PiTa 21.05.2016 Haushalt 2016: Bangen um Pinnebergs Schulen Pinneberg Bürgermeisterin Urte Steinberg (parteilos) spricht von einem positiven Signal für Pinneberg, die Politik sieht es jedoch anders: Die Kommunalaufsicht hat der Verwaltung in einem Brief mitgeteilt, dass die Stadt keine Kredite für Investitionen aufnehmen darf, solange die Jahresabschlüsse 2009 und 2010 nicht vorliegen. „Es bedeutet einen Baustopp für Pinneberg“, sagt Joachim Dreher von den Grünen. Kiel kommt der Kreisstadt indes entgegen und gibt 5,9 Millionen Euro aus dem Haushalt 2016 für Unterhaltungskosten frei. Seite 3 Baustopp an Pinneberger Schulen Kommunalaufsicht Stadt darf keine Kredite für Investitionen aufnehmen / Unterhaltungskosten von 5,9 Millionen Euro freigegeben Pinneberg Die Post aus Kiel kam am Donnerstagnachmittag, während hinter der Drostei das große Gelöbnis über die Bühne ging. Bereits in der Ratsversammlung, nur wenige Stunden später, wurden Kopien verteilt. Die Quintessenz des Schreibens brachte Ratsherr Joachim Dreher (Grüne und Unabhängige) auf den Punkt: „Es bedeutet einen Baustopp für Pinneberg.“ Inklusive Schulen. „Ich bin geplättet von dem Schreiben“, so Angela Traboldt (SPD). gaben, darin enthalten sind beispielsweise Gehälter, und Sanierungen im Bestand darf die Verwaltung tätigen. „Ich bin sehr froh darüber, dass der Haushalt im Aufwandsbereich genehmigt worden ist. Die haushaltslose Zeit ist vorbei“, sagte Steinberg. Viele Maßnahmen könnten jetzt angegangen werden. „Zum Beispiel im Schulbereich mit einer Summe von 5,9 Millionen Euro für Sanierungen und Unterhaltungsaufwand.“ Das sei ein sehr positives Signal für Pinneberg. Nowotny räumt ein, einzelne Investitionen zu genehmigen, insofern ein Aufschub „ganz erhebliche negative Folgen für die Stadt nach sich ziehen würde“. Er erwartet jedoch eine fundierte und differenzierte Begründung. „Eine eingehende VorOrt- Prüfung behalte ich mir für diesen Fall ausdrücklich vor“, schreibt Nowotny. Wie man es auch dreht und wendet: Pinnebergs Zukunft hängt von den Jahresabschlüssen ab. Laut Steinberg sollen der Abschluss 2009 Ende August und 2010 Ende Oktober 2016 vorliegen. „Wir tun alles dafür, dass die Jahresabschlüsse so bald wie möglich vorgelegt werden.“ Doch die Politik zweifelt dieses Zeitfenster an. „Die unkonkreten Termine, die irgendwo in den Weltraum geschrieben sind, gehen mir auf den Keks“, sagte Dreher. Traboldt geht davon aus, dass die Abschlüsse erst im September vorliegen werden. „Das ist an Dramatik nicht zu überbieten. Wir verlangen von der Verwaltung, die Jahresabschlüsse jetzt endlich zu liefern.“ Und auch Ratsherr Andreas Meyer (CDU) appellierte an die Verwaltung, „das deutlich schneller hinzukriegen“. Damit fährt Mathias Nowotny von der Kommunalaufsicht, der den Brief verfasst hat, seinen harten Kurs weiter: Zwar ist der Haushalt 2016 in vollem Umfang genehmigt, aber solange die Jahresabschlüsse 2009 und 2010 nicht vorliegen, darf die Verwaltung keine Kredite für „Investitionen und Investitionsfördermaßnahmen sowie Verpflichtungsermächtigungen“ aufnehmen. Nowotny setzt sie zunächst auf null fest und verlangt aufs Neue einen verbindlichen Zeitplan. Doch das Schreiben der Kommunalaufsicht lässt auch einige Fragen offen: Negative Folgen – was heißt denn das? Gilt das nur für Fördergelder, die in Gefahr sind? Ratsherr Manfred Stache (Grüne und Unabhängige) erklärte, dass es auch negative Folgen für Pinneberg hätte, „wenn wir keine Betreuungsplätze für Kinder haben“. Er spielte darauf an, dass an der Hans-Claussen-Schule ein Anbau für 20 Betreuungsplätze gebaut werden soll. Während die Politik über das Schreiben aus Kiel geschockt ist, bewertet Bürgermeisterin Urte Steinberg (parteilos) es positiv. Denn Pflichtaus- SPD-Ratsherr Dieter Tietz gab ihm recht. „Wir können nicht sagen: Alles, was Aufwand ist, machen wir jetzt.“ „Wir werden Teilgenehmigungen beantragen für investive Bereiche“, sagte die Bürgermeisterin. Die Politik forderte von ihr, die Schulleiter über die aktuelle Situation zu informieren. Matthias Beimel, Direktor an der Theodor-HeussSchule, nimmt’s mit Galgenhumor: „Das schockt mich nicht. Wo nichts ist, kann nichts gestoppt werden“, sagte er gestern auf Anfrage dieser Zeitung. Thomas Gerdes, Leiter der Grund- und Gemeinschaftsschule im Quellental, möchte sich nicht voreilig äußern, sondern darauf warten, bis die Bürgermeisterin ihn über die Konsequenzen für die Schule informiert hat. „Ich glaube, dass es Lösungen geben wird“, sagte Uta Holst-Timm, Leiterin der Johann-ComeniusSchule (JCS) in Thesdorf. Alle drei Schulleiter werden Anfang Juni von Steinberg Näheres erfahren. René Erdbrügger
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