Manuskript

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SWR2 Tandem - Manuskriptdienst
Ermordet für ihre politische Haltung
Die Menschenrechtsaktivistin Berta Cáceres aus Honduras
Autor:
Erika Harzer
Redaktion:
Ellinor Krogmann
Regie:
Ellinor Krogmann
Sendung:
Montag, 06.06.2016 um 19.20 Uhr in SWR2
Wiederholung:
Dienstag, 07.06.2016 um 10.05 Uhr in SWR2
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MANUSKRIPT
Moderation Ellinor Krogmann:
Vor drei Jahren haben wir in SWR2 Tandem eine Reportage von Erika Harzer über
die honduranische Menschenrechtsaktivistin Berta Cáceres gesendet. Anfang März
kam die Nachricht, dass Berta Caceres ermordet wurde und heute wollen wir über
den Stand der Ermittlungen in diesem Mordfall berichten, der - nach allem was man
bisher weiß - ein politischer Mord war. Berta Cáceres war lange Jahre die Anführerin
der indigenen Lencas in Honduras gewesen und hat mit ihnen gegen den Bau eines
Wasserkraftwerks auf Lenca-Gebiet gekämpft. Für ihren Einsatz wurde Berta
Cáceres mehrfach ausgezeichnet, auch mit dem renommierten Umweltpreis-, dem
Goldman-Preis. Sie wurde aber auch wegen ihres Engagements seit Jahren immer
wieder bedroht. Doch sie lebte in der Hoffnung, dass ihr internationaler Ruf sie
schützen würde. Er hat sie nicht geschützt. Am 3. März drangen in der Nacht Männer
in ihr Haus ein und erschossen sie. Vor wenigen Wochen sind fünf Männer
deswegen festgenommen worden. Über diesen Fall wollen wir heute in SWR2
Tandem sprechen und auch Ausschnitte aus der Reportage über die Arbeit von
Berta Caceres wiederholen.
Frau Harzer, sie kennen Honduras und kannten Berta Caceres sehr gut, was weiß
man im Moment über die Strafverfolgung des Mordes an Berta Caceres?
(Harzer) … Nach der Festnahme von insgesamt 5 Personen Anfang Mai erklärte
der honduranische Kripochef Ricardo Castro, Berta Cáceres wurde wegen ihres
Kampfes für die Umwelt ermordet und damit bestätigte er die schon von Anbeginn an
aufgestellte These der Angehörigen Bertas und ihrer Mitstreiter von COPINH. Zwei
der Verhafteten stehen in direktem Zusammenhang mit der Betreiberfirma für das
Wasserkraftwerk Agua Zarca, der Desarrollo Energético S.A., kurz DESA. Der
jüngste Verhaftete hatte unmittelbar nach seiner Festnahme gestanden, der
Todesschütze im Auftrag des DESA Geschäftsführers Sergio Rodríguez gewesen zu
sein. Verwickelt in die Planung des Mordes war auch der Vize Sicherheitschef der
DESA. Und auch ein ehemaliger Major der honduranischen Streitkräfte.
(EK) Wie hoch sind die Chancen dass dieses Verbrechen tatsächlich aufgeklärt und
gesühnt wird? In Honduras sind politisch motivierte Morde nicht ungewöhnlich.
(Harzer) … Ich denke tatsächlich, dass die bisherigen Ermittlungen, die zu den
ersten Verhaftungen führten, aufgrund des vorhandenen internationalen Drucks in
der Form durchgeführt wurden. Dieser Druck darf nicht nachlassen. Schließlich
gehört Honduras zu den Ländern mit den höchsten Mordraten weltweit bei kaum
vorhandener Strafverfolgung. Allein in den Jahren von 2010 bis 2015 sind dort mehr
als 100 Umwelt und Menschenrechtsaktivisten- Aktivistinnen umgebracht worden
und eine Strafermittlung oder –verfolgung der Täter hat nicht wirklich stattgefunden.
