Tagungsprogramm - Universität Koblenz · Landau

38. Konferenz der Lehrenden der Geistigbehindertenpädagogik
an wissenschaftlichen Hochschulen in deutschsprachigen Ländern
KLGH 2016
Geistigbehindertenpädagogik
–
zwischen Effektstärke und subjektiver
Sinnkonstruktion
26.-28.05.2016 im Kurhaus Trifels
in Annweiler, nahe Landau
Unter www.klgh-2016.uni-landau.de finden Sie die jeweils aktuellen Informationen zur 38. KLGH.
KLGH 2016 – Programm
Donnerstag
15.00 – 16.00 Uhr
Anreise und Tagungsanmeldung
16.00 – 16.15 Uhr
Begrüßung
Michael Wagner (Universität Koblenz-Landau)
16.15 – 17.15 Uhr
„Forschungsethische Fragen und Probleme der Geistigbehindertenpädagogik“
Markus Dederich (Universität zu Köln)
17.15 – 18.15 Uhr
„Kann jede/r forschen oder Inklusive Forschung als Inclusive Space“
Oliver Koenig (Universität Wien)
ab 18.15 Uhr
Abendessen (Grillen)
Freitag
09.30 – 12.00 Uhr
Workshop 1
Workshop 2
Unterrichtsforschung
Partizipative und
rekonstruktive Forschung
12.00 – 13.30 Uhr
Mittagessen
13.30 – 15.15 Uhr
Workshop 4
Professionsforschung
Workshop 5
Forschungsmethoden im
Kontext syndromspezifischer Studien
15.15 – 15.45 Uhr
Kaffeepause
15:45 – 16:45 Uhr
Zwei Perspektiven Evidenzbasierter Förderung:
15.45 – 16.15 Uhr
Jan Kuhl (Technische Universität Dortmund)
16.15 – 16.45 Uhr
Christoph Ratz (Universität Würzburg)
17.00 – 18.00 Uhr
Poster-Session
18.00 – 19.00 Uhr
Spaziergang im Pfälzer Wald
ab 19.15 Uhr
Abendessen
ab 21.00 Uhr
Weinprobe
(vorherige Anmeldung notwendig)
Workshop 3
Interviewmethoden im
kritischen Blick
Samstag
09.30 – 10.00 Uhr
„Hermeneutische Sinn(re-)konstruktion im Kontext Geistige Behinderung“
Marian Kratz & Nadine Schallenkammer (Universität Frankfurt)
10.05 – 10.35 Uhr
„Blickbewegungsmessung im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung“
Peter Zentel (Pädagogische Hochschule Heidelberg)
10.35 – 11.15 Uhr
Aktuelles aus den Studienstätten
11.15 – 11.30 Uhr
Verabschiedung
Workshop 1 – Unterrichtsforschung
9:30 Uhr: Dworschak, Wolfgang (Universität München) (V):
Forschungsmethodische Zugänge der Bildungsberichterstattung in der Kritik.
Seitdem sich alle Bundesländer auf den Weg gemacht haben, ein inklusives Schulsystem zu
entwickeln, gewinnen Indikatoren zur Beschreibung dieser Entwicklung in der bildungspolitischen Diskussion aber auch im fachlichen Diskurs an Bedeutung. Der Beitrag thematisiert die
in diesem Zusammenhang zentralen Indikatoren der Bildungsberichterstattung (Förderquote,
Inklusions-/Exklusionsanteil, Inklusions-/ Exklusionsquote) und reflektiert, inwieweit die Kennzahlen ein geeignetes Instrument darstellen, um die Entwicklung schulischer Inklusion zu beschreiben.
