2 SWR2 Tandem - Manuskriptdienst Ermordet für ihre politische Haltung Die Menschenrechtsaktivistin Berta Cáceres aus Honduras Autor: Erika Harzer Redaktion: Ellinor Krogmann Regie: Ellinor Krogmann Sendung: Montag, 06.06.2016 um 19.20 Uhr in SWR2 Wiederholung: Dienstag, 07.06.2016 um 10.05 Uhr in SWR2 __________________________________________________________________ Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Mitschnitte der Sendungen SWR2 Tandem auf CD können wir Ihnen zum größten Teil anbieten. In jedem Fall von den Vormittagssendungen. Bitte wenden Sie sich an den SWR Mitschnittdienst. Die CDs kosten derzeit 12,50 Euro pro Stück. Bestellmöglichkeiten: 07221/929-26030. Einfacher und kostenlos können Sie die Sendungen im Internet nachhören und als Podcast abonnieren: SWR2 Tandem können Sie ab sofort auch als Live-Stream hören im SWR2 Webradio unter www.swr2.de oder als Podcast nachhören: http://www1.swr.de/podcast/xml/swr2/tandem.xml Kennen Sie schon das neue Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert. Jetzt anmelden unter 07221/300 200 oder swr2.de ___________________________________________________________________ MANUSKRIPT Moderation Ellinor Krogmann: Vor drei Jahren haben wir in SWR2 Tandem eine Reportage von Erika Harzer über die honduranische Menschenrechtsaktivistin Berta Cáceres gesendet. Anfang März kam die Nachricht, dass Berta Caceres ermordet wurde und heute wollen wir über den Stand der Ermittlungen in diesem Mordfall berichten, der - nach allem was man bisher weiß - ein politischer Mord war. Berta Cáceres war lange Jahre die Anführerin der indigenen Lencas in Honduras gewesen und hat mit ihnen gegen den Bau eines Wasserkraftwerks auf Lenca-Gebiet gekämpft. Für ihren Einsatz wurde Berta Cáceres mehrfach ausgezeichnet, auch mit dem renommierten Umweltpreis-, dem Goldman-Preis. Sie wurde aber auch wegen ihres Engagements seit Jahren immer wieder bedroht. Doch sie lebte in der Hoffnung, dass ihr internationaler Ruf sie schützen würde. Er hat sie nicht geschützt. Am 3. März drangen in der Nacht Männer in ihr Haus ein und erschossen sie. Vor wenigen Wochen sind fünf Männer deswegen festgenommen worden. Über diesen Fall wollen wir heute in SWR2 Tandem sprechen und auch Ausschnitte aus der Reportage über die Arbeit von Berta Caceres wiederholen. Frau Harzer, sie kennen Honduras und kannten Berta Caceres sehr gut, was weiß man im Moment über die Strafverfolgung des Mordes an Berta Caceres? (Harzer) … Nach der Festnahme von insgesamt 5 Personen Anfang Mai erklärte der honduranische Kripochef Ricardo Castro, Berta Cáceres wurde wegen ihres Kampfes für die Umwelt ermordet und damit bestätigte er die schon von Anbeginn an aufgestellte These der Angehörigen Bertas und ihrer Mitstreiter von COPINH. Zwei der Verhafteten stehen in direktem Zusammenhang mit der Betreiberfirma für das Wasserkraftwerk Agua Zarca, der Desarrollo Energético S.A., kurz DESA. Der jüngste Verhaftete hatte unmittelbar nach seiner Festnahme gestanden, der Todesschütze im Auftrag des DESA Geschäftsführers Sergio Rodríguez gewesen zu sein. Verwickelt in die Planung des Mordes war auch der Vize Sicherheitschef der DESA. Und auch ein ehemaliger Major der honduranischen Streitkräfte. (EK) Wie hoch sind die Chancen dass dieses Verbrechen tatsächlich aufgeklärt und gesühnt wird? In Honduras sind politisch motivierte Morde nicht