Juni 2016 Eine Umfrage zur politischen Stimmung im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT Der Inhalt dieses Berichtes darf ganz oder teilweise nur mit unserer schriftlichen Genehmigung veröffentlicht, vervielfältigt, gedruckt oder in Informations- und Dokumentationssystemen (information storage and retrieval systems) gespeichert, verarbeitet oder ausgegeben werden. © Infratest dimap, Moosdorfstraße 7-9, 12435 Berlin Inhaltsverzeichnis Untersuchungsanlage ......................................................................................... 1 Zusammenfassung ............................................................................................. 2 Armenien-Resolution des Bundestags: Drei Viertel befürworten Einstufung als Völkermord.................................................................................................... 3 Visumpflicht: Harte Haltung gegenüber der Türkei gefordert ......................... 4 Wenig Vertrauen in die Türkei ........................................................................... 5 Nur knappe Mehrheit sieht USA als vertrauenswürdigen Partner .................. 6 Zuwanderung: Bürger sehen mehr Nach- als Vorteile ..................................... 7 Große Zustimmung zum neuen Integrationsgesetz ......................................... 8 Bewertung der Bundesregierung: Unzufriedenheit wächst ............................ 9 Politikerbewertung: Ansehenseinbußen für Merkel ...................................... 10 Kanzler-Direktwahl: Merkel deutlich vor Gabriel ........................................... 12 Sonntagsfrage: Union verliert leicht, SPD mit leichtem Plus ......................... 14 Brexit: Deutsche plädieren für Verbleib Großbritanniens in der EU .............. 16 ARD – DeutschlandTREND Juni 2016 Umfrage zur politischen Stimmung im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT Untersuchungsanlage ____________________________________________________________________________ Grundgesamtheit Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren Stichprobe Repräsentative Zufallsauswahl/Dual-Frame (Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 70:30) WDR-Autor Ellen Ehni 0221 220-1800 WDR-Redakteurin Friederike Hofmann 0221 220-1800 Durchführung infratest dimap Heiko Gothe 030 53322-116 Erhebungsverfahren Telefoninterviews (CATI) Fallzahl 1.006 Befragte Wissenschaftliche Betreuung / Sonntagsfrage: 1.506 Befragte Erhebungszeitraum 30. bis 31. Mai 2016 Sonntagfrage: 30. Mai bis 1. Juni 2016 Fehlertoleranz 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte * bei einem Anteilswert von 5 Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent Durchführendes Institut: infratest dimap Ihre Ansprechpartner: Michael Kunert 030 53322-154 Reinhard Schlinkert 0228 32969-3 A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U N I 2 0 1 6 _____1 Zusammenfassung Der Bundestag will am heutigen Donnerstag einen Antrag beschließen, in dem die Vertreibung und Tötung von Armeniern im Osmanischen Reich vor 100 Jahren als Völkermord bezeichnet wird. Die Einstufung der Ereignisse als Völkermord durch das Parlament findet eine breite Mehrheit der deutschen Bevölkerung (74 Prozent) richtig. Zugleich bringen 57 Prozent ihre Sorge zum Ausdruck, dass eine entsprechende Entscheidung des Bundestags das Verhältnis zur Türkei in erheblichem Maße belasten würde. Mit Blick auf die derzeitigen Verhandlungen zwischen der EU und der Türkei über die Abschaffung der Visumpflicht für türkische Staatsbürger fordert eine große Mehrheit der Bundesbürger eine harte Haltung gegenüber