Grusswort der Regierungspräsidentin Beatrice Simon

Kommunikation
Kanton Bern
Staatskanzlei
Anlass
Feier zu Ehren des Grossratspräsidenten Carlos Reinhard
Thema
Grusswort der Regierungspräsidentin
Datum
Donnerstag, 2. Juni 2016
Referentin
Regierungspräsidentin Beatrice Simon
Sehr geehrter Herr Grossratspräsident, lieber Carlos
Sehr geehrte Grossrätinnen und Grossräte
Sehr geehrter Herr Stadtpräsident
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste
Lieber Carlos, es ist mir eine grosse Freude, Dir heute zu Deiner Wahl zum
Grossratspräsidenten zu gratulieren. Gerne überbringe ich dir für dein Präsidialjahr die
besten Wünsche des Regierungsrats. Im Namen der Regierung danke ich dir und der Stadt
Thun herzlich für die Einladung zur heutigen Feier.
Thun ist eine wunderschöne Stadt an besonderer Lage. Diesen privilegierten Ort am See
wussten vor 3000 Jahren bereits die Pfahlbauer zu schätzen, wie wir erst kürzlich erfahren
haben. Ich bin denn auch sehr gern zurückgekehrt an jenen Ort, wo wir vor einem Jahr zu
Ehren des Grossratspräsidenten feiern durften.
Liebe Thunerinnen und Thuner, Ihre Altstadt ist so schön, der See und der Blick auf die
Alpen so majestätisch, und der Schadaupark so einladend. So einladend, dass man sich gut
vorstellen könnte, auch nächstes Jahr zu dieser Zeit die besondere Gastfreundschaft zu
geniessen. Aber damit wären wohl nicht alle einverstanden…
Ich sage es gern: Vielen Dank für Ihr grosses Engagement!
Ich blende zurück. Im März 2014 wurde Carlos Reinhard auf der FDP-Liste des Wahlkreises
Thun in den Grossen Rat gewählt.
Und kaum warst du, lieber Carlos, in den Grossen Rat eingetreten, bekamst du dort schon
die Rolle des zweiten Geigenspielers zugeteilt. Du musstest – oder durftest – dich nicht im
Plenum, in Kommissionen oder mit Vorstössen profilieren, sondern hast bereits von Beginn
weg auf dem Podeststuhl des 2. Vizepräsidenten Platz genommen.
Dieser aussergewöhnliche Einstand im Parlament kann durchaus auch ein Vorteil sein für
die Rolle, die du in den nächsten 12 Monaten einnimmst. Als zweiter Geiger und dann als
Konzertmeister oder erster Violinist des Parlaments hast du noch keinen falschen Einsatz
gegeben, hast du dich mit keinem Solo exponiert. Stattdessen durftest du von Anfang an
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Feier zu Ehren des Grossratsprädienten Carlos Reinhard vom Donnerstag, 2. Juni 2016
eine Führungsrolle im politischen Orchester und damit staatspolitische Verantwortung
übernehmen.
Nach zwei Jahren als Grossratsvizepräsident wurdest du am Montag für ein einjähriges
Gastspiel zum Chefdirigenten gewählt. Im Namen des Regierungsrats wünsche ich dir,
werter Carlos, alles Gute beim Ausüben dieses verantwortungsvollen Amts.
In dieser Rolle
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musst du darauf achten, dass alle das von dir vorgegebene Tempo einhalten und
dass das Gesamtergebnis nicht von Dissonanzen übertönt wird, und
musst du dafür sorgen, dass alle Musikerinnen und Musiker ihre Stimmen einbringen
können – und dazu gehören die Parteien im Grossen Rat wie auch die Regierung.
Dann darfst du nicht vergessen, dass alle Akteure mitspielen müssen, damit ein
stimmungsvolles Konzert aufgeführt werden kann.
