„Demokratie“ in Österreich: Oberster Wahlleiter ist SPÖ - K

„Demokratie“ in Österreich: Oberster
Wahlleiter ist SPÖ-Funktionär
Wahlen finden nicht jeden Tag statt. Daneben hat Robert Stein Zeit,
den roten Bezirksratsklub in Wien-Währing zu führen.
Foto: Screenshot Homepage SPÖ Währing
Nach den Unregelmäßigkeiten um die Bundespräsidentenwahl steht ein
Mann besonders unter Druck: Robert Stein, Leiter der Wahlabteilung im
Innenministerium. Er musste peinliche Zahlen-Pannen in seinem Haus
eingestehen. Und er konnte bis heute nicht schlüssig erklären, warum
er sich bei der Zahl der Wahlkarten derart krass „verschätzt“ hat –
dies noch dazu zu einem Zeitpunkt, wo andere bereits eine konkrete
Zahl nannten. Im Endeffekt waren es rund 800.000 Briefwahlstimmen –
ein Teil davon „nichtig“ – und nicht die von Stein am Sonntagabend
verlautbarten 740.000. Bei einem Stimmenunterschied von nur knapp über
30.000 zwischen den beiden Kandidaten könnte das den Unterschied
ausgemacht haben.
In fünf Bezirken wurde Wahlgesetz
mutmaßlich gebrochen
Stein wird also in der Sitzung der Bundeswahlbehörde am 1. Juni, in
der das Wahlergebnis amtlich bestätigt werden soll, einiges zu tun
haben,
um
insbesondere
die
freiheitlichen
Vertreter
vom
gesetzeskonformen Ablauf dieser Wahl zu überzeugen. Immerhin musste
der Spitzenbeamte selbst schon die Staatsanwaltschaft einschalten,
weil es bei der Briefwahlauszählung in einem steirischen und vier
Kärntner
Bezirken
höchstwahrscheinlich
zu
einem
Gesetzesverstoß
gekommen war, indem die Briefwahlkuverts zu früh und ohne Anwesenheit
der Parteienvertreter geöffnet wurden.
Stein ist stellvertretender Vorsitzender
der SPÖ in Wien-Währing
Doch auch die Bürger fragen sich vermehrt, ob die Position des
obersten
Wahlleiters
–
neben
dem
politisch
verantwortlichen
Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) – richtig besetzt ist. Seit
gestern
kursiert
nämlich
in
den
sozialen
Medien
ein
anderer
„Steckbrief“ als jener des unparteiischen Beamten. Stein ist – so
offenbart
die
Webseite
der
SPÖ
–
auch
„Klubvorsitzender, stellvertretender Vorsitzender der SPÖ Währing,
Bildungsvorsitzender,
Webmaster“
der
sozialdemokratischen
Wiener
Bezirksorganisation. Genossen, die ihn kontaktieren möchten, werden
seine Telefon- und Faxnummer aus dem Ministerium zur Verfügung
gestellt.
Immerhin
eine
eigene
Mailadresse
hat
ihm
eingerichtet (oder er sich selbst als „Webmaster“?).
die
SPÖ
SPÖ lief im Wahlkampf für Van der Bellen
Ein eingefleischter „Sozi“ als Leiter einer Stichwahl zwischen dem
freiheitlichen Norbert Hofer und dem vom Rest des Parteiensystems –
ganz besonders von der SPÖ – unterstützen Alexander Van der Bellen.
Die SPÖ borgte dem einst grünen, in der Wahl aber laut Eigendefinition
unabhängigen Kandidaten nach dem Scheitern Rudolf Hundstorfers die
Plakatständer
und
sogar
Funktionärspersonal
zum
Verteilen
von
Werbematerial.
Ein Sozi als „Wächter über die Wahlen“
Es wäre unlauter, aus Robert Steins politischer Tätigkeit einen
Verdacht hinsichtlich seiner Funktion als Wahlleiter zu konstruieren.
Ob es im Zuge dieser Wahl Verfehlungen gab und wer diese zu
verantworten hat, muss in den kommenden Tagen und Wochen von
unabhängigen
Stellen,
möglicherweise
bis
hinauf
zum
Verfassungsgerichtshof geklärt werden. Aber ein politisches System,
das es überhaupt zulässt, dass ein roter Parteifunktionär „Wächter
über die Wahlen“ wird, bekundet damit vor allem eines, nämlich dass es
auf die Demokratie, von der es sich alle paar Jahre widerwillig
legitimieren lässt, schon längst gepfiffen hat.
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