10:05 Uhr: Karlsson, Svenja (Universität Flensburg) (V):
Bildnerisches Gestalten in Anlehnung an Action Painting: Eine quantitative Untersuchung im
Kunstunterricht an Schulen für den Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung
In Anlehnung an den Kunststil "Action Painting" der modernen Malerei wurde für Schülerinnen und Schüler mit Beeinträchtigung der geistigen Entwicklung und Verhaltensauffälligkeiten ein Unterrichtskonzept nach dem Vorbild Jackson Pollocks erstellt und erprobt. In einer
Längsschnittstudie über die Dauer eines Schulhalbjahres wurden Verhaltensentwicklungen
mehrdimensional erfasst. Hiermit soll aufgezeigt werden, inwiefern Effekte der Intervention
die Chancen der Teilhabe am Unterricht erweitern. Die Forschung folgt einer evidenzbasierten
Untersuchungsanlage, die in Abhängigkeit zur gestellten Forschungsfrage mittels kontrollierter Einzelfallstudien mögliche Effekte anhand empirisch quantitativer Untersuchungsergebnisse ermittelt. Die (mögliche) Wirksamkeit der Intervention wird über die visuelle Inspektion
hinaus anhand von bestimmten Effektstärkenberechnungen geprüft. Das entwickelte Beobachtungsinstrumentarium und das angewendete Forschungsdesign werden vorgestellt.
10:40 Uhr: Linström, Felix (Universität Rostock) (KV):
Geschichtsbewusstsein bei Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen
Geschichtsbewusstsein dient der Orientierung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
(Pandel, 2014, S. 80) und verhilft so dem Individuum, seine Lebensumwelt differenzierter
wahrzunehmen. Nach Pandel handelt es sich dabei um eine mentale Struktur, die aus sieben
aufeinander verweisenden Doppelkategorien besteht (1987, S. 132). Während für Menschen
mit Lernbeeinträchtigungen zwei empirische Untersuchungen vorliegen (Barsch, 2014, S. 89),
wurde ein Geschichtsbewusstsein für geistig behinderte Menschen lange Zeit in Frage gestellt
(Musenberg & Pech, 2011, S. 217). Dieses Pilotprojekt greift diese Frage auf und überprüft, ob
sich o.g. mentale Strukturen bei geistig behinderten Menschen nachweisen lassen. Mithilfe
von Einzel- und Bildpaaren werden teilstandardisierte Interview durchgeführt. Der Vortrag fokussiert die methodischen Schwierigkeiten, die insbesondere in einer der Zielgruppe gerecht
werdenden Bildauswahl sowie deren Kombination mit zielgruppengerechten Fragestellungen
liegen.
11:05 Uhr: Böing, Ursula (Universität zu Köln) & Köpfer, Andreas (Universität Essen-Duisburg) (V):
Rekonstruktion von Schulassistenz aus Perspektive von Schüler(inne)n mit Assistenzerfahrung
Im Kontext inklusiver Bildung und sich verändernder Anforderungen stellen Schulassistent(in)en eine derzeit gefragte Unterstützungsrolle an GU-Schulen dar. Die professionelle
Ausgestaltung dieser Akteursrolle ist aktuell noch weitgehendungeklärt.
In diesem Forschungsvorhaben wird die Sicht der Schüler(innen) auf ihre eigen erlebte Assistenzerfahrung rekonstruiert, um durch die darin ausgedrückte Orientierung hinsichtlich Assistenz Impulse für die Professionalisierung und Unterstützungsausrichtung zu erhalten.
Dazu werden an Dortmunder Schulen problemzentrierte Interviews mit Schüler(inne)n mit Assistenzerfahrung durchgeführt und mit der Dokumentarischen Methode der Textinterpretation nach Nohl (2012) ausgewertet. Im geplanten Beitrag werden das Forschungsdesign expliziert und erste Ergebnisse diskutiert.
Nohl, Arnd-Michael (2012): Interview und dokumentarische Methode (4. Aufl.). Wiesbaden
11:40 Uhr: Markowetz, Reinhard (Universität München) (KV)
"Classroom-Befragung" - ein sozialwissenschaftliches Instrument zur Erhebung inklusiver Erfahrungen von Schülerinnen und Schülern.
Bei den vielen empirischen Untersuchungen inklusiver Schul- und Bildungspraxis wird erstaunlich wenig Wert darauf gelegt die Meinung der Schülerinnen und Schüler zu erheben und
auswerten. Das sozialwissenschaftliche Instrument der Klassenraumbefragung könnte hier
Abhilfe schaffen. Die in den Mikrosystemen inklusiv gemachten Erfahrungen, wie sie im umtriebigen Schulalltag rasch untergehen oder eher unstrukturiert und zufällig, gelegentlich unter dem Druck normativer Ansprüche an Inklusion zur Sprache kommen, lassen sich damit
wissenschaftlich einfangen. Am Beispiel einer aktuellen Studie über die Situation von einzelinkludierten Schülerinnen und Schülern mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf, die von
einem Integrationshelfer betreut und begleitet werden, werden das Instrument, der methodische Einsatz im Feld und die Ergebnisse der Studie vorgestellt und zur Diskussion gestellt.