Auf diesem Hintergrund ist zu verstehen,
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warum COPINH und auch die Angehörigen von Berta Cáceres eine unabhängige
internationale Ermittlungskommission zur definitiven Aufklärung fordern. Um mit der
in Honduras gängigen Straffreiheit zu brechen, müssen auch Ermittlungen in
Richtung Auftraggeber geführt werden, die nicht zuletzt auch innerhalb der
Sicherheitskräfte und der wirtschaftlichen und politischen Führungselite vermutet
werden
(EK)Was war ihr letzter großer Kampf, um was genau geht es bei dem geplanten
Wasserkraftwerk, warum war sie gegen den Staudamm Agua Zarca.
(Die Firma DESA plant den Bau dieses Staudamms)
(Harzer) … Agua Zarca ist ein Wasserkraftprojekt, das in der Bergregion von
Intibucá im Westen von Honduras gebaut werden soll. Mit der Konzession für dieses
Projekt erhielten die Betreiber den Lencas widerrechtlich abgenommenes indigenes
Gemeindeland. Dabei gibt es für solche Fälle internationale Richtlinien, wie den
Artikel 169 der ILO Konvention, die auch Honduras unterzeichnete. Darin ist
festgeschrieben, dass von der indigenen Bevölkerung vor einer Umnutzung ihres
Gemeindelandes für jedwelche Projekte deren Zustimmung eingeholt werden müsse.
Doch die Lencas aus den von Agua Zarca betroffenen Gemeinden beschweren sich,
ihr Land sei ohne jegliche Konsultationen genommen worden und zudem hätten die
Betreiber ihre Unterschriften gefälscht. Sie seien Analphabeten und hätten dem Bau
des Wasserkraftwerks nicht mit ihrer Unterschrift zugestimmt. Für Agua Zarca würde
der Fluß Gualcuarque gestaut und umgeleitet werden. Eine Bedrohung für ihr
wirtschaftliches Überleben. Zudem gilt der Gualcuarque Fluss in der
Weltanschauung der Lencas als heiliger Fluss. COPINH mit Berta Cáceres als
Anführerin wehrte sich massiv gegen dieses Projekt. Weil es nicht, wie die Betreiber
vorgäben, eine Energiezulieferstation für die Lenca Gemeinden sein würde, sondern
die Stromversorgung für zukünftige Bergwerkprojekte. Die Region sei reich an
Bodenschätzen und für deren Hebung sind ebenfalls gegen den Willen der LencaGemeinden Konzessionen vergeben worden
(EK) Sie war Anführerin von COPINH, was ist das für eine Organisation
(Harzer) … COPINH versteht sich als "Ziviler Rat der Volks- und indigenen
Organisationen von Honduras". Die Organisation hat ihren Sitz in La Esperanza, der
Hauptstadt der Provinz Intibucá und wurde 1993 unter anderen von Berta Cáceres
gegründet. COPINH ist eine sehr kämpferisch aufgestellte Organisation, die für die
Rechte der Lencas kämpft und innerhalb der honduranischen zivilgesellschaftlichen
Gruppen eine tragende Rolle spielt. Immer wieder sind es Kämpfe um widerrechtlich
angeeignetes indigenes Gemeindeland durch Teile der wirtschaftlichen und
politischen Oligarchie des Landes. Und Copinh wehrt sich gegen die Militarisierung,
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gegen Landraub und Megaprojekte und gegen die Korruption und hohe Straffreiheit
in Honduras.
(EK)Über die Arbeit von Berta Caceres für COPINH haben Sie vor drei Jahren für
SWR2 Tandem berichtet und aus dieser Sendung hören wir jetzt einen Ausschnitt
Ausschnitt 1 – 6:34)
SPRECHERIN
Die Arbeit bei COPINH fordert von Berta, permanent unterwegs zu sein. Sie ist mit
vielen sozialen Bewegungen des Landes in engem Kontakt. An diesem Morgen ist
sie mit ihrem Mitarbeiter Tomas nach Guise unterwegs, zu dieser kleinen Lenca
Gemeinschaft gut eine Autostunde von La Esperanza entfernt. Auf der holprigen
Strecke fährt Berta den älteren Geländewagen selbst.