Sehr geehrte Damen und Herren,
diese Anlehnung an die Musik ist nicht zufällig. Ich bin Präsidentin der Bernischen
Jugendmusiken. Wir beide durften an der letztjährigen Delegiertenversammlung des
Bernischen Musikverbands eine Grussbotschaft überbringen. Diese Gelegenheit haben wir
genutzt, um erstmals länger zusammen zu diskutieren. Die Musik hat also das Grossratsund das Regierungspräsidium des neuen Legislaturjahres zum gemeinsamen Dialog
gebracht.
Diesen Dialog wollen wir pflegen.
Damit bestätigt sich vielleicht bei unserem Amtswechsel in einem Jahr dann das Sprichwort
des französischen Komödiendichters Molière aus dem 17. Jahrhundert. Er hat geschrieben:
«Nichts nützt dem Staat so wie die Musik».
Damit stellt sich natürlich die Frage nach der Tonalität. Nicht jede Musik gefällt. Darum ist
uns das Sprichwort «C’est le ton qui fait la musique!» geläufig. Der Ton macht die Musik –
das gilt gerade auch in der Politik. Wie im Orchester ist auch in der Politik jede einzelne
Stimme wichtig.
Wie sich der einzelne Musiker, die einzelne Musikerin in den Dienst der Gruppe stellt, sollten
sich auch die Politikerinnen und Politiker am Wohl der Allgemeinheit und nicht an
Partikularinteressen orientieren. Nur wenn wir gemeinsam am gleichen Strick ziehen, lassen
sich die grossen Herausforderungen des Kantons meistern.
Und es gibt noch weitere wünschbare Parallelen zwischen der Musik und der Politik. Ich
denke, dass nicht nur das gemeinsame Musizieren, sondern auch das Politisieren – sei es
durch aktive Mitarbeit in einer Partei, einem Parlament oder in einer Exekutive – die
Kreativität, das Selbstbewusstsein und nicht zuletzt die Kritikfähigkeit fördern.
Lieber Carlos,
das Grossratspräsidium ist ein ehrenvolles Amt. Als Grossratspräsident kommt dir in den
kommenden zwölf Monaten die Funktion des «höchsten Berners» zu. Zweifellos ist dies ein
besonderes Privileg.
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Feier zu Ehren des Grossratsprädienten Carlos Reinhard vom Donnerstag, 2. Juni 2016
Wie fast alles im Leben hat das Amt des Grossratspräsidenten auch eine Kehrseite. Du
bleibst zwar Mitglied deiner Fraktion, wirst jedoch während des Präsidialjahres kaum aktiv
die Interessen deiner Partei vertreten können. Stattdessen wirst du dich als Dirigent des
Parlaments in erster Linie für den richtigen Ton und Takt und für die Gleichbehandlung aller
Stimmen einsetzen.
Als Regierungspräsidentin freue ich mich auf unsere Zusammenarbeit in den nächsten zwölf
Monaten. Wir haben das gleiche Ziel. Wir wollen unseren wunderschönen und wichtigen
Kanton, der uns beiden am Herzen liegt, bestmöglich vertreten. Und wir wollen beide dazu
beitragen, dass Parlament und Regierung sich mit Respekt begegnen, den Dialog pflegen
und gut zusammenarbeiten – kurz, dass unser Zusammenspiel erfolgreich über die Bühne
geht, zum Wohl aller Bernerinnen und Berner.
Um dich in diesem Jahr als Präsident des Grossen Rates zu unterstützen, habe ich dir etwas
mitgebracht, das Orchesterdirigenten seit gut 200 Jahren nutzen: Einen Taktstock. Dieser
Taktstock soll dich dabei unterstützen, dem Grossen Rat den Takt vorzugeben, die Einsätze
der Fraktionssprecher zu koordinieren und – sollte es nötig sein – fein anzudeuten, dass es
etwas mehr Ruhe braucht, damit die feinen Stimmen deines Orchesters gehört werden...
Lieber Carlos, ich wünsche dir für die nächste Sessionswoche und die kommenden
Sessionen viel Freude beim Schwingen des Taktstocks.
Doch zunächst wünsche ich dir – und Ihnen allen, sehr geehrte Damen und Herren – ein
wunderschönes Fest.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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