ungewöhnlich. (Harzer) … Ich denke tatsächlich, dass die bisherigen Ermittlungen, die zu den ersten Verhaftungen führten, aufgrund des vorhandenen internationalen Drucks in der Form durchgeführt wurden. Dieser Druck darf nicht nachlassen. Schließlich gehört Honduras zu den Ländern mit den höchsten Mordraten weltweit bei kaum vorhandener Strafverfolgung. Allein in den Jahren von 2010 bis 2015 sind dort mehr als 100 Umwelt und Menschenrechtsaktivisten- Aktivistinnen umgebracht worden und eine Strafermittlung oder –verfolgung der Täter hat nicht wirklich stattgefunden. Auf diesem Hintergrund ist zu verstehen, 2 warum COPINH und auch die Angehörigen von Berta Cáceres eine unabhängige internationale Ermittlungskommission zur definitiven Aufklärung fordern. Um mit der in Honduras gängigen Straffreiheit zu brechen, müssen auch Ermittlungen in Richtung Auftraggeber geführt werden, die nicht zuletzt auch innerhalb der Sicherheitskräfte und der wirtschaftlichen und politischen Führungselite vermutet werden (EK)Was war ihr letzter großer Kampf, um was genau geht es bei dem geplanten Wasserkraftwerk, warum war sie gegen den Staudamm Agua Zarca. (Die Firma DESA plant den Bau dieses Staudamms) (Harzer) … Agua Zarca ist ein Wasserkraftprojekt, das in der Bergregion von Intibucá im Westen von Honduras gebaut werden soll. Mit der Konzession für dieses Projekt erhielten die Betreiber den Lencas widerrechtlich abgenommenes indigenes Gemeindeland. Dabei gibt es für solche Fälle internationale Richtlinien, wie den Artikel 169 der ILO Konvention, die auch Honduras unterzeichnete. Darin ist festgeschrieben, dass von der indigenen Bevölkerung vor einer Umnutzung ihres Gemeindelandes für jedwelche Projekte deren Zustimmung eingeholt werden müsse. Doch die Lencas aus den von Agua Zarca betroffenen Gemeinden beschweren sich, ihr Land sei ohne jegliche Konsultationen genommen worden und zudem hätten die Betreiber ihre Unterschriften gefälscht. Sie seien Analphabeten und hätten dem Bau des Wasserkraftwerks nicht mit ihrer Unterschrift zugestimmt. Für Agua Zarca würde der Fluß Gualcuarque gestaut und umgeleitet werden. Eine Bedrohung für ihr wirtschaftliches Überleben. Zudem gilt der Gualcuarque Fluss in der Weltanschauung der Lencas als heiliger Fluss. COPINH mit Berta Cáceres als Anführerin wehrte sich massiv gegen dieses Projekt. Weil es nicht, wie die Betreiber vorgäben, eine Energiezulieferstation für die Lenca Gemeinden sein würde, sondern die Stromversorgung für zukünftige Bergwerkprojekte. Die Region sei reich an Bodenschätzen und für deren Hebung sind ebenfalls gegen den Willen der LencaGemeinden Konzessionen vergeben worden (EK) Sie war Anführerin von COPINH, was ist das für eine Organisation (Harzer) … COPINH versteht sich als "Ziviler Rat der Volks- und indigenen Organisationen von Honduras". Die Organisation hat ihren Sitz in La Esperanza, der Hauptstadt der Provinz Intibucá und wurde 1993 unter anderen von Berta Cáceres gegründet. COPINH ist eine sehr kämpferisch aufgestellte Organisation, die für die Rechte der Lencas kämpft und innerhalb der honduranischen zivilgesellschaftlichen Gruppen eine tragende Rolle spielt. Immer wieder sind es Kämpfe um widerrechtlich angeeignetes indigenes Gemeindeland durch Teile der wirtschaftlichen und politischen Oligarchie des Landes. Und Copinh wehrt sich gegen die Militarisierung, 3 gegen Landraub und