der Türkei. Neun von zehn (89 Prozent) sind der Meinung, dass alle Vorbedingungen erfüllt sein müssten, bevor die Visumpflicht aufgehoben werden kann, auch wenn damit die Gefahr verbunden ist, dass das Flüchtlingsabkommen seitens der Türkei aufgekündigt wird. Ein Grund für die geringe Kompromissbereitschaft in der Visa-Frage mag das geringe Vertrauen sein, das die Deutschen der Türkei entgegenbringen. Lediglich 7 Prozent sehen in der Türkei einen vertrauenswürdigen Partner. Das von der Bundesregierung beschlossene Gesetz zur besseren Integration von Flüchtlingen findet in der Wahlbevölkerung sehr große Zustimmung. Aus Sicht von 82 Prozent geht das Gesetz, das für Flüchtlinge den Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtern soll, zur Teilnahme an Sprachkursen verpflichtet und die freie Wahl des Wohnsitzes einschränkt, in die richtige Richtung. Die kritische Bewertung der Bundesregierung nimmt zu: Aktuell sind 57 Prozent mit der Großen Koalition unzufrieden, eine Minderheit von 42 Prozent äußert sich zufrieden mit der Arbeit des Merkel-Kabinetts. Die Kanzlerin Angela Merkel muss Ansehenseinbußen hinnehmen: Aktuell sind 50 Prozent der Deutschen mit ihrer Arbeit zufrieden, ein Minus von 5 Punkten im Vergleich zum Mai. Wenn die Bundesbürger ihren Bundeskanzler direkt bestimmen könnten, würden sich bei einem Aufeinandertreffen von Angela Merkel und Sigmar Gabriel 46 Prozent für die Amtsinhaberin entscheiden und 23 Prozent für den Sozialdemokraten. Mehr als jeder Vierte (28 Prozent) würde sich für keinen der beiden entscheiden. Wäre bereits am nächsten Sonntag Bundestagswahl, würden sich 32 Prozent der Deutschen für die CDU/CSU entscheiden (-1 Punkt im Vergleich zu Anfang Mai). Dies ist der niedrigste Wert für die Union seit Oktober 2011. Die SPD würde aktuell einen Stimmenanteil von 21 Prozent erreichen (+1). Das ist – wie bereits im Mai - der niedrigste Stand, der für die beiden Volksparteien gemeinsam im ARD-DeutschlandTREND bisher gemessen wurde. Drittstärkste Kraft wäre aktuell die AfD mit unverändert 15 Prozent. Die Grünen kämen wie im Vormonat auf 13 Prozent. Während die Linke einen Punkt auf 9 Prozent zulegt, bleibt der Wähleranteil für die FDP stabil bei 6 Prozent. Die Bürger Großbritanniens werden am 23. Juni in einer Volksabstimmung entscheiden, ob ihr Land Mitglied der Europäischen Union bleiben oder die EU verlassen soll. Die Deutschen haben zu diesem Thema eine klare Meinung: Vier von fünf Befragten (79 Prozent) plädieren für einen Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union. Nur eine Minderheit von 15 Prozent würde es vorziehen, dass Großbritannien die EU verließe. Das sind die wichtigsten Ergebnisse des ARD-DeutschlandTREND Juni 2016, den infratest dimap im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT erstellt hat. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U N I 2 0 1 6 _____2 Armenien-Resolution des Bundestags: Drei Viertel befürworten Einstufung als Völkermord Der Bundestag will am Donnerstag einen Antrag von Union, SPD und Grünen beschließen, in dem die Vertreibung und Tötung von Armeniern im Osmanischen Reich vor 100 Jahren als Völkermord bezeichnet wird. Damals wurden bis zu 1,5 Millionen Armenier und andere christlicher Minderheiten getötet. Die Einstufung der Ereignisse während des Ersten Weltkriegs als Völkermord durch das Parlament findet eine breite Mehrheit der deutschen Bevölkerung (74 Prozent) richtig. Ein Fünftel (18 Prozent) hält dies nicht für richtig. Zugleich bringen 57 Prozent ihre Sorge zum Ausdruck, dass eine entsprechende Entscheidung des Bundestags das