2016-05-30_Statement des SBLV_Milchgipfel

Statement des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbandes SBLV betreffend Milchgipfel vom 27. Mai 2016 auf dem Gurten
Liselotte Peter, Vizepräsidentin SBLV und Präsidentin der Kommission Agrarpolitik SBLV
Geschätzte Herren der Milchbranche, der Verarbeitung, des Detailhandels und des
Bundes,
Geschätzte wenige Damen aus diesen Bereichen
Viele Bauernfamilien mit Milchwirtschaftsbetrieb stehen vor dem Abgrund! Wir haben
es heute mehrfach gehört.
Bereits seit Jahren weisen wir auf die schwierige Situation hin. Trotzdem hat sich die
Spirale für die Bauernfamilien munter abwärts gedreht. Wohl gemerkt: Es geht nicht
nur um den Kleinbetrieb mit 15 Kühen, der mit dem Milchzahltag kaum die anstehenden Betriebsrechnungen zahlen, geschweige denn vom Milchgeld leben kann. Nein,
es geht auch um grosse, gut geführte, initiative Betriebe, die dem Ruf (Ihrem Ruf!)
gefolgt sind, arbeitseffiziente, tierhaltungsgerechte, grosse Betriebe aufzubauen.
Genau diese Betriebe sind aufs stärkste in Gefahr!
Irgendjemandem die Schuld zu zuschieben wäre eine zu einfache Erklärung und Lösung: Alle haben ihren Teil dazu beigetragen, dass wir heute von Produzentenpreisen von 55 Rappen für A-Milch sprechen. Politische und währungspolitische Schwierigkeiten sind nur ein Teil der ganzen Malaise und dürfen auf keinen Fall als Feigenblatt für andere Gründe hinhalten. Der ungenügende Milchpreis ist kein heutiges
Problem, es hat sich einfach stark akzentuiert.
Auch die Landwirtschaft trifft einen Teil der Schuld, klar. Und die herrschende Uneinigkeit unter den Bauern ist gross und macht es nicht besser.
Aber das ist kein Grund zum Zurücklehnen für alle anderen Player auf dieser grossen und intransparenten Bühne der Wirtschaft und der Politik. Alle müssen ihren Teil
dazu beitragen, dass wir aus dieser katastrophalen Lage heraus kommen, denn niemandem, absolut niemandem, ist damit gedient.
Wir haben heute von den verschiedenen Referenten gehört, was getan wird, aber
Sie sehen hoffentlich selbst, dass das nicht genügt.
Vor wenigen Jahren wurde die Charta „Qualitätsstrategie der Schweizerischen Landund Ernährungswirtschaft von der Landwirtschaft und vielen vor- und nachgelagerten
Betrieben unterzeichnet, auch vom SBLV. Unter dem Titel Gelebte Qualitätspartnerschaft steht: „Wir leben eine Marktpartnerschaft, die auf gegenseitiger Wertschätzung, Fairness, Respekt und Vertrauen basiert. Durch wettbewerbsorientierte Zusammenarbeit im Inland schaffen wir Qualität und Mehrwerte für alle.“
SCHWEIZERISCHER BÄUERINNEN- UND LANDFRAUENVERBAND
Laurstrasse 10 • Postfach • 5200 Brugg • 056 441 12 63 • [email protected] • www.landfrauen.ch
Meine Herren
Es ist höchste Zeit, diese Marktpartnerschaft zu leben. Es ist Zeit, Vertrauen wieder
aufzubauen. Es ist Zeit, Mehrwerte für Produzenten zu schaffen. Rekordgewinne bei
den einen haben in diesen Zeiten nichts zu suchen, denn sie sind auf dem Buckel
der anderen Partner entstanden!
Der heutige Milchgipfel soll zuerst Weckruf sein, dann Lösungen aufzeigen, die drittens sofort umgesetzt werden müssen! Es muss sofort etwas passieren!
Einige Lösungsansätze von unserer Seite:
Bauern, produziert weniger Milch! Ihr schneidet euch ins eigene Fleisch, wenn ihr
weiterhin unbesehen unterpreisig produziert!
SMP und weitere massgebende Verbände: Sagt genau, wieviel Einschränkung ihr
von den Bauern erwartet!
Bei Neubesetzungen innerhalb der Branche: Setzt klare Massstäbe bezüglich Ämterkumulierung, um glaubwürdig zu bleiben.
Sanktionsmassnahmen bei Unregelmässigkeiten und ungenauen Deklarationen
müssen rigoros durchgesetzt werden.
Verarbeiter: Gebt den Bauern keine Zückerchen, damit noch mehr produziert wird!
Verteilt in dieser kritischen Zeit die Gewinne auf alle Marktpartner. Zahlt Gewinne
nicht in Dividende aus, sondern in Form eines höheren Milchpreises.
Und speziell an die Käser: Lasst endlich die Finger von der Einschränkungsmilch,
damit die Käselager sich nicht noch mehr füllen! Es ist auch in eurem Interesse.
An den Detailhandel: Verkauft den Mehrwert unserer Produkte besser an die Konsumenten. Erwiesenermassen sind nicht die Milchprodukte der Auslöser für den Einkaufstourismus, also sind Preissenkungen für Milch im Laden unnütz und unnötig.
Eure Margen wurden markant ausgebaut, was für uns Produzenten eine unerträgliche und demotivierende Situation ist.
Und an die Bundesstellen: Hört bitte auf, euch hinter Begriffen wie Markt, Effizienzsteigerung oder freiem Unternehmertum zu verstecken, sondern bietet Hand zu allgemeinverbindlichen Lösungen, und seien es nur befristete.
Wir haben hier und jetzt eine einmalige Chance, dem Gedanken der Charta „Qualitätsstrategie der Schweizer Land und Ernährungswirtschaft“ Leben ein zu hauchen
und damit das Milchland Schweiz zu erhalten.
Der SBLV fordert Sie eindringlich auf: Alle müssen sich bewegen. Und das schnell!
SCHWEIZERISCHER BÄUERINNEN- UND LANDFRAUENVERBAND
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