- Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe e. V.

Vortrag Fachtag buss 2016
„Bundesteilhabegesetz – Bericht
zum aktuellen Stand“
Dr. Mignon Drenckberg
Referentin für Suchthilfe, Wohnungslosenund Straffälligenhilfe des Caritasverbandes
München und Freising
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Gliederung
1. Allgemeines
2. Auswirkungen auf die
Anspruchsberechtigten
3. Auswirkungen im Vertragsrecht und auf
stationäre Angebote
Fachtag buss, Dr. M. Drenckberg, 2016
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1. Allgemeines
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Zeitschiene
Errechnung Finanzierung
Einflüsse auf andere Gesetze
Zielrichtung des Gesetzes
Grobgliederung des Gesetzes
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Zeitschiene I
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Referentenentwurf (Frühjahr 2016)
Kabinettsbefassung (Mai 2016)
1. DG Bundesrat/-tag (Sommer 2016)
Parl. Anhörung (Sep. 2016)
2./3. DG Bundesrat/-tag (Herbst 2016)
Abschluss bis Ende 2016
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Zeitschiene II
• Inkrafttreten:
– Gestaffelt vom 01.01.2017 (erster Teil) über
01.01.2018 bis 01.01.2020
(Eingliederungshilfe)
– Übergangsfristen: Rahmenverträge und
Vergütungen bleiben bis 31.12.2019 in Kraft;
für Leistungsberechtigte bis max. 2023
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Errechnung Finanzierung I
• 5 Mrd. Euro pro Jahr zur Entlastung der
Kommunen
• Berechnungsgrundlage? Einbeziehung
der seelisch Behinderten?
• Festgelegte Obergrenze, da im
Bundeshaushalt?
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Errechnung Finanzierung II
• Die 5 Mrd. Euro wurden den Kommunen
bereits 2015 unabhängig vom BTHG zur
Verfügung gestellt
• Erfüllung Fiskalpakt, aber Anreiz für
Kommunen, BTHG mitzugestalten,
verringert
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Einflüsse auf
andere Gesetze
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SGB II und SGB III
SGB V, SGB VI und SGB VII
SGB VIII - Jugendhilfe (große Lösung)
SGB XI - Pflegbedürftigkeitsbegriff
SGB XII - Teil Eingliederungshilfe
Verschiedene weitere Gesetze und
Verordnungen (AGSG)
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Zielrichtung des Gesetzes I
• Umsetzung UNBehindertenrechtskonvention
• Mehr Beteiligung der Betroffenen
• Personenzentrierte / individualisierte
Leistungserbringung
• Verhinderung neuer
Ausgabendynamiken
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Zielrichtung des Gesetzes II
• Trennung von Fachleistungen und
existenzsichernden Leistungen
• Mehr Steuerungs- und Kontrollmöglichkeiten der Leistungsträger
• Entlastung der Betroffenen vom Einsatz
von erwerbsbedingtem Einkommen und
von Vermögen
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Grobgliederung des
Gesetzes
Grundsätzlich: SGB IX wird erweitert!