Verhältnis zur Türkei in erheblichem Maße belasten würde. Vier von zehn (37 Prozent) haben diese Bedenken nicht. ARD-DeutschlandTREND: Juni 2016 Vertreibung und Tötung von Armeniern im Ersten Weltkrieg Stimme eher zu Ich finde es richtig, wenn der Bundestag die Vertreibung und Tötung von Armeniern als Völkermord einstuft. Ich habe Sorge, dass sich durch die Einstufung als Völkermord das Verhältnis zur Türkei deutlich verschlechtert. Ich kann nicht nachvollziehen, wieso sich die deutsche Politik 100 Jahre nach dem Ereignis mit dem Thema befassen soll. 74 Stimme eher nicht zu 18 57 37 46 48 Frage: In dieser Woche wird im Bundestag darüber entschieden, ob die Vertreibung und Tötung von Armeniern im Ersten Weltkrieg durch das Osmanische Reich als Völkermord eingestuft wird. Damals wurden bis zu 1,5 Millionen Armenier getötet. Die Türkei, die aus dem Osmanischen Reich hervorgegangen ist, lehnt eine Einstufung als Völkermord ab und führt den Krieg als Ursache für die Opfer an. Ich nenne Ihnen jetzt einige Aussagen zu diesem Thema. Sagen Sie mir bitte jeweils, ob Sie dieser Aussage eher zustimmen oder eher nich t zustimmen. Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland / Angaben in Prozent Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe Allerdings teilt die Hälfte der Bevölkerung (46 Prozent) die Skepsis, ob sich der Bundestag 100 Jahre nach den Geschehnissen im Osmanischen Reich überhaupt mit einem solchen Thema befassen soll. Die andere Hälfte (48 Prozent) teilt diese Skepsis nicht. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U N I 2 0 1 6 _____3 Visumpflicht: Harte Haltung gegenüber der Türkei gefordert Mit Blick auf die derzeitigen Verhandlungen zwischen der EU und der Türkei über die Abschaffung der Visumpflicht für türkische Staatsbürger fordert eine große Mehrheit der Bundesbürger eine harte Haltung gegenüber der Türkei: 89 Prozent sind der Meinung, dass alle Vorbedingungen erfüllt sein müssten, bevor die Visumpflicht aufgehoben werden kann, auch wenn damit die Gefahr verbunden ist, dass das Flüchtlingsabkommen seitens der Türkei aufgekündigt wird. Lediglich 7 Prozent halten es für richtig, der Türkei entgegen zu kommen, um das Flüchtlingsabkommen nicht zu gefährden. ARD-DeutschlandTREND: Juni 2016 Verhandlung um die Abschaffung der Visumpflicht für türkische Bürger 89 7 Der Türkei entgegenkommen, um das Flüchtlingsabkommen umzusetzen Hart bleiben, bis die Türkei alle Bedingung erfüllt Frage: Die Europäische Union und die Türkei verhandeln momentan über die Abschaffung der Visumpflicht türkischer Bürger für die EU. Dafür muss die Türkei Bedingungen erfüllen, was bisher noch nicht vollständig geschehen ist. Die türkische Regierung besteht aber auf die Visafreiheit und hat diese zur Bedingung für die Umsetzung des Flüchtlingsabkommens gemacht. Nur dann ist die Türkei bereit, Flüchtlinge davon abzuhalten, in die EU weiterzureisen. Wie sollte sich die EU Ihrer Meinung nach verhalten? Der Türkei entgegenkommen, um das Flüchtlingsabkommen weiter umzusetzen? Oder hart bleiben, bis die Türkei alle Bedingungen erfüllt, auch wenn dann das Flüchtlingsabkommen aufgekündigt werden könnte? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland / Angaben in Prozent Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe Bei dieser Frage herrscht über alle Parteigrenzen hinweg Einigkeit. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U N I 2 0 1 6 _____4 Wenig Vertrauen in die Türkei Ein Grund für die geringe Kompromissbereitschaft in der Visa-Frage mag das geringe Vertrauen sein, das die Deutschen der Türkei entgegenbringen. Lediglich 7 Prozent sehen in der Türkei einen vertrauenswürdigen Partner für die Bundesrepublik. Demgegenüber sind 91 Prozent der Auffassung, dass man der Türkei nicht vertrauen kann. ARD-DeutschlandTREND: Juni 2016 Vertrauenswürdige Partner Deutschlands Türkei (+12) 91 (-10) 7 Kann man vertrauen Kann man nicht vertrauen Frage: Ich nenne Ihnen jetzt einige Länder und Sie sagen mir bitte, ob das jeweilige Land ein Partner für Deutschland ist, dem man vertrauen kann oder nicht. Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland / Angaben in Prozent Angaben in Klammern: Vergleich zu April 2016 Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe Das Image des Landes am Bosporus hat sich in den letzten Wochen verschlechtert: Anfang April hielten noch 17 Prozent die Türkei für einen verlässlichen Partner. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U N I 2 0 1 6 _____5 Nur knappe Mehrheit sieht USA als vertrauenswürdigen Partner Im Vergleich zur Türkei schneiden Großbritannien mit 69 Prozent (-4 Punkte) und die USA mit 53 Prozent (-5 Punkte) sehr viel besser ab. ARD-DeutschlandTREND: Juni 2016 Vertrauenswürdige Partner Deutschlands Kann man vertrauen Großbritannien (-4) USA (-5) 69 Kann man nicht vertrauen 26 53 43 Frage: Ich nenne Ihnen jetzt einige Länder und Sie sagen mir bitte, ob das jeweilige Land ein Partner für Deutschland ist, dem man vertrauen kann oder nicht. Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland / Angaben in Prozent Angaben in Klammern: Vergleich zu April 2016 Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe Allerdings wird beiden Ländern etwas weniger Vertrauen entgegengebracht als noch im April und eine Misstrauensquote von 43 Prozent für die USA, dem engsten Verbündeten Deutschland außerhalb der EU, wirft ein schlechtes Bild auf die Beziehungen. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U N I 2 0 1 6 _____6 Zuwanderung: Bürger sehen mehr Nach- als Vorteile Die Zuwanderung und deren Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft bleiben nach wie vor Topthemen in der öffentlichen Diskussion. Die Haltung der Bevölkerung hierzulande ist dabei eher von Skepsis als von Zuversicht geprägt. Der Zuzug ausländischer Bürger bringt nach Ansicht von 38 Prozent für Deutschland unter dem Strich eher Vorteile, während 42 Prozent eher Nachteile sehen. Eine kleine Gruppe von 12 Prozent glaubt, Vor- und Nachteile würden sich die Waage halten. Weitere 4 Prozent können gar keine Auswirkungen erkennen. ARD-DeutschlandTREND: Juni 2016 Zuwanderung: Eher Vor- oder Nachteile für Deutschland? Parteianhänger Eher Vorteile Gesamt Grüne-Anhänger Linke-Anhänger SPD-Anhänger FDP-Anhänger Unions-Anhänger Eher Nachteile 38 ( 0) 42 60 20 57 23 50 36 45 38 40 34 6 AfD-Anhänger Bekennende Nichtwähler (+1) 19 90 60 Frage: Wie ist Ihre Meinung zum Thema Zuwanderung ganz allgemein: Hat Deutschland durch die Zuwanderung eher Vorteile oder eher Nachteile? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland / Angaben in Prozent Angaben in Klammern: Vergleich zu Januar 2016 Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe / sowohl als auch / beides / weder noch Dieses Meinungsbild war nahezu unverändert schon seit Oktober letzten Jahres zu messen. Noch im September überwogen allerdings deutlich die positiven Einschätzungen der Zuwanderung. Große Unterschiede sind in den Lagern der politischen Parteien festzustellen. Klare Mehrheiten unter den Anhängern der Grünen und der Linken äußern die Meinung, der Zuzug bringe für Deutschland überwiegend Vorteile. Auch in der SPD-Anhängerschaft überwiegt die positive Sicht. Auf deutliche Ablehnung stößt die Zuwanderung bei den Anhängern der AfD, die zu 90 Prozent von negativen Folgen überzeugt sind. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U N I 2 0 1 6 _____7 Große Zustimmung zum neuen Integrationsgesetz Das von der Bundesregierung beschlossene Gesetz zur besseren Integration von Flüchtlingen findet in der Wahlbevölkerung sehr große Zustimmung. Aus Sicht von 82 Prozent geht das Gesetz, das für Flüchtlinge den Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtern soll, zur Teilnahme an Sprachkursen verpflichtet und die freie Wahl des Wohnsitzes einschränkt, in die richtige Richtung. Lediglich 12 Prozent sind gegenteiliger Meinung. ARD-DeutschlandTREND: Juni 2016 Bewertung des Integrationsgesetzes Parteianhänger richtige Richtung Gesamt falsche Richtung 82 12 FDP-Anhänger 90 7 Unions-Anhänger 89 6 Grüne-Anhänger SPD-Anhänger 86 7 82 14 AfD-Anhänger 68 29 Linke-Anhänger 67 27 Frage: Um Flüchtlinge in Deutschland besser integrieren zu können, hat die Bundesregierung ein Gesetz beschlossen. Das Gesetz soll den Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtern, Flüchtlinge zur Teilnahme an Sprachkursen verpflichten sowie die freie W ahl des Wohnsitzes einschränken. Geht dieses Gesetz Ihrer Meinung nach in die richtige oder in die falsche Richtung? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland / Angaben in Prozent Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe In allen Parteianhängerschaften überwiegt die wohlwollende Bewertung des Integrationsgesetzes deutlich - wenngleich die Unterstützung in den Reihen der Linken einerseits, in denen der AfD andererseits mit jeweils rund zwei Drittel etwas zurückhaltender ausfällt. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U N I 2 0 1 6 _____8 Bewertung der Bundesregierung: Unzufriedenheit wächst Bei der Bewertung der schwarz-roten Bundesregierung nimmt die Unzufriedenheit zu. Aktuell sind 57 Prozent der Wahlberechtigten mit dem Merkel-Kabinett weniger (43 Prozent) bzw. gar nicht zufrieden (14 Prozent). Im Vergleich zum letzten Monat ist dies ein Plus von 5 Punkten. Demgegenüber äußern sich 42 Prozent sehr zufrieden (2 Prozent) bzw. zufrieden (40 Prozent) mit der Arbeit der Großen Koalition. Dies sind 4 Punkte weniger als im Vormonat. ARD-DeutschlandTREND: Juni 2016 Regierungszufriedenheit Parteianhänger Sehr zufrieden / zufrieden Gesamt Unions-Anhänger SPD-Anhänger Grüne-Anhänger FDP-Anhänger 42 (-4) 57 71 (+5) 29 54 45 34 65 22 77 16 Linke-Anhänger 83 10 AfD-Anhänger Bekennende Nichtwähler Weniger / gar nicht zufrieden 90 28 72 Frage: Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit der Bundesregierung? Sind Sie damit...? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland / Angaben in Prozent Angaben in Klammern: Vergleich zu Mai 2016 Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe 7 Die Bundesregierung findet sowohl bei CDU/CSU- als auch SPD-Anhängern mehrheitlich Unterstützung. Allerdings bewerten die Unions-Anhänger die Arbeit des Kabinetts deutlich positiver (71 Prozent) als die Anhänger der Sozialdemokraten (54 Prozent). Bei den Anhängern der Linken und der Grünen überwiegen die kritischen Stimmen deutlich. Dies gilt in gleichem Maße für die Anhänger der FDP. In der Anhängerschaft der AfD ist die Unzufriedenheit mit Schwarz-Rot am größten. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U N I 2 0 1 6 _____9 Politikerbewertung: Ansehenseinbußen für Merkel Auch in diesem Monat führt Außenminister Frank-Walter Steinmeier die Liste der beliebtesten Politiker Deutschlands an. Mit der politischen Arbeit des Sozialdemokraten sind 71 Prozent der Deutschen sehr zufrieden bzw. zufrieden, ein geringer Ansehenszuwachs von 1 Prozentpunkt im Vergleich zum Mai. Mit deutlichem Abstand folgt Finanzminister Wolfgang Schäuble (unverändert 60 Prozent) auf Platz 2. Kanzlerin Angela Merkel führt mit 50 Prozent Zufriedenheit das Mittelfeld an. Für die CDU-Chefin bedeutet das ein Minus von 5 Punkten binnen der letzten 4 Wochen. Sie liegt damit nur noch knapp vor Innenminister Thomas de Maizière (49 Prozent, +6), dessen Ansehen deutlich gewachsen ist. Gleiches gilt für Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (43 Prozent, +5), der allerdings weiter hinter Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (45 Prozent, +2) liegt. Arbeitsministerin Andrea Nahles (41 Prozent, +1) und der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer (40 Prozent, +2) können ihr Ansehen in der Bevölkerung leicht verbessern. Landwirtschaftsminister Christian Schmidt bekommt nur von 23 Prozent gute Noten – sein Name ist allerdings einem Drittel der Bürger gar kein Begriff. ARD-DeutschlandTREND: Juni 2016 Politikerzufriedenheit Sehr zufrieden / zufrieden Frank-Walter Steinmeier (+1) Wolfgang Schäuble ( 0) Angela Merkel (-5) 50 Thomas de Maizière (+6) 49 Cem Özdemir ( 0) Ursula von der Leyen (+2) Sigmar Gabriel (+5) Andrea Nahles (+1) 41 Horst Seehofer (+2) 40 Sahra Wagenknecht* (+3) 71 Spontan: Kenne ich nicht / kein Urteil 23 60 4 36 3 49 - 44 47 6 41 45 10 49 43 4 52 3 48 30 23 Christian Schmidt Frauke Petry Weniger / gar nicht zufrieden (+1) 9 54 5 55 13 41 14 33 76 8 Frage: Und nun geht es um Ihre Meinung zu einigen Spitzenpolitikern. Wie ist das mit…? Sind Sie mit ihrer/seiner politischen Arbeit sehr zufrieden, zufrieden, weniger zufrieden oder gar nicht zufrieden? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland / Angaben in Prozent Angaben in Klammern: Vergleich zu Mai 2016 / * Vergleich zu März 2016 Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe Von den in diesem Monat abgefragten Oppositionspolitikern verfügt, wie schon vor vier Wochen, der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir mit 47 Prozent über das höchste Ansehen. Mit dem politischen Wirken der Vorsitzenden der Linke-Fraktion im Bundestag, Sahra Wagenknecht, sind 30 Prozent der Bürger zufrieden. Die Vorsitzende der „Alternative für Deutschland“ erhält die geringste Unterstützung: Frauke Petry erhält von 14 Prozent (+1) Zustimmung. Die AfD-Frau vereint mit 76 Prozent mit Abstand die meisten kritischen Stimmen auf sich. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U N I 2 0 1 6 _____10 ARD-DeutschlandTREND: Juni 2016 Politikerzufriedenheit Angela Merkel Union/SPD 90 Union/FDP Union/SPD 80 70 60 50 40 30 20 Jun 16 Jan 16 Aug 15 Okt 14 Mrz 15 Mai 14 Jul 13 Dez 13 Feb 13 Apr 12 Sep 12 Jun 11 Nov 11 Jan 11 Aug 10 Okt 09 Mrz 10 Mai 09 Jul 08 Dez 08 Feb 08 Apr 07 Jun 06 Nov 06 Jan 06 Aug 05 0 Sep 07 markiert Mittelwert der Legislaturperiode 10 Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland / Angaben in Prozent Fehlende Werte zu 100%: Weniger zufrieden / gar nicht zufrieden / weiß nicht / keine Angabe / kenne ich nicht / kann ich nicht beurteilen A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U N I 2 0 1 6 _____11 Kanzler-Direktwahl: Merkel deutlich vor Gabriel Etwas mehr als ein Jahr vor der nächsten Bundestagswahl ist die personelle Aufstellung der Parteien noch nicht festgelegt. Wenn Angela Merkel sich als Kandidatin der Union erneut um die Kanzlerschaft bewirbt und Sigmar Gabriel ihr sozialdemokratischer