ATMO
Fahrtgeräusche und Gespräch zwischen Berta u Tomas
O-TON 15 BERTA CACERES
creoque no la deberia de … hecho tres atentados en lo que yo lo andaba.
ÜBERSETZUNG
Ich sollte das nicht machen, weil ich in so viel andere Arbeit eingebunden bin, aber
es hat auch den Vorteil, dass ich von niemand abhängig bin, vor allem nicht von
einem Mann. … (lacht)…. auch wenn sie bereit sind, mich zu fahren. Aber wegen der
Sicherheit mag ich nicht mehr alleine fahren. Auf dieses Auto sind schon drei
Anschläge verübt worden, als ich damit unterwegs war.
SPRECHERIN
Bisher hatte sie selbst immer Glück. Also macht sie weiter und zuckelt an diesem
Tag nach Guise.
Irgendwann muss das Auto abgestellt werden. Es geht nur noch zu Fuß weiter.
Einen kleinen Anstieg hoch, vorbei an grasenden Kühen, an Gemüse- und
Maisfeldern.
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ATMO
Viele Stimmen durcheinander – Begrüßung
SPRECHERIN
Berta ist am Ziel. Vor einem kleinen Wohnhaus warten die Männer im Freien. In der
Küche sitzen die Frauen mit den Kleinkindern eng zusammen, bereiten schon das
Essen für später vor. Auf einem offenen mit Holz befeuerten Herd köchelt Kaffee.
Von der Decke hängen unzählige Maiskolben in unterschiedlichen Farben.
ATMO
Gespräche der Anwohner mit Berta
SPRECHERIN
Dann versammeln sich alle vor dem Haus. Ein paar zusammen genagelte Bänke.
Manche sitzen auf der Erde. Die Besprechung beginnt.
ATMO
Einleitende Begrüßungsworte von Berta - Hähne krähen dazwischen
SPRECHERIN
Es ist eine hochkonzentrierte Stimmung. Berta berichtet darüber, dass die Landtitel
noch nicht übergeben wurden, hört sich die Fragen dazu an und die Überlegungen,
was gemacht werden sollte. Sie will von den Bewohnern wissen, ob in letzter Zeit
neue Landraubversuche durch die Großgrundbesitzer stattgefunden haben.
Dann informiert Berta über die jüngsten Entscheidungen des Nationalkongresses
und fordert dazu auf, zu einer großen Protestkundgebung nach Tegucigalpa zu
kommen. Tomas nimmt das Gespräch mit seinem Mobiltelefon auf und so wird es
live direkt über das COPINH eigene Radio in alle anderen Ortschaften von Intibucá
übertragen.
Berta ermuntert die anwesenden Frauen, sich an dem bisher nur von den Männern
und ihr getragenen Gespräch zu beteiligen. Daraus entwickelt sich eine intensive,
lang andauernde Diskussion. Bertas Rolle dabei ist vielschichtig: sie informiert,
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sammelt neue Fakten und sucht die vorhandenen Konflikte zwischen den Familien,
zum Teil zwischen den Männern und Frauen, zu schlichten.
ATMO
Etwas schärfere Debatte
SPRECHERIN
Die Männer und Frauen, die zusammengekommen sind, wollen ihre Rolle innerhalb
der honduranischen Gesellschaft verstehen, so wie es einer der älteren zu erklären
versucht.
O-TON 18 BAUER AUS GUISE
nosotros antes no entendiamos … agrupaciones van contra este.
ÜBERSETZUNG
Wir wussten früher nichts von Lencas, wir sahen uns einfach als Bauern. Erst durch
COPINH haben wir von unserer Geschichte der Lencas erfahren. Von COPINH
erhalten wir auch Unterstützung. Jetzt bearbeiten wir unser eigenes Land, leben
nicht mehr unter der Knechtschaft der Reichen. Jetzt geht es uns viel besser. Die
Mestizen denken, dass alleine sie das Sagen haben, und die Lencas unter ihrer
Fuchtel leben. Dass wir uns organisieren, gefällt ihnen nicht, denn das läuft gegen
sie.