Workshop 2 – Partizipative und rekonstruktive Forschung
09:30 Uhr: Trescher, Hendrik (Universität Frankfurt) (KV):
Wohnräume als methodische Herausforderung
Wohnen ist unweigerlich mit einem Ort an dem man lebt und gleichzeitig mit dem Gefühl zuhause zu sein verbunden. In der Studie „Wohnräume als pädagogische Herausforderung. Institutionelle Alltagsgestaltung in Einrichtungen für Menschen mit‚geistiger Behinderung'“
wurden, um entsprechende Wohnräume zu erforschen, a) die strukturellen Gegebenheiten
vonWohneinrichtungen der sogenannten Behindertenhilfe und deren Wirkmächtigkeit auf die
BewohnerInnen sowie b) das Alltagserleben der BewohnerInnen untersucht. Für die Strukturanalyse wurde auf ein rekonstruktives Verfahren zurückgegriffen, während für die Ebene des
Erlebens ein affektbezogenes Verfahren entwickelt wurde. Der Beitrag will dieses methodische Zusammenspiel vorstellen und problematisieren.
09:45 Uhr: Trescher, Hendrik (Universität Frankfurt) (KV):
Inklusive Freizeit für Menschen mit geistiger Behinderung. Chancen, Barrieren, Perspektiven
Wie kann inklusive Freizeit für und mit Menschen mit geistiger Behinderung stattfinden und
was steht dem bisher im Wege? Diese Fragen waren der Ausgangspunkt der Studie "Freizeit
als Fenster zur Inklusion. Konstruktionen von Teilhabe und Ausschluss für erwachsene, institutionalisiert lebende Menschen mit ‚geistiger Behinderung‘". Mittels eines multimethodalen
Forschungssettings wurden dabei a) prinzipielle Teilhabemöglichkeiten und damit (eventuell)
verbundene manifeste sowie (potenziell) latente Teilhabebarrieren erforscht; b) der Alltag von
Menschen mit geistigen Behinderungen sowie deren Bedürfnisse dahingehend untersucht,
welche Möglichkeiten/Hemmungen/Wünsche etc. auf Seiten der Rezipienten bestehen; und c)
die Rolle, die eine Versorgungsinstitution hinsichtlich der Freizeit- und Lebensgestaltung der
Klienten spielt, einer kritischen Betrachtung unterzogen. Der Beitrag möchte das methodische
Zusammenspiel eines solches Settings darlegen und zur kritischen Diskussion anbieten.
10:05 Uhr: Weber, Erik & Knöß, David (Evangelische Hochschule Darmstadt) (V):
Von Krankengeschichten und Lebensgeschichten - Annäherungen an eine vergessene Generation Ergebnisse der Studie zur Lebenssituation der Bewohnerinnen und Bewohner der hessischen Heilpädagogischen Einrichtungen (HPE) 25 Jahre nach dem Auszug aus der Psychiatrie.
Der Anlass, einen Blick in die Vergangenheit, in die Lebensgeschichten der Bewohnerinnen
und Bewohner der hessischen Heilpädagogischen Einrichtungen (HPE)zu werfen, war die Tatsache, dass im Jahr 2014 die Existenz der Heilpädagogischen Heime seit 25 Jahren andauerte.
Leitend war die Frage, was eigentlich aus den Menschen geworden ist, die nach oft jahrzehntelangem Psychiatrieaufenthalt, im Jahr 1989 in die neu gegründeten Heilpädagogischen Einrichtungen gezogen sind. Die Menschen mit einer sog. geistigen Behinderung, die heute in
den hessischen HPE leben, haben eine bewegte Geschichte. Die Tatsache, dass die hessischen
heilpädagogischen Einrichtungen im Jahre 2014 25 Jahre lang bestanden, war demnach Anlass, exemplarisch anhand der Lebensgeschichten ausgewählter Bewohner_innen der HPE, einen methodengeleiteten Blick auf deren Lebensgeschichten zu werfen.
