Besuch Ortsmuseum Wollishofen und Quartierspaziergang

Geschichtsverein Adliswil
www.geschichtsverein.ch
Einladung zum Quartierspaziergang und Besuch des Ortsmuseums Wollishofen, Samstag, 28. Mai 2016
Unter kundiger Führung durch den Historiker Dr. Martin Illi, der viele Jahre in Wollishofen wohnhaft war
und 2015 zusammen mit dem Grafiker Raymond Naef das Ortsmuseum neu gestaltet hat, besuchen wir in
einer zweiteiligen Veranstaltung Wollishofen – bis zur (anfänglich abgelehnten) Eingemeindung 1893 ein
Nachbardorf von Adliswil, seither ein Stadtquartier von Zürich, das vom Zürichsee bis ins Sihltal reicht.
Ansichtskarte von Wollishofen, ca. 1890/1904 (Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv,
Ansichtskarten, ZH, Kreis 2, 99), Digitalisat: http://dx.doi.org/10.3931/e-rara-45798
Programm Teil 1
13.30 Uhr
Besammlung Bahnhof Adliswil
13.35 Uhr
Fahrt mit der S 4 bis Zürich-Brunau
Quartierspaziergang: Friedhof Manegg – Rainstrasse – Butzenstrasse – Alte Kirche – Rumpumpsteig – Rote Fabrik – Cassiopeia-Steg – Ortsmuseum
Teil 2
(auch direkt erreichbar mit Bus 185, 15.21 Uhr ab Bahnhof Adliswil bis Haltestelle Widmerstrasse, von dort 5 Min. Fussweg)
15.45 Uhr
Besichtigung Ortsmuseum Wollishofen (mit Apéro), Widmerstrasse 8
Rückfahrt nach Adliswil mit Bus 184 / 185
Die Veranstaltung ist kostenlos und steht auch Nicht-Mitgliedern des Geschichtsvereins Adliswil offen.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Weitere Infos
Website von Martin Illi: http://www.martin-illi.ch
Martin Illi, „Wollishofen“, in: Historisches Lexikon der Schweiz (http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D3135.php) → Text auf der folgenden Seite
Baukultur in Zürich. Schutzwürdige Bauten und gute Architektur der letzten Jahre. Band 5: Enge, Wollishofen, Leimbach. Zürich 2006.
http://www.wollishofen-zh.ch/#!ortsmuseum/fc2my
Kontakt
Christian Sieber, Präsident / Fachlicher Leiter Geschichtsverein Adliswil
Alte Dorfstrasse 12a, 8135 Langnau am Albis
Mobile 079 813 47 53 / Mail [email protected]
Geschichtsverein Adliswil
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Martin Illi, „Wollishofen“, in: Historisches Lexikon der Schweiz
Ehemalige politische Gemeinde im Kanton Zürich, 1893 in die Stadt Zürich eingemeindet. Quartier am linken Seeufer, entstanden aus den drei Siedlungen (Wachten) Wollishofen (Ober- und Unterdorf sowie
Rain), Honrain und Erdbrust. Vor 1227 de Woloshovin (in einem Rodel), 1246 Woloshoven. 1637 319 Einwohner; 1799 587; 1850 1'093; 1888 1'746; 1900 3'154; 1960 19'796; 2010 15'988.
Im Zürichsee wurden vor Wollishofen eine schnurkeramische (Bad Wollishofen) und eine spätbronzezeitliche Siedlungsstelle (Haumesser-Grund) entdeckt, wobei für Letztere auch Indizien für eine Belegung in
neolithische Zeit vorliegen. Tauchuntersuchungen 1960 und 1977 stellten den fast restlosen Verlust der
Kulturschichten fest. Eine römische Villa mit Mosaikböden lag am Honrainweg.