SPRECHERIN
Die 24jährige Argentina ist die Sprecherin der Menschen aus Guise. Sie hat als Kind
noch andere Verhältnisse erlebt.
O-TON 19 ARGENTINA
si, ..toditas son de origen …. Copinh para defender la tierra.
ÜBERSETZUNG
Alle hier sind Lencas, unsere Großeltern, auch die hier anwesenden älteren
Menschen. Einige sind gestorben. Manche von ihnen haben wenig nachgedacht, sie
lebten hier wie die Sklaven der Großgrundbesitzer, aber davon haben wir uns
freigemacht. Mit COPINH organisiert verteidigen wir dieses Land.
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ATMO
Verabschiedung
SPRECHERIN
Berta fährt zurück nach La Esperanza. Zunächst ins Büro. Dort muss sie noch für
das kommende Wochenende Fahrtkosten auftreiben. Sie wird sich mit Vertretern von
Organisationen der Nordküste treffen, denn es gibt viel zu tun in ihrem Land. Gegen
den Ausverkauf, gegen die Militarisierung, gegen die Menschenrechtsverletzungen.
Freie Tage zum Auftanken kennt sie so gut wie nicht. Aber ihre Energie gewinnt sie
aus Besuchen wie dem in Guise.
O-TON 20 BERTA CACERES
yo soy feliz … fajarse rompiendo todo los esquemas.
ÜBERSETZUNG
In den Gemeinden bin ich glücklich. Diese Arbeit in den Bergen gefällt mir. Trotz der
internen und externen Konflikte. Diese Kämpfe der Frauen, wie sie mit den alten
Prinzipien brechen, das gibt mir Kraft.
(EK) Die im März ermordete honduranische Umwelt-und Menschenrechtsaktivistin
Berta Caceres, in einer Reportage von Erika Harzer. Frau Harzer, in welchem
Zusammenhang haben Sie Berta Caceres kennengelernt?
(Harzer) … Durch meine Arbeit in und zu Honduras. Seit rund 14 Jahren berichte
ich in Radiofeatures, Printreportagen oder auch Dokumentarfilmen über dieses Land.
Immer wieder das Thema Menschenrechtsverletzungen. Da blieb es nicht aus, auch
Berta Cáceres kennen zu lernen. Mit ihr habe ich mich gerne getroffen. Eine
hochengagierte und doch sehr humorvolle Frau, die kein Blatt vor den Mund nahm
und sich auch nicht davor scheute, Zusammenhänge auszusprechen, die ihr
gefährlich werden konnten. Wenn sie es für richtig hielt im Kampf gegen Korruption
und Straffreiheit, nannte sie auch Namen von Beteiligten. Die Morddrohungen
blieben nicht aus. Und letztlich auch nicht die Mörder.
(EK) Was wissen Sie von Bertas Werdegang bevor Sie sie persönlich
kennenlernten?
(Harzer) …Sie ist die jüngste von 12 Kindern. Ihre Mutter war Hebamme und
politische engagiert. In den 80er Jahren, als Honduras zwar einen zivilen
Präsidenten hatte, jedoch die Militärs im Land das Sagen hatten, ging Berta als junge
Frau mit ihrem damaligen Mann Salvador in die Nachbarländer. Anfang der 90er zur
Zeit der Friedensverträge in Guatemala und El Salvador und nachdem in Nicaragua
die Sandinisten abgewählt waren, kam sie zurück nach Honduras und suchte ein
sinnvolles politisches Engagement.
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(EK) Von ihren ersten Jahren zurück in Honduras hat Berta Caceres auch in unserer
Sendung erzählt:
(Ausschnitt 2 – 2:52)
O-TON 10 BERTA CACERES
Cuando regresamos, p.e. … circunstancias pero tremendamente dificiles.