10:40 Uhr: Grüning, Eberhard (Universität Flensburg) (KV):
Partizipatorische Forschung zu Bedarfslagen von Menschen mit Beeinträchtigung der geistigen
Entwicklung im Bereich Wohnen
In der Konsequenz forschungsethischer Paradigmenwechsel wird zunehmend partizipatorische Forschung gefordert. Neben dem Forschungsdesign und der Beachtung von Gütekriterien
für eine Untersuchungsanlage steht die Frage nach dem Umgang mit subjektiv sinnhaften
Realitätskonstruktionen. Im Forschungsprozess konstruierte Abbilder der Realität können zu
ambivalenten Folgen für eine bedarfsgerechte Sicherung der Lebensqualität sowie für Teilhabeprozesse von Menschen mit Beeinträchtigung der geistigen Entwicklung führen.
Das Impulsreferat liefert eine Grundlage für die zu führende Diskussion anhand empirisch ermittelter Daten, die exemplarisch Bedarfslagen für den Lebensbereich Wohnen unter den anzustrebenden inklusiven Bedingungen betrachten.
11:05 Uhr: Burtscher, Reinhard (Katholische Hochschule Berlin) (V):
Partizipative Gesundheitsforschung mit Menschen mit Lernschwierigkeiten
Das Forschungsprojekt “Menschen mit Lernschwierigkeiten und Gesundheitsförderung“
(GESUND!) geht der Frage nach, wie Gesundheitsförderung für und von Menschen mit Lernschwierigkeiten gestaltet werden kann. Das Projektteam GESUND! orientiert sich am Ansatz
der partizipativen Gesundheitsforschung. Partizipative Gesundheitsforschung bedeutet, dass
die Personen, die von der Forschung betroffen sind (hier: Menschen mit Lernschwierigkeiten
sowie professionelle Akteure der Behindertenhilfe und Gesundheitsförderung) in den Forschungsprozess eingebunden sind und diesen aktiv mitgestalten. Partizipation wird hierbei
nicht nur als Methode eingesetzt, um die Qualität der Forschung zu verbessern, sondern ist
Leitprinzip des gesamten Prozesses. Das Projekt GESUND! ist Teil des Forschungsverbundes
für gesunde Kommunen (PartKommPlus) und wird von 02/2015 – 01/2018 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Online:
http://partkommplus.de/teilprojekte/gesund/
11:40 Uhr: Falk, Wiebke (Evangelische Hochschule Darmstadt) (KV):
Möglichkeiten und Grenzen der Erhebung der NutzerInnenperspektive schwerst-mehrfach behinderter Personen im Rahmen einer Studie zur Regionalisierung und Dezentralisierung einer Großund Komplexeinrichtung der Behindertenhilfe
Die qualitative Studie zur Regionalisierung und Dezentralisierung einer Komplexeinrichtung
der Behindertenhilfe fragt, inwiefern die im heilpädagogischen Diskurs geforderte Deinstitutionalisierung mittels organisationalen Wandels zu erreichen ist. Die Studie
orientiert sich am Ansatz der Teilhabeforschung. An verschiedenen Stellen treten Herausforderungen in der Umsetzbarkeit des partizipativen Anspruches auf, darunter die Erhebung der
NutzerInnenperspektive. Innerhalb des Alltagskontextes der NutzerInnen wurden bisher keine
Kommunikationswege erarbeitet, die eine Befragung ermöglicht. Vor diesem Hintergrund
wird die teilnehmende Beobachtung als geeignete Methode erachtet, um die Situation der
BewohnerInnen in der neuen Wohneinheit zu erfassen. Möglichkeiten und Grenzen einer solchen methodischen „Kompensation“ sollen ausgehnend von dem Beispiel der o.g. Studie
diskutiert werden.