Womöglich als Bestandteil der 1218 aufgelösten Reichsvogtei Zürich gelangte Wollishofen an die Herren
von Eschenbach, die 1304 einen grösseren Komplex zwischen Albiskamm und See von Wollishofen-Erdbrust bis Zürich an das Zürcher Rittergeschlecht Manesse verkauften, ohne ein partielles Vogteirecht über
Wollishofen, das sich im Besitz des Zürcher Bürgers Johannes Wolfleisch befand. Nach verschiedenen Handänderungen nach 1392 kam das Gebiet um 1400 an die Stadt Zürich, die 1423 den ersten Obervogt einsetzte. Die bis 1798 bestehende Obervogtei Wollishofen umfasste auch Enge und Leimbach.
Wollishofen gehörte [wie Adliswil] zur Pfarrei Kilchberg. Eine Kapelle in Erdbrust, wo sich eine Beginensammlung bildete, ist 1369 belegt, eine zweite stand möglicherweise in Honrain. Nach dem Bau der Kirche
1702 kam Wollishofen zu Zürich-St. Peter; erst 1854 wurde es eine selbstständige Kirchgemeinde. Die neue
reformierte Kirche Auf der Egg wurde 1935-1936 von Walter Henauer und Ernst Witschi in einer gleichzeitig geplanten grossen Freihaltezone erstellt, die katholische Pfarrkirche St. Franziskus 1928.
Mittelpunkt des Gemeindelebens war bis 1854 das 1530 erstmals erwähnte Gemeindehaus ("Gesellenhaus"), das über ein Tavernenrecht verfügte. In Wollishofen lagen zahlreiche frühneuzeitliche Landsitze
von Stadtbürgern. Das Dorf unterstand dem städtischen Gewerbebann. 1729 stürmten aufgebrachte
Handwerker aus der Stadt die Seidenfärberei des Stadtzürchers Hans Kaspar Abegg. Die Volkszählungen
Mitte des 19. Jahrhunderts zeigen wegen der Anfänge der Industrialisierung und der Stadtnähe breit gefächerte Erwerbsstrukturen: Landwirtschaft, Textilgewerbe und -industrie (hauptsächlich Seide) und Bauhandwerk boten Arbeit. Vor allem Frauen waren als Dienstboten für die Oberschicht tätig, die allmählich
vor die Stadttore zog. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts siedelten sich eine Ziegelhütte sowie eine
Kattundruckerei und Rotfärberei an. 1860 folgte eine Ton- und Glasmühle, deren Areal später die Spinnerei
Wollishofen und ab 1904 die Papiermühle an der Sihl nutzten. Das Industrieensemble der 1893 gegründete
Seidenweberei Henneberg übernahm 1899 die Stünzi Horgen und 1935 die Standard Telephon und Radio
AG. 1972 erwarb es die Stadt Zürich als Abbruchobjekt. Seit den Jugendunruhen 1980 beherbergt es das
alternative Kulturzentrum Rote Fabrik. Die Fabrikanlagen im Neurenaissancestil stehen unter kantonalem
Denkmalschutz. In der kantonalen Volksabstimmung von 1891 lehnte Wollishofen als reiche Vorortsgemeinde die Vereinigung mit der Stadt Zürich mit 66% Neinstimmen ab, während der Kanton die Vorlage
annahm. Nach erfolgloser Anrufung des Bundesgerichts verlor Wollishofen 1893 seine Selbstständigkeit.
Die Seestrasse nach Zürich wurde 1834 neu angelegt. Die Dampfschifffahrt (ab 1839), die linksufrige Eisenbahn (ab 1875), die Sihltalbahn (ab 1892), das Tram (ab 1900, verlängert 1928) und die A3 (ab 1966) verbesserten kontinuierlich die Verkehrserschliessung. Bis zum Ersten Weltkrieg folgte die Siedlungserweiterung (vorwiegend Villen, Wohn- und Geschäftsbauten) den Verkehrsachsen. In der Zwischenkriegszeit
prägte der kommunale und der genossenschaftliche Wohnungsbau die Siedlungsentwicklung; bemerkenswert ist die fischgrätartige Werkbundsiedlung Neubühl (1930-32) im Stil des Neuen Bauens, die eine Trendänderung gegenüber der in Zürich dominierenden Blockrandüberbauung einleitete. Der bäuerliche Kern
von Wollishofen war Anfang des 21. Jahrhunderts kaum noch zu erkennen.