Megaprojekte und gegen die Korruption und hohe Straffreiheit in Honduras. (EK)Über die Arbeit von Berta Caceres für COPINH haben Sie vor drei Jahren für SWR2 Tandem berichtet und aus dieser Sendung hören wir jetzt einen Ausschnitt Ausschnitt 1 – 6:34) SPRECHERIN Die Arbeit bei COPINH fordert von Berta, permanent unterwegs zu sein. Sie ist mit vielen sozialen Bewegungen des Landes in engem Kontakt. An diesem Morgen ist sie mit ihrem Mitarbeiter Tomas nach Guise unterwegs, zu dieser kleinen Lenca Gemeinschaft gut eine Autostunde von La Esperanza entfernt. Auf der holprigen Strecke fährt Berta den älteren Geländewagen selbst. ATMO Fahrtgeräusche und Gespräch zwischen Berta u Tomas O-TON 15 BERTA CACERES creoque no la deberia de … hecho tres atentados en lo que yo lo andaba. ÜBERSETZUNG Ich sollte das nicht machen, weil ich in so viel andere Arbeit eingebunden bin, aber es hat auch den Vorteil, dass ich von niemand abhängig bin, vor allem nicht von einem Mann. … (lacht)…. auch wenn sie bereit sind, mich zu fahren. Aber wegen der Sicherheit mag ich nicht mehr alleine fahren. Auf dieses Auto sind schon drei Anschläge verübt worden, als ich damit unterwegs war. SPRECHERIN Bisher hatte sie selbst immer Glück. Also macht sie weiter und zuckelt an diesem Tag nach Guise. Irgendwann muss das Auto abgestellt werden. Es geht nur noch zu Fuß weiter. Einen kleinen Anstieg hoch, vorbei an grasenden Kühen, an Gemüse- und Maisfeldern. 4 ATMO Viele Stimmen durcheinander – Begrüßung SPRECHERIN Berta ist am Ziel. Vor einem kleinen Wohnhaus warten die Männer im Freien. In der Küche sitzen die Frauen mit den Kleinkindern eng zusammen, bereiten schon das Essen für später vor. Auf einem offenen mit Holz befeuerten Herd köchelt Kaffee. Von der Decke hängen unzählige Maiskolben in unterschiedlichen Farben. ATMO Gespräche der Anwohner mit Berta SPRECHERIN Dann versammeln sich alle vor dem Haus. Ein paar zusammen genagelte Bänke. Manche sitzen auf der Erde. Die Besprechung beginnt. ATMO Einleitende Begrüßungsworte von Berta - Hähne krähen dazwischen SPRECHERIN Es ist eine hochkonzentrierte Stimmung. Berta berichtet darüber, dass die Landtitel noch nicht übergeben wurden, hört sich die Fragen dazu an und die Überlegungen, was gemacht werden sollte. Sie will von den Bewohnern wissen, ob in letzter Zeit neue Landraubversuche durch die Großgrundbesitzer stattgefunden haben. Dann informiert Berta über die jüngsten Entscheidungen des Nationalkongresses und fordert dazu auf, zu einer großen Protestkundgebung nach Tegucigalpa zu kommen. Tomas nimmt das Gespräch mit seinem Mobiltelefon auf und so wird es live direkt über das COPINH eigene Radio in alle anderen Ortschaften von Intibucá übertragen. Berta ermuntert die anwesenden Frauen, sich an dem bisher nur von den Männern und ihr getragenen Gespräch zu beteiligen. Daraus entwickelt sich eine intensive, lang andauernde Diskussion. Bertas Rolle dabei ist vielschichtig: sie informiert, 5 sammelt neue Fakten und sucht die vorhandenen Konflikte zwischen den Familien, zum Teil zwischen den Männern und Frauen, zu schlichten. ATMO Etwas schärfere Debatte SPRECHERIN Die Männer und Frauen, die zusammengekommen sind, wollen ihre Rolle innerhalb der honduranischen Gesellschaft verstehen, so wie es einer der älteren zu erklären versucht. O-TON 18 BAUER AUS GUISE nosotros antes no entendiamos … agrupaciones van contra