Workshop 3 – Interviewmethode im kritischen Blick
09:30 Uhr: Schallenkammer, Nadine (Universität Koblenz-Landau) (V):
Leitfadengestützte Interviews mit Erwachsenen mit sogenannter geistiger Behinderung
In diesem Beitrag werden Leitfadeninterviews diskutiert. Die Erhebungsmethode wird anhand
von Interviews veranschaulicht, die mit Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung
zum Thema „Übergänge in das Betreute Wohnen“ geführt wurden. Es wird in erster Linie
der Einstieg in das Interview mit Bezug auf das Risiko problematisiert, dass ungewollt Normalitätskonzepte der Interviewenden transportieren werden, die das Gegenteil einer eigentlich
subjektorientierten Absicht bewirken können. Es wird bereits in dieser Phase eine Sequenzanalyse (im Sinne der Objektiven Hermeneutik) als Mittel der Selbstreflexion (bez.
Interviewführung) und zur Qualitätsüberprüfung einzelner Leitfragen vorgeschlagen und ihre
Anwendung exemplarisch vorgestellt.
10:05 Uhr: Stegkemper, Jan (Universität Koblenz-Landau) (V) :
Methodische Überlegungen zur Gestaltung von Interviews mit Schülerinnen und Schülern im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung
Der Vortrag skizziert methodologische und methodische Überlegungen zur Gestaltung von Interviews im Förderschwerpunkt ganzheitliche Entwicklung am Beispiel einer explorativen,
qualitativen Studie. Ziel der Studie ist es, Konstrukte des Politischen von Schülerinnen und
Schülern mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung zu identifizieren. Dazu werden
Schülerinterviews auf Grundlage eines eigens entwickelten ‚Gesprächskoffers‘ geführt. In diesem finden sich flexibel anpassbare Leitfäden mit Fragen in leichter und schwerer Sprache, Visualisierungen und Videovignetten zu ausgewählten Basis- und Fachkonzepten der Politik
(Weißeno u.a. 2010), die mittels des Konzepts der Elementarisierung (vgl. Heinen 2003) aufbereitet wurden. Die Interviews werden audiovisuell dokumentiert und unter Beachtung nonverbaler Äußerungen transkribiert. Am Ende des Vortrags werden erste Erfahrungen der Interviewdurchführung berichtet und zur Diskussion gestellt.
10:40 Uhr: Mohr, Kathrin (Université de Fribourg) (V):
Interviews in Fokusgruppen als Herangehensweise in der Evaluation von Bildungsangeboten für
Erwachsene mit kognitiven Einschränkungen
Seit einigen Jahren werden im Rahmen der Zusammenarbeit mit der volkshochschule plus BAArbeitsprojekte realisiert. Die vhs plus ist eine Institution im Kanton Bern, welche Erwachsenen mit und ohne kognitive Beeinträchtigungen verschiedene Bildungsangebote unterbreitet.
Die BA-Arbeitsprojekte fokussieren verschiedene Aspekte wie die Motivation der Kursteilnehmenden oder die Anwendbarkeit des Gelernten im Alltag. Die gewonnenen Informationen
dienen der Optimierung der Bildungsangebote. Die Befragungen erfolgen mittels Interviews,
zumeist in Fokusgruppen. Als anspruchsvoll erweist sich, die Gesprächsführung aufmdie kognitiven Voraussetzungen der Teilnehmenden abzustimmen. Im kurzen Diskussionsbeitrag wird
Bezug genommen auf die Herausforderungen im Zusammenhang mit
• der Erarbeitung des Untersuchungsinstrumentes und
• der Moderation des Interviewprozesses in der Gruppe.
11:15 Uhr: Tillmann, Vera (Universität München) (V):
Die Entwicklung von Erhebungsinstrumenten zur Befragung von Kindern und Jugendlichen mit
intellektueller Beeinträchtigung.
In diesem Beitrag sollen unterschiedliche Befragungsmethoden für Kinder und Jugendliche mit
intellektueller Beeinträchtigung diskutiert werden. Aufgezeigt werden diese beispielhaft am
Mobilitäts- und Freizeitverhalten, wobei die Diskussion der partizipativ durchgeführten Interviews im Fokus steht. Aufgegriffen werden soll die partizipative Erhebung von Daten sowohl
mit standardisierten Fragebögen als auch Leitfadeninterviews. Dazu sollen, entlang der beispielhaft dargestellten Studie, Ergebnisse der internationalen Methodenforschung zur Entwicklung der Erhebungsinstrumente diskutiert werden, um verzerrte Antwortreaktionen
bestmöglich verhindern zu können. Das bezieht sich auf die generelle Interviewsituation, aber
insbesondere auf die Befragung der Zielgruppe. Vor diesem Hintergrund werden z.B. Akquieszenz, narrative Kompetenz oder der grammatikalische Aufbau von Fragen diskutiert,
die in der Befragung von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung berücksichtigt werden müssen.