Herausforderer wäre, könnte die CDU-Chefin ihr Amt verteidigen: 46 Prozent der Deutschen würden sich bei dieser Konstellation für die Amtsinhaberin entscheiden, 23 Prozent für den SPDVorsitzenden. Bemerkenswert ist: Mehr als jeder vierte Befragte (28 Prozent) gibt an, dass keiner der beiden Politiker als Regierungschef in Frage kommt. ARD-DeutschlandTREND: Juni 2016 Direktwahl Bundeskanzler/-in: Merkel vs. Gabriel 46 28 23 Angela Merkel Sigmar Gabriel spontan: keinen von beiden Frage: Wenn man den Bundeskanzler direkt wählen könnte, für wen würden Sie sich entscheiden: für Angela Merkel oder für Sigmar Gabriel? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland / Angaben in Prozent Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe / kenne Merkel / Gabriel nicht A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U N I 2 0 1 6 _____12 Der Rückhalt für Angela Merkel fällt in den eigenen Reihen mit 83 Prozent sehr hoch aus. Auch jeder zweite FDP- und Grünen-Anhänger würde für die CDU-Politikerin stimmen. Schmerzlich für Gabriel dürfte sein, dass er auch in der eigenen Anhängerschaft gegenüber Merkel im Hintertreffen ist: 43 Prozent der SPD-Anhänger würden sich für die Amtsinhaberin entscheiden, lediglich 36 Prozent für den Sozialdemokraten. ARD-DeutschlandTREND: Juni 2016 Direktwahl Bundeskanzler/-in: Merkel vs. Gabriel Angela Merkel Gesamt Unions-Anhänger 46 Grüne-Anhänger 49 Linke-Anhänger AfD-Anhänger 9 6 51 29 17 23 27 43 36 34 10 spontan: keinen von beiden 28 23 83 FDP-Anhänger SPD-Anhänger Sigmar Gabriel 18 21 45 20 65 Frage: Wenn man den Bundeskanzler direkt wählen könnte, für wen würden Sie sich entscheiden: für Angela Merkel oder für Sigmar Gabriel? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland / Angaben in Prozent Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe / kenne Merkel / Gabriel nicht Auch bei den Wählern der Linken überzeugt noch am ehesten die Christdemokratin. Für zwei Drittel der AfD-Anhänger ist weder Merkel noch Gabriel eine Wahloption. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U N I 2 0 1 6 _____13 Sonntagsfrage: Union verliert leicht, SPD mit leichtem Plus Wäre bereits am nächsten Sonntag Bundestagswahl, würden sich 32 Prozent der Deutschen für die CDU/CSU entscheiden. Im Vergleich zu Anfang Mai ist dies ein Rückgang um einen Punkt. Dies ist der niedrigste Wert für die Union seit Oktober 2011. Die SPD würde aktuell einen Stimmenanteil von 21 Prozent erreichen (+1). Das ist erneut – wie bereits im Mai der niedrigste Stand, der für die beiden Volksparteien gemeinsam im ARDDeutschlandTREND bisher gemessen wurde. Drittstärkste Kraft wäre aktuell de AfD mit unverändert 15 Prozent. Die Grünen kämen wie im Vormonat auf 13 Prozent. Während die Linke einen Punkt auf 9 Prozent zulegt, bleibt der Wähleranteil für die FDP stabil bei 6 Prozent. Alle anderen Parteien würden zusammen genommen 4 Prozent (-1) der Stimmen erreichen. ARD-DeutschlandTREND Juni 2016 Sonntagsfrage zur Bundestagswahl SPD 21 (+1) CDU/CSU 32 (-1) Grüne 13 (+/-0) FDP 6 (+/-0) Linke 9 (+1) AfD 15 Sonstige 4 (+/-0) (-1) Frage: Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland / Angaben in Prozent Angaben in Klammern: Vergleich zum ARD-DeutschlandTREND vom 04. Mai 2016 Die Sonntagsfrage misst aktuelle Wahlneigungen und nicht tatsächliches Wahlverhalten. Sie ermittelt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung, der erst am Wahlsonntag abgeschlossen ist. Rückschlüsse auf den Wahlausgang sind damit nur bedingt möglich. Viele Wähler legen sich kurzfristig vor einer Wahl fest. Eine große Bedeutung hat zudem der Wahlkampf mit der gezielten Ansprache von unentschlossenen und taktischen Wählern. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U N I 2 0 1 6 _____14 ARD-DeutschlandTREND Juni 2016 Sonntagsfrage zur Bundestagswahl in West- und Ostdeutschland West Ost SPD 16 SPD 22 CDU 30 CDU/CSU 32 Grüne 8 Grüne 14 FDP 4 Linke 17 FDP 7 Linke 7 Sonstige 4 AfD 21 Sonstige 4 AfD 14 Frage: Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland / Angaben in Prozent ARD-DeutschlandTREND Juni 2016 Sonntagsfrage zur Bundestagswahl: Zeitverlauf BTW‘09 50 BTW‘05 CDU/CSU: 35,2 SPD: 34,2 Linke: 8,7 Grüne: 8,1 FDP: 9,8 BTW‘13 CDU/CSU: 41,5 SPD: 25,7 Linke: 8,6 Grüne: 8,4 FDP: 4,8 AfD: 4,7 CDU/CSU: 33,8 SPD: 23,0 FDP: 14,6 Linke: 11,9 Grüne: 10,7 40 32 CDU/CSU 30 21 SPD 20 15 AfD 13 Grüne 10 Jun 16 Jan 16 Aug 15 Okt 14 Mrz 15 Mai 14 Jul 13 Dez 13 Feb 13 Apr 12 Sep 12 Jun 11 Nov 11 Jan 11 Aug 10 Okt 09 Mrz 10 Mai 09 Jul 08 Dez 08 Feb 08 Apr 07 Sep 07 Jun 06 Nov 06 Aug 05 0 Jan 06 9 Linke 6 FDP Frage: Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland / Angaben in Prozent A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U N I 2 0 1 6 _____15 Brexit: Deutsche plädieren für Verbleib Großbritanniens in der EU Die Bürger Großbritanniens werden am 23. Juni in einer Volksabstimmung entscheiden, ob ihr Land Mitglied der Europäischen Union bleiben oder die EU verlassen soll. Die Deutschen haben zu diesem Thema eine klare Meinung: Vier von fünf Befragten (79 Prozent) plädieren für einen Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union. Nur eine Minderheit von 15 Prozent würde es vorziehen, dass Großbritannien die EU verließe. ARD-DeutschlandTREND: Juni 2016 BREXIT: Großbritanniens Verbleib in der Europäischen Union 79 15 Ziehe den Verbleib in der EU vor Ziehe das Verlassen der EU vor Frage: Wie Sie vielleicht wissen, findet in Großbritannien am 23. Juni eine Volksabstimmung über die Mitgliedschaft des Landes in der Europäischen Union statt. Die Bürger Großbritanniens haben dann zu entscheiden, ob sie Mitglied der EU bleiben oder ob si e die EU verlassen wollen. Was würden Sie persönlich vorziehen: Dass Großbritannien Mitglied der EU bleibt oder dass Großbritannien die EU verlässt? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland / Angaben in Prozent Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe 22 A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U N I 2 0 1 6 _____16 Die Bundesbürger erwarten eher negative als positive Auswirkungen von einem Ausscheiden Großbritanniens auf die Wirtschaft der Europäischen Union. Vier von zehn (39 Prozent) sind der Überzeugung, ein Austritt des Landes bringe der EU wirtschaftlichen Schaden, während nur 3 Prozent der Meinung sind, ohne Großbritannien würde es der EU besser gehen. Die Hälfte (50 Prozent) glaubt allerdings, ein Austritt Großbritannien würde keinen Unterschied für die ökonomische Situation der EU machen. ARD-DeutschlandTREND: Juni 2016 BREXIT: Wirtschaftliche Lage in der EU nach einem möglichen Ausscheiden Großbritanniens 50 39 3 Besser Schlechter kein Unterschied Frage: Angenommen, Großbritannien würde die Europäische Union verlassen: Glauben Sie, dass es der EU dann wirtschaftlich besser gehen würde, wirtschaftlich schlechter gehen würde oder würde das keinen Unterschied machen? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland / Angaben in Prozent Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe 23 -Michael Kunert / Reinhard Schlinkert A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U N I 2 0 1 6 _____17
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