este. ÜBERSETZUNG Wir wussten früher nichts von Lencas, wir sahen uns einfach als Bauern. Erst durch COPINH haben wir von unserer Geschichte der Lencas erfahren. Von COPINH erhalten wir auch Unterstützung. Jetzt bearbeiten wir unser eigenes Land, leben nicht mehr unter der Knechtschaft der Reichen. Jetzt geht es uns viel besser. Die Mestizen denken, dass alleine sie das Sagen haben, und die Lencas unter ihrer Fuchtel leben. Dass wir uns organisieren, gefällt ihnen nicht, denn das läuft gegen sie. SPRECHERIN Die 24jährige Argentina ist die Sprecherin der Menschen aus Guise. Sie hat als Kind noch andere Verhältnisse erlebt. O-TON 19 ARGENTINA si, ..toditas son de origen …. Copinh para defender la tierra. ÜBERSETZUNG Alle hier sind Lencas, unsere Großeltern, auch die hier anwesenden älteren Menschen. Einige sind gestorben. Manche von ihnen haben wenig nachgedacht, sie lebten hier wie die Sklaven der Großgrundbesitzer, aber davon haben wir uns freigemacht. Mit COPINH organisiert verteidigen wir dieses Land. 6 ATMO Verabschiedung SPRECHERIN Berta fährt zurück nach La Esperanza. Zunächst ins Büro. Dort muss sie noch für das kommende Wochenende Fahrtkosten auftreiben. Sie wird sich mit Vertretern von Organisationen der Nordküste treffen, denn es gibt viel zu tun in ihrem Land. Gegen den Ausverkauf, gegen die Militarisierung, gegen die Menschenrechtsverletzungen. Freie Tage zum Auftanken kennt sie so gut wie nicht. Aber ihre Energie gewinnt sie aus Besuchen wie dem in Guise. O-TON 20 BERTA CACERES yo soy feliz … fajarse rompiendo todo los esquemas. ÜBERSETZUNG In den Gemeinden bin ich glücklich. Diese Arbeit in den Bergen gefällt mir. Trotz der internen und externen Konflikte. Diese Kämpfe der Frauen, wie sie mit den alten Prinzipien brechen, das gibt mir Kraft. (EK) Die im März ermordete honduranische Umwelt-und Menschenrechtsaktivistin Berta Caceres, in einer Reportage von Erika Harzer. Frau Harzer, in welchem Zusammenhang haben Sie Berta Caceres kennengelernt? (Harzer) … Durch meine Arbeit in und zu Honduras. Seit rund 14 Jahren berichte ich in Radiofeatures, Printreportagen oder auch Dokumentarfilmen über dieses Land. Immer wieder das Thema Menschenrechtsverletzungen. Da blieb es nicht aus, auch Berta Cáceres kennen zu lernen. Mit ihr habe ich mich gerne getroffen. Eine hochengagierte und doch sehr humorvolle Frau, die kein Blatt vor den Mund nahm und sich auch nicht davor scheute, Zusammenhänge auszusprechen, die ihr gefährlich werden konnten. Wenn sie es für richtig hielt im Kampf gegen Korruption und Straffreiheit, nannte sie auch Namen von Beteiligten. Die Morddrohungen blieben nicht aus. Und letztlich auch nicht die Mörder. (EK) Was wissen Sie von Bertas Werdegang bevor Sie sie persönlich kennenlernten? (Harzer) …Sie ist die jüngste von 12 Kindern. Ihre Mutter war Hebamme und politische engagiert. In den 80er Jahren, als Honduras zwar einen zivilen Präsidenten hatte, jedoch die Militärs im Land das Sagen hatten, ging Berta als junge Frau mit ihrem damaligen Mann Salvador in die Nachbarländer. Anfang der 90er zur Zeit der Friedensverträge in Guatemala und El Salvador und nachdem in Nicaragua die Sandinisten abgewählt waren, kam sie zurück nach Honduras und suchte ein sinnvolles politisches Engagement. 