laptops (Rocky® und Lizard®) aus. Zudem nutzt roda eigene Test-Einrichtungen und bietet einen umfassenden Full-Lifetime-Service an, der auch über lange Nutzungszeiten zuverlässig Garantieleistungen liefert. Konkret bedeutet das, dassdie Modell-Verfügbarkeit über 3 Jahre, plus eineErsatzteilversorgung von weiteren 5 Jahren nach End-of-Life Meldung sicherstellt. Da nahezu alle Laptops mit dem Windows Betriebssystem laufen, ist der Service inkl. stetiger Bios-Updates ausgezeichnet bei Microsoft Produkten aufgestellt. Für den fahrzeugintegrierten Einsatz hat roda bereits in der 4. Generation den Laptop Rocky® in der Nutzung. Vor allem der Erhalt von Form-Fit-Function des Rocky® ermöglicht den problemlosen Austausch der Geräte ohne die Kabellage im Fahrzeug verändern zu müssen. D.h. das jede Schnittstelle über Generationen hinweg an der gleichen Stelle zu finden ist. Rocky® im GTK Boxer Die Rocky® Notebooks zeichnen sich durch ein einzigartiges IP65-Schutzkonzept aus. Selbst bei nicht abgedeckten Schnittstellen und entnommenen Laufwerken besteht keinerlei Gefährdung durch Wasser oder Staub. Es werden 101 ZU GLEICH 1/2016 102 ZU GLEICH 1/2016 Leben in sicherem Umfeld in einem Land, in dem Frieden und Sicherheit selbstverständlich sind. www.diehl.com
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