ÜBERSETZUNG
Zurück in Honduras lebten wir unter absolut schwierigen Bedingungen und in
extremer Armut.
SPRECHERIN
Berta erinnert sich an diese Zeit, in der die Angst ihr ständiger Begleiter war….
O-TON 11 BERTA CACERES
… porque siempre nos vigilaron. … . que nos empezamos organizar el copinh
ÜBERSETZUNG
…. weil wir ständig überwacht wurden, das hörte nie auf. Einmal waren wir auf dem
Weg zu einem öffentlichen Schwimmbad, ich war schwanger. Da kam einer auf uns
zu, sagte: euch Guerilleros reißen wir die Zunge raus. Oder sie würden mir den
Bauch aufschneiden, lauter solche Drohungen. Und das alles nach Unterzeichnung
der Friedensabkommen. Da begannen wir mit der Arbeit von COPINH.
SPRECHERIN
Sie bekamen vier Kinder, drei Töchter, einen Sohn und engagierten sich mit all ihrer
Energie in COPINH.
O-TON 12 BERTA CACERES
Cuando la sociedad, …. nunca han dejado de haber amenazas al Copinh.
ÜBERSETZUNG
Als die Regierung realisierte, dass COPINH keine folkloristische Lenca Organisation
ist, sondern konkrete Forderungen stellt, begann sie uns zu drohen. Das hält bis
heute an.
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SPRECHERIN
Immer wieder gab es Versuche, Berta oder Salvador oder die Organisation als
solche ruhig zu stellen.
O-TON 13 BERTA CACERES
a nosotros han ofrecido cambiar … no es soborno, son balas.
ÜBERSETZUNG
Sie machten uns materielle Angebote, damit wir mit COPINH aufhören zu kämpfen.
Salvador wollten sie bestechen mit Stipendien für die Familie in Europa oder Visa für
die USA. Die Unternehmer des geplanten Wasserkraftwerkes boten uns 20 Millionen
Lempiras an. Das haben wir öffentlich gemacht. Sie wissen, dass mit unserer
Ablehnung das Projekt scheitern wird, also werden sie zukünftig nicht mehr Geld
anbieten, sondern Kugeln.
SPRECHERIN
Schon so manches COPINH Mitglied wurde in den Kämpfen der letzten Jahre von
Auftragskillern oder Sicherheitskräften umgebracht. Vor allem dann, wenn sie die
Rückerstattung der ihnen verfassungsmäßig zustehenden Ländereien fordern. Eine
Realität, die auch von Berta einen hohen Preis fordert:
O-TON 14 BERTA CACERES
mis hijas y mi hijo, … han tenido que salir …. andan en luchas .... lacht.... si.
ÜBERSETZUNG
Drei unserer Kinder, zwei Töchter und den Sohn, mussten wir ins Ausland bringen.
Durch die schwierige und riskante Arbeit bei COPINH. Es ist sehr schwer, die Kinder
weg zu bringen, weil man sie doch gerne um sich hat. So schwer, auch wenn man
weiß, wie sie ihr Land lieben. Aber sie kommen irgendwann wieder und egal wo sie
sind, kämpfen sie! (lacht)
(EK) Wie geht es Ihren Kindern heute, nach dem Mord an ihrer Mutter?
(Harzer) …Bis zum Mord studierte Berta Isabell in Mexiko und Laura gemeinsam
mit Salvador, dem jüngsten der Geschwister in Argentinien. Salvador kehrte nach der
Beerdigung zurück nach Argentinien. Bertita und Laura haben ihr Studium
abgebrochen und engagieren sich mit all ihren Kräften für die Aufklärung des
Mordes. Sie fordern dafür eine internationale unabhängige
Untersuchungskommission und sie fordern, dass das Wasserkraftprojekt Agua Zarca
definitiv eingestellt wird. In dieser Mission reiste Bertita Ende April nach Finnland und
den Niederlanden und auch für einen Tag nach Berlin.