Workshop 4 – Professionsforschung
13:30 Uhr: Erdélyi, Andrea & Thümmel, Ingeborg (Universität Oldenburg) (V):
Erfahrungen und Einstellungen zur forschungsbasierten Lehre von Studierenden des Förderschwerpunkts Geistige Entwicklung
Im Wintersemester 2015/16 haben wir Masterstudierende im Rahmen forschenden Lernens in
unser Forschungsprojekt zur Optimierung des Übergangs Schule-Arbeit unter Berücksichtigung der Heterogenität der Schülerschaft einbezogen. Es wurde darauf geachtet, gerade auch
für nicht sprechende SchülerInnen den Zugang zu den drei entwickelten Bausteinen "IchBuch", "Zukunftsleporello" und "Übergangsprotokoll" sicher zu stellen. Diese wurden zusammen mit den Studierenden in kurzen sog. "Cappuccino-Fortbildungen" an Lehrerkollegien
vermittelt. Im Anschluss haben wir die Studierenden bezüglich des Forschungsinteresses, der
Forschungsprozesses, der community und der Erträge forschungsbasierten Lernens befragt,
also quasi eine Studie zur Studie durchgeführt. In unserem Beitrag wollen wir unser methodisches Vorgehen und die Ergebnisse vorstellen.
14:05 Uhr: Keely, Caren & Falkenstörfer, Sophia (Universität zu Köln) (V):
Chance Praxissemester - forschungsmethodische Zugänge teilhabeorientierter Fragestellungen in
schulischen Kontexten
Gegenstand dieses Vortrages ist die Darstellung eines, durch das Praxissemester, neu gewonnenen Zugangs zum Feld Schule, welches mannigfaltige Möglichkeiten zur erweiterten und
vertieften schulpraktischen Forschung bieten kann.
Die Lehramts-Studierenden im Master in NRW, beispielhaft dargestellt durch den Standort
Köln und hier des Fachbereichs Geistige Entwicklung, haben im Praxissemester die Aufgabe,
für fünf Monate in das Feld Schule zu gehen um dort u.a. ‚Forschendes Lernen‘ umzusetzen.
Das bedeutet, dass diese einer Forschungsfrage mit geeigneten Forschungsinstrumenten
nachgehen, die erhobenen Daten aufbereiten und auswerten, und die, hinsichtlich der Forschungsfrage, erlangten Erkenntnisse darstellen und reflektieren. Die Daten zur Beantwortung der Forschungsfragen werden anhand von Methoden aus der Qualitativen Sozialforschung gewonnen, die zur Erhebung personenzentrierter Aspekte der schulischen Lebenswelt
von SchülerInnen geeignet sind.
In diesem Kontext verlangt die Zielperspektive des Forschenden Lernens die Kompetenz, forschungsmethodische und –methodologische Kenntnisse und Kompetenzen in das schulische
Handlungsfeld zu transferieren und für den Personenkreis von SchülerInnen mit geistiger Behinderung zu adaptieren. Für das Professionsverständnis von zukünftigen LehrerInnen gilt es
einen diagnostischen Blick fachlich zu fundieren und einen dementsprechenden forschungsmethodischen Wissenstransfer zu initiieren und zu begleiten.
14:40 Uhr: Seifried, Stefanie & Janz, Frauke (Pädagogische Hochschule Heidelberg) (V):
Entwicklung und Validierung des Einstellungsfragebogens zu Inklusion für Lehrkräfte (EFI-L)
Im vorliegenden Beitrag wird die Entwicklung und Validierung des „Einstellungsfragebogens
zu Inklusion für Lehrkräfte“ (EFI-L) dargestellt. Ziel der Studie war es, einen Fragebogen für
Lehrkräfte zu entwickeln, der sowohl die kognitive als auch die behaviorale und die affektive
Komponente der Einstellung zu Inklusion abbildet und sowohl schüler- als auch lehrerbezogene Einstellungen berücksichtigt. Die Validierung der Skala wurde an einer Stichprobe von n =
652 Lehrkräften an Grund-, Sonder- und weiterführenden Schulen vorgenommen. Über eine
Strukturgleichungsmodellierung konnte eine dreifaktorielle Struktur identifiziert werden, die
die beiden schülerbezogenen Faktoren „Fachliche Förderung im inklusiven Unterricht“ und
"Soziale Inklusion im Unterricht" umfasst sowie den lehrerbezogenen Faktor „Persönliche Bereitschaft zu inklusivem Unterricht“. Die Faktoren bilden sowohl kognitive als auch behavioral-affektive Komponenten der Einstellung valide ab.