7 (EK) Von ihren ersten Jahren zurück in Honduras hat Berta Caceres auch in unserer Sendung erzählt: (Ausschnitt 2 – 2:52) O-TON 10 BERTA CACERES Cuando regresamos, p.e. … circunstancias pero tremendamente dificiles. ÜBERSETZUNG Zurück in Honduras lebten wir unter absolut schwierigen Bedingungen und in extremer Armut. SPRECHERIN Berta erinnert sich an diese Zeit, in der die Angst ihr ständiger Begleiter war…. O-TON 11 BERTA CACERES … porque siempre nos vigilaron. … . que nos empezamos organizar el copinh ÜBERSETZUNG …. weil wir ständig überwacht wurden, das hörte nie auf. Einmal waren wir auf dem Weg zu einem öffentlichen Schwimmbad, ich war schwanger. Da kam einer auf uns zu, sagte: euch Guerilleros reißen wir die Zunge raus. Oder sie würden mir den Bauch aufschneiden, lauter solche Drohungen. Und das alles nach Unterzeichnung der Friedensabkommen. Da begannen wir mit der Arbeit von COPINH. SPRECHERIN Sie bekamen vier Kinder, drei Töchter, einen Sohn und engagierten sich mit all ihrer Energie in COPINH. O-TON 12 BERTA CACERES Cuando la sociedad, …. nunca han dejado de haber amenazas al Copinh. ÜBERSETZUNG Als die Regierung realisierte, dass COPINH keine folkloristische Lenca Organisation ist, sondern konkrete Forderungen stellt, begann sie uns zu drohen. Das hält bis heute an. 8 SPRECHERIN Immer wieder gab es Versuche, Berta oder Salvador oder die Organisation als solche ruhig zu stellen. O-TON 13 BERTA CACERES a nosotros han ofrecido cambiar … no es soborno, son balas. ÜBERSETZUNG Sie machten uns materielle Angebote, damit wir mit COPINH aufhören zu kämpfen. Salvador wollten sie bestechen mit Stipendien für die Familie in Europa oder Visa für die USA. Die Unternehmer des geplanten Wasserkraftwerkes boten uns 20 Millionen Lempiras an. Das haben wir öffentlich gemacht. Sie wissen, dass mit unserer Ablehnung das Projekt scheitern wird, also werden sie zukünftig nicht mehr Geld anbieten, sondern Kugeln. SPRECHERIN Schon so manches COPINH Mitglied wurde in den Kämpfen der letzten Jahre von Auftragskillern oder Sicherheitskräften umgebracht. Vor allem dann, wenn sie die Rückerstattung der ihnen verfassungsmäßig zustehenden Ländereien fordern. Eine Realität, die auch von Berta einen hohen Preis fordert: O-TON 14 BERTA CACERES mis hijas y mi hijo, … han tenido que salir …. andan en luchas .... lacht.... si. ÜBERSETZUNG Drei unserer Kinder, zwei Töchter und den Sohn, mussten wir ins Ausland bringen. Durch die schwierige und riskante Arbeit bei COPINH. Es ist sehr schwer, die Kinder weg zu bringen, weil man sie doch gerne um sich hat. So schwer, auch wenn man weiß, wie sie ihr Land lieben. Aber sie kommen irgendwann wieder und egal wo sie sind, kämpfen sie! (lacht) (EK) Wie geht es Ihren Kindern heute, nach dem Mord an ihrer Mutter? (Harzer) …Bis zum Mord studierte Berta Isabell in Mexiko und Laura gemeinsam mit Salvador, dem jüngsten der Geschwister in Argentinien. Salvador kehrte nach der Beerdigung zurück nach Argentinien. Bertita und Laura haben ihr Studium abgebrochen und engagieren sich mit all ihren Kräften für die Aufklärung des Mordes. Sie fordern dafür eine internationale unabhängige Untersuchungskommission und sie fordern, dass das Wasserkraftprojekt Agua Zarca definitiv eingestellt wird. In dieser Mission reiste Bertita Ende April nach Finnland und den Niederlanden und auch für einen Tag nach Berlin. 