Ich bin dann mal weg

'Ich bin dann mal weg!'
Zehn intensive Jahre hat Peter Gumbal, Pfarrer der Evangelisch-methodistischen Kirche
Adliswil und Wollishofen, höchst erfolgreich gewirkt. Nun braucht die EMK seine
Fähigkeiten andernorts. Stellenwechsel ist angesagt. Gumbal hinterlässt eine
empfindliche Lücke.
Von Hans Lenzi
Denn der Kirchenmann war weitherum sehr beliebt. Und hinterlässt tiefe, nachhaltige
'Fussspuren'. Nach dem ersten Schock richten die EMK-Mitglieder jetzt aber, in bekannter
methodistischer Tradition, ihren Blick nach vorn.
Guter Mann!
Kein Zweifel - der gebürtige Lörracher weist eine spannende Vita auf: Er verfügt über einen
Gesellenbrief als Maschinenmechaniker, hat dann auf dem zweiten Bildungsweg Theologie,
Psychologie und Anthropologie studiert, rund fünf Jahre in einem Kinderheim als Erzieher
gearbeitet und sich auch im Ausland umgeschaut. Nach reiflicher Ueberlegung - 'mir stehen
auch die katholische und reformierte Kirche sehr nahe' - entschied er sich für den Dienst in der
EMK. Frühe Schicksalsschläge haben den Wahlschweizer für menschliche Not sensibilisiert.
'Pfarrer Gumbal ist für uns eine Ausnahme-Erscheinung. Er betreibt Theologie mit Leidenschaft.
Und dank seiner Zusatzausbildung als Logotherapeut ist er mit seiner Begabung als Seelsorger
weit über Adliswil und Wollishofen hinaus zum Begriff geworden. Seine Leistungsbereitschaft
und seine Fähigkeit zum Lehren wurden allseits geschätzt. Kunststück, dass wir 'unsern' Pfarrer
nur sehr ungern ziehen lassen', bringt Vorstandspräsident Viktor Kürsteiner die Stimmung unter
den Gläubigen auf den Punkt. 'Gleichzeitig haben wir in den letzten Wochen gelernt, dass die
schweizweite EMK-Familie noch andere Bedürfnisse hat als wir vor Ort. Deshalb sehen wir ein nach dem ersten Schrecken über die relativ kurzfristige Versetzungsorder -, dass Peter Gumbal
an anderer Stelle gebraucht wird. So wird er uns, eben erst in Adliswil eingebürgert, in wenigen
Tagen Richtung St. Gallen verlassen.'
Bewegte Gemeinde
Tatsächlich zeigen Gespräche mit den Kirchgängern, dass Gumbals Einsatz von der
Jugendarbeit über die Seniorennachmittage, die einfühlsamen Gottesdienste, den immer sehr
spannenden 'Bibel aktuell'-Diskussionen, den regelmässig organisierten Taizé-Ausflügen, den
besinnlichen Vesper-Veranstaltungen bis hin zu seiner entschiedenen ökumenischen Haltung
immer hohen Anklang gefunden hat. Man spürt, dass Begegnungen mit Mutter Theresa, Frère
Roger und manch guten Erziehern und Lehrern – 'sehe in jedem Menschen Christus' - Peter
Gumbal nachhaltig geprägt haben. So kann es nicht erstaunen, dass die plötzliche
Dienstzuweisung der EMK Schweiz für viele Züri2- und Adliswil-Gemeindeglieder
gewöhnungsbedürftig war. 'Zehn Jahre sind eine lange Zeit. Auch für mich, der die Menschen
liebt und dem die Region ans Herz gewachsen ist, stellt der Weggang eine Zäsur dar. Auf der
andern Seite wissen wir EMK-Pfarrpersonen stets, dass Versetzungen zum Selbstverständnis
unserer Kirche gehören', erklärt Peter Gumbal die Situation. 'Ich kann aber heute schon sagen,
dass Adliswil immer einen prominenten Platz in meiner Erinnerung haben wird.'
Neue Ufer
In der Zwischenzeit ist man daran, für den beliebten Gemeindevorsteher am 10. Juli einen
herzlichen Abschied zu organisieren. Es soll eine Zeit des gemeinsamen Zurückblickens und
der frohen Dankbarkeit werden. Nachher heissts dann endgültig: 'Ich bin dann mal weg.'
Benachfolgt wird Gumbal von Pfarrerin Esther Baier aus Glarus. Ihr Antrittsgottesdienst findet
am 28. August statt. 'Christsein heisst unterwegs sein. Und sich stets auf Neues einzulassen. In
diesem Sinne wünschen wir beiden Pfarrpersonen für ihre je neue Aufgabe einen maximalen
Start', gibt sich Kürsteiner mit dem Schicksal ausgesöhnt.