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O-Ton Bertita:
Si concretamente nosotros estamos pidiendo la suspensión definitiva de los fondos
del banco desarrollo holandés y el banco desarrollo finlandés que son dos de los 3
financiadores del proyecto agua zarca. Que ellos han anunciado una suspensión
temporal pero nosotros tememos que esto solo sea mientras pasa toda la presión y
todo el revuelo que se ha suscitado desde el asesinato de mi mami y que después
continúan como si no hubiese pasado nada. Pero también a una de las empresas
#00:01:00-8# … que proporciona las turbinas al proyecto hidroeléctrico que es
Siemens y Voith-Hydro. Entonces pues si queremos que haya presión sobre ellos
para ellos, esos cláusulas de ddhh que son ratificado internacionalmente sean
respetada. Y que a pesar del discurso mentiroso que tienen todos ellos es evidente
la situación. … Que se retiran del proyecto como una muestra incluso es su deber
con respeto al tema de los ddhh.
Übersetzung:
Wir fordern von der holländischen und finnischen Entwicklungsbank, dass sie sich
definitiv aus dem Projekt Agua Zarca zurückziehen. Bisher wollen sie dies nur für
eine gewisse Zeit tun und wir befürchten, dass sie -sobald der internationale Druck
nachlässt, der nach dem Mord an meiner Mutter entstanden ist- mit dem Projekt
weitermachen, als ob nichts passiert wäre. Dann gibt es auch noch die Lieferanten
der Turbinen, Siemens und Voith Hydro. Wir wollen, dass sie den nötigen Druck
erfahren und die international verbrieften Menschenrechte respektieren. Auch sie
sollen sich aus dem Projekt zurückziehen und damit ein Zeichen setzen.
(EK) Die Mörder stehen in Verbindung mit dem Unternehmen, das den Staudamm
bauen will, mit DESA und an diesem Wasserkraftwerks-Projekt sind auch deutsche
Firmen beteiligt- wie haben die sich zu den Ereignissen gestellt?
(Harzer)
…. Nach den Verhaftungen Anfang Mai verkündete Voith, dass sie:
aufgrund des gegen aktuelle oder ehemalige Mitarbeiter von DESA bestehenden
Tatverdachts bis auf Weiteres alle Lieferungen für das Projekt einstellen. Zuvor hatte
eben einer der Verhafteten gestanden, er sei der Todesschütze im Auftrag des
Geschäftsführers Sergio Rodríguez von DESA gewesen. Ich wollte daraufhin von
Voith wissen, warum sie nicht direkt nach dem Mord an Berta Cáceres – gemeinsam
mit Finnfund und FMO – zumindest temporär die Zusammenarbeit eingestellt haben.
Pressesprecher Rosumek erklärte mir dazu, einerseits wie wichtig Wasserkraft für
die Entwicklung eines Landes wie Honduras wäre und dass ihnen DESA nach dem
Mord versichert habe, nichts damit zu tun zu haben. Aufgrund von intensiv geführten
Gesprächen mit anderen Stellen in Honduras, darunter auch die Deutsche Botschaft,
hätten sie sich nicht dazu veranlasst gefühlt, schon vorher einen temporären
Ausstieg zu verkünden. Ich frage mich, welche Menschenrechtsverletzungen müssen
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noch passieren, bis Voith Hydro und auch die Geldgeber sich definitiv aus diesem
Projekt zurückziehen?
(EK) Erika Harzer über Berta Caceres aus Honduras. Die Umwelt-und
Menschenrechtsaktivistin wurde im März ermordet und seitdem ist viel internationaler
Druck entstanden, der hoffentlich dafür sorgen wird, dass das Verbrechen vollständig
aufgeklärt und gesühnt wird.
In unserer Sendung hörten Sie neben diesem Gespräch mit Erika Harzer auch
Ausschnitte aus ihrer Reportage: Viva COPINH- Berta Caceres führt den Kampf der
Lencas in Honduras. Am Mikrophon war Ellinor Krogmann und nun macht Bettina
Stender weiter, die sich mit Musik aus Honduras beschäftigt hat.
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