9 O-Ton Bertita: Si concretamente nosotros estamos pidiendo la suspensión definitiva de los fondos del banco desarrollo holandés y el banco desarrollo finlandés que son dos de los 3 financiadores del proyecto agua zarca. Que ellos han anunciado una suspensión temporal pero nosotros tememos que esto solo sea mientras pasa toda la presión y todo el revuelo que se ha suscitado desde el asesinato de mi mami y que después continúan como si no hubiese pasado nada. Pero también a una de las empresas #00:01:00-8# … que proporciona las turbinas al proyecto hidroeléctrico que es Siemens y Voith-Hydro. Entonces pues si queremos que haya presión sobre ellos para ellos, esos cláusulas de ddhh que son ratificado internacionalmente sean respetada. Y que a pesar del discurso mentiroso que tienen todos ellos es evidente la situación. … Que se retiran del proyecto como una muestra incluso es su deber con respeto al tema de los ddhh. Übersetzung: Wir fordern von der holländischen und finnischen Entwicklungsbank, dass sie sich definitiv aus dem Projekt Agua Zarca zurückziehen. Bisher wollen sie dies nur für eine gewisse Zeit tun und wir befürchten, dass sie -sobald der internationale Druck nachlässt, der nach dem Mord an meiner Mutter entstanden ist- mit dem Projekt weitermachen, als ob nichts passiert wäre. Dann gibt es auch noch die Lieferanten der Turbinen, Siemens und Voith Hydro. Wir wollen, dass sie den nötigen Druck erfahren und die international verbrieften Menschenrechte respektieren. Auch sie sollen sich aus dem Projekt zurückziehen und damit ein Zeichen setzen. (EK) Die Mörder stehen in Verbindung mit dem Unternehmen, das den Staudamm bauen will, mit DESA und an diesem Wasserkraftwerks-Projekt sind auch deutsche Firmen beteiligt- wie haben die sich zu den Ereignissen gestellt? (Harzer) …. Nach den Verhaftungen Anfang Mai verkündete Voith, dass sie: aufgrund des gegen aktuelle oder ehemalige Mitarbeiter von DESA bestehenden Tatverdachts bis auf Weiteres alle Lieferungen für das Projekt einstellen. Zuvor hatte eben einer der Verhafteten gestanden, er sei der Todesschütze im Auftrag des Geschäftsführers Sergio Rodríguez von DESA gewesen. Ich wollte daraufhin von Voith wissen, warum sie nicht direkt nach dem Mord an Berta Cáceres – gemeinsam mit Finnfund und FMO – zumindest temporär die Zusammenarbeit eingestellt haben. Pressesprecher Rosumek erklärte mir dazu, einerseits wie wichtig Wasserkraft für die Entwicklung eines Landes wie Honduras wäre und dass ihnen DESA nach dem Mord versichert habe, nichts damit zu tun zu haben. Aufgrund von intensiv geführten Gesprächen mit anderen Stellen in Honduras, darunter auch die Deutsche Botschaft, hätten sie sich nicht dazu veranlasst gefühlt, schon vorher einen temporären Ausstieg zu verkünden. Ich frage mich, welche Menschenrechtsverletzungen müssen 10 noch passieren, bis Voith Hydro und auch die Geldgeber sich definitiv aus diesem Projekt zurückziehen? (EK) Erika Harzer über Berta Caceres aus Honduras. Die Umwelt-und Menschenrechtsaktivistin wurde im März ermordet und seitdem ist viel internationaler Druck entstanden, der hoffentlich dafür sorgen wird, dass das Verbrechen vollständig aufgeklärt und gesühnt wird. In unserer Sendung hörten Sie neben diesem Gespräch mit Erika Harzer auch Ausschnitte aus ihrer Reportage: Viva COPINH- Berta Caceres führt den Kampf der Lencas in Honduras. Am Mikrophon war Ellinor Krogmann und nun macht Bettina Stender weiter, die sich mit Musik aus Honduras beschäftigt hat. 11
© Copyright 2025 ExpyDoc