Workshop 5 – Forschungsmethoden im Kontext syndromspezifischer Studien
13:30 Uhr: Jeltsch-Schudel, Barbara & Flückiger, Denise & Schindler, André (Université de Fribourg)
(V): Forschungsmethodologische Aspekte im Langzeitprojekt "Entwicklung unter den Bedingungen
von Down-Syndrom (DS)"
Langzeituntersuchung seit 2005 zur Entwicklung von Kindern mit DS in ihren Familien. Mehrdimensionale Anlage des Forschungsprojekts mit vielseitigem Instrumentarium:
- systematische Dokumentation von Entwicklungsprozessen von Kindern mit DS beginnend ab
1. Lebensjahr
- Miteinbezug ihrer sich verändernden sozialen Kontexte
- zunehmende partizipative Forschungsteilnahme von Eltern und Kindern
Dieses in ein Studienprogramm eingebettete Forschungsprojekt mit Langzeitperspektive bezieht Studierende als Forschende mit ein.
Daher:
- strukturiert das basic design die Gesamtthematik und erlaubt den Studierenden zugleich je
eigene Forschungsfragen zu bearbeiten.
- wird die Zusammenarbeit verschiedener Gruppierungen von Forschenden methodisch gewährleistet.
Die wissenschaftliche Begleitung von Entwicklungsprozessen von Kindern und ihren Familien
berücksichtigt zudem gesetzliche Rahmenbedingungen ebenso wie realisierte Angebote und
ermöglicht Rückbezug der Ergebnisse auf konkrete Lebenssituation
14:05 Uhr: Sansour, Teresa (Pädagogische Hochschule Heidelberg) (V):
Videogestützte Beobachtung des Interaktionsverhaltens von Müttern im Kontext des Fragilen-XSyndroms
Obwohl die Bedeutung der Eltern-Kind-Beziehung für die kindliche Entwicklung vielfach belegt
wurde, ist erst wenig darüber bekannt, inwieweit Charakteristika in der Entwicklung und im
Verhalten eines Kindes zu spezifischen Anpassungsleistungen im elterlichen Interaktionsverhalten führen. Ausgehend von dieser Überlegung wurde in einer Vergleichsstudie mittels videogestützter Beobachtung der Frage nach syndromspezifischen Anpassungsleistungen bei
Müttern von Jungen mit Fragilem-X-Syndrom nachgegangen. Dazu wurden verschiedene
Spielsituationen von Müttern und ihren Kindern mit Fragilem-X-Syndrom, Müttern und
ihren Kindern mit Down-Syndrom und Müttern und ihren Kindern ohne Behinderung aufgenommen und mit Hilfe eines Kategoriensystems und dem Rating-Verfahren PICCOLO (Roggmann et al., 2013) analysiert.
Posterpräsentationen:
1. Westphal, Ilona (Universität Flensburg):
Teachers’ attitudes towards inclusive education and self-efficacy with focus on children with
intellectual disabilities
2. Bernasconi, Tobias & Keeley, Caren (Universität zu Köln):
Empirische Forschung mit Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung
3. Bienstein, Pia; Unruh, Aissulu; Urbann, Katharina & Verlinden, Karla (Universität zu Köln):
Vorbeugen und Handeln - Sexueller Missbrauch an Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung (SeMB)
4. Bienstein, Pia & Hamacher, Tim (Universität zu Köln):
Erhebung elterlichen Stressempfindens bei Eltern von Kindern mit Down-Syndrom
5. Palysika, Nicole; Stute, Lisa & Schlobohm, Berit (Technische Universität Dortmund):
Inklusive Erwachsenenbildung im Kontext geistiger Behinderung