• Teil 1: Reha- und Teilhaberecht für alle
Rehabilitationsträger geltend
• Teil 2: Reformierte Eingliederungshilfe
als Leistungsgesetz
• Teil 3: Weiterentwickeltes
Schwerbehindertenrecht
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2. Auswirkungen auf
die Anspruchsberechtigten
• Behinderungsbegriff (Zuordnung der
suchtkranken Menschen)
• Rolle der Leistungsträger
• Hilfeplanung (Personenkonferenz,
Gesamtplanverfahren)
• Teilhabegeld / Einkommen / Vermögen
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Behinderungsbegriff I
• bisher: subsumiert unter seelisch
behinderte Menschen
• § 97: Schädigung der Körperfunktion
• Erhebliche Teilhabeeinschränkung liegt
vor oder droht, d. h. personelle oder
technische Unterstützung in
Lebensbereichen ist notwendig
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Behinderungsbegriff II
Lebensbereiche nach ICF:
Lernen und Wissensanwendung
Allg. Aufgaben und Anforderungen
Kommunikation, Mobilität,
Selbstversorgung, häusliches Leben
interpersonelle Interaktionen und Beziehungen
Bedeutende Lebensbereiche
Gemeinschafts-, soziales u. staatsbürgerliches Leben
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Rolle der Leistungsträger
• Trennung zwischen Fachleistung und
existenzsichernder Leistung
• Wirkungskontrolle über Zielvereinbarung
mit dem Leistungsberechtigten
• Unabhängige Beratungsstellen (peer-topeer-counseling)
• Sach-, Dienst- oder Geldleistung
(Pauschale möglich, Poolen)
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Hilfeplanung
• Antragspflicht der Betroffenen
• Einheitliches bundesweites Instrument
existiert nicht (Grundlage ICF)
• Trägerübergreifende Teilhabeplanung
schwierig (Reha, Eingliederung etc.)
• Teilhabeplan-, Personen-, und
Gesamtplankonferenzen (Entwicklung /
Ausgestaltung?)
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Teilhabegeld /
Einkommen / Vermögen
• Teilhabegeld wird aus Kostengründen
und Furcht vor Mitnahmeeffekten nicht
umgesetzt
• Neue Grenzen für Einkommen und
Vermögen sind nicht generell besser
• Angehörige werden frei gestellt (außer
Eltern erw. Leistungsberechtigter)
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3. Auswirkungen im Vertragsrecht
und auf stationäre Angebote
• Leistungs- und
Vergütungsvereinbarungen
• Qualität
• Ausstattung der Einrichtungen
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Leistungs- und
Vergütungsvereinbarungen I
• Vorsicht: SGB IX und SGB XII relevant
• Neue Rahmenverträge auf Landesebene
• Schiedsstellenfähigkeit für Leistungsund Vergütungsvereinbarung (nach 3
Monaten)
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Leistungs- und
Vergütungsvereinbarungen II
• Leistungspauschalen nach Gruppen,
Stundensätzen, gemeinsame
Inanspruchnahme von Leistungen
• Aufnahmeverpflichtung
• Vergütung: Referenzwert unteres Drittel
vergleichbarer Einrichtungen
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Leistungs- und
Vergütungsvereinbarungen III
• Neu festgeschrieben:
Tarifvertraglich vereinbarte und kirchliche
Arbeitsrechtsregelungen können nicht als
unwirtschaftlich abgelehnt werden
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Qualität I
• Anlassbezogenes Prüfrecht der
Leistungsträger zu Wirtschaftlichkeit,
Qualität und Wirksamkeit (neu) 
Kriterien!?
• Vermeidung von Doppelprüfungen
• Neu: Kürzung der Vergütung für die
Dauer der Pflichtverletzung
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Qualität II
Neu § 37, Absatz 4:
Höhere Qualitätsanforderungen können
mit den Einrichtungen, die Leistungen
erbringen, vereinbart werden;
Dies gilt dann für alle Leistungserbringer,
die in diesem Bereich tätig werden wollen.
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Ausstattung der Einrichtungen
• Gilt AV PfleWoqG weiter (Auflösung von
ambulant und stationär)?
• Geschlossene Unterbringung?
• Sozialhilferechtliche Mietobergrenzen
gültig?
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Fazit I
• Viele Details und Kriterien müssen noch
erarbeitet werden und dabei ist die
Länderebene wichtig
• Die Angebotslandschaft wird sich
verändern müssen (v.a. stationär)
• Ausgestaltung Beratung / Hilfeplanung
wird ein wichtiges Thema
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Fazit II
• Zusammenspiel SGB IX und SGB XII
wird extrem wichtig
• Suchthilfe muss sich für ihre KlientInnen
stark machen (z. B. Beratungsangebote)
• Suchtkranke Menschen werden bei dem
Thema Behinderung häufig vergessen
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Herzlichen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit
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