Wieder ein Störfall - Atomreaktor Tihange 2 erneut - K

Wieder ein Störfall - Atomreaktor
Tihange 2 erneut runtergefahren
Der umstrittene belgische Atomreaktor Tihange 2 in Huy bei Lüttich ist
am Freitag um 15.30 Uhr stillgelegt worden. Am Abend war noch nicht
klar, was die Ursache für das Abfahren des Meilers ist.
Der Stopp wurde automatisch im Rahmen eines Sicherheitsverfahrens
ausgelöst, erklärte Anne-Sophie Hugé, Sprecherin des Betreibers EngieElectrabel. Tihange 2, das nur 65 Kilometer von Aachen entfernt liegt,
steht ebenso wie der Meiler Doel 3 bei Antwerpen in der Kritik, weil
sich in deren Reaktordruckbehältern „Tausende Haarrisse“ befinden.
Deutsche Experten sind nicht überzeugt, dass die Meiler auch bei
Störfällen sicher wären.
Aachen will nun auch Jod-Tabletten
verteilen
Pannen in belgischen Atomkraftwerken beunruhigen vor allem Menschen im
angrenzenden Deutschland. Dass Belgien Jod-Tabletten ausgeben will,
verstärkt die Sorgen. Nun will auch Aachen solche Tabletten.
Nach der Ankündigung Belgiens, im nächsten Jahr Jodtabletten zum
Schutz vor radioaktiver Strahlung an die Bevölkerung auszuteilen, wird
dies auch in der Region Aachen gefordert. Städteregionsrat Helmut
Etschenberg will den Innenminister Nordrhein-Westfalens, Ralf Jäger
(SPD), bitten, der Verteilung der bereits eingelagerten Tabletten an
alle bis 45 Jahre alten Einwohner zuzustimmen. Der GreenpeaceAtomexperte Heinz Smital kommentierte die beabsichtige Pillenausgabe
so: „Jodtabletten schützen etwa so gut vor einem Reaktorunfall, wie
ein Cocktailschirmchen vor einem Wolkenbruch.“
Etschenberg betonte, die belgische Entscheidung bestätige die Sorgen
im Raum Aachen. „Offensichtlich gibt es nun auch auf belgischer Seite
erhebliche
Vorbehalte,
was
die
Sicherheit
der
Kraftwerksblöcke
betrifft.“ In Deutschland gibt es Zweifel an der Sicherheit der
Atomkraftwerke Doel in der Nähe von Antwerpen und Tihange bei Lüttich,
das etwa 70 Kilometer von Aachen entfernt liegt.
Jäger
hält
allerdings
nichts
von
einer
Vorabverteilung
von
Jodtabletten. Im Ernstfall wüssten die Menschen möglicherweise nicht,
wo die Tabletten seien. Zudem müssten sie zu einem bestimmten
Zeitpunkt eingenommen werden, um zu wirken, sagte der Innenminister
der Deutschen Presse-Agentur.
Nach dem Willen des belgischen Gesundheitsministeriums soll die
Jodvorsorge ausgeweitet werden. Betroffen seien dann alle Bürger in
einem Umkreis von 100 Kilometern um ein Atomkraftwerk, sagte eine
Sprecherin der Behörde der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel und
bestätigte einen Bericht der Tageszeitung „La Libre Belgique“. Bisher
werden die Tabletten nur in einem Umkreis von 20 Kilometern verteilt.
Die Folgen der Nuklearkatastrophe im japanischen Fukushima hätten
gezeigt, dass ein größerer Bereich nötig sein, um die Bevölkerung
besser zu schützen, sagte die Sprecherin.
Tabletten können Aufnahme radioaktiven
Jods verhindern
Radioaktiv verseuchtes Jod kann durch Einatmen, Lebensmittel oder
Wasser in den Körper gelangen. Setzen sich Kernspaltungsprodukte in
der Schilddrüse fest, können sie schwere Krankheiten wie Krebs
auslösen. Werden Jodtabletten frühzeitig eingenommen, können sie die
Aufnahme radioaktiven Jods blockieren.
Smital von Greenpeace forderte Belgien zu einer Abschaltung der Meiler
auf.
„Es
ist
absurd,
dass
Belgiens
Regierung
lächerliche
Präventivmaßnahmen einleitet, statt das einzig wirklich wirksame
Mittel gegen Nuklearunfälle zu ergreifen – den Atomausstieg“, sagte
er.